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Vie jVlurmrmkiMe. Seit einiger Zeit ist die Murmanküste in aller Munde, denn England ist daran, sich dort am Nördlichen Eismeer eine Basis zu schaffen für Unternehmungen, deren Art nicht zweifelhaft sein kann. Die Moskau Regierung hat denn auch die Gefahr er kannt. Sie erläßt einen Aufruf an alle an den Nordbahnen gelegenen Stationen, in dem es heißt: „Am Marman gehe« aufregende Dinge vor sich. Die Landung fremdländischer Truppen und die Umgruppierung dieser Kräfte auf verschiedenen Stellen des MurmanS lassen einen Überfall auf das Murmangebiet erwarten. Vorgehen weißer Garde ist möglich, um sich eventuell mit den Tschccho-Slowakcn zu vereinigen. Deshalb bestimmt der Sowjet der Volkskommissare: Der Schutz aller Stationen und Brücken der Murman- und Nordbahnen ist unverzüglich zu verstärken. Alle unter dem Befehl der Sowjetmacht stehenden Streitkräfte sind in Kampfbereit schaft zu setzen." Die Sowjetregierung hat sich also nach langem Zögern entschlossen, mit Waffengewalt die Festsetzung Englands an der Murman küste zu verhindern. Man darf gespannt sein, wie sich die Dinge in diesem fern vom eigentlichen Kriegstheater gelegenen Gebiet entwickeln werden. — Wie aus Kiew ge meldet wird, erklärt man in bolschewisti schen Kreisen, daß die Regierung nichts da gegen habe, wenn die Deutschen zu Hilfe kommen, um die früheren Verbündeten im Murmanoebiet, in Archangelsk und in Sibirien zurückzuschlagen. Vor wenigen Jahren noch war das Wort „Murmanküste" westeuropäischen Ohren nicht viel mehr als ein Name ohne jede tiefere Bedeutung. Man wußte bestenfalls, daß so der Nordzipfel der Halbinsel Kola genannt wird, und wer sich besonders gelehrt zeigen! wollte, wies vielleicht darauf hin, daß der Begriff „Murmanskische Küste" das gleiche bedeutet wie „Normannische Küste" und an normannische Handelsniederlassungen, die im 10. Jahrhundert hier begründet worden waren, erinnert. Die Erschließung und wirt schaftliche Erforschung Les Murmangebietes sand erst im Laufe des Krieges und mit dem Bau und der Eröffnung der Murmanbahn statt. Bis dahin war die ganze Küste samt ihrem Hinterland ein Herrschaftsbereich von Fischern, die hier mit mehr als 1000 Fang schiffen dem Stockfisch- und Heringsfang nachgingen, und von Karelischen Pelzjägern gewesen. So ging alles seinen ruhigen Gang, bis zu den: Tage, wo der Krieg ausbrach und man selbst in dem schwerfälligen Rußland erkennen mußte, Laß die Murmanküste nicht nur in handelspolitischer, sondern auch in strategischer Hinsicht von höchster Wichtig- teit für das gesamte russische Reich werden konnte. Infolge der Beschießung Les Baltischen Meeres war den Russen für die Verbindung mit ihren Bundesgenossen nur Ler Weg Petersburg—Tornea—Stockholm- Bergen übriggeblieben. Dazu kam der Wasserweg über Archangelsk, einem Hafen, der während eines großen Teiles des Jahres zugefroren ist. In dieser kritischen Zeit . eschloß man, einen Plan, den man 20 Jahre lang hin und her erwogen hatte, endlich zur Ausführung zu bringen und die Murmanküste mit Petersburg durch eine Eisenbahn zu verbinden. Und was man in zwei Jahrzehnten nicht hatte zur Durch führung bringen können, wurde jetzt in 18 Monaten vollendet. Der Bahnweg führt von Petersburg am Onega- und Lepocksee entlang nach dem Lappenstädtchen Kem, geht von hier durch eine waldige und bergige Gegend nach dem kleinen Hafen Kandalakt am Weißen Meer, dann durch Eiswüsten nach Koli, um bei der kleinen Station Romanow, die von den Bolschewiki vielleicht schon umgetauft worden ist, zu enden. Keine einzige Gegend in Europa ist so fürchterlich öde wie die Murmanküste: nichts Vie