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Nachrichten und Anzeiger für Naunhof, Brandis, Borsdorf, Beucha, Trebsen und Umgebung : 12.05.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787954706-193905125
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787954706-19390512
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787954706-19390512
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten und Anzeiger für Naunhof, Brandis, ...
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-05
- Tag 1939-05-12
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Monat
1939-05
-
Jahr
1939
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burgerbricf Bürgermeister Dr. Kaspar überreicht Großadmiral Dr. h. c. Raeder in Würdigung seiner großen Verdienste um die Er neuerung und den Wiederaufbau unserer stolzen Kriegsmarine den Ehrenbnrgerbrief der Seestadt Pillau. — Weltbild (Ml. Vorbereitung des Reichsvarleitages Zweite Arbeitstagung unter Leitung von Dr. Ley In Nürnberg sand unter der Leitung des Reichsorganisa tionsleiters Dr. Ley die zweite Arbeitstagung der Organisa tionsleitung für den Reichsparteitag 1939 statt. An Hand der von einzelnen Dienststellen der Organijationsleitung erstatteten Berichte besprach Dr Ley mit seinen Mitarbeitern die jetzt und in den nächsten Wochen erforderlichen organisatorischen vorberei tenden Maßnahmen und gab entsprechende Anweisungen. An schließend ließ Dr. Ley das vom Führer genehmigte Programm des Reichsparteitages 1939 verlesen. Am Nachmittag besichtigte der Reichsorganisationsleiter der NSDAP, die im Umbau befindlichen Räume der Organisations leitung und unternahm eine Rundfahrt durch das Parteitags gelände. Heraus mit unseren Kolonie«! Epp-Aufrus zur Kolonialtagung. Zur Reichskolonialtagung, die in diesem Jahre in der Zeit vom 16. bis 18. Mai in Wren abgehalten wird, wläßt der Bundesführer des Reichskolouialbundes, Venera! Ritter von Epp, folgenden Aufruf: „Die jähr liche Tagung des Reichskolonialbundes hat die Aufgabe nner Rückschau auf die geleistete Arbeit uud einer er neuten Zusammenfassung aller Kräfte für das kommende Fahr auf das unveränderte Ziel — Rückgabe der zeraübten Kolonien! Wenn im vorigen Jahre Bremen, die Stadt am Meer, mit dem Blick über die See, in diesem Jahre Wien, die Stadt im Südosten mit alter siwlonisatoren-Tätigkeit, als Tagungsort gewählt wurde, so hat das eine gute Bedeutung. Binnenkolonisation, sie Jahrhunderte lang von und in der Ostmark getrieben wurde, und Ueberseekolonisation schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich! Das Volk im Großdeutschen Reich erhebt einmütig seine Stimme und folgt seinem Führer im Kampf um Teilnahme am Raum und an den Gütern dieser Erde und nm die vollkommene Wiederherstellung seiner völkischen Ehre. So begrüße ich die neuen Kämpfer der heimgekehrten Länder in unserer machtvollen kolonialen Kampffront mit ver Losung: „Heraus mit unseren Kolonien!" Das ist Italien! Kraft der Seele gegen blinde Hysterie — Staatssekretär Guidi vor der Faschistischen Kammer Bei der Beratung des einstimmig genehmigten Haushalt- voranschlaaes des Innenministeriums gab Staatssekretär Buf- farini Gruoi in der italienischen Kammer einen Ueberblick über die faschistische Innenpolitik im vergangenen Jahr. Er beschäftigte sich mit der Bedeutung der Partei für den inneren Staatsaufbau, um abschließend die in Italien im Gegensatz zu so manchen -demokratischen" Ländern herrschende Rube und Ordnuna her» Die Tiefbauarbeiten für die S. vor -em 47 km Orainageleitungen / Leipzig, 12. Mai. — Seit dem 1. März sind rund 900 Ar beitsmänner auf dem Gelände des Volksparks in Kleinzschocher tätig, um es zur Aufnahme der 5. Reichsnährstands-Ausstellung bereitzumachen. Ueberall in dem etwa 50 Hektar umfassenden Auenpark sind fleißige Hände am Werk, die Bauten, Hallen und Häuser — 110 Baulichkeiten wird diese größte landwirt schaftliche Schau Deutschlands umfassen — hochzufllhren. Nicht weniger umfangreich waren aber die Tiefbauarbeiten, die zu leisten waren, um das Gelände herzurichten. Diese Arbeiten, die, von der Oefsentlichkeit fast unbemerkt, durchgeführt wurden, stehen vor dem Abschluß. Da die vorüberfließende Elster eingedümmt ist, ist das Ge lände hochwasserfrei. Um aber auch bei starken Regenfüllen ein schnelles Abfließen des Wassers zu gewährleisten, ist ein Drai- nagenetz von nicht weniger als 17 km Länge angelegt worden. Dabei wurde erstmalig ein neues Verfahren angewendet, bei dem die Rohre mit Hilfe eines sogen. Rohrpfluges in kürzester Zeit verlegt werden können und das daher für die Landwirt schaft von großer Bedeutung zu werden verspricht. Besonders eng wurde das Drainagenetz unter dem Vorführungsring ge halten, der durch pferdesportliche Veranstaltungen besonders in Anspruch genommen wird. Viele Kilometer lang ist auch das Netz für die Wasser- und Lichtversorgung, für die Feuerver sicherung und für die Fernsprechverbindungen. Umfangreiche Planierungsarbeiten mußten vorgenommen und ein Teich auf gefüllt werden, ehe das Gelände durch Wege erschlossen werden konnte. Am Eingang wurde ein je hundert Meter langer und breiter Vorplatz geschaffen, von dem ein 26 Meter breiter Hauptweg in das Gelände auf das Haus des Reichsnährstandes zu führt. Dieser Weg, der ebenso wie der Vorplatz mit Fahnen masten eingefaßt werden wird, ist so stark befestigt, asphaltiert und mit Bitumen überzogen, daß er dem zu erwartenden starken Verkehr gewachsen ist. Ebenso ist der Weg zum Vorführungs ring und durch die Stallanlagen gehalten, während die Seiten wege, die die Schauleitung Herstellen läßt, als Schwellenwege hergestellt werden. Das ganze Gelände wurde auf eine Länge von 3,5 km eingefriedigt, nur zum Teil mit Vretterplanken, in der Hauptsache aber mit Drahtzüunen. um die Ausstellung besser in die Auenlandschaft einzugliedern. Für den Antransport der Ausstellunastiere wird am Bahn- Hof Kleinzschocher eine besondere Gleisanlage mit einer 400 m langen Entladerampe geschaffen, an der zur Zeit noch gear beitet wird. Ein besonderer Viehtreibweg von 500 m Länge dient dem Transport der Tiere zu den auf dem Ausstellungs- gelände errichteten Tierzelte. 17 Tiersonderzüge werden hier ab gefertigt werden, während das sonstige Ausstellungsgut — nur vorzuheben. Er wies ferner darauf hin, daß erst vor wenigen Tagen die Mailänder Bevölkerung den beiden Außenministern der Achse und damit den Vertretern der großen Führe-r zweier Revolutionen großartige Kundgebungen bereitet habe. Welche Demokratien können sich darauf berufen, ihre Politik in voller Uebereinstimmung mit den Interessen, den Gefühlen und dem Willen der Volksgemeinschaft zu führen, wie dies tat sächlich im faschistischen Italien der Fall ist! Welche Demokra tien können bei gewaltigen Massenaufmärschen die unmittelbare Zustimmung Hünderttausender ihrer Staatsbürger erhalten? In Wirklichkeit sind gerade die Demokratien dem demokratischen Prinzip am wenigsten treugeblieben, ries der Staatssekretär aus. Trotz der drohenden Gewitterwolken, fuhr Buffarini Guidi fort, die den außenpolitischen