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S. Soritehmia. V ^^E^OU«ROg^ßMßßAWEU I den „ itze. Kannst du Fortsetzung folgt. braucht. Sie kann do, viertel Stunden weit. Der Skai - von Swinemün-e wir- „befestigl". mir Gaul und Wagen borgen, Margot? „Nein!" Es riß ihn förmlich herum. ,Sie tut mir furchtbar leid." „Mir auch," sagte Fritz Gerauer, sah Annemarie über den Hof kommen und schlug sich an die Stirn. „Ich bin ein Esel,^omme zu Pferd und hätte eine Kutsche ge- "-utz laufen drei- Von drüben kam jetzt die ruhige Stimme -eS jungen Arztes: „Mat husten, bitte. Mat schnaufen, bitte! Nochmals husten, bittet Nochmals schnaufen!" Und das in einhalbdutzendfacher Wiederholung. Gteich darauf trat Dr. Mehring unter die Lür und sah Leo mit ernstem Gesicht entgegen. „Ich möchte Ihren Herrn Vater inS Krankenhaus bringen lassen. Es ist lediglich eine Vorsichtsmaßnahme," fügte er hinzu, Leos Erschrecken gewahrend. „Er mutz eine ganz gewissen hafte Pflege haben und das bet Tag und Nacht. Wer sollte die hier übernehmen? Das sehen Sie doch ein! Nicht? — Man darf bet einer Lungenentzündung absolut nichts versäumen." „Eine Lungenentzündung ist es?" „Jal — Vielleicht packen Sie inzwischen etwas Wäsche zusammen, bis ich den Krankenwagen bestellt habe. Es wird etwa zehn Minuten dauern. Und Kopf hoch, junger Freund! Bon hundert Fällen verlaufen neun zig ohne alle weiteren Komplikationen. Das mutz man alles mitaemacht haben." „Ich bin Ihnen so zu Dank verpflichtet, Herr Doktor!" „Gar kein Grund vorhanden, Baron. Dafür sind wir doch da! Ihr Herr Vater ist wohl Witwer?" „Nein!" 4 „Nicht? Ich «achte nur! Die Frau Mama verreist?" „Ja!" Nicht um die Welt hätte Leo Hammerstein jetzt das Geständnis machen können, datz die Eltern getrennt lebten. „Soll ich der Mama depeschieren?" „Das wäre gut, ja! Nicht, weil irgendwelche unmittelbare Gefahr besteht aber ich meine, es beruhigt Sie, Baron. Kann man auch Sie bei Nacht irgendwo telephonisch erreichen?" Hammerstein nannte das Internat, was dem Arzt ein Lächeln entlockte: „Bin ich auch gewesen! Sieben Jahre sogar." Dann einige rasche Fragen über Pro fessoren und Schüler. Als der Krankenwagen kam, stand die Sonne schon schief über den Häusern. Leo Hammerstein durfte mit einsteigen und in die Klinik fahren. Er wartete noch, bis sein Vater in einem kleinen Hellen Zimmer in den Kissen eines weißen Metallbettes lag, und eine Schwe- ster sich liebevoll um ihn bemiihte. Eine Viertelstunde später stand er wieder auf dem langen, kühlen Korridor. Nun brach auch die alte Ver zweiflung wieder über ihn herein. — Die Mama mutzte kommen. Allein ertrug er das nicht mehr. Auf dem Telegraphenamte, wohiU ihn eine Tram ' brachte, standen nur wenige Leute an den Schaltern. Und als er dann ein paar Worte: „Baronin Hammer stein, Gut Klausenhof" und den Tert geschrieben hatte, mutzte er sich auf die nächste Bank rm Vorraum setzen. Seine Füße trugen ihn einfach nicht mehr. Er ist nicht einmal so unhübsch, dachte Margot, als sie in sein zorngerötetes Gesicht sah. „Ich bringe nämlich Annemarie selbst nach Hause. Deswegen!" — sagte sie und strich seinem Falben die glänzende Mähne hinab. „Deine Knechte sind zu Hause?" „Keiner!" „Dann will ich also einspannen." Aber noch ehe er die Stallung erreicht hatte, war sie ihm zuvorgekommen und stand mit gespreizten Händen vpr der breiten Tür. „Ich möchte dich bitten, mein Herrenrecht hier zu respektieren." „Nur weil ich einspannen will!" stieß er hervor. Er hatte schon den Arm gehoben, sie zur Seite zu schieben, als er ihr verzweifeltes Lächeln gewahrte. „Wir haben nur noch den Satan. Die beiden anderen wurden gestern verkauft. Und der Satan duldet nur meine Hand, sonst keine." Er war im Bilde, ging nach der Remise und schob den Zweiräder heraus. Der Satan kam angetanzt und wieherte in den Hellen Nachmittag. Annemarie war etwas erstaunt, als sie auf dem schaukelnden Wagen Platz nahm. Fritz Gerauer schwang sich auf seinen Falben und trabte nebenher. Man benötigte kaum eine halbe Stunde, dann war man daheim. Annemarie dankte. Und während sie die Stufen