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Allgemeiner Anzeiger : 16.02.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191802163
- PURL
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1918
-
Monat
1918-02
- Tag 1918-02-16
-
Monat
1918-02
-
Jahr
1918
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 16.02.1918
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'Me Butter Lex Krau Gymnasial direktor. Frau Gymnasialdirekior W. in Duisburg hatte in Versammlungen ost vom Durchhalten gesprochen und dss Kriegerstaurn ermahnt, sich mit wenigem zu begnügen. Jetzt hatte die Dame das Pech, daß bei einer Haus suchung durch das Kriegzwucheramt bei ihr nicht weniger als 50 Pfund Butter beschlagnahmt wurden. Dis Butter hatte sie 200 Mark ge kostet und stammte von einem Krankenhaus«, das angeblich „zu viel Butter" hatte. Das größere Rbel. Eine Familie in Köln hatte unter der Mä^rplage zu leiden Die Tiere bstten sich Einzig zum Küchernchrank verschafft und sanden an den Brutkrumer. und sonstigen Resten reichliche Nahrung. Das Brot wurde nun in einem besonderen Behälter ver schlossen aufbewahrt und darauf geachtet, daß die Mäuse nichts Eßbares mehr finden konnten. Die Nagetiere aber rächten sich furchtbar; denn als man urorgens den Küchenschrank öffnete, fand sich, daß sie — eine Reihe von Brot marken abgenagt halten. Eine neue Weichselbrüike in Thorn. Zur Verbesserung dec Eisenbahn- und Verkehrs- Verhältnisse beabsichtigt die Staatsregierung neben der alten, den jetzigen Ansprüchen nicht mehr genügenden Weichselbrücke eine neue zwei gleisige Eisenbahnbrücke für 14 Millionen Mark und zur unmittelbaren Verbindung zwischen Stadt und Hauptbahnhof Thorn eine Stratzen- VerkehrSbrücke für 8V- Millionen zu erbauen; für die letztere wird von der Stadt ein Kosten beitrag von Vz Mllionen, der bereits bewilligt ist, 200 OM Mark von der Provinz Westpreußen, 50 OM Mark vom Landkreise Thorn verlangt. GMav Mimt gestorben. An den Folgen eines Schlaganfalles starb in Wien Gustav Klimt, in. dem Österreich seinen berühmtesten Maler verliert. Klimt, der in Baumgarten bei Wien geboten wurde, hat ein Alter von 56 Jahren erreicht. Mrifzig-rozeirtige FleischpretsheraS» setzung m Österreich. Lie österreichische Re- hat eine bedeutende Ermäßigung der Fleisch preise angeordnet. Vom 20. Februar ab dürfen die. Fleischpreise für das Kilo je nach der Fleilchart nicht 6 Kronen 80 Heller bis 8 Kronen übersteigen. Durch diese Veriügung werden die Preise fast um die Hälfte herabgesetzt. Eme Büste für Oberdarik. Wie aus Lugano berichtet wird, wird in den nächsten Tagen auf dem Monts Pincio in Rom die feierliche Enthüllung einer Büste des wegen seines Mordanschlages auf Kaiser Franz Joseph seinerzeit in Triest Hingerichteten Italieners Oberdank staitfinden. Ermord«»«; eines Distriktspräfekten. Der Lausanner Distriktspiäfrkl Sechaud ist in seinem AmtSbureau meuchlings erschossen worden. Der Verdacht richtet sich gegen einen Orientalen. SeriMsbäÜe. Leipzig, Eine SchwurgcrichtSvkrhandlung in einem Bergwerk und letlweste unter der Erde hielt das Schwurgericht Cleve unlängst aus dem Stein kohlenbergwerk „Rheinpreußen" in Utfort bei MörS ab. Al» Verhandlungkraum war dar GewerkschaflS- gebäude hergerichtet und die erforderliche Offcntlich- kett wurde dadurch gewährleistet, das; Lie