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Allgemeiner Anzeiger : 02.03.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191803023
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1918
-
Monat
1918-03
- Tag 1918-03-02
-
Monat
1918-03
-
Jahr
1918
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 02.03.1918
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Frankreichs Lingeborenenpolitik. Da» System der ZwangSauShebungen. Zm Dmchfkhrung der EingeborenenzwangS- auShebung in schärfster Form ist Jonnart, der von der Entrntifierung Griechenlands her rühm lichst bekannt ist, zum Generalgouverneur von Algier ernannt worden. Die französische Zeitung Mctoirr', Herve» Organ, begleitet diese Er nennung und die geplante Zwangsaushebung in Algier mit nachstehendem Rückblick auf die französische Eingeborenpolitik in Algier, der unsere Beachtung wegen der vielfachen Ver leumdungen über di« deutsche Eingeborenpolitik besonder» verdient. ,Dicloire' führt au»: „Wir haben unseren arabischen Untertanen ihr Land während der Jahre 1830—1850 genommen und uns mit Gewalt al» Herren eingesetzt. Wir haben Ordnung und Frieden geschaffen; leider mußten wir dieser Bevölkerung gegenüber eine Härte anwenden, wie dies alle stark in der Minder zahl befindlichen Eroberer und Zivilisatoren tun müssen. Im Interesse ihrer Sicherheit mußte diese Minderzahl die Angeborenen unter ein be sonder» harte» Regime stellen. Die Einge borenenbevölkerung stand gewissermaßen unier polizeilicher Kontrolle und durste ohne Ge nehmigung der französischen Behörden ihren Wohnort nicht wechseln. Das Gerichisverfahren wurde militärisch geleitet. Die Eingeborenen mußten die Hauplsteuerlasten zur Bestreitung der öffentlichen An»gaben tragen und die Aushebungen zum Militär fanden in letzter Zeit unter großem Aufgebot von Gendarmerie und Spahis statt. Man kann sich denken, wie skrupellose Kolonisten und Beamte diese Unterjochung der Besiegten ausgenutzt haben, um an ihnen Gewalttaten und Raub zu begehen. Bisher haben wir uns den Eingeborenen gegenüber als Herren gezeigt. Heute, wo wir vor neuen Aushebungen stehen, übernehmen wir die moralische Verpflichtung, dem arabischen Volk gegenüber ein wohlwollender Vormund zu sein. Indem wir behaupten, daß wir einen Befreiungskrieg führen, müssen wir mit gutem Beispiel vorangehen, damit wir beim zu künftigen Friedenskongreß nicht selbst als Be drücker erscheinen/ Soweit die ,Victoire<. Sie gibt mit an- erk^uenswerter Offenheit das bisherige System gewaltsamer Unterdrückung in der französischen Eingeborenenpolitik zu. Es bleibt abzuwarten, ob die am Schluffe geäußerten guten Vorsätze in Zukunft verwirklicht werden. Die Meldungen in letzter Zeit über Eingeborenenausstände in Tunis, am Senegal und an anderen Orten rechtfertigen es. vorläufig nicht, in dieser Be ziehung starke Hoffnungen zuhegen. Von und fern. Gemeinschaftliche Automobilkarte« der Mittelmächte sollen demnächst herausgegeben werden, und zwar eine große Übersichtskarte von Mitteleuropa im Maßstab von 1:3000000. Außerdem plant man für Deutschland, Österreich und Ungarn die Bearbeitung von Streckenbüchern, in denen die wichtigsten Automobilstraßen ent halten sein werden, sowie die Schaffung eines Automobilrcisehandbuchcs nach Art des Baedecker. Die Herausgabe von Spezialbüchern und Karten für besonders beliebte Gebiete wird gleichfalls erwogen. 