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Russe abbauen will. Doch der Stotz der 8. Armee ist so kräftig, daß der russische Ab marsch sich in Geiecht und Kampf wieder auf- löst, daß er aufstehalten, sa verhindert wurde. In Lyck verteidigte sich daS sibirische Korps zähe und mit anerlennenswerler Tapferkeit, trotzdem es bereits beinahe umlaßt war. Am 14. Februar war auch seine Widerstandskraft gebrochen. Unierdessen mm schienen Hindenburgs Flügel, marschierten und verfolgten bis zum letzien Hauch von Mann und Noß. Die große Einschließung der Russenarmee näherte sich am 15. Februar ihrer Vollendung. Im Walde von Augustowo waren die Massen zufammenqepreßt, waren Bagagen und Trains, Geschütze und Kolonnen rettungslos ineinander verfahren. Siewers versuchte vergeblich, mit ent kommenen Teilen durch Entlastungsangriffe den ehernen Ning der Einschließung von außen her auszureißen. Vergeblich stürmen auch von innen Russenkolonnen in dicken Massen mit ver zweifeltem Mut gegen die Umklammerung an. — Nur Reste weichen in die Wälder zurück. Am 21. Februar geht das Drama von Augustowo zu Ende. Der Russe streckt die Waffen, über 110000 Geiangene, über 300 Geschütze und weit über 200 Maschinengewehre sind d«e Beute. Mit den endlosen Ge'angenemcharen treten ein kommandierender General und fünf Divisions kommandeure den Weg in die Gefangenschaft an. Der russische Armee Führer, Baron Siewers, endet bald darauf durch Selbstmord. Ungeheures Material ward auf dem Schlacht feld gesammelt, allein über 2000 Truppenfahr zeuge fielen in unsere Hand. Bis an den Bobr und unter die Forts von Grodno stießen unsere Truppen vorübergehend noch nach, so die Auf räumung des Schlachtfeldes deckend. Hinden burg hatte Ostpreußen von der Nuffengefahr be freit, eine Vernichmngstchlacht geschlagen, wie sie unerhört in der Weltgeschichte dasteht, — es war die letzte große Umsassungsschlacht im Osten. PoLLtilebe Doxtschlem». * Die Fraktionen der fortschrittlichen Volkspartei deS Reichstages und preußischen Landtages haben in einer gemeinsamen Sitzung eine Erklärung beschlossen, die sich scharf gegen den Streik wendet und mit den Worten schließt: „Die Fraktionen geben der Erwartung Ansdrück, daß die Regierung und die zur Dnrchmhrung einer votksfreundlichen Politik entschlossenen Parteien unbeirrt für die schleunige Erfüllung der berechtigten Forderungen des Polkes sorgen und allen Hemmnissen mit Entschiedenheit entgegenketen werden." * Nachdem der Reichstagsabgeord nete Dittmann (U. Soz.) von dem außer ordentlichen Kriegsgericht in Berlin wegen ver suchten Landesverrats zu fünf Jahren Festung und wegen Widerstandes gegen die Staats gewalt zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt worden ist, ist die Frage aufgeworfen worden, ob sein Reichstagsmandat erloschen sei. Diese Frage ist zu verneinen. Abg. Dittmann würde sein Mandat verloren haben, wenn ihm die bürgerlichen Ehrenrechte abgeiprochen worden wären; dies aber ist nicht geschehen, da das Urteil unter „Verneinung der ehrlosen Ge sinnung" gefällt wurde. *Jn einem Leitartikel der Londoner .Daily News', der das größte Aufsehen erregte, wird der Rücktritt Lloyd »George und die Bildung einer neuen Regierung verlangt. Das Blatt erklärt das jetzige Mi nisterium außerstande, den Frieden zu bringen, weil es nicht demokratisch sei. Was England fordern müsse, sei ein remcs Arbenerministelium, das aus radikalsten