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Allgemeiner Anzeiger : 22.05.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189505221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18950522
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18950522
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Bemerkung
- Beilagen für 1895 gesammelt in einer Ausgabe am 01.01.1895
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-05
- Tag 1895-05-22
-
Monat
1895-05
-
Jahr
1895
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 22.05.1895
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Volttische Rundschau. Deutschland. * Der Kaiser ist zur Jagd in Prökel - Witz eingetroffen und gedachte daselbst einige Tage zu verweilen. Am Freitag hielt ihm dort der Staatssekretär des Reichsmarine-Amts Holl mann einen Vortrag. * Der Kaiser soll in die Angelegenheit v. Kotze persönlich eingegriffen haben, wodurch weitere Duelle unterbleiben. * Das Plenum des Bundesrats gedachte sich noch in dieser Woche mit dem Gesetzentwurf be treffend die Bekämpfung des un lauteren Wettbewerbs zu beschäftigen. Daß zur Zeit auch das Börsenreformgesetz schon zur Beratung kommen wird, dürste sich dagegen kaum ermöglichen lassen. *Die Mitteilungen über den Rücktritt des Staatssekretärs v. Bötticher sowie über sonstige Veränderungen in der Besetzung hoher Reichsämtcr entbehren der ,Nordd. Allg. Ztg/ zufolge „jeder Grundlage und scheinen lediglich das Ziel zu verfolgen, Beunruhigung hervorzu rufen." *Die Session des Reichstages soll ungefähr Mitte nächster Woche geschlossen werden. Lie Absicht, die man früher gehegt, um der Arbeiten der Justizkommission willen eine Vertagung eintreten zu lassen, ist aufgegeben worden. * Dem Reichstage ist folgende Petition zuge gangen: „Der Reichstag wolle beschließen, das jetzige Auskunftsw esen in der Art einer Reform zu unterwerfen, daß von Gesetzeswegen die bisherige Bedingung „unter Verschwiegenheit und unter Vorbehalt" aufgehoben wird und daß die Auskunftsbüreaus fortan verpflichtet sein sollen, jedem Interessenten die über ihn kursierende Auskunft zur Einsicht vorzulegen, damit der Beurteilte einerseits falschen Gerüchten entgegentretcn und anderseits die für ihn günsti gen Momente unter Angabe von Referenzen unter Beweis stellen kann." *Vor einiger Zeit tanchte einmal die Nach richt auf, daß die preußische Regierung dem Landtage ein neues Vereinsgesetz vor legen wolle. Die Verbesserung des als veraltet bezeichneten Vereins- und Versammlungsrechts sollte hauptsächlich in gewissen Beschränkungen und Verschärfungen bestehen, weshalb die in Aussicht gestellte Vorlage nicht unzutreffend als eine Ergänzung oder ein Ersatz des Umsturz- gcsetzes gekennzeichnet wurde. Wie jetzt jedoch als ziemlich sicher angenommen werden kann, ist eine solche Vorlage gegenwärtig nicht zu er warten. Oesterreich-Ungarn. *Gryf Kalnoky hat den Kaiser erneut um Abschied gebeten, und der Kaiser hat diesem Gesuch zugestimmt. Kalnoky erhielt die Brillanten zum Großkreuz des Stephansordens. Zu seinem Nachfolger wurde Graf Agenor Goluchowsky, ehemaliger Gesandter am rumänischen Königshofe, ernannt. — Durch diesen Wechsel ist die Lösung der ungarischen Krisis erleichtert. *Die Nachricht von der Abberufung des päpstlichen Nuntius Agliardi erweist sich als unrichtig oder mindestens als verfrüht. Angeblich wird ein solcher Schritt der Kurie in der That erwartet, jedoch ist er noch nicht erfolgt. *Es ist zweifellos, daß der antisemi tische Führer Dr. Lueger in den nächsten Tagen zum Oberbürgermeister von Wien gewählt werden wird; thatsächlich führt er jetzt schon die Geschäfte. Wahrscheinlich wird der ganze Gemeinderat aufgelöst ; bei den Neu wahlen werden die Antisemiten eine große Mehr heit erhalten. Die liberalen Fraktionen Oester reichs befinden sich eben in völliger Zerfahren heit; Lueger aber und seine Anhänger werden nun zeigen müssen, daß sic ihre vielfachen Ver sprechungen auch wahr zu machen verstehen. Frankreich. * Regierungsseitig will man in Frankreich der Arbeiterwohnungsfrage näher treten. Der Handelsminister will ein Rund schreiben an die Präfekten erlassen, das sich mit dieser Angelegenheit beschäftigt. Es soll danach Kin Klückskinö. 