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Die Well in IW Jahren, Wa» »er Mönch Lheodostu» von Ravenna mm» »82 zu diesem Thema «nherfe. In der Bibliothek d«S FranziSkanerklosterS zu Ra venna befindet sich eine seltsam« Handschrift, die ein grei ser Mönch mit Namen Theodosius im Jahre 832 p. Ehr. niedergeschrieben hat. Der Verfasser äußert darin seine Meinung über die Frage, wie wohl die Welt nach tausend Jahren auSsehen würde. Die tausend Jahre sind nun um. Aber wenn es dem Pater Theodosius vergönnt wäre, noch einmal aus den himmlischen Gefilden auf di« Erde niederzustetgen, so würde er wohl vermeinen, daß nicht tausend, sondern tauseich mal tausend Jahre vergangen seien .seit er seine Prophezeiungen geschrieben hat. Auch der pyantasiebegabteste Mensch ist eben nicht Imstande, das Weltengeschehen auf längere Frist vorauszusehen. Dabei ergibt sich auS vielen Angaben, daß Pater Theodosius rin kluger Mann gewesen sein muß. Denn er beschäftigt sich mit mancherlei Fragen, die UnS heute noch, oder vielmehr gerade heute angehen. Nur ist der gute Pater fast in jedem Fall allzu skeptisch gewesen . . . Zu Beginn seiner Schrift versucht Theodosius, die Menschheit von -er Angst vor dem Jahre 1000 zu be freien, in dem, wie damals vielfach behauptet wurde,, die Welt untergehen sollte. „Gott ist zu gut", schreibt er, „als daß er die Menschen solcherart ausrotten könnte". Und da die Welt heute noch steht, hat der weise Mönch recht behalten. An anderer Stelle befaßt sich der Pater mit der Zukunft der Religionen, und hier hat er offenbar denn doch erheblich daneben getroffen, wenn er ver „furcht baren von Mohammed gestifteten Religion" ein baldiges böses Ende prophezeit. „Der Name Mohammeds und sein heiliges Buch, der Koran, den der Satan diktierte, wird wie der Staub im Winde von der Erdoberfläche ver schwinden .. ." Noch heute, nach tausend Jahren, ist der Islam eine gewaltige Macht, der über viele hundert Millionen Menschen gebietet. An drei Wochen von Rom nach Lyon. Im frühen Mittelalter waren Reisen eine gefährliche Angelegenheit, und so widmet Theodosius dem Verkehr der Zukunft rin ausführliches Kapitel. „Die ständig an wachsend« Macht des Papstes und die Bemühungen der Fürsten werden «s zuwege bringen, daß man bann in Ruhe und Sicherheit überallhin seines Weges wird ziehen können." Der Pater vergißt aber aüch die zu erwartende Verbesserung der Technik nicht, und fo schreibt er wört- lichr „Im Jahr« 1932 wird es ohne Schwierigkeiten mög lich sein, dir Reis« von Rom nach Lyon m drei Wochen (!!) zurückzulegen." Man sieht; es ist ein« undankbare Aufgabe, Prophet zu sein. Denn die Wahrscheinlichkeit, daß man das rich tige trifft, ist -och zu gering. Das zeigt sich auch in den Teilen seiner Schrift, in denen sich Theodosius mit den Naturwissenschaften befaßt. Der Mönch war kein Laie auf diesem Gebiet, und doch hat ihn die tatsächliche End» Wicklung wieder und wieder Lügen gestraft. So hatte er -z. B. gehört, daß «s möglich sei, aus Bernstein, wenn man ihn an einem Wollappen reibe, Elektrizität zu gewinnen. „Aber", so meint Theodosius hierzu, „das sind alles Spielereien. Die Elektrizität wird für die Menschheit nie mals praktische Bedeutung haben." „Der Mensch ist kein Bogrit" Ebenso skeptisch äußert sich der Mönch über di« Ver suche eines „Verirrten, der, wie man ihm erzählt