Horizont in letzter Zeit öfters ver dunkelten, haben in allen Teilen Italiens stets Rube und Ver trauen geherrscht. „Jeder fühlt sich an seinem Platz als ein Soldat und als das ausführende Organ eines Willens, der keine Grenzen und kein Ende kennt." , Madrids Siegesparade am 19. Mai Termin endgültig festgesetzt. — Francos Einzug. Die große Siegesparade in Madrid ist nunmehr endgültig aus deu 19. Mai festgesetzt wordeu. Bei dieser Gelegenheit soll dem Staatschcf und Generalissimus Franco der höchste spanische Kriegsorden, das Lvrbecr- kreuz von San Fernando, verliehen werden. Alle spani schen Städte haben einen dahingehenden Antrag gestellt. Franco hat bereits seinen ersten öffentlichen Einzug in die wiedergewonnene Hauptstadt des befreiten Spanien gehalten nnd nahm einer große Parade der ruhmreichen Luftwaffe ab. z Kmionen gegen Panikstimmung Der „Danziger Vorposten" weist auf Anzeichen einer Panikstimmung in Gdingen hin. Wie er weiter mitzuteilen weiß, haben die polnischen Behörden sich entschlossen, Ar tillerie nach Gdingen zu legen, um dieser Panikstimmung entgegenzuwirken. So wurden auf dem Gdinger Bahnhof demonstrativ zwei Batterien ausgeladen. ! Reichsnährstands-Ausstellung Abschluß Parkplätze für 6000 Wagen mit der Eisenbahn werden etwa 700 Waggons erwartet! — von den Ankunftsbahnhöfen zum Gelände gebracht wird. 2m Zusammenhang mit der Erschließung des Geländes wurde von der Windorfer Straße her, etwa in der Mitte des Volksparks, ein neuer Zugang geschaffen, der für die Zukunft dem Fuß- und Radverkehr durch den Kleinzschocherschen Park nach den Meyer- schen Häusern dienen soll. Im ganzen wird das Gelände der Ausstellung neben dem Haupteingang durch acht Tore, die sich aufchie gesamte Einfriedigung verteilen, zugänglich sein. Ganz besondere Vorkehrungen sind getroffen worden, um den zu erwartenden ungeheuren Verkehr bewältigen zu können. Ge genüber dem Haupteingang und daneben wurden Parkplätze für 400 bezw. 1000 Wagen geschaffen. Rund 2 500 qm des Hauptparkplatzes wurden mit einer hochwertigen Decke ver sehen, um diese Fläche auch als öffentliche Rollschuhbahn nutzen zu können. Die benachbarten Straßen, soweit sie nicht Verkehrs durchgangsstraßen sind, werden ebenfalls zum Parken benutzt werden. Die Straßen, die meist mit Bruchsteinpflaster versehen sind, erhalten Fugenschlüsse und bituminöse Ueberzüge. Aus diese Weise werden Parkmöglichkeiten für 6 000 Wagen un mittelbar in der Nähe des Eingangs geschaffen. Außerdem be steht die Möglichkeit, vier Sportplätze notweise zum Parken heranzuziehen. Zur Erleichterung des Parkens im Stadtcil Schleußig wird über die Elster eine hölzerne Notbrücke errichtet. Für die Anfahrt werden aus den verschiedenen Richtungen besondere Zufahrtsstraßen festgelegt und gut beschildert werden, um eine glatte Abwicklung des Verkehrs zu gewährleisten. Be reits im vorigen Jahre wurde die am Eingang der Ausstellung vorbeiführende Antonienstraße auf 30 Meter verbreitert, und in ihrem Zuge eine 25 m breite Brücke über die Elster neu errichtet, die sich landschaftlich und verkehrsmäßig gut einfiigt. Auch die Straßenbahn hat umfassende Vorkehrungen ge troffen. Wie groß die Anforderungen sind, die sie zu bewältigen hat, geht daraus hervor, daß bei der 4. Reichsnährstands-Aus stellung in München die Straßenbahn einen zusätzlichen Ver kehr von 2 Millionen Fahrgästen zu verzeichnen hatte. Zur pausenlosen Abwicklung des Verkehrs hat die Straßenbahn End schleifen eingerichtet. In der Antonienstraße werden noch genü gend lange und breite