englischen Arbeiterführern und Friedensfreunden bestehe. * Die nationale ZwangSratio- nierung soll jetzt in England mit tunlichster Beschleunigung durchgeföhrt werden. Der Nahrungsmittelkommissar Rhondda erklärte im Oberhaus«, er hoffe, daß die von ihm sür London und einige andere Distrikte angeordnete lokale Rationierung Anfang März durchgeiührt sein werde, worauf sofort Maßnahmen ergriffen würden, um daraus eine einheitliche Rationie rung für das ganze Königreich zu entwickeln. Anmkreich. * Allem Anschein nach drohen in der französischen Kammer neue Skan dale. Der frühere Ministerpräsident PainlevL erklärte nämlich Austrägern, daß er, wenn bei den bevorstehenden Kammerinlerpellationen die Frühjahrsoffensive 1917 neuerlich zur Sprache kommen sollte, sich genötigt sehen könnte, zur Deckung seiner Verantwortlichkeit den ganzen Sachverhalt klarzustellen. Verschiedene Blätter haben Painlevs angegriffen, weil er an dem Scheitern der iranzösilchen Apriloffensive Schuld trage und Caillaux nicht anklagen ließ. Laut ,Pays' fei sogar die Strafverfolgung PainlevsS als bevorstehend anzusehen. — Painlevs wird also, wie vor ihm Caillaux, vor der Kammer die Schuldsrage behandeln. Htali««. *Jn einem Hirten briefe des Papstes an die bayerischen Bischöfe heißt u. a.: „Zu der inneren Angst und Unruhe, mit d;r die lange Dauer des jammervollen Krieges unser Herz eriüllt, gesellt sich noch die Erfah rung, daß unsere Mahnung zur Wiederher stellung des Friedens von ruchlosen Menschen sogar benutzt worden ist, um den vollen Haß gegen uns aufzureizen, während wir doch einen Beweis unserer Liebe geben wollten." — Daß die jetzigen Zustände Italiens Schlimmes für die Sicherheit deS Papstes beiürchten lasten, will man auch daraus erkennen, daß ein römisches Blatt sogar die Verhaftung des Papstes und seine Verurteilung wegen Hoch verrats gejordert hat. Norwegen. *Die jetzt veröffentlichte Antwort der norwegischen Regierung an das Handelsamt der Ver. Staaten auf den Vorschlag bezüglich der Lebensmittelzufuhr betont, daß Norwegen nicht — wie Amerika fordert — die Handelsbeziehungen zu einem der Kriegführen den abblechen könne. Norwegen dürfe mit Recht fordern, daß das Land nicht vor die Wahl ge stellt k«rdL, entweder einer völligen Notlage entgegensetzen, oder einen Vertrag zu schließen, der möglicherweise den Krieg bedeute. Nuselan». * Die maximalistische Regierung in Peters burg hat nachstehenden Funkspruch abgeschickn An alle. Dringend. An alle Schiffe. Kameraden! Reservisten! Kein einziger soll seine Entlassung zur Reserve nehmen, solange die bürgerliche Weiße Garde von Finnland nicht vernichtet ist. Ihr Sieg ist der Nachteil unserer Revolution. Bewaffnung wird in der nötigen Menge gesandt werden." — Nach dem Auitreten der bolschewistischen „Befreier" gegen die Ukraine und gegen die im russischen Heere dienenden Polen ist dieser Blutbeschl gegen die finnische Weiße Garde ein neuer Beweis dafür, daß die Phrasen von Freiheit und Selbstbestimmung den maximalistischen Gewalthabern nur dazu dienen sollen, die Ansprüche ihrer maßlosen Herrschsucht durchzuletzen. Für sie verknüpft sich das Recht auf Selbstbestimmung unlöslich mit der Pflicht zur vollkommenen Anarchie. Rumänien. * ,Nojenni Jzwestia'. daS Organ des Kriegs ministeriums, meldet aus Babadag, die rumä nischen Revolutionäre hätten sich der im Hafen von Kilia befindlichen Schiffe be mächtigt und das Donaudetta