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Allgemeiner Anzeiger Zeitung für die Ortschaften Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeiner Anzeiger nehmen außer unserer Expedition in Bretnig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft Expedition: Bretnig Nr. 136 Bretnig, Kauswalöe, Großröhrsöorf, Mankenthal unö Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" merteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei freier Zusendung durch Boten ins L aus 1 Mk. 20 Pf., durch die Post 1Mk. exkl. Bestellgeld. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag >/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag V,11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Redaktion, Druck und Verlag von N. Schurig, Dretniz. Nr. 22. Sonnabend, den 16. März 1895. 5. Jahrgang. Montag den 18. März Vieh- u. Krammarkt in Elstra. Donnerstag den 21. März Viehmarkt in Kamenz. 5-1 Oertliche- und Sächsische-. Bretnig, den 16. März 1895. Bretnig. Ein Ueberblick über die Opfer der Liebe und Dankbarkeit, welche in nerhalb unserer Sächsischen Landeskirche von ganzen Gemeinden und einzelnen Personen im Interesse des kirchlichen Wesens nur in einem Jahre gebracht werden, gewährt große Freude. Zu den Neubauten von Kirchen tritt die liebevolle Fürsorge für das Einzelne, welche Großes und Kleines ins Auge faßt — von großartiger Renovation an bis herab zu den feingestickten Linnen, die zum Dienste im Heiligtum erforderlich sind. Die kleinsten Und ärmsten Gememden wetteifern nach Kräf ten mit großen, reichbegüterten Orden um die Würde ihrer Gotteshäuser. Aus der Fülle dieser Notizen, welche trotz ihrer Kürze 26 eng gedruckte Spaltseiten ausfüllen, wobei Vollständigkeit noch ausgeschlossen bleibt, sei Nur einiges erwähnt. In der Ephorie Chem nitz hat sich die Gemeinde Gruna von der Mutterkirche zu Reichenbrand abgelöst. Sie zählt 4452 Einwohner und hat sich ein Got teshaus erbaut, zu welchem am 16. Mai 1892 der Grundstein gelegt und dessen Glocken weihe am 24. Juli 1893 vollzogen werden konnte. Eine Spende von 1500 Mark und die Schenkung des Bauplatzes war der An fang zum Kirchenbau, welcher 850 Sitzplätze hat, ein Vosäur-Geläut, eine Orgel mit 30 Stimmen und eine Heizungsanlage. In Aue (Ephorie Schneeberg) wurde am 3. und 4. Sept. 1893 die neuerbaute Nikolaikirche ge weiht. Zu dieser Kirche hatte im Jahre 1858 ein Bürger der Stadt die erste Gabe ge spendet. Seine 300 Mark bildeten den Grundstock des Kirchenbaufonds. Ueber 20 Jahre hatte dieser Fonds nur unwesentliche Vergrößerungen erfahren, da beschloß man im Jahre 1885 eine Hauskollekte zu sammeln. Der Ertrag war ganz bedeutend. 21750 M. kamen zusammen, sodaß nunmehr das Werk fest in die Hand genommen werden konnte. Im Jahre 1891 kam es zur Grundsteinleg ung. Mitten im Winter, welcher ganz be sonders mild war — am 15. Januar 1892 — konnte die Hebefeier des Gotteshauses stattfinden. An den Geschenken aus der Mitte des Gemeinde selbst in Geldwert von 19056 M., ebenso wie an den Beihilfen des Landeskonsistoriums in Höhe von 22000 Mk. bewahrheitet sich das Wort: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Bretnig. Der hiesige Jugendverein feiert morgen Sonntag sein Stiftungsfest im Gasthof zur Sonne. Dasselbe besteht (s. Ins.) in Gesang, humoristischen Vorträgen, Dekla mationen und Ball. Hierbei wird, wie wir hören, ein Entree von 15 Pf. erhoben, wel ches dem hiesigen Turnhallenbaufond zufließen fE. Im Hinblick auf diese gute Sache dürste es an zahlreichem Besuche keineswegs mangeln. Bretnig. Wie allerorts, so beab sichtigt man auch hier den Geburtstag des Altreichskanzlers Sr. Durchlaucht des Fürsten Bismarck zu begehen. Zur Besprechung über eine entsprechende Feierlichkeit hatten sich am Sonntag im Gasthof zum „Anker" die hies. Vereinsvorstände versammelt, in der man sich dahin einigte, die Feier in Form eines K»m- merses