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Allgemeiner Anzeiger : 02.03.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
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- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191803023
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1918
-
Monat
1918-03
- Tag 1918-03-02
-
Monat
1918-03
-
Jahr
1918
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 02.03.1918
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Der Kriegs gegen KuVlancl. «in Überblick 1S14-1918. Dir Ermordung der Erzherzog» Fran- Ferdinand war die Veranlassung sür den Welt krieg, der von Rußland und seinen Entente- genossen von langer Hand vorbereitet war. Der Revanchegedanke der Franzosen hatte bei den Russen ein williger Ohr gefunden. Die militärischen Interessen der Franzosen und der Ruffen hinsichtlich der Vernichtung der Deutschen Reicher waren daher die gleichen. In die Zang« genommen gedachten die beiden Genossen dar Deutsche Reich um so eher zu erdrosseln, alr ihnen von England tatkräftige Unterstützung zugesagt war. Der Russe war Lei Erklärung der Krieg»- zustande» fertig mit seinen Vorbereitungen. Sein Aufmarsch an unserer Ostgrenze war be sudel, die Mobilmachung war im geheimen hnrchgesührt worden. Er lag seit Ende Juli 1914 bereit zum Sprung auf Ostpreußen. So fort nach Kriegsbeginn stießen die russischen Massen nach Ostpreußen vor. Sengend und brennend zeichnete da» russische Heer seinen Weg, lehrte die Bevölkerung die Schrecken de» Kriege» bis zur Neige kennen. Die Lage sür Ost preußen wurde bedrohlich. Da trat Hindenburg mit seinem Generalstabrchef Ludendorff auf den Plan. Die russische Dampfwalze, welche kraft ihrer ge waltigen Dimensionen das deutsche Heer nieder walzend vor den Toren Berlins ihren Signal pfiff ertönen lassen sollte, wenn die Franzosen die Deurschen über den Rhein zu Paaren ge trieben hätten, wurde durch Hindenburg ge zwungen, ihren Kurs zu ändern und rückwärts zu rollen. In den Karpathen hielten die Truppen der Mittelmächte dem feindlichen Vor dringen im Winter 1914/15 stand und ver hinderten den Einfall in, Ungarn. Im Februar 1915 begann der siegreiche Vormarsch der deutschen und österreichisch - ungarischen Truppen auf der ganzen Linie von der Ostsee bis zur rumänischen Grenze. Au» Galizien und Polen hinausgefegt, mußte sich das russische Heer in da» Innere des Landes zurückziehen. Um diese schwere Niederlage wettzumachen, wurde mit großen Mitteln von neuem zum Kampf gerüstet. Rumänien sollte durch seinen Eintritt in den Krieg gegen die Mittelmächte der neuen Offensive au der Ostfront zum sicheren Erfolge helfen. Mit gewaltigen Truppen massen, mit einem gewaltigen Arsenal von KriegSgerät brauste der russische Angriff los, während der Rumäne in hinterlistigem Überfall die rechte Flanke der Mittelmächte zu über rennen gedachte. Da» Abenteuer der Russen war bald vorüber und aus Jassy, wohin er mit seiner Regierung hatte flüchten müssen, konnte der Rumänenkönig auf den Zusammenbruch seines Königreich», auf seine gescheiterte Bündnis politik mit der Entente schauen. Die Offensive der Russen aber erstickte in ihrem Blute. Die russische Regierung sah ihren Plan einer Bezwingung Deutschlands und Österreich-Ungarn» im Herbst 1916 endgültig gescheitert. Die Stim mung des russischen Volkes wandte sich gegen da» Bündnis mit der Entente. Der Zar plante, so ging das Gerücht, den Abbruch der Be ziehungen zu seinen bikherigen Bundesgenossen und einen Sonderfrieden mit den Mittelmächten. Hiervon