Volltext Seite (XML)
Allgemeiner Anzeiger Zeitung für die Ortschaften: Redaktion, Druck und Verlag von N. Llhurig, Bretnig. Inserate, die gespaltene Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeinen Anzeiger nehmen außer unfern Expedition in Bretnig dieHerre« A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft Inserate bitten wir für vie Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag »/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag»/, 11 Uhr einzufenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bi« vormittag« 9 Uhr angenommen. Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" -nerteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei freierZusendung durch Boten ins - aus 1 Mk. 20 Pf., durch die Post iMk. exkl. Bestellgeld. Vrelnig, Wsuswalöe, Großwhrsöorf, ArsnKenthsl unö Amgegenö. Expedition: Bretnig Nr. 138. Nr. 57. Mittwoch, den 17. ZMi 1885. 5. Jahrgang. Bekanntmachung. Die gesamte hiesige freiwillige Feuerwehr steht unter dem Oberkommando eines voms Gemeinderat zu wählenden »ranvdirekt-r-, welchem bei Schadenfeuern rc. in Stell vertretung des Gemeindevorstandes die Leitung des Feuerlöschwesens obliegt. Den Anordnungen des Branddirektors in seiner amtlichen Eigenschaft ist unbedingt Folge zu leisten. Indem »er Unterzeichnete solches hiermit zur öffentlichen Kenntnis bringt, wird noch bekannt gegeben, daß als Branddirektor Herr Gemein-eältester Adolf Petzold Kat.-Nr. 63 vom Gemeinderat gewählt unv von der königl. Amtshauptmannschaft bestätigt worden ist. Bretnig, den 15. Juli 1895. Der Gemeindevorstand. Gedler. terhaltende Teil, der nunmehr folgte, bestand — Ein entsetzliches Unglück, oas drei Menschenleben zum Opfer forderte, ereignete sich am Freitag mittag gegen 11 Uhr indem sogenannten Gärtner-Bergwerkein Gießmanns- dorf bei Zittau, woselbst drei Bergleute unter — Die am 1. Januar d. I. angestellten Erhebungen des Bestandes innerhalb der deutschen Turnerschaft gelangten jetzt durch den Geschäftsführer der letzteren, Herrn Dr. Ferd. Goetz, zur Veröffentlichung und spiegeln dieselben die Entwickelung und den Stand der deutschen Turnsache in allen ihren Einzel heiten wieder. Aus der Fülle des hierauf bezüglichen statistischen Materials seien folgende Daten hervorgehoben: Es wurden am 1. Januar gezählt Vereinsangehörige über 14 Jahre 529,925 gegen 490,455 im Vorjahre, also Zuwachs 29,470, davon waren 270,528 turnende Mitglieder, gegen 257,910 am 1. Januar 1894. Die Zahl der Zöglinge (14 bis 18 Jahre alt) betrug 81,540 gegen 73,483 im Vorjahre, mithin mehr 6057. Vorturner zählte die deutscye Turnerschaft am 1. Januar 1895 27,057 gegen 25,348. In 4536 Orten bestanden Turnvereine gegen 4270 zur Zeit der vorhergehenden Ausnahme. Vereinseigene Turnplätze besitzen jetzt 718 Vererne gegen 710. Vereinseigene Turn hallen besitzen 372 gegen 362. Schulturn hallen benutzen 1128 Vereine gegen 1052 im Vorjahre. In diesen Zahlen giebt sich! eine erfreuliche Fortentwickelung der deutschen Turnerschaft kund. — Nach der Einweihung der neuen Dresdener Elbbrücke in voriger Woche fragte Ihre Majestät die Königin ihren erlauchten Gemahl, welchen Weg er zur Rückfahrt zu nehmen wünsche. »Ich dächte", war die lau nige Antwort des Königs, „nachdem wir über Deine Brücke gegangen sind, können wir nun zur Abwechslung über meine Brücke fahren.