Ein- und Aussteigeinseln angelegt. Schließlich hat sich die Tiefbauverwaltung im Verein mit der Gartenverwaltung auch bemüht, den Zufahrtsstraßen und der Umgebung der Reichsnährstands Ausstellung ein gutes Aus sehen zu geben. Unschöne Stellen werden verbessert, Böschungen neu hergerichtet und häßliche Baracken usw. durch Anpflan zungen der Sicht entzogen. Moskau wünscht Vertagung Die belgische Nachrichtenagentur Belga meldet, nach einer Information aus Genf habe die Sowjetregieruna Schritte bei den Mitgliedsstaaten der Genfer Liga unter nommen, um eine kurze Vertagung der Ratstagung zu erreichen. Die Sowjetregierung sei in diesem Sinne auch an die belgische Negierung herangetreten, die ihre Zustim mung erteilt habe. Man könne daher damit rechnen, daß die Ratstagung um eine Woche vertagt werde. Die Vertagung soll Wohl, so schreibt die Londoner Preß Association, Potemkin Gelegenheit geben, noch mit M o l o t o w in Verbindung zu treten. Es stehe noch nicht fest, ob Potemkin oder Molotow nach Genf gehen werde, doch könne man sicher sein, daß die Vertreter Sowjetrutzlands, Frankreichs und Großbritanniens in Veilf „wichtige Besprechungen" führen würden. In Lon- von herrsche der Eindruck, daß die persönlichen Fühlung nahmen die augenblicklichen Verhandlungen mit Sowjet rußland beschleunigen könnten. Womöglich würde Lord Halifax auf der Reise nach Genf in Paris haltmachen, nm Daladier und Bonnet zu sprechen, um dann seine Reise nach Genf fortzusetzen. Zum dritten Male in dieser Woche suchte gestern der Sowjetbotschafter Maisky das Foreign Office auf, wo ?r wiederum eiue längere Aussprache mit Lord Halism hatte. Vorbereitung sür SelWi Der deutsche Einsatz bei den Olympischen Spielen 1940 Der Stellvertrerter des Ncichssportfllhrers, Breitmeyer, und der Sonderbeauftragte für die Olympischen Spiele 1940, Dr. Diem sowie der Geschäftsführer des deutschen Olympia-Aus schusses, Dr. Jensch, trafen in Helsinki ein, um die nötigen Vor bereitungen für den deutschen Einsatz bei den Olympischen Spielen 1940 mit dem Finnischen Olympischen Organisations- komitee und den Vertretern der Stadt Helsinki zu treffen. Der Eros Der Grofrde» 5. Ium iu Kas nicht wie sonst 1! tausend Kamera Kassel vereinen. Ostmark, des S Neichskriegertag l Für die Bei Bayern-Hilfszug -er Deutschland-^ Festspiel „Ewig Abend ausgeführt Festspiel zeigt in lungsgeschichte dc lcucersoldaten zu bis zum soldatis Kasseler Karlswie wird im Rahmen Abwehrschlacht d 4000 Bombenschl Patronen und an Bild verwandt, s dichte Nebelwand kampfwagen herv Im Rahmen zahlreiche Wieder Danziger Kar der Präsident de Erscheinen zugesa Dr. Le« 19 00« Am Sonntag, leiter Dr. Ley nack der Vorbesichtlgung Kreisen Dresden, 1 Dippoldiswalde für dem werden sämtlich sens sowie der gesa leiter und Kreisam Besichtigung findet c leit ist zu dieser Vo Im Anschluß an Leiter von der Jh Etübelplatz, Eüntz-, Auf der Fürstenstras der Nähe des Lom Dr. Ley statt. In den Nachmit Rathaus vor den ( die Ortsgruppen Ni MWMaW Jnternatim In Anwesenh Mien, Dänemark, i.md, Litauen, Sch Berlin die Inti als selbständiger 2 JAJ) in Rom ihr Fördern Auf der Grün mr AlPers als eine Erklärung de der die Genugtum Berlins zum Sitz Ausdruck gebracht Aeichsregicrung w ugesichert. Im We bau für die Zwe errichtet, dessen Bi Aom Jahre 1940 c den Betriebes in T Beiches zur Verfür reichende Mittel a werden ohne Bedi schließlich der VerN. Mtrale selbst. In dem nun ß-ent der Interna bo 1 t (Ungarn), de Zusammenarbeit e Generalforstmeister Direktor der neugc Dr. K o e st l e