wurde die englische Regierung durch ihr Agentenheer unterrichtet. Unverzüglich traf sie ihre Maßnahmen, schürte eine Bewegung gegen den Zaren, und jubelte, al? im Gelingen ihres Planes der Zar seines Thrones envetzt und Kereniki Diktator de» russischen Reiches wurde. Die Freude war kurz. Die revolutionäre Partei der Bolschewiki riß die Gewalt an sich, machte die Zersetzung des Heeres vollständig, beraubte da» Heer seiner Disziplin und damit jeglicher Kampfkraft. Die Verhältnisse im Innern Ruß lands, die Lebensmittelschwierigkeiten und der klägliche Zustand der Bahnen nahm dauernd an Bedrohlichkeit zu. Trotzki und Lenin, die Führer der Bolschewiki, erkannten, daß der Friede das einzige Pro- pagandamitlel sei, daß einer politischen Partei Gefolgschaft sichere. Sie machten den Frieden mit den Mittelmächten zum ersten Punkt ihrer Regierungspropaganda und wandten sich mit der Bitte um Waffenstillstand an die Feinde.! Der Waffenstillstand wurde abgeschlossen, Friedens- Verhandlungen in Brest-Litowsk wurden aus genommen, während die Bolschewiki Ruß land selbst volle Anarchie verbreiteren und blutigen Schrecken durch das Land trugen. Bei den Verhandlungen in Brest-Litowsk zeigte es sich denn auch bald, daß da» Wort Friede lediglich ein Ködermittel von Lenin und Trotzki war, daß e» ihnen keine»weg» aus den Abschluß eines Friedens ankam, daß sie vielmehr duxch Verschleppung der Verhandlungen einer Welt revolution die Wege ebnen wollten. Die» er kannte auch die Ukraine, welche sich als un abhängige, selbständige Republik von Groß- Rußland lo»gesagt hatte. Die Vertreter der Ukraine, von dem ernsten Entschluß beseelt, ihrem Lande die Wohlfahrt de» Friedens und der Ordnung wiederzugeben, schlossen mit den Mittelmächten am 9. Februar einen formellen endgültigen Friedensvertrag. Ein Land, von der Größe und Einwohnerzahl Frankreichs, von großem Reichtum an Getreide und Mineralien, wurde durch den Friedensvertrag zu einem Freunde der Mittelmächte, denen es die Über schüsse seiner Erzeugnisse abzugeben sich erbst. Der Krieg wurde durch diesen Frieden von den Nokitnosümpfen bis hinab zum Schwarzen Meer an der Ostfront beendet; denn wenn auch die Rumänen sich noch im Kriege mit uns befinden, so haben sie nicht mehr die Möglichkeit, die Feindseligkeiten wieder auszunehmen, sind viel mehr angesichts ihrer strategischen Lage geradezu gezwungen, dem mit ihnen abgeschlossenen Waffenstillstand alsbald den Frieden folgen zu lassen. Die Führer der Bolschewiki sahen durch den Frieden der Mittelmächte mit der Ukraine ihre Pläne, den Frieden zu verschleppen, vereitelt. Zwei Wege blieben ihnen, entweder nun auch ihrerseits Frieden zu schließen oder ihr wahres Gesicht zu zeigen. Sie taten keins von beiden, versuchten vielmehr durch einseitige Erklärung der Beendigung de» Kriegszustände» zwischen den Mittelmächten und dem russischen Reiche und der Vortäuschung einer Demobilisierung des russischen Heeres dem Volke gegenüber ihr Ge sicht zu wahren. Die Lage an der Ostfront ist nunmehr folgende: Die südliche Hälfte der Front ist teils durch endgültigen Frieden aus dem Kampf aus geschieden, teils ist der Frieden in absehbarer Zeit zu erwarten. An der nördlichen Hälfte stehen unseren Truppen kampfunfähige Trümmer des einstigen russischen Heeres gegenüber, welche nicht in der Lage sind, nennenswerten Wider stand zu leisten. In Rußland selbst aber tobt der Bürgerkrieg; die Bolschewiki morden, plün dern, rauben und bedrängen mit Hilfe ihrer roten Garde da» ganze Land. Herzzerreißende Notschreie