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Der Allgemeine Anezeiger erscheintwöcheuilich zwiMal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis: viertel- jährlich ab Schalter 1,15 Nil. bet freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark 35 Pfennige, durch die Post 1,15 Mark ausschl. Bestellgeld. Be stellungen nehmen auch unsere Zeilungsboten gern entgegen. TIL 1S 9 An d S4s"s4.° für die Ortsöeöörde und den Kemeinderat zu Aretnig. colksl-Kireiger Nr Ole SiMsNe» Sretnig, 8rsSrSdr;cl-rf, stauzwalile, ersnkeMsi «na Umgegena. Inserate, die 4 gespal tene Korpuszeile 15 Pf. sür Inserenten im Rödertale, für alle übrigen 20 Ps., im amt lichen Teile 25 Pf., und im Reklameteil 40 Pf., nehmen außer unserer Geschäftsstelle auch sämtlicheAnnoncen-Exve- ditionen jederzeit entgegen. Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt. Inserate bitten wir für Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittags 11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag 11 Uhr einzusenden. SchriftleiLung, Druck und Verlag von A. Schurig, Bretnig. Mittwoch, den 25. September 1918. Nr. 77. 28. Jahrgang Aufruf! „Es wirv das Jahr stark und scharf hergehn. Aber man mutz die Ohren steif halten, und Jeder, der Ehre und Liebe fürs Vaterland hat, mutz alles daran setzen." Dieses Wort Friedrich des Großen müssen wir uns mehr denn je vor Augen halten. Ernst und schwer ist die Zeit, aber weiterkämpsen und wirken müssen wir mit alle« Kräften bis zum ehrenvollen Ende. Mit vol ler Wucht stürmen die Feinde immer aufs neue gegen unsere Front an, doch stets ohne die gewollten Erfolge. Angesichts des unübertrefflichen Hel dentums drautzen sind aber der Da heimgebliebenen Kriegsleiden und Entbehrungen gering. An alles dies müssen wir denken, wenn jetzt das Vaterland zur S. Kriegsanleihe ruft. Es geht ums Ganze, um Heimat und Herd, nm Sein oder Nichtsein unseres Vaterlandes. Daher mutz jeder Kriegsanleihe zeichnen! Verkauf von Saatgetreide. Die Königliche Amtshauptmannschaft macht darauf aufmerksam, daß die Veräußerung selbst- aezogenen Saatgetrcides durch Landwirte nur gegen Saatkarte und auch nur dann gestattet ist, wenn der betreffende Landwirt die Zustim mung der Königlichen Amtshauptmannschaft hierzu erhalten hat. Zuwiderhandlungen werden nach den bestehenden Bestimmungen bestraft. Kamenz, am 19. September 1918. Die König!. Amtshauptmannschaft. Der Stadtrat zu Kamenz. Heftige englische Angriffe in Palästina. Konstantinopel, 21. Sept. Tür kischer Tagesbericht vom 20. Sept. Palästina. Front: Der erwartete Angriff der Engländer hat begonnen. Nach heftigstem Artillcriefeuer setzte am 18. September abends der Kampf östlich der Straße Jerusalem—Nabulus in breiter Front ein. Der erste Ansturm des Gegners zerschellte an der tapferen Gegenwehr unserer Truppen. Um Mitternacht führte der Feind neue Truppen zum Angriff vor. Der Kampf mit den dauernd verstärkten Kräften wütete die ganze Nacht mit äußerster Heftigkeit. Bei Tagesanbruch war die Kraft des Angreifers gebrochen und der Stoß in der Linie Dschalud—Wadi—Abu—Zerka auf gefangen. Inzwischen eröffneten die Engländer auch im Küstenabschnitt stärkstes Artilleriefeuer, in das ihre Schiffsgeschütze von See eingriffen. Nach zweistündiger Fcuervorbereitung und nach erbittertem Nahkampfe gelang es ihnen, in unfcre Stellungen zwischen Küste und Eisenbahn Lid- kul—Kerm einzudringen. Dem Druck des an Zahl weit überlegenen Gegners