r vo Leipziger Bries Kehraus am Cottaweg — Der Löwe sprungbereit — Die Stimme aus dem „Gemerk". Bei allen Vorzügen der Großstadt kommt ihrem Bürger doch zuweilen eine kleine Anwandlung von Neid gegenüber dem Kleinstädter an, daß der in solch' himmlischer Ruhe sein Leben leben kann, und der Mann vom Lande oder aus der Kleinstadt nährt nicht selten den Wunsch im Busen, Großstädter sein und sich mit vollen Segeln in den Strudel des Vergnügens Hineinstürzen zu können. Oft jagen sich da die Begebenheiten dermaßen, daß man sich förmlich zerteilen möchte, um überall da bei sein zu können. Solch' eine wilde Jagd der Ereignisse hat eben der Leipziger wieder hinter sich. Wir wollen und können sie nicht alle aufzählen und uns darauf beschränken, von dem zu berichten, was alle, auch den Mann aus dem Volke, interes siert. Da ist zum Exempel die Kleinmesse, auf der wohl kaum ein Bürger der großen Pleißestadt gefehlt haben dürste. Wie eng der Leipziger mit dieser seiner Stadt des Budenzaubers ver wachsen ist, zeigte deren letzter Tag. Trotz unfreundlichem Wet ter ging's hinaus zum Lottaweg mit Kind und Kegel, und den Strich, den der himmlische Wetterfabrikant mit dem kalten Tag den Schaustellern durch die Rechnung gemacht zu haben glaubte, radierte der Leipziger mit dem Massenbesuch wieder aus. Nun > ist's auf einmal wieder still geworden dort draußen am Flut kanal; verlassen liegt der Platz da, und von dem dreiwöchigen i Amüsement des Leipzigers zeugen nur noch ein paar erbärmliche Ueberreste einer untergegangenen Zauberstadt. Aber schon winkt ein neues Vergnügen, ein neues Volks fest. „Der Löwe ist los!" So wird es bald von Mund zu Mund gehen, und alles freut sich schon wie ein Kind auf den Löwen sprung. Andern würde es bei besagtem Alarmruf heiß und kalt den Buckel runter laufen. Den Leipziger stört so 'was nicht, im Gegenteil! In einer Stadt, in der an die tausend leibhaf tige Löwen das Licht der Welt erblickten und eine stattliche Zahl von ausgewachsenen Wüstenkönigen brüllend und zähne fletschend den Zoo ziert, sollte man vor dem zahmen Wappen tier Reißaus nehmen, das sprungbereit darauf wartet, sich unter das Volk mischen zu können? I bewahre! Der Bursch frißt ja ' keinen; eher wird er vom Leipziger ge - - gessen. In den Back- , stuben liegt er schon in Massenexemplaren, aus leckerm Teig kunstvoll geformt, um von der „Bestie im Menschen" verschlungen I zu werden. Diese „edle" Absicht ist aber auch der einzig häßliche Zug des Leipzigers seinem Wappentier gegenüber, den die Huldigungen aller Art, die man so in petto hat, mehr als wettmachen werden. Dem gelben Gesellen zu Ehren nimmt der Leipziger sogar alle Mühen einer regelrechten Wahlschlacht auf sich, denn er betrachtet es als seine verdammte Pflicht und Schuldigkeit als Bürger der Löwenstadt, zur Wahlurne zu schrei ten und einen Löwenkönig zu wählen. Ja, selbst eine Maien königin hat er zu seinem Löwensest zu küren. Blond soll sie sein, natürlich blond! Da wird es sich empfehlen, einen Ver treter der Zunft der Haarkünstler zu Rate zu ziehen, es könnte ja sonst wahrhaftig solch' ein kecker Wasserstoffblondkopf . . . Nicht auszudenken, so 'was! Weiter: Im Mai muß sie natürlich vom Himmel gefallen sein, diese Maienkönigin, und den jün geren Semestern soll sie möglichst auch angehören, so etwa „von anno 1900 ab geboren". Also gute Aussichten selbst für die Thronprätendentinnen, die schon ein gewisses Liedchen singen können! Was Wunder, wenn einem ganzen Kontingent ver schiedene Jahrgänge Leipziger Maiden die Herzen