als neue Republik proklamiert. Der Kommandant der russischen Donauflotte habe erklärt, Odessa werde sich mit allen Mitteln gegen eine Be setzung Beßarabiens durch die Rumänen ver teidigen. Die Donauflotte sei zu einer Aktion gegen die Rumänen bereit. Amerika. * Die Negierung der V er. Staaten wird in Übereinstimmung mit den Westmächten dem Obersten Krieqsrat in Versailles uu- eingeschränlte Bevollmächtigung zur Ausführung aller gefaßten Beschlüsse hinsichtlich der miliiäri- scheu Operationen verleihen, ohne daß solche Beschlusse den in Frage kommenden Regierungen vorgelegt zu werden brauchen. Der Oberste Kriegsrat wird demnach sortan übermächtig sein. Das äeulkke Srbübel. Der Vernichtungskrieg unserer Feinde war in seinen von England geleiteten jahrelangen Vorbereitungen auf eine scheinbar untrügliche Rechenaufgabe gestellt: Zahlenmäßige Über legenheit der verbündeten Feinde, Abschnürung Deutschlands von seiner Zufuhr über See, Zwang zum Zweifrontenkrieg in Folge seiner geographischen Lage. Trotz all dieser die Kriegsziele unserer Feinde begünstigenden Faktoren steht heute nach 3V- Kriegsjahren Deutschland militärisch günstiger da als beim Be ginn; wirtschaftlich haben wir nicht nur durchgehalten, sondern konnten durch kriegerische und organi satorische Maßnahmen unsere Kriegswirtschaft so stellen, daß sie für die uns von unseren Feinden ausgezwungene weitere Dauer des Krieges gesichert ist; der Zweifrontenkrieg ist zusammengebrochen, die rustische Dampfwalze in Blut und Sumpf stecken geblieben, nur das deutsche Schwert bahnte uns den Weg nach Bresi-Litowsk. Dieses weltpolitische Wunder ließ bei unseren Feinden die Erkenntnis auf dämmern, daß bei uns Kräfte wirksam sind, die sie nicht richtig gewertet haben. Im deutschen Wesen, daS sich in strengem und doch freudigem Pflichtgefühl offenbart, liegt daS Geheimnis der deutschen militärischen Stärke. In keinem Lande sind Heer und Volk so eins wie in Deutschland. In der bewußten und wirksamen Hingabe an Volk und Staat steht der deutsche Soldat obenan. Im Morali schen liegt zum größten Teil seine Überlegen heit. Er will, was er will, während der per sönliche Wille de§ englischen, sranzösischen und russischen Soldaten zu dem, was er will, wesentlich geringere Beziehungen besitzt. Die deutsche Art ist sichtlich stärker uud wertvoller als die, die mit ihr im Kampfe liegt. Der deutsche Geist ist es, der sich auch von einer Überzahl nicht töten, nicht Unterdrücken läßt. In dieser Richtung also haben unsere Feinde sich gründlich verrechnet, und mit schweren Opfern an Blut und Gut haben sie die bittere Lehre bezahlt. Nun aber, da sie sich mit der Kunst ihrer äußeren Mittel am Ense sehen, glauben sie in höchster Not, wie sie hoffen noch zur rechten Zeit, die Achillesferse des deutschen Wesens entdeckt zu haben: das deutsche Erbübel der Nörgellucht, der Prinzchienreiterei, des Partei geistes. Diesen inneren Erbfeind der Deutschen brauche man nur zu reizen, bis er überschäumt, bis die Volksseele ins Kochen gerät, dann sei es mit der deutschen Einigkeit auS, die uns bisher unüberwindlich gemacht hat, und die seit Beginn des Krieges das schönste und größte Erlebnis unserer gewaltigen Zeit war. Die feindliche Presse hat uns durch ihre vor eiligen Berichte die untrüglichsten Beweise dajür geliefert, daß der nach kurzer Dauer von wenigen Tagen ergebnislos gescheiterte Arbeiter ausstand in Groß-Berlin und