16j (Fortsetzung.) „Rose, retten Sie sich!" schreit Edgar und greift das Tier mit seinem Spazierstock an. Aber die Bestie stößt den ritterlichen Mann auf die Erde und bearbeitet ihn mit den zum Glück noch kurzen Hörnern. Da packt Phylax zu und Ischen schlägt das Tier mit seiner gewaltigen Keule auf den Kopf, daß es flieht, verfolgt von dem bissigen Hunde. Rose ist bei dem blutenden Edgar nieder- gcknict. Keuchend ruft sie Jochen herbei. „Komm," befiehlt fie, „hilf mir den Herrn Baron an die Halde tragen, wo er vor der Bestie sicher ist." Sic selbst greift mit an. Edgars Auge ist geschlossen, aber er liegt sicher am Waldrande. Rose läuft klagend zum Bache und feuchtet ihr Taschentuch an, um es dem Ohnmächtigen auf die Stirn zu pressen. Da öffnen sich die Augen, sie blicken verwundert umher, die Brust hebt sich höher. „O mein Gott," ruft Rose und aus ihrer Stimme spricht hingebende Liebe, „fühlen Sie sich besser, Edgar?" Jochen holt schon einen Wagen, bald ist er da und Edgar mit Lieblers Hilfe hineingebracht. Langsam fährt man nach dem Herrcnhause, ein reitender Bote holt den Doktor des nächsten Ortes herbei. Rian trägt Edgar auf das Sofa, wo ihn eine zweite Ohnmacht niedcrwirst. Da tropft in den Städten durch die Polizeibehörden, auf dem flachen Lande durch die Ortsvorstände eine eingehende Umfrage betreffs der Wohnungsein richtungen für die arbeitenden Massen veran staltet werden. Das solcher Art gewonnene Material soll dann als Grundlage für Er richtung von Privatgenossenschaften zur Her stellung billiger Arbcitcrwohnungen dienen. * Die sozialistischen Abgeordneten richteten einen Brief an den Ministerpräsidenten Ribot, worin sie ihn ersuchen, er möge ihnen Gelegenheit geben, in parlamentarischer Debatte seine Rede in Bordeaux zu widerlegen, worin er behauptet hatte, die Sozialisten hätten keinen praktischen Reformantrag eingebracht und machten nur Phrasen. Italien. *Der Marineminister Morin befür wortete in einer zu Spezia gehaltenen Wahlrede die Verminderung des Marinebud gets. Wenn man die Unsummen bedenkt, die Italien für seine Riesenpanzer ausgegeben hat, so begreift man, daß Morins Rede lebhaften Beifall fand. Der Minister vertraut jedoch darauf, daß die Besserung der Finanzen seiner Zeit eine Erhöhung des Marinekredits wieder gestatten werde. Belgien. * Der belgischen Deputiertenkammer steht für die nächsten Tage eine lebhafte Debatte bevor, zu welcher das Verhalten der Sozial demokraten Veranlassung gibt. Der Kammer präsident Beernaert hat die Erklärung abgegeben, daß der sozialistische Abgeordnete Desfuisseaux nur dann zum Sekretär der Kammer gewählt werden könne, wenn er auch allen damit ver bundenen Verpflichtungen, wie Teilnahme an Hoffestlichkeiten, nachkomme. Der Abg. Desfuisseaux weigert sich, eine solche Zu sage zu machen, und die Kammer wird über die Sache ihr Urteil abzugeben haben. Spanien. *Zur Niederwerfung des cubanischen Aufstandes will Marschall Martinez Campos erst am 20. d. die entscheidenden Operationen beginnen. Bis dahin hat er den Aufständischen Bedenkzeit zur Unterwerfung gelassen. Rußland. * Rußland steht im Begriff vorzuschlagen (oder hat schon vorgeschlagen), die Besetzung der koreanischen Häfen seitens Rußlands bis zur Erfüllung