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38, 14. Februar 1916. Fertige Bücher. Börsenblau I- d. Dklchn. Buchhandel 915 Zur klerikalen Preßfehde! <I §veöe^ e^Lc/r/e/r r/a§ L. «/rr/ 7a«§enck. Karl Zimmermann Das Problem Belgien oder: Es lebe der Geuse In geschmackvollem Pappband M. l 80. Ein frischer Wind weht; jedes Wort hat seinen schwe ren Wert; keines ist zuviel Was ist Belgien? An der Land der Geschichte beantwortet Zimmermann diese Fraae und wahrheitsgetreu. Zur Empfehlung brauche ich weiter nichts hinzuzufügen, nachdem die „Kölnische VollSzeitung" bereits Zeter und Mordio darob geschrien; wohl der beste Bew is, daß die Zimmermannsche Schi ist etwas Tüchtiges ist, daß der Nagel auf den Kops getroffen wurde Altkatholisches Volksblatt. „Ein neuer Frevel gegen den Burgfrieden!" „Lier handelt es sich um ein derart unverschämtes Pamphlet, daß man sich erstaunt fragen muß, wo die Zensur bleibt, die eS duldet, dan Deutschlands und Önerreichs Katholiken 0!) solche Be- fchimpfangen über sich ergehen lassen muffen, während ihre Söhne Mlt Blut und Leben das deutsche Vaterland ebenso verteidigen wie die Protestanten. L»er genügt kein papierener Protest, hler muß entschieden emgeschritten werden. Wenn solche Gemeinheiten jetzt schon geduldet werden, dann kann man ja auf «echt nette Dinge nach dem Krieg gefaßt sein." So schloß ein Leitartikel der „Kölnischen Volkszeitunq" vom 30 XI. 1915 gegen dieSBuch, das nur von Belgien handelt. Es Hecht darin: Lier wird eine tendenziöseGeschichtsklilterung betrieben, die in gehässigster Weie alles zusammenträat, was seit den Tagen der Reformation im heutigen Belgien angeblich von Junkern und Pfaffen, Äbten und Feldhauptleuten, von den „Paternostei knechten" gegen die Soldaten des freien Gewissens (die Protestanten) verübt worden ist. Der Gassenbubenton, den dieserLerrgegendie katholischeK>rche anzuschlagen wagt, spottet jeder Kritik Die Ideen Zimmermanns sind die ausgesprochensten Ideen der Freimaurerei, die unter teu tonischem Au putz einen Vorstoß unternimmt, um die in Belgien davon geschwommenen antiklerikal-revolutionären Felle zu retten. Warum redet ferner die ullramvntane „Augsburger Zei tung" von einem geradezu „widerlichen Eindruck" des Bändchens? Die Antwort geben die Kritiken der nicht klerikalen Blätter. Magdeburgische Zeitung: Es ist eine Kampfschrift voller Leidenschaft, eine Schrift, die auch durch die Form der Darreichung ihres Stoff-s gewinnen will. Belgien ist dem Verfasser der unglückselige Staatsname für eine Zwitterbildung zwilchen den germanischen und romanischen Rei- stellung die Nöte der klerikalen Beherrschung drücken Weltliche Le ren sind die w-Ischen Wallonen mit ihrer Franzosenbegeiste- rung. geistlich w>rd das Land — Vlamen und Wallonen — von einer Priesterschast geknebelt, die an den traurigen Zuständen im Schulwesen und in der sozialen Arbeit die Schuld tragen. So der Verfasser, der dieses Bolk so kennt und so liebt, daß er seiner klugen und starken Darstellung, die ganz aus dem Rahmen ähnlicher Arbeiten herauswächst, so heftige, anklagende Worte mit auf den Weg geben darf. Christliche Welt: Zimmermann erklärt im Vorwort, das Problem Belgien nicht lösen, sondern erst recht problematisch erscheinen lassen zu wollen; das ,st ihm gelungen Treffend ist, daß er als daS bel- gische Problem den Klerikalismus heraushebt und aufweist. Christliche Freiheit: Das nämlich ist eines der schönsten Merkmale dieses Buches über Belgien, daß es kein leisetreterisches Buch ist. Deutsches Philologenblatt: Diesem Überblick über die Geschicke Belgiens kann ohne Ein schränkung das Zeugnis ausgestellt werden, daß er uns verstehen lehrt, warum die Dinge gerade so und nicht anders ihren Lauf ge nommen haben. Hamburger Fremdenblatt: Jedenfalls wirkt diese ungewöhnlich anregende Schrift trotz ihrer Knappheit sehr aufklärend. Braunschweigische Landeszeitung: Das Buch gehört sicherlich zu dem Besten, was in der Kriegszeit über Belgien geschrieben ist. Deutsches Lehrerblatt: Zimmermanns Buch ist aus Cofterscher und zugleich aus intimer Kenntnis des heutigen Belgiens herausgewachsen. Auch in der künstlerischen Form ist es de Coster würdig. St. Galler Tageblatt: Der Geist von Charles de Coster herrlichem Roman „Tyll Eulen spiegel und Lamm Goedzak', wie er von Zimmermann vielfach an gerufen wird, ist dem Büchlein auch zu Gevatter gestanden. Die Holländische Zeitung: Let Vaterland: Das Problem Belgien wird gestellt und besprochen von einem ur sprünglich denkenden Schriftsteller. Sein scharfer Blick ist merk würdig. Dieses Buch ist, was seine künstlerische Ausdrucksweise betrifft, de CosterS Werk würdig. Eugen Diederichs Verlag in Jena