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Bei größeren entgegen. Reduktion, Druck unö Verlag von A. 8lßurig, Bretnig. 5. Jahrgang Mittwoch, den 7. August 1895 Nr. 63 Juli eg. SÄ Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft. AB' isen orf^ Expedition: Bretnig Nr 1SS«. Oertttches und Söchstsches. Bretnig, den 7. August 1895. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition in Bretnig die Herren F. A. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal — Der jüngst in Leipzig zur Schau zeltellre Riesen-Orang-Utang „Jumbo" wel cher als Eigentum des Herrn Ernst Pinkert- Leipzig gegenwärtig im Zoologischen Garten zu Berlin „gastierte", ist daselbst plötzlich gestorben. Es ist damit abermals die That- 'estätigt, daß erwachsene Anthropomor- en, noch dazu in sehr vorgerücktem Alter, - r r-'M' smäs g kurzer Zeit dem Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen »Illu strierten Unterhaltungsblattes" oierteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei freier Zusendung durch Boten iss Haus 1 Mk. 20 Pf., durch di« Post 1Mk. exkl. Bestellgeld. ungen für den Aufenthalt der sächsischen Kollegen in Wien trifft. Die Leipziger können aber auch auf einen herzlichen Em pfang von Seiten der ganzen Bevölkerung Wiens rechnen, welche bei allen Gelegenheiten, wo Gäste aus Deutschland nach Wien kamen, den Sachsen stets ihre besonderen Sympa thien bewiesen hat. verderblichen Einfluß des heimischen Klima» unterliegen. Die anderen jüngeren Orang- Utangs, welche Herr Pinkert noch besitzt, haben sich dagegen ziemlich gut aktlimatisiert. — In der Strafsache gegen einen aus Gösau bei Crimmitschau stammenden Guts besitzer und dessen Dienstmagd, welche Beide seit mehreren Wochen wegen dringenden Ver dachts des Kindesmordes inhaftiert sind, er schien dort der königl. Staatsanwalt aus Zwickau, um mit der Gerichtsbehörde die Aus grabung des in Gösau angeblich vergrabenen ermordeten Kindes vorzunehmen. — Erhängt aufgefunden wurde der beim Fleischermeister Rudolph in Altgersdorf in der Lehre stehende 15 Jahre alte Lehrling Hermann Geyer aus Obercunnersdorf. Nach Lage der Umstände dürfte kaum anderes an zunehmen sein, als daß Geyer in jugendlichem Uebermut sich einen Spaß hat machen wollen und dabei verunglückt ist. — .Am Sonnabend kam es in einer Chemnitzer Maschinenfabrik zu einem recht bedauerlichen Unglücksfalle mit tötlichem Aus gange. Ein daselbst beschäftigter 55 Jahre alter Kupferschmiedemeister, der, um an der Biegmaschine einen Messingstab zu bearbeiten, mit Hilfe eines anderen Arbeiters den die Maschine in Bewegung setzenden Treibriemen auf eine Scheibe der Hauptwelle auflegte, wurde von dem Riemen erfaßt, mit yochge- zogen und mehrere Riale um die Welle ge schleudert. Hierbei war der Verunglückte der maßen mit dem Kopfe sowie den Armen und Beinen gegen die Decke geschlagen worden, daß der Tod sofort eintrat. — Auf dem Wege des Selbststudiums hat ein früherer Volksschullehrer, Herr Or. pkil. Roth, aus Schwabach in Bayern gebür tig, namhafte Erfolge erzielt. Herr Or. Roth war früher Volksschullehrer; die Liebe zur Wissenschaft trieb ihn dazu, das Maturitäts examen an einem Gymnasium abzulegen und später in Leipzig bei der philosophischen Fa kultät zu promovieren. Dann studierte er die Rechtswissenschaften und bestand letzter Tage vie erste juristische