Suche löschen...
Allgemeiner Anzeiger : 09.02.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191802092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19180209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19180209
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-02
- Tag 1918-02-09
-
Monat
1918-02
-
Jahr
1918
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 09.02.1918
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Oie Streikbewegung. Verschärfter Belagerungszustand in Berlin. Berlin, 2. Februar. Dey Oberbefehlshaber in den Marken hat über Groß-Berlin den verschärften Be lagerungszustand verhängt. Die damit zu gleich eingesetzten außerordentlichen Kriegsgerichte beginnen ihre Tätigkeit am 2.Februar. Ferner hat der Oberbefehls haber an das Bürgertum eine Mahnung zur Ruhe ergehen lassen, in der er darauf hin weist, daß jeder Versuch Ruhe und Ordnung zu stören, mit allen Mitteln unterdrückt werden würde. Den Anlaß zu dieser Maßregel gaben Ausschreitungen, die sich in verschiedenen Stadtteilen ereigneten und über die amtlich durch W.T.B. mitgeteilt wird: Heute morgen sammelte sich in Charlottenburg eine größere Menschenmenge, die durch die Schutzleute auseinandergetrieben wurde. Dabei wurden Schüsse gewechselt, Lie einen Wacht meister leider tödlich verletzten. Der Volkshaufe zog in östlicher Richtung nach Moabit, wo es Lank Lem geschickten Ein greifen der Polizei gelang, die Ansammlung zu zerstreuen. Ein Schutzmann wurde dort von hinten angegriffen und durch zwei Schüsse nicht unerheblich verletzt. Außer dem ge töteten Wachtmeister wurde noch ein zweiter, der aber seinen Dienst weiter oersieht, und drei weitere Schutzleute verwundet, die sich krank gemeldet haben. Von den Strei kenden sind im ganzen sechs verletzt worden. Mehrere Straßenbahnwagen wurden umgeworfen. Seit heute früh sind 30 Männer, 9 Frauen und 3 Jugendliche festgenommen. Auch im Treptower Park fand eine Ver sammlung statt, die dort zerstreut wurde. Reichstagsabgeordnetcr Dittmann verhaftet. Der Reichstagsabg. Dittmann von den unabhängigen Sozialdemokraten ist gestern vormittag verhaftet worden. Wie an amt licher Stelle mitgeteilt wird, versuchte er gestern in einer unerlaubten Versammlung in Treptow zu einer größeren Volksmenge zu sprechen. Seine Rede klang in die Forderung aus, »den Streik hochzuhalten". Dittmann wurde aus frischer Tat verhaftet. Heute früh ist er dem zuständigen Staats anwalt zur Vernehmung vorgeführt worden. Der Stand der Streikbewegung in Groß- Berlin ist heute ungefähr der gleiche wie gestern. Die Verkehrsunternehmungen jeden falls sind im großen und ganzen in keiner Weise in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Straßenbahn kann ebenso wie selbst redend die Eisenbahn und auch wie die Post, )die Hoch- und Untergrundbahnen und die Omnibusgesellschaft melden, daß der Ver kehr in vollem Umfange aufrecht erhalten wird. Von einer Streitbewegung der Bäcker kann kaum die Rede sein. Soweit sie im Gange war, ist sie bereits wieder im Ab flauen. Der Oberbefehlshaber in den Marken hat eine ganze Reihe von Betrieben der Rüstungsindustrie der militärischen Ver waltung unterstellt. Arbeitsverweigerer setzen sich danach schwerer Strafe aus; außerdem werden alle Wehrpflichtigen eingezogen. Eine halbamtliche Erklärung. In einem längeren Artikel zur Lage schreibt die ,Nordd. Allgem. Ztg? u. a.: »Wenn die Streikenden