Geschwister. y Roman von H. Courths-MahleL Als Gabriele mit ihrer Mutter und ihrem Bruder die Hallersche Villa verließ, gesellte sich wie zufällig Heinz von Römer zu ihnen. „Fred, du gestattest wohl, daß ich mich anschließe. Gnädige Frau, gnädiges Fräulein, ist es er laubt?" Natürlich bat man ihn freundlich, mitzu kommen, nur Gabriele neigte stumm das Haupt. Sie konnte jetzt keine gleichgültigen Worte sprechen. Zu voll war ihr Herz. Tas Trottoir war zu schmal, man mußte hintereinander zu zweien gehen. Natürlich sanden sich die Liebenden zuiammen; ebenio natürlich war es, daß sich der Abstand zwischen ihnen und den anderen langsam vergrößerte. So konnten sie leise liebesselige Worte wechsln und sich zuweilen verstohlen bei den Händen fassen. Und das alles im Mondschein- zauber der klaren, schweigenden Winternacht. „Oh, daß eS doch kein morgen gäbe," seufzte E«bi. „Doch, Liebling. Morgen gehört noch uns, morgen darf ich dich noch einmal in meinen Armen halten." „Ja — morgen." Man hatte Goßeggs Wohnung erreicht. Fred brachte, nachdem sich Römer von den beiden Damen verabschiedet hatte, Mutter und Schwester die Treppe hinauf und kam dann wieder herunter. Schweigend legten die beiden junge» Männer »ine Strecke Wegs zurück. als Sümpfe, nichts als Eisblöcke. Und dennoch birgt dieses Land Reichtümer, die mit der Zeit gewiM;e Scharen von Menschen herbeilocken dürften. Die unglaublichsten Minsralschätze findet man in dieser wilden Gegend. Bis jetzt hatte Rußland keine technischen Mittel, um diese Schätze auszu beuten. Die Bahn erleichtert nun diese Aufgabe, da nicht nur Land und Wasser, sondern auch große Waldungen, deren es viele auf der Halbinsel gibt, ausgenutzt werden können. Optimisten sind der Über zeugung, daß die Bahn auch auf die Hebung der Kultur in Nordrußland einwirken und dieses im Laufe der Zeit in ein „europäisches Kanada" verwandeln wird. Sultan jVlubammeä V. Der Sultan ist am 3. Juli nach kurzer Krankheit verstorben. Der treue Freund des Deutschen Reiches, Groß sultan Muhammed V., Kaiser der Os- manen und religiöses Oberhaupt aller Sultan Mnhamed V. s. Muhammedaner, hat ein Alter von 74 Jahren erreicht. Er war nicht für die höchste Würde der Muhammedaner ausersehen ge wesen. Sultan Abdul Hamid, fein Bruder, hatte ihn in jahrzehntelanger Verbannung gehalten und ihn mit dem Mißtrauen bewachen lassen, das der tyrannische Abdul Hamid gegenüber seiner eigenen Familie hegte. War er doch selbst durch die Absetzung seines Vorgängers auf den Thron gelangt und fürchtete das gleiche Schicksal, das ihn auch am 27. April 1909 durch die Revolution der Jungtürken tat sächlich ereilte. Die Revolution, durch die das osmanische Reich in die Reihe der modernen, konstitutionell regierten Staaten eintrat, hob den wohlwollenden und gerechten Bruder Abdul Hamids auf den Thron, der unter dem Namen Muhammed V. streng verfassungsgemäß regierte und vor allem durch die Tat dem Willen deS osmanischen Volkes nachgab und durch die Kriegserklärung an die Entente der Gefahr zuvorkam, daß das osmanische Reich die Beute des lüsternen Rußlands, Englands und Frankreichs wurde. Unter ihm erschloß sich die Türkei dem modernen Geiste, und so wird er in der Geschichte als der Großsultan fortleben, unter dem die Wiedergeburt des türkischen Volkes im Anschluß an die Mittelmächte begann. — Der Thronfolger Wahid Eddin Effendi ist nicht der Sohn des verstorbenen Großherrn. Muhammed V. Sohn Zia Eddin verstarb im vergangenen Jahr. Thron folger ist nach türkischem Hausgesetz das älteste Mitglied der Familie, in diesem Falle der am 12. Januar 1861 geborene Sohn des Prinzen Suleiman, Wahid Eddin, der also ein Neffe des verstorbenen Sultans ist. Wahid Eddin gilt als sehr begabt, Anhänger des konstitutionellen Prinzips und des Bündnisses mit den Mittelmächten. Er hat in Berlin und Wien im ver gangenen Jahre mit den Herrschern der Mittelmächte und den Staatsmännern die Richtlinien festgestellt, die, wie er nachher äußerte, auch fernerhin die des verstorbenen Sultans bleiben werden. Der Kurs bleibt also auch unter dem neuen Sultan der alte! Veutlcker Keickstag. (Orig.