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Allgemeiner Anzeiger : 28.09.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189509286
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18950928
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18950928
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Bemerkung
- Beilagen für 1895 gesammelt in einer Ausgabe am 01.01.1895 Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-09
- Tag 1895-09-28
-
Monat
1895-09
-
Jahr
1895
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 28.09.1895
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»Her N. ^is Si eik, 8 leq man ihr sorgfältig verheimlicht hatte, wurde ihr hier schonungslos aus fremdem Munde gesagt. Sie war gebrochen nach Hause gekommen und hatte wie stumpfsinnig alles über sich er gehen lassen. Wie im Traume hörte sie, daß sie schon am nächsten Tage das Haus verlassen müsse; wie im Traume sah sie Gretchens toten blasses, Evas verstörtes Gesicht, den alten Reichert, der vor ihr stand und sie in schlichten, herzlichen Worten bat, sein Haus als das ihrige zu betrachten, so lange es ihr gefiele. Sie wollte schon in die Hand einschlagen, die er ihr bot — es war ja nun alles gleich! Als dann aber plötzlich Eva zu ihr getreten war und erklärt hatte, einen anderen Ausweg zu wissen, und das „Wie" so ruhig und klar aus- einandcrsetzte, da war cs ihr doch gewesen, als falle ein Teil der Fclscnlast, die darauf drückte, von ihrem Herzen. Und Eva hatte Wort ge halten. Mit Hilfe eines kleinen, von ihren Eltern Herftammenden Kapitals, das ihr der Onkel am Abend vor dem Schreckcnstage auf ihren Wunsch zur Bestreitung des geplanten Konservatoriumbesuchs ausgezahlt, hatte Eva die Wohnung in der Vorstadt gemietet und die drei Zimmer einfach, aber bequem und schicklich ausgestattet. Auch sonst hatte sie nicht zuviel versprochen. Sie und Gretchen hielten jede Sorge von ihr, der Gebeugten, fern, und so war es nach und nach ruhiger in ihr geworden. Aber vergessen, was sie erlebt, die Unglückszeit aus ihrem Gedächtnis zu streichen, das war un möglich, meinte sie. Lucy entriß die Mutter ihrem Brüten. „Die beiden kommen noch immer nicht. Ich fange Balkanstaaten. * Das ,N. Wien. Tgbl.' erhält aus Belgrad die Nachricht, daß trotz aller Dementis die Ver lobung des Königs Alexander mit der Tochter des GroßfürstenWladimir bevorstehe. Diesbezügliche Abmachungen sind zwischen der Königin Natalie und dem Groß fürsten Wladimir getroffen worden. *Frau Stambulow hat von einigen Augenzeugen die Mitteilung erhalten, daß sie die Mörder ihres Gatten kennen und bereit sind, ihre Aussagen abzugebcn, jedoch nur nach Rücktritt der heutigen Regierung, die bis her nicht den Beweis geliefert habe, persönliche Sicherheit im Lande gewährleisten zu können, und deren Polizei eine verdächtige Nachlässigkeit in der Verfolgung der Mörder gezeigt habe. Amerika. *Die einflußreichsten Zeitungen New Jorks nehmen ganz offen die Partei der Insurgenten auf Cuba. Die ,Sun' befürwortet heute in einem auffällig gedruckten Leitartikel die An erkennung der Insurgenten als kriegs- führende Macht seitens der Regierung der Ver. Staaten und fügt hinzu, daß es eine zündung, die er sich im Manöver durch zu große Anstrengungen und durch Erkältung zuge« wgen hat. Das Eingehen des wertvollen Hundes st zu befürchten. Die bei dem Oederaner Eisenbahn unglück verwundeten Soldaten befinden sich den Verhältnissen entsprechend im allgemeinen gut; nur zwei der Schwerverletzten sind noch nicht außer Lebensgefahr. Als das Gepäck der Ver unglückten am Freitag früh auf den Wagen vor