zu begehen. Am kommenden Sonn tag findet eine abermalige Zusammenkunft derselben statt, zwecks dessen die Aufstellung des Programms vorgenommen werden soll. — Die jüngst erfolgte Beisetzung des sächsischen Staatsministers von Thümmel in der Familiengruft in Nöbdenitz hat die Er innerung daran geweckt, daß in der mitten in jenem Dorfe stehenden mächtigen Eiche der am 1. März 1824 hier verstorbene alten- burgische Minister Hans Wilhelm Thümmel begraben liegt. In dem innern Raum der Eiche war damals eine Gruft gegraben, aus gemauert und überwölbt worden und darin lag die irdische Hülle des Ministers, nicht in einem Sarge, sondern auf einer Moosbank. Im Laufe der Zeit hat es der Baum fertig gebracht, eine Seite ganz zu schließen und auf der anderen Seite dre eiserne Thür hinauszutreiben, so daß man gegenwärtig nicht mehr in das Innere des Baumes sehen kann. — Am Sonntag nachmittags in der 3. Stunde entstand auf der Chausseebrücke zu Meißen ein Menschenauflauf, weil eine schein bar geistig gestörte Frau den Versuch machte, mit einem etwa 5jährigen Mädchen in den Elbstrom zu springen. Die Lebensmüde wurde aber an der Ausführung ihrer Absicht durch hinzueilende Leute noch rechtzeitig ver hindert. — Die Remontemärkte in Sachsen fin den dieses Jahr sämtlich im Monat April statt, und zwar am 1. in Freiberg, am 2. in Frankenberg, am 3. in Chemnitz, am 4. in Reichenbach, am 5. in Zwickau, am 6. in Rochlitz, am 8. in Liebertwolkwitz, am 9. in Dahlen, am 10. in Lommatzsch, am 17. in Großenhain, am 18. in Kamenz, am 19. in Bautzen und Löbau, am 20. in Großhenners dorf und am 21. April in Pirna. — Zu dem Kapitel vom „gekränkten Künstlerstolz" wird jetzt wieder aus Glauchau ein Beitrag geliefert. In einer Theaterbe sprechung behauptete der Kritiker der „Glau chauer Zeitung", daß ein Mitglied des gegen wärtig in Glauchau gastierenden Freiberger Stadttheaters mehrmals zu hastig und des halb undeutlich gesprochen habe. Obwohl nun diese Rüge in die wohlwollendsten Worte ge kleidet und derselbe Fehler schon von anderer! Seite früher gerügt worden war, erhielt der Kritiker doch von dem Schauspieler — Max Hanisch nennt sich der Herr — eine „künst lerisch-bescheidene" Zuschrift, in der es u. a. heißt: „Ich kann Ihnen nur den freund schaftlichen Rat geben, gehen Sie zu einem Spezial-Ohren-Arzt und lasten Sie sich unter suchen, denn die Undeutlichkeit meiner Aus sprache liegt entschieden nur an Ihrem Ge hör." — Unglaublich klingt es, wenn man erzählen hört, wie die Gutsbesitzersfamilie! Neef in Burkersdorf bei Kirchberg von einem, ruchlosen, bis jetzt noch nicht ermittelten Men schen zugesetzt wird. Vor ungefähr 3 Jahren war der erwachsenen Tochter das Gesicht mit Schwefelsäure übergossen worden, später hatte man die Familie in der Wohnstube mit Stein würfen bedroht, und in diesen Tagen hat man versucht, die Familie mittels Explosion eines mit Pulver gefüllten Thonrohres zu verderben. Letzteres fand man am Morgen mit verlösch ter Zündschnur auf dem Fensterstocke der Wohnstube liegen. Das Erlöschen der Zünd schnur ist jedenfalls aufgethautem Schnee zu verdanken. — Obwohl die Leipziger „Vormesse" noch bis zum nächsten Sonnabend den 16. März währen soll, sind doch bereits sehr viele Meßfreunde, die ihre Muster ausgelegt hatten, in die Heimat abgereist. Der Verein zur Hebung des Fremden- und Geschäftsver kehrs hat eine Aufforderung an die Meßbe sucher erlassen, daß sie ihre Meßlager noch nicht aufheben möchten, weil verschiedene nach Leipzig gelangte Nachrichten beweisen, daß viele sonst regelmäßig gekommene Einkäufer von der Vormesse gar nichts gewußt haben; dieser Rat scheint aber nur von wenigen In dustriellen beherzigt worden zu sein. Einige Fabrikanten, die mit dem Geschäftsgänge der Vormesse nicht zufrieden sind, wollen auch zu der „Kleinmesse" nach Ostern mied er nach Leipzig kommen, um ihren unter den Klein händlern