10V OOS Frauen im Eisenbahndtenst. Vor dem Kriege wurden etwa loooo Frauen von der preußiich-hessischen Eisenbahnverwallung im Bureau-, Abfertigung?-, Telegraphen- und Schrankenwärterdienst sowie bei der Bahn- unlerhaltung, der Reinigung der Wagen und Diensträume beschäftigt. Jetzt ist ihre Zahl auf rund 100 000 gestiegen, die in fast allen Zweigen des Eisenbahnwesens tätig sind. Dabei plant man eine weitere Vermehrung der weiblichen Arbeitskräfte, um noch mehr Männer für die unersetzbaren Dienste draußen sreizubetommen. Heilung von Typhusbazillenträgern. Nach Heilung des Typhus scheiden die von dieser Krankheit Befallenen häufig noch lange Zeit LyphuSbazillen aus und vermögen auf diese Weise die Krankheit weiter zu verbreiten. Deshalb hat man schon lange versucht, Mittel und Wege zu finden, diesen Zustand zu be ¬ seitigen. Aber bisher vergeblich, da der Ein nistungsort der Typhusbazillen, die Gallen blase, mit desinfizierenden Mitteln nicht zu er reichen war. Privatdozent Dr. Stuber aus Freiburg i. Br. berichtet nun über erfolgreiche Versuche, die er mit der Chemotherapie nicht nur im Tierversuch, tondern auch beim Menschen erzielt hat. Er benutzte eine Verbindung von Zystin mit Quecksilber, das in der Leber zer legt wird und das Quecksilber frei werden läßt, so daß es an Ort und Stelle seine desinfi zierende Wirkung ausüben kann. Bei 20 Fällen konnte nach zwei- bis dreiwöchiger Behandlung der Nachweis von Typhusbazillen im Stuhle nicht mehr geführt werden. DiS auf zwei Fälle blieben die Behandelten auch ba- zillenirei. Warnung vor Hamsterfahrten nach Bayern. Nach einer Mitteilung von amtlicher Seite in München überschwemmen trotz aller Warnungen vor dem Erwerbe von Lebens mitteln in Bayern sächsische und preußische Landek- bewohner immer wieder das bayerische Grenz gebiet, nm zu „Hamstern". Selbst die Androhung harter Strafen und die Wegnahme der erlangten Lebensmittel haben noch keinen genügenden Er folg gezeitigt. Die Hamsterfahrten werden eben fortgesetzt, und gerade setzt, wo wegen vorherigen Überverbrauchs die Kartoffeln zu Ende gehen, haben die Fahrten ins Bayerland wieder einen ganz bedeutenden Umfang angenommen. Die bayerischen Behörden haben deswegen Anweisung gegeben, ganz rücksichtslos vorzugehen, und die Kontrolle ist strenger denn je zuvor. Neue Brannkohlenfunde unweit der Elbe. In der näheren Umgebung der Stadt Harburg ist man seit einigen Monaten beschäftigt, nach Kohlen zu bohren. Nunmehr hat man in dem bekannten Wandergebiete der landschaftlich schön gelegenen „Schwarzen Berge", im Tale zwischen der Haake und der Emme, in einer Tiefe von knapp 50 Metern ein Braunkohlenflöz von 5 Metern Stärke angeschlagen, das sich weithin erstreckt und von bedeutender Mächtig keit zu sein scheint. Die Bohrungen sind noch nicht beendet. Betrogene Offizicr-familien. Bei den in Leipzig wohnenden Angehörigen einiger im Felde stehenden Offiziere ist in letzter Zeit ein Soldat erschienen und hat erklärt, er sei be auftragt, Wäsche usw. mitznbringen. Eine Aufforderung von den betreffenden Offizieren an die Angehörigen müsse schon eingetroffen sein. Obgleich nun das letztere nicht der Fall war, hat man dem Menschen seine Angaben doch geglaubt und Waren, Lebensmittel