sämtlicher Friedensbedin gungen vorzunehmen. Japan dürfte jedoch diese Vorschläge ablehncn. Die öffentliche Meinung in Peterburg ist unzufrieden, weil Rußland aus dieser Angelegenheit mit leeren Händen hervor- gehcn werde. Atan meint, es sei jetzt noch Zeit, dies zu ändern. Balkanstaaten. * Zwischen türkischen Truppen und aslb an e s is ch en Stämmen haben wieder Z u - sammenstöße stattgefunden, weshalb inPlava und Gußinje Unordnung herrsche. Zahlreiche albanesische Flüchtlinge suchen Zuflucht in Monte negro. Amerika. * In Arizona haben Jndianerbanden verschiedene Bergarbeiter - Gesellschaften ange griffen; Kavallerie ist entsendet worden, um die Indianer zu verfolgen. Es wird ein allge meiner Auf st and befürchtet. Asien. *Die japanische Regierung zeigt große Rührigkeit, ihre neugewonnene Stellung thatsächlich zur Geltung zu bringen. Noch be steht der Nicaragua-Kanal nur in Gedanken, aber bereits ist, laut einer Mitteilung aus Tokio nach New Aork, die japanische Regierung be müht, sich dieselben Rechte zu sichern, welche die übrigen Mächte hinsichtlich des Kanals erhalten könnten. Schon jetzt also sucht sie in den Besitz des Meistbegünstigungs-Rechtes zu gelangen. Deutscher Reichstag. In der Donnerstagssitzung wird der Gesetz entwurf über den gegenseitigen Beistand der Be hörden bei Einziehung von Abgaben in dritter Lesung genehmigt, desgleichen der Gesetzentwurf betr. die Fürsorge für die Witwen und Waisen von Personen des Soldatenstandes, sowie der Gesetzentwurf betr. Blut auf die Erde; Rose schreit laut auf und wehklagt vor ihm knieend. Endlich, endlich ist der Doktor da und hilft den Kranken zu Bette bringen. Rose offeriert dazu ihr bestes Gemach. Nach einer bangen halben Stunde erscheint Doktor Hellwig endlich und sagt: „Sie können den Patienten jetzt sprechen. Geben Sie ihm etwas Portwein. Die Bestie hat das Bein mehrfach verwundet; auf ein Haar Halle Ihre Lebensrettung, gnädiges Fräulein, ihn das Leben gekostet." „Großer Gott!" „Aber, wie gesagt, es ist gut gegangen. Ich komme morgen wieder. — Noch eins, daß der Kranke nicht transportiert wird. Mindestens acht Tage muß er stillliegcn." Er ging, Rose aber trat, zum Patienten hin; ihr Herz bebte. Edgar empfing sie selig lächelnd. Rose beugte sich zu ihm nieder: „Ist Ihnen besser?" „Mir ist unaussprechlich wohl, Rose." „O, dieses schreckliche Ereignis!" „Ich segne es Rose, denn es hat mir gezeigt, daß ich Sie — liebe, daß Sie — Mir wieder gut sind." Sie senkte das Köpfchen. Er reichte ihr die Hand hin, die sie zitternd ergriff. „Rose," flüsterte er dann, „wollen Sie mir diese kleine Hand zum Bunde fürs Leben ,reichen?" Sie nickte. O, du Engel!" Er zog sie zu sich nieder, «r küßte den Abänderung des Reichs-JnvalidenfondsgesetzeS. — Es folgt der zweite Nachtragsetat, verbunden mit dem Nachtragsetat für die Schutzgebiete. Abg. Graf Limburg-Stirum (kons.) beantragt, den Nachtragsetat an die Budgetkommission zu verweisen, namentlich müsse die Frage der Gehälter der Kanal beamten geprüft werden. Die der höheren Beamten seien zu hoch, der Präsident soll das gleiche Gehalt wie ein Eisenbahnpräsident beziehen, obgleich er nicht annähernd so viel zu verwalten habe wie dieser. Wenn Preußen diesen Kanal gebaut hätte, würde die Verwaltung erheblich billiger ansfallen. — Staatsminister v. Bötticher: Die Positionen des Nachtragsetats seien nicht nach Willkür angestellt, sondern nach sorgfältiger Erwägung und Begründung. Man habe sich dafür entschieden, daß der Kanal nicht unter preußischer, sondern unter Reichsverwaltung stehen solle, und zwar hauptsächlich aus Gründen der Benutzung des Kanals durch Angehörige frenider Staaten. Billiger hätte Preußen die Verwaltung auch nicht gestalten können. Man könne noch nicht wissen, welche Ausdehnung die Verwaltung des Kanals annehmen werde. Entgegen Zeitungsnach richten wolle er noch erklären, daß der Eröffnungs termin (am 20. Juni) wird innegehalten werden können, die vorgekommenen Rutschungen seien schnell zu beseitigen. — Abg. Lieber (Zentr.) ist mit Verweisung der Vorlage an die Budgetkommission einverstanden. Dort könnten auch die Bedenken des Abg. Grafen Limburg-Stirnm erledigt werden. — Abg. Hammacher (nat.