ausweichend, nahmen wir unsere Truppen in die Tul—Kerm- Stellung, in welcher weitere Angriffe des Geg ners erwartet werden. Am Jordan nahmen wir feindliche Truppenbewegungen in Wadiandscha und in der Gegend Jericho unter wirksames Feuer. An der Straße Jericho—Tell—Nemrin lebhafte Patrouillen- und Fliegertätigkeit, Auf den übrigen Fronten nichts von Bedeutung. (WTB.) Ein harter und erbitterter Kampf. Berlin, 20. Sept. Seit Tagen springen die Tauchfontänen wieder zwischen Vauraillon und Jouy, wirbelt ver Trommelschlag aller Ka liber über die Schluchten und Höhen der alten Küste. Trümmer werden neu zertrümmert, oas zwischen zwei Hügelwellen liegende Tal von Vau- xaillon, die Westhänge des Lauffaux-Tales und das von der Aisne bis in rie Westausläufer des Chemin-des-Dames einschneidende Waldtal Celles-Saney sind die Bereitstellungen feindlicher Sturmtruppen. Die Höhen östlich Vauxaillon — sanfte Hügel init von jahrelangem Kampf zersägten Baumsplittern, die Allemantschlucht, die, von Steinhüzeln begleitet, auf Pinon zuläuft, die von der Chaussee Laon—Soissons durch schnittene Hochfläche, in deren Mitte ein paar verkohlte Dachsparren die frühere Vouraine-Fcrme andeutet und das Tal von Jouy, an dessen schroff abfallende Buschhänge noch xin paar Dorfreste geklebt sind —, diese vier Stellen scheint der Feind für die Tore zu halten, durch die er vorbringen kann. Die schweren Kaliber schlagen in die Trümmer des Dorfes Pinon, krachen ins Astgewirr des nördlich anschließenden Sumpfwaldes und klopfen die sternförmig aus strahlenden Straßen ab. In den Sonnentagen des Frühherbstes, in den bleifarbenen, von Schleier wolken verhüllten Mondnächten hängen wieder die schwarzen Rauchfahnen der französischen Gra naten über den weißen Resten der Barockmauer des Schlosses von Coucy. Durch den grauen Talkessel von Vaudesson stopft es wieder Schritt bei Schritt die alten Trichter entlang, über die Kreidehöhlen der Täler dröhnt wieder der Eisen gang der Riesengranaten. Verteidiger und An greifer kennen jede Schlucht, jede Höhle, jeden Graben; in jedem der Trümmerdörfer saßen wech selnd Deutsche und Franzosen, und wiederum muß der Franzose jeden Schritt nach Norden Mit bittersten Opfern bezahlen. Der Kampf ist hart und erbittert. Ein Großkampftag, aufge löst in Hunderte von Kleinkämpfen. (WTB.) Der Kaiser bei den Kämpfern im Sundgau. Westfront. Ein reicher Tag, den er in mitten zwischen den Offizieren und Soldaten seiner kämpfenden Armeen vollbrachte, liegt hin ter dem Kaiser. Der Wunsch, die Männer, die im Sundgau die Wacht vor den Franzosen- Stellungen halten, zu sprechen und ihnen teil zugeben an seiner festen, unbeirrbaren Zuver sicht, hat ihn in das herrliche Land zwischen Mühlhausen und Kolmar geführt. Hier, ange- sihts der dunklen Vogesenberge, auf deren Höhen und Hängen unsere Stellungen ziehen und unter chem Halle des immer wieder dumpf herüberrollenden Feuers ist er, begleitet von dem obersten Führer der Heeresgruppe, dem Herzog Albrecht von Württemberg, von Division zu Division, von Lager zu Lager, von Lazarett zu Lazarett gefahren. Er wollte die deutschen Männer sehen, deren Soldatentreue der Schutz des Reichslandes hier anvertraut ist, wollte ihre Hände halten und wollte es im Gespräch von Mann zu Mann von ihnen selbst vernehmen, was für ein Glaube in ihren Herzen sei. Sie haben gern gesprochen. Aus dem Munde der Generale konnte der Kaiser das Gleiche immer wieder hören, wie aus