in be trächtlichem Werte mitgegeben. Der Schwindler konnte nicht ermittelt werden. Für S5VÜV Mark Leinen beschlag nahmt. Die Kriminalpolizei in Bielefeld be schlagnahmte für 35 000 Mark gefärbte Leinen, die der Kutscher einer Färberei, statt sie auf die Bahn zum Verland zu bringen, an einen Friseur für 15 000 Mark verkauft hatte. Der Kutscher ist mit 7000 Mark nach Holland geflüchtet. Eine Hindenburg-Ehrung inKlagenfurt. Im Klagenfurter Stadltheater kam es zu einer Kundgebung für Hindenburg. Vor einiger Zeit hatte ein Bühnenmitglied eine abfällige Äußerung über Hindenburg gemacht, die in der Stadt großen Unwillen hervorrief. Die Ange legenheit wurde durch eine öffentliche Erklärung des Theaterdirektors und. eine Abbitte de» Sängers beigelegt. Vor Beginn der Vorstellung hielt jetzt aus einer Loge, in der sich auch ein Gemeinderat befand, ein Herr eine Ansprache, in der er den deutschen Charakter der Stadt Klagenfurt und des Großherzogtums Kärnten betonte und die mit einem Hoch aus den sieg reichen Heerführer schloß. Die ausgewiesenen Verbandskonsuln. Vor einigen Tagen wurde milgeleilt, daß aus einem Hotel in Lugano der französische und der englische Konsul ausgewiesen worden seien. Wie sich jetzt herausstellt, sind die beiden Entente konsuln der provozierende Teil gewesen. Sie verlangten nämlich nicht mehr und nicht weniger von dem Hotelbesitzer, al» daß alle Deutschen aus dem Hotel ausgewiesen würden und daß kein Ententemann irgendwie mit einem Deutschen verkehre oder auch nur einen Gruß austansche. Durch dieses Verhalten sah sich der Besitzer des inlernationalen Hotels genötigt, die beiden Konsuln zu ersuchen, sein Haus zu verlassen. Die Sommerzeit in England. Im britischen Unterhaus wurde mitgeleilt, daß die Sommerzeit am 24. März beginnen und am 29. September enden solle. 2um Vormarsch im Olten. Im Osten hat die deutsche Armee an der ganzen Front, von Riga bi» südlich Luck, den Vormarsch angetreten. Sicherlich wird die Bevölkerung Groß- rutzlands befreit ausalmen, denn die Nachrichten, die in letzter Zeit au» den russischen Gebieten sowohl wie aus der Ukraine zu uns gedrungen sind, gaben Zeugnis davon, daß überall eine ungeheuerliche Unterdrückung der Bevölkerung durch die Bolsche- wiki statlfindet. Man hat sich nicht gescheut, namentlich in Livland und Estland, Tausende von Personen, die niemand etwa» zuleide getan hatten, gesangenzusetzen oder zu ermorden und Hab und Gut zu zerstören. Irgendwelche Ord nung existiert in Rußland nicht mehr. Jeder mann ist vogelfrei. Unter diesen Umständen ist es nur erklärlich,' daß die dortige Bevölkerung ge ordnete Zustände herbcisehnt. Sie wußte, daß in den von den Deutschen besetzten Gebieten eine mustergültige Wirtschaft herrscht. Ja, selbst bei der Bevölkerung in St. Petersburg kam vielfach zum Ausdruck, daß nur der bewährte deutsche Ordnungs sinn dieses Chaos, welches zurzeit in Rußland herrscht, wieder in geregelte Bahnen zu lenken in der Lage ist. Der Vormarsch, den die deutschen Heere angetreten haben, wird der Bevölkerung der Gebiete, Lie nunmehr von den Deutschen besetzt werden, nur zum Segen gereichen. Das deutsche Heer erfüllt mit semem Vordringen eine Kultur- mission, die erst späterhin in der Geschichte richtig gewürdigt werden wird. Reederei «nd Zeitungsgeschäfte. Da» Kopenhagener