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MOUWAWM Montag, den S. September 1S32 8S. Iahrg Nr. 20S. Der deutsche Wehrvorstob und die Weltmeinung »OH Berlin, 4. Sept. Der frühere Reichsaußenminister Dr. Turtius trat am 4. September eine längere Reise nach Amerika an. Er wird Vorträge über außen- nnd Wirtschaft«, politische Tragen an amerikanischen Universitäten halten. Zusammenslötze in Paris. Bei einer Antikriegskundgebung. Das internationale Komitee des Amsterdamer Kongresses gegen den Krieg hielt am Freitag im Pariser Quartier Latin eine öffentliche Versammlung ab. Es sprachen dabei u. a. Romain Rolland und der komm. Reichstagsabg. Münzenberg. Vor dem Versammlungslokal kam es zu schweren Zusammen stößen mit der Polizei. Etwa 10 000 Personen hatten keinen Zutritt mehr gefunden und weigerten sich, die Straßen zu räumen. Die Demonstranten Lombardierten die Polizei mit allerhand Gegenständen. Aus den Lafts wurden Stühle, Tische, Gläser und Flaschen geholt und als Waffen benutzt. Nach stundenlangem Kampf, der das ganze Quartier Latin und den Montparnasse in Aufruhr versetzte, blieb die Polizei Herr der Lage. Mehrere hundert Verhaftungen wurden vorgenom men. Neun Polizisten wurden schwer verletzt. V» «w«da «d« Lom» mid L« »rot» NU dl, »« mm d>M, kn dim!,»l,«d,M IN 50 <samllimm,^,m «Id Sklmaolu«, ».dlrMl« 15), «««IN, »5. Nir »I,« mm drNU Tolonrl- ««H«m„KI« »», ««»wlri, 100, flr dt, «> mm drNli «m». ColonNiNl« 55. ««Irt, »5 ««ILvUnni». p,klrd«r-««nt» > vNp,i« Nr. irre«. O,»N«d^OIr«-0»M»i dl««, LaLsm. Nr. NN. Verlag S. M. VLrlner, Aue, Sachse«. Zir-spn»«! »1 «Id »1, c»d»<» l««t ««) «4» Sch««»«, 1» »4««»«»«, »1» Vr«»I«»s»'Ar P»Mfr«»d Eine Papen-Partei? Stuttgart, 4. Sept. Das hiesige Zentrumsorgan berichtet über Bestrebungen um die Gründung einer neuen Partei. Dieses neue Gebilde soll alle die zusammenfassen, welche sich in konservativer Gesinnung und in der Anerkennung der Grund sätze autoritärer Staatsführung, wie sie das Kabinett von Pa pen verkündet und durchzuführen versucht, einig wissen. „Fest der deutschen Schule/ Berlin, 4. Sept. Der Reichsinnenminister Frhr. v. Gayl hat in einem besonderen Schreiben an den Verein für das Deutschtum im Auslande zum „Fest der deutschen Schule" fol gendermaßen Stellung genommen: Der Plan, am 11. Septem ber in Berlin ein „Fest der deutschen Schule" zu veranstalten und auf diese Weise Jugend und Eltern zu gemeinsamer Arbeit am Volkstum zu gewinnen, wird von mir lebhaft begrüßt. Gerade angesichts des Ernstes der Zeit halte ich es für dringend erwünscht, alle Kräfte des deutschen Bölkes in dem Bekenntnis zum deutschen Volks- und Kulturgedanken zu sammeln und zu vereinigen. Die Deutschnat. Pressestelle teilt zu den Gerüchten über die Bildung einer sog. Präsidialpartei mit, daß die Deutschnationale Partei solchen Bestrebungen fernstehe. Die Gerüchte würden in der Partei um so weniger ernst genommen, als sie auf dieselben mittelparteilichen Persönlichkeiten zurück- zuführen sind, deren Namen schon mehrfach mit Neugrundun gen verknüpft waren. Es scheine sich diesmal wieder um die Absicht zu handeln, Kreise der Wirtschaft mit den Wieder- belebungsversuchen mittelparteilicher Organisationen in Ver- bindung zu bringen. ..... ««^»».«dm»»»« sl» dH «m >«ch«ta« «Mund« u«««« dk ««««^ » Uhr k< d« AupNchdft* pä« Ski« »«ihr ftr dl« d« UW»!,« i» »««I-rlidKKN Log« !«>, « »«stimm!