hatte, eine Maschine zum Fliegen bauen wollte. Es sei ja direkt wahnsinnig zu glauben, daß Menschen wie die Dögei in der Luft umherfliegen tönten. Der Mensch sei eben kein Doge» und müßte sich damit bescheiden, auf dem Erdboden zu verbleiben. Auch von der medizinischen Wissenschaft hält Theo dosius nichts. „Was können die Aerzt« schon anfangen? Die Mönch« haben eine Menge Wallfahrtsort« errichtet und heilige Quellen entdeckt, wo die Menschen Heilung suchen können. Mehr ist nicht notwendig. Und mehr wäre auch nicht möglich." So weit der greise Mönch Theodosius von Ravenna im Jahre 932 p. Ehr. Er hat, wie man sieht, nicht viel Richtiges prophezeit. Aber man soll darüber nicht lä cheln. Oder — Hand aufs Herz, lieber Leser! — würden Sie es sich zutrauen, mit mehr Erfolg als der Pater Theodosius Voraussagen darüber zu machen, wie die Welt im Jahre 2932 aussehen wird? Zur Flucht -es Dalai-Lama. Sensationelle Nachrichten über einen Aufstand in Tibet. In Tibet, dem einzigartigen Land, das man wohl als jahrhundertealte Hochburg der Autarkie bezeichnen kann, gehen seit einiger Zeit geheimnisvolle Dinge vor. Die Tibe taner scheinen der ewigen Abgeschlossenheit von den anderen Völkern müde zu sein; ein moderner Zug hat sie gepackt und an dem Althergebrachten rütteln lassen. Zu einer Zeit, in der alle europäischen Länder sich auf dem Wege zu Schutz zöllen und dem früher so verpönten System des Merkantilis mus befinden, erhebt Tibet seine, allerdings noch recht schwache, Stimme und wendet sich gegen sein bisher unantast bares und für die Vorstellungen seiner Einwohner götter gleiches Oberhaupt, den Dalai-Lama. Mit diesem Namen waren bis vor kurzem für den Eu ropäer die wildesten Gerüchte und abenteuerlichsten Erzählun gen verbunden. Schon im vorigen Jahrhundert hatten sich wagemutige Globetrotter nach Tibet verirrt, ohne sich um das strengstens gehandhabte Ausländerverbot zu kümmern; die weiften von ihnen kamen nie mehr zurück. Angeblich wurden sie von der seinem buddhistischen Glauben bis zur Selbstuuf- vpferung ergebenen Volk getötet, bevor sie nach Lhassa, der Hauptstadt Dalai-Lamas, vordringen konnten. Nur zuweilen körte man von dem sonderbaren Kult, den die Tibetaner um Vie Person ihres weltlichen und religiösen Oberhauptes auf- gebaut hatten; von den finsteren Riten, denen sie huldigten; imd von der Oligarchie einer religiösen Schicht, die es ver standen hatte, das Land Jahrhunderte lang in völliger Ab geschlossenheit zu erhalten. Line Fra« erobert Tibet. Bezeichnend war, daß nicht einmal die Chinesen, unter deren Oberhoheit Tibet stand, in nähere Verbindung mit die sem Land treten konnten. Ihr Einfluß erstreckte sich lediglich auf die Erziehung des künftigen Dalai-Lamas, dessen absolute Macht die beste Gewähr für ihre Vorherrschaft war. Deshalb setzten sie sich stets dafür ein, daß zum Dalai-Lama ein von ihnen bevorzugter Abkömmling der alten tibetanischen Krie gerfamilien gewählt wurde. Es handelte sich ausschließlich um Söhne begüterter Familien, die mit den Chinesen im Ein vernehmen standen und ihre Kinder schon im jüngsten Alter den künftigen Aufgaben opferten. Denn ein Dalai-Lama-An- wärter mußte von den Priestern des Nesidenzklosters Potala. in dem der jeweilige Dalai-Lama lebt, erzogen werden. Vor dem Krieg kam es immer öfter vor, daß englische Forschungsreisende nach