Blatt.Nationalüvende' behauptet, die Londoner ,Times' wäre an zwei Millionäre verkauft worden, deren einer Sir John Eller mann sei, einer der reichsten Reeder der Weit. Daß der neue ,TimeS'-Aktionär in seiner HaupI- eigenschast als Reeder voll Gist und Galle gegen Deutschland ist, steht über jedem Zweifel; demnach dürfte für die Zukunft eine noch deutschfeindlichere Richtung der,Timet' zu er warten sein. GericktskrUe. Berlin. Unter der Anklage, einen verbotenen Schleichhandel mit Goldmünzen zu eine« den Nenn wert weit übersteigenden Preise vertrieben zu haben, wurden dem Schöffengericht drei Personen au» der Untersuchungshaft vorgeführt: der Zahntechniker Daniel Friedmann, der Student Hanji Hassan, und der Händler Max Morgenstern. Die Polizei hatte auf Grund mehrfacher Beobachtungen fest- gestellt, daß Friedmann in größerem Umfange Gold münzen ankauste und für Zwanzigmarkstücke 4t Mark, für Zehnmarkstücke 21 Mark bezahlte. ES wurde ferner ermittelt, daß Hassan mit Friedmann in Verbindung stand und gleichfall» der Gold schieberei verdächtig war. Al» die Polizei eines Tage» zugriff, fand sie bei Friedmann den Ange klagten Hassan, in dessen Besitz 1500 Mark in Gold vorgesunden wurden. Al» Vermittler bei den Gold- ankäufeu hatte der Angeklagte Morgenstern mft- gewirkt. Friedmann behauptete, daß er die Gold münzen zu seinem eigenen Gebrauch angekauft habe, da er Gold für seine« zahntechnischen Betrieb drin gend bedürfe. Auch die beiden andern Angeklagten bestritten, daß sie zu der Kategorie der „Goldschirber* gehörten und Morgenstern behauptete, daß er ledig lich im Interesse des Friedmann den Ankauf der Goldstücke vermittelt habe, ohne für sich Vorteile daraus zu erzielen. Der Staat»ankvalt beantragt» gegen jeden der Angeklagten S Monate Gefängnis und 1000 Mark Geldstrafe. Der Gerichtshof er kannte nach dem Anträge de» Staatsanwalt» imb lehnte die Haftentlassung ab. Hannover. Unbezähmbarer Wanderbrana hat den erst 17 Jahre alten Mechanikerlehrling Robert Großheim zum Mörder gemacht. Lr faßt» dm Plan, in eine unbekannte Gegend zu wandern, dort mit seinen Kameraden Unterstände zu bauen und darin zu Hausen. Zur Ausführung diese« Planes brauchte er verschiedene AuSrüstung-gegenständ«, wie Spaten, Rucksack, Kochgeschirr und Waffen, über die sein Freund, der 16 jährige Kunkel, ver fügte. Um sich dieser Sachen zu bemächtigen, lockt« er Kunkel unter einem Vorwand an das Ufer der Leine und erschoß ihn von hinten. Dann rafft« «r einige der Sachen zusammen und entfloh. Di« Leiche warf er in den Fluß. Vor der Strafkammer erklärte der medizinische Sachverständige, daß sich durch übermäßiges Zigarettenrauchrn und das Lesen von Schundromanen in dem Angeklagten ein un bezähmbarer Wanderdrang entwickelt habe, und daß er geistig minderwertig sei. Da» Gericht erkannte auf sieben Jahre und eine Woche Gefängnis. Vermisstes. Bekämpfung der Seehunde. Einer der gefährlichsten Fischräuber in den deutschen Usch' gründen ist der Seehund. Während in Frieden»- zeiten seiner übermäßigen Verbreitung durch die Nachstellungen der Fischer und durch Sportjäger einigermaßen Einhalt getan wurde, ist diese» Hemmni» jetzt im Kriege so ziemlich gefallen. So haben sich in der Danziger Bucht große Herden von Seehunden bemerkbar gemacht, die unter den Breitling»schwLrmen