dringen aut Finnland, aus Estland und Livland zu unt herüber. Von deutscher Einwirkung erhoffen die Randvölker die Ein stellung der Greueltaten, die Wiederkehr ge ordneter Verhältnisse. Das ist das Ergebnis der Teilnahme Ruß ¬ lands am Weltkriege. PolLtLUKe ArmellN-u. *Dem Reichstag ist eine vom Bundesrat angenommene Vorlage über eine Änderung des Postscheckgesetzes zugegangen, die für die Postscheckkunden nicht unerhebliche Vor- teile in sich schließt. Zunächst wird nach der Verordnung derPostscheckveikehr, soweit «durch Überweisung von einem Postscheckkonto auf das andere erfolgt, vollständig gebührenlos gestellt. Bitlang war für jede Überweisung von einem Postscheckkonto auf ein anderes eine Gebühr von drei Pfennig zu entrichten. Ferner waren die Briefe der Kontoinhaber an die Postscheck ämter zu flankieren, und zwar mit der für den Ortsverkehr geltenden Gebühr. Beide Beträge fallen künftig fort, die Überweisung von einem Postscheckkonto auf das andere ist in jeder Be ziehung unentgeltlich. Die zweite im Gesetz entwurf vorgesehene Änderung geht dahin, daß die Einzahlungsgebühren, die jetzt vom Zah lungsempfänger zu tragen sind, künftig vom Einzahler entrichtet werden müssen. * Die Spionenriecherei nimmt nachgerade groteske Formen an. Der Zustand von 1870/71 kehrt wieder, denn die französische Eitelkeit kann ihre Niederlage nicht anders erklären al» durch Verrat. Nur so ist die folgende Meldung des ,Figaro' zu verstehen: Dem früheren Minister präsidenten Briand wurde bei einer Ver nehmung in der Caillaux-Affäre am 15. Februar vom Untersuchungsrichter eröffnet, daß gegen ihn eine Anzeige wegen Mitwisserschaft der landesverräterischen Handlungen Caillaux' und Bolos eingegangen sei. - Gnqlimd. "Graf LadiLlaus Soban»ki empfing vom auswärtigen Amt ein Schreiben, in dem Balfour ihm als Vertreter des polnischen National komitees in London mitteilte, daß die englische Regierung ihrem Agenten in Kiew aufgetragen habe, die Erklärung abzugeben, daß sie den kürzlich abgeschlossenen Frieden zwischen der Ukraine und den Mittelmächten nicht anerkennen, und daß England keinen einzigen Frieden anerkennen wird, an dem Polen interessiert ist, wenn dieses Land nicht vorher befragt worden ist. Schwede«. * Wie Ministerpräsident Eden in der Zweiten Kammer erklärte, wird die schwedische Negie rung in Finnland nicht eingreifen. Das schwedische Verbot der Ausfuhr und Durch fuhr von Waffen soll nicht aufgehoben werden. Portugal. * Die innere Krise ist nach neuen Mel dungen au» Lissabon jetzt überwunden. Nach, langen Verhandlungen über die Lage wurde im Ministerrat vollkommene Übereinstimmung der Ansichten erzielt. Auf was sich die Einigung bezieht, wird nur teilweise bekanntgegeben. Es soll nämlich in nächster Zeit ein neuer Präsident der Republik durch direkte Abstimmung gewählt werden. Der neue Präsident wird dann Ab geordnete und Senatoren zur Revision der Ver fassung ernennen. Amerika. * Eine erneute ü b erprüfun g der Kriegs- ziele verlangt Präsident Wilson in einer sreund- schastlichen Note an die Verbündeten. Im Re präsentantenhaus« der Wer. Staaten teilte Lansing, der Staatssekretär des Äußern, mit, daß Wilson die Aussprache über die Friedens möglichkeiten noch nicht für beendet hält. Er erwartet zunächst weitere Antworten des Grasen Hertling und des Grafen Czernin. k>iegsereigml*le. 15. Februar. In einzelnen Abschnitten der flandrischen Front Artillerie- und Minen- tätigkeit. — Bei Reims und im Oberelfaß auflebende Gefechtstäligkeit. — Im Januar haben die Feinde an den deutschen Fronten 20 Fesselballone und 151 Flugzeuge verloren. 