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llgememer Am Neösklion, Druck unö Verlag von N 8Huvig, Breinig. Nr. 72. Sonnabend, den 7. September 1895. 5. Jahrgang. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag 1/2II Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag V,II Uhr einzusenden Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Expedition: Bretnig Nr. 133«. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition in Bretnig die Herren F. A. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunst. Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" omteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei freier Zusendung durch Boten uw Haus 1 Mk. 20 Pf., durch önPosHMk. exkl. Bestellgeld. Zeitung für die Ortschaften: Vchtnig, Kauswalöe, Großröhrsöorf, ManKenthal unö Amgegmö. Oertliches und Sächsisches. Bretnig, den 7. September 1895. Bretnig. Am Mittwoch abend ging °ie Hauptprobe unseres Lutherfestspiels als Kindervorstellung vor sich. Es war wirklich steberhaft gearbeitet worden, um abends 6 Uhr mit Saal und Bühnenausstattung fertig M wert en. Und einige kleinere Vervollkomm nungen abgerechnet, war man auch zum Ziel Likommen. Es war Probe für alles. Als die kleinen Schauspielbesucher in großer Zahl don Hauswalde, Bretnig, Frankenthal, Groß- töhrsdorf kamen, erwuchs dem Kassenausschuß nut Billetsverkauf und Anweisen der Plätze dez. der verschiedenen Eingänge .dazu keine geringe Aufgabe. Aber der wohlgeordnete Apparat funktionierte vortrefflich. Und dann saßen sie erwartungsvoll — ein fast völlig besetztes Haus. Erst erstaunen, als Ehren- Md und Ratsherr in ihren prachtvollen Ko stümen austraten, die gewichtige Versammlung iu begrüßen, dann ein stilles Lauschen auf ' 'le fremden schwarzen Mönchsgestalten davor«, M so lebhaft sprachen — warum denn nur? - denn, von den Gesängen des Chores be grüßt, immer bunter auftretend Studenten Und Ritter und Bürger, bis ein allgemeines EH! durch die Reihen lief, als sie, wohl schon wüde geworden, in die blendende Pracht des Reichstages Hereinschauen durften. Und wenn dann bei der lebhaften Bauernszene gar manch mal das Lachen aus dem Publikum . vernom men wurde, so merkte man, sie verstanden es schon. Das schöne Familienbild endlich mit der liebreichen trauten Kindergruppe, mit Luthers Worten von ,Lene, die nun ein gMnzendes Sternlein lst", das mußte doch üüch zum Kinderherzen sprechen. Und wenn Abendlied verhallt und das ganze Luther- sEben austönt mit dem Abendlied, wie ein Medensgesang, so sind wir sicher, nicht nur sü unseren Kindern, sondern zu aller Herzen Mstd es ergreifend sprechen. Es wurde durch- ^"gig ganz vortrefflich gespielt und wenn auf die Hingebung und Liebe blicken, der Jeder das Seine gethan, dann dürfen getrost an unser Lutherspiel gehen. Den ^folg kennen wir noch nicht. Für die Probe Mar er ein sehr guter und reichlicher. Aber wissen wir: Die Bretniger Lutherfest- Me, die unter dem Glanze der elektrischen Feuchtung, der unsere Erwartungen noch übertrifft, vor sich gehen, werden, was Spiel "üb Ausführung betrifft, nicht zu den schlechte ren gehören. Nun, Gott walte es. , — Die in den Terminen 30. Septem- er und 31. Dezember 1893, 31. März, 0. Juni, 30. September und 31. Dezember .894, sowie 31. März und 30. Juni 1895 Staatsschuldbuch-Forderungen umgewan- Mten Staatsschuld-Verschreibungen über 