mit ihren inner politischen Wünschen auch vielfach offene Türen einrennen und ihre an sich durchaus verständlichen Klagen über unzulängliche Nahrungsmittelversorgung in einer Zeit vor bringen, die sich gegen dieselbe Zeit Les Vor jahres doch auf das wohltuendste abhebt, so sind die Meinungsverschiedenheiten, die hier noch bleiben, doch nicht so tiefgehend, daß sie ein Zerreißen der inneren Front zuließen oder auch nur eine Sprengung der bisherigen Mehrheit forderten. Diese Ge fahr liegt ja nur vor, wenn sich die Sozialdemokratie trotz der allmählich ge wonnenen besseren Einsicht in die Streik ziele festbisse. Eine Negierung, hie selbst den Feinden nie die VerständiaungjKrümm abgebrochen hat, wird selbstverständlich auch mit Vertretern der Partei und der Gewerk schaften über die Möglichkeit einig werden wollen, die Streitaxt zu begraben. Denen freilich, die nur an ein Schüren des Feuers denken, wird sie in dieser Zeit rück sichtslos entgegentreten müssen; für russische Vorbilder wird sie ebensowenig Verständnis haben, wie sie in der Bevölkerung Begeiste rung wecken können." Die Lage in Bayern. Gelegentlich der Aussprache über den Streik im bayrischen Landtage nahm Minister präsident Frhr. v. Dandl das Wort und bat dringend, die bayrischen Arbeiter möchten nicht dem kämpfenden Vaterland in den Rücken fallen. Es sei eine sehr böswillige Unterstellung, wenn jetzt behauptet werde, daß die Regierung durch das, was man Annexionsbestrebungen zu nennen pflegt, den Abschluß des Friedens verzögere. Die Bundesstaaten ständen wie im Anfang, auch jetzt zu dem gleichen Ziele, das sei die Sicherung des Bestandes unseres Reiches. Zuletzt zerstörte Ler Ministerpräsident noch die Legende von der „Aktion der deutschen Bundesfürsten beim Kaiser". Anregungen in dieser Richtung seien ja gekommen, aber er habe sie nachdrücklich abgelehnt. * Die Revolutionierung der Mittelmächte. Am Neujahrstage soll in Washington ein Propaganda-Komitee zusammengetreten sein, das sich die Aufgabe gestellt hat, in den Staaten der Mittelmächte, insbesondere in Deutschland die Stimmung in revolutio närem Sinne zu beeinflussen. Deutsch sprechende Neutrale, die zu diesem Zwecke besonders geeignet erscheinen, sollen ange worben werden, um im Sinne des Komitees tätig zu sein. Diese Persönlichkeiten, Männer und Frauen, werden mit einwandfreien Staatspapieren und reichen Geldmitteln versehen, nach Deutschland geschickt, um in deutschen Rüstungsbetrieben Arbeit zu nehmen und dann in diese umstürz erische Propaganda hineinzutragen. Die Kosten der Propaganda trägt Amerika; einstweilen sind 150 bis 200 Millionen Mark bereit- Trotzki für -en Sonderfrieden. Verhandlungen in Brest-Litowsk. Brest-Litowsk, 2. Februar. In der gestrigen Sitzung der deutsch- österreichisch-ungarisch-russischen Kommission zur Regelung der politischen und territorialen Fragen gab Volkskommissar Trotzki zu nächst die Erklärung ab, daß die in deutschen Blättern verbreitete Nachricht, Trotzki habe vor dem dritten Kongreß der Arbeiter-, Soldaten- und Bauerndeputierten gesagt, daß die russische Delegation keinen Sonder frieden abschließen wolle, erfunden sei. Bei der weiteren Beratung kam erneut die Rechtmäßigkeit Ler Vertretung Ler Ukraine zur Sprache. Da Trotzki erklärte, die Zentralrada in Kiew werde bald nicht mehr existieren, wurde die Sitzung vertagt, um in einer Vollsitzung die Frage der ukrai nischen Vertretung