Volltext Seite (XML)
So schwarte es durcheinander. - Günther lachte. „Na also .. . ans ein paar Flaschen Schampus kommt es mir heute nicht an." „Hört, HM! Also ran an die Kanone. Dalberg hat Geld wie Heu!" Günther bestellte und gleich darauf klangen die Gläser aneinander. Der lange Prüttwitz, der ewig im Dalles war, zog sich einen Stuhl neben Günther und setzte sich rittlings darauf. „Wenn du Moneten hast, kannst du einen Unglücklichen aus der Patsche helfen, Günther, ich bin blank ... bis auf einen falschen Nickel für dm Leiermann." Günther drückte ihm lachend zwei Goldfüchse in die Hand, obwohl er wußte, daß Prüttwitz prinzipiell nichts zurückzahlte. Ein anderer Offizier schüttelte melancholisch den Kopf. „Was der Prüttwitz für einen Dusel hat! Gerade wollte ich auch eine bescheidene Anfrage riskieren. Nun ist's natürlich Essig." Günter griff wieder in die Tasche. „Na, heute kann ich keine Bitte abschlageu. Ist dir mit vierzig Emm gedient, Haller?" „Immer raus mit der Maus. Gott segne dir's im Avancement! Prüttwitz, schiele nicht so neckisch herüber. Möchtest das natürlich auch noch Huben. Zs nicht, mein Jungchen, hab' ich schon intus." — „Na Prosit Kinnings! Es lebe, was wir lieben!" Begeistert hob Günther sein Glas, trank es leer und warf es an die Wand. „Heiliger Brahma . . . Wischnu .. Schiwa! Den Mann hat's. Er ist verliebt. Das also ist des Pudels Kern/ „Zwei Aeuglein braun! Oder blau? Na einerlei, zwei Auglein sind's auf alle Fälle, was Günther?" Der antwortete nicht. Aber Prüttwitz krähte: „Mensch, das ist doch selbstmurmelnd, in eine Einäugige wird er sich wohl kaum verliebt haben." „Ruhe! Rrrrruhe! Das Regimentsbaby will reden. Wenn er Schampus riecht, kriegt er die Quasselstrippe. Das Regimentsbaby hat's Wort." Der jüngste Leutnant erhob sich und blickte mit gerötetem Gesicht verlegen lachend um sich. Er fand jedoch keine Worte. „Na los,Baby! Mut zeigt auch derMameluk!" „Rrrrruhe! Laß den lahmen Muck aus dem Spiel, Baby denkt sich Gott weiß was schreckliches dabei. Also los, Baby, keine Müdigkeit vorschützen, wir lauschen voll Andacht." Der kleine Leutnant hob sein Glas hoch empor, schnappte nach Luft und rief: „Es lebe die Liebel" Mehr bracht er nicht heraus. Alles lachte. „Jh nun seh einer das Wickelkind an! Was weißt denn du von Liebe?" „War weder neu noch originell!" "Aber gut gemeint. Setz dich, Kleiner. Und nun Prosit ... die Liebe!" Wieder klangen die Gläser aneinander. Die vergnügte Sitzung dauerte ziemlich lange. Einige der Herren hatten jedoch noch Dienst. Da wurde zur Ermunterung Mokka getrunkeu. Günter ging dann Arm in Arm mit dem Regi mentsbaby nach Hause. Er hörte gutmütig zu, als ihm der kleine Leutnant von seiner „Flamme" vorschwärmte. . . . Am nächsten Vormittag kam Günter müde vom Dienst nach Hause. Er wollte noch ein Stündchen ruhen, ehe er sich umkleidete und zu seinem Onkel zum Diner ging. Sein Bursche mußte ihm die Reitstiefel aus ziehen und ihm den Hausrock bringen Dann warf er sich auf den Diwan. „Zigaretten und Feuer, Kuschke!" rief er dem BuHchen zu. Der brachte beides herbei und bediente ihn. „Sonst was los, Knschke?" „Befehl, Herr Leutnant, zwei Briefe sind angekommen." „Schön. Her damit. Und nun kannst du verschwinden, mein Sohn. Falls ich einschlase, in einer Stunde wecken. Und hier . . . warte mal, Kuschke, hier hast du einen Taler. Kauf deiner Herzallerliebsten ein himmelblaues Band oder 'ne Flasche Veilchenduft." „Deutsche Art." cs gellt ein mäcktig Kingen kuks neue äurck äie Mit, 2um kngriff äie Säuoerter klingen 2um kngriff äie Lsnren gefällt . . Kus äer öeftkütze 5ätlünäen kriäit blutig äie loäesnackl, ru Kampf unä 5ieg verbünäen Sick veutlcklanäs kukm unä klaätt. 