hinauflief, sah sie sich rasch noch einmal nach dem Ge fährt um, das von Fritz Gerauer flankiert, bereits wie der die Straße hinabrollte. Die beiden jungen Menschen wechselten kein Wort. Erst als der Buchenwald begann, sagte Fritz Gerauer: und Annemarie in Kenntnis zu setzen. „Haven Eie irgendwelche schlimme Nachricht erhalten, gnädige Frau?" sagte er teilnehmend. „Ich weiß nicht! Nur die Bitte, daß ich sofort nach Wien kommen soll!" „Ich hoffe, daß Ihnen alles Böse erspart bleibt," war die Antwort. Margot Sturzbaecker, die mit Annemarie bei den Fohlen stand, welche in der hohen Umzäunung weide ten, sah Fritz Gerauer die Straße heraufkommen. Er hatte nun doch nicht das Rad benützt, sondern kam zu Pferde. Den Hut lüftend, sagte er gleichzeitig: „Tante Klo- thilde" — der Name war ihm am geläufigsten — „hat eben bei uns angerufen, sie müßte mit Lem Sieben-Uhr- Schnellzug weg. Sie bat ein Telegramm aus Wien er halten, wo man sofortiges Kommen erbittet." Annemarie erging es wie der Majorin selbst, sie er schrak über die Maßen. „Doch nichts Schlimmes?" „Sie wußte selbst nichts Genaues. Jedenfalls läßt sie Lich bitten, datz du heimkommst, sie möchte die Kinder dir selbst übergeben." „Natürlich, sofort," sagte Annemarie und lief schon ins Haus, um sich von Frau von Sturzbaecker zu ver abschieden und ihren Hut zu holen. Fritz Gerauer war vom Pferd gesprungen und hatte die Zügel leicht um den Arm geworfen. Margot tät schelte den Hals des Fohlens, das ihr am nächsten stand und fragte: „Hat die Baronin wirklich nicht gesagt, um was es sich handelt?" „Nein! Allem Anschein nach weitz sie es selbst nicht. Solche Telegramme sind eine Tortur." Klein« Rohrhürden werden in den Sand versenkt. — Die Winterstürme und der Eis gang zerstören in den Ostseebädern fast alljährlich die Strandanlagen, di« dann zu Beginn der Badesaison mit großen Kosten hrrgestell: werden müssen. Znsolgedessen hat di« Badeverwaltung von Swinemunde bereits jetzt Befestigungsarbeiten in Auftrag ge geben, so daß der Sand nicht mekr vom Wind« mitaenommen Verden tann. „Eilt es dir sehr, dach Hause -u kommen?" Er hört« ihr „weshalb" und ächte: Zch glaube, du fürchtest -ich vor mir." „Nicht mehr als vor jedem anderen." „Anderen ist gut! Ich möchte dir einen Vorschlag machen — aber nicht hier — hundert Meter abseits liegt unsere Jagdhütte. Kommst du mit?" Der Eatan tanzte auf dem weichen Boden dahin und warf den schlanken Kopf zurück, als er den Ruck des Zügels spürte. Sie hatte weder ja noch nein gesprochen, und als sie jetzt mit ihm in de» Seitenweg einbog, der zur Hütte führte, sagte er anerkennend: „Wenn das Frau von Lotter wüßte, ließe sie uns morgen Spieß ruten laufen." „Das läßt sie uns auch so," kam eS ruhig zurück. Der Weg wurde schmal. Fritz Gerauer schritt voran und hielt Lie widerspenstigen Zweige zur Seite, daß sie nicht in Margots Gesicht trafen. Die Buchen warfen breite, klobige Schatten, die um Rosie und Gefährt huschten. Wasser gurgelte durchs Moos und gab durch Lie Stille ein leises Glucksen von sich. Die Hütte lag sonnenübersprenkelt auf einer Lichtung und träumte mit geschlossenen Läden in Len Nachmittag, Fritz Gerauer schloß auf, öffnete die Fenster und schob die grünkarierten Vorhänge zurück. Der Satan stand 'an einen Baum gepflockt. Margot hatte ihn wohlweis lich vom Zweiräder genommen, denn er war fähig, bet irgendeinem Geräusch mit diesem das Weite zu suchen. Sie sah den Jugendgespielen unter der Tür stehen und kam langsam näher. „Ist eS nötig, -aß ich herein komme?" Er mischte wie ein Mixer von Beruf, schnitt Speck auf und legte Zwieback in den tiefen Zinnteller. Der feine Spott um ihre Mundwinkel reizte ihn zu einem unbeherrschten Wort. „Ein seltenes Rendezvous, was? Ein schönes Mädchen und ein häßlicher Mann!" Sie bog die Schultern zusammen und sah über die Lichtung. „Ich hoffe, daß das nicht alles ist, was du mir zu sagen hast?" „Nein! Aber trink erst noch einen Schluck, damit du bas besser verdaust, was jetzt kommt." Und während er ihr das Glas noch einmal vollschenkte und sah, wie sie es fast zur Gänze leerte, bat