-lib.) tritt ebenfalls für Verweisung an die Budgetkommission ein, die ent scheiden könne, ob die geplante Organisation der Behörden nicht zu großartig sei und auch ob einzelne Positionen nicht zurückgestellt werden können. Er habe den Eindruck, als wenn hier wiederum ein büreaukratischer Geist gewaltet hätte, obwohl er die Uebertragung der Verwaltung an das Reich für richtig halte. — Abg. Richter (fr. Vp.) findet die Neichsverwaltung zweckmäßiger als die preußische Landesverwaltung. Er sei stets für Sparsamkeit, bei dem Präsidenten des Kanalamts brauche man sie aber nicht geltend zu machen, da 10 500 Mk. Gehalt nicht zu viel wären. Wenn ge sagt werde, daß ein Eisenbahnpräsident auch nicht mehr beziehe, so sei er der Ansicht, daß das Gehalt der Eisenbahnpräfidenten überhaupt zu niedrig ist. Die neuen Ausgaben würden wahrscheinlich durch die höheren Einnahmen des Etats gedeckt werden, ohne eine Erhöhung der Matrikularbeiträge herbeizuführen. — Abg. Graf Limburg- Stirum (kons.) versteht nicht, wie der Abg. Richter noch immer für eine künstliche Erhöhung der Einnahmen arbeiten könne, nachdem er doch den damit verfolgten Zweck, die Ablehnung der Tabak steuer, erreicht habe. Man werde jetzt nichts anderes thun können, als ein Pauschquantum zu bewilligen. Ter Nachtragsetat wird sodann nach kurzer Debatte an die Budgetkommission verwiesen. — Es soll die Beratung des Gesetzentwurfs wegen Abänderung des Zucker st euergesetzes folgen. — Abg. Paafche (nat.-lib.) bittet seinen mit diesem Entwurf verbun denen Antrag von der Tagesordnung abzusetzen. — Abg. Meyer-Halle (fr. Vgg.) stellt darauf den Antrag auf Absetzung auch der Regierungsvorlage von der Tagesordnung. — Abg. Lieber (Zentr.) widerspricht dieser Zurückziehung, und der Präsident erklärt, weshalb er den Antrag Paasche zusammen mit dem Geseyentwnrf auf die Tagesordnung ge setzt habe. — Abg. Paasche (nat.-lib.) zieht darauf seinen Antrag auf Absetzung von der Tagesordnung zurück. — Abg. Meyer- Halle hält seinen Antrag aufrecht, er wird abgelehnt. — Abg. Singer (soz.) beantragt die Vertagung des Hauses und erklärt, er würde die Beschlußfähigkeit bezweifeln, falls der An trag abgelehnt würde. Der Antrag Singer wurde abgelehnt und zur Auszählung geschritten. Das Haus ist bei Anwesenheit von nur 169 Mitgliedern beschlußunfähig, so daß die Sitzung abgebrochen wer den muß. Am Freitag steht das Zucker st euer-Not- gesetz zur Beratung. Staatssekretär Graf von Posadowsky weist zur Begründung desselben auf die Notlage der Landwirtschaft und der mit ihr verbundenen Zuckerindustrie hin. Er bitte, das Not gesetz anzunehmen, durch seine Ablehnung würde die agrarische Agitation sicher verstärkt werden, denn dann könnte mit Recht gesagt werden, der Reichstag ! hätte zwar platonische Sympathien für die Land- ; Wirtschaft geäußert, sei aber nicht zu haben, sobald es zu handeln gelte. Eine Herabsetzung der Prämien könne die Zuckerindustrie in diesem Augenblick ohne schwerste Schädigungen nicht ertragen. Die Industrie könnte zur Not die üble Lage des Zuckermarktes über stehen, sie könne sich salvieren; der Landwirtschaft, dem Rübenbau, sei es aber unmöglich, zu bestehen. Es habe lange gedauert, bevor man sich seitens der Industrie über die anzuwendcndcn Mittel geeinigt habe. Als ein