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Allgemeiner Anzeiger : 31.08.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191808317
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-08
- Tag 1918-08-31
-
Monat
1918-08
-
Jahr
1918
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 31.08.1918
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Veutlcklznä unä Okma. Zuerst haben die Eva'änder in China festen F»tz gefaßt. Seit 1842 halten sie Hongkong erworben, nnd die Zahl der Häsen, in denen die chinesische Negierung ihnen den Handel ge- staitere, wurde immer größer. 1861 schloß Preußen einen Vertrag, der die Handels- und Schiffahrtsverhällnisse neben den polnischen Be ziehungen regelte. Aber erst nach der Neichs- gründung wurden die deulich-chinesiichen Be ziehungen reger. Zur selben Zeit rückte auch China mit der Eröffnung des Suezkanals ver- kehrspolitisch näher an Europa heran. Die Er folge des deutschen Kausmanns in China be ruhen in erster Linie auf einer gründlichen, wissenschaftlichen Vorbereitung seiner Arbeit. Für die Erkundung des Geschmackes der chinesischen Bevölkerung, für eine planmäßige Bearbeitung des Marktes wurde von deutscher Seite am meisten getan, und das Ergebnis der so allmählich erfolgten Anpassung des Bedarfs an die europäischen Waren ist im Lause der Zeit auch den anderen Nationen zugute ge kommen. Im Bergbau, im Essenbahn- und Postwesen, in Land- und Forstwirt schaft uiw. haben Deutsche Hervorragendes zum Besten des chinesischen Reiches geleistet. Und es ist verständlich, wenn so das Ver- nauen der sonst immer noch recht zurückhaltenden Regierung gerade Deutschland gegenüber ganz besonders groß war, so daß Deutschlands Mit wirkuna bei der Reorganisation von Verwaltung, Unterrichts- und Gesundheitswesen uiw. gesucht und sehr geschätzt wurde. Ein Kaiserliches Edikt aus Peking setzte denn auch die deutsche Sprache im Jahre 1909 als wichtigen Lehrgegenstand für die höheren und mittleren Schulen fest. Aber das Bild von Deutschlands Leistung in China wäre unvollständig, wenn man nicht der »Perle* von Deutsch-Ubersee gedenken wollte: Tsingtaus. Am 6. März 1898 war der deutsch-chinesische Vertrag über die Pachtung der Kiauischou-Bucht abgeschlossen. Deutschland wollte hier an einem Beispiel zeigen, mit welchen Mitteln China zu erschließen ist. Deutschland erhielt hier zunächst den tür seine Stellung in Ostasien dringend notwendigen Flottenstützpunkt. Das 3. Seebataillon und einige Abteilungen Matrosen-Arlillerie kamen hier in Garnison. Daneben aber setzte so gleich eine rege wirtschaftliche Arbeit ein, galt eS doch nicht nur das Kiautschou-Gebiet, sondern die ganze Halbiniel Schantung, die etwa so groß ist wie unsere süddeutschen Staaten zu- sammen, aus starker wirttchaulicher Vcrnach- lässigung einer ganz neuen Zukunft entgegenzu- 'ühren. So entstand aus einem kleinen Dors die 1914 etwa 60000 Einwohner zählende Hauptstadt des ganzen Gebietes Tsingtau mit einem den modernsten Ansprüchen ge nügenden Laten. Eine Bahn jührle von Tiingtau durch die Halbinsel und er schloß das Land' rechts und links einer un geahnten wirtschaftlichen Blüte. Nach modernen Grunwätzen wurde Bergbau betrieben und für 1914 war die Gründung eines deutschen Eisen- weikes in Tsingtau vorgesehen, das die Schantung-Erze verhütten sollte. Der Ausbruch des Krieges hat uns an der Vollendung dieses wichiigen Planes gehindert. Welche wirtschaftlichen Möglichkeiten Schantung,übrigens die Heimat des gi offen NesigionsstisiersKung-Fu-Dii (Konfuzius), bietet, mag die Tatsache beweisen, daß dort schon allein von der Landwirtickast eine Bevölkerung von 33 Millionen (etwa 220 auf den Quadrat kilometer) leben lonnle. Tsingtau wurde durch das rege gesellschaftliche, kommerzielle und geistige Leben, das die Deutichen dort ent falteten, zum Mittelpunkt deS Deutschtums in Ost- asten. Ein Stück Deutschland entstand hier, sogar gekrönt durch das Werk einer deutichen Hochschule. Am 23. August 1914 erklärte Japan an Deutschland den Krieg, nachdem Deutschland das unverschämte Ultimatum auf Herausgabe Tstnglaus unbeantwortet gelassen hatte. Erst am 7. November 1914 erlag Tiingtau den bis dahin blutig abgewehrtcn Angriffen einer zehmachsn iapaniich - englischen Übermacht. 6444 Kriegsgeiangene wurden nach Japan übergefühn. Der glänzende Verlauf un,erer Arbeit war jäh abgebrochen. Die Unruhen, die China in den nächsten Jahren auf das schwerste erschütterten, ermög lichten dem japanischen Eindringling, fernen Einfluß immer weiter auszudehnen. So ist es erklärlich, daß trotz der treundschastlichen Be ziehungen Chinas zum Deutichen Reiche die Entente China aut die Seite unserer Feinde zwang. Die jüngste Entwicklung zeigt uns Japan als unbeschränkten Herrn in China. Japan verwaltet heute in China Arsenale, Wersten, Eisenbahnen, Post und Telegraphen, es kon trolliert die Finanzen. In Handel und Industrie dringt japanisches Kapital ein nnd die auf strebende Industrie Japans bat sich die reichen Rohstoffe Chinas: Erze, Kohlen, Baumwolle, Ölfrüchte usw. gesichert. Ist nun das Ende deutscher Arbeit in China für alle Zeit gekommen? Der Ausgang des Krieges wird diese Frage entscheiden. Mit gutem Recht können wir, ohne dabei die Rechte anderer zu verletzen, allein auf Grund unserer kulturellen Leistung in China eine gebührende Stellung im Osten fordern. Eine Stellung, die nicht nur unserer dort geleisteten Kulturarbeit entspricht, sondern auch den Opiern, die heute oas deutsche Volk um die Zukunft feiner Welt geltung bringt. Viplomaten ardeit. Berlin, 23. August. Seit einiger Zeit wird bei uns der Ruf er neut laut, neben der Arbeit des Genrralstabes, neben den Heldentaten unserer Truppen sollte nun auch die Gegenoffensive der Diplomaten einsetzen, eS sei Zeit, endlich das Schweigen zu brechen und mit unseren Gegnern auf offenem Markte in die Schranken zu treten. Nun hat zwar von Zeit zu Zeit der Reichskanzler das' Wort ergriffen und der jeweilige Staatssekretär des Äußern hat zu den Fragen der Zeit Stellung genommen, wobei auch manche kräuige Antwort auf Anzapfungen der gegnerischen Staatsmänner fiel; aber man vermißte bei uns die iosortige Antwort aus Entstellungen und Verleumdungen, kurz, man erwartete — so seMam das klingen mag — gewissermaßen eine diplomatische Aus sprache über Länder und Meere hwweg. Die scheint jetzt eingeleittt zu sein. Denn vor einigen Tagen nahm der Staatssekretär des Reichs- kolonialamies Dr. Solf Gelegenheit, dem englischen Staatssekretär des Äußeren Balfour eine Antwort zu erteilen, der die Einbehaltung der deutschen Kolonien verlangt und dauir — echt englisch — moralische Gründe geltend gemacht hatte. Mit großem Geschick riß der Slaals- fekretär, ohne in die Pöbelweüe unterer Feinde zu verfallen, England die Maske moralischer Heuchelei ab, er beleuchtete Englands Kolonial politik, rechnete mit der Eroberungsmethode Englands ab, um mit dem Hinweis zu schließen, daß in Deutschland