16. Februar. Auf dem westlichen Kriegsschau platz in einzelnen Abschnitten Artillerielätigkeit. — Deutsche Torpedoboote greisen die starke Bewachung des englischen Kanals an. Zahl reiche Fahrzeuge werden zum Kampf gestellt und größtenteils vernichtet. 17. Februar. In Flandern und im Artois Feuerkampf. — Deutsche Flieger greisen London, Dover, Dünkirchen und feindliche Seestreitkräste mit Bomben an. 18. Februar. An vielen Stellen der Front auflebender Arlillerielampf. — Militärische Anlagen hinter der Front werden mit Bomben belegt. Ein Flugzeug greift London an. — Der Waffenstillstand an der groß-russischen Front ist abgelaufen. — Vormarsch der Deutschen gegen Dünaburg und in der Ukraine. 19. Februar. Östlich von Apern gssteigerter Feuerkampf. — Bei Tahure werden 125 Ge fangene eingebracht. — Deutsche Truppen rücken in Dünaburg ein. — Vormarsch beider seits von Luck, das kampflos besetzt wird. 20. Februar. An der Westfront werden eng lische und französische Erkundungsvorstöße ab gewiesen. — Beiderseits der Bahn Riga- Petersburg werden die russischen Stellungen überschritten. Zwischen Dünaburg und Luck treten deutsche Truppen den Vormarsch an. Bei Luck fallen 2500 Gefangene ' ud mehrere hundert Geschütze in unsere Harr». — Die Petersburger Regierung erklärt durch Funk- spruch, daß sie bereit sei, unter den in Brest- Litowsk festgesetzen deutschen Bedingungen Frieden zu schließen. 21. Februar. An der lothringischen Front Vor stöße starker französischer Abteilungen. — Von Moon aus rücken unsere Truppen in Estland ein. Leal wird besetzt; bei Lensal werden 500 Russen gefangen und 20 Geschütze er beutet. — Vormarsch zwilchen Dünaburg und Pinsk. — Rowno wird vom Feinde gesäubert. Die Zahl der Gefangenen beträgt hier 425 Offiziere und 8700 Mann, die Zahl der erbeuieten Geschütze 1353. — Minsk besetzt. — Im Januar 632 000 Tonnen versenkt. d-8oot-8eute im Januar. 6SS000 Tonnen. Riesenhaft, wie alles in diesem Weltkriege, sind auch die Verheerungen, die der deutsche U-Boot-Krieg, besonders der seit dem 1. Februar 1917 bestehende ungehemmte U-Boot-Krieg, in der Welthandelstonnage, besonders der feind lichen und der im Dienste des Feindes fahrenden neutralen Handelstonnage ungerichtet hat. Allmonatlich fielen 1V^ bis 2'/^ °/o des bei .Kriegsbeginn sich auf über 49 Millionen Br.- Neg.-To. belaufenden Gesamttonnengehalts aller Handelsmarinen der Welt unseren U-Booten zum Opfer. In dem einen Jahre des unge hemmten U-Boot-Krieges sind ihnen rund ein Fünftel, seit Beginn des Krieges fast ein Drittel der Welthandelstonnage zum Opfer gefallen. Dieser Durchschnitt erhöht sich noch, wenn man von' der Welthandels tonnage die in heimischen oder neutralen Häsen befindliche deutsche, sich über 5,459 Millionen Br.-Reg.-To. belaufende und die österreichische Handelstonnage in Höhe von 1,055 Millionen Br.-Reg.-To. sowie die kleinen, in obigen Ziffern mitenthaltenen für den Überseeverkehr nicht in Betracht kommenden Schiffe und die Schiffe auf Binnenseen in Abzug bringt. Der im letzten Jahre versenkte Tonnengehalt ist säst so groß wie der der drei größten Handels marinen der Welt nach England und Deutsch land, nämlich der der Ver. Staaten Amerikas, Norwegens und Schwedens mit 10,191 Mil lionen Tonnen und die seit Kriegsbeginn ver senkte HandelStonnage erreicht mit 15,37 Mil lionen Tonnen rund 75°/» der englischen Handelsmarine vor Beginn des Krieges und erreicht fast die Gesamttonnage der vier größten Handelsmarinen der Welt nach England näm lich Deutschlands, der Ver. Staaten, Nor wegens und Frankreichs, die vor Kriegsbeginu rund 15,5 Millionen Br.