dem Munde der einfachen Musketiere: „Niemals lassen wir den Franz mann oder den Amerikaner hier durch!" Lands- mannschafren aus allen Teilen des Reiches stehen in diesen Divisionen, die der Kaiser sah und sprach, Männer, die auf allen Kriegsschau plätzen gefochten haben, die im Osten und auf dem Balkan, im Orient und m Italien im Feuer waren. Nun macht ihr einheitlicher Wunsch und Wille, den alten Siegesruf im Westen vor der Unersättlichkeit unserer französischen und amerikanischen Feinde neu zu bewähren, sie zu einer festgeschlossenen Kampftruppe ersten Ranges. Der Tag, die Stunde fordern, bis das Friedens ziel wahrhaftige Erfül-ung wird, von jedem Einzelnen die volle Hingabe an den Kampf. Daß sich der Gegner jetzt zu ernsten, ehrlichen Beratungen über die Möglichkeiten des Friedens mit uns hätte zusammenfinden wollen, glauben sie nicht, und dieser Glaube mach! rhnen keine Sorge. Sie sind der Ueberzeugung, daß der Zeitpunkt, in dem unserem getreuen Aushalten der rechte Lohn gegeben werden muß, noch kom men wird, und sie wollen diesem rechten und von jedem ersehnten Zeitpunkt in mannhafter Ruhe erwarten. Und was an Kämpfen haben diese Männer nicht schon bestanden! Es ist eine Reserve- Diviston aus Pommern, Mecklenburgern, Hol steinern, die in den Jahren 1914/1915 an der Äser und bei Dpern kämpften, sich in der Dop pelschlacht Aisne-Champagne und in der fland rischen Hauptschlacht wunderbar bewährten. In dem neuen Jahre hat sie in der großen Früh jahrsschlacht gestanden, hat bei Soissons und Reims erst angegriffen, dann verteidigt und hat die Abwehrschlacht an Marne und Vesle miter lebt. Und da sind Württemberger, prachtvoll frische, jsiegessichere Männer. Sie haben schon beim Vormarsch in Lothringen und dann im Priesterwald gefochten. Sie waren an der Somme, bei Verdun, am Ancre-Bach und an der Avre, sie waren überall dabei, wo der Sieg teuer und das Leben billig war. Solchen Truppen, die ihrem Kaiser mit glänzenden, gläubigen Augen und festem Handschlag das Gelöbnis geben, daß sie's schaffen werden, darf beruhigt die Wacht an des Reiches Grenze an vertraut werden. Schweres Eisenbahnunglück in Dresden. Der am vorigen Sonntag von Leipzig über Döbeln nach Dresden verkehrende Personenzug 1513 (fahrplanmäßig 9,28 in Dresden-Neu stadt) erlitt am Einfahrtssignal des Bahnhofes Dresden-Neustadt einen Lokomotivschaden, so daß er vor der Einfahrt liegen blieb. Dadurch kam der von Berlin kommende D-Zug 196, fahr planmäßig 9 Uhr 58 Min. in Dresden-Neu stadt, vor dem vorauöliegxnden Block Nr. 30 zum Halten. Seine letzten Wagen standen in der Nähe der Brücke über dem Riesaer Platz. Auf diese Wagen fuhr der aus Leipzig kommende D-Zug 13, fahrplanmäßig 10 Uhr 8 Min. in Dresden-Neustadt, auf. Darüber, wie eS mög lich war, daß der Führer des D-Zuges 13 in die von dem Berliner Zug besetzte Blockstrecke einfuhr, obwohl die Strecke den unmittelbar nach dem Unfälle angestellten amtlichen Ermittelungen zufolge gesperrt war, können erst die im Gange befindlichen weiteren Erörterungen endgültig Auf schluß geben. Die Geschwindigkeit des Leipziger Zuges war zwar schon infolge der Warnstellung des Vorsignales etwas ermäßigt worden, jedoch noch groß genug, um eine verhängnisvolle Wir kung auszuüben. Von den Reisenden des Leip ziger Zuges sind nur wenige und auch diese nur leicht verletzt, dagegen sind in Lem Berliner Zuge, von dessen Wagen mehrere vollständig zertrümmert wurden, 3 3 Reisende