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Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich z w iMat: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis: viertel- iShrlich ab Schalter 1,15 Mk. bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark S5 Pfennige, durch die Post 1,15 Markausschl. Bestellgeld. Be stellungen nehmen auch unsere Zeiiungsboten gern entgegen. Amtsblatt für die HrtsSebärde und de» Gemeinderat zu Aretnig. Lokal-Ztireiger wr die vr>s»sNen kreidig, Zroßrödrrdork. IsEivE, ssanüenlda! und Umgegend. Inserate, die 4 gespal tene Korpuszeile 1b Pf. sür Inserenten im Rödertalr, für alle übrigen 2V Pf., im amt lichen Teile 2b Pf., und im Reklameteil 40 Pf., nehmen außer unserer Geschäftsstelle auch sämtlicheAnnoncen-Expe- ditionen jederzeit entgegen. Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt. Inserate bitten wir für Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittags 11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag 11 Uhr einzusendcn. Schriftleitung, Druck und Verlag von A. Schurig,Bretnig. Nr. 66. Sonnabend, den 17. August 1918. 28. Jahrgang Deutschlands Verhältnis zu Ruß land. b. Ueber die gegenwärtig schwebenden Ver handlungen mit Rußland und die daraus sich ergebenden Situationen äußert sich der Vorsitzende der nationalliberalen Reichstagsfraktion, Dr. Stresemann, in einer Unterredung einem Mit arbeiter des „Der!. Lok.-Anz." gegenüber wie folgt: Es ist unrichtig, wenn man annimml, saß es sich bei den jetzt schwebenden Verhandlungen mit Rußland um eine Revision des Friedens vertrages von Brest-Litowsk im Sinne derjeni gen Anschauungen handelt, die diesen Vertrag vom Stanopnnkte der großrussischen Orientie rung schon seit langem bekämpft haben. Von einer derartigen Revision ist nicht die Rede. Die jetzigen Verhandlungen betreffen eine Reihe von Fragen, deretwegen bekanntlich die russische Regierung vor längerer Zeit Verhandlungen vorgeschlagen hatte, die erst in Moskau statt finden sollten, dann aber auf Wunsch der deutschen Regierung in Berlin geführt wurden. Durch diese Verhandlungen soll die künftige Stellung von Estland und Livland, sowie das Verhältnis des Deutschen Reiches zu dem neu- entstandencn Staate Georgien ebenso geregelt werden, wie eine ganze Reihe privatrechtlicher und finanzieller Fragen von größerer Bedeutung, sowie endlich die Anbahnung von wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Völkern und die Festsetzung einer Demarkationslinie für unsere im Süden Rußlands gegen einzelne freischär- lernde Truppenkörper operierenden Soldaten. Ueber Einzelheiten des Vertrages wird die deut sche Oeffentlichkeit sicherlich demnächst unterrich tet werden. Auf die Frage nach der Bedeutung des Frontwechsels des KadettcnführcrS Miljukow meinte Dr. Stresemann: Nachdem der Parteitag der Kadetten sich einstimmig für die bisherige englische Orientierung dieser Partei entschieden hgtte, war Herr Miljukow ein Offizier ohne Armee. Aber selbst wenn er seine Partei treu hinter sich hätte, würde eine Ersetzung der Bol- schcwiki-Herrschaft durch eine Monarchie mit kadcttischer Grundlage für Deutschland sicherlich keine Besserung der Verhältnisse bedeuten. Wir müssen diese Dinge rein nüchtern, realpolitisch, ohne sentimentale Einschläge, lediglich vom deutschen Standpunkte auS betrachten. Wir haben ein vitales Interesse daran, daß eine neue Ostfront nicht entsteht Die Bolschewik! sind die einzige Partei, welche d:e Gewähr da für gibt, daß sie sich niemals einem wirtschaft lichen oder politischen Imperialismus hingeben wird. Eine ententcfreundliche Haltung der Bolschewiki ist vollkommen ausgeschlossen, schon aus dem Grunde, weil die Entente ihnen nie verzeihen wird, daß sie die französisch-englische Anleihe im Betrage von 40 Milliarden annul liert haben. Miljukow hat aber seinerzeit gar keinen Hehl daraus gemacht, daß er die