-Reg.-To. betrug. Dieses Ergebnis ist nm so erstgunlicher, als dieser Schaden unseren Feinden durch eine neue Waffe beigeiügt worden ist, über die noch keine praktischen Erfahrungen Vorlagen. Erfolge, wie sie dieses erste Iahresergebnis aufweist, hat von Anfang an Wohl niemand von dem uneinge schränkten U-Boot-Krieg erwartet. Bekanntlich hatte der Avmiralstab für den Beginn des uneingeschränkten U-Boot-KriegeS nur eine monatliche Versenkungszahl von 600 000 Tonnen in Ansatz gebracht und damit gerechnet, daß diese Ziffer mit der wachsenden Verminderung der Schiffahrt in den Sperr gebieten allmählich sinken würde. Statt dessen beträgt der monatliche Durchschnitt de» ersten Jahres ungehemmten U-Boot-Krieges allein rund 800 000 Tonnen oder 30 °/° mehr als für den Anfang veranschlagt worden war. So schwindel trotz aller Anstrengungen unserer Feinde, der U-Bootgesahr Herr zu werden, der zu ihrer Verfügung stehende Schiffs raum zusehends zusammen, während das Arbeitsfeld unserer U-Boote durch die Erweite rung der Sperrgebiete sich dauernd vergrößert hat. Haben unsere Feinde auch gewisse Fort schritte in der Abwehr der U-Boote gemacht, so reichen sie an die Fortschritte in der Aus rüstung und Verwendung unserer U-Boote, wie die dauernden Erfolge ergeben, nicht entfernt heran. Die deutsche U-Boot-Waffe ist und bleibt die schärfste Bedrohung der britischen Macht. üSV Do» laufende Feuilleton wird durch sÄgendl Erzählung «Uerdrochnr! A Ver ^irlck. 1j Erzählung von C. Pall sh.*) Es ist schon längst Nacht. Aber drinnen beim Kreuflerwirt geht's noch lustig zu k 's ist ja Kirtag l Kirtag t Kirtag k Die Dirnen und Burschen stampfen schwer fällig durch die stickige Wirtsstube. Die Geige quietscht, die Klarinette lamentiert und am runden Bäuchlein deS alten, dicken Taler-Loibl lehnt die gewichtige Baßgeige. Nach ihrem Takte dreht sich alles i Sie ist die Hauptperson l Und der Taler-Loibl greift nach jedem Dutzend Geigenstrichen nach dem Bierkrügel, um seine Kräfte auszufrischen. In einer Ecke steht seine Tochter, die Resi, nnd gibt ihrem Schatz, dem Jägerburschen Flori, harte Worte. «Aus dir wird nia 'was t Du taugst net für an' Jager l Geh' Ham und setz' di' hinter'n Ösen, wird g'scheiier sein!" schilt sie halblaut. .Aber Reserl!" begütigt der blonde Bursche seufzend. „I hab' ka' Glück bei der verflixten Schiaßerei! Dös iS do' net meine Schuld ?" »Red' net so dallert daher!" brummt die Resi weiter. „Was brauchst Glück zua der Pulverei? Pass' besser auf! Stell' d? g'scheiter an, dann wird der Herr Förster z'friedner mit dir san k Aber natürli', wann du an Gams bock »bschiaßen sollst und z'letzt an Ziegenbock z'Hcm» bringst, darfst d? net wundem, wann *) Unberechtigter Alachdruck wird verfolgt. dem Förster d' Haar steigen! Hall denn ka' bissel Hirn unter deine Semmelhaar?" Trotziges Schweigen seinerseits. Nach einer Weile voltert die Resi weiter: „Muaßt denn a Jager werden? Thuat's a Schnaller oder Schneider net a? Werd' a Bauer! Hast eh drent im Pachertal an kloanen Hof!" „'s geht nix über an Jager, Reserl! A Schuaster sollt' i werd'n? I bebaut' m'l Was geh'n mi' die Zechen von die fremden Leut' an? A Schneider? Dös is no' besser! A paar Dorftratschen 's Maul zuanahn, a andre Arbeit wußt' i mir net. Bauer san, g'fallt ma' scho' gar net!" „Und an mi' denkst net?" zankt die Resi mit zitternder Stimme. „Bis wir zwoa bei so aner Wirtschaft