Staatsprüfung. Or. Roth gedenkt die Dozentenlaufbahn einzuschlagen und sich bei der juristischen Fakultät der Uni versität Leipzig zu habilitieren. vergangener Woche benutzte in Bautzen ein 12jähriges Mädchen Petroleum zum Feueran machen. Die Flasche explodierte, die Kleider desselben gerieten in Brand und verletzten das Kind so schwer, daß es am folgenden Tage unter unbeschreiblichen Schmerzen erlegen ist. — Eine sehr wichtige Entscheidung hat tzas Reichsgericht erlassen, deren Inhalt aller orts bekannt zu werten verdient. Infolge dieser Entscheidung ist jede Störung der An dacht von Personen beim Gottesdienst in der Kirche (auch bei Beerdigungen) strafbar. Eine Unterbrechuno, Störung rc. der Funktionen des Geistlichen oder eines anderen Kirchen beamten braucht daher nicht einmal herbeige führt zu werden. Die Mitwirkung an den Störungen durch lautes Sprechen, Plaudern, Lachen, störendes Singen rc. macht jeden Mlt- wirkenden strafbar. Die Strafe selbst lautet nach167 auf Gefängnis und kann in schlimmsten Fällen der Gottesdienststörung bis zu drei Jahren lauten. — D)e des Giftmordes an ihrem frühe ren Ehemanns und ihrer leiblichen Mutter beschuldigte verehel. Bräuer aus Crostewitz hat dem Vernehmen nach die That bezüglich ihrer Mutter eingestanden, während sie die Thäterschaft bezüglich ihres Ehemannes fort gesetzt hartnäckig in Abrede stellt. — Im Walde zwischen Königsbrück und Schmorkau wurde dieser Tage gegen eine 77 Jahre alte Frau ein Sittlichkeitsverbrechen versucht. Die Frau wehrte sich aber so ener gisch, daß der Wüstling die Flucht ergriff. Der Thäter, ein junger Mann, wurde bald darauf verhaftet. — Zum Selbstmord des Doppelmörders Felber in seiner Zelle im Untersuchungsge fängnis des kgl. Landgerichts Freiberg wird noch Folgendes berichtet: Obwohl Felber gefesselt war, hatte er doch vermocht, einen Bindfaden aus der Matratze zu ziehen und sich daraus eine Schlinge zu machen, in wel chem er seinem elenden Leben ein Ende be reiten konnte. — Der seit einigen Wochen flüchtige und wegen Unterschlagung steckbrieflich ver folgte Bürgerschullehrer Gerlach aus Marien berg hat in der Nacht des Montag bei seiner Familie vorgesprochen und sich dann auf seinen eigenen Wunsch, um sicy dem königl. Landgerichte zu stellen, nach Freiberg fahren lassen. — Hauptgewinne 2. Klasse 128. königl. sächs. Landeslotterie. 1. Ziehungstag am 5. August. 40,000 Mark auf Nr. 89,236 (Taeu- ber, Leipzig). 30,000 Mark auf Nr. 70,245 (Albert Kuntze, Dresden). 15,000 Mark auf Nr. 53834 (Alfred Klose, Dresden). 5000 Mark auf Nr. 37091 39524 69583 75301. 3000 Mark auf Nr. 5941 11249 22939 39705 57476. — Der Turnlehrer Otto Bruno Werner aus Limbach hatte sich am Montag vor der Ferienstrafkammer des königl. Landgerichts wegen Majestätsbeleidigung zu verantworten. Die Verhandlung fand in geheimer Sitzung statt. W. wurde für schuldig befunden und zu einer Gefängnisstrafe von drei Monaten verurteilt. kl-^ Dresdner Schlachtviehmarkt den 5. Aug. 1895. Auf dem letzten Schlachtviehmarkt waren zum verkauf gestellt: 482 Rinder, (005 Schweine, 849 Hammel und 3(5 llälber, in Summa 2649 Schlachtstücken. Lür den Zent ner Schlachtgewicht von Rindern bester Sorte wurden 62—65 Rlk., für Rkittelware einschließl guter Rühe wurden 58—60 Rlk., für leichtere Stücke 45—50 Rlk. bez. Engl. Lämmer das paar im Gewicht zu 50 Kilo Fleisch 65—68 