getörei und 35 schwer verwundet worden. Als leichtverletzt wurden bis jetzt 29 ermittelt. ÜMM« «na SSKMer. Großröhrsdorf. Unter den Verletzten bei dem schweren Eisenbahnunglück in Dresden befindet sich auch der 39 Jahre alte Soldat Martin Schurig von hier. Ohorn. Die Kolonialkriegerspende hat im hiesigen Orte 394,55 Mark ergeben. Pulsnitz. In hiesiger Stadt wurden als Kolonialkriegerspende 947,45 Mk. gesammelt. Kamenz. Eine Bluttat hat sich in einer der letzten Nächte in Hausdorf abgespielt. Der 17 Jahre alte Dienstknecht Friedrich sprengte die Tür zur Kammer der 35 Jahre alten Tochter seines Dienstherrn auf und brachte dieser durch Beilhiebe schwere Verletzungen bei. Nach der Tat hat sich der jugendliche Verbrecher durch Erhängen entleibt. Kamenz, 21. September. (Oeffentliche Bezirksausschußsitzung.) Vorsitzender Herr Amts hauptmann Graf Vitzthum v. Eckstädt. Zu nächst erfolgte die Wahl der von der Kömgl. Bezirkssteuereinnahme in Vorschlag gcbrachren 12 Sachverständigen und 6 Stellvertretern zur Einschätzung des Einkommens aus den Betrieben der Landwirtschaft und des ländlichen Dienst personals auf 2 Jahre (1919-1920). Geneh migung fand das Gesuch des Ernst Otto Nico lai in Pulsnitz M. S. (Eierberg) um Ueber- tragung der Schankberechtigung in derselben Weise wie an seine Ehefrau. Es wurde ferner beschlossen, die eingegangenen Gesuche um Bei hilfe für Volksbibliotheken befürwortend einzu berichten. Zur Behebung der Kleingeldnot soll die Verlängerung der Gutscheine bis Ende Dezember 1919 und die Erhöhung der Auflage auf 150000 Mark beantragt werden. Kennt nis genommen wurde von den Bestimmungen über Kartoffelversorgung in der Zeit vom 15. November 1918 bis zum Schluffe der Versor gungsperiode. Im Anschluß hieran wurde über die Grundsätze beraten, nach denen den minderbemittelten Milchkarteninhabern im Hin blick auf die bevorstehende Milchpreiserhöhung Beihilfen zur Milchbeschaffung aus öffentlichen Mitteln bewilligt werden sollen. — Das Ergebnis der diesjährige« Ernte in Deutschland läßt sich nach Mitteilungen aus dem Kriegsernährungsamt nunmehr übersehen. Danach liefert vas Brot getreide gegen das Vorjahr einen Mehrertrag von 15 bis 17 Prozent. Es kann deshalb ab 1. Oktober die Mehlmenge hinaufgesetzl werden. Es können nahezu 4 Pfund Brot wöchentlich verabfolgt werden. Die Kartoffelernte ist zwar noch nicht völlig übersehbar, doch dürfte eine größere Menge als bisher an die Kommunal verbände abgegeben werden. Die Fleischversor gung bleibt weiteren Einschränkungen unter worfen. Die Fettmenge braucht nicht herabge setzt zu werden. Die Gemüseernte ist überaus reichlich. Bei diesen Angaben sind die Zufuhren aus der Ukraine außer Ansatz geblieben. Wehrsdorf Ein großangelegter Kartof- feldiebstahl wurde hier verübt. Die Diebe leerten bei dem Fabrikbesitzer Oswald Tannert hier nahezu das halbe, nicht kleine Feld. Sie benutzten dazu die Abwesenheit des Eigentümers, der nach Bautzen zum Heeresdienst eingezogen ist. Daß Kartoffeln gestohlen werden, ist heute keine Seltenheit, daß aber gleich ein ganzes Feld geplündert wird, ist immerhin bemerkens wert. Chemnitz. (Treue Mieter.) Ein Haus mit treuen Mietern weist Chemnitz auf. In dem Hause Paul Arnolbstraße 13 wohnen F an Berta Lange seit 52, Frau Lina Schönherr seit 40, Herr Alexander Steitz seit 39, Frau The rese Hohn seit 34, Herr Otto Schönherr feit 34, 'Herr Robert Uhlmann seit 29 und Herr Moritz Jobst seit 26 Jadren.