* Die königl. Equipage nahm dann auch den Weg über die Albertbrücke. punkt des praktischen Teiles mar aber auch der in der 5. Nachmittagsstunde erfolgte An- 8tiff auf das Scheunengebäude des Gehöftes Vr. 62, wobei unsere Feuerwehr den auf »em Gebiete des Löschwesens gestellten An forderungen durchgehends gerecht wurde. Hieran schlossen sich die Verbandsverhand- ^"gen, welche nachm. l/,5 Uhr in der „Klinke" Hannen und vom Vorsitzenden Herrn Brand direktor Nikolaus-Kamenz eröffnet und geleitet Wurden. Nachdem derselbe die Anwesenden, besonders die Wehren von Großröhrsdorf aufs, Herzlichste begrüßt und unseren König als: Protektor gebührend gefeiert hatte, erscholl! Uach einem kräftigen, auf denselben ausge- vrachten Hoch der Gesang der Sachsenhymne. Hierauf meldete sich Herr Gemeindevorstand Gebler zum Worte, um namens der hiesigen Gemeindevertretung Herrn Adolf Petzold in ^betracht seiner Verdienste, die er sich wäh lend des 18jährigen Bestehens der hiesigen Feuerwehr um dieselbe erworben habe, unter Überreichung der Epauletten zum Brand direktor zu ernennen. Herzliche Dankesworte richtete alsdann der Dekorierte an die Ge- vleindevertretung und bekundete seinen Dank besonders durch ein Hoch auf dieselbe. Alsdann schritt man weiter zur Behandlung des ^Ichäftlichen Teiles, indem Rechenschaftsbe- ?cht erstattet wurde und das neue Grundge- >etz, welches ganz dem sächsischen Lanoesgesetze ""gepaßt ist, zur Erörterung und einstimmigen Annahme gelangte. Dem Rechenschaftsbericht infolge, erzielte man im vergangenen Jahre «me Einnahme von 112,98 Mk., während dv,7l) Mk. ausgegeben worden sind, sodaß «2,28 Mk. als Kassenbestand verbleiben. Nachdem die Statistik über die Hilfeleistung sämtlicher zum Verbände gehörenve Feuer- n/ehren vorgetragen, beschloß man, nachdem "lese Angelegenheit eingehends besprochen wor- dtn war, bei der kgl. Amtshauptmannschaft oahin vorstellig zu werden, daß Verwundete, welche bei Kämpfen mit Zigeunern leicht entstehen könnten (bekanntlich sind bei Zi- ' Leunerplagen oder Wassersnot die Feuerweh ren zu alarmieren) auch Anspruch aus Unter- »utzung aus der Bezirkskasse zu machen be-i—, echngt sind, sobald oie Ortskasse unzureichend Aufsicht eines Steigers mit den Abteufen '"n sollte. Sympathische Aufnahme fand eines neuen Schachtes beschäftigt waren. Man vertliche- und SSchstfches. hieraus die Mitteilung von der Anmeldung 17 der Großröhrsdorfer freiwilligen und C. G. Bretnig, den 17. Juli . Großmannschen Fabrikfeuerwehr, welch' beide Bretnig. Am Sonntag hielt der Wehren mit einem stürmischen Hoch begrüßt Verband der freiwilligen Feuerwehren im wurden. Alsdann erfolgte die Justifikation Bezirke der kgl. Amtshauptmannschaft Kamenz der Jahresrechnung und die Wahl der Stadt seinen 14. Verbandstag hierselbst ab. Wenn Pulsnitz als Ort des nächsten Verbandstages, auch die Witterung zu wünschen übrig ließ, Nachdem noch vom Kommandanten der frei- so hatten sich trotzdem sämtliche zum Verbände willigen Feuerwehr zu Großröhrsdorf etliche gehörende Wehren teils in großer, teils in Worte des Dankes für die freundliche Auf- Viinderzahl eingefunden. Sobald jede Wehr nahnie gezollt worden waren, erreichten die ^schienen Ivar, gruppierte sich 1»/z Uhr der Verbanosverhandtungen ihr Ende. Der un- ein buntes Bild bietende Festzug neben dem terhaltende Teil, der nunmehr folgte, bestand „Anker" und durchzog unseren teilweise mit - in einem Kommerse, an