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Redaktioneller Teil. X° 170. 23. Juli 1921. düng: »Weil der Verlag der Erstausgabe der .Harzreise' die 88 Ge dichte der ,Heimkehr' vorangesetzt habe«. Als ob diese nicht, so schreibt uns der Verlag, von Heine so angeordnct worden wären, und als ob nicht — bis zum Jahre 1853 — überhaupt keine Harzreisc ohne die Gedichte existierte! Der Tatbestand ist kurz folgender: Prof. Hirth, zurzeit in Paris, hat dem Verlage das Original dieser .Harzreise zum Faksimilieren überlassen, und der Verlag hat dasselbe naturgetreu wiedergcgeben, natürlich, da auch das Original die 88 Gedichte der Heimkehr enthält, m i t diesen Gedichten. Nur hat der Verlag separat in einer lose beigclcgtcn Broschüre noch diejenigen Gedichte der 1. Auflage beigegebcn, die Heine in die 2. Auflage nicht mit ausge nommen haben wollte. Gegen diese kleine Broschüre, die eine Be reicherung darstellt und jedem Käufer nur willkommen sein mus;, richtete sich die Klage von Prof. Hirth, der im Verlauf anderer Diffe renzen mit der Veröffentlichung nicht einverstanden zu sein vorgab, obwohl er sich in einem Briefe damit abgcfundcn erklärte. Statt nun dieser Broschüre allein die Beachtung zuzuwenden, hat das Landgericht irrtümlich geglaubt, in das faksimilierte Exemplar selbst habe der Verlag die 88 Gedichte willkürlich hineingedruckt, uud kurzerhand entschieden: die Verbreitung des 2. Heine-Gedächtnis- Druckes hat zu unterbleiben. Natürlich hat der Verlag Berufung beim Kammergericht eingelegt. Gegen die geistige Absperrung durch die Sanktionen. — Die Rek toren und Dekane der Universität Liverpool, Sheffield, Manchester, Newcastle und Birmingham in Großbritannien erheben gemein sam Einspruch gcgeu die Erschwerung der Einfuhr von Wa ren, die nur aus Deutschland bezogen werden können: dazu ge hörten in erster Reihe wissenschaftliche und künstlerische Zeitschriften in deutscher Sprache, wofür es bei den englischen Universitäten und gelehrten Gesellschaften eine starke Nachfrage gäbe. Die Abtrennung Englands von den wissenschaftlichen Bestrebungen und Fortschritten Deutschlands könne durchaus nicht als eine patrio tische Tat bezeichnet werden. Das Handelsamt müsse sich bewußt wer den, daß die rascheste Vermittlung der Fortschritte in der Wissenschaft in Deutschland oder einem fremden Lande schließlich zum Vorteil für das wirtschaftliche Gedeihen des eigenen Landes beiträgt. ES wird beklagt, daß die Zollbehandlung, wo es sich um die Einfuhr deut scher Bücher handelt, ungemein lästig ist, selbst in Fällen, wo die beschwerlichen Nachweisungen über die Zeit der Bestellung einwand frei bcigebracht und auch die Einfuhrabgaben, wenn auch nur mit Vor behalt, vorausbezahlt sind. Der Aufwand der Kosten für die lang wierigen Amtshandlungen infolge der neuen Einfuhrbeschränkungen seien im argen Mißverhältnis zu dem Ertrag der Zollabgaben. (Kölnische Zeitung.) Sprach- und Litcraturpslegc in Dresden. Unter dem Namen »Deutsche Gesellschaft« hat sich in Dresden eine Vereinigung gegründet, die sich die Aufgabe stellt, deutsche Sprach- uud Literatur wissenschaft, Altertum und Volkskunde in gemeinsamer Arbeit zu pfle gen. Sie wendet sich ausdrücklich an fachliche Gebildete und will für diese ein Mitelpunkt wissenschaftlicher Forschung sein. 20 Mark für einen Brief von Polen nach Deutschland. — Die ge samten Postgebühren in Polen sind außerordentlich erhöht worden. Nach dem neuen Tarif kostet ein gewöhnlicher Brief nach Deutschland 20 poln. Mark; für jede 20 Gramm, die das Normalgewtcht über schreiten, werden 10 poln. Mark erhoben. Eine Postkarte nach Deutsch land kostet 12 poln. Mark. (Der Wert der polnischen Mark beträgt augenblicklich wenig mehr als zwei bis vier deutsche Ncichspfennige.) Die Marke aus der Paketkarte. — Uber das Besitzrecht an den zur Freimachung der Paketkarten verwendeten Postwertzeichen und den Paketkarten selbst bestimmt die Postordnung im 8 12 Ziffer V folgendes: »Die Paketkarte geht mit den Freimarken bei der Ein- licferung in das Eigentum der Post über. Der Empfänger oder bei llnbcstellbarkeit der Absender muß sie an die Post zurückgeben, gleich viel, ob er das Paket annimmt oder nicht: den Abschnitt kann er jedoch bei Annahme des Pakets abtrennen und behalten«. Der Pakct- empfänger darf mithin keine der Marken von den Paketkarten, die er durch das Schließfach oder im Wege der Abholung von der Post oder durch den Paketbestellcr erhalten hat, ablösen, muß vielmehr bei Empfangnahme der Pakete die Paketkarten unversehrt zurück geben. Postsendungen nach Orten des Fürstentums Liechtenstein, dessen Postdicnst von der schweizerischen Postvcrwaltung wahrgenommen wird, sind wie Sendungen nach der Schweiz zu behandeln. Die Frei machung solcher Sendungen hat also nach den Weltpostvereinssätzcn zu erfolgen. 