Volltext Seite (XML)
Nr. 274. 22. November 1932. Verlag: L M. Gärtner. Aue. 1. Beiblatt. E OerMche Angelegenheiten. Spüler Aovemberlag. Der graue Regen rinnt Doll Schwermut von den kahlen Bäumen, Und in dein stilles Träumen Die Traurigkeit die dunklen Netze spinnt. Die Felder frieren. Leer Sind sie schon viele Tage. Der Wind, mit müder Klage, Irrt drüber hin, und drohend, schwer Ziehn droben Wolkenwogen, Getürmt, aus Norden, und der Tag, Der wie in düstren Schluchten lag, Wird schauernd ganz in Nacht gezogen. Iulius Bansmer. Eleklrifche und optische Bremsmelhoden -er Reichsbahn. Durch die Reichsbahn ist auf der Strecke Elsterwerda- Dresden die Bremsmethode „Indulor", die die elektrische Zugbeeinflussung zur Folge hat, ausprobiert worden. Ihr wesentliches Kennzeichen ist es, daß der Zug von außen her Uber den Kopf des Lokomotivführers hinweg in Fällen der Gefahr gebremst werden kann. Diese Probefahrt zeigte die Vorzüge. Bei 120 Km. Geschwindigkeit wird geflissentlich ein Haltesignal überfahren. Was geschieht? Zunächst flammt am Lokomotivdach ein rotglühendes „Halt" auf, zugleich gellt ein wilder Hupenschrek durch das Fahrgeräusch. Beides wird auch diesmal zur Probe übersehen und überhört. Das Hauptsignal naht und mit ihm die Katastrophe — da greift im letzten, aller letzten Augenblick ein« künstliche Hand zu der vorbeischnaufen, den Lokomotive hinauf und verabreicht ihr eine gründliche Bremsung durch Kontakt an den Schienen und durch Magne- ten, die die Knorrbremse in Tätigkeit setzen. Aber auch das ist erst ein Warn- und Wachsamkeitssignal, das nur die Höchst geschwindigkeit mindert und den Führer zur Vorsicht und Aufmerksamkeit veranlassen, ihm unter Umständen auch die Kontrolle Uber den rasenden Zug wiedergeben soll. Darüber aber steht die automatische Zwangsbremsung, die durch Schie- nenkontakte von dem Blocksignal jeden Zug im Notfall zum Stehen bringen kann. Daneben gibt es noch eine zweite zu- kunftsreiche Schutzmethode, das optische Bremsen. Die Loko- Motiven haben vorn einen nach oben gerichteten Scheinwerfer, dessen Lichtstrahlen in einen Spiegel an den Signalmasten treffen. Steht der Spiegel auf „Halt", so wirft er die Strah len auf eine Zelle an der Lokomotive zurück, und auf «lektri- schem Wege erfolgt sofortige Zwangsbremsung. h. Neustädtel, 22. Nov. Die vom Kaninchenzüchter verein „Fortschritt" im „Karlsbader Haus" veranstaltete Ausstellung sollte den Stand der Kaninchenzucht inner- halb des Mitgliederkreises zeigen. Sie befriedigte nach jeder Hinsicht. Di« ausgestellten Tiere Waren von besonderer Schön heit und rechtfertigten den Namen des Vereins. Von Mit- gliedern waren über 90 Nummern eingeliefert und zwar 11 Riesenschecken, 6 deutsche Widder, 10 franz. Widder, 7 blaue, 31 weiße Wiener, 6 Marburger Feh, 5 Klein-Thinchillen, 2^ Klein-Silber 8 Schwarz-Loh, 3 Hermelin. Auf deutsche Rie senschecken erhielt P. Richter 2 Pr., H. Schulz 1. und 2. Pr., auf deutsche Widder F. Huth Siegerpr., 1 Ehrenpr., drei 1. und einen 2. Pr., auf franz. Silber P. Oelschlegel zwei 1. und 2. Pr., auf blaue Wiener H. Ziegenrücker drei 1. Pr., M. Schönfelder 2 Ehrenpr., 1. Pr., auf weiße Wiener W. Georgi zwei 1. und einen 2. Pr., M. Schubert 1. und 2. Pr., Ernst Mehlhorn zwei 1. Pr., W. Stark 1. und Ehrenpr., H. Mehlhorn je 1. und 2. Pr., Max Schubert zwei 1. und zwei 2. Pr., E. Mehlhorn zwei 1. Pr., auf Ehinchillen W. Ley 1. und 2. Pr., auf Marburger Feh P. Ott Siegerpr., auf Klein-Silber W. Stark 2. Pr., auf Schwarz-Loh H. Ziegenrücker 2. Pr., M^ Mätzold Siegerpr., vier 1. und einen 2. Pr., auf Hermelin H. Mehlhorn 1. und 2. Pr. Preisrichter wyr Hr. Millitzer-Schnee- berg.. Der