einigen anderen Orten des Reiches ein Werk feindlicher ge heimer Werbetätigkeit war. Umfaßte der Teil ausstand, dem wirtschaftliche Arbeitersorde- rungen überhaupt nicht zugrunde lagen, auch nur einen geringen Prozentsatz der in der Rüstungsindustrie tätigen und zwar zumeist der ungelernten, jugendlichen und weiblichen Arbeiter, so haben die bedenklichen Folgeerscheinungen doch gezeigt, wohin eine im Ziel verfehlte, in den Mitteln falsche und in den Folgen gefähr liche Demonstration der Massen führen kann. Auch den durch eine falsch verstandene Solidarität zu Mitläufern der Demonstration gewordenen Arbeitern wird inzwischen zum Bewußtsein ge kommen sein, daß sie das Opfer gewissenloser Volksverhetzer und letzten Endes gedungener feindlicher Agenten geworden sind. Der Jubel des feindlichen Auslands hat ihnen gezeigt, wohin der Weg führt, den zu gehen sie im Be griff waren. Auch die geringste Störung unserer Kriegs- arbeit schädigt die Kriegführung, verlängert den Krieg, gefährdet das Leben und die Gesundheit unserer Kämpfer im Felde. Angesichts unserer militärischen und wirtschaftlichen Lage ist uns der Endsieg unentreißbar, der uns den Frieden bringen will, von dem das Wohl der deutschen Arbeiterschaft in erster Linie abhüngt. Wieder holt haben unsere Feinde einen für sie annehm- Oer ^WiggLnger. Vj Roman von H. ConrthS-Mahlek Gortsetm,!,.) Er kniff die Augen ein wenig zusammen und sah sie scharf an. „Erstens brauche ich keine Erlaubnis zu dem, war ich tun und lasten will, und zweitens wüßte ich auch keinen Grund, weshalb meine Frau mir verbieten sollte, mit Ihnen zu tanzen." Sie erhob sich noch immer lächelnd und legte ihre Hand auf seinen Arm. Er verneinte etwas zögernd. „Nein? Wüßten Sie wirklich keinen?" Eagte sie, langsam und bedeutungsvoll, während S!k Len Arm um sie legt, uud mit ihr davon- tanztc. „Dann will ich Ihnen einen Grund nennen. Wir Frauen haben einen feinen Instinkt für N Patinnen. Ich bin ein wenig Menschenkenner. Ihre Frau ahnt in mir die Gegnerin." „Sind Sie di« Gegnerin meiner Frau?" fragte er schnell. Ihre Augen blitzten einen Moment zu ihm empor. „Ah, Sie wollen mich überrumpeln. Fast wäre es Ihnen gelungen. Würde Str es sehr verwundern, wenn ich es wäre?" „Gewiß, denn ich sähe keinen stichhaltigen Grund dafür." — Sie hielt plötzlich inne zu ianzen und zwang ihn so zum Stehenbleiben. Ihre Augen brannten voll Leideuschast und Fener in die seinen. Seine Kälte reizte sie. .Sollten Sie ganz vergessen haben, daß Laren Frieden unter Deichimpfangen und Ver höhnungen abgelehnt; im Interesse des gesamten werktätigen Volkes, im Interesse des DasZns uud der Sicherheit Deutschlands mnß unser Schwert ihnen den Friedenswillen aufzwingen, wenn sie sich nicht eines Besseren besinnen. DK Vmkrschlacht in Masuren. (7.-21. Februar 1915.) Wieder ist der Jahrestag jener Schlacht ge kommen, die ein Lorbeerblatt im Siegeskranze unseres Generalfeldmarichalls v. Hindenburg bildet. Es ist die Schwester von Tannenberg, später geboren, jedoch kräftiger entwickelt. Wieder um ward es ein« Vernich ungSschlacht aller größten Umfanges, geschlagen und gewonnen durch beiderseitige Umfassung. Wieder ließ Hindenburg seine Flügel marschieren, aber nicht nur marschieren, sondern auch dielen Bormarich erkämpfen. — Denn die Umsassung um die feindlichen Flügel und Flanken herum mußte erkämpft werden. Mit zäher Tapferkeit, allen Unbilden der Witterung und der