tüchtig aulräumten. Neben seiner Eigenschaft als Fischräuber Mild der Seehund von den Fischern aber auch des wegen verfolgt, weil er die ausgelegten Netze zerreißt und dabei mitunter einen Schaden von Taufenden anrichtet. Da» einzige Mittel gegen die übermäßige Vermehrung der Seehunde ist ihr Wegsangen im großen. Zu diesem Zwecke hat der Fischer Budzig au» Kußfeld eine See hundssalle erfunden, die bereits im Modell von dem Deutschen Setfischereiverein mit einem Geld preise prämiiert worden ist. Im Jahre 1913 wurden durch Abschuß nur 21 Seehunde erlegt, während in sechs Fallen in einem Monat allein von der Insel Hela aus über 100 der Fischräuber erbeutet wurden. Goldene Morte. Ich glaube nicht an die Gewalt, ich glaube nur an die Gerechtigkeit. Königin Luise von Preußen. Wer auSharret, wird gekrönt. Joh Gottsr. v. Herder. Minuten von seinem Hänschen entfernt, stolperte er plötzlich und fiel der Länge nach, duselig vor sich hinlachend, auf den Bauch. Mühsam richtete er sich nach einigen Versuchen wieder auf und schwankte seiner Behausung zu. Zum Glück hatte Nesi die Haustür nicht verriegelt, und nachdem Loibl die Klinke am Boden gesucht hatte, fand er sich zurecht und tappte in die finstere Küche. Dorr sank er wohlig grunzend auf die Ofenbank, lehnte sein schweres Haupt an die warme Mauer und schnarchte einige Minuten später herzerweichend. Indessen hatte sich Flori oben in der Jagdhütte den Schlaf aus den Augen gr- war durch den finsteren Wald auf oie dämmernde Steinkreuzwiese geschlichen, wo Moraen'm-^tt" beobachtet« Hirsch jeden Morgen wechselte. Der ganze Flori war nur ein Häufchen Aufregung. Wenn s heule nicht gelang, so war alles aus! Er kannte seine resche Resi nur zu put, da gab's nur entweder, oder! Und die Nesi war ihm gerade so ans Herz gewachsen, wie die Jagerei. Er machte einen tiefen Schluck aus seiner Feldflasche. Dann glitt er vorwärts. Auf der Steinkreuzwiese lag dichter Nebel. Nur drüben im Osten lief ein roter Strich über den Himmel, den kommenden Tag verkündend. Jeden Moment konnte der Hirsch aus dem Dunkel des Hochsattelkaldes auf die Steinkreuz wiese treten, um äsend Floris »treffsicherer* Büchse zum Opfer zu fallen. Und der große Jäger wartete ... er hielt des Atem an, um das leiseste Brechen in den -Asten nicht zu überhören. Uber seine blasse Nase vlumpste ein großer, dicker Schweißtropfen auf seinen zitternden Schnurrbort. Floris Auf regung steigerte sich von Minute zu Minute. Da teilte sich der Nebel für «inen Moment, und Flort unterdrückte mit Mühe einen Schrei. Dort, im unbestimmten Dämmergrau, lag etwas Dunkles im Wielengras: Der Hirsch, der ruhend sein Frühstück verzehrte. Floris Pulse flogen. Das Wild war also infolge des Nebels ungesehen herangekommen l Neue Wolken schwebten vorüber. Er schlich bebend näher. Abermals teilten sich die Nebel für Sekunden. Da krachte auch schon sem Schuß... Ein tiefer, ächzender Ton zitterte zu dem horchenden Jäger herüber. Flori hätte fast laut gejuchzt. Er hatte das Tier also getroffen. Gott sei Dank. Es war verwundet, wie sein Schmerzens- laut bewies. Flori feuerte nochmals. Da rich tete es sich auf, fiel aber sogleich wieder mit einem schrillen Laut zurück . . . »Jetzt noch den Gnadenschuß!