höher schla gen in der süßen Hoffnung, zur Maienkönigin gekrönt zu werden, die mit ihrer Schönheit und Würde den ganzen an sich schon wunderbaren Festzug überstrahlen soll! Verdammt juchhe! Da haben wir ja schon viel zu viel verraten von all' den Ueberraschungen, die zum Leipziger Löwenfest dem Löwen volke werden sollen! Halten wir also nun endlich das Maul und überlassen wir die Ankündigung der bevorstehenden Ereignisse und Genüsse mit Begleitmusik den an den Tagen der Ausge lassenheit und Freude aufgestellten Lautsprechern. Lautsprecher —, welch' segensreiche Einrichtung! Ließen sie nicht ihre Stimme auf den Bahnsteigen dss Hauptbahnhofs ertönen, gar mancher wäre schon statt nach Berlin nach München gefahren. Neuerdings erschallen die Warnrufe aus den mäch tigen Megaphonen wie der Deus ex machina auch in den Stra ßen und auf den Plätzen der großen Messestadt, bald hier, bald dort Autolenker, Stahlroßreiter und Reiter auf Schusters Rap pen, so sie die Verkehrsregeln mißachten, in die Schranken ihrer Befugnisse zurückweisend. Von einer Stelle zur andern flitzen die rot ängestrichenen Wagen der heiligen Hermandad, und ihre Jünger spähen mit wahren Luchsaugen nach den Verkehrssün dern aus. Mit Stentorstimme kriegt der sein Fett, der falsch gesegelt ist. Wie im Gemerk des Merkers Hammer kracht oder mit möglichst viel Geräusch der Kreidestrich gezogen wird, wenn einer wider die Regeln der Meistersingerkunst verstößt, so hallt das Monitum aus der roten Kiste dem entgegen, der glaubt, I wider alle Regeln des Verkehrs seinen Stiefel hintrotteln zu können; und wer vor dem Einbiegen das Winke-winke vergißt, ' dem wird eben eins verwinkt! E. Schr. — Vor AM gestorben Die einzige Ueberlebende eines Schiffbruches. j Fräulein Mary-Louisa Russel war mit ihren 99 Jah- > :en nicht nur die älteste Einwohnerin von Brighton, j iondern sie war auch wegen eines Erlebnisses, das sic m jüngeren Jahren hatte, eine Art kleiner „Lokalberühmt- heit". Jedes Kind in Brighton wußte, daß das alte Fräulein vor vielen Jahren bei dem Untergang des Dampfers „Princesse Alice" unter 700 Menschen als Ein fige gerettet werden konnte. Natürlich bestand die Ab sicht, den 100. Geburtstag der alten Dame im nächsten Fahr in angemessener Weise zu feiern. Fräulein Russel, sie trotz ihres hohen Alters noch erstaunlich rüstig war, erzählte gern von den Schrecknissen des Schiffbruchs, den sie als einzige überstanden hatte, und schloß gewöhnlich ihre Erzählung damit, daß sie erklärte: „Von diesem Tage an hatte ich keine Angst mehr vor der Gefahr, denn ich wußte, daß man nicht so schnell stirbt..." Das Schicksal wollte es nun, daß der Tod der alten Dame in einer Weise erfolgte, die ganz im Gegensatz zu ihrer Ansicht über das Sterben stand. — Als Fräulein Kussel dieser Tage ihren gewohnten Spaziergang unter nahm, sah sie plötzlich, wie ein scheu gewordenes Pferd, den Wagen hinter sich herschleifend, direkt ans sie zu- zerast kam. Im letzten Augenblick sprang ein Polizist hinzu, fiel dem Pferd in die Zügel und brachte es wenige Meter vor der 99jährigen Greisin zum Stehen. Dann neigte er sich über Fräulein Russel, die zusammengebro chen war: eine kurze Untersuchung ergab, daß sie tot war. Wie die Aerzte später feststellten, war die Frau, die unter 700 Schiffbrüchigen die einzige Gerettete gewesen war, nnd „keine Angst mehr vor der Gefahr hatte, weil sie nutzte, datz man nicht so schnell stirbt", vor Angst einem Herzschlag erlegen... »cis u e V 6/776 i - -e-M
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