-Ber.) —Ix. Berlin, 4. Juli. Präsident Fehrenbach eröffnet die Sitzung und widmet dem Ableben Les Sultans Mehmed V. einen Nachruf: Die befreundete Türkei ist von einem ichmerzlichen Verlust betroffen worden. Mehmed V. war ein Regent von staatsmännischer Klugheit und erwiesenem Pflichtgefühl, der als erster konstitutioneller Herrscher im Zusammenarbeiten mit der Volks vertretung Lie Monarchie auf sicheren Boden stellte. Der Weltkrieg bat den Sultan an die Seite des Deutschen Reiches gebracht, wo er sich in treuer Waffenbrüderschaft als opfer williger Verbündeter bewährt hat. Der Präsident erhält die Ermächtigung, ein Beileidstelegramm an die Osmanische Kammer zu senden. Die dritte Lesung deS Etats wird beim Etat des Auswärtigen Amtes fort gesetzt. In Verbindung damit wird der rumänische Friedensvertrag in zweiter Lesung weiterberaten. Oberst v. Fransecki ergänzt seine gestrigen Mitteilungen über die Mißhandlungen deutscher Kriegsgefangener in Rumänien. Abg. Noske (Soz.): Wir werden den rumänischen Friedensoerträgen zustimmen, ob wohl sie nicht ganz unseren Wünschen ent sprechen. Abg. Goth ein (Vp.): Wir haben den Ein druck, daß unsere Unterhändler im rumänischen Friedensvertrag herausgeholt haben, was Herauszuholen war, ohne die Lebensinteressen Rumäniens anzutasten. Abg. Alpers (Dtsch. Frakt.) verlangt f besseren Schutz der deutschen Kolonisten in Rumänien. Abg. Dr. Cohn (U. Soz.) erklärt, daß seine Partei die Friedensverträge ablehne, und bespricht dann eingehend die rumänische Juden frage. Redner wendet sich gegen die Oberste Heeresleitung, greift auch das Große Haupt« guartier an, das das Auswärtige Amt lahmlege. Staatssekretär v. Kühlmann: Dem, was der Vizekanzler v. Payer gestern über das Verhältnis zwischen den Retchsbehörden und der Obersten Heeresleitung gesagt hat, habe ich nichts hinzuzufügen. Der Ansicht des Vorredners, Lab der Leiter der Nachrichten stelle der Obersten Heeresleitung unterstellt ist, muß ich entschieden widersprechen. Die vom Vorredner angeschnittenen Fragen der Besetzung der Krim und Sewastopols bilden zurzeit Len Gegenstand eines Gedankenaus tausches mit der Ratsregierung in Moskau. Bei allen deutschen Faktoren ist der auf richtige Wille vorhanden, alle diese Fragen in friedlicher Weise zu regeln. Die Frage nach der Schuld am Kriege haste ich für historisch. Was den Feldzug nach Indien be trifft, so bedaure ich, sagen zu müssen, daß wir, so glänzende Aussichten er auch für unsere Fleischoersorgung böte, an ihn bisher nicht gedacht haben. Nach einer die rumänische Judenfrage be treffenden Richtigstellung des Grafen Praschina (Zentr.) und einer die gleiche Frage streifenden Antwort des Abg. Goth ein (Vp.) wird der Etat des Auswärtigen Amtes erledigt. DierumänischenFriedensvcrträgewerdenohne Weitere Debatte in zweiter und dritterLesung angenommen. Es beginnt nun die Beratung des Etats des Reichsamts des Innern. Abg. Haehnle (Vp.) befürwortet Unter stützung des Auslandsmuseums in Stuttgart. Asg. Haase (U. Soz.) führt Beschwerde darüber, daß die .Leipziger Volkszeitung' unter Vorzensur erscheine. Das in Frage kommende Generalkommando kümmere sich nicht um die Beschlüsse des Reichstages. Staatssekretär Wallraf erklärt, daß