Besuch der Ausstellung war recht gut. Schwarzenberg, 22. Nov. Im dichtgefüllten Saal des Gästehauses „Bad Ottenstein" fand die Derpflichtungsfeier des Bundes Königin Luise statt. Die Vorsteherin, Frau Graf, begrüßte die Kameradinnen vom Bund, die Käme- raden vom Stahlhelm und ganz besonders die Gauführerin, Frau Bürgermeister Schimpf-Buchholz, die gekommen war, um die Verpflichtung von 34 neuen Kameradinnen vorzu- nehmen. Nach einer eindrucksvollen Gefallenenehrung durch junge Kameradinnen hält die Gauführerin eine nef zu Herzen gehende Ansprache. Ein Wort, das so recht in dii Not der Zeit paßt: „Mein Volk und ich, vorüber Gottes Gebot" stellt sie in den Vordergrund ihrer Ausführungen. Mitten in die größte Not eines Volkes hat uns das Schicksal gestellt, da gilt es, ein Geschlecht zu erziehen, hart und wider standsfähig, das in der Lage ist, die Not zu meistern. Wir wollen bewußt im politischen Leben stehen, jedoch nicht in Parteileben, das nur das Volk zerreißt. Der Bund Königin Luise will dagegen ein Sammelbecken für. alle deutsch denken den und fühlenden Frauen und Mädchen sein. Gehen wir nun den Ursachen unserer Not nach, so stoßen wir immer wieder auf den Vertrag von Versailles, der aufgebaut ist aus der Kriegsschuldlüge, die wir aus das härteste zu bekämpfen haben. Ein wehrloses Volk betrachten die Nachbarn stets mii lüsternen Blicken, darum ist es Pflicht, die Bestrebungen des Stahlhelms zur Wehrhaftmachung unseres Volkes mit alle« Kräften zu unterstützen. Auch uns Frauen und Mädchen tut heldischer Sinn not. Tin Volk, dessen Frauen keine Kinder mehr großziehen wollen und dessen Männer nicht mehr kämpfen, wird unweigerlich zugrunde gehen. Die Frauen unserer Vorfahren waren nicht nur wehrhaft, sie waren zu gleich Priesterinnen. Unser Kampf gilt der Gottlosenbewe- gung, den Feinden des Christentums. Kampf dem Tannen bergbund, der predigt (nach Mathilde Ludendorff), ein jeder Mensch sei sein eigner Erlöser. Kampf der sich immer mehr im Volke ausbreitenden Pfuscher-Astrologie, dem Horoskop als einer ernsten Gefahr für den nationalen Gedanken. Dir deutschen Frauen und Mädchen müssen wieder Hüterinnen Die deutsche Getreideernte 1S32. Aufgrund der November-Meldungen der amtlichen Be richterstatter über die Ernteergebnisse sind vom Statistischen Reichsamt folgende Gesamterntemrngen für 1932 sestgestellt worden: Winterroggen 8271000 Tonnen, Som merroggen 93000 Tonnen, Winterweizen 4356 000 Tonnen, Sommerweizen 347 000 Tonnen, Spelz 155 000 Tonnen, Wintergerste 624000 Tonnen, Sommergerste 2 590000 Ton nen, Hafer 6 650 000 Tonnen. — Im Vergleich mit den endgültigen Ergebnissen deS Vorjahres (1931) ist nach diesen Schätzungen die diesjährige Ernte bet allen Ge treidearten erheblich größer ausgefallen. Sie übertrifft der Roggen die vorjährigen Erträge um S5 Prozent, bei Weizen um 18 Proz., bei Sommergerste um 3 Proz., bet Wintergerste um 23 Proz. und bei Hafer um 7. Proz. Aue, 22. Nov. Zu einer kurzen, aber eindrucksvollen Feier zum Gedenken der Gefallenen des Welt krieges hatten sich am Sonntag abends 6 Uhr eine Anzahl Mitglieder und die eingeladene Hitlerjugend, sowie der Iung- stahlhelm im Ortsgruppenheim des DHV. zu- sammengefunden. Die alten Reichsfarben, im Hintergrund die Reichskrkeasflagge, sowie Stahlhelm und Seitengewehr, alles umrahmt von Blattpflanzen, gaben als Symbol des Kriegers den äußeren Rahmen für die Gedenkstunde. In sinniger Reihenfolge wechselten dem Ernst des Tages ange- paßte Musikvorträge und schlickte Vorlesungen. Zum Ein- gang spielte die Musikergitde der Ortsgruppe das „Largo" von Händel. Einem Gedicht von Walter Flex „Für