er: „Heirate mich!" Sie saß ganz ruhig. Und wenn er erwartet hatte, daß sie durch Liesen Ueberfall in Verwirrung geriet, hatte er sich gründlich verrechnet. „Weshalb?" fragte sie, und hörte Labet nicht auf, von dem Zwieback zu knabbern; Lenn er war wirklich hart. Man konnte sich die Zähne daran schartig beißen. Diese Frage hatte er nicht mit einkalkuliert gehabt. „Ja, weshalb," sagte er verblüfft. „Weshalb heiratet matt denn?" „Gott!" Sie faltete die Hände über den Knien und sah zu ihm hinüber. „Um Geld — aus Langeweile — —> um seine Schulden loszuwerden." „Sonst weißt du nichts mehr?" Nein!" "Aus Liebe!" schrie er sie an. „Aber LaS Wort Liebe, das steht wohl nicht in deinem Wörterbuch!" Er hatte erreicht, datz eine brennende Flamme ihre Wangen hinaufrannte. „Du wirst anzüglich!" „Nein, nur deutlich! — Also: Ich liebe dich, Margot! Ich liebe dich," wiederholte er, sich zu ihr hinüber« neigend. Sie wechselte die Färb? und mied es in seine Augen zu sehen. „Sprich keinen Unsinn, Fritz," sagte sie dann, „ich müßte sonst gehen. Und es ist so friedlich hier. Ver gäll mir doch den schönen Nachmittag nicht. Jeder quält mich, nun du auch/' „Also Quälen heißt -u das, wenn ich dir sage, Laß ich dich liebe!" „Ja! Denn du mußtest es dir doch schon vorher sagen, daß es zwecklos ist." ,Ha, es ist nötig," erwiderte er. „Es scheint, du fürchtest dich Loch!" Sie nahm jetzt Lie wenigen Holzstufen, kam in kleinen Flur und hörte, wie er hinter ihr abschlotz. Die Jagdhütte wurde nicht allzuoft benützt. Aber eS befand sich in ihr für alle Fälle ein eiserner Bestand: Geräuchertes, Zwieback, ein paar Flaschen Limonade und Rum. „Bitte komm sofort Leopold." Das fiel in den Sonntagnachmittagsfrieden des Klausenhofes wie ein Felssturz mitten auf einen noch eben passierbaren Weg. Und niemand zu Hause! Annemarie war zu Besuch bei Margot Sturzbaecker, deren Mutter Geburtstag batte. Klaus Süderbloem ging Rebhühnern nach. Von den Dienstboten war nur das Kindermädchen anwesend, das wegen heftiger Zahnschmerzen auf seinen freien Nachmittag verzichtet hatte. Die Klemen schliefen. Klothilde stand erst wie von einem Sturzbad über schüttet. „Bitte komm sofort Leopold." Wie ein glühendes Finale standen diese Worte an der Wand des Treppenhauses, das sie jetzt hinaufhastete. „Wer hatte depeschiert? Der Gatte? Der Sohn? Sie meßen beide Leopold. Und wem von beiden droht die Gefahr, oder war schon über ihn hereingebrochen?" War der Sohn einem Unfall zum Opfer geworden? Straßenbahn, Auto? War er ertrunken? Er badete so gerne, ihr großer blonder Junge. Bleich, mit herabgesunkenen Lidern, vom Tode ge küßt, sab sie seine schlanke Gestalt vor sich auSgestreckt. Sie verfehlte Lie Stufen und mußte sich am Geländer festhalten. - Dann war es vorüber. Es konnte der Sohn nicht fein. Es konnte nicht. Hatte Leopold senior wieder Schulden gemacht und sah sich von allen Seiten bedroht und mit tausend Hun- Len gehetzt? Urkundenfälschung? Zuchthaus? Ge- richt? Ehrlosigkeit? Nur einen Fingerzeig! Einen einzigen Fingerzeig nur. Aber die Worte des Telegramms gaben keinen. Sie standen in rätselhaft eiserner Schwere auf dem gelben Papier und wuchteten wieder und wieder vor ihren Augen auf. In der Garderobe holte sie einen Koffer vom Schrank, trug ihn in ihr Zimmer und begann zu packen. Eine Kleinigkeit an Wasche, Kleidern und was man sonst für ein paar kurze Tage benötigte. Die Buchstaben und Zahlen -eS Kursbuches gaukelten auf und nieder und ließen sich kaum entwirren, als sie sich jetzt daran machte, die günstigste Zugverbindung nach Wien herauszusuchen. Sie konnte nicht vor halb sieben Uhr reisen. Dann war sie nachts um ein halb eins in Wien. Wie sollte sie diese lange Zeit der Ungewißheit ertragen? Zudem mußte nun in erster Linie Annemarie verständig werden. Die Sturzbaecker hatten kein Telephon. Aber wenn sie bei den Gerauers anrief, die schickten sicher einen Boten hinüber. ES war nicht weit. Fritz Gerauer meldete sich. Er erbot sich wie immer in liebenswürdigster Weise zur Dienstbereitschaft und versprach, gleich ielbtt mit dem Rade hinüberzusahren