Tore des GewerkschaflSgrundstückeZ geöffnet und die davor- stehcndrn Wachposten eingezogen wurden. Außerdem war am Eingang des Grnnditücke» eine Tafel mit der Aufschrift: „Öffentliche Sitzung der Schwur gerichte»" angebracht worden. Die Anklage war ge richtet gegen zwei aus Belgien stammende Berg- wcrkSarbelter, die des Morde» an einem fugend lichen Arbeittgenossen angeklagt waren. Um den Geschworenen und den sonst am Prozeß Be teiligten Gelegenheit zu geben, sich über die Örtlichkeit, an der der Mord statlgcfunden hatte, ein klares Bild zu verschaffen, hatte der GerichtSvorsitzcnde ungeordnet, daß ein Teil der Gerichtsverhandlung unter der Erde stail- fand. Alle Beteiligte», auch das Publikum, machte dann eine Grubenfahrt nach der Mordstelle, wo der Tatbestand durch Sachverständige und Zeugen klar« gelegt wurde. Dieser unterirdische Teil der Haupt- verhandlung gab den beiden Angeklagten, die zum Tode verurteilt worden waren, Anlaß zur Erhebung der RevisionSbeichwerde,. da die Öffentlichkeit nicht genügend gewahrt worden sei. Das Reichsgerb verwarf die Revision der beiden Angeklagten cuS unbegründet. TuM Mck MssenkLbAft. Eine indische Dichtung über Deutsch land. Die starke Erhebung des neuindischeu Nationalgesühls äußert sich in Dichtwerken, die gleichzeitig eng mit religiösem Kultus verwachsen sind. Das indische Volk erfaßt seine Vater landsliebe stets im -Zusammenhang mit dem religiösen Glauben, und die gegenwärtig be sonders stark hervoriretenden zwei .Kutte haben die neuen Produkte indischer Literatur ge schaffen. Im Lande der Marachen wurde der Kultus des Gauejcha oder Gaimpali, des Gottes der Wissenschaft, neu belebt, um sich mit der Verehrung des Nationalheldcn Schiwadschi, der das Marachenreich im 17. Jahrhundert be- gründeie, zu verbinden. Hieraus entwickelte sich die religiöse und nationale Wiedergeburt und auch eine gewisse charakteristische literarische Richtung. Noch wichtiger sür die neue indische Literatur ist die nationale Bewegung in Bengalen, deren religiöser Mittelpunkt der Kult der Kali bildet, die einst die schreckliche Göttin des Ver derbens war und nunmehr in eine Art indische Madonna umgrwandelt wurde. Unter den be deutendsten indischen Priestern, deren Arbeiten durch die oben genannte Entwicklung beeinflußt wurden, sind besonders der bengalische Dichter Bankim Tschandra, Tschattopadyaya und der bedeutende Lyriker Hindustans, Muhammed Jkbal, zu nennen. Mehr interessiert uns Jkbal, da er in Deutschland lebte und die Erinnerung an seine Studienzeit in Heidelberg ihn ein umfang reiches Gedicht zum Lobe Heidelbergs und des Neckars schreiben ließ. Die größte Beachtung in Deutschland aber verdient unbedingt der bengalische Dichter Schyama Kumar Thakkur, der anläßlich der Reise des Kronprinzen nach Indien ein „Kunstgedicht auf Deutschland" in klassischem Sanskrit verfaßte. Das Gedicht, das eines der eigenartigsten Literaturerzeugnisse Indiens darstellt, wurde zwar bei Drugulin in Leipzig gedruckt, ist aber trotzdem nicht in weitere Kreise gedrungen, sodaß es unter den heutigen Umständen einen besonderen Hinweis verdient. Es handelt sich um ein sehr um fangreiches Kunstepos in jeder Art, wie sie von den höfischen Sängern, den sog. „Kavi" ge pflegt wurde. Im erste» und zweiten Gesang werden die Urzeit, die Kämpfe