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Sie Schwestern Kronester - 4 . Sin Schicksalsroman von Sans Ernst 4. Fortsetzung. Am nächsten Sonntag, als Michael Wiesbrock bei Pro fessor Böhm zu Gast war, wurde es Anna klar, was es mit jener enttäuschten Frage des Studenten auf sich hatte. Man hätte blind sein müssen, um nicht zu sehen, daß Michael bis über die Ohren in Gerda verliebt war. In einer seltsamen Hilflosigkeit, die dem munteren Jungen gar nicht zu Gesicht stand, äußerte sich diese Verliebtheit. Und Gerda, die über mütige Gerda, trieb ihr loses Spiel mit ihm. „Hier wären also die niederbayerischen Knödel," neckte sie ihn, als die dampfende Schüssel auf den Tisch kam. „Nun zeigen Sie uns einmal, wieviel Stück so ein Studenten magen verträgt" Doch dem Studenten wollte heute die Nationalspeise ganz und gar nicht munden. Ja wenn er seine Füße hätte unter den heimatlichen Vauerntisch strecken können? Dann wäre es ihm auf ein halbes Dutzend der faustgroßen Klöße nicht angekommen. So aber! Nein, dieses heimatliche Gericht paßte nicht auf diese städtische Tafel. Der ganze Michael paßte nicht in diese seine Umgebung, fiel ihm plötzlich ein Wie hatte er es wagen können, seine Augen zu Gerda zu erheben, die doch offensicht lich nur ein herzloses Spiel mit ihm trieb? Aber dann, nach Tisch, als man sich in eine Plauderecke zusammensetzte und auch Anna dabei war, zeigte sich Gerda plötzlich wieder von ihrer liebenswürdigsten Seite und geizte nicht mit jenen kleinen Gunstbezeigungen und aufmuntern- -en Blicken, die Michael in neue Beklommenheit stürzten. In einer seltsamen Verwirrung der Gefühle verabschie dete sich der Student von seinen Gastgebern. Tagelang ging Michael Wiesbrock von da ab Anna aus dem Weg Aber dann gab es sich doch eines Abends, daß sie im Mansardenvorraum aufeinander trafen Sollte er zu Anna von dem Zwiespalt in seinem Innern reden? Bisher hatte er sich geschämt, doch nun löste ihm das Halbdunkel und die späte Stunde die Zunge. „Ich habe mich neulich recht tolpatschig benommen," be gann er, „und Gerda wird über mich gespottet haben, wie ich fort war. Nein, nein, Anna, Sie brauchen da nichts be schönigen, ich habe da ein gesundes Gefühl für diese Dinge. Ich weiß, daß ich nicht bin, wie sunge Mädchen die Männer gern sehen. Draußen, in der Heimat, bin ich ein anderer. Aber hier die Stadt macht einen Narren aus mir." „Aber Herr Wiesbrock," beschwichtigte ihn Anna, „Sie sollen nicht so gering von sich denken. Ein ganzer Mensch bleibt immer ein ganzer Mensch, hier drinnen und dort draußen. Und was Fräulein Gerda betrifft, so habe ich wirklich noch kein herabsetzendes Wort über Sie aus ihrem Mund gehört" „Sie glauben also, daß sie es doch ehrlich meint mit mir?" forschte er weiter. Anna besann sich einen Augenblick. Nein, die Hand möchte sie dafür nicht ins Feuer legen; aber sie nickte jetzt doch bekräftigend und beschloß nur insgeheim, bei Gerda einmal auf den Busch zu klopfen. Die Gelegenheit dazu gab sich schon am nächsten Mor gen, als Anna mit Gerda zusammen den Küchenzettel machte. „Die echt niederbayerischen Knödel wollen wir also lie ber wieder vom Küchenzettel streichen. Dem Wiesbrock ha ben sie selber nicht gemundet diesmal," scherzte Gerda. Anna verteidigte sich: „Wenn sie ihm nicht schmeckten, so lag das nicht an der Küche, sondern ..." Anna stockte. „Sondern?" drängte Gerda. „Sondern an der Art, wie Sie ihn behandelten, Fräu lein Gerda." Gerda stutzte: „Das also wollen Sie bemerkt