* jubilierte Flon überglücklich und raste mit Eilzugsge- schwindigkeit über die Wiese der Stelle zu, wo das edle Wild seiner harrte. Doch drei Schritte vor dem Tier blieb er plötzlich mit einem jähen Ruck stehen. Mit weitaufgeriffrnen Augen starrte er auf den tödlich verwundeten »Hirsch*, der einer Baßgeige zum Verwechseln ähnlich sah. Flori glaubte ein spottendes Wahugebilde vor sich zu sehen! Doch vergebens lieber sich die Augen. Die verkannteBaßgeigebliebBaßgeige, und weit drinnen im Walde Hörle er das tiefe Röhren des Hirsches, der, von seinen Schüssen gewarnt, jein Heil in der Flucht gefunden hatte. »Will's hoffen,* seufzte die Nesi unk verließ an des Burschen Seite das Wirtshaus, in dem lustig drauflos gelärmt wmde. Der Taler-Loibl saß bereits neben dem Sessel, führte mit sich selbst ellenlange Gespräche und hielt dabei seine gesiebte Baßgeige um schlungen, auf deren Saiten er mit einem Schinkenbein herum fiedelte. Die Burschen schickten sich zur vorschriftsmäßigen Kirtags rauferei an, und tue Dirnen standen lachend und tuschelnd an den Wänden herum. Geht's Ham!* riet der Wirt unserem Loibl, der 'eben dem Geigenspieler um den Hals siel und dabei in Tränen zerstoß. . . »Geht's kam, Oes taugt? nix mehr rie der ahnungsvolle Wirt nochmals, packte den schluchzenden Loibl etwas derb beim Kragen und führte ihn vor die Tür. Die Baßgeige stellt- er neben ihn hin. Dann ging er zu seinen Gästen zurück, indessen der Taler-Loibl wie ein auSgerenkte? Fragezeichen an der Mauer lehnte unk den Mond immer der »Herr Bürgermeister* ansprach. . > Endlich tat der kühle Nachtwind seine Wirkung, und unier Loibls Borstenhaaren dämmerte was vom »Damaeh'n.* Umständlich lud er sich die Baßgeige auf den Rücken «nd schwankte m die blaue Nacht hinein. Die breite Landstraße, welche ins Pachertal führte, schien ihm entschieden zu schmal zu lein. Er zog es vor, zeitweilig in den Straßengraben zu gehen, und sein wackelnder Schatten schwankte lautlos über die schlafenden Felder. In der NLtz» des Steinkreuzes, wenige Flori war vernichtet. Aber wie kam dieses entsetzliche Untier her? Zaghaft hob er die schwer verwundete Geige auf und las auf ihrem Tragband »Loibl*, ver mutlich von Resis Hand gestickt! ... Das auch noch! Am liebsten hätte Flori laut gebeult. Der Taler-Loibl hatte also in seinem Rausch die Baßgeige auf dem Heimweg verloren! Und er . . . ?! »Der verdammte Nebelt* entschuldigte er sich vor sich selber, obwohl er im Innersten die traurige Überzeugung gewann, daß ihm dieses Malheur auch ohne Nebel passiert wäre. »Und den »Hirschen* soll i meiner Resi vor d' Haustür legen?* dachte er knirschend, „o heiliger Gott, dös iS a schwere Strass! Jetzt hab' i aber d' Jagerei satt, dös is sicher!* Seufzend nahm der Flori die Kranke in seine zärtlich hütenden Arme und wankte wie ein armer Sünd.er zum Loiblhäusel. Geborsten hingen ihm die Geigensaiten über den Ärmel, und mitten durch den braunen Bauch waren die Schüsse gegangen. »Zum Einheizen wird die Klampfen no taugen!* konstatierte der Flori trübsinnig, als er die Sterbende leise aufs Resis Türschwelle legte. Dann machte er sich wie ein Dieb aus dem Staube. Und der nächste Tag begrüßte ihn als Bauer auf seinem kleinen Hof drinnen im Pachertal. Die Jagerei hatte er an den Nagel gehängt, aber dafür die Resi gewonnen. »s t Ende.
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