8 prozentige jährliche Renten im Nennwerte von 9,876,000 Mark samt Zubehör, ingleichen Anzahl eingetauschter oder sonst wertlos gewordener Staatspapiere sollen am 7. Sep tember vormittags von 9 Uhr an in dem Grundstück Fabrikstraße 4 in Dresden ver brannt werden. Jedermann, soweit der Platz bies zuläßt, darf der Verbrennung beiwohnen. — Die Fahne des 2. Bataillons des 107. Regiments ist am 18. August 1870 bei St. Privat, wie in der Geschichte des Regi ments zu lesen ist, zunächst vom Sergeant Donner, dann vom Hauptmann v. Pape, sodann von einem bisher unermittelten Sol daten, hierauf vom Feldwebel Taßler, und .schließlich von einem Soldaten Götze getragen worden. Die Fahnenträger sind entweder getötet worden, oder haben infolge ihrer Ver wundung die Fahne nicht mehr weiter tragen können. Jetzt, nach fünfundzwanzig Jahren, ist es gelungen, den bisher unermittelten Fahnenträger festzustellen. Der Brunnenbauer Albrecht in Oschatz hat die Fahne dem sterben den Hauptmann v. Pape aus der Hand ge nommen und sie bis zur nächsten Gefechts pause getragen, um sie sodann, nachdem er selbst an der Stirne verwundet, an den Feld webel Taßler zu übergeben. Ehre oem braven Manne, der in seiner Bescheidenheit bisher kein Aufhebens gemacht hat und der deshalb umsomehr Achtung verdient. — Die öffentliche Versteigerung der in diesem Jahre auszumusternden Dienstpferde der Kavallerie, Artillerie und des Trains findet an den nachgenannten Tagen unv Orten statt: Den 12. September in Dresden und Königs brück, den 12., 28. und 29. wieder i» Dres den, den 16. in Oschatz, den 20 in Pirna, den 23. in Großenhain und Riesa, den 25. in Grimma und Rochlitz, den 26. in Borna. — Se. Majestät der König von Sachsen hat zwei im Kriege von 1870 ver'-.iente Offiziere seiner Armee, den Generalleutnant z. D. v. Reyer und den ehemaligen General adjutanten General v. Carlowitz, zum Sedan- feste besonders ausgezeichnet. Ersterer wurde zum General der Infanterie ernannt, letzte rer a la 8mts des Garde-Rnter-RegimentS gestellt. — Ein Manövergeschichtchen wird aus der Gegend von Großenhain berichtet. Saß da eines Tages gegen Abend ein Offizier im Hofe seines Quartiels, sein Pferd am Zügel haltend, da der Bursche nicht gleich da war, als ein biederes, schon hochbetagtes Bäuerlein, behaglich sein Pfeifchen schmauchend, auf ihn zutrat mit der Frage: „Se sind wohl der Bursche von dem Leutnant?" Der Offizier, einem Jux nicht abgeneigt, ging auf die Frage und antwortete: „Jawohl, ich bin der Bursche." — „Nu, da sagen Se mer eemal, is das nich die reene Verschwendung, daß.^der drei Pferde hat, zwee wärn doch ooch genug!" — „Ja freilich, zwee wärn ooch ge nug", sagte der Offizier, mit Mühe sein Lachen verbeißend. — „Er soll aber gerecht sein, Ihr Herr", fuhr der redselige Alte fort, „die Husaren halten viel auf ihn". — „Nuja, er is wohl ein ganz hübscher Mann!" — „Aber sagen Se eemal, der andre Herr Leit- nant, der kommt doch immer erst früh nach Hause, Ihrer aber is aber alle Abende schon um zehne da, es fehlt 'm wohl manchmal ee bischen am Galde?" — Jetzt aber konnte der Offizier sich nicht mehr halten und laut lachend die letzte Frage bejahend, zog er sich in den Stall zurück. — Am Montag machte ein in Mohlis bei Meißen wohnhafter Thongrubenarbeiter seinem Leben durch Erhängen ein Ende. Die Ursache zu diesem Selbstmord soll dem Ver nehmen