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ürhevtl Ntchisxhlttz <Lccyc» ilt^Il^N/'Bubco (8. Fortsetzung.) ! Und seine Freude war jetzt doppelt groß, als nach dem Mahle Holmer sagte: „Ich bin Ihnen dankbar, das: Sie mir das .Sonnenhaus' verkaufen wollen!" „Sie wollen kaufenfragte Wasenstjerna rasch. „Ja! Mutter hat ynir erklärt, das; es das schöstste Grundstück sei, das sie sich angesehen hätte!" „Ihnen verkaufe ich es gern! Sie sollen es sich heute anschauen und wenn Ihnen der Preis von... dreißig tausend Kronen nicht zu teuer ist... !" „Aber ich bitte Sie! Ein Wasenstjerna übervorteilt niemand! Das weiß ich!" Der Hausherr wurde bei dem Worte rot wie ein be schenktes Kind. „Das Haus hat mich früher 66000 Kronen gekostet." „Sie sollen mir nichts schenken, Herr Wasenstjerna!" „Nein, das tue ich nicht! Mehr könnte ich nie er zielen! Ich bin offen zu Ihnen! Das Grundstück ist ganz erstklassig in Ordnung. Die Einrichtung ist tadel los Die Lage ist einzigschön, nur eben etwas einsam und das ist auch der Grund, warum ich .. bisher noch nicht ve Bufte. Verschenken wollte ich das 'Sonnen haus' nicht!" „Ich suche die Einsamkeit!" entgegnete Holmer fröh lich „Ich will ausspannen. Ich werde mir einen kleinen Wagen kaufen und wenn ich wirklich einmal Lust habe, unter die Menschen zu gehen, dann bin ich ja schnell in Stockholm " „In zwei Stunden mit dem Wagen, mit dem Motor boot in vier bis fünf Stunden. Sie finden im Boots haus ein kleines Motorboot!" „Ausgezeichnet! Ich will auch viel angeln! Der See ist fischreich?" „Und ob er das ist!" Angeregt unterhielten sie sich. * Carola hat sich einmal davongestohlen Sie muß mit Thilde sprechen und meldet Stockholm an. Sie hat Glück. Thilde ist in der Redaktion und meldet sich „Ec ist da!" sagt Carola bedeutsam. „Holmer Gaarud?" fragt Thilde erregt. Fa'" „Und...? Aber so rede doch! Was sagt er denn? Wie sieht er aus?" „Gut sieht er aus!" „Erzähl' doch ein bissel mehr, Carola! Ich bin ja so gespannt! Wie sieht er denn aus? Weißt du, ich bin ger ^u neugierig auf ihn! Sicher ist er ein großer schlenker Mensch!" „Ja, das ist er!" „Und ... blond ... wunderschön blond mit blauen Augen?" „Auch richtig, Thilde! Er ist ein... seiner Mensch! Wirklich, das ist er. Ich sage dir, ein Auftreten hat er, da steckt er bald noch Papa ein. Und Papa ist ge wiß ein Edelmann vom Scheitel bis zur Sohle." „Und so? Wie ist er so?" „So? Reizend! Ein seiner Mensch, wirklich, solltest ihn sprechen hören... und lachen! Er hat ein schönes Lachen So verhalten, aber doch so herzlich, man freut sich, wenn man es hört!" „Mit einem Wort... er ist ein Mann, ein richtiger Mann, ein Prachtkerl! Nicht wahr? Das ist er doch?" „Ach ja! Ich freue mich, daß er sich so gut mit Papa versteht Du glaubst nicht, wie froh Papa ist, daß gerade er das .Sonnenhaus' kauft. Er zahlt .80000 Kronen! Aber... das wollte ich dir noch sagen! Die Veröffentlichung des Falles in den Neuyorker Zei tungen hat ihn ... um sein großes Vermögen gebracht!" „Ach!" kommt es bedauernd aus dem Apparat. „Das ...ist furchtbar! Wenn ich den Kerl feststclle, der es hingeschickt hat, den... den könnte ich zerreißen! Dieser Idiot! Er sollte doch erst einmal abwarten, was los ist! Aber... arm ist er doch trotzdem nicht geworden?" „Er sagt, daß er ein kleines Vermögen gerettet hat! Ich freue mich, daß wir ihn jetzt in der Nachbarschaft haben!" „Du bist ja förmlich begeistert, Liebe! Carola, die Eisjungfrau, wird doch nicht etwa auftauen?" „Ach Unsinn!" wehrt Carola ärgerlich ab. „Jmn^r mußt du an das Verkehrte denken! Als ob es immer auf das ankäme! Er gefällt mir ausgezeichnet... als Mensch... das ist