der Römer mit den Germanen geschildert, bis die Germanen wie die Wasser eines BergstromeS Hervorbrechen und Roms Glanz verdunkelt wird. Im dritten bis sechsten Gesang schildert der indische Dichter dann die meisten deutschen Kaiser von Pippin dem Kleinen bis Friedrich I., um hieraus im siebenten Gesang rasch vom Mittelalter zu Napoleon überzugehen und den achten und neunten Gelang ganz der Verherrlichung Kaiser Wilhelms I., den er „Uyiüyan" nennt, zn widmen. Hier wird auch die Schlacht bei Sedan ausführlich geschildert, und am Schluß stehen die Worte: „So lange Sonne und Blond auigehen und den Himmel erleuchten . .., so lange die Götter auf dem Golvberge Meru wohnen und der Ganges auf Erden fließt, so lange soll aitf dem Eidkreiie dein mondgleich strahlender Glanz wachen". Der letzte Erlang endlich gilt Kaiser Friedrich HI., Wilhelm II., dem Kronprinzen, deL Kronprinzessin und ihrem ältesten Sshne. Kus einem Tagebuch von 1920. Zukunstkgedanken Lines Engländers. Den Tagebuchblättern aus dem Jahre 1920, die der,Daily Chronicle' in -Fortsetzungen er ¬ scheinen läßt, entstammen die folgenden Auf zeichnungen : „16. Januar. Wieder herrscht schreckliche Kälte. Es ist ganz merkwürdig, daß die Winter immer kälter werden, je länger der Krieg dauert. Überall sind die Wasserrohre geplatzt, und es war traurig, zu sehen, wie die Lrute verzweifelt umherliefen, um Rohrleger zu suchen. Aber heute leben insgesamt nur noch drei Rohr leger in London, da alle anderen an die franzö sische Front geschickt wurden, um die Rohr leitungen für unsere neuen giftigen Gase zu legen, die bei der kommenden Frühjahr-offensive endlich die Entscheidung bringen sollen. 17. Januar. Heute morgen kamen seltsame Nachrichten aus Rußland. Die Fricdensverhand- lungen zwischen den Russen und den Deutschen sind wieder einmal auf einen toten Punkt an gelangt. Der Ministerpräsident der seit drei Tagen bestehenden neuen russischen Regierung, der Utopiaskis, hat erklärt, daß er nicht weiter verhandeln will, «he die Deutschen darein wil ligen, die Verhandlungen nach Monte Earlo zu verlegen. Aber Hindenburg will nicht einwilligen, er sagt, daß er dies aut strategischen Gründen nicht zugeben könne. Außerdem find Gerüchte in Umlauf, daß Topsyturvisky, der Führer der Mopiatkis, Großbritannien den Krieg erklären will, wenn et nicht den Londoner Vierteln öst lich vom Strand dat Selbstbestimmungtrecht zuerkennen will. Endlich steht auch eine große Spannung zwischen der neuen russischen Re gierung und den Vereinigten Staaten, weil die letzteren angeblich zu viel Schiffsraum in An spruch nehmen, um den Kaugummi zu expor tieren, der im übrigen eine demoralisierende Wirkung autüben soll. 18. Januar. Als ich diesen Morgen meinen neuen, erst 3Vv Jahre alten Sonntagsrock an probierte, platzte er mir unter den Armen. Wütend rannte ich zu meinem Schneider, der im Schneiderministerium fitzt, das bekanntlich in der Westminster Abtei unlergebrackt winde. Dem Schneider aber riß sosort we Geduld, or berief sich auf den Paragraphen 44 489 763 der außerordentlichen Kriegsgesetzgebung, nach welchem ich entweder das Leben verwirkt hätte oder sofort eine Sira'e von 20 Schilling be zahlen müßte. Darauf bat ich den Schneider um Verzeihung und erkläre, daß es in der Ernzen Weir keinen wunderbareren Rock gäbe als den von ihm verfertigten. So durfte ich wied-r ohne Strafe sortgehen. Heute, da unter drei Leuten in England gewöhnlich zwei hohe Staatsämter bekleiden, kann der gewöhnliche Bürger feine Zunge nicht schar; genug tu acht nehmen. 