feindlichen Übermacht trotzend, hielt zu Jahresbeginn 1915 die 8. Armee unter General v. Below, dem jetzigen Oberbefehls haber der 1. Armee, ihre weit auseinander- gszogenen ostpreußischen Stellungen. Teils Landsturm, teils Landwehr- und Neservetruppen, nur zum geringsten Teile aktive Truppen bildeten diese — etwa 100 000 Kämpfer — starke Armee. In der ungefähren Linie Johannisburg—Lätzen—Darkehmen östlich Tilsit bot sie der russischen 10. Armee, unter dem General von Siewers, die etwa 225 000 Mann stark war, Trotz. Schon im Januar hafte dieser in verschiede nen Offensivunlernehmungen die deutsche Front nach einer schwachen Stelle abgetastet, aber vergeblich. Wo er zupackcn wollte, verbrannte er sich die Finger an deutschem Feuer. Immer hin aber wurde aus dem regeren Leben der russischen Front eine strategische Offensivabsicht erkannt; ein neuer Einiall in Ostpreußen stand im Februar 1915 bevor, — wenn man ihm nicht zuvorkam und ihn abwandte. Sobald daher die Entwicklung der Kriegslage in Polen den Schluß gestattete, daß dort zunächst nach dem Hindeiiburgficheri Sieg von Lodz Mit seinen strategischen Folgen eine Änderung der Gesamtlage nicht zu erwarten war, wurden irische Kräfte, zum großen Teil Neusormcktionen, unauffällig nach Ostpreußen gezogen. Hindenburg fetzte zum beireienden Schlage an. Die Front dehnte sich damals, wie ein gangs erwähnt, von der Memel, und zwar aus Gegend östlich Tilsit bis herunter nach Johannis burg, auf eine Länge von etwa 160 Kilometer, aus. Sollte der dieser Front gegrnüberstehende Feind vernichtet werden, so konnte dies nicht im Frontalangriff, sondern mußte durch doppelte Umfassung geschehen; er mußte nach der Milte zusammengedrängt und gequetscht werden, dir Zange mußte wieder angesetzt werden. Wieder mußte daher die Mitte der Front, die 8. Armee, zunächst verhalten. Auf ihrem rechten Front flügel waren zwei neue Korps unter den Gene ralen v. Falt und v. Litzmann angesetzt worden, in den Nordflügel der 8. Armee schob sich in aller Stille die neugedildete 10. Armee unter General v. Eichhorn ein. Diese beiden Flügel treten am 7. und 8. Februar bei starker Kälte den Vormarsch an; Schnee und Glatteis ist das ärgste Hindernis, das es zu überwinden gilt. Doch ebenso, wie diese Naturhindernisse, wird auch der zähe Widerstand der zunächst völlig überraschten Russen überwunden, in allgemeiner Richtung Suwalli drängt die 10. Armee die Russen unter Kämpfen zurück, während die rechten Flügelkorps in der allgemeinen Richtung über Bialla auf Augustowo zu angreüen. Ei» gegen sie an gesetzter russischer Entlastungsstoß aus der rechten Flanke von Kowno her wird durch schnelles Handeln Litzmaims blutig zuröckgermesen. Bereits am 12. Februar unterbricht deutsche Kavallerie die Bahn Wirballen—Kowno und zerschneidet damit die Lebensader der russischen 10. Armee. Da tritt auch die Mitte, die 8. Armee am 10./11. Februar von der Angerapp aus an; und zwar in dem Augenblick, da der Charlotte Marlow einst in Klaus Ruthart ver liebt war?" Er verlor etwas von seiner Ruhe unter ihrem Blick und den leidenschaftlichen Worten. „Nein, das vergaß ich ebenso wenig, als daß Charlotte Marlow eines Tages KlauS Ruthart mitteilte: „Vorbei ist all mein Lieben, Ich habe mich geirrt." „Vielleicht haben Sie jedoch vergessen, daß Sie mich damals kurzerhand verabschiedeten?" Ihre Augen glühten wie Kohlen. „Nein," sagte sie verhalten, mit bebender