2Nk., das paar Landhammel, in derselben Schwere 62—64 Rlk. Der Zentner lebendes Gewicht von 'Landschweinen engl. Kreuzung galt 42—44 Rlk-, zweiter IvaHI hiervon 58—44 Rlk. — Ein ganz gefährlicher Einbrecher, der Bergarbeiter Karl Püschmann aus Kirch berg bei Oberlungwitz, welcher am Dienstag früh aus der Bezirksanstalt Stollberg i. E. nach dem Zuchthause Waldheim transportiert werden sollte, ist aus genannter Anstalt aus gebrochen. Die Flucht erregt das grö'/e Aufsehen, ist Püschmann doch aus eir. >- Raume ausgebrochen, dessen Fenster stark ver- immer irr Bretn i g. (Sparkassen-Bericht auf d. I.) In 114 Posten wurden 7460 Mk. 72 Pf. eingczahlt, dagegen in 40 Posten 5145 Mk. 16 Pf. zurückgefördert, 12 neue Bücher ausgestellt und 2 kassiert. Bretnig. In munterer und fröhlich ster Weise hielt am Sonntag der hiesige Jugendverein in dem großartig geschmückten Saale des Gasthofs zur goldenen Sonne leinen Ball ab. Schon während des Nach- Ulittags herrschte daselbst reges Leben, da der Verein ein Vogelschießen veranstaltet hatte. Der Mittelpunkt des Abends war eine zu Eer Zufriedenheit ausgefallene Tafel, welche auch durch ein Tafellied die echte Würze be kam. Das Ballvergnügen, das nach der Dafel wieder fortgesetzt wurde, vereinte die Beteiligten bis zur vorgerücktesten Stunde. — Daß einem Weizenkerne 23 und einem Roggenkerne 18 Halme entwachsen sind, dürfte für unglaublich gehalten werden. Und doch ist dies Heuer der Fall gewesen. Diese zwei Gewächse überlieferte uns ein Freund unseres Blattes und können dafür Interessierende dieselben in der Expedition dieses Blattes einer Besichtigung unterziehen. Zeitung für die Bretnig, Kauswalöe, Großröhrsdorf, Mrsnkmlhal unö Umgegmö. — Am 1. Oktober d. I. werden es 10 Jahre her sein, daß das erste der Arbeiter- versicherungsgesetze, welches die Auszahlung v°n Renten verfügte, seinem materiellen Inhalte nach in Kraft trat. Es ist deshalb interessant, zu sehen, wie sich die Rentenzah lung seit jener Zeit entwickelt hat. Nach dem letzten Ausweis der Rechnungsergebnisse der Berufsgeuoffenschaften beträgt die Zahl der auf Grund des Unfallversicherungsgesetzes Renten beziehenden Personen über 200,000. Dazu kommen nun noch diejenigen Renten empfänger, welche auf Grund der Jnvalidi- täts- und Altersversicherung rentenberechtigt geworden sind. Ziehen wir von den jüngst über die überhaupt erfolgte Bewilligung von Alters- und Invalidenrenten veröffentlichten Zahlen die infolge Todesfalles oder sonst ein- gegangenen Renten ab, so bleibt immer noch eine 300,000 beträchtlich übersteigende Anzahl übrig. Man wird also nicht fehlgehen, wenn Man die Zahl derjenigen Personen, welche uuf Grund der Arbeiterversicherungsgesetze Renten beziehen, gegenwärtig auf über eine halbe Million annimmt. Was übrigens das Verhältnis der Invaliden- zu den Altersren ten betrifft, weiches im Anfänge oes Bestehens bei Jnvaliditäts- nnd Altersversicherung zu Gunsten der letzteren außerordentlich überwog, io hat sich dasselbe nunmehr bereits so ge staltet, daß die Zahl der überhaupt bewillig ten Invalidenrenten über die Hälfte, die der gegenwärtig gezahlten also noch einen größe ren Bruchteil der Altersrenten ausmacht. Auch die Kenntnis der Jnvalidenrentenbestim- mungen scheint sich beträchtlich erweitert zu haben. Die zurückgewiesenen Anträge auf Bewilligung von Invalidenrenten betragen nur