der koloniale Gedanke so erstarkt ist, daß die Rückgabe der Kolonien ein Kriegsziel geworden fei. Wir dürfen mit Ge nugtuung feststellen, daß Dr. Sofi in außer-, ordemlich wirkungsvoller Weise die Notwendig-' leiten des Tages umrandet und die Kluft klar- gestellt Hai, die uns von England trennt. Man darf gespannt sein, ob und wie das Rededuell der Diplomaten, das solchermaßen eingeleitet ist, fortgesetzt weiden wird. Im übrigen hat die Diplomatie der ganzen Welt alle Hände voll zu tun. Es sind nicht die Fragen der Gegenwart allein, die ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, es sind vielmehr auch Fragen der Zukunft, die alle Welt beschäftigen. Immer drohender reckt in aller Well die Frage des Rohstofimangels ihr Haupt auf. Und wenn man sich schließlich auch mit dem Gedanken veriraut gemacht hat, daß während des Krieges wohl kaum eine Linderung zu erhoffen ist, so ist man doch Henie schon allenthalben bestrebt, innerhalb gewisser Grenzen natürlich, die erst endgüliig mit dem Friedensschluß gezogen werden, die Rohstoff versorgung nach dem Kuege, insbesondere für die Zeit' des Wiederaufbaues, sicherzustellen. Auch das ist eine wesentliche Arbeit der Diplomatie, deren Schwierigkeit nur erkennt, wer weiß, daß der Güteraustausch schon in Fciedenszeiten ein durchaus nicht so leicht zu lösendes Problem war. Mit dem Rohstoffmangel in enger Verbin dung steht die Sch itfsr aumnot, die natürlich durch den deutschen U-Doot-Krieg mit jedem Tage wächst. Selbst Staaten, die nie mals an Flotten und Kolonien dachten, müßen jetzt dem Gedanken näher treten, für ihre Ver sorgung nicht nur überseeische Quellen neu zu erschließen, sondern auch für die Herbeischaffung der gewonnenen Güler zu sorgen. Nur so ist das Bestreben der Schweiz zu verstehen, in Marokko eine Siedlung für den Weizenbau zu erwerben und wenn möglich irgendwo in einem Hafen ein paar eigene Schiffe zu besitzen, die das Land, wenn nicht ganz unabhängig von der Transporiflolte anderer Länder machen, so doch in den Stand setzen, die wichtigsten Güter auf eigenen Schiffen einzuführen. Auch hier ist der Diplomatie ein gut Teil Arbeit erwachsen. Die schwerste Sorge des Erdballes ist wohl die Ernährungs frage. Freund und Feind und nicht zuletzt die Neutralen leiden unter ihren Problemen, und die Diplomatie ist, un sichtbar natürlich jedem Auge, am Werke, hier Abflüsse zu vermitteln, dort übermäßige Au-- tau! orderungen abzuwehren, hier Waren an- zuforderu, dort welche anzubieten. Freilich, die Hauptarbeit aller Diplomaten der Welt bleibt das Bemühen um den Frieden. Wenn hier und da behauptet wird, die Diplomatie lege die Hände in den Schoß und erwarte tatenlos den AuSgang deS militärischen Ringens, so zeigt das ein gänzliches Verkennen der Tat sachen. Gemeinsam mit den politischen Kreisen der Zeit arbeitet natürlich die Diplomatie un ausgesetzt an der Vorbereitung des Friedens. Nur muß ihre Arbeit, dir außerordentlich heikel ist, selbstverständlich im Dunkel bleiben. Gerade manche Ereignisse der letzten Zeit haben ja offenbart, daß mit den Methoden einer Diplo matie, die halb im geheimen und halb offen arbeitet, dem Frieden am allerwenigsten gedient ist. Die Diplomatenarbeit auf allen Gebieten ruht nicht. Damit müssen wir uns begnügen. v. Am Ausguck. Die Freiheit LeS Handeln-. In der englischen Presse ringt sich allmählich die Auffassung durch, daß alle Bemühungen General Fochs nicht imstande waren, der deutschen Heeresleuung die