befindlichen Kunden Gelegenheit zu geben, Bestellungen zu machen. Die besten Geschäfte haben nach übereinstimmenden Be richten die Porzellan- und Glasfabrikanten gemacht. — Vor dem Disziplinarhof zu Leipzig soll alsbald nach Ostern die Verhandlung gegen Leist, den früheren Kanzler von Kame run, stattfinden. Zum Referenten ist der hamburgische Bundesrats-Bevollmächtigte Dr. Krüger bestellt. Da dieser in letzter Zeit wiederholt erkrankt war, mußte der Verhand lungstermin so weit hinausgeschoben werden. Wenn Leist vor der Disziplinarkammer zu Potsdam zu seiner Entschuldigung behauptete, die Ursachen der Unzufriedenheit, die zu dem späteren Aufstande führte, seien schon in der Zeit zu suchen, als er die Stellvertretung des Gouverneurs Zimmerer noch nicht über nommen hatte, so haben sich für die Richtig keit dieser Behauptung Anhaltspunkte nicht ergeben. Dem Gouverneur Zimmerer wird im Gegenteil das Zeugnis eines sehr pflicht getreuen Beamten ausgestellt, der sich Aus schreitungen der Art, durch die sich Leist auf den sittlich niedrigen Standpunkt der Dualla stellte, nie hat zu schulden kommen lassen. Herr Zimmerer, der Baier von Geburt ist, ist seiner Natur nach etwas derb und grob körnig. DieserUmstand mag wohl nicht un wesentlich dazu beigetragen haben, daß ein ersprießliches Zusammenwirken mit den in Kamerun ansässigen Europäern, die meist Hamburger sind, nicht recht möglich war. Herr Zimmerer wird nach Ablauf seines Ur laubs nicht wieder nach Kamerun zurückkeh ren. Ein Nachfolger für ihn ist noch nicht bestimmt. Litterarisches. Der „Häusliche Ratgeber", prak. tisches Wochenblatt für alle deutschen Haus frauen, mit den Gratisbeilagen „Mode und Handarbeit" und der illustrierten Kinderzei- tung „Für unsere Kleinen". Verlag von Robert Schneeweiß in Breslau. Preis vier teljährlich 1,25 Mk. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. Es kann ohne Uebertreibung behauptet werden, daß die genannte Wochenschrift zu den besten und am weitesten verbreiteten Frauen- Zeitschriften gehört, die in dem letzten Jahr zehnt in so großer Anzahl allenthalben entstan den sind. Das in mehr als 70 000 Exem plaren über ganz Deutschland verbreitete Blatt ist den deutschen Hausfrauen ein.fast unent behrlicher treuer Berater in allen häuslichen Angelegenheiten geworden. Die uns vorlie gende Nummer 10 des IX. Jahrganges zeigt wieder recht deutlich, daß die Verlagshandlung nach Kräften bemüht gewesen ist, den Leserin nen des Blattes in jeder Beziehung das Beste zu bieten. Es wäre nur zu wünschen, daß die dort gegebenen Ratschläge ni-,t unbeachtet blieben. Ganz besonders wertvoll ist die illustrierte Rubrik „Handarbeiten". Sehr nied lich ist auch die beigegebene illustrierte Kin derzeitung „Für unsere Kleinen", die von unserem Nesthäkchen stets mit Freuden begrüßt wird. Denjenigen Damen, denen der „Häus liche Ratgeber" unbekannt ist, raten wir ein Probeabonnement zu bestellen. Probenum mern versendet auf Wunsch der Verlag jeder zeit gern gratis und franko. Kirchennachrichten von Frankenthal vom 1. bis 15. März 1895. Getauft: Helene Ida, des Gutsbesitzers Philipp in Bretnig T. — Otto Max, des Wirtschaftsbesitzers Petzold in Bretnig S. — Paul Ewald Bruno, der Fabrikarbeiterin Haufe in Bretnig S. Getraut: Wirtschaftsbesitzer Gustav Her mann Arnold mit Hulda Ernstine Hartmann, beide in Frankenthal. Dom. Olruli: Vormittags ^9 Uhr: Beichte und Kommunion, 9 Uhr : Hauptgottes dienst, nachmittags ^/z2 Uhr: Katechismusun terredung mit den konfirmierten Töchtern von Frankenthal und Bretnig. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburts-Register. An Geburten wurden eingetragen: Martha Marie, T. des Kon toristen Ewald Hermann Huhle. — Flora Katharina, T. des Geschäftsgehilfen Frieorich Bernhard Pfund. — Außerdem ein außerehe licher Knabe und ein Mä 'chen. Ls-n: Heirats-Register. Tü', Ernst Robert Schmidt, Brie^ Minna Ziegenbalg.