Revi sion des Friedensvcrtragcs von Brest-Litowsk al« Voraussetzung seiner deutschen Orientierung ansieht. Im Falle einer Kadettenherrschaft ist auch keine Gewähr dafür vorhanden, daß die alte Ententcfreundschaft bei den Anhängern Miljukows nicht wieder erwacht, wenn die rus sische Bourgeoise, die ja vor dem Kriege die Trägerin der deutschfeindlichen Bewegung war, aus ihrer jetzigen sozialen Ohnmacht wieder zur politischen Macht gelangen würde. Ebensowenig können wir natürlich eine Herrschaft der Sozial revolutionäre wünschen, die bekanntlich den Terror gegen Deutschland auf ihre Fahne ge schrieben haben. Eine regierungslose Anarchie, die uns zwingen würde, durch deutsche Bajonette die Ordnung in Großrußland aufrecht zu er halten, wäre ebensowenig wünschenswert. Es ist daher unverständlich, aus welchem Grunde einige deutsche Zeitungen sich dazu vergeben, ihrerseits die Bolschewiki-Herrschaft^ mit zu er schüttern, deren Sturz in der Entente nur größte Freude erregen würde. Beginnende Zersetzung der Tschecho-Slowaken. Die von den Sowjets der Wolga gebildete Kriegsflotte säuberte die Wolga von den durch die Tschecho-Slowaken in Beschlag genommenen Schiffen und unterbrach die Verbindung der im Osten der Wolga stehenden tschecho-slowakischen Streitkräfte in Simbirsk und Sysran. Astra chan, Zarizyn und Saratow sind nach wie vor in den Händen der Sowjettruppen. Die Kräfte der Weißen Gardisten, Tschecho-Slowaken und Kosaken an der Mittelwolgafront beziffern sich auf 30000 Mann. Die Zusammenziehung der Sowjettruppen ist beendet und erreicht die Zahl von 150 000 Manu. Der begonnene Angriff entwickelt sich erfolgreich. Die Sowjettruppen zogen bereits unter Kämpfen in die Vorstadt von Simbirsk ein. Unter den Tschccho-Slowa- ken macht sich eine Zersetzung bemerkbar. In den Truppenteilen werden Massen-Erschießungen vorgcnvmmen. Der Kommandant verbot Ver sammlungen. Infolgedessen zeigt sich starke Un zufriedenheit unter den Mannschaften.« Die ge genrevolutionäre Regierung in Samara, dem Hauptquartier der mit der Gegenrevolution ver bündeten Tschecho-Slowaken beschloß, vom 1. August ab den Verkauf von Branntwein zu ge statten. Rückzug der Entente am Murman. Nach einem amtlichen Bericht über die Lage an der Murmanfront haben die Truppen der Entente nach sechstägigcm ununterbrochenem Kampfe den weiteren Vormarsch aufgegeben und sind zurückgegangen. Die Stimmung der rus sischen Truppen ist gut. Bei Archangelsk ist die Lage für die Räteregierung ungünstig. Erfolg der deutschen Gegenangriffe Der KriezSkorrespondent im britischen Haupt quartier meldet: Sensationelle Nachrichten lie gen nicht vor. Die Ermüdung der Mann schaften hat das siegreiche Vorgehen zum Stehen gebracht. Die neu herangebrachten deutschen Divisionen zeigen nicht die geringste Demora lisation. Mit den Geschützen, die der Feind rettete und mit den neuen Geschützen, die er auffuhr, darf die feindliche Artillerie nicht unter schätzt werden. Der Widerstand der Deutschen ist überall schärfer geworden. Bei Lihons, dem Zentrum, haben die Deutschen mir frischen Truppen kräf tige Gegenangriffe unternommen. Im Norden wüten die Kämpfe am heftigsten an beiden Ufern der Somme. An der Strecke zwischen Proynart und Chui- nelles haben die Deutschen hartnäckig Widerstand geleistet: sie stehen unmittelbar in den alten Verteidigungsstellungen von 1916 in den alten Laufgräben und Unterständen in Deckung. Hier greifen die Australier an, sie konnten jedoch wegen der großen Anzahl Maschinengewehre nicht an Proyart vorbeikommcn. Der Angriff mißglückte, wir zogen unsere Truppen in nörd licher Richtung über den Fluß zurück. Französische Erkenntnis. Bezüglich der Offensive werden die Pariser Zeitungen kleinlaut und sie geben alle zu, daß de Widerstand der deutschen Truppen sich sehr verschärfe. Barreö schreibt im „Echo de Paris" : Da haben wir die vorhergesehenen Gegenmittel