solcher Vorschlag sei der Antrag Paasche anzuschen. Das Schwergewicht ruhe in der Kon tingentierung, der Einschränkung der Produktion und des Baues neuer Fabriken. Ein weiteres Mittel wäre die Einführung einer Staffelsteuer, wobei auf keuschen Mund, den noch kein Mann berührt. O, Edgar von Güldau kannte die Frauen. Nun waren sie verlobt. „Willst du dich noch bedenken, Mein Eigen ganz zu sein? Willst du dein Herz mir schenk« Für ewig und allein?" Ja, sic hatte sich entschieden: Edgar hieß die Losung, Edgar für immer. Mamsell Dora Ritter brachte es zuerst in Erfahrung. Ein entsetzlicher Schrecken durchfuhr ihr Gebein, aber — sie schwieg. Als sie Rose ihren Glückwunsch herstotterte, dachte fie: Wozu soll ich meinen Liebling ängstigen? Es ist doch zu spät. Der Mensch entläuft nie seinem Schicksal, und was ihm bestimmt ist, das muß er geduldig auf sich nehmen! Möge unser gnädiger Herrgott alles zum Besten lenken. Groß war die Freude bei Landrats, als das Ereignis bekannt ward, denn Ella hielt viel auf Güldau, während Kurt oft sagte : „Junge, wie hast du dich geändert; wie bist du solide geworden." Lucie von Raven, die insgeheim aus den Assessor gerechnet, war am meisten unzufrieden mit den Thatsachcn, doch schlug sie sich die Sache bald aus dem Sinn, denn sie hatte zur tragischen Natur durchaus keine Anlagen. Als Edgar wiederhcrgestellt war, beriet er mit Rose beider Zukunft. „Sieh, Rose," meinte er, „während meines Schmerzenslagers habe ich alles überdacht: ich gebe die StaatSlaufbahn auf und widme mich der Landwirtschaft. Ich brauche dich dann nie zu verlassen." die kleineren und mittleren Fabriken besondere Ruä' sicht zu nehmen wäre. Nach diesen Gesichtspunkts sei ein Gesetzentwurf ausgearbeitet, der aber wB erst dem nächsten Reichstage zugehen werde. Bon läufig müßte man die Ausfuhrprämien aufrecht halten- — Abg. Meyer-Halle (freis. Vgg.): Wenn d« Not dieses Gesetz erzeugt habe, warum seien den« die Herren von der Rechten nicht hier? Fast dreW Jahre lang habe seine Partei die Abschaffung dtt Materialiensteuer vertreten, und die Zeit hätte W Recht gegeben. Nun werde er mit derselben Energ« den Kampf gegen die Zuckerprämien führen. SW heute seien viele Zuckerfabrikanten von der Schädlich keit der Prämien überzeugt, weil diese zu ein« Steigerung der Produktion führten. — Preuß. Lam- wirtschastsminister Frhr. v. Hammerstein erklärt es schwebten Verhandlungen mit Oesterreich um Frankreich auf Ermäßigung der Exportprämie aber der Reichstag müsse die Position der Reichs regierung hierbei kräftigen und daher dem vor geschlagenen und notwendigen vorläufigen Schritts zustimmen. Deutschland müsse vor allein suchen, a«I dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu bleiben, und des halb bitte er dringend, dieses Notgesetz anzunehme«- das zunächst auf zwei Jahre in Kraft bleiben solls — Abg. Spahn (Zentr.) erklärt, daß seine Partei diesem Gesetz zustimmen werde. Angesichts der schwebenden internationalen Vereinbarungen dürste« jetzt die Zuckerprämien nicht weiter herabgesetzt werden. — Abg. Paasche (nat.-lib.) bittet us Wohlwollen für die Vorlage und hofft, sie werde bald zum Abschluß gelangen. Der Vorwurf des Schatzsekretärs, daß die Linke nur platonische Liebe zur Landwirtschaft hege, sei nicht gerechtfertigt. Abg. Schippel (soz.): Die Uebcrproduklion werde durch die Ausfuhrprämien hervorgerufen. WarB solle man gerade den Rübenbauern gute Preise garantieren? — Abg. v. Staudy (kons.) spricht die Hoffnung aus, daß sich die Fürsorge dtt Regierung nicht nur auf den Rübenbau, sonder« auch auf den Körnerbau erstrecken werde. Gegen das Zuckersteuergesetz von 1890 habe er und ei« großer Teil der Konservativen gestimmt und die be fürchteten Folgen seien auch