« SUI« wird ik-I,^«d« «ch «Ich! Ur dl» Mch»,»«» d«r durch Finis««« L»sg<g«dni«, «luü-«. — F1r?Uck,«d« «i» v«rl«ij» «logrsmidl« SchNMck« Id«««« dl« SLrlst- lilknia IK« vinnüworkoig. — Unlrrdrndim«» d«, L» IchdslÄrklrb«» d«,rlnd« I»l»««iisprich«. Bn gahlmg^ »«,„ mrd Koniin» g«K» ««da», «l, nicht nrninbari. -<m»t,,s»Ift»ft«N« l»l Uu«. vlhirlh. Schn«»«, and St«ar,,nd«rg. Eine Verordnung des polnischen Kriegsministeriums glie- dert den sog. Schützenverband, die stärkst« der Wehr organisationen der Pilsudski-Anhänger, als Hilfs, und Aus- bildungstruppr dem stehenden Hrer an. Der Oberführer der Schützen erhält den Rang eines Brigadegenerals. Ihm wer- den eine Reihe von aktiven Offizieren beigegeben, und die Kreisführer der Schützenorganisationen werden ebenfalls als Kommissare für körperliche Ertüchtigung in die entsprechenden Amtsstellen eingeordnet, die der Heeresverwaltung unter stehen. Ihre Gehälter werden auf den Staatshaushalt über- nommen. Die Presse sieht in dieser Maßnahme einen Schritt auf dem Wege zur Umwandlung des Schützenverbandes in eine Art von Miliz nach italienisch-faschistischem Vorbild. Landgemeinden und Arbettsbeschaffungsprogramm Königsberg, 4. Sept. Der hier zusammengetretene Vor stand des Deutschen Landgemeindetages faßte nach einem aus führlichen Vortrage des Präsidenten Landrat a. D. Gerecke eine Entschließung, in der der „erstmalige weitgehende Ver- such der Reichsregierung, die deutsche Wirtschaft zu beleben und dadurch die untragbare Arbeitslosigkeit zu mildern" von den deutschen Landgemeinden begrüßt wird. Jedoch wird der Uebe» zeugung Ausdruck verliehen, daß die vom Reichskanzler in Münster angekündigten Maßnahmen eine Erweiterung und einen Ausbau im Sinne der von den Landgemeinden auf- gestellten „Leitsätze für ein Arbeitsbeschaffungsprogramm zur Behebung der Arbeitslosigkeit" erfahren müßten. Die von der Reichsregierung geplante Ausgabe von 1800 Millionen RM. Steueranrechnungsscheinen bringe den Steuerzahlern eine wesentliche und begrüßenswerte Erleichterung; nicht zu ver kennen sei jedoch, daß die tatsächliche Einstellung einer größeren Zahl von Arbeitslosen kaum als Folge dieser Maßnahme zu erwarten sei, daß insofern also das erstrebte Zielnicht erreicht werde. Ferner müßten die Landgemeinden schwerwiegende Bedenken gegen eine schematische Verwendung von weiteren 700 Millionen RM. Sieueranrechnungsscheinen erheben. Der Betrag müßte nach Ansicht der deutschen Land- gemeinden, wenn die Absicht el^er Bekämpfung der Arbeits losigkeit erreicht werden solle möglichst in Form direkter Aufträge verwendet werde" bei denen nachweisbar die Mittel in erster Linie für die Beschäftigung von Arbeitslosen verwendet würden. Die Preußische Derwattungsresorm. Vorläuferin der Reichsreform. Die Preußische Regierung hat dem Entwurf über die Derwaltungsreform zugestimmt, der der größte seit einem Jahrhundert ist. Freiherr vom Stein und Fürst Har- denberg haben vor mehr als hundert Jahren aus den ver- schiedenen Staaten des preußischen Königs den einen preu ßischen Staat. gemacht. Heute soll der Preußische Staat für seine künftige Aufgabe reif gemacht werden, die über seine heutige Existenz hinausgreift. Denn was die preußische Der waltungsreform so bedeutungsvoll macht, das ist der in aller Form erfolgte Hinweis auf die kommende Reichsreform. Der systematische Derwaltungsumbau läßt darauf schließen, daß beabsichtigt ist, Reich und Preußen zu verschmelzen. Die Reform steckt sich als Hauptziele: Neuordnung des Verhältnisses zwischen Ober- und Regierungspräsident, Ein gliederung der Sonderverwaltungen in die allgemeine Landes verwaltung, Neuorganisation der Kreisinstanz, starke Dekon zentrierung der Verwaltung nach unten. Ungeklärt ist die Frage, wie die Zustimmung der Volksvertretung gesichert werden kann. Denn daß weder im Reichstag noch in den einzelnen Landtagen die Zweidrittelmehrheit für «ine so -einschneidende Verfassungs änderung aufgebracht «erben kann/ daran Ist kein Zweifel. sei es, daß sich Deutschland nun den ihm auferlegten Rü- stungsbeschränkungen zuwende. Diese Politik sei ohne weiteres verständlich, denn Frankreich erfreue sich eines Uebergewichts in der alten Welt, die hauptsächlich aus seiner und seiner Verbündeten militärischen Stärke beruhe. Die internationalen Beziehungen hätten sich kaum über das Stadium hinaus entwickelt, wo die Worte eines Diplomaten ihr Hauptgewicht durch die militärische Stärke erhielten, die hinter ihnen stehe. Das Deutsche Reich suche