haben? Und was haben Sie sonst noch bemerkt?" „Daß Herr Wiesbrock heillos in Sie verliebt ist." Da brach Gerda in Helles Gelächter aus: „Heillos ver liebt! Sie haben recht, das ist er. Aber er sollte sich nicht ganz so tolpatschig anstellen dabei. Einen wirklichen Lieb haber stelle ich mir anders vor." „Darf ich etwas dazu sagen, Fräulein Gerda?" „Natürlich dürfen Sie es." „Herr Wiesbrock meint es treu und ehrlich. Wenn seine Mundart ein wenig schwer ist und sein Benehmen nicht ganz geschliffen, so sollten Sie doch keinen Scherz mit ihm treiben. Er nimmt es sonst zu schwer." Gerda zog die Brauen hoch: „Sieh einer die Anna an! Da hat Wiesbrock aber eine beredte Fürsprecherin gefun den!" spottete sie und war doch ein bißchen betreten. War da irgend etwas zwischen Anna und dem Studenten? „Er ist mein Landsmann," verteidigte sich Anna. „Weiter nichts?" fragte die andere lauernd. Und nach einer Weile fügte sie hinzu: „Aber Sie haben recht, ich sollte kein Spiel mit ihm treiben Schon wegen Georg nicht." Erstaunt horchte Anna auf: „Wen meinen Sie mit Georg?" „Ach so, den können Sie nicht kennen Er ist ein Schüler meines Vaters, einer, der sich als Kapellmeister in jungen Jahren einen Namen gemacht hat. Sooft ihn der Weg nach München führt, kommt er zu uns." „Und mit ihm meinen Sie es ernst, Fräulein Gerda? Dann ist das mit Herrn Wiesbrock also ein Spiel und , eine.. ) „Und eine Lüge, sprechen Sie es ruhig aus," fiel Gerda lebhaft ein. „Aber ganz ohne Lüge geht es nun einmal nicht im Leben. Sie werden das schon auch noch lernen, Anna." „Nein," erwiderte Anna fest, „das lerne ich nie. Eine Kronestertochter lügt nicht." * Besuch aus der Heimat Die Tage glitten in den Spätherbst hinein Wenn Ma ria ihre kleinen Schützlinge frühmorgens in die Anstalt brachte, dann kehrten die Arbeiter in den Anlagen schon das erste falbe Laub zusammen. Und am Nachmittag standen immer ganze Geschwader von bunten Drachen in den Lüs ten, das letzte Vergnügen der Etadtbuben, bevor der Win ter kam. Wie ganz anders mutzte die Spätherbstsonne über den Hügeln der Heimat liegen! Die ganze Herrlichkeit dex Stadt gäbe ich um einen einzigen Gang über die herbstbraunen Felder oder durch die gelbroten Buchenwälder, mutzte Ma ria denken. Für nächsten Sonntag hatte sie sich freigemacht. Do wollte sie mit Anna ins Isartal hinaus, wenn es das Wet ter noch zulietz. Ein Student namens Wiesbrock, ein Lands mann, wollte auch mittun, hatte Anna sie wissen lasten. Es war das erstemal, datz sie emen Fuß aus der Stadt setzen durfte Dieser eine Tag sollte sie entschädigen für alles, was ihr naturverbundenes Wesen so bitter entbehrt hatte. Datz die Mutter zu Hause uns so ganz vergeßen hat, sinnierte Maria dann weiter Da^wird der Thaler dran schuld sein, der jetzt im warmen Nest sitzt. Eine kurze Karte kam einmal, datz an dem und dem Tag die Hochzeit war. Sonst nichts! Wenn die Mutter wüßte, wie schwer ihr das Eingewöhnen in der Stadt gewesen, und datz es oft nur eines kleinen Anstotzes bedurft hätte, und Maria wäre, wie sie stand und ging, auf den Bahnhof geeilt und heimgefah ren ... Nur gut, daß Frau Heinzmann soviel Geduld mit ihr hatte! Der Sonntag war da, und Frau Heinzmann half eifrig in der Küche mit, daß Maria nur ja früh genug fertig würde für den Ausgang. Da ging die Hausglocke. „Das wird die Anna sein, die mich abholt, und der Stu dent," freute sich Maria und wollte hinaus, um zu öffnen. Aber bis sie sich die Hände abgetrocknet hatte, öffnete schon der