der Unglücksstelle nach dem Bahnhofe Oederan gebracht wurde, bemerkte ein Hauptmann auf einem der Wagen Zivilzeug. Auf die Frage nach dem Ursprünge dieser Sachen wurde ih« die Antwort: „Gehört Soldat Seyfert." Auf die weitere Frage, wo Seyfert sei, erhielt der Offizier die kurze aber schmerzliche Meldung: „Tor, Herr Hauptmann!" Die Episode hat auf alle, die zugegen waren, einen tiefen Ein druck gemacht. So erzählt ein Augenzeuge- Seyfert, der zur Entlassung kommen sollte, hatte bei der Durchfahrt durch Freiburg das Bündel Zivilkleider von seiner Mutter entgegen genommen, die zu ihm an die Bahn gekommen war, um es ihm zu übergeben. Ein Eisenbahnunglück, das in seinen Folgen noch fürchterlicher hätte werden können, wie das jüngste Unglück bei Oederan, ist mit genauer Not vermieden worden. Auf der Eisen bahnbrücke bei Flöha, unter welcher in beträcht licher Tiefe die Zschopau fließt, trafen sich am 21. d. früh aus noch unaufgeklärter Ursache aus demselben Geleis zwei Züge, ein Personen- und ein Güterzug, die in der gleichen Richtung fuhren- Glücklicherweise bemerkte der Lokomotivführer des mit voller Geschwindigkeit fahrenden Personen zuges noch rechtzeitig den langsamer vor ihm fahrenden Güterzug und es gelang ihm, den Personenzug noch rechtzeitig, etwa acht Metel vor dem letzten Wagen deS Güterzuges, M Stehen zu bringen. Der Zugführer und einige Reisende, welche angesichts der drohenden Gefahr aus dem Zuge sprangen, haben Verletzungen erlitten. Der Bahndamm, von welchem beide Züge bei einem Zusammenstoß herabgestüizt wären, ist an jener Stelle 10 Meter hoch. Die Pflaumenmus - Fabrikation zN Krossen, die von Jahr zu Jahr sich immer mehr entwickelt, ist in vollem Gange. Für den Zentner Pflaumen werden in diesem Jahre 2,75 Mal' gezahlt, ein ziemlich hoher Preis, der in der mäßigen Ernte seinen Grund hat. Eine interessante Versteinerung ist i» Friedeberg-Nm. entdeckt worden. Unter den B Instandhaltung der Chaussee angefahreneil Schlagsteinen befand sich auch ein bimenförmiger, anscheinend aus Muschelkalk bestehender Stein i» Länge von 30 Zentimeter. Beim Zerschlage» spaltete derselbe der Länge nach auseinander wobei sich auf der einen Hälfte ganz deutlich ein Teil des versteinerten Körpers einer Schlang zeigte. Derselbe hat eine Stärke von vier Zenti meter. Die Schuppen sind so genau und deut lich ausgeprägt, wie dies nur selten bei Ver steinerungen der Fall ist. Ein Einbruchsdiebstalfl ist Freitag nach! im Gerichtsgebäude in Augsburg verübt worden- Da weder Thüren noch Fenster beschädigt sind, nimmt man an, daß die Diebe in den Hof ein drangen und durch ein Gangfenster einstiegen- Sie erbrachen in drei Lokalen, darunter h" Büreau des Sekretärs, der die Strafgelder Empfang zu nehmen pflegt, die Schränke und Pulte und raubten die darin befindlichen Geld summen. Von den Dieben fehlt bis jetzt Spur. Seit einem halben Jahr ist dies del dritte im Justizpalast verübte Diebstahl. Bon dem untergegangenen Torpedo boot 8 41 sind bisher insgesamt acht Leichen der in der Jammerbucht verunglückten Mannschalt angetrieben worden. Torpedoboot 8 35 ist Montag abgegangen, um die Leiche des Ober- feucrmeisters Reichenberg nach Kiel überzuführen- Verhaftet. Ingenieur Ehrhorn von der Germaniawerft in Kiel wurde verhaftet, weil er verdächtig ist, den Brückeneinsturz, bei den> 14 Arbeiter ums Leben gekommen sind, ver schuldet zu haben. Ehrhorn wollte einen M fürs Ausland sich verschaffen, worauf die Staats anwaltschaft den Haftbefehl erließ. Hl- hat sic dicht n den Sc deranst meiner «ssante waren nun zi samen den un Hineins hinter tigen feuerte einen