eingetreten. Dem AntraS Paasche und dem System der Kontingentierung stehe er ablehnend gegenüber. Die Regierungsvorlage bitte er anzunehmen. — Abg. Rösicke (wild) tritt sie die Vorlage ein; cs wäre ein Fehler, ohne Rücksicht aus die schwebenden Verhandlungen die Prämien t« ermäßigen. — Die Abgg. Leuschner (fretkoM Szmula (Zentr.) und Lotze (Antis.) erklären sich für die Vorlage. — Nach einigen Bemerkungen des Abg. Meyer (fr. Vgg.) schließt die erste Beratung- — Zur zweiten Beratung liegt ein Antrag Späh« vor, die Ermäßigung der Prämiensätze in die Macht befugnis des Bundesrats zu stellen, und eine Reso lution Paasche, die Regierungen möchten dem Rcichs- ! tage bald ein neues Zuckersteuergesetz zustellen. s Der Antrag Spahn wurde angenommen, über dtt Vorlage selbst fand namentliche Abstimmung statt die 140 Stimmen dafür und 46 dagegen ergab, st daß also das Haus sich als nicht beschlußfähig er wies. — Nächste Sitzung Montag. Prruklschrr Landtag. Am Donnerstag beriet das Herrenhaus über de« Währungsantrag des Grafen Mirbach, welcher de« internationalen Bimetallismus als das Endziel bl- - zeichnete. Der Ministerpräsident Fürst Hohenlohe und , Ncichsbankpräsident Koch, sowie die Oberbürgermeister Becker und Bräsicke erklärten sich dagegen, doch wurde der Antrag unverändert angenommm. Am Freitag erledigte das Herrenhaus das Ge richtskostengesetz und die Gebührenordnung für Notare' unverändert nach den Beschlüssen des Abgeordnete«- ! Hauses. Außerdem wurde der vom Grasen Klinkott- ström eingebrachte Gesetzentwurf betr. Abänderung^ des Jagdpolizeigesetzes angenommen. Uon Uah «nd Fern. Bom Kriegerverein Dessau ist vor einigen Wochen der Gedanke angeregt, zur Erinnerung an die vor 25 Jahren erfolgte Mobilmachung des deutschen Heeres im Juli einen General' appell in Dessau abzuhalten, an dem alle Kampf genossen aus dem Kriege 1870/71 teilnehme« werden. In einer hier zur Beratung des Fest programms stattgefundenen Sitzung des engere« Ausschusses wurde die Abhaltung des Festes auf den 21. Juli festgesetzt. Am gedachten Tagc wird auf dem Kasernenhofe Feldgottcsdienst vo« einem Feldgeistlichen, der den siegreichen Krieg mitgemacht, abgehalten. Nach dem Gottesdienst Festzug und Kommers auf „Tivoli". Seitens der Stadtvertretung ist die Beteiligung an der Feier bereits zugesagt, ebenso haben 17 anhaltiM Kriegervereine zur Teilnahme sich bereit erklärt- Der Schneidemühler Unglücksbrunnen Der vom Ministerium nach Schneidemühl ge- „O, das ist entzückend," entgegnete Raft- „ja, ja, bleibe stets aus Birkan bei mir." „Gewiß! Und nun müssen wir uns die Ei«' willigung der Vormünder einholen. Ick de«^- wir reisen morgen." „Wie du es willst!" Und so gcschah's. Die Vormünder hatten nichts gegen die Person Güldaus einzuwenden; Vollbrecht er» wähnte sogar ihre gegenseitige, wenn auch etwa* weitläufige Verwandtschaft. Am wenigsten zu frieden war Schmalfuß. Er suchte Rose bei Rombergs auf und gewann wirklich einen Augen' blick, in dem er mit ihr allein sprechen konnte- „Liebes, liebes Fräulein," sagte er, - „nun ist es doch gekommen, wie ich es am wenigsten wünschte!" Rose lächelte: „Es ist alles Bestimmung, Herr Kommer' zienrat!" . „Ja, fast sollte man's glauben! Aber ein» thun Sie mir zuliebe!" „Wenn ich's kann!" 1 „Sie beschränken den — Kredit JhreS Ver lobten, eventuell Ihres Gatten!" „Wie denken Sic darüber?" „Bis zu 50 000 Thaler können Sie gehek das schadet Birkau nichts." „Gut," entschied Rose, ich sende es Jh"^ schriftlich." Sie wandte sich an Edgar, der schon frag»- „Was will denn der alte Herr?" „Es sind geschäftliche Sachen, die du spä'^ hin führen mußt; mir ist's zu viel!" . , Edgar von Güldau lächelte; er war befnetE
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