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möglichen Warm m grotzm Mmgm «nbot: Sp«K Erbsen, Fleisch, Würste, KLf«, Beitücher, Nessel und andere Stoffe. Als er gefaßt wurde, bot er dem Polizeibeamten 80 000 Mark Schweigegeld. Der Beamte nahm ihn fest. Da» Schöffengericht ver urteilte den Schieber zu drei Monaten Gefängnis und 1000 Mark Strafe. Ein anderer Schieber wurde wegen unlauterer Duttergeschäfte zu SO 000 Mark Strafe verurteilt. Pose«. Die Strafkammer verurteilte dm Rittergutrbefltzer Joseph v. CzapSkt-Modrze wegen Vergehens gegen die Gerstenordnung zu zehntausend Mart Geldstrafe. Vermischte«. DaS weibliche Krieg-burea«. Nach einem Geschichtchen, dar der ,Cri de Paris' zu erzählen weiß, scheint die weibliche Mitarbeit den verschiedenen französischen Kriegsämtern nicht gerade zum Vorteil zu gereichen. „Dor kurzem/ so berichtet das Blatt, „trat ein General in das Bureau einer Sanitätsabteilung. Er sand in dem Raume vier Damen. Die ein« bearbeitete ihre Stirnlocken mit einem Kamm, die zweite blickte in einen Taschenspiegel, die dritte raucht« eine parfümierte Zigarette, die vierte aber — »ar mit fieberhaftem Eifer cm ihrer Schreibmaschine tätig. AIS der General herantrat, unterbrach sie plötzlich ihre Arbeit und schien ziemlich verwirrt. Der General wollte, um ihre Schüchternheit zu besiegen, schon ihren Fleiß loben, als ein Blick in da» Echreimaichinen- manuskript ihn verstummen ließ. Er sah nicht etwa irgend ein amtlicher Dokument, sondern eine poetische Lieberepistel, die anfing mit den Worten: „Oh, kehre zur Glückseligkeit zurück!' Daraufhin zog der General er entmutigt vor, garnichtr zu sagen, und um die peinliche Pause auszufüllen, nahm er eine Zigarette, die er jedoch aur Mangel an Streichhölzern nicht an zünden konnte. Da endlich vermochte dar weib liche Bureau de« hohen Vorgesetzten zu Helsen, denn die Dame mit der Zigarette sprang auf und rief: „Herr General, darf ich Ihnen Feuer geben?' Die Tabakbrizade. Diel Aussehen erregte kürzlich die in der Pariser Presse veröffentlichte Mitteilung, daß der Polizeipräfekt die Ein führung einer besonderen Tabak-Brigade be schlossen habe, einer Abteilung von Schutzleuten, die ausschließlich dazu bestimmt wären, die Massenansammlungen vor den Tabakläden im Zaum zu hallen. Dazu wurde noch bemerkt, daß diese Schutzleute durch eine aus roter Wolle gestickte Pfeife auf dem rechten Ärmel kenntlich gemacht sein sollten. Nach vielfachen Anfragen und Mißverständnissen klärt sich jetzt, wie ,8'Oeuvre' zu berichten weiß, die Sache so aui, daß ein Blatt diese Meldung als Kriegswitz brachte, den die anderen Zeitungen für Wahr heit hielten und darum ernsthaft nachdrucklen. Die chinesischen Schutzleute. China hat, wie man einer Mitteilung des .L'Oeuvre' ent nehmen muß, unstreitig die gebildetsten Schutz leute von der Welt. Da man kürzlich in Junnan es für notwendig hielt, das Schutz- mannSausgrbot zu erhöhen, ließ der Polizer- direktor Plakate an die Häusermauern kleben, auf denen geeignete Kandidaten zur Meldung aufgefordert wurden. Schließlich fanden sich auch ungefähr 200 Kandidaten zusammen, die nun einer Prüfung unterzogen wurden. Die Haupiprüsungsgegenstände aber waren — Ge schichte, Geographie und chinesische Literatur. Es mutz demnach wirklich ein Vergnügen und ein ernsthafter Gewinn sein, sich mit eine« chinesi schen Schutzmann zu unterhalten! HrotLki als Politiker. Der »weite Abschnitt der FriedntSderhandlungew Aber die Persönlichkeit Trotzkis als Politiker wird von einem Kenner der Verhältnisse ge schrieben: Der zweite Abschnitt der Verhand lungen zu Brest-Lilow!k hat mit de« Eintreffen des Volkskommissar» Trotzki