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Allgemeiner Anzeiger : 09.03.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189503094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18950309
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18950309
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Bemerkung
- Beilagen für 1895 gesammelt in einer Ausgabe am 01.01.1895
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-03
- Tag 1895-03-09
-
Monat
1895-03
-
Jahr
1895
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 09.03.1895
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politische Rundschau. Deutschland. * Kaiser Wilhelm wohnte am Dienstag in Wilhelmshaven der Vereidigung der Marinetruppen bei und hielt dabei eine zur Treue und Tapferkeit ermahnende Ansprache. Am Mittwoch gedachte sich der Kaiser nach Helgoland zu begeben. * Die .Kreuzztg/ schreibt: „Wiener Blätter melden, der Herzog von Cumberland sei vom Kaiser Franz Joseph Kaiser Wil helm während seines jüngsten Aufenthalts in Wien vorgestellt worden und Kaiser Wilhelm habe sich mit dem Herzog von Cumberland längere Zeit freundlich unterhalten. Uns wird bestätigt, daß diese Unterhaltung stattgefunden hat und keineswegs bedeutungslos gewesen ist. Trotzdem möchten wir für die weitgehenden Schlußfolge rungen, die in der Presse bereits an diesen Vor gang geknüpft werden, unsererseits die Ver- antwonung nicht mitübernehmen." * Die Besserung in dem Befinden des Admirals Freiherrn v. d. Goltz hält an, die Gefahr gilt für beseitigt. * Die Hamb. Nachr.' teilen mit, Fürst Bismarck;eizur Teilnahme an denStaats- ratssitzungen amtlich eingeladen, habe aber ans Gesundheitsrücksichten um Dispens gebeten. *Zur Umsturzvorlage wird mehreren Organen der Mittelpartei aus Berlin gemeldet, es sollen die Beratungen in der Kommission so beschleunigt werden, daß die zweite Lesung jedenfalls noch vor Ostern stattfinden könnte. * Die Richtigkeit der Meldung, daß die gesetz gebenden Faktoren des Reichs noch in diesem Monat mit der Frage der Börsenrcform befaßt werden dürften, wird der ,Post' mit dem Zusatz bestätigt, daß zwar im preußischen Staats ministerium bis heute eine Entscheidung über diesen Gegenstand nicht herbeigeführl war, in dessen die Voten der Minister sämtlich cin- gcgangen sind und die Angelegenheit so weit gefördert ist, um rasch zu einem Resultat zu kommen. *Der angekündigte Gesetzentwurf, der den Kommunen die Besteuerung des Weines gestattet bis zur Höhe von 10 Prozent des Wertes oder von 5 Mk. für das Hektoliter, ist dem Reichstage nunmehr zugegangen. * Die Sti ch w ahl in Schmalkalden- Esch Wege ist auf den 14. März anberaumt worden. Oesterreich-Ungarn. *Aus Wien kommt die etwas sensationell augehauchte Nachricht, gegen Kaiser Franz Joseph sei gelegentlich seiner letzten Reise nach Kap Martin ein Attentat von feiten eines österreichischen Anarchisten geplant gewesen, der dem Monarchen nachgereist war. Derselbe sei jedoch von der französischen Polizei verhaftet worden. Die ganze Nachricht, die schon wegen ihrer erheblichen Verspätung verdächtig erscheinen mußte, wird offiziös für unbegründet er klärt. Es wäre interessant, über die Quelle der Lüge nähere Auskunft zu erhalten. Frankreich. * Die vielfach erörterte Frage, wird Frank reich der Einladung zur Kieler Feier Folge geben oder nicht, scheint nun endgültig entschieden zu sein. Wenigstens ist das ,W. T. B.' in der Lage, melden zu können: „Frankreich hat die Einladung Deutschlands zur Beteiligung an der Eröffnungsfeier des Nord-Ostseekanals angenommen und entsendet zwei Panzerschiffe und einen Aviso." England. *Der englische Admiral Hornby ist am 2. d. gestorben. Bekanntlich war derselbe während des russisch-türkischen Krieges Befehls haber der Mittelmeerflotte und erzwang in dieser Eigenschaft die Durchfahrt durch die Dardanellen. 