welchem die Kame- Flaggenschmuck ausgestatteten Ort bis zur i raden teilweise bis zum Aufbruch freudigen „Klinke", woselbst zunächst Schulübungen Anteil nahmen. Der Erwähnung wert sei seitens der hiesigen Feuerwehr, wie auch . noch, daß die hiesige Feuerwehr für ihre Leist- ^ie Inspektion derselben durch die Herren ungen mit der Zensur „Sehr gut" ausgezeich- VranddirektoreuNikolauS-Kamenz, Hauptmann- net worden ist. Am Feste hatten sich 398 Marienstern, Peta-Königsbrück und Borsdorf- i Mann beteiligt und zwar waren erschienen : Pulsnitz vorgenommen wurden. Ein Haupt- Großröhrsdorf mit 75 (frw. 56 und Fabctt- " - - " feuerwehr 19), Rammenau 56, Kamenz 30, Königsbrück 25, Pulsnitz 40, Brauna 3, Biehla 4, Hauswalde 40, Elstra 25 und Panschwitz mit 3 Mann. Unsere Feuerwehr war in einer Stärke von 87 Mann vertreten. war bereits im Begriff, den Füllort fertig zu stellen, als herabrieselnder Sand das Zu sammenbrechen des Erdreichs ankündigte. Auf den Zuruf des Steigers Feurich sprangen die Leute schleunigst auf die Fahrt, um sich zu retten. Leider war es bereits zu spät, die plötzlich hereinbrechenden Sandmaflen verbrei teten sich zu schnell und verschütteten den Stei ger und die ihm folgenden 3 Bergleute voll ständig. Die sofort angestellten Rettungs arbeiten wurden unter möglichster Anstrengung betrieben, doch gelang es erst nach einstün diger mit Gefahr verbundener Thätigkeit, den Steiger Feurich noch lebend zu retten, wäh rend es leider nicht möglich war, die bedau ernswerten Bergleute vor dem entsetzlichen Erstickungstode zu bewahren; dieselben konnten nur als Leichen zu Tage gefördert werten. Zwei der Verunglückten stammen aus Gieß- mannSdorf, der eine von ihnen hinterläßt eine Witwe mit drei unerzogenen Kindern, von denen das älteste 6 Jahre alt ist. Der dritte Verunglückte stammt aus Reibersdorf und hinterläßt eine Witwe und fünf Kinder. — Ein abenteuerliches Gerücht von Doppelmord u. s. w. durchläuft den Plauen- schen Grund. Am Montag früh traf der Waldläufer des Barons v. Burgk im Wind bergbusche drei kartenspielende Männer, denen er scherzend zurief, es sei heute kein Sonntag mehr. Da sie aber entgegneten, sie arbeiteten nur des Nachts, glaubte er, es seien Berg leute und ließ sie unbehelligt. Am anderen Morgen betrat er wieder die Lichtung und fand 2 von den Männern je an einem Baume erhängt vor; von dem dritten war keine Spur vorhanden. Bis jetzt ist die Persönlichkeit der Beiden noch nicht festgestellt; aus der Um gegend von Burgk sind sie nicht. Hoffentlich bringen die im Gange befindlichen behördlichen Erörterungen Licht in die ziemlich rätselhafte Sache. — Daß ein Eisenbahnzug durch einen Vogel angehalten wird, dürfte wohl zu dem „Noch nicht Dagewesenen" zu rechnen sein. Ein Bauzug fuhr, wie man aus Dresden schreibt, nämlich am Freitag früh gegen 4 Uhr langsam von der Hochbahn kommend bis zur Weiche an der Gärtnergaffe. „Titi- titi" tönt da ganz unverhofft das bekannte Bremssignal mit der Mundpfeife. Der. Ma- schmenführer pfeift reglementsmäßig ab und der Zug steht still. „Ja, was ist denn los?", fragt der Zugführer, „warum halten Sie, ich habe doch gar nicht zum Bremsen gepfiffen?" — „Freilich!" — „Nein!" — Da, als eben ein Wort das andere gab, tönte wieder das irreführende „Titititi", aber, wie sie jetzt alle sahen und hörten, aus einem Parterre fenster eines Hauses, mo ein Vögelchen