am Verhandlung»- ort seinen Anfang genommen. Wegen der ein flußreichen Stellung, die Trotzki als Kommissar für aurwSitige Angelegenheiten in Rußland be sonders beim Abschluß eines Friedensvertrages inne hat, werden einige Worte über seine politischen Fähigkeiten und Lrundfätze von Interesse sein. Trotzki ist unter den bekannten russischen Revolutionären vielleicht der einzige Wirklichkeit-- nnd Tatmensch, der die Er scheinungen mit nüchternen Augen ohne die Schwärmerei der anderen revolutionären Jdeo- Isgrn betrachtet. Er hat nur Interesse sür das Erreichbare, sobald die Praxis in Frage kommt, während er in der Theorie alle „hohen Forde- rungen' der Schwärmer gutheißt. Wegen dieses klaren Blickes für da» Erreich- bare eignet er sich wohl am beste» unter alle» seinen revolutionären Kamerad«» für di« Stellung eine» Lefters der auswärtigen Politik, zumal sich mit diesen Eigenschaften ein« unbeug sam« Energie und Zielbewußtheit paart. Er ist i« Gegensatz z« dem verflossenen Lefter der russischen Geschicke, KerenSki, kein Kompromißler, der mü seiner Überzeugung handeln läßt, son dern ein rücksichtsloser Verfechter seiner An schauungen. Diese Eigenschaften hindern aber nicht, daß er bei anderen ihr« Überzeugung achtet. Mau wird darum auf «rund der Kenntnis seines Charakters annehmen dürfen, daß er die berechtigten Forderungen der Mittel- Mächte ruhig beurteilen wird, wenn sie auch seiner Auffassung von der zukünftigen Gestaltung der Welt nicht ganz entsprechen. Die Be strebungen der feindlichen Staatsmänner, auf Drotzki einzuwirken, find aber sicherlich völlig verfehlt, da er sich nicht Sand in die Augen streuen läßt. Das Telegramm der bolschewikischen Negie rung über den .Panamisten' Clemenceau zeigt zur Genüge, daß die feindlichen Staatsmänner und Verbündeten Rußlands von der jetzigen Negierung genau durchschaut worden sind. Die letzte Rede Lloyd George» wird darum nicht verfehlen, gerade auf Trotzki den entgegen gesetzten Eindruck zu machen, den die Eng- länder erhoffte», denn die nackte und eigen süchtige Eroberungssucht der Engländer, die in der letzten Rede des englischen Premier» zum Ausdruck kommt, kann für das hellhörige Ohr Trotzki» auch durch die sanftesten und mildesten Phrasen Lloyd Georges nicht ver wischt werden. Trotzki ist ein Mann der ein dringlichen Beredsamkeit und verspricht sich sicherlich von seiner persönlichen Anwesenheit bei den Friedensverhandlungen sehr viel sür seine Zwecke. Wie aus den verschiedenen Tele grammen der russischen Negierung über den Endverlanf der Verhandlungen hervorgeht, war eine große Anzahl von Mißverständnissen aus seilen der russiichen Delegierten zu verzeichnen, da von ihnen viele» gemeldet wurde, was sich weder ereignet hatte, noch auch im Sinne der Delegierten der Mittelmächte war. Die Anwesenheit Trotzkis wird darum für den Verlauf der Verhandlungen von günstigem Einfluß sein, da jetzt derartige Mißverständnisse als ausgeschlossen betrachtet werden können. Von unä /ern. Städtische Notlämpchen. Der Berlin- Lichtenberger Magistrat hat eine Notlampe in den Verkehr gebracht. Die Lampe soll äußerst sparsam im Verbrauch sein. Sie besteht ans einer kleinen, mit Docht versehenen Glasröhre, kann aus jede gebrauchte Medizin- oder andere kleine Flasche aufgesetzt werden und brennt mit Petroleum in Lichtstärke etwa eine? Nachtlichter. Ehrung eines Marinefliegers. Eine ganz besondere Ehrung ist dem Führer einer Wassel flugzeugstaffel Friedrich Christiansen, der kürzlich mit dem Orden Lour lo märits aus gezeichnet wurde, von seinem HeimaiSort Wyk auf der Insel Föhr zuteil geworden. Die I Stadtvertrriung hakt« ein« „Ehrrnfftzung" «n- beraumt, zu