19. Januar. Beim Frühstück geriet ich in Streit mit meiner Frau. Ich wurde zornig, weil sie mein Vergrößerungsglas verlegt hatte. Dadurch war es mir unmöglich, meine Eß rationen zu finden, und so mußte ich huugrig ins Bureau fahren, übrigens geht «8 den meisten anderen Leuten auch nicht besser, man sieht dies am deullichsten daran, wie der Wert der einzelnen Dinge sich seltsam verändert hat. So hat der Lord P. unlängst sein ganzes herr liches Jagdrevier gegen ein Viertel P,und Scholade eingetauscht. Die Gräfin von Maypol hat ihren Schmuck sür ein Stück Schinken her gegeben, das allerdings größer als eine Kinder hand gewesen sein soll. Und der berühmte millionenreiche Bankier Levy hat seine sämtlichen Kupferaktien gegen ein paar Katzen eingetauscht, allerdings sollen die Katzen fette Prachtexemplare und fix und fertig zum Kochen gewesen sein." Vermischtes. Die „Rednerkarte". Da in Frankreich daS Kartensystem jetzt besonders aktuell geworden ist, macht Clöment Vautel im,Journal' den Vorschlag, endlich eine „Rednerkarte" einzu- sühren. Jeder Mitglied des Parlaments sollte das Recht erhalten, im Verlause jeder Session 300 Minuten lang zu sprechen. Wenn der Ab geordnete auf die Tribüne steigt, hat er von seiner Karte einen Abschnitt loszutrennen und denselben dem Präsidenten zu überreichen, der den Abgeordneten so lange sprechen läßt, alr die auf dem Abschnitt verzeichnete Minutenzahl es gestattet. Mit aller Strenge müßte darauf gesehen werden, daß die einzelnen Abgeordneten in den einzelnen Sitzungen nur einen Abschnitt der Rednerkarie verbrauchen. Nyx den Mit gliedern der Negierung könnten Zusatzkarten zu- gebilligt werden. Von Vorteil wäre eS auch, die Nednerkarte nicht nur für die Gewählten, sondern gleichermaßen für dis Wähler einzu» führen. Auch die Wähler sprechen zu viel. „Frank» reich ist ein ungeheures Kaffeehaus geworden, wo jeder laut und unhöflich seine augenblickliche Meinung zum besten gibt. Es ist geradezu unglaublich, wie viele Leute selsenfest davon überzeugt sind, daß sie in ihrer bescheidenen Person die Fähigkeiten von Napoleon, Talley- rand, Thiers und Edison verewigen. Millionen- mal im Tage hört man dann wieder die gleiche Versicherung: „Ich Habs ja längst ge sagt, daß es so kommen würde." Damm ist dis Einführung der „Nednerkarte" ein Gebot der Stunde. Das betreffende Gesetz sollte schleunigst beraten und eitigst durchgeführt, werden. Wenn wir schon vor einem Jahre die Nednerkarte eingesührt hätten, so könnten wir heute vielleicht schon lange in Frieden leben, und endlich sei bemerkt, daß die berühmten „Affären" kaum möglich gewesen wären, wenn jeder Mensch in Frankreich seinen Wortschwall nach den Bestimmungen der Karte hätte ein- dämmen müssen. kultige Ecke. Früh genug. Wirtfchafterin: „Wie ist daS, Herr Regitzrator; allen Ihren Freunden haben Sie erzählt, Sie beabsichtigten mich zu heiraten, nur ich weiß von nichts?" — „Ach, Frauen müssen nicht so neugierig sein. . . wenn'S jo weit ist, werden Sie 'S schon ersahren l" (Megg. Bl.') Beine Barbier. Kunde (nach dem Haarschneiden): „ES ist ja so wenig heruntergekommen! Wird mein Haar schon schwach . . . oder ist daS nur mal 'ne Mißernte?" (Megg. Bl.') -.o-».. Zu öen Kämpfer; an öer rumänischen Front und in Veßarabien Der Kampf zwischen den rumänischen Truppen und den Bolschewitibanden er streckt sich augenblicklich über ganz Betz- arabien. Die neue Republik Beßaiadien ersuch!