des Feindes, oie Ankunft seiner Reserven. Unsere Trup)«en werden noch Fortschritte machen, aber nur langsam und mit viel härteren An strengungen Im selben Blatte schreibt Rutin: Die Gegenwu : Feindes «ar von unse ¬ rem Arme ko: ,uwo vorhergesehen; denn der Rhythmus ist immer derselbe, wenn man aus einer Ueberraschung Vorteile gezogen hat. Wäh rend der ersten zwei Tage geht man gehörig vorwärts, aber am dritten Tage hat man den Nachteil, von seiner Basis ziemlich entfernt zu sein, während der Gegner anfängt, alle« zu holen, was er braucht an Reserven und Ar tillerie. vrrlilwer und SäLMr;. — Zuschläge zur Kriegsversorguug der Witwen uud Waisen Mit Wir kung vom 1. Juli 1918 an erhalten die Hin terbliebenen der in diesem Kriege gefallenen Mi litärpersonen der Unterklassen, die Kriegswitwen geld oder KriegSwaisengels empfangen, Zuschläge zu diesen Kriegsversorgungsgebührniffen. Vor aussetzung ist, daß die Hinterbliebenen Familien- Unterstützung auf Grund des Gesetzes über die Unterstützung von Familien in den Dienst ein getretener Mannschaften vom 28. Februar 1888 und 4. August 1914 beziehen oder bezogen haben. Die Zuschläge betragen ohne Rücksicht auf den Dienstgrad des Verstorbenen monatlich: für die Witwe 8 Mk., für die Halbwaise 3 Mk., für die Vollwaise 4 Mk. Die Zuschläge zu dem Kriegswaisengeld werden nur bis zum vollendeten 16. Lebensjahre gezahlt. Die Zah lung der Zuschläge erfolgt gegen Vorlage einer Bescheinigung der Gemeindebehörde über die ge zahlte Familienuntcrstützung, die bei der Post- anstalt verbleibt. — Laubheusammlung. Im ganzen Reiche wurden bis 31. Juli, wie von der Laub futterstelle für die Heeresverwaltung mitgeteilt wird, 21 079 800 Kilogramm Grünlaub abge liefert. Man darf wohl annehmen, daß leicht das Doppelte und Dreifache bis jetzt geleistet worden wäre, wenn die Transportmöglichkeiten und der Nrbcitermangcl weniger drückend wären. Kamenz. Bei einer Gemeindebckörde in einem benachbarten Bezirke hat ein Unbekannter versucht, mittels zweier gefälschter Militärur laubsscheine Lebensmittelmarken zu bekommen. In einem Falle hat er auch solche erlangt. Die Urlaubsscheine waren außer mit der gefälschten Unterschrift mit einem bei Militärbehörden nicht üblichen, stümperhaft ausgeführten Blaudruck- typcnstcmpel versehen, so daß bei einiger Prü fung der Scheine die Fälschung ohne weiteres entdeckt werden mußte. Es ist im Interesse der Allgemeinheit deshalb unbedingt notwendig, daß die Gemeindebehörden bei Vorlegung von Ur laubsscheinen diese, insbesondere den Stempel aufdruck und auch die Unterschrift einer genauen Prüfung und Beurteilung auf ihre Echtheit unterziehen und daß ihnen von der Allgemein heit bei der Feststellung der Betrüger Hilfe ge leistet wird, um ein Abwandern der Vorräte des Bezirkes auf Schleichwegen zu vermeiden. Kamenz. Probestücke des Ersatzes der Tür klinken und dazugehörigen Metalltcile sind bei der Königlichen Amtshauptmannschast, Zimmer 15, einzusehen. Der Preis für derartige Stücke beträgt: 1 Paar Ersatztürdrücker ohne Langschild 2,50 Mark, mit Langschild 3,50 Mark, mit Langschild und Nachtriegel 4,50 Mark, 1 Fen stergriff 1 Mark. In diesen Preisen sind die Ausbaukosten der Klinken und die Einbaukostcn des Ersatzes nicht mit enthalten. Schlosser und ähnliche Gewerbetreibende werden darauf hinge- wicsen. Bautzen. Ei» schwerer Unglücksfall ereig nete sich in einem Hause der Blcicheustraße. Eine 45 Jahre alte Frau wollte die Petroleum lampe anzünden. Da'diese aber nicht gut brannte, nahm sie den Ballon heraus, wobei dieser sich entzündete und entzweisprang, so daß sich das brennende Oel auf die unglücklia,e Frau ergoß. Sofort standen ihre Kleider in Flammen. Die Frau erlitr schwere Brandwunden an Hals, Brust und Armen. Dresden. (Unterricht für Kriegsbeschädigte an der Technischen Hochschule zu Dresden.) Die Technische Hochschule ist darauf bedacht, ihren