Tibet vordrangen und Gelegenheit hatten, Dalai-Lama zu sehen, teils ohne, teils mit seiner Er laubnis. Es stellte sich dabei heraus, daß die Tibetaner nicht so furchtbar waren, wie man sie in Schauerromanen beschrie ben hatte; sie entpuppten sich als ein weltfremdes und fana tisiertes, aber sonst gutmütiges Volk, das sich die uralten Ge bräuche rein erhalten hatte und in einer für europäische Ver hältnisse unbegreiflichen Selbstgenügsamkeit lebte. Was viSlen Mäntterck nicht gelungen war, brachte die Belgierin Neel zuwege: In der Verkleidung eines Buddhisten- mönches durchwanderte sie dgs ganze Land und studierte des sen Gebräuche und Sitten. Sie lüftete auch die Geheimnisse um die Person des Dalai-Lama; in ihrem Buch „Arjopa" behandelte sie erschöpfend dieses Thema. Götterdämmerung in Tibet? Vor einiger Zeit verließ der derzeitige Dalai-Lama mit merkwürdiger Eile seine Residenz in Lhassa, um sich angeblich ins Innere des Landes zu begeben. Laut Nachrichten, die bald darauf nach China durchsickerten, war diese überstürzte Abreise keinesfalls freiwilliger Natur. Die Einwohner von Lhassa, für die der Dalai-Lama-Kult weniger geheimnisvoll und heilig ist als für die gläubigeren Landeinwohner, sollen sich gegen die absolute und weltfremde Herrschaft ihres Ober hauptes erhoben haben. Sie verlangen Selbstbestimmung und verfechten Ideen, die denen des Freihandels sehr ähneln. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob sich diese vorläufig unkon trollierbaren Nachrichten als wahr herausstellen werden. Dann wäre Tibet kurioserweise das einzige Land, das auf richtig gegen die Autarkie ist. Wolkenbruch verursacht Eisenbahn-Kalaslroxhe in Kalifornien. Die Lokomolive des Zuges, die in der Nähe von Bakersfield lAallfornien USA) auf einem Damm entgleiste, der Lurch einen Wolkenbruch unlerspült worden war. Don dem Begleilpersonal des Zuges kamen viele in den Fluten um. Seltsamerweise vermochte sich aber yerad« der Lokomotivsührer zu retten Der Sohn Kaiser Maximilian» von Mexiko? Londoner Fischhändler beansprucht sür sich de» 8»»elen- schatz, der demnächst gehoben «erde« soll. Dor einigen Wochen ging durch die Weltpresse die Nach, richt, daß der Kronschatz des unglücklichen habsburgischen Kat- fers Maximilian von Mexiko, der im Jahre 1811 an der Küste des U.S.A.-Staates Virginia mit dem Dampfer „Me> rida" vom Meere verschlungen wurde, gehoben werden soll. Tatsächlich befindet sich auch der Bergunasdampfer „Halvor" einer italienischen Gesellschaft auf dem Dege nach Virginia, um dort sein Glück zu -ersuchen. Noch weiß man nicht, ob das Unternehmen Erfolg haben wird. Aber die Nachricht, die auch von Londoner Mattern gebrach! wurde, hat eine sensa tionelle Enthüllung zur Folge gehabt. Sie wurde nämlich auch von einem Londoner Fischhänd ler gelesen, der bei seinen Kunden und Lieferanten seit Jahr und Tag unter dem Namen William Brtghtwell wohlbekannt ist. Dieser Mr. Brightwell behauptet nun nicht mehr und nicht weniger, als daß er ein legitimer Sohn de« Kaisers von Mexiko sei. Und folglich beansprucht er — für den Fall, daß die Kronjuwelen tatsächlich gehoben werden sollten — die Hälfte ihres Wertes als Eigentümer-Anteil für sich. Me Bergungsgesellschaft hat bisher hierzu noch nicht offiziell Stellung genommen. Sie will offenbar zunächst ein mal nachprüfen, ob die Ansprüche des