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Allgemeiner Anzeiger : 14.09.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191809143
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19180914
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-09
- Tag 1918-09-14
-
Monat
1918-09
-
Jahr
1918
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 14.09.1918
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unä Volk Aus fernster deutscher Vorzeit leuchtet ein deuncher Wesenszug durch alle Zeiten: die Mannestreue überdauert die Jahrhunderte, von der Niklungentreue der Sage bis zu der Liebe des freien Manns", die heute noch den Kaiierlhron umgtüht. Daß stolze Wort: „Ich dien''" ist das deuticheste. was wir haben. Tjn Stück unserer selbst. Der Urquell unserer Kraft. Und am stolz-sten klingt es in der Form: „Ich dien' dem Kaiser, meinem Herrn!" Die feindlichen Staatsmänner bezeichnen den Überfall der Welt auf Deullchland und seine Verbündeten als einen „Kampf für die Demo kratie". Nichtiger sollte es „Kampf gegen die Monarchie" heißen. Das zeigt, mit grimmer Ironie, die Welt geschichte an dem Schicksal fast aller Kronen- iräger, die sich der Entente anschlossen. Der Zar wurde gestürzt, ohne daß Frankreich sich um den langsährigen Verbündeten kümmerte, der König der Belgier wurde auch heimatlos, besser: englische und französische Granaten legen seine Städte und Dörfer in Trümmern. Die Könige von Rumänien und Serbien und von Monte negro wurden geschlagen und aus ihren Haupt städten vertrieben, und im Westen sab man mit den Händen im Schoße zu. Die Republiken Frankreich und Amerika und die Krhplorepublik England führten den Kamps gegen die Monarchie auch bei ihren Bundesgenossen, und da unbe streitbar mit größerem Erfolg als gegen uns. Denn an den Thronen der drei verbündeten Kaiser und des Bulgarenkönigs sind ihre An stürme machtlos zerschellt. Und das sollte uns ein Fingerzeig sein: Was der Feind am bittersten bekämpft, ist sicher unsere größte Stärke. Wir haben uns unseren Platz unter den Völkern nicht ausgesucht. Wir sanden ihn, nach der Fügung des Schicksals, im Herzen Europas, in einem nach allen Seiten offenen Lande, rings umgeben von einer feindlichen Welt. Von Anfang unseres Daseins ab hatten wir nach Nmd und Süd, nach Ost und West Angreifern die Stirn zu bieten. Die Normannen landeten an der Elbe, die Mongolen überschwemmten Schlesien, die Türken drangen bis Wien, die Franzosen überschritten als Mordbrenner den Rhein, die Schweden setzten sich in Pommern fest, die Russen verheerten schon im achtzehnten Jahrhundert Ostpreußen. Es gibt keme Wind richtung, aus der uns Gottes Wille nicht im Lauf eines Jahrtausends immer neue Wider sacher, neue Not, neue Gefahr geschickt hätte. Gegen Feinde gibt es nur ein Mittel: Stärke! Gott wollte, daß wir stark sein sollten, und wir wurden eS in der ehernen Schule des Schicksals. Stärker als irgend etwas aus der Welt. Die Welt sieht es jetzt. Die Stärke eines Volkes, nach außen zusammengesaßt, ist sein Heer. Die Stärke eines Heeres nach oben hin verkörpert, ist sein Haupt. Das Heer braucht sein Haupt, zu dem es aussieht, in dem eS sich selbst wiedererkennt, sür das es in Kampf und Tod geht. Um stark gegen die feindliche Außenwelt zu sein, brauchen die deutschen Krieger ihren