daher in dem Bestreben, seinen Platz an der Sonne zurückzugewinnen, eine Position zu Lande und zur See, die seine politische Macht und sein Prestige erhöhe. Berlin, 4. Sept. Der F e lse n e ck - P r o ze ß hat ein vorläufiges Ende gefunden. Der Vorsitzende, Landgerichts direktor Bode, und der Berichterstatter des Prozesses sind aus dem Richterkollegium ausgeschiedcn, weil vom Kammergericht der vom Vorsitzenden verfügte Ausschluß des Rechtsanwalts Litten rückgängig gemacht worden ist. Da nach dem Aus scheiden zweier Mitglieder das Schwurgericht nicht mehr ord nungsmäßig besetzt ist, kann vor diesem Schwurgericht die Verhandlung nicht fortgesetzt werden. Der kostspielige Prozeß, der bisher viereinhalb Monate gedauert hat, muß noch einmal von vorn angefangen werden. Deutsch-ilalienlsche Aussprache. Rvm, 4. Sept. Amtlich wird gemeldet: Der Chef der Regierung empfing den dentschen Botschafter von Schubert, mit dem er eine Unterredung über die von der Reichsregierung aufgeworfene Frage der Gleichberechti gung hatte. Alle Blätter bringen diese Mitteilung an hervorragender Stelle, zum Teil in Fettdruck. Die Presse enthält sich wie üblich einer eigenen Stellungnahme, wohl aber kommt zum Beispiel in der Ueberschrift des „Lavoro Faseista" die hiesige Auffassung deutlich zur Geltung. Diese Ueberschrift lautet: „Eine geschichtliche Wirklichkeit". Diese Wirklich keit wird augenscheinlich zu der Aufregung in Frankreich in Gegensatz gestellt. Amtliche Anzeigen. Dienstag, den 6. September 1932, vorm. 19 Uhr soll in Beierfeld 1 Plüschotomane öffentlich meistbietend gegen so fortige Barzahlung versteigert werden. Q 2152/32 Sammelort der Bieter: Gasthof Albert-Turm. Der Gerichtsvollzieher de» Amtsgerichts Schwarzenberg. Während in der Reichshauptstadt die feldgrauen Kolonnen des Stahlhelms marschieren und überall im Reiche die braune Reservearmee nach kurzer Ruhepause zu neuer Arbeit ange- treten ist, sucht das französische Kabinett krampfhaft Mittel und Wege, um den Wehrwillen Deutschlands auch für die Zu- kunst abzudrosseln. Die (leider immer noch nicht veröffentlichte) deutsche Note über die geplante Neuorganisation der Reichs wehr bildet in Paris den Gegenstand zahlreicher und langer Kabinettsberatungen, als deren Ergebnis bisher nur feststeht, daß der deutsche Vorstoß die französische Regierung in ziemliche Verlegenheit gebracht hat. Sie verlegt sich auf die Taktik des Verschleppens und sondiert unterdessen die Weltmeinung. Dabei hat Herr Herriot zunächst die Genugtuung gehabt, die öffentliche Meinung der Vereinigten Staaten auf seiner Seite zu sehen, die den Kellogg-Pakt gefährdet sah und deshalb in einer Anwandlung kleinbürgerlichen Lokalpatriotismus^ gegen die deutschen Pläne Stellung nahm. Die Freude des franzö- fischen Ministerpräsidenten über den „Bundesgenossen" dürfte aber neuerdings arg getrübt sein, denn in der Presse der Ver- einigten Staaten macht sich ein Meinungsumschwung zu Gun sten Deutschlands bemerkbar. In England ist man sich über die Berechtigung der deutschen Forderungen im Prinzip einig, die Meinungen gehen nur darüber auseinander, ob der Zeitpunkt günstig gewählt sei. Ueber die Einstellung Italiens braucht kein Wort verloren zu werden. Mussolini Hai schon seit Jahren auf den Augenblick gewartet, in dem durch ein wehrhaftes Deutsch- land das europäische Gleichgewicht wieder hergestellt wird und die Franzosen in ihre Schranken gewiesen werden. * In einer Front mit Frankreich stehen lediglick seine Tra banten, in erster Linie Polen und Tschechen. Dort kommt der deutsche Vorstoß sehr ungelegen, da er in eine Zeit fällt, in welcher die Beziehungen beider Staaten zu Paris an Herz lichkeit zu wünschen übrig lassen. Die Presse beider Länder versucht ihre Verlegenheit durch scharfe Angriffe gegen die deutsche Regierung zu verdecken. In Berlin wird man sich darüber keine grauen Haare wachsen lassen. Man wird eher davon Kenntnis nehmen, daß sich