Mr. Brightwell berech tigt sind. Man nimmt aber an, daß, wenn dies wirklich der Fall ist, die Hebungsversuche unterbleiben werden, weil sie sich kaum noch rentieren können, wenn die Bergungsgesell- schaft die Hälfte des Ertrages abgeben muß. Romantisch wie die ganz« Angelegenheit ist die Geschichte, die Mr. Brightwell darüber erzählt, wie aus dem mexikani- schen Thronfolger ein Fischhändler wurde. Danach wurde er im Vatikan zu Rom geboren, nachdem seine Mutter, die Kai- serin Charlotte, aus Mexiko nach Europa zurückgekehrt war. Noch als anerkannter Thronerbe und Jnfant wurde er bald darauf nach London gebracht. In der englischen Hauptstadt setzte man ihn jedoch eines Tages auf den Stufen einer katho lischen Kirche in einer Londoner Vorstadt aus, wo er gefun den wurde, um später dem Ehepaar Brightwell als Pflege- sohn anvertraut zu werden. Später wurde er dann Fisch händler . . . Brightwell behauptet, diese Angaben jederzeit beweisen zu können. Er will nur abwarten, bis die Angelegenheit durch die Hebung der Juwelen spruchreif geworden ist. G. P. Der sparsame Prinz von Wales. Heitere Episode bei einem Autounfall Ueber das letzte Londoner Erlebnis des Prinzen von Wales ist ein heiteres Geschichtchen im Umlauf, das gegen wärtig durch die englischen Blätter die Runde macht. In fortgeschrittener Abendstunde verließ der Prinz mit seinem Bruder Georg ein bekanntes Londoner Hotel, in dem die beiden Mitglieder des Königshauses zu Abend gespeist hatten. Prinz Georg hatte sich einen funkelnagelneuen Wa gen angeschafft und wollte, daß sein Bruder sich die Neuer- Werbung ansehe. Der Prinz von Wales war sofort dabei. In seiner be kannten sportlichen Begeisterung bestieg er sogar selbst das Auto und setzte es in Bewegung. Zu seinem Pech hatte er den falschen Hebel erwischt und den Rllckwärtsgang ein geschaltet. Der Wagen fuhr zurück und stieß mit einer Taxe zusammen» deren Lampe» zertrümmert wurden. Prinzen und Chauffeur stiegen aus; der Prinz von Wales entschuldigte sich sofort und fragte den Tyxilenker: „Ich habe den Zusammenstoß verschuldet —. wieviel Entschädigung ver- langen Sie?" „Der Schaden ist nicht so groß", meinte der Chauffeur, der inzwischen seinen populären Landsmann erkannt hatte. Der Prinz blieb jedoch dabei, eine Entschädigungssumme zah len zu wollen und überreicht schließlich den Chauffeur eine Pfundnote. „Sehr erfreut, Königliche Hoheit", erklärte der Chauffeur. „Ich werde aber dieses Geld nicht ausgeben." „Ja, was wollen Sie denn sonst mit dem Schein an fangen?" „Ich werde ihn mir einrahmen lassen und später einmal als nettes Andenken meinen Kindern zeigen." Der Prinz stutzte einen Augenblick, dann meinte er be dächtig. „Geben Sie die Note her. Ich werde Ihnen lieber einen Scheck ausstellen." Der Chauffeur nahm den Scheck vergnügt entgegen. So schied das Trio im Frieden. Der Prinz von Wales dürfte sich aber jetzt die Herzen aller Schotten erobert haben . . . Dom Dttdhan«r-Atrlier zum Gotteshaus. Das neue evangelische Gotteshaus an der Berliner tzeeresstraße. Neben dem Landhaus-Giebel, bet das dreifarbige Bild des gekreuzigten Christus trägt, steigt ein neu errichteter schlanker Glockenturm auf. Durch Um- und Erweiterungsbauten eines früheren Künstler» Ateliers hat Berlin an der Heeresstraße, der großen Ausfallstraße nach dem Westen, ein neues GotteSbauS erhalten.