Kriegsherrn, braucht Deutschland seinen Kaiser! Deutschland war immer genau so stark wie sein Kaiser. Solange-die deutschen Kauer noch mächtig waren, wagte durch viele Jahrhunderte kein feindlicher Fremdling, sich den deutschen Grenzen zu nähern. Erst mit dem Verblassen des Kailergedankens und der Kaisermachl kam auch Deutschlands trübste Zeit, kamen die ichwarzen Tage, da uns Elsaß-Lothringen ent- nssen wurde, der Däne Schleswig-Holstein er hielt, Napoleonische Kreaturen sich auf deutschen Thronen blähten, der Deutschs in Europa un einig und schwach und draußen aus den Meeren wehrlos gegen England war. Wie änderte sich das mit einem Schlag an dem Tag, an dem in Versailles der Deutsche Kaiser neu auserstand! Es war wie ein Zauber in deutschen Landen: Wenige Jahre nur nach 1870 und überall begann es zu grünen und zu blühen, unzählige fleißige Hände regten sich, verborgene Kräfte quollen zu Tag, die Geister erwachten, es war eine Lust, zu leben. Aber unter Gebeinen und unsere Fr^ serligkeit unter dem Glanz der neuen KasieU kröne waren zu groß. Sie erregten nicht den ! Neid der Götter, aber den Neid der Menschen. Die Welt verband sich, uns niederzuwersen und wieder in die dunkle Zeit zurückzustoßen, da der Deutsche aus Erden nichts galt, weil wir keinen starken Kaiser und kein starkes Heer mehr hallen. Aber wir haben sie. Sie kämpjen. Sie halten draußen in Feindesland die Wacht, daß te:r: Feind die deutsche Erde betritt und betreten wird. Denn unser Heer ist stärker als der Vernichtungswille einer verblendeten Mensch heit. Es ist so stark, weil es den Kaiser als leuchtendes Sinnbild seiner Kraft über sich sieht und mit ihm und für ihn streitet. Oer 6eilt von 1918. Berit«, 7. September. GeneralieldmarsKall v. Hindenburg hat sich mit einer eindrucksvollen Kundgebung an das deutsche Volk gewandt, in der er für sich und fein Heer, das in dem schwersten Kampfe der Weltgeschichte steht, den Geist der Heimat auf- rust, ohne dessen Unterstützung das Heer nicht siegen, nicht erfolgreich einer Welt von Feinden Widerstand leisten kann, der Geist der Heimat nämlich, der da gekennzeichnet ist durch die Worte Treue, Geduld, Vertrauen. AK, möchten wir uns doch allesamt an den Geist des Jahres 1914 erinnern, der uns plötzlich mit seiner Krait und Begeisterung, mit feiner Heimatsliebe und seinem Einheitsgeiühl durchdrang und eriüllte, als eine seindliche Welt sich entschloß, über uns herzuiallen. Ge wiß, ein Volk von 70 Millionen kann nicht durch Vier schwere Kriegsjahre erfüllt bleiben von diesem Geiste der Hingebung und Opiersähigkeit, und an die Stelle der flammenden Begeisterung wird und muß allgemach der düstere Trotz treten, sich im Weltenbrande zu behaupten. Aber dieser Geist, der beieelt ist von dem Willen, durchzuhalten und auch in den schwersten Stürmen nicht kleinmütig zu zagen, dieser Geist muß erhallen bleiben, ihn müssen wir sorgsam pflegen, und wer sich Wider ihn versündigt, schädigt das Vaterland in seinen schwersten Stunden. Das Jahr 1914 stellte noch keine schweren Anforderungen an unsere Nerven. „Wir müssen siegen!" war das Zauberwort, mit dem wir über den Ernst der Stunde hinwegglitten und in Zuversicht auf Gott und im Vertrauen auf die militärischen und politischen Führer zogen wir in den Kamp- mit dem Schlachtruf: „Einer 'ür alle und alle für einen!" Die Not der Zeiten, die lange Dauer der kriegerischen Ope rationen, die mannigfachen Entsagungen und Entbehrungen, die die Kriegszeit dank der völkerrechtswidrigen Maßnahmen unserer Feinde mit sich brachte, bat unser Herz verhärtet, hat liniere Sinne gegen das große allgemeine Leid, gegen die Not des Vaterlandes ab- gestumpp. Das alles ist menschlich be greiflich und verständlich. Aber unbegreiflich ist es, wenn Schwätzer und Verleumder aus stehen, die aus unzähmbarem Drange, Neues zu berichten, oder aber gar aus Bosheit oder endlich sogar im Solde der Feinde, allerhand Gerüchte verbreiten, dis lähmend aus unsere Widerstandskraft wirken sollen und müssen. Hindenburgs Worte werden den unbedachtiamsn Schwätzern zu denken geben, die Sicasvor- schkiilen, die einzelne Generalkommandos er lassen haben, werden aber auch den böswilligen Schwätzern den Mund slopien. Schweigen und arbeiten! Das ist jetzt die Hauptfachs! Dann werden wir es trotz allem und allem schaffen! Wie schlecht muß es um die milllärrchen Aussichien unterer Feinde sieben, wenn sie aus drücklich erklären, es gelte vor allem die moralische Kratt deS deutschen Volkes zu er schüttern. DaS >ei wichtiger als ein militärischer Erfolg. Sie glauben n'Kt, daß die milnäri- ! schen Erfolge der ietzien Offensive den Endsieg sichern, sie glauben nicht, daß sie die deutuhe Mauer in Frankreich zertrümmern können. Vergeblich führen sie die schwarze Menschheit des ElVballs gegen uns heran, vergeblich ver bluten im Westen Franzoien, Engländer, Amerikaner, Pouugiefen, Italiener, Kanadier, Indier und Australier — die deutsche Mauer steht fest. Da soll nun das letzte Mittel Helsen, der Geist des deutlichen Volkes soll vergiftet, die Moral untergraben, die Widerstandskraft der Heimat gelockert werden. Wollen wir das tatenlos geschehen lassen? Wollen wir das Fundament untergraben lassen am stolzen Bau des Restles, während im Westen die Säulen nn'erer Kraft dem Ansturm einer Welt trotzen? Nein, und tausendmal nein! Und wenn schon der Ge.st des Jahres 1914 nicht wieder unter uns lebendig wird, so soll uns ein neuer Geist beseelen, der Geist von 1918, der nicht sudelnd und begeistert das große EUebnis des Krieges begrüßt, sondern der mit trotzigem Mute und stahlhartem Willen, die Zähne zusammenbeißend, der Welt fein „Ich will!" enlgegenruft. „Ich will", muß jeder einzelne sagen, „der Heimat Helten durch Arbeit und Schweigen, durch Wirken und Pflichterfüllung. Ich will dem Ganzen dienen!" Dann werden wir es schaffen, und wenn der Feind alle Welt gegen unsere Mauern anrennen läßt. IA. v. Prinz Janus Radziwill. Der Direktor des polnischen Staatsdepartements, Prinz Janus Radziwill, bat sich zur Beiprechunq wichtiger interner polnischer Angeleqenbctten im Großen Daumquwtier autgehallen, um sich zu in formieren, welche Pläne die Mittelmächte gegenüber Polen begsn. Im Anschluß an diese Retie begab sich Prinz Radziwill nach Wien, wo er wichtige Ve- iwechungen mit dem Grafen Burian, batte. Deutschland. *Jm Auswärtigen Amte sind die Rati fikationsurkunden zu den deulsch- russifchen Verträgen, nämlich dem Ergänzungs- Vertrag zum Friedensvertrag sowie dem Finanz abkommen und dem Privattechtsabkommen zur Eigänzung des deuttch-iu sitchen Zusatzvertrags, aus getauscht worden. Der Artikel 1 sieht die Schaffung einer neutralen Zone zwilchen den deutlichen und den rusmchen Stellungen vor. Artikel 2 bestimmt, daß die endgültige Abgrenzung von Liv- und Estland von einer gememiamen Kommitsion oorgenommen werden soll. Für die Räumung der von uns besetzten Gebiete Groß-Rußlands sieht Artikel 3 die Räumung des Gebieies östlich der Beresina zum 10. Seplembsr mit der Maßgabe vor, daß bis dahin die erste Rate der an uns zu zahlenden Pauichatemschädigung im Beilage von V« Milliarde Mark, zahlbar in Gold und Papier rubeln, geleistet worden ist. * Staatssekretär v. Hintze äußerte sich einem Berichterstatter spanischer Blätter gegenüber über die deutsch-spanischen Be ziehungen wie folgt: Es ist richtig, daß die Note Spaniens diesmal einige Härten enthält. Wir glauben jedoch, darüber schon aus dem Grunde hinweggehen zu können, weil Spanien im Kriege sich unserer LandSlenie Dis 6eledwister. SHI Roman von H. Courths-Mahler. Er faßte ihre Hand und küßte sie. „Liebe, fürsorgliche Schwester Magda. Sie flehen schon lange wie ein Schutzengel neben mir. W danke Ihnen." Sie sab bewegt in sein Gesicht. „Wie Eie Ihrer Schwester gleichen, Magda. Manchmal meine ich. sie wäre es selbst, die in entsagungsvollen Tracht durchs Leben geht. Aber Gabi bat sich ein neues Glück er- cnngen — sie wenigstens ist glücklich geworden." „Aber Sie haben noch nicht überwunden?" kragte sie hastig und errötete dann über ihre Frage. Er blickte forschend in ihr Gesicht- Dann sagte er ruhig: „Ich brauche Ihnen i-ucht zu versichern, daß ich mir redlich Mühe gegeben hab«, zu vergessen. Gabi ist die glückliche Frau eines anderen geworden, und ich bin im stande, ruhig und freundschaftlich im Familien- krets» mit ihr zu verkehren. Zwischen unS gibt »L seit jenem letzten Zusammentreffen keine Gemeinschaft mehr." „Davon bin ich überzeugt. Verzeihen Sie iimiie törichte Fsage." „Nichts habe ich Ihnen zu verzeihen, nur pz bauten. Und ich verspreche Ihnen, eS soll mm Heffer werde«, ich will versuchen, meins m«» kleine Inge glücklicher zu machen. Sie hat um mich gelitten — und mit einem Schein veS NeHteS. Ich will gut machen, was ich ohne WM» und Wollen an ihr getan." Er beugte sich über die Kranke. „Inge, liebe, kleine Inge," tagte er weich. Sie bob tauschend den Kops. Er streichelte ihr'Haar und küß'« sie ans die r ngsmUcne Wange. Da glitt ein Lächeln über siw Gesicht. Sie wurde rndiger. Er b!'»b Le- hr sitzen und strich ihr immer über ^e S. rn. DaS schien ihr wohUniun, sie Höne gm zu redra^ Etwas Lauschendes tag auf ii .m Gesicht. * * * Herbert Wendhe:m batte JngeborgS Brief mit der Morgenpost erhallen. Mit einem un beschreiblichen Gefühl las er die beiden, kurzen, inbalissthweren Zettel, und es legte sich wie ein düsterer Schatten nur sein leuchtendes Glück. Mit verdunkeltem Blick Md er ans das Schrecken Gabis. Jhrr Schriftzüge w^ren es. War er denkbar, daß sie ihn betrog? Nein — er verwarf diesen Gedanken sofort wieder. Ihr Brief trug kein Datum. Er konnte vor langer Zeit geschrieben sein. Und sie hatte vor ihm einen anderen geliebt. War dieser andere Heinz Römer? Warum hatte sie ihm das verschwiegen? Eine beiße Angst kam über ihn. Fast täglich war Gabi in letzter Zeit mit Römer zutammen- geiroffen. Konnte da die alte Liebe nicht von neuem erwachen? Ahnungslos hatte er die beiden zusammen sprechen sehen, ohne über sein Weib zu wachen. Angstvoll ließ er Gabis Verhalten während der letzten Monate an sich vorüberzieheu. Nein, sie war gleich lieb und zärtlich zu ihm gewesen und einer Verstellung war sie nicht fähig. Aber die Ruhe, die Sicher heit deS glücklichen Besitzes war ihm genommen. Von neuem bangte er um sein Glück. Und fetzt, da er es besessen batte, würde er nicht mehr darauf verzichten können, ohne elend zu weroen. Je länger er über den beiden Briesen brütete, desto unruhiger wurde er. Er schwankte, ob er Gabi Mitteilung davon machen sollte. Eine unbsstimmte Anast hielt ihn davon ab. Er wußte selbst nicht, was er sürchtete. Jedenfalls war er aus seiner glücklichen Ruhe aufgennlelt. . Was sollte er tun, wie auf Ingeborgs Brief antworten? Diese mußte in großer Aufregung gewesen sein. Wie war sie zu dem Brief Gabis gekommen? Und le se kroch der Zweifel an ihn heran. Konnte es nicht trotzdem möglich sein, daß Gabi mit Römer zuiammentras? War am Ende doch ihre Liebe zu Römer wieder erstarkt durch das häufige Beisammensein? Sollte es nicht doch möglich fein, daß sie nur gleichmäßig zärtlich zu ihm war, um seinen Verdacht nicht zu er wecken ? Ec grübelte und grübelte — zu seiner eigenen Qual ließen ihn die Zweifel nicht mehr los. Stundenlang quälte er sich damit herum. Er wich Gabi aus. Sis ahnte nicht, daß sich eine Wolke über ihrem Glück zummmenzog. Gegen Abend faßte Herbert endlich einen Entschluß. Er wollte klar sehen, um jeden Preis. Er suchte Römer auf und bat ihn um eine Unterredung ohne Zeugen. Schon von der Dienerschaft vernahm er die Kunde von Inge borgs Erkrankung. Alt sich die Leiden Männer, die in letzter über See in wärmster Weise angenommen bcn und wir Spanien dafür dankbar sind. Wir sind bemüht, die amgetauchten Differenzen in friedlichem Geiste beizuiegen und glauben, daß dieses Bestreben auch bei Spanien vorhanden ist. Österreich-Ungarn. *Jn einer Ansprache an die Wiener Journalisten sagte der Staatssekretär des deutschen Auswärtigen Amtes, Herr v. Hintze, u. a.: „Wenn wir auch manchmal au« strate gischen Gründen eine Rückverlegung der Truppen vornehmen müssen, io wissen Sie aus den Er- sahrungen dieses Krieges, wie wenig solche Wechiellälle von Dauer gewesen sind. Ebemo wie im Osten der Friede eingezogen ist, wird er auch im Westen kommen, wenn es auch vielleicht noch einige Zeit dauern wird. Es können nicht immer Rosen blühen. Wenn man Rosen pflücken will, muß man auch einen Dornenstich gewärtigen. Ich Halle Gelegenheit, mit dem Kaiser und den Behörden unter Bündnis eingehend zu besprechen. Alle diese Besprechungen waren be'eelt vom Geiste des Einvernehmens, der die Verbündeten seit vier Jahren immer sesier und inniger verknüpft. Durch Opier, Leiden und Triumphe unlöslich aneinandergekettet, wird sich unser Schicksal ge meinsam erjüllen. Unsere Aussichten sind positiv und sicher. Polen. *,Monitor Poliki' veröffentlicht die Dekrete, in denen die Vertagung des Staatsraies mit der Demission des Ministerpräsi denten Steczkowski in Zusammenhang gebracht wird. Der Grund zum Rücktritt des Ministerpräsidenten scheint hauptsächlich in einer ernsten inneren Erkrankung zu liegen; unter ^en Kandidaten sür die Nachfolgerschaft werden Prinz Radziwill, Kucharczewiki und Pomorski genannt. Das