gleiche, Hunde Leopar eine k aber l< und d danken mehr i Ei der bi buch ( begang zwei 2 einem. zu dm Kranke der ge zweifle Posten , I» Aon Unh und Fern. Sämtliche Kriegshunde des Garde-Jäger- bataillons sind an einem Augenleiden erkrankt. Die Hunde, die ins Manöver mitgenommen waren, erkrankten in Pommern an den Augen, und nach der Rückkehr der Tiere nach Potsdam sind auch die dort zurückgebliebenen Kriegshunde von der Krankheit befallen. Unter allen Hunden am meisten leidend ist der „Franz". Er fft nicht nur von der Augenkrankheit befallen, sondern leidet auch an einer hochgradigen Luugenent- Mgke d Kal et Kih -u die hö «rächte, Herde habe. Ind st rine G AegenI die G Zroßen «abe b hals Gemse W ta der Zu »ahm > M na l» dem M de Geile !eheu. egenhc Mndi Mn L Gemse bestens h>wnü Rakos stürzte schädig leicht i Sp Nom des k leidcnsc sizilian längst rannt des Ti B< tag ab ums L und fü sichrer Cvlogu Grund des D< zwei L . Di Urber das Kahn-Unglück bei Oederan kommen noch folgende Mitteilungen: Das Un glück ereignete sich etwa 1500 Meter von dem Bahnhof Oederan, dicht bei der Blockstation. Dort mußte ein Güterzug, der keine Einfahrt hatte, halten, um den Dresdener Schnellzug vorbeifahren zu lassen. Dies war kurz vor acht Uhr abends, und eben hatte der Güterzug das Zeichen zur Einfahrt erhalten und sich langsam fahrend in Bewegung gesetzt, als der Militär- Sonderzug, bestehend aus zwei Lokomoüven, einem Gepäck- und 17 Personenwagen, mit ziemlicher Geschwindigkeit herangebraust kam und auf den letzten Wagen deS Güterzuges auffuhr. Die Wirkung des Zusammenstoßes beider Züge war eine ganz entsetzliche; die erste Lokomotive des Militärzuges sprang aus dem Geleise und bohrte sich tief in den Sand, die zweite Maschine legte sich halb auf die Seite, der Gepäck- und ein Personenwagen dritter Klasse wurden zer trümmert, von dem Güterzug drei Wagen ver nichtet. Von einem Waggon wurde der Kasten völlig abgerissen, bei einem andern Decke und Breitwände zertrümmert; die Achsen sind teil weise verbogen und losgerissen, die Puffer zer brochen und an im übrigen sonst unbeschädigten Wagen wie Blech gebogen. Die Unglücksstätte bot das Bild der grauenhaftesten Verwüstung; zwischen Holztrstmmern und Wertteilen liegen Helme und Mützen, Uniformfetzen, Seiten gewehre, zerbrochene Flinten und Gepäckstücke. In einem fast völlig zusammengebogcnen Helme kleben Fleischteile und die Gehirnmasse eines Toten. Das Jammern der Verunglückten war herzzerreißend! Hauptmann v. Schweinitz ergrif als erster eine Axt, um einen zwischen Puffer geklemmten Soldaten zu befreien. Mehr als zwei Stunden hatte der brave Offizier mit den Seinigen zu arbeiten, um den Unglücklichen, der fortwährend stöhnte, aus der eisernen Umklamme rung zu retten. Und als dies gelang, als man den Verunglückten hervorzog, that er seinen letzten Atemzug und starb! Der Unteroffizier Sachsenhausen wurde unter einer Wagendecke hervorgeholt; ihm waren beide Füße zerquetscht und der Tod des Unglücklichen erfolgte bald nach der Auffindung. Mit der Aufsuchung der Verunglückten hatte man bis Freitag früh zu thun, obwohl von Dresden, Chemnitz und Oederan schnell und viel Hilfe zur Stelle war. Die Verwundeten und Toten wurden in zwe Zügen am Freitag vormittag nach Chemni überführt. d>°hl des I Lu Keiner ? wc Men 'M - moralische Verpflichtung des Präsidenten sei, diesem Verlangen des amerikanischen Volkes Ausdruck zu geben. Asien. * Wegen Plünderung der deutschen Missionsstation bei Swatau hat der deutsche Gesandte in Peking die Entsendung eines Kriegsschiffes nach Swatau in Anregung gebracht und die deutsche