zu klären. * Italiens gestörter Seeverkehr. Auf den Seeverkehr nach Italien wirkt unser U-Bootkrieg geradezu verheerend. Dem ,Popolo Romano' zufolge schätzt der italienische Finanzminister Nitti den Ver lust der italienischen Handelsflotte im Verlauf dieses Krieges auf 55Diese Entwicklung erfüllt uns Deutsche mit um so gröberer Genugtuung, als das Vertrauen auf die freie Schiffahrt für Italien die selbstverständ liche Voraussetzung bildete zu seinem Verrat am Dreibund und zum Anschluß an Eng land. Nun stockt die Einfuhr von Kohlen, Erzen und Lebensmitteln. Die Eisenbahnen und selbst die Kriegsindustrie leiden Not. Italien ist völlig auf die Gnade Englands angewiesen, das die Front in Venetien als Nebenkriegsschauplatzbehandelt und nur hilft, wenn Italien weiter opfert für Lie eigennützigen Pläne der Entente. Politische KrmEcdau. Deutschland. *Der Bundesrat genehmigte eine Ver ordnung über den Anbau von Zuckerrüben und das Brennen von Rüben im Betriebsjahre 1S18/19, ferner die Entwürfe zu den Aus- führungsbestimmungen zu der Besteuerung des Personen- und Güterverkehrs und zur Ab änderung der Verordnung über die Kartoffel- Versorgung. *Ausiührliche Bestimmungen hat der Bun desrat über die Bereitstellung von Reich smitteln für die Entschädigung der infolge Kohlenmangels feiernden Arbeiter und Arbeiterinnen kriegswichtiger Beiriebe der Rüstungs- und Ernährungsindustrie erlassen. Die Bestimmungen beziehen sich nur auf solche Einstellungen und Beschränkungen der Arbeit, die in die Zeit vom 2. Januar bis 31. März 1918 fallen und unmittelbar oder mittelbar durch Kohlenmangel herbeigesührt sind. Polen. * Die polnische Regierung erläßt in den Warschauer Blättern eine wortreiche Er klärung über ihre Stellung gegenüber den Ver handlungen in Brest-Litowsk. In neun Punkten wird das Verlangen ausgesprochen und begründet, zu diesen Verhandlungen zngezogen zu werden, wobei der Standpunkt vertreten wird, daß Regentschaitsrat und Regierung zur provisorischen Vertretung des polnischen StaateS nach innen und nach außen berufen seien, bis zu dem Augenblick, da der Landtag die end gültige Negierungsform bestimmen werde. Der polniiche Staat "werde auch seinerseits von den fremden Staaten die Anwendung desselben Prinzips hinsichtlich der Polen fordern, nach dem er die fremden Nationalitäten in seinem Gebiete zu behandeln gedenke. * Lord Lansdowne erklärte im Anschluß an seinen bekannten Fnedensautruf, er wisse keine maßgebenden Personen, die bereit seien zu sagen, ein vollkommener Sieg im Feld sei in Sicht. Ein Zersetzungsprozeß müßte sehr lange dauern, Personen, die dieser Frage sehr viel Beachtung geschenkt haben, meinten zwei Jahre. Wir müssen uns vorstellen, was noch zwei Jahre Krieg bedeutet, das Anwachsen der Staatsschuld, die Knappheit an Lebensmitteln würde in eine Hungersnot ausgehen und ein Leidenszustand in der ganzen zivilisierten Welt eintreten. Darum müssen wir versuchen, einen ehrenhaften dauernden Frieden zur richtigen Zeit zu erreichen. Der einzige Weg dazu sei die Vereinigung aller Mächte, keine Vereinigung einer Gruppe gegen eine andere Gruppe, dahingehend jeden internationalen Slieit einer Art internationalen Gerichtshofes zu überweisen und gegen alle verbrecherischen widerspenstigen Teilhaber Zwang anzuwenden. Die Teilnahme Deutschlands an einem solchen Übereinkommen würde die Verneinung des preußischen Militarismus bedeuten. "Eine