d«r Christiansen und seine Ange hörigen geladen waren. Bürgermeister Berg mann hielt im geschmückten BeratungSsaal eine Ansprache an den Flieger. Die Stadtvertretung beschloß einstimmig. Christiansen dar Ehren bürgerrecht der Stadt Wyk zu verleihen. Fette Beut« machten Einbrecher, die den Gutsbesitzer Hermann Heintze in Hohenbruch (Mark) heimgefucht haben. Die Diebe drangen nachts in dar Wirtschaftsgebäude ein und räumten in der Vonat-kammer auf. Ihnen fielen u. a. acht Speckseiten, vier Schinken, dreißig Pfund Schweineschmalz, achtzehn Pfund Gänseschmalz, zwei Pfund Butter, ein Schock Eier, dar ganze von zwei Schweinen her rührende eingepökelte Fleisch, eine Anzahl Büchsen Konservenwurst und einundzwanzig Brote in die Hände. Obwohl das Gebäude bewacht wird, sind die Einbrecher unbemerkt entkommen. vrmrnbär»- autzubrechen. Das Tier überfiel die zufällig vorübergehende Kassiererin Heider, zerfleischte ihr den rechten Unterarm und brachte ihr schwere Kopfverletzungen bei. Der Zustand der überfallenen ist sehr ernst. Der Bär wurde von herbeieilenden Angestellten des Gartens getötet. Ukrainisches Geld. Di« ukrainische Finanzverwaltung hat beschlossen, Papiergeld auSzugeben. Eine bereit» zuiammengetrelene Kommission soll entscheiden, ob dar Papiergeld sichergestellt werden soll durch die Einnahmen der Landschaften und Städte der Ukraine oder durch Zucker oder durch Wertpapiere. Zuerst soll Papiergeld kleiner Nennwette hergestellt werden. , Amerikanischer Winter. In Nordamerika herrscht strenge Kälte. Wie da» ,Journal' meldet, liegt Ne« Jork unter einer Eisdecke. Der Straßenbahn- und Wagenverkehr ist eingestellt, da die Gleise vereist sind. Die Einwohner der Das spanische SchloK ka Granja nieäergebrannt. Im Lustschloß de» spanischen Königshauses in La Granja brach ein Brand aus, der sich infolge heftigen Winde» im ganzen Schloß auSdehnle, ehe di« Feuerwehr einiraf. Er griff auch auf die Kollegiaikirche über. Kirche und Schloß sind voll ständig zerstört. Da alle Brunnen und Wasser leitungen zugesroren waren, wurde da» Löschen sehr Gin gute» Geschäft. Die Wirischaft»- Zenlral-Genossenschaft in Regensburg hat durch ihren Vertreter Dr. Hein von der verwitweten Freifrau v. Vercieul - Westernach da» Schloß Hohenkamm für 2 650 000 Mark zur Errichtung einer Wohltätigkeitsanstalt erwerben lassen. Die etwas vernachlässigten Waldungen, die einen großen Teil des Besitztums ausmacheu, werden allein auf 2V- Millionen Marl geschätzt. Die bisherige Besitzerin bleibt auf dem Gute wohnen. Um einen Schnaps erschlagen. In Blankenhain (Thüringen) erschlug ein aus der Landesirreuanstalt entwichener Geisteskranker die Witwe Laura Schmidt, weil sie sich weigerte, ihm einen Schnaps zu verkaufen. Ein Mord- vevuch auf den siebenjährigen Sohn der Frau Schmidt mißlang. Eine Nacht im eingeschneite« Zuge. Im Schnee stecken geblieben ist zwilchen Cranzahl und Königswalde der abends 9 Uhr auf der Station Bärenstein (Bez. Chemnitz) fällige Per sonenzug. Die Schneemassen hülften die Ma schine und Wagen förmlich ein. Die Reisenden mußten die Nacht im Zuge verbringen. Die ganze Nacht wurde angestrengt an der Frei legung der Strecke gearbeitet, fo daß gegen 6 Uhr früh der Zug wieder flotigemacht «erden konnte. Bon einem Bären überfalle«. Im Zoologischen Gatten in Posen gelang e» einem erschwert. E» konnten nur sehr wenige Gemälde rind Wertgegensländ« geborgen werden. DaS Schloß hat dem spanischen KönigSpaar oft atS Sommerresidenz gedient. ES liegt am Nordab hang der Sierra Guadarama der Segovia und war von Phitipp V., dem ersten spanischen Bourbon, angelegt. Vororte können nicht zur Arbeit in die