Regierung bereits die Absendung eines Panzers zum Schutze der be drohten Deutschen verfügt. Afrika. *Wie der von Westafrika in Liverpool ein getroffene Postdampfer „Benin" meldet, sind im Innern der bei Dahomey gelegenen französi schen Kolonie Porto Novo wiederum Menschen opfer vorgekommen. Als französische Truppen auf dem Schauplatz der Greuel anlangten, fanden sie den Ort verlaffen. Zur Strafe wurde der Platz niedergebrannt. Der Götze, zu dessen Ehre das Opfer ftattgefunden hatte, wurde nach Porto Novo geschickt. Keter Kolz' Vermächtnis. 271 (Fortsetzung.) Vor dem geistigen Auge der Kommerzienrätin rollten sich in düsteren Bildern die Ereignisse der letzten Zeit auf. Sie sah den Gatten im Sorge. „Er hat seine eigene Hand wider sich erhoben," hörte sie es um sich flüstern, — und kaum, daß sie das Furchtbare gefaßt, da kam die andere entsetzliche Enthüllung: sie war arm — bettel arm. Die Gcrichtsbeamten durften erscheinen und Beschlag legen auf alles, was ihr Leben bisher ausgefüllt und ihm Wert verliehen hatte — auf die Prunkzimmer mit den Spitzen gardinen, den seidenen, kostbaren Möbeln, den wertvollen Gemälden und den zahlreichen Luxus gegenständen, auf ihr reiches Silbergeschirr und ihre Brillanten! Ihr blieb nichts als die Armut und Schande. Die Leute konnten jetzt mit Fin gern ans sie zeigen, denn trotzdem man ihr alles genommen, war nur ein geringer Teil der Gläu biger zufrieden gestellt; viele gab es noch, deren Vermögen, deren Zukunft der Bankrott des Menzelschen Hauses in Frage stellte. Das hatte ihr auch der Chef des Bank hauses Herse u. Komp, gesagt, als sie am Abend des Begräbnistages tief verhüllt zu ihm gekommen war, um ihn, den ver trauten Freund des verstorbenen Gatten, um Hilfe zu bitten, um ein Darlehn, das sie am zwölften Mai, dem Tage, der ihr des ver storbenen Bolz' Erbschaft bringen würde, mit tiefem Dank abzahlcn wolle. Sie war zu diesem Entschluß erst gekommen, nachdem ihre Tochter '-.aneu am> Lst- DffD^?8^em Kai'er gelegentlich seines ^nthaltcs ein Festblatt mit dem Ver zeichnis ihrer Namen unter Angabe des Truppen teiles und der Schlachten, in denen sie gekämpft haben, überreicht. *Der Matrikularbeitrag Preußens zu den Ausgaben des Reiches beträgt für das Rechnungsjahr 1895/96 244 073 793 Mk., d. h. 9 914 771 Mk. mehr als im Vorjahre. Außer dem hat Preußen nach Z 2 des Gesetzes vom 15. Dezember 1890 ein Zoll- und Verbrauchs steuer - Aversum für die Insel Helgoland als Beitrag zu den Ausgaben des Reiches zu leisten, das für 1895/96 auf 22 400 Mk. be messen ist. *Zu oer neuesten Landesverrats- Affäre wird aus Köln gemeldet: Der Ver haftung deS französischen Paares wegen Landes verrats wird große Bedeutung beigemessen, wes halb die Staatsanwaltschaft im Interesse einer gründlichen Untersuchung jegliche Auskunft bis zur Stunde verweigert. Man glaubt, durch die Verhaftung der beiden Personen einer ganzen Gesellschaft von Landesverrätern auf die Spur zu kommen. Es sollen bereits Verhaftungen auch in anderen Slädten, z. B. Essen und Magde burg, stattgesunden haben, die hiermit in Zu sammenhang stehen. * Ueber den Stand der Thronfolge- frageinBraunschweig bringt die,Braun schweiger Landeszeitung' eine Darstellung, aus der hervorgehen soll, daß die Thronbesteigung des ältesten Sohnes des Herzogs von Cumber land, Georg Wilhelm, dank den Bemühungen der Herzogin Thyra und der Königin Marie, gesichert sei und zwar für den Augenblick des Eintritts des Prinzen in daS großjährige Alter, das wäre im Jahre 1898. Voraussetzung sei dabei, daß der Prinz eine deutsche Lehranstalt besuche, in die preußische Armee