starke Strömung für den Frieden kam gelegentlich einer Massenver sammlung von Maschinisten und Angehörigen Verwandler Gewerklchailen in London zum Ausdruck. Dort wurde einstimmig eine Ent schließung angenommen, die die britische und die verbündeten Regierungen auffordert, unverzüg lich einen Waffenstillstand auf allen Fronten zu schließen und den Mittelmächten ein Friedens angebot zu machen auf folgender Grundlage: Keine Annexionen, keine Entschäoigungen, Selbstbestimmung der Nationalitäten. Die Entschliefzuug verlangt, daß Vertreter der Ar- beilertchait oller kriegiührenden Länder an den Friedensverhaudlungen teilnehmen. Rust l «m». * Russische Soldaten und rote Gardisten haben in Helsing,ors die Mitglieder des Landtages und die Banldirekioren verhaftet. Trotzki und Lenin hatten gedroht, drei Regimenter nach Wiborg zu senden, um das Schutzkorps, die sogenannte Weiße Garde, zu vernichten. Okmesiscke ^rrte. Seltsame Kuren und Reklame auf der Straße. — Titel nach Belieben. — Geiileraurbreitnng. — Diät- Vorschriften. — Einfache Diagnosen. ES gibt zahlreiche Typen einheimischer Ärzte in China, die alle etwas JahrmarkismäßigeS haben und ihren Amtsbernf mit dem eines Händlers zu verbinden wissen. So sieht man, wie der in China als Missionsarzt tätig ge wesene Dr. H. Vortilch van Bloten erzählt, im Jahrmarktstreiben vor dem Sladitempel von Kanton zahlreiche Buden, und einige dieser Stände fallen durch die Aufstellung von merkwürdig geformten Wurzeln und von Menichenzähnen an langen Schnüren auf. Diese Buden beherbergen einen Typus der chinesischen Ärztegilde, nämlich den Mann, der vor seinem Slraßenstand Lie Patienten unter sucht und ihnen an Ort und Stelle die Medi kamente verkauft. Ein ander Mal wieder begehrt man einem Arzt, der ausschließlich mit Värenleber, Bäxen- herz, Bärenhaut, Bärentatzen usw. kuriert. Er hat nämlich einen Bären erhandelt, das eßbare Fleisch verkauft und sucht nun das übrige als Medizin an den Mann zu bringen. Nicht wenige unter den einheimischen Ärzten in China sind Quacksalber, die nicht recht lesen und schreiben können. Andere kennen zwar die Heilkraft gewißer Kräuter, haben aber von Anatomie und Physiologie keine Ahnung. Es ist begreiflich, daß der einheimische chinesische Azt nicht sehr hoch geachtet wird, da es kein akademisches Studium gibt, da Sektionen ver boten sind und jeder sich nach Belieben den Titel eines Arztes beilegen kann. Man kennt zwar „innere" und „äußere" Ärzte, doch ist die Chirurgie zfemlich unbekannt, meistens beschränkt sie sich auf die Entfernung von Fremdkörpern. Zur Erläuterung des Be griffes „äußerer Arzt" wird folgende Anekdote berichtet: „Herr Li wurde von einem Pfeile getroffen, und das Ende schaute fingerlang aus der Wunde. Obwohl der Schmerz „innerlich" war, rief man doch einen „äußeren" Arzt. Der nahm eine Schere und schnitt den Schaft des Pfeiles glatt über der Haut ab. „Was ist da mit gedient?" begehrte Herr Li auf. „Ja, guter Bruder," antwortete der Chirurg, „ich bin nur sürs Äußere dal Das hab' ich entfernt! DaS übrige gehört ins Fach des „inneren" Arztes." Das Instrumentalivm beschränkt sich gewöhnlich auf ein Messer, eine Schere, einem Pflasteripatel und einige lange Nadeln. Die letzteren gebraucht merkwürdigerweise haupt sächlich der innere Arzt, um den Sitz der Krankheit festzustellen und den schlimmen Geist auszulreiben. Die inneren Ärzte wieder spe zialisieren sich