bisherige Kabinett ist beauftragt, die amtlichen Funktionen bis auf weiteres fort- zusühren. England * Reuter erfährt, daß seit ungefähr zwei Monaten keine unmittelbare Ver bindung zwischen dem englischen Auswärtigen Amt und Peters burg bestanden hat, und daß der Bericht über die Ermordung des Manneallachös Cromie Landon nur durch neutrale Vermittlung erreichte. Gleich daraus wurde die Note an Dchiischerim abgesandt. Litwinow, Rußlands Gesandter in London, erhielt ein Telegramm von T'chillcherin, das eine Grundlage sür den Austamch der offiziellen Vertreter und nichtoifizieller Personen bot. Die englische Negierung willigte ein, daß Litwino und sein Siab, sobald die Engländer die ruffsich-sinnstche Grenze überschritten haben würden, sich nach Bergen einschiffen sollten. Tschitscherin hat den Empfang dieses Tele gramms nicht bestätigt, obwohl seit seiner Be stellung bereits verschiedene Tage verstrichen sein müssen. Rußland. * Die Untersuchung in der Sache des Attentats gegen Lenin schreitet vorwärts. In der Angelegenheit der von englischen und fran zösischen Diplomaten angezelietten Venchwörung werden die Erhebungen nicht weniger energisch sortgeiührt. Neue sensationelle Ent hüllungen stehen bevor. Lockhart Üanv in engen Beziehungen zur hohen russftchen Geist lichkeit. Er gab Millionen zur Vorbereitung von Verrätereien, Staatsstreichen, Explosionen, Brückewprengungen und Anschlägen verschiedener Art aus. * Trotzki, ans zwei Tage von der Front zurückgikehrt, berichtete über die militärftche Lage solgendes: Die Periode glänzender Siege ist noch nicht gekommen, wohl aber sind sichere, wenn auch langsam fortschreitende Er folge erreicht. Was wir gewinnen, verlieren wir nicht mehr. Die Soldaten in der neu- gebildeten Armee haben bereiis eine Schule de? Krieges wie die der positsichen Entwicklung hinter sich. Strenge Disziplin herricht gegenwärtig in dsr Roten Armee. Die numerische Stärke und dir Tüchtigkeit unserer Armee wächst in gleichem Maße, wie beim Gegner die innere Zerrüttung täglich zunimmt. Zeit das freundschaftliche Du gebrauchten, Kegen- überstanden, sagte Heinz: „Was bringst du mir, Herbert? Du hast wohl schon gehört, daß Inge wieder schwer er krankt ist?" „Ja — ich weiß «s Mein Kommen steht damit vielleicht in eimzem Zusammenhang." Wendheims kühles, gemessenes Wesen be fremdete Römer. „Jr'.e ich mich — 4d«r List du mir gegen über anders als sonst?" „Vielleicht ist es so. Ich bekam heut» morgen einen Brief von deiner Frau." Heinz horchte aF. „Von meiner Frau," fragte er unsic^r, und eine Ahnung des Kommenden stieg in ihm auf. , „Ja," sagte Wendheim ernst und nahm die beiden Schriftstücke aus seiner Tasche. Er reicht» Römer zuerst Inges Brief. „Lies daS, bitte." Römer tat es. Dann sah er bleich aber fest und klar in Wendheims Augen „Der Brief enthält eine Anklage gegen mich und deine Fran. Verlangst du, daß ich si» oder mich verteidigen soll?" Wendheim atmete ties und schwer. Er reichte Heinz den anderen Zettel. „Sag' mir, wie dieser Brief meiner Frau in deine und dann in Ingeborgs Hände kam." Römer strich sich über die Stirn. Die voll« Wahrheit war hier das beste, daS sah er ein. „Als ihr euch verlobtet, hat dir doch dein« Frau gesagt, daß sie einen anderen vor dir geliebt?"
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