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827-1 Jürsenblatt f. d- Dischn. Puchhanbei. Künftig erscheinende Bücher- ^ 246, 22, Oktober 1915- Ein neues MeihnachLsbuch T Zur Acht- bis Swölfjährige das auch in keiner ^ugendbibliothek fehlen sollte. Geehrter Herr Kollegs! Sch habe dis große Freude, Ihnen sin ungewöhnlich gutes Buch für Mädchen und Knaben von 8 12 fahren anzeigsn zu können. Es heißt: Dreneli Eine Geschichte für Kinder und alle, dis sich mit ihnen freuen können von Elisabeth Müller Mit Bildern von Paul Wyß Preis hübsch gebunden M. 3.20 Bedingt mit 30'/»; fest mit 33 H°/» (ohne Freiexemplars). Ein Probs-Exemplar mit 4d°/« bar. 7 ö mit 30°/» - 40°/». BerUetnerie AbbUdunv des Einbandes ————- Man darf die Verfasserin, eine Psarrsrstochter aus dem Lmmental, eins gottbegnadete Erzählerin nennen. Das Manuskript hat diesen Gommer in den Bergen seine Probe bestanden vor drei Generationen: Großvater, Tochter und achtjähriger Enkelin. Dis sonst jo ausge dehnten Wanderungen mußten häufig abgekürzt werden, damit recht bald an irgend einem schönen Punkts die dicht beschriebenen Blätter aus dem Auckjack der Kleinen hsrvorgeholt und vorgslsjsn werden konnten. Es wäre schwer zu entscheiden gewesen, wer von den drei Nnglsichaltrigsn sich am meisten von der Erzählung gefesselt sllhlts. Es ist eben keine bloße Aneinanderreihung mehr oder weniger interessanter Erlebnisse, an denen es zwar durchaus nicht fehlt. Was dem Buchs seine eigentliche höhere Bedeutung verleiht, das ist die seelische Entwicklung Vrenslis, das Gichhineinsindsn und Hindurcharbeiten eines werdenden Menschen durch alle Schwierigkeiten und Ausgaben, wie sie das Leben einem ^sden in Vieler oder jener Weise stellt. Ich will meinen Kollegen nicht zumuten, hier eins Inhaltsangabe zu lesen oder auch nur sich z. B. auseinanderjetzsn zu lassen, wie meisterhaft das Problem der Kindes liebe zu den Pflegseltsrn, zu der lange getrennt gewesenen Mutter, zum Stiefvater gelöst und die allmähliche Wandlung dieser Liebe dargestellt wird. Go kann nur sine Geelenkennerin und Gprachßünstlsrin aus eigenem tiessm Erleben schreiben. Gie kennt die Kindesjesle in allen Empsindungsstufen vom jauchzenden °Zubel bis zu tiefster Niedergeschlagenheit. An Kummer und Leid geht sie nicht scheu vorbei, und nicht alle Wunden werden geheilt. Aber gestärkt und gehoben legt man das Buch aus der Hand. Auch jugendliche Leser werden die reine Ge sinnung, dis charaßtsrstärkends Kraft fpürsn, die im „Vrsneli" lebt. Gie werden der Ver fasserin aber auch Dank wissen jür den schalkhaften Humor, der überall hervorlacht. Das Buch wird auch in Deutschland ein Lisbiingsbuch der fugend werden wie Johanna Gpyris „Heidi^. Dis reizenden Illustrationen v. Paul Wyß werden die schnelle Verbreitung „Vrenslis" fördern. Gerade in dieser ernsten Seit wird „Vrensli" vielen Kindern und ihren Müttern eine tapfere treue Freundin sein. Trotz seiner fugend hat das Kind schon früh gelernt, eins Helferin zu sein. Gis, verehrter Herr Kollege, werden viel Dank ernten, wenn Gis sich für das Buch sinsetzsn. Bern, 7. Gktober )S15. Francke.