Stadt kommen. Unzählige Telegraphen- und Tele- phonleiiungen sind durch die Last von Eis und Schnee gebrochen. Ein Flugzeug «ft 18 Paffagieren abgestürzt. In New Jork ist ein Caproni- Flugzeug mit dem italienischen Piloten Re»nati und 15 Passagieren bei einem Probeflug aus einer Höhe von 50 Meiern abgestürzt. Resnati und die Passagiere retteten sich, indem sie vom Flugzeuge absprangen, bevor dieses den Boden berührte. Alle trugen fedoch mehr oder weniger schwere Verletzungen davon. Resnati wie die Passagiere weigerten sich, über die Ursache des Unfalls und die vom Flugzeug erlittenen Be schädigungen Mitteilungen zu machen. Sogar über die Namen der Passagiere wurde jede Auskunft verweigert; man weiß nur, daß Resnati beabsichtigte, im Laufe dieser Monats mit dem nunmehr schwer beschädigten Flug zeuge einen Flug nach San Francisco auSzu- führen. ^errcktsbLlle. Aschaffenburg. Wegen verbotenen Malz- Handel» und Vergehen» gegen die Preisstcigerung»- verordnung vermleUte die hiesige Strafkammer den Brauereibefftzer Georg Maxer m Marktheidenfeld zu 11173 Mark Geldstrafe. Köln. Im hiesigen Dom-Hotel war ein Schieber aus Berlin abgestiegen, der großen Werken alle Golclene Alorte. Von einem Irrtum erlöst, aber auch so recht von ihm erlöst sein, gewährt größere Freude, als eine Wahrheit gesunden zu haben. K. Gutzkow. . Wir sind doch törichte Menschen! Wie oft durchkreuzt die Furcht vor dem Lächerlichwerden unsere innigsten zartesten Gefühle! Wilhelm Raabe. Nur eins beglückt zu jeder Frist, Schaffen, wofür man geschaffen ist. Paul Heyse. roßen, leuchtenden Augen nach der Tür mrie, und al» er sich verwundert umwandte, tickte auch er überrascht in seinem Stuhl zurück. ES war ein reizvolles Bild, war sich ihnen liot. Regina Volkmar Hali« die entstellende Kopshülle abgelegt und kam nun mit der ruhigen Grazie, die ihr eigen war, langsam herüber. Funkelnde Sonnenlichter fielen durch die Zweige der Linde auf das wunderschöne üppige Haar, welche» das sein gerundet« Oval ihres Gesichtes umgab und in schweren, glänzenden Flechten ausgestellt war. Klaus meinte, nie so schöne» Haar gesehen zu haben, vor allem nicht diesen nftzüllenden Haaransatz über der Stirn und an den Schläfen. Die herrlichen Augen kamen jetzt erst zur Geltung, da sie aus dem seinen, zart geröteten Gesicht hsrauslenchleten. Dieselben warmen, goldigen Lichter, welche die Sonne auf dem kastanienbraunen Haar hervorzanberte, schienen auch an» den Augen zu blitzen. Regina lot ein Bild feiner, bezanbernder Anmut und Lieblichkeit, trotz der etwas herben Abwehr, die sich im Ausdruck ihres Gesichies kundgab. Eie ließ sich- ohne nach den Herren hinüberzuschauen, an den Lisch nieder nno antwortete freundlich auf das muniere Geplauder der Wirtin, die sich, nachdem sie Regina ihre Mahlzeit gebracht hafte, ins Haus zurückzog. Nun hielt es Klaus an der Zeit, sich bei Regina zu entschuldigen. „Wir hielten Sie sür die Tochter der Wirtin,' sagte er, den Hut in der Hand sich ihr nähernd, nachdem Regina ihre Mahlzeit beendet batte. „Wir sind beschämt ^ber unsere Ungeschicklichkeit,' fügte Fritz Harten stein, ebenfalls herüberkommend, hinzu. Sie sah ruhig, aber tiefer errötend zu den beiden Herren auf. „Bitte sehr, meine Herren. Die Beschäftigung, Lei der,. Cie mich antrafen, und dar „greuliche Kopftuch', konnte leicht den Jnium verschulden.' „DaS greuliche Kopftuch' kam mit einer aller liebsten Malice heraus. Darauf „gestatteten' die Herren sich vor zustellen: „Klaus Nuthart, Kaufmann,' — .Fritz Hartenstein, Architekt.' — Sie sahen beide dabei so einfach und harm los aus, daß auch Regina den Mut fand, sich gleich harmlos als „Regina Volkmar, Sprach lehrerin an einem Töchierinstitut, zurzeit Sommer gast in diesem idyllischen Dörfchen' vorzustellen. „Das Heuwenden habe ich heute daS erstemal probiert,' fügte sie lächelnd hinzu. Bon der Stunde an entspann sich ein vertrauensvoll freundschaftliches Verhältnis zwischen den drei fungen Leuten. Sie machten zwammen Aus flüge in die nähere und weitere Umgebung ihre» Dörfchens, sie erstiegen die Gipfel der be waldeten Berge, uns Klaus wurde so frisch und fröhlich bei diesen Wanderungen und dem nn- besangenen Verkehr mit der jungen Lehrerin, der in nicht» seinen verschiedenen früheren auf regenden Verhältnissen zur Damenwelt glich, daß er dem Freunde doppelt dankbar war, der ihm zu dieser sonnigen Idylle verholten. Bon Rutharts Verhältnissen halte Regina keine Ahnung. Sie beschäftigte sich aber sehr viel mit ihm, mehr als sür ihr seelisches Gleich gewicht gut war. Obwohl sie Fritz gegenüber viel zutraulicher und unbefangener war, und Klau» mit einer leisen, kühlen Abwehr be handelte, interessierte er sie viel mehr als Harten stein. Nicht nur, weil er der stattlichere von beiden war. Zwar sah sie sehr wohl, daß Klaus mit seiner großen, eleganten Figur und dem kühn gezeichneten Nassekopf, was äußere Reize an- belangte, den Freund sehr in den Schatten stellte. Hartenstein war viel kleiner, von unter setzter Gestalt und sein Gesicht mit der wuchti gen Stirn und dem breiten, energischen Kinn war lange nicht so hübsch als das Rutharts. Aber das war e» nicht, was Regina heimlich zu ihm zog, so sehr sie sich dagegen wehrir. Etwas in Rutharts Augen nahm sie gefangen. Sie sahen manchmal fo schwermütig aus und ruhten oft mit so sehnendem Ausdruck auf ihren Zügen. War er wirklich nicht glücklich? Ein heimliches, leises Mitleid regte sich für ihn, und wo ein Weib Mitleid empfindet, da ist die Liebe nicht weit. Auch heule, al» sie mit ihrem Buche im Walde saß, dachte sie an KlauS Nnlhart, und al» er dann plötzlich vor ihr stand, sah sie mit heimlichem Schreck zu ihm auf. „Ich denke, Sie wollen Briese schreiben?' „Nein — ich nicht. Nur mein Freund. Störe ich Sie oder darf ich mich hier im Moos niederlaffen und ein wenig mit Ihnen plaudern ?' „Sie stören mich nicht-' „Ist es keine interessante Lektüre, in der ich Sie unterbreche?' Sie lächelte und reichte ihm das Buch. Er schlug es auf. — „Jean Jacque» Rousseau: „Emil'. Lieben Sie das Buch?' ! „Es ist sehr lehrreich sür Pädagogen.' ' Er gab es zurück nnd lagerte sich zu ihre Füßen ans den weichen Moosboden. „Müssen Sie sich sogar in den Ferien mit solchen Sachen plagen?" „Das ist keine Plage!' V „Sind Sie gern Lehrerin?' Sie sah sinnend vor sich hin. Dauwsagte sie: „Aufrichtig gesagt, nein. Wenn ich'unter richten könnte, wie ich wollte und jede» Kind nach seiner Eigenart bilden könnte, dann wäre es schön, aber .das Schablonenhafte in meinem Berufe ist mir qualvoll.' „Das kann ich Ihnen nachsühlen. Aber nun kommt gleich noch eine unbescheidene An frage: Wie lange gedenken Sie noch hier zu bleiben?' „Mit heute noch siebzehn Tage.' „Dann reifen Sie ja noch früher als wir,' rief er erschrocken. „Meine Ferien sind dann zu Ende.' Nun schwiegen sie wieder still. Schwül und heiß lag di- Sommerlriit auf dem Walde. Die Käier stimmten und dis Schmetterlinge flogen umher. Sonst war es still und heimlich nm die reiben Menschen, zwischen denen sich unsicht- bare Fäden hin und her ipannen. Und ehe ec es Leibst gedacht, sprach er ihr von feiner Liebe. Wie schnell sie aufgebläht fei! Wie fehr sie ihn beherrsche! Wie sicher rr sei, daß sie die Eine, Einzige für ihn sei! Und Regina lauschte so gern den wachen, zärtlichen Lauten. » Mü r iForftetzung wlgt/