1881 — 84 war er Präsident der Marineschule in Greenwich. Längere Zeit bekleidete er auch das Amt eines Lord der Admiralität und galt als einer der befähigtsten britischen See-Offiziere. Belgien. * Die Antwerpener ,Opinion' erfährt, das Ministerium sei im Begriff, die Vorlage betr. KekeLLeL. N ^vrncyimnu Hilda beobachtete ihren Mann während Mister Bettenons Erzählung. Er hörte auf merksam zu und ergriff sehr ruhig das Wort: „Ich habe die arme Miß Mostyn sehr gut ge kannt ; sie war mit meinem Partner in Austrauen verheiratet. Er starb bald darauf und beschwor mich sterbend, der Frau in Fällen der Not bei zustehen; allein niemand erfuhr ihren Auf enthalt. Zur Zeit des Todes war sie nicht bet ihrem Gatten. So konnte ich mein Versprechen nicht einlösen, bis ich wenige Tage vor meiner Verheiratung von ihr nach Edinburg zitiert wurde. Ich begab mich sofort zu ihr, in der selben Nacht brach in dem Hause Feuer aus, wo sie Zimmer des obersten Stockwerkes be wohnte, und sie kam in den Flammen um." Terry flüsterte mitleidig: „O, wie schreck lich!" Hilda saß still da. Träumte sie oder hörte sie wirklich ihren Mann diese Lügen mit dreister Stirn vortragen? Mister Betterton fragte: „Und man weiß bestimmt, daß das unglückliche Wesen ver brannt ist?" Pierrepoint antwortete düster: „Leider ja, es waltet darüber kein Zweifel." „So ist dies einmal wieder der Beweis," bemerkte Mister Betterton, „daß es Aehnlich- keiten zwischen völlig fremden Menschen gibt, die zu den wunderbarsten Verwechselungen führen können; denn nicht nur die Stimme, auch die Gestalt, besonders aber die Augen der Miß die Abtretung des Congo st aates zurück- zu ziehen. Den Kammern werde ein von einer königl. Botschaft begleiteter vermittelnder Vorschlag unterbreitet werden, wonach dem Congostaat die nötigen Mittel zur Fortführung seiner Aufgaben bis zum Jahre 1900 zur Ver fügung gestellt werden sollen. Von anderer Seite wird die Meldung allerdings als unrichtig bezeichnet. Spanien. * Die spanische Regierung hält die Lage in Cuba offenbar für sehr gefährlich und trifft Vorbereitungen zu einem großen Kampfe. Am 2. d. wurden in Cadiz 6500 Mann, die jähr liche Ersatztruppe, nach Cuba eingeschifft. Weitere 20 000 Mann stehen zur Einschiffung bereit. Der Ministerrat hat beschlossen, einen Kredit zur Bekämpfung des Aufstandes zu fordern. Rustland. * Der Kaiser von Rußland ist an der Influenza leicht erkrankt. *Das russische Mittelmeer-Ge schwader ist zur Verstärkung der Flotten- Abteilung in den o st a s i at is ch e n Gewässern dirigiert worden. Balkanstaate».. *Die Auflösung der griechischen Kammer ist nunmehr vom König verfügt worden. Die Neuwahlen sind auf den 28. April festgesetzt, die neue Kammer soll am 27. Alai d. zusammentreten. * Mit Genehmigung des Sultans wurde am Dienstag die Leiche des am 2. d. verstorbenen Chedive Ismail auf einem ägyptischen Schiffe, das von einem türkischen Schiffe be gleitet wurde, nach Kairo übergeführt. Amerika. * