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Der Allgemeine Anezeiger erscheint wöchemuch zw iMa!: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis: viertel» jährlich ab Schalter 1,15 Mk. bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark 35 Pfennige, durch die Post 1,15 Mark ausschl. Bestellgeld. Be stellungen nehmen auch unsere Zeimngsboteu gern entgegen. P o st s ch e ck k o n t o: — Leipzig Nr. 348 94. — für die Ortsöekörde und den Hemeinderat zu Mrettng. IfikabRnreiger M sie vrtsLsNrn Srrtnig, stroßröbrräsrs. fiaurmiae. rrsnirentbal und Umgegenä. Inserate, die 4 gespal tene Korpuszeile 15 Pf. für Inserenten im Rödertale, für alle übrigen 20 Ps., im amt lichen Teile 25 Pf., und im Reklameteil 40 Pf., nehmen außer unserer Geschäftsstelle auch sämtlicheA nnoncen-Expe- ditionen jederzeit entgegen. Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt. Inserate bitten wir für Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittags II Uhr, für die Sonnabend-Nuckmer bis Freitag vormittag II Uhr einzusenden. Schriftleiwng, Druck und Verlag von A. Schurig, Bretnig. Sonnabend, den 31. August 1918. Nr. 70. Kurz« Nachrichten. Englische Angriffe nördlich von Bapaumc und nördlich der Somme brachen unter schweren Feindverlustcn zusammen. In Albanien erzielten die österreichisch-ungarischen Truppen neuerdings Raumgewinn. Pariser Blätter künden für die nächsten Tage Veränderungen in den Frontkommandos an. Nach einer bestätigenden Meldung der „Morning Post" unterbleibt infolge des deutschen Ein spruchs die Verschleppung der Chinadcutschen. Die russisch-finnischen Friedensverhandlungen sind bis auf weiteres vertagt worden. Der Reichskanzler kehrte am Mittwoch auS dem Großen Hauptquartier nach Berlin zurück. Die achte ungarische Kriegsanleihe hat nach den bisherigen Abrechnungen 3860 Millionen Kronen Nennwert ergeben. Der Abwehrkampf in der Sommewüste. Berlin, 28. Aug. Schritt für Schritt mühen sich die Engländer, die Svmmewüstc zurückzuerobern, aus der sie im März d. I. von dem mächtigen deutschen Ansturm so eilig her ausgeworfen wurden. Anvers als die Engländer benutzt die deutsche Verteidigung die taktischen Vorteile der Trichterwildnis zu nutzen. Jedes gewonnene Dorf, das in Wirklichkeit ja seit langem aus nichts besteht außer einer Tafel mit der Inschrift: Dies war „Pozieceö" oder Dies war „Marlinpuich", muß vom Feinde mit empfindlichen Opfern gezahlt werden und führt dabei nur immer weiter in eine Wüste, ohne Unterkunft, ohne Wasser, ohne jede Hilfs mittel. Am 26. August setzten die Engländer ihre Angriffe auf der ganzen Front nördlich der Somme fort. Von 7 Uhr früh ab hetzte ein Ansturm den anderen. Artillerievorbereitung und Jnfantene-Angrifie gingen ineinander über. Um Mittag bog die deutsche Verteidigung einem starken englischen Angriffe aus. Die Engländer kamen bis Longueval und den Felville-Wald. Aber ein deutscher Gegenstoß warf sie wieder zurück. Weiter südlich griffen sic wiederholt von Suzanne heraus an. Allein die flankieren den deutschen Batterien zerschlugen jeden eng lischen Angriff. Das stürmische Wetter behin derte erheblich die englische Flugtätigkeit. Die deutschen Jagdstaffeln fanden in der Luft kaum Gegner. Sie gingen deshalb auf 100 Meter herunter und nahmen die englischen Gräben unter das Feuer ihrer Maschinengewehre. In fanterieflieger versahen die deutschen vorderen Linien mit Munition und Verpflegung. Auch Kraftwagengeschütze griffen erfolgreich in den Kampf ein. Einzelne fuhren bis dicht hinter die Schützenlinie vor und beschossen feindliche Fesselballone nnd Blinkerstationen und unter stützten mit ihrem Feuer wirksam die eigenen Vorstöße. (W. T. B.) h. Die Pariser Presse bezweifelt trotz aller Swgeögcwißheit nicht mehr, daß die Deutschen für den Winter eine neue Hindenburg-Linie in Frankreich festhalten würden. Auch Clemenceau sprach in einer ruhmredigen Kundgebung an die Gencralrätc, die ihn beglückwünschten, von noch bevorstehenden schweren Opfern. Ententeoerbrechen in Rußland. hc. Von feiten der Entente ist eine Reihe gutvrganisierter und wohlbcwaffneter Banden inü Leben gerufen worden, deren Aufgabe darin besteht, die auf dem Wege nach Moskau und Petersburg befindlichen Getreide- und Lcbcns- mitteizüge zu überfallen und zu vernichten. Auch sonst mehren sich die Fälle in auffallender Weise, in denen versucht wird, die Versorgung der beiden Hauptstädte zu gefährden. Zum Transport bestimmte Vorräte werden auf ge heimnisvolle Weise in Brand gesteckt. Außer dem werden die Eisenbahnstrecken, auf denen sich die Lebenömittclzüge bewegen, durch Be seitigung der Schienen und andere Sabotage mittel unfahrbar gemacht. Es Hal sich heraus gestellt, daß die Mehrzahl dieser Vorgänge auf Machenschaften von Ententcagcnten zurückzufüh- rcn sind. (Meldung der Petcrsb. Tcl.-Agentur.) Die Entente und die Sowjetherrschaft in Rußland. Die „Jswestija" schreibt: Nach einem Tele-! gramm behauptet die Entente, daß gegen die Tschecho-Slowaken nicht nur die Rote Armee, sondern auch deutsche Abteilungen marschierten. Die Behauptung, daß sich unter den Sowjet- Truppen auch Kriegsgefangene befänden, kann auf sich beruhen bleiben. Es genügt, hier fest- zustellen, daß die Entente selbst zugibt, daß sie gegen russische Arbeiter und Bauern kämpft. Sie leiht der Gegenrevolution ihre Macht und offenbart ras Ziel, Vic Zarenherrschaft wieder einzuführeu durch die Wahl des zaristischen Generals Gurkow zum Kommandanten. (WTB.) verMLel uns ZäibMrt. Bretnig. sButter vcrs org u ng.) Auf Abschnitt 8 h der Landessettkartc wird Pfund Butter abgegeben werden. Bretnig. Zur Vermeidung von Irrtümern und Verzögerungen wird nochmals darauf hin- gcwiesen, daß nur denjenigen Gemeinden und Rittergütern die 2. Heurate bis zu einer etwa wider Erwartung eintretenden Nachforderung von Heu durch die Heeresverwaltung erlassen worden ist, die die I. Hälfte des ihnen insge- gesamt auferlegten Heusolls bis Juli voll oder bis auf einige Zentner voll geliefert hatten. Die übrigen Gemeinden und Rittergüter haben bisher keinerlei Heu erlassen erhalten. Immer hin sichert die Königliche Amtshauptmannschaft denjenigen darunter, die schon bis 31. Juli wenigstens einigermaßen ihre Verpflichtung er füllt hatten, den Erlaß des Restes der 2. Rate entsprechend zu, falls sie pünktlich bis 30. September und nicht erst bis zum 15. Novem ber, bis zu dem andernfalls die ganze 2. Rate fällig ist, wenigstens die Rückstände dec I. Rate und von der 2. Rate liefern. Die gute Grumtcrnte macht diese Lieferung ohne beson dere Mühe möglich. Entsprechende Mitteilung geht diesen Gemeinden und Rittergütern in diesen Tagen zu. Für die vereinzelten Ge- meinden und Rittergüter, die bis Mitte Juli überhaupt noch kein Heu geliefert hatten, gilt dasselbe, falls sie bis 30. September die volle erste Rate und von der 2. Rate l/g liefern. Auch sie erhalten entsprechende Zuschriften. — Einziehung der Fünsundzwan- zigpfennigststcks ans Nickel. Wie schon mitgeteilt, gellen die Fünfundzwanzigpfennigstücke aus Nickel vom I. Oktober 1918 ab nicht mehr als gesetzliches Zahlungsmittel, sie werden aber bis zum I. Januar IS 19 bei den Reichs- und Lrndeskassen noch eingclöst. — Die Sächsische Regierung er neut gegen die bessere Versorgung Berlins. Die Besserstellung Berlins in der Fleifchversorgung ist von dem Kriegsernährungs amt deshalb für gerechtfertigt erachtet worben, weil trotz voller Würdigung der Ernährungs- läge, insbesondere in von sächsischen Großstädten, die Schwierigkeiten für Berlin mit jeincr zu versorgenden Einwohnerzahl von 3,7 Millionen Seelen infolge des dichten Zusammenwohnenö emer derartigen Menschenmenge noch ungleich größer seien, so daß hier die Zulassung einer Ausnahme für angebracht anzusehen werben müsse. Hierzu versendet die Nachrichten-Stelle des sächsischen Ministeriums des Innern folgende s Mitteilung: Wenn auch dir Notwendigkeit einer! vorsorglichen Belieferung von Berlin bei den vorliegenden örtlichen Verhältnissen hier nicht verkannt wird, so hat die sächsische Regierung doch geglaubt, ihren früher dargelegtcn Stand punkt auch jetzt noch aufrecht erhalten zu sollen, weil cs im Interesse einer gleichmäßigen Lebensmittelversorgung im ganzen Reiche erfor derlich erscheint, daß eine Maßnahme, die, wie die Herabsetzung der Fleischration, einheitlich für das ganze Reich gedacht und ursprünglich auch durchgeführt war, nicht auf die Dauer wie der zugunsten bestimmter Teile des Reiches durchbrochen wird. Das Ministerium des Innern ist deshalb erneut in diesem Sinne bei dem Kriegsernährungsamte vorstellig geworden. — Landeskirchliche Veranstaltun gen. Die beiden kommenden Monate Sep tember und Oktober sind außerordentlich reich an besonderen kirchlichen Veranstaltungen. Ihre Mannigfaltigkeit legt ein beredtes Zeugnis von der Regsamkeit und Vielseitigkeit kirchlicher Ar beit ab. Aeußere und Innere Mission, Jugend pflege, Pressedienst, soziale Arbeit sind vertreten. Dazu finden Tagungen statt, die sich mit Fragen der christlichen Weltanschauung und der inner- kirchlichen Organsation beschäftigen. Am 3. September begeht die Sächsische Hauptbibelge sellschaft in Dresden ihre 104. Jahresfeier, bei der nachmittags 4 Uhr in der Frauenkirche Festgottesdienst (Predigt: Sup. Dr. Zwcynert- Pirna) abgehalten wird. Am 4. September findet die 9S. Jahresfeier des Sächsischen Haupt-Missionsvercms in Dresden statt, der gleichfalls seine Mitglieder in der Frauenkirche nachmittags 4 Uhr (Predigt: Liz. Stange- Leipzig) versammelt. Abends 8 Uhr spricht im Vereinshause, Zinzendorsstraße, Schulrat Eber hard-Greiz über „Zionismus im Weltkriege" und Missionsdirektor 0. Paul-Leipzig über „Was von unserer Mission in Indien und Afrika geblieben ist". Für den 4. September hat ferner der Evangelische LandeSprcßoerband nach Dresden eine Evangelische Landespresse- konserenz einberufen, auf der über den Zu- sammcnjchluß der evangelischen Presse Sachsens beraten wird. Vom 5. bis 8. September wird in Bautzen ein Lehrgang des Landesverbandes für die weibliche Jugend abgehalten, während am 22. und 23. September sie Verbandskon ferenz der Kreiövereinc für Innere Mission in Döbeln tagt. Am 30. September und 1. Ok tober versammelt der Evangelische Landespreß verband die Geschäftsführer der ephoralen Preß ausschüsse zu einem Lehrgang über evangelische Preßarbeit in Dresden. Am 2. Oktober findet die Herbstversammlung der Sächsischen Kirch lichen Konferenz in Chemnitz statt, zu der sich Geistliche wie Laien zusammenfinden. Vom 7.^ bis 13. Oktober hält oer Landesverband für christlichen Frauendienst in Dresden einen Lehr gang für Pfarrfrauen und Pfarrbräute ab. Am 16. Oktober- tagt in Leipzig der Evang.- Soziale Kongreß, auf dem Liz. Siegmund Schulze-Berlin über „Die Bedeutung evangelischer und sozialer Gedanken für die künftige Wieder annäherung der Völker" und Prof. Dr. Ziehen- Frankfurt a. M. über „Der Aufstieg der Be gabten" sprechen. Mitte Oktober sieht Leipzig weiter in seinen Mauern einen Landgemeindetag der Landesgruppe Sachse,: des Deutschen Evangelischen Gemeindetages, firner den .Kirch lich-sozialen Lchrkursus ii '"Tätliche" und schließlich das Herbstmisffi: .c der Leipziger Mission. —Wer tue Rccye oe< Belanstaltungen überblickt, wirb gelte : n müssen, daß die Kirche bestrebt ist, ihren grossen Anfge.ben m möglichst umfassender Weise nachzukommen. Heeselicht b. Stolpen. (Knecht und Pferd oom Blitz erschlagen.) Am Sonnabend «den» entlud sich über unserem Ori ein Ge- ! Witter von solcher Ö'" wie inan es seil 28. Jahrgang Jahren nicht mehr erlebt hatte. Nicht weit vom Dorfe war der Dienstknecht des Guts besitzers Wustmann, der 17 jährige Artur Pietsch, mit Ackerarbeit beschäftigt. Anscheinend stand er im Begriff, auszuspannen und sich heim zu begeben; da ereilte ihn sein Schicksal. Ein Blitzstrahl erschlug ihn ne,bst den beiden wertvollen Pferden seines Dicnstherrn. Dresden. (Heiratsschwindler fcstgenommen.) Als Dr. mcd. EdjordeS, Spczialarzt für Haut-, Geschlechts- und Frauenkrankheiten in Berlin- Charlottenburg, wußte sich der am 19. März 1891 hier geborene Hausdiener Heinrich Edwin Jordan in zahlreichen Fällen mit heiratslustigen Damen bekannt zu machen. Ihnen schwindelte er vor, er sei ein reicher Grieche und sei hier in Kliniken als Assistent tätig. Der elegant auftretende Schwindler wußte geschickt seine augenblickliche Geldverlegenheit vorzubringen und erlangte so mühelos hohe Summen. Der Gauner soll in Berlin wohnen und ab und zu nach Dresden gekommen sein, wo er sein Un wesen seit einem Jahre getrieben hat. Burgstädt. Die in den letzten Tagen über unserer Gegend ausgetretenen Gewitter haben besonders im Chemnitztale großen Schaden ungerichtet. Im benachbanen Diethensoorf sind vom Blitz 2 Dienstmädchen des Gutsbesitzers Weise, die, vom Felde beimkchrend. nur noch ungefähr 200 Schritte vom Gute entfernt waren, getroffen und auf der Stelle gelötet worden. Die Namen der Mädchen sind Moller und Ritter. In Dicthensdorf schlug der Blitz ferner beim Gutsbesitzer Delling und im Armen hause ein. Im Armcnbause betäubte die Wucht des Blitzes einen Knaben und beraubte ihn der Sehkraft des linken AugeS. In Göppersdorf bei Wechselburg wurde eine vollgefüllte Scheune durch Blitzschlag cingeäschert. Olbersdorf. Am Dienstag abend brannte das Sägewerk von A. G. Scholze in der Bärsch-Kolonie, das Herrn Gustav Scholze, Zittau, gehört, nieder. Der Brand entstand vermutlich infolge HeißlaufenS einer Galter- maschinc und verbreitete sich rasch über den ganzen Sägemaschincnraum. Auch ein noch nicht in Betrieb genommener Anbau wurde von den Flammen erfaßt, ebenso ein Schuppen, in dem Säzespäne lagerten. Der durch den Brand hcrvorgerufene Schaden ist dadurch beträchtlich, daß 3 Galtermaschincn mit wertvollen Motoren und gutem Niemcnwerk dem Brande zum Opfer fielen. — Ein Metzveteran. Kommerzienrat Max Roesler, Rodach, einer der ältesten noch vorhandenen Besucher und Kenner der Leipziger Messen, kann mit dieser Herbstmesse auf einen 100. Meßbesuch zurückblicken. An dem Ge deihen der Leipziger Messe nahm Kommerzienrat Roesler stets regen Anteil. So stand er in der vordersten Kampffront, als der Berliner Sturm auf die Leipziger Messe abgcwehrt wurde. In der „Deutschen Handels-Korrespondenz" trat er im Herbst 1914 in einem tiefgründigen Aufsatz für die Errichtung einer Meßrezierung ein. Es ist das Verdienst des Kommerzienrats Nresler, den Meßinteressentenverband und somit auch das Meßamt angeregt zu haben. Leipzig. Der Zustrom zur Leipziger Herbstmesse ist ganz gewaltig. Mit jedem Zuge, der in den Hauptbahnhof einrollt, kommen immer neue Mafien von Menschen an. Dem zufolge hat sich das Straßenbild auch noch nicht geändert und in den Meßpalästen berscht nach wie or das regste Leben. Uederall wird außerordentlich stark gekauft und an vereinzelten Ständen macht sich das schon üblich gewordene Schild „Ausverkauft" bemerkbar.