aus dem Felde heimkehrenden Studierenden für die Fortsetzung ihrer Studien und die Erlangung einer vollwertigen Ausbildung alle mögliche Hilfe zu leisten. Solange der Krieg dauert, handelt es sich, abgesehen von Notprüfungcn, im wesent lichen um die Förderung, solcher, d'.e infolge er littener Schäden aus dein Heeresdienst beurlaubt oder entlassen worden sind. Den Kriegsbeschä digten, die da« Studium an der Technischen Hochschule Dresden auf grund eines dazu be rechtigenden Reifezeugnisses beginnen oder es wie der aufnehmen wollen, soll dies durch Ferien kurse erleichtert werden, die unentgeltlich in der Zeit vom 5. September bis zum 5. Oktober 1918 abgehalten werden. Dresden. (Diebstahl in einem Lazarett.) Ein Zentner gebrannter Kaffee und 13 Kilo gramm Kakao sind nachts mittel« Einbruchs au« einem hiesigen Reservelazarctt gestohlen worden. Vom Täter fehlt bisher jede Spur. Dresden. In der Elbe ertrunken ist eine 15 jährige Handelsschülerin bei einer Schwimm partie von der Karlstraßc nach der Naumann- schen Frauen-Dadeanstalt. Der Leichnam ist noch nicht gefunden. Döbel«. Aus dem Zuge gestürzt ist auf der Fahrt zwischen Döbeln und Dresden ein etwa zehnjähriger Knabe. Er erlitt anscheinend eine schwere Gehirnerschütterung. Schandau. (Diebischer Schutzmann.) Aus dem Wasserwerk der Stadtgemeindc waren kürzlich Treibriemen gestohlen worden. Jetzt wurde festgestellt, daß der von der Stadt angc- stellte Schutzmann und sein in Netzschkau wohnender Bruder den Diebstahl gemeinschaftlich begangen haben. Bei dem Bruder 'in Netzsch kau, der von dem Schutzmann verleitet worden ist, fand man die gestohlenen Treibriemen und einen den Schutzmann belastenden Brief. Chemnitz. (Verhaftung einer Einbrccher- bande.) Hier wurden 10 Personen sestgenom- men, die in den letzten Monaten in Chem nitz und anderen Orten Einbrüche ausge führt haben. Aus einen, Grünwarengeschäft in Chemnitz haben sie für 18 000 Mark Wert papiere und Bargeld gestohlen, bei zwei Ein brüchen in Glauchau betrug der Wert der Beute 50—60000 Mark. Zwickau. Einem Vorschläge der Fleischer entsprechend, hat der Rat bestimmt, daß eine Beschränkung des Kundenkreises in der Weise zu erfolgen hat, daß diejenigen Fleischer, die über 1400 vollmarkenberechtigte Kunden haben, keine neuen Kunden mehr annehmen dürfen. Zwickau. (Gehcimschlächtcrei.) Im Vor orte Bockwa wurde ein Fieischermeister, gegen den schon längere Zeit Verdacht bestand, als Geheimschlächter entlarvt uno samt seinen bei den, der Mittäterschaft verdächtigen, erwachsenen Kindern in Haft genommen. Leipzig. (Gasthauswäsche.) Für die hie sigen Fremdenhöfe werden, wie die Kriegswirt schafts-Aktiengesellschaft in Berlin dem Meßamt mitteilt, auf Verfügung des Reichskommissars für bürgerliche Kleidung während der Dauer der Messe 2300 Stück Bettücher leihweise zur Ver fügung gestellt. Leipzig. Die-3. Faserstoff-Ausstellung in Leipzig wird ihre Vorgängerinnen in Berlin und Düsseldorf nach Inhalt und Umfang bedeutend übertreffen. Bis jetzt sind bereits über 400 Aussteller (Düsseldorf: 200) vorhanden. In letzter Stunde ist es gelungen, das Unternehmen um eine hochbcdeutsame und interessante Gruppe zu bereichern, die das Zellulose-Spinnverfahren betrifft. Man wird in Leipzig zum ersten Male Einblick in dieses aufsehenerregende Herstellungs verfahren gewinnen. Noch ein anderer Aus- stellungs-Abschnirr, eine Sonderausstellung, ist als überaus lehrreich und interessant hervorzn- heben. Sie befaßt sich mit dem Kriegs-Flachs bau. Mit erheblichen Kosten ist eine vollstän dige Flachsverarbeitungsstelle in großzügiger Weise angelegt. Man wird hier nicht nur eine Flachsrösterei in Betrieb sehen können, sondern Überhaupt die ganze Flachsbehandlung, ovm Flachsfeld weg bis zum fenigcn Erzeugnis ver folgen können. Die Ausstellung, die am 21. August eröffnet werden wird, ist bis auf Klei nigkeiten fertiggestcllt.