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Redaktion, Druck und Verlag von A. Schurig, Bretnig. Sonnabend, de» 8. Zuni 1895 5. Jahrgang. Nr. 46. 33 Reichstagswahlkreisen eingefunden. Die kleidete sich aus und ging auf den Turm. — Am Sonnabend abends ist zu Chem nitz von einem Unbekannten auf einen Beam- teu des Werkstättenbahuhofs, Namens Hau schild, ein Mordversuch unternommen worden. Hauschild wurde, auf dem Nachhausewege be griffen, auf dem vom Schlachthofe nach Hil bersdorf führenden Fußwege von einem Unbe kannte» angesprochen und ein Stück begleitet, sodann aber wieder verlassen. Am Schlacht hose angelangt, bemerkte Hauschild noch Licht in der Roßschlächterei und sah nun in einer Anwandlung von Neugierde durch eine Thür öffnung in oas Innere des Vorhofes. In diesem Augenblick erhielt er von dem ihm nachgeschlichenen Unbekannten ledenfalls mit einem Beile einen Schlag auf den Kopf. Bei dem nun stattgefundenen Kampfe hat Hauschild noch mehrere schwere Verletzungen am Kopfe erhalten, worauf der Angreifer, nachdem Hau schild um Hilfe gerufen, über die Wiesen nach dem Zeisigwalde entfloh. Der Thater hatte es jedenfalls auf eine Beraubung abgesehen, ohne jedoch diese Absicht zu erreichen. Hau schild befindet sich trotz der großen Verletzun gen den Umständen angemessen sehr wohl, und es wird gehofft, ihn am Leben zu erhal ten. — Das Berufungsgericht zu Chemnitz verurteilte jetzt 32 Mitglieder des Gesang vereins „Vorwärts" wegen Fortsetzung dieses verbotenen Vereins zu Gefängnis und Geld strafen. — Die dem Verband der Bauhandwer ker und der Innung geprüfter Maurer- und her stören lassen, ihre Elternpflichten zu er füllen. — Der Fleischer Ehrlich aus Dresden, der dieser Tage in Naundorf bei Freiberg beim Durchgehen seines Pferde» tätlich ver unglückte, hat das betreffende Pferd in der letzten Pferde-Lotterie gewonnen. Der Ge winn ist ihm also zum Verhängnis geworden. — Am Dienstag abend in der siebenten eingetragen; Otto Paul, S. des Fabrikarb. Otto Pottrich. — Karl Gustav, S. des Tage arbeiters Karl Julius Werse. Heirats-Register. Die Ehe schloffen: Otto Bruno Fichte, Fabrikarbeiter, mit Mar tha Lina Roch. — Gustav Alwin Guhr, Dicnst- Oertliches und Sächsischer. Bretnig, den 8. Juni 1895. — Das Sommerfest des Radfahrerklubs Großröhrsdorf wird am Sonntag den 23. Juni d. I. im Nieder-Gasthof daselbst abge halten. — Der Gauturntag des Meißner Hoch- Irnd-Turngaus beschloß in seiner Sitzung am März d. I., bei dem diesjährigen Gau- turnfeste in Wehrsdorf am 30. Juni nächst einem Einzelwettturnen ein Vereins-Muster tiegenturnen mit Wertung einzuführen. Der technische Unterausschuß, welcher sich eingehend mit dieser Angelegenheit beschäftigt hat, hat d. a. sestgestellt, daß jeder Verein, welcher Fest besucht, verpflichtet ist, mindestens eine Musterriege, 8 Mann stark genügend, zu Men. Die Wertung des Riegenturnens soll folgenden Gesichtspunkten aus geschehen: ö) Ausführung der Uebuugen durch die Ein- Selnen; b) Ausführung der Uebungen durch ">e Gesamtheit; o) Verhalten der Riege. Da» Ergebnis des Riegenturnens soll nach Punkten Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ttr11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag' r!1 Uhr einzufenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. lung der Streikenden am 6. Juni vormittags den Beschluß faßte, auf den erhobenen Mehr forderungen unbedingt zu verharren. — In diesem Semester hat an der Lau- desuniverfität Leipzig die juristische Fakultät noch an Etudentenzahl zugenommen, die philo sophische ihren Stand ziemlich gewahrt, die theologische dagegen nicht weniger als etwa 300 und die medizinisch« rund 2L0 Studie rende eingelüßt. Unter den Studierenden sind 2540 Reichüangehörige, 198 Angehörige anderer europäischer und 60 Angehörige außer europäischer Staaten. — Unterhalb de» Moseler Berges bei Meerane wurde dieser Tage der Handelsmann Hermann Rohoe mit einer Kopfwunde aufge funden ; nicht weit davon lag das von ihm benutzte Veloziped. Wie sich herausgestellt hat, ist Rohde den sehr steilen Berg hinab gefahren, hat vielleicht das Rav nicht mehr erhalten können und ist dadurch herabgeschleu dert worden, wodurch er sich die Verletzung zuzog, welche etwa eine Stunde später den Tod desselben zur Folge hatte. — Beim Ausräumen der Düngergrube wurde der Gutsbesitzer Uhlemann in Narsdorf bei Borna infolge der Einwirkung giftiger Gase ohnmächtig. Sein erwachsener Sohn, . der ihin zur Hilfe herbeieilte, verfiel demsel ben Schicksal. Beide wurden noch atmend aus ihrer schrecklichen Lage befreit, doch ver- j starb der ältere Uhlemann nach kurzer Zeit. Den Sohn hofft man am Leben zu erhalten. Expedition: Bretnig Nr. 1.16. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition in Bretnig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größerm Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 5. Juni 1895. v. Erdmarm-dorsi. Versammlung beschloß, die Landtagsfraktion zu beauftragen, nötigenfalls eine Neuorgani sation der Partei vorzunehmen. Ferner soll in der nächsten Landtazssefsion ein Antrag eingebracht werden, in welchem die Unentgelt lichkeit des Schulunterrichts für ganz Sachsen gefordert wird. — Au» Rache dafür, daß die Stations verwaltung zu Wurzln einen I2jährigen Schulknaben vom Perron fortgewiesen hatte, entkuppelte da» Bürschchen heimlich zehn zum Abgänge bereitstehende Güterwagen. Hätte man den Bubenstreich nicht noch rechtzeitig bemerkt, so hätte leicht ein großer Schaden herbeigeführt werden können. -- Ein trauriges Los wurde der Familie des Möbelpoliers Griesbach zu Leisnig be- schieden. Die Frau desselben zeigte vor einigen Wochen Spuren geistiger Trübung, infolge dessen sie nach dem Krankenhause überführt wurde. 14 Tage darauf verschluckte das vier jährige Söhnchen des Gnesbachschen Ehepaares eine Bohne und erstickte daran. Die Mutter, welche inzwischen aus dem Krankenhause ent lassen worden war, geriet nun aus Gram da rüber vollständig in Geisteskrankheit und mußte in ein Irrenhaus überführt werden. Der Ehemann ertränkte sich aus Verzweiflung über das Familienunglück vor ca. 8 Tagen in der Mulde. Seine Leiche wurde am Sonnabend Kirchenuachrichten von Hauswalde. Trinitatisfest: Abendmahl, Beichte vorm. 8 Uhr. Getauft: Karl Franz Edmund, S. d. K. M. Gnauck, Zimmermanns u. Häuslers in H. - Elsa Frida, T. d. E. E. Richter, Häuslers u. Leinw. in H. — Auguste Frida, T. d. G. E. Oswald, Häuslers, Leinwebers u. Glöckners in H. — Adolf Paul, S. d. F. A. Zschiedrich, E. u. Zigarrenarbeiters in B. Getraut: Martin Wilh. Roch, Schneider- mstr. in Großröhrsdorf, mit Anna Ottilie Liebsch in Bretnig. — Ernst Rob. Prescher, Aufwärter an der Kgl. Sächs. Staatseisenbahn in Löbtau, mit Martha Alma Haufe in Haus walde. Beerdigt: Fr. Ida Emilie verw. Zschied- ttch geb. Damm in H., 29 I. 5 M. 18 T. alt. Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" nerteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei freier Zusendung durch Boten in.L aus 1 Mk. 20 Pf., durch die Post iMk. exkl. Bestellgeld. Zeitung für die Ortschaften: Bretnig, Ksuswslöe, Großröhrsöorf, KranKenthal und Umgegenö. ganze Jahr. — Juni trocken mehr als naß, lung eröffnet. Den Vorsitz führte Kaden-Dre»- füllt mit gutem Wein das Faß. — Ist der den. Es hatten sich 60 Delegierte aus den Juni gar zu naß, bringt er keinem Menschen - -- was. — Vier mal Juniregen bringt zwölffa chen Segen. Bevor Johannistag sich erpropt, der Landmann keine Gerste lobt. — Vor V — Diejenigen Mannschaften des Beur- ^"tenstandes, welche in diesem Jahre in § ?Aen eine Einziehung zu einer Uebung K Artigen, haben zu beachten, daß eine Steuer- t Geiling für die betreffende Zeit nicht ohne vom 8. bis 13. dieses Monats gesperrt. Der Verkehr wird auf die Flügelwege L und Wegen Aufbringung von Maffenschutt und Abwalzung wird der von Großrohrs- VI gewiesen. ^ors und Bretnig nach Seeligstadt führende Kommunikationsweg — Flügel IV — innerhalb de» Fischbacher Staatsforstreviers für den Fahr- und Reitverkehr für die Zeit von je i—5 gewertet werden, so daß 15 Punkte erreicht werden können. Das Turnen biner Riege soll nicht länger als 20 Minuten Mern. Das Musterriegenturnen beginnt so- l"rt «ach den allgemeinen Freiübungen. Es f^gt dann das Turnen der Altersriegen und Mießen sich daran Turnspiele. Als solche "uv zunächst bestimmt „Jagdball", „l „Dritten abschla^n". Du» M»en findet am Festsonntag früh statt. Mnen nur solche Turner daran teilnehmen . e in einem Mil» regelmäßigen Turnstunden besuchen. Als "Ästümliche Pflichtübungen werden aufgestellt:! I'Mitsprung", „Hantelstemmen" und „Stab- - Usprung". Der Weitsprung wird' auf das Minimum von 3 Meter 50 Ctm. ohne Sprungbrett festgesetzt. Das Stemmen soll der 75 Pfd. schweren Hantel mit beiden -Men erfolgen; der fHochsprung mit Stab Mnnt 1 Meter 50 Ctm. Die Wertung: ßAd Weitsprung 20 Ctm. I Punkt, beim Mtelstemmen 2 mal heben 1 Punkt, beim Mbhochsprung 10 Ctm. I Punkt. Zum Ge- Murnen werden Reck, Barren und Pferd ^inunt; an jedem Gerät sind 2 Pflicht- und b Kürübung zu turnen, welche nach der Aschen Wettturnordnung gewertet werden Kirchennachrichten von Frankenthal vom 16. bi» 31. Mai 1895. Beerdigt: Friedrich Moritz Oehme, Haus und Feldbesitzer und Webermeister in Fran kenthal, 53 I. 5 M. 18 T. alt. — Fried- rich Wilhelm Löpelt, Schmiedemeister in Frankenthal, 49 I. 3 M. 26 T. alt. Trinitatisfest: früh 8 Uhr: Beichte und Kommunion, Vr9 Uhr: Hauptgottesdienst, nachm. 1/22 Uhr: Kindergott-Sdienst. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburts-Register. An Geburten wurden Zimmermeister angehörigen Arbeitgeber in Leipzig beschlossen, sämtliche Bauplätze zu schließen, falls die Arbeiter bis Montag den _ ! angebotenen Mindestlohn von 40 Pf. und den! knecht, mit Emma Franziska Hille. — Bern- Maximallohn von 45 Pf. pro Stunl e nicht hard Martin Söhnel, Schneider, mit Emilie acceptieren sollten, worauf dann eine Versamm- i Hulda Rasch. Johannis bitt' um Regen, hinterher ist's un gelegen. — Nordwind im Juni vom Bestand, weht das schwerste Korn in's Land. — Wer auf St. Medardu» (8. Juni) baut, der erhält viel Flachs und Kraut. — O heiliger Veit (15. Juni) o regne nicht, damit er uns nicht an Gerste gebricht! — Ist es am Fronleich nam (24. Juni) schön, wirst du im Feld deine Freude seh'». — Juni feucht und warm, macht den Bauer nicht arm. — Wittert's in das frische Gras, tanzt die Magd um's Butter- saß. — Bezüglich der Frage der künftigen Gestaltung des Militäroienstes der Volksschul lehrer verlautet nach neueren Mitteilungen aus der Reichshauptstadt, daß ihre befriedi gende Lösung zwar zu erwarten, aber noch nicht endgiltig erfolgt ist. — Einem Stolpener Fuhrwerksbesitzer, der vor einigen Tagen in den Wald fuhr, um Holz zu holen, trat auf Wilschdorfer Revier ein Mann vollständig nackt entgegen. Der Fuhrwerksbesitzer nahm den anscheinend geistig Gestörten auf seinen Wagen und^ lieferte ihn an die Gemeinde Wilschdorf ab. Später wurde Burgball" ei' iu das Stolpener Krankenhaus aufgenom- ^frübÄ^ :""" — Lon „noblen Reisenden" wird aus ^fundm. lwe Lurner oaran^eunenmen^ Meißen berichtet. Eine englische Familie, aus ! d?m Gau angehörigen Vereine Pionen bestehend, hatte sich dm er Tage — - . e hinein dortigen Gartenrestaurant hauslrch niedergelassen. Sie verzehrte daselbst das mit gebrachte Frühstück und trank dazu ein Glas Kulmbacher. Als das Glas geleert war, füllte man es höchst eigenhändig an der Wasserlei tung wieder voll und stillte so bei einer Zeche von 20 Pfennigen Hunger und Durst. — In der Kirche zu Ottendorf bei Mitt weida nistet seit Wochen ein Rotschwänzchen- paar. Es hat durch ein wegen der Lüftung stets offenes Fenster Zu- und Ausgang. Das Nest befindet sich auf einem Absätze zwischen Schiff und Chor, also bei den Gottesdiensten mitten in der Gemeinde. Die Vögel haben sich weder durch die vielen Menschen um sie her, noch durch Orgel- und Liederklänge bis- r lüttes stattfindet. Nur dann, wenn infolge zeitweisen Einberufung zum Militär- I »U großen Schaden in den Erwerbs- oder > - „.^Mmensverhältniffen des Einberufenen der- besuchte em Mann m den Zwanziger eintritt, daß Letzterer die veranlagte 3"^" Clobade-Anstalt m Blasenntz, ? oder Bedrückung nicht zu entrichten ^^^e und ging auf den Turm, kann vom königl. Finanzministerium Imbrie er mittels Revolver emen L>chuß 4k leiser Erlaß bewilligt werden. In sol- "b' schoß sich hwrauf m die Fällen genügt aber keineswegs die Vor-!^^^ und stürzte rücklings m den Strom. LM des Militärpasses bei der Steuer- E? wurde nach dem Selbstmörder ge- M^de, sondern es ist bei letzterer ein schrift- E' ^is jetzt ist er noch Nicht gefunden M?' die näheren Umstände darlegendes w^den. In der Anstalt hatte er einen Zet- um erlaßweise Minderung der Ein- ... unterlassen, worauf „Paul Wolf, Küfer, ^steuer anzubringen. ! ^emmtz, Viktoria-Hotel", geschrieben stand. KV Bauernregeln für Juni. Wenn kalt — Am Sonntag vormittags wurde in der Juni war, verdirbt er meist das : Döbeln die sozialdemokratische Landesversamm-