Handlungsfreiheit zu entreißen, und daß ferner die Lösung der deutschen Truppen vom Femde in vollster Ordnung und mit der geringsten Einbuße von Geiangenen und Material vor sich geht. Der nulilüruche Mitarbeiter der .Times'kennzeichnet die Lage folgendermaßen: Die deutsche Heeresleitung scheint auf der ganzen Linie Flandern-Reims die Ausgabe ihrer ungünstigen Stellungen be schlossen zu haben. Sie will anscheinend ver suchen, ihre Kräne unter günstigen Verhältnissen für neue Operationen bereitzustellen. * Italiens Ernte. Der Ernährungsminister Crespi richtete ein ausführliches Rundschreiben an die Provinzial- und Gemeindeverwalmngen sowie an die Ver- sorgungskomitees, um sie zur strengen Pflicht erfüllung zu ermahnen. Im abgelaufenen Ernte jahr sei es nötig geworden, der eigenen Er zeugung von 38 Millionen Doppelzentner Weizen und 20 Millionen Doppelzentner MaiS 27 Millionen Doppelzentner Brotgeireide durch Einfuhr aus dem Auslande hmzuzufügen. Die diesjährige italienische Weizenernt« sei zwar befrie digend, dagegen ^eiaberdie Maisernte ungenügend, und man müsse daher auf eine Einfuhr von Brotgetreide von 80 Millionen Doppelzentner rechnen. Diese durchaus notwendige Menge sei Italien auch auf der Londoner Konferenz zu- gestauden worden, und die Erzeugung von Getreide in Nordamerika sei genügend, um alte Awprüche der Vcibündeten für die nächsten zwei Jahre zu bemedigen. Die Schwierigkeiten können höchstens für den Transport entstehen. Crespi hofft jedoch, daß durch ein patriotisches Zusammenwirken aller Kräfte alle Schwierig keiten überwunden werden. * Wilson macht wieder in Menschlichkeit. Präsident Wilson unterbreitete dem Senat «ine Vorlage, worin die Authebung der Ein wanderungsgesetze bis sechs Monate nach dem Friedensschluß gefordert wird. Auf diese Weise soll ermöglicht werden. 1800 serbischen Flücht lingen. darunter 500 Kindern, den Zugang zu den Wer. Staaten zu verschaffen. Wilwn be fürwortet das Gesetz mit Gründen der Mensch lichkeit. PolitLscke ArmcklekLU. Deutschland. "Der Staatssekretär des Äußern v. Hintze erklärt», in einer Unterredung mit einem Presss- venretck u. a., zwischen der Regierung und der Presse müsse ein Vertrauensverhältnis bestehen. Besonders in dieser ernsten Zeit müssen Re gierung, Presse und Nation zusammenbalten in dem einen Ziel, den Krieg zu gewinnen. »Nicht Kritik allein/ so meinte Herr v. Hintze, »ist die Ausgabe der Presse, sondern die schöpferische Kritik, die neue Ziele an Stelle der als falsch bemängelten s-tzt. Jeder will dabei die Besserung des Gemeinwesens.* * Der Berliner spanischeBotschaster hat kürzlich im Austrage seiner Negierung münd liche Vorstellungen wegen der Führung unseres Unterseebootkrieges er hoben. Der Bütichaster führte aus, daß die Versenkung von spanischen Schiffen einen Um fang erreicht habe, der das Wirtschaftsleben des Landes ernstlich gefährde. Aus diesem Grunde sei die Regierung durch die Notlage des Landes gezwungen, von fetzt ab Ersatz durch ent«' sprechenden deutschen Schiffsraum für die Krieqsdauer ins Auge zu fassen. — Die deutsche Regierung gab sofort zu verstehen, welche ernsten Bedenken der spanischen Forderung enlgegen- stünden, und sprach die Erwartung aus, daß dre Verhandlungen über das Geleitscheinwesen die Schwierigkeiten des spanischen Handels außer halb des Sperrgebietes tunlichst mildern würden. Pole«. "Wie die .Wiener N. Fr. Pr.' berichtet, hätten die Polen in Berlin und Wien die Be dingungen bekanntgegeben, unter