5s oekt ein Danken unä Loben Durch äeutlche lapferkeit, Kerr 6ott im Kimmel äroben Du biff uns nall im 5treit, kuf äsh wir's mutig schaffen, Me eine Mauer Kelln — Du segnelt unsre Uaffen, 5tolr untre fallnen welln ...» Ls gellt ein lleißes Schwören Durch äeuschen keläengeist. Der keimst wir gekören, Die jeäer Kämpfer preist, Sie llat uns Kraft gegeben, 5u unsrem keläentum — Im Sterben unä im Leben > Ist Keilig äeutscher kullm. ks gellt ein mächtig Kingen, ein knäfturm äurch äen Krieg, Mr weräen äie leinäe rwingen Unä unter bleibt äer Sieg — In Irene nimmer wanken, Das ist äer Deutschen krt, Kerr 6ott, wir loben unä äanken, Datz wir sie uns gewallrt. krckits v. Sckmiä. Kuschke ließ vergnügt grinsend den Taler verschwinden. „Befehl, Herr Leutnant... ich danke schön." „Gut, gut . . . und nun raus!" Kuschke verschwand. Günter sah erst eine Weile, in rosenrote Träume versunken, dem Rauch seiner Zigarette nach. Dann erinnerte er sich wieder an die Briefe, die neben ihm auf einem Tischchen lagen. Gemächlich öffnete er den ersten, Er ent hielt eine Einladung zu einem Hausbäll in einer befreundeten Familie. Der zweite Brief hatte ein ähnliches Format und enthielt eine große steife Doppelkarte. „Hm! Was ist denn das?" sagte er vor sich hin und schlug die Karte auseinander. Sie war aus feinstem Büttenpapier. Günter sah darauf nieder . . und da rich tete er sich plötzlich mit einem Satz hoch auf und starrte auf die Karte herab, als traue er seinen Augen nickt. „Die Verlobung ihrer Tochter Tarry mit dem Freiherrn Franz Croner auf Cronersheim beehren sich hiermit ergebenst anzuzeigen Oberst von Platen und Frau geb. Freiin von Reckling. Das stand auf der einen Seite. Und auf der andern .... Günter las es wieder und wieder, als könne er es nicht fassen: Carry von Platen Franz von Croner E. s. a. V. Langsam legte Günther seine Zigarette fort ... sie schmeckte ihm bitter. Und langsam faltete er die Karte zusammen. . . und ließ sie aus seinen zitternden Händen gleiten. Sein gebräuntes Gesicht war fahl, wie das eines Kranken, und um den Mund erschien ein. herber, bitterer Zug. Seine Augen blickten trübe. Mit einem Male war alle Freude, die ihn seit gestern beseelte, erloschen. Erst wehrte er sich verzweifelt, das zu glauben, was ihm diese Karte verkündete. Carry ./ . sein stolzes, geliebtes Mädchen . . . und dieser Freiherr von Croner. Das konnte doch nicht sein ... er war im Fieber... er hatte Halluzinationen. Verstört hob er die Karte auf und las noch einmal. Nein es war keine Täuschung, schwarz und weiß wurde ihm dieser unerhörte Treubruch ver kündet. Er war aufgegeben... um eines Croner willen . . . weil er weniger . . . viel weniger zu bieten hatte, als dieser. Carry die Braut Croners . . . dies schöne stolze Geschöpf in den Armen dieses faden Gecken mit der brutalen Arroganz. Und kein Wort von ihr hatte ihn darauf vorbereitet ... sie ließ es zu, daß ihn dieser Schlag wie aus heiterem Himmel traf. Freilich ... sie hatten sich seit zwei Wochen nie allein gesehen . . . und schreiben wollte sie wohl nicht. Aber auf irgendeine Weise hätte sie ihn vorbereiten müssen. Ueberhaupt ... wie hatte sie ihm das antun können, wenn sie ihn wirklich liebte? Nein ... sie konnte ihn nicht lieben. Falsch waren ihre Liebesschwüre, falsch ihre Küsse . . . falsch die heißen, lockenden Augen, in denen er seinen Himmel gesehen. O . . . über diese Falsch heit! Wie hätte sie über Croner gespottet, wie hatte sie ihm kühl und unnahbar den Rücken ge dreht, wenn er sie mit seinen frechen Augen an starrte. Und das alles war nur Schein gewesen, um ihn zu düpieren. Er ahnte nicht, daß Carry Platen durch diese Zurückhaltung nur den durch allerlei Avancen verwöhnten und übersättigten Croner mit kühler Berechnung hatte reizen und fesseln wollen. Er wußte nicht, daß die schöne Carry nie im Ernsten daran gedacht hatte, die Frau des armen Günter Dalberg zu werden, der ihr im günstigsten Falle ein sehr bescheidenes Los und eine sehr unsichere Aussicht auf ein Majorat zu bieten hatte, das er wohl nie erhielt oder doch nur erst nach langen entbehrungsreichen Jahren. Er ahnte nicht, daß Carrys ganzes Streben nur nach Glanz und Reichtum ging und daß er ihr gerade nur gut genug gewesen war, ein flüchtiges Liebesspiel mit ihm zu treiben. Nur soviel wurde ihm klar, daß Carry Croners Bewerbung nur seines Reich tums halber angenommen hatte. Aus welchem Grunde aber auch ... für ihn war sie nun verloren . . und sein Ideal lag zerbrochen am Boden. Die Carry, die sich für Geld verkaufen konnte, war nicht dieselbe, die er mit heißer Jnbrust und Verehrung geliebt, die er zu seiner Frau hatte machen wollen. Und nun freute es ihn kaum noch, daß seine Verhältnisse sich so glänzend gebessert hatten. Ihretwegen hatte ihn das am meisten beglückt. Und sie hatte ihn herzlos verraten. Das tat bitter weh. Er hatte sein ganzes, ehrliches Herz an das schöne Mädchen gehängt. Was nützte ijm nun das großmütige Aner bieten Onkel Vikwrs? ,