es!" Thilde glaubt ihr zwar nicht auf's Wort, aber sie verläßt klug das Thema und sie unterhalten sich noch ein Weilchen, dann sagt Thilde, daß sie am Sonntag herauskommen wird. * Mölke hat Angst! Und die Angst wächst mit jedem Schritt, den er neben Sven tut. Sven redet unaufhörlich auf ihn ein. „Nicht nachgeben! Wir müssen alles ableugnen! Wir müssen behaupten, daß uns von Mutter Gärve die Be träge geschenkt worden sind! Oder willst du dein ganzes Vermögen hingeben? Heh? Willst dn ein armer Teufel werden und dich als Knecht verdingen? Was würde wohl deine Fran dazu sagen?" Mölle zieht den Kopf ein, als das Thema auf seine Fran kommt. Er sieht sie im Geiste vor sich, die dürre, aber grobknochige Rella, die genau so geizig ist wie ihre Schwester Mella, die Sven geheiratet hat, die dem Nächsten nicht das Weiße in den Augen gönnt. Aber dann rechnet er fieberhaft! Er rechnet, daß er 26000 Kronen auf der Bank liegen hat Und daß er für 12000 Kronen Land be sitzt und daß seine Mühle unter Brüdern 22—25000 Kronen wert ist. Das rechnet er jetzt aus. Ja, er könnte zurückzahlen, und ihm blieb dann noch ein kleiner Betrag. Aber vielleicht... würde Holmer barmherzig sein, vielleicht würde er mit den 26 000 Kronen einverstanden sein, wenn er ihm die weiteren 20000 Kronen verzinst. Vielleicht würde er das? Als Mölle aufblickt, da ist der Bruder längst nicht mehr an seiner Seite, denn Mölle ist schon am Grund stück Svens vorüber. Grußlos hat er sich von ihm getrennt... Mölle steht vor dem Hause des Propstes Johannson und zögert. Was soll er tun? Er hat Angst, namenlose Angst, er will nicht ins Zuchthaus kommen, er will nicht in der Heimat wie ein Ausgestoßcner leben. Nein, er will nicht! Lieber will er alles zurückgeben. Er schämt sich namenlos in dieser Stunde. Er sieht Holmer Gaarud im Geiste vor sich stehen, groß, schlank und stark, er sieht seine Augen aufblitzen in Hellem Feuer, daß er unwillkürlic' den Blick senken möchte. Und in dieser Stunde kommt er zu einem Entschluß! Mölle ist schlecht und gut, aber in dieser Stunde siegt das Gute» In dieser Stunde ist er umgekehrt auf einem schlechten Wege. Und er weiß, wer ihn schlecht gemacht hat, daß es Rella war, seine Frau, die vergeizt und mißgünstig ist, die immer nur haben und nicht geben will, sie hat ihn zu dem jämmerlichen Gesellen gemacht, der er jetzt ist. Und er will's nicht mehr sein! Nein, er will's nicht mehr sein! » Ec geht heim. Ißt das ßarge Mahl, das ihm seine Frau mit mürrischem Gesicht hinschiebt und überlegt krampfhaft. Er ist einsilbig und antwortet nicht viel, als ihn Nella kragt. Demnächst erscheinen Unsere Roman-Leser und -Leserinnen wird interessieren. wAche Romane in nächster Zeit in der Heimatzeitung erscheinen, (cs sind folgende: „Die Tannhoferbuben", ein Waldroman von Hans Ernst, „Die ulte Schuld", der Roman einer Mutterliebe v. Hel. Norbert, „Toni Zaggler", ein Hochlandroman von Hans Ernst, „Der Weg der Maria Keim" von Helene Norbert, „Die Schwestern Kronester", ein Schicksalsroman v. Hans Ernst. Wir bringen damit unseren geschätzten Lesern Arbeiten zweier Schriftsteller, die hier zwar wenig bekannt sein dürften, die aber großartige Romane schrieben. Jeder einzelne Roman wird — dessen sind wir gewiß — gern gelesen werden und will kommenen Lesestoff bieten. Die Schriftleitung Uud er ist befriedigt, als er hört, daß sie heute die Base im Nachbardorfe besuchen will. Sein Plan ist gefaßt. Er will nach Stockholm fahren, wo er sein Geld auf der Kreiskasse liegen hat. Die ist zwar nur bis zwei Uhr o^en, aber man ist den Leuten vom Lande gegen über entgegenkommend und erledigt bis fünf Uhr Kas sengeschäfte. Er