denen sie das neue Polen lebensfähig halten. Sie lauten: „Integrität von Kongreßpolen, Inte grität voü Galizien, direkte Grenze zwischen Polen und Rußland, Zugang Polens zum Meer. Wir haben an allen zuständigen Stellen die Auffassung vertreten, daß kein polnischer Staats mann und Patriot vor unser Volk himrelen und die polnische Staatlichkeit damit als eröffnet er klären könnte, daß Stücke von Kongreßpolen ausgenommen sind oder daß ein Teil der galizischen Polen von dem Rest seiner Brüder abgelrennt ist. Aus wirtschaftlichen und poli tischen Gründen verlangen wir auch eine direkte Verbindung mit Rußland über das frühere Gouvernement Grodno. Endlich, wenn Polen wirtschaftlich soll atmen können, muß es einen sreien Zugang zur Ostsee erhalten." Schweben. * Die Mitglieder der deutsch - schwedisch finnischen Abordnung sind auf einem schwedischen Panzerkreuzer in Mariekamn angekommen, um sich über die Schleifung der Jnsel- befestigungen aus Aland zu beraten. — Als Vertieter Deutschlands kam der Stockholmer Mauneaitachö v. Fischer-Louanen mit. Die schwedische Abordnung leitet Landeshauptmann Trolle. Finnland ist unter anderen durch den finnischen Gesandten in Stockholm Gripcnberg vertreten. Ruhland. "Dis Moskauer ,Jswestija', das Amtsblatt der Sowjetregierung. veiöffcntlicht eine Umer- redung mit Herrn Joffe, dem russischen Ver- tieter in Berlin. Herr Joffe sagte u. a.: „Alle Gerüchte in bezug aufZuspitzung unserer Beziehungen zu Deutschland sind vollkommen unbegründet. Deutschland will und wird nicht mit uns brechen." Von den gegen wärtigen Verhandlungen über den Zulatzveurag zum Brester Frieden erwariet Joffe ein alle Beteiligten zufriedenstellendes Ergebnis. Vie Selckwister. 21! Roman von H- CourthS-Mahler. tsiSorNetzu»,,., Gabi sah schelmisch zu ihrem Manne auf. „WaS meinst du, Herbert, soll ich mich da hineinmengen?" f Er drückte ihren Arm. »Man sagt: glückliche Frauen stiften gerne neue Ehen." „Dann muß ich diesem Wort neue Geltung verschaffen. Also es gilt, Fred — ich helfe dir, so gut ich kann/ „Bist ein famoser Kerl — immer noch die aste, hilfsbereite Gabi" Sie nickte ihm lächelnd zu und drückte ihm die Hand. Als sie sich dann von Fred verabschiedet hatten, gingen Wendheims schweigend weiter. Gabriele war plötzlich ein peinlicher Gedanke gekommen. Wenn ihr Bruder wirklich Lieia Wagners Gatte wurde, dann kam sie in eine Art verwandtschaftliches Verhältnis zu Hallers. Dian würde sich dann nicht von ihnen zurück- ziehen können, auch nicht von Heinz und Inge borg. DaS machte ihr etwas Unruhe. Aber natürlich durste Fr-d nicht darunter leiden. Wenn er und Liesa Wagner sich zusammensanden, da- wäre ja ein großes Glück für den Bruder. Sie durfte ^aun nicht kleinlichen Bedenken Raum leben. Als am nächsten Tage GabrielenS Ange hörige zu Tische kamen, hatte die junge Frau für jeden ein Päckchen bereit gelegt. Darin waren die Geschenke enthalten. Als sie alles ! zurecht gelegt hatte, trat sie zu ihrem Manne, s der inzwischen seins Zeitung gelesen. „Liebster, schnell noch einen Kuß, ehe sie kommen, ich muß dir dach noch danken, daß du mich all die schönen Sachen einkaufen ließest. Die Kinder werden außer sich geraten vor Ver gnügen." „Und dich wieder halb tot drücken, du — das leide ich nicht mehr." Er zog sie auf sein Knie. Sie umschlang innig seinen Hals und lehnte ihre Wange an die seine. „Bist du gar so eifersüchtig auf die beiden Kralehler, Liebster?" »Ich gönne keinem deine Liebe, keinem." „Oh, du