einträte und nach seiner Volljährigkeit die Anerkennung des Deutschen Reichs und seines gesamten staatsrecht rechtlichen Zustandes ausspräche. *Der Verbandstag deutscher Ge werbevereine in Kassel stellte in einer Resolution die Forderung auf, daß über die von der Berliner Handwerker-Konferenz gemachten Vorschläge betr. die Schaffung einer Zwangs- Organisation das gesamte deutsche Hand werk und nicht bloß ein kleiner in Innungs- Verbänden zusammengefaßter Teil desselben ge hört werde. Der Verbandstag sprach sich ein stimmig sür die Schaffung eines gesetzlichen hypothekarischen Sicherungsrechtes aus, das mit dem Tage des Baubeginnes für alle diejenigen in Wirkung treten soll, die zu einem Bau Material geliefert oder Arbeiten geleistet haben. Oesterreich-Ungarn. * Die am Montag in vollster Ruhe verlaufene Wiener Gemeinderatswahl im zweiten Wahlkörper ergab 32 Mandate für die Anti- liberalen, 14 für die Liberalen. Der Verlust der Liberalen beträgt 8 Sitze. In den Bezirken Landstraße, Wieden, Simering, Hietzing, Rudolfs- Heim und Döbling war die Beteiligung an der Wahl außerordentlich groß. Die erzielten Ma joritäten waren geringe, so z. B. in Döbling 5 Stimmen, in Favoriten 46 Stimmen. Bisher verfügen die Antiliberalen über 78 von 138 Sitzen. Frankreich. *Von Madagaskar wird gemeldet: General Duchesnes Vormarsch auf Antananarivo hat zu einem ernsteren Gefecht geführt. 6000 Howas hielten bei Tsmaimondog eine verschanzte Position acht Stunden hindurch. Die alge rischen Tirailleure nahmen endlich die Stellung und die Vorhut der Franzosen setzte sich darin fest. Die Howas verloren 80 Tote. In etwa drei Wochen hofft der General am Ziel zu sein. Italien. * Die Feste in Rom nehmen ihren Fort gang. Eine Humbcrtbrücke, ein Cavourdenkmal wurden eingeweiht. Arbeitervereine brachten nun auch an, mich nach einer Tasse Thee z» sehnen!" Die Kommerzienrätin war nervös zusammen gezuckt ; dann sagte sie: „Möchtest du heute mH' den Thee besorgen, Lucy?" . Die Angeredete sah sie groß an. Mama?" Dann lachte sie. „Nun meinetwegen^ spielen wir einmal Aschenbrödel; es ist dow immerhin eine Abwechselung in dem ewigen Einerlei! Aber erst muß ich mich dazu kostüm^ ren." Sie band ein zierliches weißes SchmM" vor, das Gretchen vorhin geplättet, und M Handschuhe über die Hände." So, nun ans Werk!" . In demselben Augenblick traten die Er warteten ein, mit ihnen Hermann. Gretchen vu erstaunt stehen. „Was hast du vor, Luch Meine Schürze vorgebunden und dabei Han schuhe auf den Händen?" „Ihr bliebt so lange; ich wollte den Tye° besorgen." „Und dazu war dir meine saubere Schm- gerade recht? Aber die Handschuhe?" - Lucy streifte letztere ab und betrachtete wo merksam ihre weißen, schlanken Hände. werde mir doch nicht die Hände verderben.-) finde nichts abscheulicher, als rote, rauhe Han - Hermann hatte seiner Braut den Mantel au genommen und beugte sich nun zärtlich uve kleinen Hände derselben, welche die Spuren °er Arbeit trugen. Denn trotzdem die alte Wärterin die gröbste Arbeit besorgte, blieb doch für Gretchen, die Leiterin des kleinen Hausyalls, genug zu thun übrig, .