Stimme. „Nein, ich vergaß es nicht, denn ich allein weiß, was mich dieser Schritt gekostet hat." „Warum taten Sie es dann?" Ein rätselhafter, schimmernder Mick senkte sich tief in den seinen. „Weil ich fühlte, daß Klaus Ruthart meiner überdrüssig wurde, und weil ich zu stolz war, zu denen zu gehören, die er kaltblütig verließ." Er legte plötzlich den Arm um ihre Taille und führte sie davon. „War das wirklich Ihr einziger Beweggrund?" „Glauben Sie, ich demütige mich zum Scherz vor Ihnen?" „Ich glaubte damals, Sie hätten Ihre Gunst einem anderen zugewandt." Sie lachte hart auf. „Meine Gunst vielleicht — meine Liebe nicht, die hat nie einem anderen gehört als Klaus Ruthart." „Charlotte!" Er rief es seltsam berührt. Welch-r Mann bliebe kalt einem solchen Geständnis gegenüber. Sie blieb stehen und sah ihm plötzlich stolz und kalt ins Gesicht. „Ich mag nicht mehr tanzen, mir ist zu heiß." „Darf ich Sie hinüberführen in eins der Nebenzimmer? Da ist es sicher kühler." Sir neigte nur zustimmend den Kopf. Schweigend schritten sie durch den Saal in ein kleines, im maurischen Stil dekoriertes Zimmer. Dort ließ sich Charlotte Marlow in einen Sessel gleiten. Sie waren beide allein. Von drüben tönten die Klänge des Fledermaus- Walzers herüber und das Summen von Menschen stimmen. KlauS blieb dicht vor der Künstlerin stehen und sah auf sie herab. Sie war ein schönes, versührerischeS Weib, und ihr ernstes, fast finsteres Gesicht verriet ihm, daß sie um ihn litt — heute noch. „Charlotte." „Was wollen Sie noch von mir," fragte sie heiser. „Darf ich Ihnen ein wenig hier Gefellschaft leisten?" „Nein, lassen Sie mich allein." „Warum so grausam," juchte er zu scherzen. Sie fuhr auf. „Lassen Sie diKen Ton — mir ist sehr ernst zumuie. Gehen Sie. — Und freuen Sie sich, daß ich Sie sreiwillig gehen lasse." Er zögerte noch. So abweisend ihre Worte klangen, ihr Tonfall und ihre Augen hielten ihn fest. „Soll ich wirklich gehen?" Sie antwortete ihm nicht. Sah nur mit chalbgeschloffi'nen Augen zu ihm auf. EiwaS in dem Ausdruck dieser Augen bannte ihn. ES er innerte ihn an vergangen« säße Stunden. Versteckte Glut, verhaltene Leidenschaft sprach daraus und entflammte seine Sinne. Ex beugte sich über sie, wie fragend. „Charlottel" Sie lachte leise auf. Ein sonderbar auf reizendes Lachen war es. Ihre Augen blieben halb geschlossen, ohne sich von ihm zu wenden. Sie dehnte sich wie ein Kätzchen in ihren: Sessel und dann sang sie leise, mi- einem eigenen, sinnbetörenden Klang in der Stimm«: „Der Liebste mein? Wenn ich ihn hätte! Ich jagt' ihn gestern erst davon." DaS Blut schoß KlauS bei Charlottens Ge baren zu Kopf. Regina war in diesem Mo ment ganz vergessen. Seine Augen brannten verlangend.in die der Sängerin. Er griff nach ihrer Hand und bedeckte sie mit heißen Küssen. Ihre Augen blitzten einen Moment im stoizen Triumph auf. Dann zog sie brüsk ihre Hand zurück. „Lassen Sie das. Entfernen Sie sich." „Charlotte, Ihre Augen reden eine andere Sprache, Sie locken mich, Ihrem Befehl zu trotzen." „Besser, Sie lassen sich dadurch nicht ver locken, KauS Ruthart. Fliehen Sie, solange es noch Zeit ist. Sie sehen, ich bin ehrlich und warne Sie." „Was könnte mir drohen, wenn uh bliebe?" „Man nennt mich die beste Carmen Gegenwart — dazu muß man selbst ein wenig Carmen sein. Allo, seien Sie auf der Hm, „Liebst du mich nicht, bin ich entflammt, wenn ich lieb', vimm dich in acht! Ach meine