Bäckermeister die Küchentüre und rief herein: „Sie bekommen Besuch. Maria! Ein Vetter von daheim!" Ungläubig starrte Maria zur Türe und wurde abwech selnd blaß und rot vor Verlegenheit und Freude, als jetzt der Pauli kereinirat, ein Packerl unterm Arm und strahlend übers ganze Gesicht. „Pauli!" Am liebsten hätte sie ihn um den Hals genommen, aber weil doch Frau Heinzmann dabeistand, lief sie bloß auf ihn zu und schüttelte ihm immer wieder die Hand. „Es ist der Sternwirt Pauli," stellte sie dann vor, als wäre damit alles erklärt und als müßte alle Welt schon vom Sternwirt Pauli gehört haben. Die Bäckermeisterin schmunzelte: „Der Herr Vetter wird gewiß bei dem Ausflug mittun wollen. Sie können sich schon fertigmachen, Maria, ich werde die Küche gern allein aufräumen. Der Herr Vetter kann derweil im Wohnzim mer warten." „Aber es ist ja doch nicht mein Vetter," entfuhr es da Maria, „es ist ja nur..." Blutübergosten stand sie da: „Datz du mir das antun konntest, Pauli!" „Hab halt geglaubt, man läßt mich sonst nicht herein," verteidigte er sich treuherzig. „Weil ich grad in München bin, hab' ich doch nach dir schauen müssen. Und das Packerl da — er drückte es ihr in die Arme — ist ein Gruß aus un serer Wurstküche; eine Streichwurst ist drin und eine Krakauer. Latz dir's schmecken!" Das war ein fröhliches Wandern durch die lichten Wal dungen an den Jsarhängen. Die Auen- und Parklandschaft lag im Zauberglanze der Spätherbstsonne. Unten, tief un ten zog die Isar ihr grünstlbernes Band durch die Ufer büsche; schnurgerade aus jener dunkelblauen Alpenmauer kam sie her, die heute in der klaren, sichtigen Luft zum Greifen nahe rückte. „Schau dort, die Berge!" jubelte Maria und faßte un willkürlich nach Paulis Hand. Der ließ sich das wohl ge fallen; sein Blick ging aber keineswegs hinüber zum Hori zont, wo die Berge blauten und wohin Marias Hand jetzt wies, seine Augen blieben vielmehr ganz in der Nähe hän gen, an Marias Blondschopf. Das Herz ging ihm auf vor Freude So gut hatte er es heute getroffen? Dort vorne schritt Anna mit dem Studenten, offenbar in einem sehr ernsten Gespräch begriffen, und er, der Pauli, hatte seine Maria ganz für sich. Ganz für sich! Ob der Student etwas gemerkt hatte, wie es um ihn und Maria stand? Ganz ließ sich ja ein lieben des Herz nie verstecken, und der Student hatte vorhin schon, auf der Hochbrücke, wo sie zusammen standen, die Maria so sonderbar angeblickt und dabei einen Vers gesagt, der den Pauli stutzig machte. Wie hatte der Vers nur geheißen? Vielleicht wußte ihn Maria noch? „Den Vers möcht' ich nochmal hören," sagte er und legte im Weitergehen dem Mädchen die Hand auf die Schulter, „den Vers vom Studenten." Und Maria zitierte, den Blick immer noch auf die fernen Berge gerichtet: „Wer in die Fremde will wandern, Der mutz mit der Liebsten gehn, Es jubeln und lasten die andern Den Fremden alleine stehn..." Ja, so Hand in Hand mit der Liebsten gehen, das hatte der Student gut gesagt; doch Paulis Gedanken eilten gleich noch einen Schritt weiter: „Ich weiß einen noch schöneren Vers," lachte er und faßte Maria keck um die Mitte: „Busserln gebn, Busserln gebn Js ja koa Sünd', Hat mirs mei Mutter glernt Als a kloans Kind..." Was konnte den lockenden Worten anderes folgen ais die Ausführung? Doch Pauli kam nicht dazu. Mit einem jähen Ruck hatte sich ihm Maria entwunden: „Sollst dich schämen, Pauli!" „Bor wem soll ich mich schämen?" brauste er aus und wandte den Kopf. Das Paar vor ihnen hatte sich umge dreht und mutzte die Szene bemerkt haben. Und jetzt schämte sich Pauli wirklich, nicht weil er Maria hatte küssen wollen, sondern datz er dabei ertappt wurde, wie ihm seine Liebste einen Kutz in Ehren verweigerte. Die Kehle schnürte sich ihm zusammen. „Der Malefiz kragen, der elendige," schimpfte er, „zwickt mich heut wieder ganz fürchterlich." Dann gewann der Zorn die Oberhand. Kriegerisch rückte er am grünplüschenen HUtel: „Vor wem soll ich mich «chä- sürNa »Anzeigenpreis: Di »Millimeterzeile 14 »wünsche und bei fei :für Richtigkeit üb : Druck u. Verlag: E ; stelle in Brandis, B Diese Zeitung ist Bekanntmachungen t Dummer 40 Im Rahmen läge der Erhalt« Bade Wesen v erhöhte Bedeutun Gesellschaft für A vor der Presse c Bedeutung dieser Neichsjugendführ Schwimmbäder, Lande, zu errü Beim Neuba ten müßten d i e sten Anzahl bevo mark, Schlesien, mark, Mittelelbe, biete Mittelrhein Da unser Kli das Baden im F keil der Schaffun Bademöglichkeiter kannt worden. Das solle aber zugleic durch Bereitstellu Hensonne, ur IllllllllllllllllllüIIIIIIIIIIIIIII! Sachsen; Fast ein Vierte Schaufenster dt messe Leipzig zu ? Sachsens Wirtschas sen mit 1873 säst e: Es steht damit — — nach Preußen st Unter den Winscho seiner Ausstellerzal doch aus Berlin e 1313 Aussteller S, der Leipziger Mess crzeugnisse zukomn Gerade die säc sowohl wie mittle sprachen auf Expor die kleinen Betrieb! ohne das Hilfsm kaum betreiben. 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MSrz 6.30: Ans Köln: Frübkonzert. - 8.30: AuS Görlitz: Für die Arbeitskameraden in den Betrieben: Unterhaltungsmusik. — 10.00: Aus Hamburg: Ein Lied erobert das Reich. Die Geburt des Deutschlandliedes. Ein Hörspiel. — 11.15: Erzeu gung und Verbrauch. — 11.35: Heute vor . .. Jahren. — 11.M: Die Lebensgemeinschaft Bauernsippe und Hof. 12.00: Aus Löbejün: Musik für die Arbeitspause. Es spielt der Musikzug des Relchsarbeitsdienstes, Arbeitsgau 14. — 13.15: Aus Stutt gart: Mittagskonzert. Melitta Wittenbecher (Sopran), Karl JauH (Tenor), das Kleine Rundfunkorchester. — 14.00: An schließend: Musik nach Tisch. (Jndustrieschallplatten und Auf nahmen des Deutschen Rundfunks.) — 15.25: Aus der Arbeit einer Bienenzüchterin. — 15.40: Wolfram Brockmeier liest seine Erzählung „Der Rufer im Streik" und neue Gedichte. — 16.00: Aus Wien: Nachmittagskonzert. Das Kleine Orchester des Reichssenders Wien. — 18.00: Auslandsdeutsches Leben. — 18.20: Deutsche Volksliedduette. — 18.45: Aus Dresden: Fritz Diettrich liest eigene Gedichte — 1S.00: Lustiges Brettl. - 19.50: Umschau am Abend. — 20.10: Afrika ruft! Hörfolge ans kolonialdeutscher Dichtung. — 21.00: Die deutschen Meister. Ein Unterhaltungskonzert. Carl Marla von Weber. 18. De- «mber 1786 bis 5. Juni 1826.) - 22.30 bis 24.00: Musik aus Wiem Der hat (Fortsetzung folgt.) men, meinst mir schon gar nichts zu sagen!" „Aber lernen könntest von ihm, wie man sich benimmt," erwiderte unwirsch Maria. Hoppla, daher blast der Wind! Er war ihr nicht vor nehm genug. Dem Pauli schotz das Blut in die Stirne Natürlich, sie ist verschossen in den da vorn! Weil der die feineren Manieren und die nobleren Sprüche hat! Aber dem Sternwirt Pauli soll keiner nachsagen, datz er sich vor einem andern duckt. „Ich nehm, was mir zusteht," trotzte er, „obs dem Herrn Studenten gefallt oder nicht. Aber wenn dir mein Beneh. men auf einmal nicht fein genug ist, dann kann ich auch gehen." Da lachte ihm Maria ins Gesicht: „Eifersüchtig, Pauli? Daran erkenn' ich meinen alten Pauli wieder. Wenn ich dir nun aber sage, datz ich den Studenten heute zum ersten mal gesehen habe " „Aber er gefällt dir, der feine Herr," fuhr jener grob dazwischen. „Natürlich gefällt er mir, und außerdem ist er unser Landsmann," gestand sie und fügte schalkhaft hinzu: „Aber ich kenne einen anderen Landsmann, der mir noch bester gefallen würde, wenn er nicht so heftig und ungut wär." Da wußte Pauli und ein Blick in ein Paar lachende Mädchenaugen bestätigten es ihm, datz ihm Marias Herz gehörte, gestern und heute und immerzu. Und er gelobte sich im stillen, fortan wollte er ganz gewiß weniger heftig gegen Maria sein, die es so gut mit ihm meinte. Pauli war nun wieder guter Stimmung; er schnackelle sogar übermütig mit den Fingern. Und es war ihm eigent lich garnicht recht, datz Anna mit dem Studenten vor einen! Wirtsgarten stehen geblieben war und meinte, man könne eintreten und ein wenig Rast halten. Er, der Sternwirt Pauli, wäre lieber weiter in den Wald gegangen, hätte auch auf die Gesellschaft der beiden anderen keinen beson deren Wert gelegt, aber Maria erklärte sich einverstanden, ein Glas Vier zu trinken. In Pauli regte sich schon wieder der Mißmut. Natürlich, auf ihn nahm sie keine Rücksicht! Sich da hineinhocken und vielleicht recht gescheit reden müssen! Er war lieber mit der Maria allein gewesen, hätt nicht viel gesprochen, und doch mit dem Schweigen genug gesagt! Sie nahmen alle Platz, ließen Bier kommen, und Maria packte die Wurst aus. Und Pauli lieh das feststehende Mes ser. Er war stolz auf die Wurst. Und Maria schnitt herz haft davon ab. Und schob... Himmelherrgott! einen Stoß Wurstschei ben einladend dem Studenten hin. Gehörte sich das? „Ich bin bloß neugierig, ob der Herr etwas von der Wurst da versteht?" fragte er Wiesbrock. Der Student hatte dankend zwei Blätter genommen und kostete sie nun. „Wenn Sie etwas verstehen täten, müßten Sie schon sagen: Die Wurst ist prima! Eine solche Wurst gibt's auf der ganzen Welt nicht mehr!" Maria wurde rot. „Aber Pauli, Eigenlob stinkt!" Pauli wollte jetzt antworten, aber kam nicht mehr dazu. Die zum Tanz aufspielende Musik unterbrach ihn, und Ma ria, wohl um dem Studenten eine weitere Verlegenheit zu ersparen, fragte Wiesbrock: „Wollen Sie tanzen?" „Gut kann ich es nicht," war seine Antwort. „Probieren wir's!" Jetzt saß der Pauli da und der Stadtmensch führte seine Maria zum Tanz! Und wie er mit ihr umeinandertapperte. Und was sich Maria für Mühe gab, ihm es richtig beizu- iringen! Jetzt schmeckte ihm die eigene Wurst nicht mehr. „Warum so verstimmt?" fragte Anna. Aber er brummte nur: „Mir kann die ganze Stadt ge stohlen werden!" Pauli empfand eine innere Hitze und leerte den Maß krug auf einmal. Endlich setzten sich Maria und der Student wieder an den Tisch Und nun lauerte Pauli, was Maria weiter tun würde. Schließlich wurde es ihm zu dumm. „Mit mir willst vielleicht nicht tanzen?" Der Ton mißfiel Maria. „Wenn du es so sagst, dann gewiß nicht!" Und jetzt faßte sich Wiesbrock den Mut, und er forderte Maria noch einmal zum Tanze auf, und das wiederholte sich dann zum dritten Male. Da ertrug es Pauli nicht mehr. „Mit dem da tanzst du fein nimmer!" Er schrie fast. „Geh, Paul," stammelte Maria erschrocken, „schrei doch nicht so laut!" „Reden tu ich schon grad, wie ich will," sagte Pauli nicht weniger schreiend. Jetzt mischte sich auch Anna ein: „Paul, wenn du dich unanständig aufführst, dann wäre es bester gewesen, du wärst aar ni«O gekommen!"