^ch denke, sagte Her mann dann, „solche kleinen Aeußerlichkeiten sind Elsa, auf deren Stütze sie gerechnet, ihr unter Thränen erklärt hatte, nicht helfen zu können. Ihr Mann hatte Waldhöh verkauft, well seine Verhältnisse in vollständiger Unord nung gewesen seien; mit dem Erlös des Gutes habe er seine Schulden bezahlt und den Rest als Kaufsumme für das kleine Gut in Schlesien angewandt. Sie qnd Max würden sich jetzt einschränken müssen, um sorgenfrei leben zu können. So war der Kommerzienrätin nichts übrig geblieben, als sich an den reichen Bankier zu wenden. Welch ein Martergang war das ge wesen, und doch — um wie viel schrecklicher noch der Heimweg! Der Mann, der ihr sonst nur mit verbindlichem Lächeln auf den Lippen ge naht, hatte ihr kaum einen Stuhl angeboten, bei ihrer Bitte kalt die Achseln gezuckt nnd ihr un verblümt zu verstehen gegeben, daß etwas so Ungewisses, so Unbeglaubigtes wie die Erbschaft des verstorbenen Peter Bolz durchaus keine Ge währ böte. Kein verständiger Mensch würde ihr darauf auch nur 10 Thaler leihen. Ueberhaupt wundere er sich höchlichst, daß Frau Menzel gerade zu ihm ihre Zuflucht nehme. Wisse sie denn nicht, daß ihr Sohn, der saubere Herr Leutnant, ihn durch einen gefälschten Wechsel um die runde Summe von 60 000 Mark geprellt habe? Was der Bankier weiter gesprochen, hatte sie nicht gehört. Es war ihr zu Mute gewesen, als ob das Zimmer im tollen Wirbel um sie herum tanzte und eine gellende Stimme ihr ins Ohr schrie: „Hörst du es? Dein Sohn, dein verzärtelter Liebling, dein Stolz, ein Fälscher, nichts Besseres als ein gemeiner Dieb!" Was ^>^önig eine Huldigung dar. Als der Bürger- ^-^von Rom in seiner Rede bei der Ein- der Lenksäule an der Porta Pia ansricf, Vaterland frei sei und kein fremder seinem Boden weile, da ertönte aus Hinteren Reihen der Zuhörer der Ruf: Hoch Triest! *Aus dem Vatikan meldet die ,Polit. Korr.': Die Kardinal-Kommission, deren Aufgabe es ist, die mit den auf die Vereinigung der Kirchen gerichteten Bestrebungen des Papstes zusammenhängenden Fragen zu beraten, wird ihre während des Sommers unterbrochenen Sitzungen im Laufe des Monats Oktober wieder aufuehmen. Einer der nächsten Beratungsgegen stände dieser Kommission wird die Organisierung jener Unterrichtsanftalten sein, die der Papst in Rom und im Orient behufs Förderung seiner Unionspläne zu errichten beabsichtigt. Unter diesen Instituten befindet sich auch das ruthe- nische Kollegium, für welches Kaiser Franz Joseph den Bettag von 100 000 Frank gespendet habe. * Der Anarchismus in Italien ist durch die strengen Ausnahmegesetze keineswegs ausge rottet worden. Nach einer in Rom vorliegenden Depesche aus Ancona arbeiteten daselbst am 21. d. abends zwei junge Leute, die für An archisten gehalten werden, an einem Behälter mit Explosivstoff. Derselbe explodierte und ver wundete beide; in dem Hause wurden die Fenster scheiben zertrümmert. Die beiden jungen Leute sind entflohen. Belgien. *Der Gouverneur des Congo st aates, Oberst Wahis, erhielt den Auftrag, den Haupt mann Lothaire, der bekanntlich den Irländer Stokes hinrichten ließ, zu verhaften und vor ein Kriegsgericht zu stellen. Dänemark. * Wie man der ,Polit. Korr.' aus Kopen hagen berichtet, wird die neugeborene Tochter der Prinzessin Waldemar (in Ge mäßheit der seiner Zeit mit dem römischen Stuhle getroffenen Vereinbarung) nach katholischem Ritus getauft werden. Seit der Einführung der Reformation in Dänemark ist dies der erste Fall im dänischen Königshause. Spanien. *Die Königin-Regentin unterzeichnete ein Dekret bett, den Ankauf von 60 000 Mauser gewehren für das cubanische Expe ditionsheer. * Privatbriefe aus Havana stellen die militärische Organisation als sehr mangelhaft dar. Marschall Campos werde nichtgehörig unter stützt. Die Truppen würden ziellos von Punkt zu Punkt geschoben. Es bestehe weder ein Nach richtendienst, noch ein bestimmter Feldzugsplan. Rußland. * Den letzten Nachrichten zufolge ist im Be finden des Großfür st en-Thronfolgers eine sehr erhebliche Verschlimmerung ein- getteten.
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