noch 20 Prozent aller erhobenen Ansprüche, während sich die gleiche Zahl bei den Altersrenten auf 14 Prozent beläuft. — In Obersteina wurde am 27. Juli beim Kornmähen der Bruder des Gutsbesitzers seifert von einer Kreuzotter in den Fuß ge bissen. Da sofort ärztliche Hilse in Anspruch genommen wurde, hofft man, daß keine nach teiligen Folgen verbleiben werden. Der Ver- , letzte ist Soldat und war auf Ernte-Urlaub — Wieder ein Petroleumunglück. In gittert waren, dazu kommt noch, daß derselbe keine Füße mehr besitzt, denn beide sind vor längerer Zeit amputiert worden; nur an scheinend mit größter Mühe konnte er sich von einer Stelle zur andern bewegen; Püsch mann ist leicht kenntlich, er hat eine künstlich eingesetzte breite Nase, blonde Haare und nur Strümpfe als Beine, und so dürfte es sicher bald gelingen, ihn wieder hinter Schloß und Riegel zu bringen. — Neueren Berichten zufolge ist der aus der Stollberger Bezirksanstalt entflohene Ein brecher Püschmann schon am Dienstag Abend emige hundert Meter von der Anstalt entfernt auf einem Kornfelde, wo er sich versteckt ge halten hatte, wieder eingefangen worden. — Eine Feldzugs-Erinnerung eines alten 105ers vom 2. Bataillon dürfte manchem ehe maligen Kameraden vom 6. Regiment weh mütiges Gesenken verursachen. Der Brave fuhr, wie ein alter 105er mitteilt, das Gewehr und der Helm mit Sträußchen geschmückt, von seiner Garnison Plauen über Crimmitschau, Gößnitz, Gera per Eisenbahn nach Frankreich. Einer der liebsten Kameraden von der 8. Kom pagnie stürzte auf dem Bahnhofe in Gera aus dem Zuge. Er war tot, sein Haupt zer schmettert. Der erste Tote bis zum 18. August. — Am Sonntag versucht- ein 92jähriger in Coswig wohnhafter Greis keinem Leben ein Ende zu machen, daß er dicht vor dem Mühlgrabenschützen am Wehr beim Forsthaus in Plauen in die Weißeritz sprang. Ein Schutzmann und ein Dresdner Sergeant, die vorübergingen, zogen den Lebensmüden jedoch alsbald wieder an das Land und sorgten für seine Unterbringung bei Verwandten desselben in Plauen. — Der 13jährige Schulknabe Christian Fleißner aus Münchenreuth treibt sich schon seit drei Monaten — wie er es schon früher mehrfach gethan — als Landstreicher im Vogtlands umher. Ein sicheres Erkenn ungszeichen des Knaben ist das Fehlen des ersten Gliedes an der großen Zehe des rech ten Fußes. Fleißner ist der nämliche Bursche, der im Winter 1893 bei seinem Landstreicher leben Hände und Füße erfroren hatte. Er wird von der Hofer B-Hörde gesucht. — Ueber einen Besuch sächsischer Sänger in Wien lesen wir in der „N. Fr. Pr." u. a.: Der Leipziger Lehrer-Gesangverein wird in der Stärke von 200 Sängern mit seinem Dirigenten, Kapellmeister Hans Sitt, der gegenwärtig in erster Linie als Nachfol ger Karl Reineckes in der Leitung der Leip ziger Gewandhauskonzerte genannt wird, am 29. September d. I. in Wien eintreffen und im großen Musikvereinssaale zwei Konzerte veranstalten. Der Leipziger Verein wiro in Wien durch den Bruderverein „Sch ubertbund", empfangen werden, der auch die Vorbereit' . .... . Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^11 Uhr, für die Somlabend-Nmnmer bis Freitag vormittag ss, 11 Uhr einzusenden ^"«Jnsera!«" welche ^n^oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, »erden an gedachten Tagen nur bis vormrttagS 9 Uhr angenommen. urne» ereilt adM .-gehe» er j» «ns narsch