in „obere und untere", in „kalte und heiße". Die ärztliche Wissenschaft der Chinesen lehrt, daß bei kalter Krankheit nur erhitzende Arzneien und Nahrung gegeben werden dürien und um gekehrt. Bei Angabe der DiStsvorschriften muß der chinesische Arzt sehr vorsichtig jein, da die Angaben des sog. Slaalskalenders und zahl reiche religiöse Forderungen berücksichtigt werden müssen. Außerdem gibt es über das Zubereiten des Essens und wnstige mit dem Essen zusammen hängende Dinge vielen Aberglauben. Ein Kaninchen z. B, das beim Sterben die Augen ichloß, darf nicht gegessen werden, weil sein Genuß den Tod herbenührt. Hundefleisch wirkt lrasterhallend, wenn man aber daraus Bohnen suppe ist, so muß man sterben. Wie bei uns im Mittelalter, so beschäftigten sich auch m China viele Ärzte mit der Her' stellung eines sog. Lebenselixiers. Dies leitet zu den zahlreichen bewußten Schwindeleien, zu allerlei Hokuspokus, über. Die Überlegung, welche Arznei nötig sei, gründet sich weniger auf eine bestimmte Diagnose als auf philosophische Beirachi,mgen des Krankheitsfalles. Die ein zelnen Organe sind Teile der fünf Elemente: Wasser, Feuer, Holz, Metall und Eide. Der ^lüMggLnger. 8j Roman von H. CourthS-Mahlek tiit»Ui«hung.) In so scherzhaftem Tone diese Worte auch gesprochen wurden, sie verletzten Regina doch. Sie blieb aber ruhig und sah fest und ernst in die blitzenden Augen der Sängerin. „Einen Schmetterling sesthalten, hieße ihn quälen. Besser, man läßt ihm volle Freiheit, dann kehrt er von selbst immer wieder zu der Blume zurück, die ihm am liebsten ist." „Ah, sehr geistvoll. Ihre Gattin ist Ihrer sehr sicher, Herr Ritthart." „Und mit Recht, gnädiges Fräulein," sagte KlauS lachend auf ihren vermeintlichen Scherz eingehend, während Regina ernst blieb. Charlotte ärgerte sich über ihre Ruhe. „A bah, gnädige Frau, die Männer sind alle treulose Geschöpfe. Vertrauen Sie nicht zu sehr, lockern Sie die Fesseln nickt." „Gegen Treulosigkeit würde ein gewaltsames Fssthalicn, wie Sie es Vorschlägen, wirkungslos fein. Ich würde dies Mittel nicht anwenden." Charlotte richtete sich hoch auf und sah Regina abwägcnd an. „Famos, gnädige Frau, Sie sind Geist von meinem Geist. Man muß laufen lassen, was sich nicht halten läßt." Obwohl dir beiden Damen im leichten Kon- oersalionslon miteinander iprachen, klang doch -ruf beiden Seiten ein gereizter Ton mit durch. ! Klons war das Wortgeplänkel reichlich un- ! zemütiick, er merkte Charlotten? Bestrebungen f heraus, Regina zu verletzen. Das wollte er' um jeden Preis verhüten, wenn es ihm auch im Grunde schmeichelte, daß die Künstlerin durch ihre Ausfälle immerhin ein gewisses Interesse an ihm verriet. Er brachte die Rede auf die Tournee der Sängerin und Charlotte erzählte amüsant von ihren Reisen. Obwohl sie ihre gesättigte Eitelkeit unter einer Art lächelnden Spott verbarg, klang doch durch ihre Schilderung der ganze stolze Triumph über ihre Erfolge hindurch. Dabei wandle sie Klaus fast aus schließlich ihre heißen Blicke zu, unbekümmert, ob es Regina bemerkte oder nicht. Und Klaus amüsierte sich schließlich über ihre kleinen Manöver und gab ihr, spielend, manchen Blick zurück. Ihre Koketterie machte ihm Vergnügen und ver scheuchte ihm die Langeweile. Das war immerhin etwas. Regina merkte in ihrer stolzen Harm losigkeit nichts davon, aber Hartenstein fing einen dieser herüber und hinüber fliegenden Blicke aut, und mit