die Regierung für das Auslandsmuseum lebhaftes Interesse zeige. Dem Abg. Haase könne er auf seine Beschwerden nicht antworten, well dafür das Kriegsministerium zuständig sei. Es folgt die Beratung des Etats deS Reichswirtschaftsamts, zu dem die Abgg. Dr. Bell (Ztr.) und Dr. Rießer (natl.) daS Wort ergreifen. Ersterer wendet sich besonders gegen die allzusrühe Beschlagnahme der Tür- klinken und Fenstergriffe in Privathäusern. Das Haus vertagt sich. politilcbe AMÄledmZ. Deutschland. "DaS deutsch-holländische Ab- kommen, das den Austausch von monatlich 2500 bis 3000 Waggons neuer Kartoffeln gegen 50000 Tonnen Steinkohlen vorsieht, ist, wie der ,Voss. Ztg.' aus dem Haag berichtet wird, nur ein Vorläufer des seit längerer Zeit zur Beratung stehenden allgemeinen Abkommens. Die von Deutschland jetzt zu liefernden 50000 Tonnen Kohlen sollen von der seitens Deutschland zu liefernden Ge samtmenge abgezogen werden. Man glaubt in eingeweihten Kreisen, daß die Aus sichten für einen baldigen Abschluß des Vertrages günstig seien. "Eine neue KriegSkreditvor- lage von 15 Milliarden Mark ist dem Reichstage zugegangen. "Im preußischen Abgeordneten hause wurde nach kurzer Aussprache das Wahlgesetz in fünfter Lesung angenommen. Sodann wurden in Einzelabstimmung die drei Gesetzentwürfe über die Wahlen zum Abgeord netenhause, über die Zusammensetzung der ersten Kammer und über die Verfassungsänderungen gegen die Mehrheit des Zentrums, einen Teil der Nattonalliberalen, die Fortschrittliche Volks partei, die Polen, die Sozialdemokraten und die Dänen angenommen. — In der Gesamt abstimmung werden alle drei Gesetze mit der gleichen Mehrheit angenomme«. Frankreich. * Der Kampf zwischen derKrtegS-und Friedenspartei nimmt immer heftigere Formen an. Clemenceau und der ,Temps' sind gegen den Frieden, während das .Journal deS DebatS' und andere Organe dafür eintreten, daß Frankreich nicht einer Friedensdebatte ausweiche. Die Blätter fordern öffentliche Besprechungen, und von feiten der Minderheitssozialisten wird sogar die Frage aufgeworfen, ob Deutschlands Erzbedürfnis nicht anders zu befriedigen sei als durch Gebietsabtretung. (?) England. * Der australische Ministerpräsident Hughes sagte in der Londoner Handels kammer: „Wir sind haarscharf an der völligen und katastrophalen Niederlage vorbeigekommen. Wäre dieser Krieg nicht ausgebrochen, so hätte Deutschland, aufgebläht durch die Erfolge seiner Methode der friedlichen Durchdringung, unsern Handel nahezu völlig vernichtet und uns samt den meisten unsrer Verbündeten in den Stand wirtschaftlicher Knechtschaft herabgedrückt." Womit abermals dargetan wird, daß England den Krieg dem fried lichen Wettbewerb vorzog. Holland. "DaS Ergebnis der holländi schen Wahlen brachte eine erhebliche Stärkung der konservativen und antirevo lutionären Parteien, die die unbedingte Mehrheit haben. Die Liberalen sind nur vereinzelt durchgekommen. Die Sozialdemo kraten nahmen wider Erwarten nicht zu, trotzdem die Wahlen zum ersten Male nach dem von ihnen veranlaßten Gesetz vorge nommen wurden, das jede Wahlenthaltung unter Strafe stellt. Rußland. * In einem Leitartikel des Moskauer Amts blattes ,Jswestija' wird darauf hingewiesen, daß sich die Mißverständnisse zwischen Ruß land und seinen früheren Verbündeten immer tragischer gestalten. Das Blatt erhebt noch einmal seine Stimme in dieser letzten Warnung vor einem bewaffneten Ein schreiten, das weder Frankreich noch England Erfolg verheiße und die japanischen Eroberung»- Pläne im fernen Osten verschleiert. stecken das nicht .Du bist wohl nicht ganz klar?" Malich. WM du. «L Lütt StiLMUtMü. „Ich hindere sie nicht." Fred fluchte innerlich. So