1084 Postpakctgebühren nach dem Anölande. — Die Veröffentlichung einer berichtigten Zusammenstellung der Gebühren für Postpakete nach dem Auslande, wie wir sie erstmalig in Nr. 90 vom 19. April 192t veröffentlicht haben, mußte immer wieder hinausgeschoben werden, da die Gebühren jetzt ständig geändert werden. Auch jetzt sind noch Ände rungen zu erwarten (vgl. Bbl. Nr. 168, S 1075): wir werden daher voraussichtlich erst im August in der Lage sein, eine neue berichtigte Übersicht zu veröffentlichen. Postpakete nach Zentral- und Südamerika. ^ Von jetzt an werden Postpakete ohne Wertangabe bis zum Gewicht von 5 Kilogramm nach Columbien, Costa Rica und Nicaragua zur Be förderung durch die Niederlande mit holländischen Schiffen der Ge sellschaft »Koninklijke West-Indische Maildienst« angenommen. Des gleichen Postpakete ohne Wertangabe bis zum Gewicht von 5 Kilo gramm nach Chile und Peru zur Beförderung über Bremen mit den aller vier Wochen durch den Panamakanal nach diesen Ländern fahrenden Schiffen der Deutschen Dampfschiffahrtsgesellschaft »Kos mos« und der Noland-Linie. Der erste Versand von Postpaketen nach Chile nnd Peru wird mit dem am 26. Juli von Bremen abgehenden Dampfer stattfinden. Nähere Auskunft erteilen die Postanstalten. Zollamtliche Behandlung von Wertpaketen nach Uruguay. — Das Reichs-Postamt teilt mit, daß in der zollamtlichen Behandlung der Wertpakete nach Uruguay durch die dortigen Zollbehörden jetzt fol gende Änderungen eingetretcn sind: a) Wenn die Pakete Artikel enthalten, deren Wert nicht im Zolltarif von Uruguay vermerkt ist, so sind für diese im allgemeinen 45°/, des deklarierten Wertes zu entrichten: handelt es sich um ver arbeitete Materialien, so beträgt der Zoll 62°/, dieses' angegebenen Wertes. b) Ist der Wert der cinzuführcnden Waren im Zolltarif ver merkt, so tritt folgende Behandlung ein: Ist der Inhalt des Wertpaketes den Wertangaben des Tarifs entsprechend deklariert, so erfolgt die Verzollung ohne weitere Um stände. Ist ein höherer Wert angegeben als im Tarif, so muß, um eine Verzollung zum Tarifwerte zu erreichen, von einem Zollab- fcrtiger eine Eingabe (Zollsolicitud) auf zwei Stempelpapieren zu je 25 Centesimos mit einer Stempelmarke von 25 Centesimos bei der Zollbehörde eingereicht werden, in der der Artikel und die auf ihn anzuwendcnde Nummer des Tarifs genau anzugeben sind. Der Zoll abfertiger ist für die Nichtigkeit seiner Erklärung und die Bezahlung der Zollgebühren verantwortlich. Deutscher Ärztetag. — Die Tagungen des Deutschen Arztever- einsbundes und des Leipziger Verbandes finden vom 14. bis 17. Sep tember in Karlsruhe statt. Auf der Tagesordnung stehen u. a. Verhandlungen über die praktische Ausbildung der Arzte, über die ärztliche Planwirtschaft und die Stellung des Arztes im neuen Straf gesetzbuch. Sollte bis zum Beginn der Tagung der Entwurf der ge setzlichen Reglung der Kassenarztfrage fertiggestellt sein, so wird dieser an erster Stelle zur Beratung gestellt werden. Wissenschaftliche Tagungen in Jena. (Vgl. Bbl. Nr. 161.) — An Stelle der in diesem Jahre ausfallenden Naturforschervcrsammlung findet eine Reihe wissenschaftlicher Tagungen statt, und zwar ver sammelt sich vom 14.—16. September die Deutsche Bun sen ge se lisch a ft, vom 17.-18. September die Helmholtz-Ge sellschaft und vom 19.—24. September der Deutsche Phy siker tag, der von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für technische Physik veranstaltet wird. Fraucn-Tagungen. Die 12. Generalversammlung des Bunde s Deutscher Frauen vereine findet am 6., 7. und 8. Oktober in Köln statt. Der Bund Deutscher Frauenvereine ist der größte deutsche interkonfessionelle, überparteiliche Zusammenschluß von Frauen. Er hat Köln zu seinem Tagungsort gewählt, um den Zu sammenhang mit den Bewohnerinnen des besetzten Gebietes zu stärken und zn fördern. Die beiden grundlegenden Themata, die zur Be handlung kommen, sind: »Fragen der Mädchenbildung« und »Stellung und Ausgaben der Familie in ihrem Verhältnis zur Gesellschaft und Gesetzgebung«. — Die Zentrale der deutschen Land- fr a u e n wird am 8. Oktober in Bonn eine Tagung veranstalten. Zur Erörterung stehen das ländlich-hallswirtschaftliche Schulwesen, Pflicht- fortbildungsschulen fiir Mädchen und Wanderhaushaltungsschulcn, vor aussichtlich auch die Frage der ländlichen Siedlung, die für das Rhein land von besonderer Bedeutung ist. — Der Allgemeine dcntsche Frauenvercin hält seine Hauptversammlung vom l. bis 3. Ok tober in Hannover ab. Das Programm umfaßt in der Hauptsache drei Verhandlungsgegcnstände, die durch Berichte eingeleitet werden^