nach ganz eigentümlicher Natur sein. Der Mann war von der Arbeit gekommen und wollte am Abend mit seiner Frau nach Meißen in die „Geipelburg" gehen, um dem Festspiele beizuwohnen. Da aber seine drei Kinder, welche bei einem Schulausfluge be teiligt waren, noch nicht wieder nach Hause gekommen waren, so mußte der Besuch des , Festspiels unterbleiben. Aus Aerger darüber erhängte sich der Mann. — Es dürfte wohl wenig bekannt sein, daß die Verwundung des französischen Mar schalls Mac Mahon durch einen Schuß der sächsischen Batterie Krecker herbeigeführt wor den ist, wie dies Oberst Schubert in seiner Studie: „Die Beteiligung des 12. Armee korps an der Schlacht bei Sedan" mit über zeugender Wahrheit nachweist. Die obenge nannte Batterie Krecker beschoß am 1. Sept, früh um 6 Uhr die ihr gegenüberstehende Artillerielini- der Franzosen, um deren Feuer von den Bayern abzulenken. Der durch das Feuer der sächsischen Batterie anfänglich über raschte Feind brachte binnen kurzem 5 Batte rien ins Feuer, doch hielt die Batterie Krecker eine halbe Stunde bis zum Eintreffen von Unterstützung unerschrocken allein dagegen aus. Einer der ersten Schüsse jener heldenhaften sächsischen Batterie verursachte die Verwun dung des französischen Oberkommandanten. — In Dresden verlies der gegen 17000 Teilnehmer zählende Festzug glänzend. Der König und die übrigen Mitglieder des kgl. Hauses wurden vor dem Palais des Prinzen Georg mit stürmische" Hochrufen empfangen. Später begrüßte der König die in langer Wagenreihe ausgefahrenen Invaliden, denen Wein kredenzt wurde. — Eine Einrichtung, die Nachahmung verdient, hat Wurzen eingeführt. Es hat seine Feuerwehrleute gegen Unfälle im Dienst zunächst für ein Jahr versichert. Der Stadt rat hat mit der schweizerischen Unfallversicher ungs-Aktiengesellschaft in Winterthur einen Versicherungsvertrag abgeschlossen, nachdem die Gesellschaft für den Fall des Todes 3000 M., für den der Ganzinvalidität 6000 M., für den Fall teilweiser Invalidität 60 Proz. bis herab zu 3 Proz. des für den Fall der Ganzinvalidität zu gewährenden Betrages, für die Fälle vorübergehender Erwerbsun fähigkeit eine Entschädigung von 2.50 Mk. täglich gewährt. Die Prämie, von welcher ein Rabatt von 10 Prozent gewährt wird, beträgt 1.50 M. für eine versicherte Person. Versichert sind zur Zeit 360 Mann. — Am 30. August abends in der 9. Stunde brannte in Lübschütz bei Wurzen die dem Grafen von Hohenthal auf Püchau ge hörige Schäferei nieder. Die Schafe wurden gerettet. Dabei sind aber 1600 Schock Ge treide und 113 Fuder Heu mit verbrannt. — Am Mittwoch abends ist eine Stroh feime des Gutsbesitzers Friedrich Valtin in Straßberg auf einem Felde in der Nähe von Straßberg abgebrannt. Beim Absuchen der Asche wurden Teile gesunden, die als übrig gebliebene Teile von mindestens zwei Menschen anzusehen sind, was darauf deuten läßt, daß in der Feime Menschen genächtigt haben und mit verbrannt sind. Der kgl. Bezirksarzt Dr. Flinzer aus Plauen hat sich nach Straß berg bezeben, um die Sache näher zu unter suchen. — In der Nacht zum Montag kam es zwischen den Gästen in einer Restauration in der Friedrichsstraße zu Streitigkeiten, bei denen leider wieder einmal das Messer eine Rolle gespielt hat. — Im Plauener Staatsforstrevier fängt man die Nonnenfalter jetzt auf elektrischem Wege. Ein vom Grafen Pückler in Schlesien