uns" folgte eine Vorlesung aus den Kriegsbriefen gefallener Stu denten. Das Lied vom guten Kameraden wurde von den Versammelten stehend gesungen. Nach dem Vortrag non Wehners Vorwort aus „Langemarck" spielte die Musik das „Ave verum" von Mozart. Auf die Schlußvorlesung aus dem „Wanderer zwischen beiden Welten" von Walter Flex erhob sich die still und besinnlich gewordene Versammlung, um gemeinsam das Niederländische Dankgebet zu singen. — 30 000 gefallene Verbandsbrüder hat auch der DHV. zu be- klagen. Zum Gedenken dieser Tapferen, die auf den Schlacht feldern des Weltkrieges ihr Leben dem Vaterlande opferten, hat der Deutschnationale Handlungsgehilfen-Derband den deutschen Soldatenfriedhof in Eaudry, nahe Eambray, in Patenschaft genommen. Dort ruhen in Einzelgräbern 1632 deutsche Soldaten; in ein Sammelgrab sind 1562 unbekannte deutsche Kameraden gebettet. G. Fr. h. Schneeberg, 22. Nov. Oberpostinspektor Börner wird am 1. Dez. nach Markneukirchen i. V. versetzt und als Ober- postmeister zum Vorsteher des dortigen Postamtes ernannt. Schneeberg, 22. Nov. In der T i s ch lerlnnun a fand am Sonnabend im Gasthaus zur Post Meisterprüfung von nicht weniger als acht Tischlergesellen der Schneeberger Innung statt. Der Prüfungsausschuß der Gewerbekammer Plauen hatte sich unter Führung von Obermeister Scheller- Werdau am Prllfungsort eingefunden. Der Obermeister der Innung Denhart begrüßte den Vertreter des Rates, Bürgermeister Dr. Kleeberg, und den Prüfungsausschuß. Der Prüfungsausschußvorsttzende nahm die theoretische und prak tische Prüfung der angehenden Meister vor. Sie bezog sich auf Buchhaltung-- und Wechselfragen und die wichtigsten Be stimmungen der Sozialversicherung und Steuerfragen, Stil- lehre, Durchsprechen der angefertigten Meisterstücke in prak tischer Beziehung. Die Prüfung nahm einen befriedigenden Verlauf, denn alle Prüflinge konnten mit der Note „sehr gut" oder „gut" zu Meistern gesprochen werden, was durch Ober meister Scheller-Werdau unter lobender Anerkennung im Auftrag der Gewerbekammer geschah. Obermeister Denkert dankte der Prüfungskommission und beglückwünschte die neuen Meister. Namens des Stadtrates sprach Bürgermeister Dr. Kleeberg den jungen Meistern die Glückwünsche aus, auf das gute Einvernehmen zwischen der altehrwürdigen Tischler- innung und der Stadt hinweisend. Abends fand im gleichen Lokal eine Innungsversammlung statt, die sehr gut besucht war. Mit Freude und Stolz wurde festgestellt, daß auf Bemühen des Obermeisters Denkert die Meisterprüfungen erstmalig am Innungssitz stattgefunden haben. Die neuen Meister wurden dann feierlich vor der ehrwürdigen offenen Lade in die Tischlerinnung ausgenommen. -Es sind die Meister: Max Puschmann jun.-Lindenau, Arth. Härtel-Schnee berg, Herbert Bochmann-Schneeberg, Max Schmidt-Schneeberg, Heroert Süß-Niederschlema, Willi Otto-Radiumbad Ober- schlema, Kurt Mühlmann-Radiumbad Oberschlema und Erich Zenke-Neustädtel. Obermeister Denkert widmet jedem der neuen Meister einen kraftvollen Handwerkergeleitspruch, weist in in beredten Worten auf die Bedeutung dieses Tages für die Aufzunehmenden hin und verpflichtet sie mit Handschlag als nunmehrige Innungsmeister und -Mitglieder. Ehrenober, meister Herm. Sieber legt den Aufgenommenen in ein- dringlichen Worten die hohen Ideale des deutschen Hand- werksmeisters im allgemeinen und der Schneeberger Tischler- innung im besonderen ans Herz. Für die Iungmeister spricht Zenke-Neustädtel Dank für die Bemühungen der Innung und die Glückwünsche, sowie die schöne Feier aus. Mit einem herzlichen heimatlichen „Glück auf" für die jungen Meister und die Tischlerinnung