kam er vom Fleck. „Du, Heinz." Glück und Liebe. Aber sie wollte sich ihm nicht mutlos zeigen, jetzt mußte sie stark sein, sür ihn und sür sich. Nachher daheim, da konnte sie den Jammer über sich hereinbrechen lassen, sich ihm wehrlos auSliefern. Aber nicht je?t. Ei« zwang ein Lächeln in Lat erblaßte Gesicht. „Heinz, — wir wolle« mutig tragen, was unS das Schicksal auferlegt. Sieh, so reich sind wir durch da» genossene Glück geworden, wir wollen dankbar dafür sein und tapfer vorwärts» Gabriele nickte nur. Dann war sie hinaus. Eilig lief sie einigt Straßen hinab. Zehn Minute« später war sie i» Stadtpark. Nun noch mit fliegendem Schritt di« Kaflanienall«« hinab. Kein Mensch war ringsum zu sehen. Lom Denkmal löste sich eine dunkle Gestalt. Gabriele stutzte. DaS war kein Offizier, der ihr da schnell entgegenkam. Aber dann erkannte sie im Dämmern doch Römer» Züge. Er hatte zur Vorsicht Zivilkleider angelegt. Nun flog sie auf ihn zu, und stumm, in seliger Lust hielten sie sich utnschlungen. Kuß um Kuß brannte auf den verlangenden Lippen. Die Mit versank ihnen in dieser Stunde. Und so viel hatten sie sich zu sagen, al» sie Arm in Arm, eng anein- andergeschmiegt, aus und abgingen. Im Lichte de» ausgehenden Monde» lasen sie die sehn süchtige Sprache ihrer Augen und küßten sich wieder und wieder. Aber dann mußten sie an da» End« denken, an die Trennung. „Liebling, wie toll ich eS nur ertragen, dich von mir zu lassen? Ich war schon heute ganz krank vor Sehnsucht nach dir." Sie erschauerte. Nun war's vorbei mit in denen man nur gutes, liebes, reines hören möchte. In solcher Stimmung bin ich jetzt, Fred. Störe sie mir nicht." „Entweder bist du bezecht oder verliebt. Na, meinetwegen, ich habe da» meinige getan, einen Vorwurf kannst du mir nicht machen." „Nein, Fred, nein. Sieh nur, wie die Sterne funkeln. Morgen wird ein schöner Tag — ein holder, schöner Tag." Fred war nun überzeugt, daß Römer einen Spitz hatte, und ließ ihn zufrieden. Schließlich konnte er ihn ja auch noch ein andere» Mal auf Ingeborg Haller aufmerksam machen. Nm nächsten Morgen ging Gabi mit strahlen, den Augen umher. Ängstlich wehrte sie alle Gedanken an die Zukunft von sich. Heute voll!« sie noch glücklich fein, glücklich, ohne Rest, ohne Nebengedanken. Walter und Frieda hatten «S sehr güt heute. Gabriele strich ihnen die Butter brote besonders dick und sparte auch nicht mit der Sahne beim Kaffee. Aber sobald sie den Kaffeetifch abgeräumt hatte, machte sie sich zum Aus gehen fertig. „Wo willst du denn hin, Gabi?" fragte die Mutter verwundert. Gabriele wandte da» errötend« Gesicht von ihr ab. „Ich habe ein bißchen Kopfweh von gestern abend. Laß mich eine Stund« hinaus, Mama." „Er beginnt aber schon zu dunkeln." „Gerade derhalb. Im Dämmern kann ich „.Hm?" „Zum Donnerweiter, Kerl, bist du blind?" „Nee — wieso denn?" „Merkst du denn nicht, daß die kleine Haller scheußlich in dich verliebt ist? Brauchst nur zu- zugreuen. Du — sei gescheit." „Danke." „Aber, Heinz." Der gab sich einen Ruck and richtete sich hoch auf. „Fred — laß mich damit zufrieden, ja? Zumal heute abend, der Mond leuchtet so wundervoll, — ich will an nicht» weiter denken." „War sehr nett heute abend." Heinz seufzte. „Schön war'S — wunderschön. „Feines Haus da», überhaupt, da scheußlich viel Moneten." Endlich brach Fred das Schweigen. „Du, Heinz, schläfst du schon?" „Nein, im Gehen bringe ich da» nicht gut fertig. Willst du wa» ?" „Glaub ich wohl." „Ganz netter Kerl, die kleine Ingeborg." „Nicht mein Geschmack. Emanzipierte Zigeunerin — eine fatale Mischung." „Schadet nichts. Sie kann sich leisten." doch nicht arbeiten." „Dann geh', Kind. Du bleibst doch i» be-