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1A8. Brrantw örtlich i-ür k)s«s unü 7smMe in tneirn Stunden. Cm Slatt rur Unterkaltung unci Belekrung kür Juna unä M. Herausgegrben »vn- Meinhold Richt«, Verlag Deutsche Illustrierte Wochenschrift, Berlin, Hallesches User 3,- Telephon: Amt Kursürst Nr. 2485. für den Inhalt: Relny. Richter, Peitz. — Rotationsdruck von Reinh. Richter'- Wwe., Peitz N.-L (Nachdruck verboten). noch lange dauert, bis Ihnen der jetzige Majorats herr Platz gemacht hat." Günther bemerkte noch, ehe er vorüber war, daß sich Croner sehr vertraulich zu Carry hinüber neigte. Diese hielt sich jedoch stolz aufrecht. Günthers Herz klopfte stürmisch. Was hätte er darum gegeben, wenn er Carry hätte zurufen dürfen, was ihm das Herz bewegte, Aber das ging natürlich nicht an. Erst wollte er morgen noch Einzelheiten mit Onkel Viktor feststellen, ehe er zu Oberst von Platen ging. Diesem mußte er seine Verhältnisse genau klarlegen, wenn er ihn um die Hand seiner Tochter bat. Er atmete tief auf. Seine stolze süße Carry! Wie sie sich freuen würde, nun alle Hindernisse zwischen ihnen be seitigt waren. War sie erst seine Braut, dann sollte sich dieser Herr von Croner nicht gestatten, ihr seine Gesellschaft aufzudrängen. Denn das hatte er sicher getan. Carry konnte diesen faden, arroganten Patron nicht ausstehen, der nach einer sehr ausschweifenden Jugend nun eine junge Frau an seine Seite fesseln wollte. Und nur die schönsten Mädchen fanden Gnade vor seinen Augen. Carry war aber die Schönste von allen . . . und die war Günthers Eigentum. Strahlend vor Glück ritt er weiter. In der Reitbahn gab es allerhand dienstlichen Aerger, aber der focht Günther heute nicht an und konnte ihm die Stimmung nicht trüben. Mit einigen Kameraden zusammen ging er dann zu Tisch ins Kasino. Eine übermütige Heiterkeit lag über seinem Wesen. Er riß seine Kameraden mit fort und sie neckten ihn wegen seiner übermütigen Stimmung. „Balberg hat das große Los geioonncn, er ist entschieden pumpfähig!" rief der eine. „Nee, nee, Kinnings, 'ne Erbtante ist ihm gestorben." „Mensch, hat dir dein famoser Onkel ein paar braune Lappen als Mitbringsel von der Reise gestiftet?" „Der Onkel soll leben, sei kein Unmensch, Günther, laß ein paar Pfropfen Knaller'." teiligte sich in keiner Weist an den Liebeswur. ig- keiten, mit denen man Croner überschüttete. Grüßend ritt Günther vorbei. Seine Augen suchten strahlend die der Geliebten, dst seinen heimlichen Gruß mit dem gleichen Aufstrahlen er widerte. Die Oberstin dankte würdevoll und Herr von Croner mit einer unangebrachten Ver traulichkeit, die er sich hem jungen Offizier gegen über anmaßte mit der Begründung: „Wir werden ja dock eines Tages Nachbarn, wenn's auch wohl Originalroman von H. Relham. Günther war es unangenehm, daß er Carry in Gesellschaft dieses Menschen sah. Aber nicht die Spur eines Argwohns war in ihm. Carry hatte ihm keinen Hehl daraus gemacht, daß ihr Croner höchst unsympathisch war. Sie behandelte ihn auch sehr kalt und zurückhaltend und be- (3. Fortsetzung.) nd NUN? . . . Ehe e/ noch dazu ge kommen war, Onkel Viktor seine bedrängte Lage zu schildern, hafte dieser das Füllhorn des Glückes über ihn ausgeschüttet. Er war nun imstande, Carry ein gesichertes, sorgenfreies Los zu bieten und sich stolz und glücklich vor aller Welt zu ihr zu bekennen. Das Herz wurde ihm groß, und weit vor Glückseligkeit und er konnte die Zeit kaum erwarten, bis er Carry das alles ge- sagr haben würde. Am liebsten hätte er sich gleich seinen Onkel- anvertraut, aber da ihn dieser so energisch hin- auskomplimentrert hatte, mußte er es verschieben. Voll heißer Dankbarkeit gegen Onkel Viktor und erfüllt von einem zärtlichen .Ungetüm, voll Sehnsucht, der Geliebten die glückliche Wendung berichten zu dürfen, stürmte er in seine Wohnung. Er hatte jetzt nur noch Zeil sich für die Reitstunde in der Reitbahn umzukleiden. Der Dienst ging vor. Aber er war in sehr gehobener Stimmung. Als ein glückliches Omen erschien es ihm, daß er, als er zur Reitbahn ritt, Carry von Platen begegnete. Sie war allerdings in Begleitung ihrer Mutter und neben ihr ging mit einer un verschämten Vertraulichkeit Herr von Croner auf Cronersheim, den Günther so wenig leiden konnte, als Onkel Viktor. Dieser Herr von Croner drängte sich immerfort in Carrys Nähe und verkehrte sehr viel im Hause des Obersten. Günther war seine laute, arrogante Art verhaßt. Croner posaunte seine Absicht, sich nun endlich mit feinen Mfundvierzig Jahren zu verheiraten und eine Frau zu suchen, in wenig delikater Weise aus. Daraufhin wurde mit ihm ein Wesen gemacht, das Günther anwiderte. Von allen Seiten machte man Jagd auf die reiche Partie und man überbot sich an Liebenswürdigkeiten für deft keineswegs angenehmen Freier . . . nur weil er eben Herr aus Cronersheim und sehr reich war. Mit einer , unverschämten Arroganz ließ er sich umschwärmen und verwöhnen, erweckte Hoffnungen, die er nicht, erfüllte und kam lick riMs, unwideriteblick vor. „Dein ist mein Herz!"