wird die in echt deutschem Hand werkergeist verlaufene Meisterprüfung und Innungsversamm lung geschlossen. Die ausgestellten Meisterstücke wurden am Sonntag von vielen Besuchern besichtigt. —ng. * Da» Handwerk zur Sonderregelung der Berzugszufchläge für Landwirte. Von der Gewerbekammer Plauen wird uns mitgeteilt: Die für die Landwirtschaft getroffene Sonder regelung, wonach für die am 15. Nov. fälligen Beträge auf die Einkommen, und Vermögensteuer keine Verzugszuschläge zu zahlen sind, sofern sie bis zum 15. Dez. entrichtet werden, gab dem Reichsverband des deutschen Handwerks Veranlassung, den Neichsfinanzminister erneut auf die enge wirtschaftliche Verbundenheit der Landwirtschaft und des Handwerks in länd- lichen Gegenden hinzuweisen, eine Verbundenheit, die zur Folge hat, daß die Handwerker, deren Kundenkreis - sich ganz oder vorwiegend aus Landwirten zusammensetzt, in ihren eigenen Zahlungen stark von der Art abhängig sind, wie die Landwirte ihre Handwerkerrechnungen begleichen. Der Reichs verband des deutschen Handwerks halt ein gleiches Entgegen- kommen gegenüber den Steuerpflichtigen für geboten, die ihrer- seit« eben so lange auf den Eingang ihrer Außenstände warten müssen. Der Minister wird gebeten, den Erlaß vom 1. Nov. auf den bezeichneten Kreis von Gewerbetreibenden auszudehnen. * Kraftwagenlinie Eibenstock — Johanngeorgenstadt. Ab 1. Dez. tritt auf dieser Linie ein neuer Fahrplan in Kraft, bei welchem die Fahrzeiten wie folgt liegen: ab Eiben stock 8,00, 18,05 Uhr, an Johanngeorgenstadt 8,55, 19,00 Uhr, ab Johanngeorgenstadt 9,05, 19,16 Uhr, an Eibenstock 10,00, 20,11 Uhr. * Die Indexziffer Ver Großhandelspreise am 15. Nov. ist mit 94,1 gegenüber der Vorwoche (94,4) nm 0.3 v. H. gesunken. Die Indexziffern der Hauptgruppen lauten: Agrarstoffe 88,2 (— 0,7 v. tz.), Kolonialwaren 81,4 (— 0,1 v. H.), industrielle Rohstoffe und Halbwaren 87,9 (— 0,1 v. H.) und industrielle Fertigwaren 114,2 <- 0,2 v. H.). h. Neustädtel, 22. Nov. Der Trauerfestgottes- dienst, dem die Ortsgruppe der NSDAP, geschlossen mit Fahnen beiwohnte, wurde wieder mit drei stimmungsvollen Gesängen des Freiw. Kirchenchores unter der trefflichen Lei tung von Lehrer Arnold verschönt. Pfarrer Haaß aus Lauter predigte über Psalm 126 in tiefergreifenden Worten und ermahnte die Gemeinde: „Zurück zur HeimatI" Das' Gotteshaus war bis auf den letzten Platf besetzt. Die Gräber der lieben Toten waren reich geschmückt. Nach der Predigt gab der Geistliche die übliche Uebersicht von den Sterbefällen im abaelaufenen Kirchenjahr. Hiernach sind 21 erwachsene männ liche und 22 weibliche Personen sowie 5 Kinder christlich be- eroigt worden. Das höchste Alter erreichte Auguste Wilhelmine Hempel mit 89 I. 10 M. und 25 T., dann folgen Auguste Friederike Förster mit 86 I., Gustav Adolf Falk mit 84 I., Florenz Oswald Hellweg mit 82 I., Emilie Auguste Krause mit 80 Jahren. Im Alter von 70—80 Jahren starben 14 Personen. Unter den Verstorbenen befindet sich auch der 25 Jahre alte Lischlergeselle Emil Richard Schamann aus Neudörfel, der 1915 an der Somme siel, und dessen Tod erst jetzt gemeldet wurde. Schneeberg, 22. Nov. Im Kaufmännischen Der- ein sprach am Sonnabend im „Ratskeller" Studienassessor Herrmann von der Städt. Handelsschule über das Thema: Autarkie als Problem deutscher'Wirtschaftsgestaltung. Der Redner schilderte einleitend die Entwicklung Deutschlands als Industriestaat und die Wirtschaftsentwicklung Europas, die durch den Weltkrieg eine jähe Unterbrechung erfahren hat. Hat sich schon von 1875 bis 1913 die Zahl der in der In- dustrie beschäftigten Arbeiter verdoppelt, so vermehrte sich die