die erste Aufregung in Frankreich gelegt hat. Zweifellos haben die Franzosen ein- gesehen, daß sich die Zeiten geändert haben, und daß das Deutschland von heute sich nicht einschüchtern läßt. G» Eine polnische Miliz. Warschau, 4. Sept. Der französische Geschäftsträger in Warschau hat gestern den Außenminister Zaleski aufgesucht. Halbamtlich wird dazu erklärt: Die Warschauer Regierungs krise seien durch die deutschen Forderungen keineswegs über rascht. Polen werde sich diesen Forderungen entgegenstellen, und es dürfte auch sicher sein, daß Frankreich die gleiche Hal tung einnehme. Nach Artikel 1 des polnisch-französischen Bündnisvertrages könne übrigens Frankeich in dieser Frage nur unter Verständigung mit Polen vorgehen. - enthaltend di« ««Mch«« der «mtshauptmannschast und des * Bezirksverband« Schwarzenberg, der Amtsgericht« in Au« (Lvknih), Schn««berg, Schwarz«nberg und Johanngeorgenstadt, der Sladlrät« in Grünhaln, Lößnitz, N«ustadt«l und Schneeberg, der Finanzämter in Aue und Schwarzenberg. E§ wrrdrn außerdem veröffentlicht: Bekanntmachungen der Stadträt« zu Au« und Schwarz«nb«rg. Kerriol wünscht »»langsames Tempo". Park», 4. Sept. Nach Abschluß des heutigen außerordent- lichen Ministerrates wurde ein Kommunique herausge geben, in dem es lediglich heißt, daß Herriot über die außenpolitische Lage Bericht erstattet habe. Dagegen ver öffentlichte Havas eine Verlautbarung, in der erklärt wird: Aus Nachrichten, die man nach dem 'Ministerrat habe erhal ten können, ergäbe sich klar, daß der Ministerrat bezüglich der Haltung, die die französische Negierung gegenüber der deut schen Denkschrift einzunehmen gedenke, völlig einig sei. Schon jetzt könne angekündigt werden, daß das französische Kabinett dieses Dokument mit den Regierungen der Staaten prüfe, die das in Lausanne verwirklichte Vertrauensabkom men unterzeichnet haben, und daß bereits anderseits auch eine gleichartige Demarche bei der Washingtoner Regierung unter nommen werden dürfte. Man weise jedoch darauf hin, daß diese Verhandlungen nur in langsamem Tempo vor sich gehen können, und zwar wegen der Ferien, da sich die mei sten Regierungschefs oder verantwortlichen Minister in die sem Augenblick nicht in den Hauptstädten ihrer Länder auf halten. Herriot selbst hat nach Abschluß des Ministerrats erklärt, die französische Entscheidung über die deutsche Denk schrift werde.erst erfolgen, nachdem die Ergebnisse der Füh- lungnahme mit allen Mächten des Lausanner Konsultativ- Vertrages vorliegen würden. G London, 4. Sept. Observer findet in seinem heuti gen Leitartikel Worte der Anerkennung für die Reichsregie- rung. Sie sei kein Kabinett der impulsiven Handlungen, son dern baue ihre Politik auf einer beträchtlichen Grundlage von Ueberlegung und Berechnung auf. Die Genfer Konferenz Labe tatsächlich überhaupt keine Fortschritte in Richtung auf Vie Einlösung des Versprechens von Versailles gemacht. Wenn sie nicht eine schmerzliche und bleibende Erinnerung an den Fehlschlag hinterlassen solle, dann müsse sie ihre grundsätzliche Zustimmung zu der gerechten Forderung geben, die Deutschland jetzt vollbracht habe. — Auch Sunda yT i - mes gibt zu, daß die deutsche Forderung kn ihrem Wesen vernünftig genug und schwer zu widerlegen sei. Das Blatt erinnert daran, daß das Resumö lediglich den bereits klar umrissenen Standpunkt wiederhole und unterstreiche. * Neuyork, 4. Sept. „Times" schreibt: Die Beharrlkch - kekt, mit der Deutschland seine Politik ver folge, um die durch den Versailler Vertrag ihm auferlegten Lasten von seinen Schultern abzuwälzen, rufe Bewunderung hervor. Dem Deutschen Reiche sei es nach über zehnjährigem Kampfe gelungen, die Reparationslast ab^uschüt- teln, während die Siegermächte gegenüber den Vereinigten Staaten als Schuldner daständen. Dieses^ Ergebnis ehre die deutsche Diplomatie oder fei auch ein Zeichen guten Glückes Deutschlands. Ein weiterer Schritt auf diesem politischen Wege