sucht lauge, bis er das Sparkassenbuch gefunden hat. Dann fällt ihm ein. Er braucht ja nicht bis Stock holm zu fahren Er kann das Buch dein Bruder in die Hand geben. ES treibt ihn förmlich nach Wasenstjerna, um mit dem Bruder zu sprechen. * Holmer hat mit Thomas das „Sonnenhaus" besich tigt und beide sind begeistert. Wahrlich, das ist eilt Idyll, aus dein sich glücklich leben läßt, ein wahres Paradies der Einsamkeit. Eine gute Wegstunde liegt es von Wasenstjerna entfernt. Carola freut "ch über die Begeisterung der beiden Männer. Sie hat sie im Wagen hergebracht und bringt sie jetzt wieder zurück nach Wasenstjerna, wo sie heute übernachten werden, um morgen nach dem „Sonnen- Haus" überzusiedeln. Als sie auf Wasenstjerna ankommen, erwartet sie eine Ueberraschung. Mölle ist da und wartet in der Diele. Holmer geht ihm überrascht entgegen und fragt: „Wolltet' Sie mich sprechen?" Mölle nickt und tut einen tiefen Atemzug. „Ja... ich... ich ivollte... alles in Ordnung mit dir bringen! Ueber Holmers Antlitz geht eilt Zug der Freude. Voll Staunen blickt er ihn an. Dann sagt er langsam: „Komm!" Mölke hat sein Herz ausgeschüttet. Er hat weit auSgeholt, hat damit begonnen, als er Rella heiratete und Holmer hört sich seine bittere Ge schichte an. Es ist die Geschichte eines Menschen, der schwach und haltlos war und der bei richtiger Führung sicher ein guter und brauchbarer Mensch geworden wäre, der aber durch eine schlechte Frau verdarb. Geiz ist die Wurzel allen Nebels! Das Wort erwies sich wieder einmal als Wahrheit. Geiz hat Rella schlecht gemacht, Geiz hat Rella ver dorben, daß sie die Grenzen von Mein und Dein, von Gut und Böse nicht mehr sah. Und sie hat den schwachen Mann umgeformt, sie war die Triebkraft, die ihn veranlaßte, das Geld... für sich zu behalten! Er hat es damals mit Sven, der ihm das Gleiche riet, geteilt, der aber nicht ehrlich. Insgesamt hat er aber zu fällig den gleichen Betrag von 46000 Kronen er halten. „Ich... war ein Lump!" gesteht Mölle tonlos. „Ich war... schlecht... an dir... und an Mutter! Ja, ja, ich war's, ich leugne es nicht! Und ich will's auch nicht auf Rella schieben! Ich hätte es ja nicht tun brauchen! Ja, nicht wahr, ich hätt's doch nicht machen brauchen. Dann wäre es nicht so weit gekommen! Und... ich will ... ich will dir alles wiedergeben ... ich ... hier hast du mein Sparkassenbuch! lieber 26000 Kronen! Und ... ich will alles verkaufen, damit du... alles wieder erhältst! Ich... will nicht, daß mich die... Menschen unseres Dorfes... einen Lumpen schelten! Nur das nicht! Und in's Zuchthaus darfst du mich auch nicht bringen, Holmer!" Holmer hat ihm schweigend zugehört und ist im Innersten erschüttert Es hat mehr zwischen den Worten gestanden als in den Worten selber. Er kann in des Stiefbruders Seele schauen Und er hat Erbarmen mit ihm. „Ich danke dir, Mölle!" sagt er ruhig. „Du bist doch nicht so schlecht, wie ich dachte! Das freut mich! Auch um Murrers willen! Nach dem Entschluß... wird sie sich des Stiefsohnes nicht mehr schämen! Und vielleicht können wir jetzt sogar .. gute Freunde werden!" Da zieht ein wenig Hoffnung in Mölles zitterndes Herz. Ergeben blickt er auf Holmer. „Höre mich an! Ich will dich nicht ruinieren! Ich will dich auch nicht aller Betriebsmittel entblößen. Du sollst 6000 Kronen davon behalten. Dann schuldest du mir noch 26 000 Kronen! Und weil du anständig han deln willst, sollst du dieses Kapital nicht verzinsen, sondern sollst es mit drei Prozent amortisieren. Das kannst du doch?" Mölle starrt Holmer ungläubig an. Er zittert am ganzen Leibe „Dn... willst...?" „Ich will dich nicht ruinieren, wenn du den Willen