« di« rumänische Negierung um Truppen, um einer Verwüstung det Lan des zuvorzukommen. Im Innern Beß- nrabienS bemächtigte sich die maximalisn- sche rot« Garde der Vorratsmagazine für die rumänisch« und russische Armee und hielt Züge mit Lebensmitteln für die Be völkerung der Moldau an. Auf Ersuchen der beßarsbischen Regierung lies; daraus hin die rumänische Negierung die Eisen- bah« Kischinew—Ungeny—Jassy besetzen, außtrdem Belgrad, Reni und ander« BorrotSzeniren, Beßarabien ist das Land Sittich der rumänischen Moldau zwischen Pruth und Dnjcstr. Es ist von Rumänen bewohnt, war auch bi» zum russisch-türki schen Krieg rumänisches Gebiet, wurde aber 1878 den Rumänen von Rußland zum „Dank" sür di« geleistete Waffenhiis« einfach geraubt. König Karol hatte das nie vergessen. DaS Opernhaus war bis auf den letzten Platz gestillt. Selbst der Hof war anwesend. Charlotte Marlow als Carmen, — das war eine mächtige Anziehung I Regina sas; er» wcwtnngsvoll neben Frau Dr. Hartenstein. Fritz und Klaus hatten die Plätze hinter den beiden Damen eingenommen. Regina nahm alle Theatervorstellungen noch mit unverbrauchler Frische auf. Für sie war eine gute Oper an sich schon em Genuß. Dazu kam heute noch ein persönliches Interesse. Seit Klau» ihr ver sicherte, daß sie Nichts von der Marlow zu fürchten habe, war ihre unbestimmte Angst vor der Sängerin ganz verschwunden. Sie freute sich darauf, die Künstlerin als solche bewundern zu können. , Mit ungeteiltem Interesse sah sie dem ersten Auftreten Carmen- entgegen. Als diese dann mit leichtem graziösem Wiegen des schlanken Körpers auf die Bühne trat, war sie neidlos von der blendenden Erscheinung entzückt. Klaus üeß keinen Blick von der Sängerin. Er wollte -^dachten, ob si» nach ihm sehen »rücke. Daß sie 'während ihres Auftreten- ganz bei der Sache war, wußt» er von früher. Sobald sie die Bühne betrat, war sie nur diejenige, di» sie vorstellen sollte. Trotzdem war er enttäuscht, als si» nicht einen Blick in dm Zuschauerraum warst Während sie ihr Anlritlslied mit sinn betörender Koketterie sang, dockte er an den Abend bei Dürselds. Da hatte sie dasselbe Lied d^e vor sich hingeimtgen: ^Ia, die Liebe bat bunte Mick, Solch ein«» Bogel zäM zuan schwer.!« Dachte sie jetzt daran? Oder hatte sie wirk lich vergessen, daß es einen Klaus Ruthart auf der Welt gab? Hatte die Künstlerin das Weib in ihr völlig zum Schweigen gebracht? Er hätte es gar zu gern ergründet. Unverwandt sah er ihr ins Gesicht, nahm sogar das Opernglas zur Hilse. Sie schien aber sür nichts Sinn zu habeu als sür ihre, Ausgabe. Endlich, säst am Schluß des ersten Altes, als Carmen saug: „Draußen am Wall van Savilla," da sah er durch dar Opernglas, wie ff« sich langsam seiner Loge zuwandt«. So bestimmt und sicher traf sie die Richtung, daß er cmnehmen mußte, sie kannte seinen Platz. „Der Liebste mein? Wenn ich ihn hätte —! Ich jagt' ihn gestern erst davon." Kei diesen Worten sah sie einen Augenblick direkt in sein Opernglas hinein, und