erfundener Scheinwerfer wirft ein äußerst grelles Licht in die Waldbestände, die Insek ten fliegen darauf zu, und verbrennen sich an einem zu der Vorrichtung gehörigen Glüh apparate. Der Erfolg wird als ein vorzüg licher gerühmt. — „Sie können bei mir eine Lebens stellung haben", so werden oft Engagements- Verträge abgeschlossen. Diese Versicherung! ist aber durchaus keine gesetzlich giftige Ab' machung, sodaß nunmehr der bitreffende An gestellte auf Lebenszeit engagiert ist. Der Ausdruck „Lebensstellung" bedeutet weiter nichts, als daß, wenn der Angestellte die Zu friedenheit seines Chefs erlangt, ihm „die Aussicht" auf eine lebenslängliche Stellung eröffnet wird. Der Chef begiebt sich aber damit keineswegs de» Rechts, den Angestellten zu entlassen, wenn es das Interesse des Ge schäfts erfordern sollte. Das Wort „Lebens stellung" hat keine rechtliche Bedeutung. — Vorgestern wurde der Gutsbesitzer Gotthelf Link aus Langenberg auf dem Fuß wege von Langenberg nach Hohenstein im Walde von zwei anständig gekleideten Männern überfallen und unter Bedrohung mittelst eine» Revolvers ver Uhr samt Kette, sowie gegeu 10 Mark Geld beraubt. — Von einem schrecklichen Brandunglück, welches leider auch Len Verlust von Menschen leben zur Folge hatte, wird uns aus Ober naundorf bei Rabenau gemeldet. In der ver gangenen Nacht brach in dem Grundstück der verw. Franke dortselbst Feuer aus, wodurch der Dachstuhl zerstört wurde. Leider fand der Schwiegersohn der Frau Franke, Polier Garbe, welcher die oberen Räume bewohnte, mit Frau und Kind den Tod in den Flammen. — Der Steinsetzerstreik in Leipzig dau ert noch unverändert fort. Das Gewerkschasts- kartell wird die Gewerkschaften auffordern, die Steinsetzer mehr als bisher zu unterstützen. Kirchennachrichten von Hauswalde. XIII. Lovvtsx v. Triv.: Abendmahl. Beichte 8 Uhr vorm. Getauft: Johanne Helene, T. d. E. R. Körner, E. und Färbers in Hauswalde. Getraut: Robert Bernhard Thomas, Maurers in Hauswalde mit Iva Hedwig Horn in Hauswalde. Beerdigt: Anna Alma Zschiedrich, T. d. E. Zschiedrich, Häusl, und Leinwebers in Bretnig, 4 M. 17 T. alt. — Martha Frida Haufe, T. d. M. H. Haufe, E.u. Tagearb. in Bretnig — Emilie Camilla Magdalena Men zel, T. d. verw. H. R. Menzel, gew. Kauf- manns in Bretnig. , Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburts-Register. An Geburten wurde« eingetragen : Flora Marie, T. des Fabrikarb. Friedrich Alwin Seifert. — Hulda Helene, T. des Tischlers Carl Gustav Hartig. — Martha Helene, T. des Gutsbes. Alwin Emil Schöne. — Bruno Martin, S. des Bahnarb. Friedrich Eduard Schöne. — Emil Willibald, S. des Fabrikarb. Friedrich Emil Schreier. — Max Wilhelm, S. des Fabrrkarb. Ernst Wilhelm Hantzsche (letzteres ist I Tag alt wieder verstorben). — Außerdem ern unehel. Mädchen, welches ebenfalls 1^4 Tag alt wieder verstorben ist. Die Anordnung des Aufgebots haben beantragt: Max Robert Schöne, Drechslerin Dresden, mit Hedwig Elifabeth Nitzsche. — Bruno Alwin Steglich, Kaufmann in Rade berg, mit Minna Emilie Koch. . Sterbe-Register. Als gestorben wurden eingetragen: Friedrich Traugott Brückner, Witwer, Rentier, 67 I. 11 Ai. 19 T. alt. — Gustav Ernst, S. des Kutschers Carl Gustav Kalauch, 4 M. 23 T. alt. — Joh. Juliane geb. Rentsch, Ehefrau des Fabrikarb. Friedrich Ferdinand Schäfer, 76 I. 4 Mon. 9 T. alt. — Außerdem eine uneheliche z Tochter.