im Bauer diesen groben Bahnfrevel fortgesetzt in aller Unschuld ertönen ließ. — In Ansprung bei Zöblitz trug sich am Freilag ein schreckliches Unglück zu. Der Gutsbesitzer Thiele machte mit einer Mäh maschine das Gras auf seinem Felde nieder. Sein dreijähriges Söhnchen hat wahrscheinlich den Vater auf Sem Felde ausgesucht und setzte sich, unbemerkt von demselben, in das Gras, in dessen Nähe die -Mähmaschine arbeitete. Auf das Schmerzensgeschrei des unglücklichen ! Kindes hin sah der beklagenswerte Vater, daß dasselbe mit den Füßen in Vie Mähmaschine . gekommen war, welche dieselben entsetzlich zer- fleischte, so daß sie abgenommen werden müssen. — Der Leitung des Chemnitzer Bundes schießens ist ein rechtes Mißgeschick passiert. Man hatte nämlich ganz und gar vergessen, das Bundesbanner, das sich in dem vorjäh rigen Festorte Weißenfels befand, herbeizu schaffen oder die Weißenfelser Schützenbrüder zur Ueberführung desselben einzuladen. Man mußte sich hier also ohne Bundesbanner be helfen, und die Weißenfelser sind derart erzürnt, daß sie das Banner ohne Sang und Klang an den Bundesvorsitzenden nach Leipzig ge schickt haben. — Der in Plauen i. V. ausgebrochene Maurerstreik hat schon eine ziemliche Ausdeh nung angenommen. Von den anwesenden Maurern, gegen 600, hatten bis Donnerstag mittags über 300 die Arbeit eingestellt. Viele auswärts wohnende Maurer, darunter auch einige böhmische, haben die Stadt ver lassen. Die Streikenden erhalten pro Woche 10 Mark aus der Streikkasse, wozu bei den Verheirateten noch 1 M. für jedes Kind kommt. Die Streikenden wissen, daß noch viere Häuser fertig werden sollen, deren Wohnungen schon für den 1. Oktober vermietet sind. Die betr. Meister sind weniger gegen eine Lohnerhöhung, als gegen die Einführung der zehnstündigen Arbeitszeit. Gegenwärtig werden, die Früh stücks- und Vesperpause abgerechnet, 11 Stun den gearbeitet. — Dem Ausstande der Maurer in Plauen i. V. sind bis jetzt über '.400 Arbeiter bei getreten. Eine Arbeitsniederlegung der Zim merleute steht bevor. — Der in Olbernhau als Mörder ver haftete Kutscher Felber soll noch eine zweite Blutschuld auf der Seele haben. In Grün hainichen verschwand 1889 plötzlich der aus Sayda gebürtige 25jährige Knecht Heinrich Gustav Berndt. Dieser hatte sich am 15. Juli am Spätvormittag nach einer längeren Fahrt eine Stunde niedergelegt um zu ruhen, und ist seitdem spurlos verschwunden. Es war zwar damals eine Untersuchung einge leitet worden, die jedoch resultatlos verlief. Der Kleinknecht, der damals mit dem Groß- knecht Berndt zusammen diente, hieß Felber und war aus Görsdorf, und die Angehörigen des Verschollenen wollen wissen, daß jener Felber und der gegenwärtig wegen des Ver dachts des Mordes in Olbernhau verhaftete eine und dieselbe Person ist. Sie haben der Behörde auch mitgeteilt, wie sie sich erinnern, daß der Verschollene geklagt, es gefalle ihm im Dienste nicht mehr so recht, da der Klein knecht sehr neidisck sei, weil er (Berndt) als Großknecht die Spazierfuhren mit den hübschen Trinkgeldern habe, während der Kleinknecht mehr die Lastsuhren zu besorgen hatte, auch versuchte, ihn Mm jungen Herrn zu ver klatschen. — In der äußeren Halleschen Straße zu Leipzig wurden am Sonnabend drei Real schüler festgenommen, die ihren Eltern in Graz durchgebrannt waren. Der eine der Durch- i gänger hatte noch 230 Gulden bei sich.