ein leichtes, spöttisches Lächeln siraste dabei ihren aufglühen den Blick Lügen. Er wußte jetzt, das; sir an ihn dachte, daß sie sich ihm mit Absicht zugewandt hatte und fein Herz klopfte schneller. Sie sah den ganzen Abend nicht mehr nach ihm hin, aber er war überzeugt, Laß sie nur sür ihn spielte mit der ganzen raisigeu Glut ihres zigeuuerhasten Wesens. Und Klaus Ruthart war nur ein Mensch. Er erlag dem selben Zauber wie Jo'e und Ekcamillo. Nach dem Theater jucken die wer zu Liesse.!. Regina sah blendend schön aus heut abend. Di? samt geröteten Wangen und die strahlenden großen Augen mit den warmeu, goldbraunen Lichtern darin zeugten noch von der Erregung, welche die Oper in ihr wachgcrufen. Sie be wunderte rückhaltlos die künstlerische Größe der Marlow. Fritz Hartenstein konnte sich von Reginas Anblick gar nicht losreißen. Die schweren braunen Flechten, die wie ein herrliches, natürliches Diadem auf ihrem Kopfe befestigt waren, schienen ihm das Schönste, was er je gesehen hatte. Ein Gefühl warmer Be- Bewunderung lebte in seiner Brust für die schöne Frau seines Freundes. Ec sagte sich ost, daß es ein Glück sür ihn sei, daß sein Blut ruhig und leidenschaftslos durch seine Adern fließe, sonst hätte er wohl längst Reginas An blick meiden müssen. Aber er hatte recht, wenn er von sich sagte, daß er ein Freund abgeklärter Gefühle sei. Es genügte ihm, daß er Regina warme brüderliche Zuneigung schenken durste und daß sie ihn gern hatte und als treuen Freund hochschätzte. Viele Männer-Augen blickten bewundernd in Reginas süßes Gesicht, nur Klauß, hatte heute keine Augen sür ihren Liebreiz. Die verführerischen Melodien aus Carmen klangen in ihm nach, und er war still und in sich gekehrt. Regina sah ihn besorgt au. Das genierte ihn und er zwang sich zur Lustigkeit. . Schließlich wurde er wirklich sehr aufgeräumt und fing an, in humorWcher Weile von den Sitten und Gebräuchen mancher Völker beim Zechen zu erzählen. Regina hätte am liebsten nachschreiben mögen, um diese geist» uud humonprüheude Erzählung sestznhalteu. Laun wurde aber Frau Dr. Hartenstein müde und man brach auf. Rutharts Egurpag war bestellt worden und das junge Paar gab Fritz uud seiner Mutter das Geleite bis nach Hauw. Als Fritz aus dem Wagen stieg, rief Re gina fröhlich: „Grüßen Sie Madame Findeisen. Ihre spezielle Freundin, lieber Fritz." Ec iachie laut und herzlich auf. „Bedaure. Den ehrenvollen Auftrag weigere ich mich auszuiühren. Ich bin zwar sehr sür die Gleichberechtigung der Menschen. Wenn ich aber diesen Gruß ausrichte, bekommt die Fiud- eisen den Größenwahn und verlangt schließlich von mir, daß ich meine Stiesel selber putze." „Dieses ist nicht mein PMer, Deshalb dank ich sehr dafür." „Dann machen Sie sick entschieden einer Untecichlagung fchuldig," neckte sie. „Darauf will ich es lieber ankommen lassen. Guls Nacht, Herrschaften. Klaus, schläfst du schon. Besten Dank sür eure Begleuunch — Komm schnell, Mutterle, du frierst sonst an, es ist scheußlich kali." Damit mwaßte er seine Mutter und schob sie liebevoll ins Haus hinein. Ler Wagen rollte davon. Klaus und Regina saßen ichmri» gend nebeneinander. Die Hand der -mwen Frau stahl sich unter den Arm ihre» Mannes. Sie schauerte trotz ihre» Pelzes m der Kälte zusammen. Mül''
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