krasser Egoist." „Siehst du, Herzliebste, nun entdeckst du erst meine Fehler." „Und bin auch noch so verblendet, mich dar über zu treuen." „Ist das wahr, Süße?" Sse küßte ihn innig. »Behalt' mich immer so lieb, mein Herbert." „Nie wird das anders werden, Gabi, nie." — Dann kamen die Gäste, und eS war wirklich toll, wie sich die Kinder über ihre Geschenke freuten. Auch Fred und die Mutter waren lehr freudig überrascht. Die Mahlzeit verlief lehr heiter. Tie beiden Kinder schmausten mit Be hagen all die gmen Sacken, die Gabi für sie hatte bereiten lassen. Friedel traten vor Wonne fast die Äuglein aus dem Kopfe, und Walter hielt eine wirkliche, echte Tischrede, nachdem er das erst» Glas Sekt aetrunkeu baue. Er toastete auf das Wohl seiner Lieblingsschwester Gabi. Als ihm diese aber dann lachend den weiteren Genuß der schäumenden Getränke- verweigerte, in weiser Voraussicht, da wollte er erst beleidigt sein. Herbert bot ihm schleunigst zur Besänftigung eine Zigarette an. Das löhnte ihn wieder auS. Nach Tisch mußte Herbert in die Fabrik hinüber, und Frau von Goßegg hielt in Gabrielen? Zimmer ein Mistagsschläschen. Die beiden Kinder tollten in dem schönen, großen Garte» herum. So war Gabriele mit Fred allein. »Du, Fred — ich muß dir noch danken für deinen Brief, den du mir nach Rom lchicktest." Er lachte ein bißchen verlegen. „Na, weißt du, da? war so eine heikle Mission. Ob ich'S richtig ungefaßt habe, weiß ich ja nicht. Du scheinst dich mit deinem Manne sehr gut zu verstehen und siehst sehr glücklich aus. Aber ich wußte damals nicht, ivie du die Nachricht von Römer- Verlobung auffassen würdest." Sse drückte seine Hand. »Es war gut so, Fred, ich danke dir herz lich Lalür. Aber nun sag' mir, bitte — woher wußtest du von meinem Anteil an Römer?" „Von ihm selbst. Das heißt, halb hatte ich's erraten. Ich kam gerade dazu, als er deine Verlobungsanzeige erhalten hatte. Da kam mir so einiges befremdlich vor. Der arme Kerl war ja ganz auseinander." Gabriele wurde blaß. .Lrua er eS sehr schwer?" „Na, so im ersten Eiser, natürlich. .Abrr da brauchst du dir keine. Kopfschmerzen za machen; ein Mann kommt über so etwas schon weg. Weiß dein Mann um die Affäre ?" „Er weiß alles, — nur den Namen nicht. Der tut ja nichts zur Sache. Da Römer hier bleibt, ist eS besser, Herbert erführt nicht, daß ec r- war. Er könnte sich beunruhigen." „Und du, Gabi — wirst du Römer in Zu kunft ruhig begegnen können?" „Sei unbesorgt, da- ist vorbei. — übrigen- haben wir un» vor einigen Tagen in Berlin getroffen." „So f Wie war denn Schön-Inge in ihrem schwer errungenen Glück?" „Sie iah krank und elend aus." »Ja, die Liebe sitzt ihr tief wie eine Krank heit und — sie soll furchtbar eifersüchtig sein, schon jetzt. Dabei steht Heinz kein Weib mehr an. Du, Gabi, bei dem sitzt es, glaube ich, tiefer als bei dir." „Meines Mannes Güte hat mich geheilt. Wenn Inge tlng ist, kann sie sich Römers Herz auch gewinnen. Einem Manne ist es dock leichter, einer neuen Liebe Eingang zu ver schaffen." „Na, weißt du, daS ist wohl eine irrige Ansicht. Ich meine, das ist individuell — ob Diann, ob Weib, ist gleich. Aber darüber wollen wir nicht streiten. Sei froh, das? Her bert ein so famoser, prächtiger Kerl ist. Hüllest du eine männliche Ingeborg erwischt — vielleicht wäre es dir schlimmer ergangen. Aber nun lassen wir dies Thema, Gabi. Sag' mir liebes, wann du die Keine Liesa Wagner »mladen wirst."
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