leiser Sorge wandte er sich ab und ging davon. Nun wurde die Sängerin auch von anderen Seiten in Anspruch ge nommen und Regina trat aufatmend mit Klaus zurück. Er drehte unternehmend an seinem Bart und warf noch einen lächelnden Seitenblick auf Charlotte. Dieien Blick fing Regina auf. Sie umfaßte seinen Arm und sah ihn angstvoll er schrocken an. „Klaus I" Er wandte sich nach ihr um und sah die Angst in ihrem Blick. La lachte er und preßte ihren Arm an sich. Das fehlte noch, daß sie sich ihre Herzensruhe stören ließ. Es war besser, er beichtete, damit sie sich nicht gar zu unruhige Gedanken machte. „Was willst du, Regina?" Sie schämte sich schon ihres unbestimmten Argwohns. „Liebster, darf ich dir etwas sagen? Du mußt mir aber versprechen, nicht böse zu sein." „Ich verspreche es dir." „Wirst du mich auch nicht auslachen?" „Ist es denn etwas so Törichtes?" Sie nickte und sah flehend zu ihn^ auf. „Ich war eben ein wenig eifersüchtig auf Fräulein Marlow. Ihr saht euch beide so sonderbar an." Er drückte wieder ihren Arm zärtlich an sich und sah offen und ehrlich in ihr Gesicht. „Du hast keinen Grund zur Eifersucht, Regina. Willst du mir das glauben?" „Ja, Liebster, wenn du es mir versicherst, glaub' ich es dir. Verzeih nur meine dumme Angst, aber etwas in dem Wesen der Künstlerin machte mich unruhig." „Ich habe dir nichts zu verzeihen, mein liebes Herz, denn du haltest einen Schein des Rechte?, so zu fragen. Damit du aber ruhig wirst, will ich dir alles erklären. Vor ungefähr sechs Jahren hatte ich einen kleinen Flirt mit der MaAow, und sie mag wohl neugierig ge wesen sein, wie diejenige aussieht, die mich sürs Leben gefesselt hat. Und vorhin bat sie ein wenig mit mir kokettiert, das ist so ihre Art, und ich amüsierte mich darüber. Daraus, daß ich dir das alles offen sage, kannst du ent nehmen, wie wenig Grund zur Eifersucht du hast. Du mußt mir versprechen, deinem Klaus fest zu vertrauen. Ich liebe nur dich, Regina > — trotzdem ich jetzt manchmal launisch und ver- § drießlich bin, und meine Liebe zu dir ist das Beste in meinem Leben. Bist du nun ganz ruhig?" „Ja, Liebster, ich bin es und ich danke dir innig für deine Offenheit. Nun ist mir olles erklärlich, und ich bin das dumpse, drückende Gefühl los. War mir doch vorhin zumute, als drohe mir ein Unheil. Nun ist alles gut. Nur eins erkläre mir noch. Was hast du an der schlichten Regina Volkmar so Liebenswertes gefunden, daß sie dich deine Ehescheu über winden ließ, da doch selbst eine so schöne und gefeierte Künstlerin dich nicht zu fesseln ver mochte." „Willst du eine Galanterie von mir hören?" fragte er neckend. Sie sah ihn ernst an. „Nein, Klaus, du weißt, daß ich nie danach Verlangen trage." Dann soll ich dir also deine Frage ernsthaft beantworten?" „Ganz ernsthaft." Er sah sie lächelnd an. „Wie schwer du alles nimmst, kleine Frau. Also höre: Regina Volkmar war eimach „dir Rechte" für mich, nach der ich lange vergeblich geiucht Halle. Eine Charlotte Marlow heiratet man überhaupt nicht. Dazu hat sic viel zu viel ungezügeltes Temperament und unberechenbare. Lannen. Diese Art Frauen kannst du gar nicht »erstehen, Liebste, sie haben einfach den Teufel im Leibe und stoßen einen dadurch bald zurück, lind nun denk nicht mehr an sie, und wenn st, dich wieder ärgern will wie vorhm, daun wehre dich kräftig oder xuje mich zu Hilfe. Ist nur«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)