zum Altar kommen, fallen ma' Haar' und ZSHnd' aus!" „Grein' net! Drnnt' im Pachertal wechselt a Hirsch, den soll i jetzt in der Fmah ab- schiaßen, hat der Förster ang'fchafft. Heul' werd' i mei' Sach' guat macken!" „Dös sagst jedes Mal!" seulzt die Resi vor wurfsvoll, während sich der Bursche verdrossen abwendet. Sie hatte ja recht, die Nesi, aber er wollte ein Jäger werden, allen zum Trotz! Er zitterte bereits bei jedem Schüsse vor Auf regung. Seit Monaten hoffte er schon ein ordentliches Wild zu Fall zu bringen. Doch vergebens. Dem Hasen schoß er höchstens das Schweiferl weg, oder dem Auerhahn ein paar Federn . . . Einen weiteren Erfolg hatte seine ganze Pulverei nicht. Zum Schluß bekam er schon eine gelinde Wut aus alles, was vierbeinig durch die Welt spazierte. Jeden Tag gaa es ein Donnerwetter in der Försterei, aber der Flori war auf den Kopf gefallen, wie alles lächelnd versicherte. „Magst tanzen?" brummte der Bursche, nach einer Weile Resi anschauend. „Na?" Das Mädchen warf den Kops zurück. „Mein Geduldsfaden is aus, Flori! Sckiaßt du heul' wieder nix, so san wir zwa sirti!" „Is scko' guat!" knurrte der Flori, stinen semmelblonden Kopf kraulend. „Heut muaß i Glück haben!" Er mengte sich unter die andern Burschen, während die Nesi zu den Musikanten trat. Der Taler-Loibl. ihr Vater, hatte schon eine ganze Bierkrügelausllellnng neben seinem Sitze. Die kleinen, lustigen Analem blinzelten ver gnügt aus dem roten Gesicht, dessen Gurken- nase nachdenklich über dem borstigen Schnauz bart stand. Seine dicken, großen Fmger zitterten schon ziemlich unsicher über die Baß- geigeniaiten, io daß er öfter aus dem Takle kam und die Töne wie ein tieseS Meckern durch die Luft zogen. „Der Vata toll net so viel trinken!" meinte die Nesi warnend. „Nach so aner Musi kann ka' Gamsbock tanzen!" „Is wursckt . . . alles Wurscht!" lachte der Loibl vergnügt. „Bring' ma no a Glaser! I" „Na, na, Qs habl's gnua, Vater!" „Dös muaß i besser wissen, du dalkete Dirn'! Bring ma a Vier, oder i hör' mit dem L'spiel auf, bann könnt's Os sehen, wie sich's ohne dem Loibl tanzen tuat!" Seufzend entfernte sich die Resi. „Heul' kann i heilig den Vata am Buckel z' Haus in's Pachertal tragen, wenn er's w weiter macht," dachte sie ärgerlich und holte vom Schrank ein frisches Vier, das sie neben den lustig drauf los fiedelnden Loibl stelle. Dann trat sie in die offene Wirtshaustür und sah nachdenklich in die flüstere Nacht. „I werd' Hom geh'n," dachte sie verdrossen, „der Vater kommt vor der Fruah nit z' Haus, dös daue.ft ma z' lang!" Indem Moment schlich der Flori an ihr vorbei. „Wohin gehst d' ?" fragte die Resi. „Auf den Anstand," senfzte der große Jäger. „Mitternacht iS vorbei, in's Nachertal hab' i a Stund'. Dort will i in der Jaaerbütten noch a Weng schlafen, und um Viere geht's dann los " „Kannst a Stück Weg mit mir gehen," schlug die Resi vor, „i wart' nit erst auf den Vata. . . Bis zum Steinkreuz hab'n wir eh anen Weg z'iamm" „Bist atto wieder guat?" bettelte der Bursche heimlich und hängte seinen Stutzen nm. „Nur, wann du den Hirsch in der Fruah vor unire Hausttsir legst, bleilu's keim allen, sonst sind wir g'sch'edene Leu' " „Alsdann ja, Reserl. Triff' i beul' wieder nix, so werd' i a Bauer und häng' den Stutzen in an Rauchfang!" „Hand draus!" befahl die Nesi, ihm ihre Rechte entgegenstreckend, in welche Flori zögernd die seine legte. „Hiatz komm, Dirn! Heul' bieg' i ma den heiligen Huberlus bei! Dös ü'spür' l jchs s die Finger."
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