Leistungsfähigkeit der verfügbaren Kraftmaschinen um das Zwanzigfache. Diese Entwicklung war nicht nur auf Deutsch land beschränkt, sondern verteilte sich über ganz Europa und andere Erdteile. Der Weltkrieg brachte dann eine weitere Industrialisierung durch Länder und Völker, die früher Groß- abnehmer industrieller Produkte waren. Die Kriegstribute brachten eine völlige Verlagerung des. Meltleihlapitals, daraus folgte dann die Zerrsttung des internationalen Vertrauens, die Zerstörung der Währung. Mess Entwicklung bildete den Ausgangspunkt für die Argumente aller Autarkiefreunde. Me Weltwirtschaft ist erstarrt, so folgerte man, sie wird auch nie wieder ihre alte Regsamkeit erlangen, weil sich das wirt schaftliche Gesicht der Erde zu stark verändert hat. Der Redner legte dann eingehend und mit vielen Beispielen beweisend dar, daß eine reine Autarkie für Deutschland nicht nur aus inneren wirtschaftlichen Gründen undurchführbar, sondern auch im Hinblick auf die außerdeutsche Industrie unmöglich ist. Dagegen bekennt er sich zu einer begrenzten Autarkie, solange die gegenwärtige weltwirtschaftliche Lage besteht. Eine Autarkieplanwirtschaft widerspreche nicht nur der wirtschaft lichen, sie widerstrebe auch der geistigen Struktur des deutschen Menschen. Autarkie bedeute, Rückzug auf die enge Grenze des Vaterlandes, ängstliches Weichen vor der Konkurrenz des Auslandes, Beschränkung des deutschen Wesens auf den engen heimischen Kreis. So gesehen, bedeute die Autarkie den Rückgang des deutschen Geistes, die Verleugnung der Weltweite des deutschen Denkens. Das Streben nach der Ferne, nach fremden Ländern, die Liebe zur fremden Kultur und zu fremdem Geist, das ist deutsch. Die Weltanschauung aber, die der Autarkie zuarundeliege, sei eine kommunistische, aszetische, sie beruhe auf Einengung, Abschließung, Passivität. Wer aber diese Beschränkung nicht wolle und zu der Er- kenntnis komme, daß der deutsche Geist solche Fesseln nicht ertragen würde, der wende sich nicht einem Wirtschastsplan- ideal zu, das nur von einem Denken ertragen werden kann, das alles Streben, alle Entfaltung aufzugeben bereit sei. Reicher Beifall der zahlreichen Mitglieder und Gäste lohnte die Ausführungen. Studiendirektor Schönherr hatte ^ie Versammelten eingangs mit herzlichen Worten begrüßt. den Dortrag schloß sich eine Aussprache an. Schneeberg, 22. Nov. Der Fleischer-Gesellen- verein „Meistertreu" Schneeberg-Neustädtel hielt kürzlich eine sehr gut besuchte Versammlung im Gasthaus „Schweizer- haus^ ab. Zu dieser Versammlung waren die Innungen von Schneeberg und Neustädtel eingeladen worden. In Vertretung des abwesenden 1. Vorsitzenden, begrüßte Hr. Weißflog die Innungsmeister von Schneeberg und Neustädtel sowie die Ge- seilen. Der Obermeister der Fleischer-Innung zu Schneeberg, Max Fritz s ch, bot in fast dreistündigen Ausführungen einen sehr interessanten Vortrag über „Die Entwickelung von Schnee- berg nud Neustädtel" und „Das Fleischerhandwerk vor 60 Jahren". In seinem Vortrag beleuchtete er die primitiven Hilfsmittel, die vor 50 Jahren vorhanden waren, im Vergleich zu den heutigen technischen Errungenschaften. Früher der Transpori vom Schlachthof zum Laden durch Schiebock, Hand- wagen usw., das gutreiben der Schlachttiere vom Dorf zum Schlachthof. Heute sind diese Transportmittel durch das Auto abgelöst worden. Hr. Fritzsch streifte ferner die gesamten Der- hältnisse von damals, um sie den heutigen gegenüber zu stellen. Die Ausführungen wurden mit großem Beifall ausgenommen. Hr. Weißflog dankte dem Vortragenden und bat ihn, bei Ge- legenheit sich erneut dem Gesellenverein zur Verfügung zu stellen.