hast, alles wieder gutzumachen!" entgegnet Holmer sanft. „Schenken kann ich's dir nicht, aber ich will's dir leicht machen! Und ich denk', daß dir dein Brot besser schmecken muß, wenn du es als ehrlicher Mann ißest!" Mölke kann es kaum fassen. „Und du... vergibst mir... !" stöhnt er auf. „Jcb vergebe! Und Mutter wird genau so vergeben wie ich! Es soll Frieden zwischen uns sein! Aber... einen Rat nimm' an von mir! Mit einer schlechten Frau ist der Teufel im Hause! Das merke dir! Und jetzt werde ein Mann! Fetzt raff' dich auf und zeige ihr, daß du kein Waschlappen bist! Dann wird alles gut werden!" Mökle nickt. Dann erhebt er sich. Er sieht die ent gegengestreckte Hand des Stiefbruders, taumelt auf ihn zu und dann sinkt er förmlich in sich zusammen, daß ihn Holmer stützen muß. Sein Haupt lehnt an Holmers Brust und ein kurzes, stoßweises Schluchzen erschüttert den Körper. „Es ist gut, Mölle! Werde ein Mann, dann bist du mein Freund!" * Holmer ist tieferschüttert von der Aussprache mit dem Bruder und als er seine Mutter aufsucht, die wieder in der Küche sitzt und einen Schwatz mit Senta tut da ist sein Antlitz noch von tiefem Ernst übergossen. „Mutter", sagt er bewegt „Ich habe jetzt eben eine große Freude erlebt! Mölle war bei mir! Er will alles wieder gutmachen und gerecht zurückzahlen!" „Molle... will das? Wahrhaftig? Oh Holmer, so ist er doch nicht . so schlecht, wie ich gedacht habe!" „Nein, Mittler! Aber er ist schlecht gemacht worden von einer Frau' Sage mir eins, hat Mölle Kinder?" „Nein! Die Frau... will keine Kinder! Sie hat immer gesagt. . . Kinder kosten Geld und wir haben kein Geld übrig!" „Das ist wahrlich eine schlimme Frau, nicht wahr, Mutter?" „Ja, mein Junge!" Und nach einer Pause fügt sie nachdenklich hinzu: „Ob . . . Sven . . . auch kommen wird?" „Glaubst du es, Mutter?" „Nein, Holmer! Sven ist noch schlechter als Mella und Rella, die geizigen Schwestern. So werden die Fräuen in Sönderköping genannt!" 5. Sie sind am nächsten Morgen im „Sonnenhause" ein gezogen. Carola hat sie mit ihrem Wagen herüberge bracht und während sie dabei sind, sich einzurichten, läßt es sich Carola nicht nehnien, mit dem Wagen das Gepäck der beiden Männer aus Sönderköping heran zuholen. Sie erfüllt auch Holmers Bitte, ihnen ein tüchtiges Mädchen für Haus und Küche zu besorgen und freut sich, daß Christa Loofs bereit ist, den Dienst anzu nehmen. Auch der Gärtner Arve ist entschlossen, nach dem „Sonnenhause" überzusiedeln und die Garteneinrich tung zu übernehmen Seine Aufgabe soll auch später sein, zu chauffieren, denn Holmer will sich einen Vier sitzer anschaffen. Si.' kommt auch am Hause Svens vorbei Ahnt nicht, baß es dort heiß hergeht, daß Sven vor Wut rast. Sven ist bei Atolle. Er hat ein Schreiben an Holmer Gaarud aufgesetzt, das Mölle unterschreiben soll Fein säuberlich ist es ge schrieben, denn Sven hat eine ausgeglichene Handschrift. Der Graphologe, der danach auf seinen Charakter schließt, wird immer fehl gehen Das kommt eben auch vor, daß Charakter und Handschrift durchaus nicht gleichartig sind. Mölle liest bas Schreiben, dann schüttelt er den Kopf und gibt es ihm zurück „Du... willst nicht unterschreibe^?" stößt Sven böse hervor. „Ich bin mit Holmer in Ordnung!" sagt Mölle ruhig. Sven starrt ihn an, er begreift ihn nicht. „Was... soll... das heißen?" „Das soll heißen, daß ich ihm 20000 Kronen zurück gezahlt habe und daß ich den Rest nach und nach ab- stotze!" Svens hagere Züge verzerren sich zu einer Teufels fratze, dann lacht er auf, hohnvoll, wütend, zornig. „Bist du wahnsinnig geworden? Du hast ihm... 20000 Kronen... 20000 Kronen zurückaeaeben?" (Fortsetzung folgt.)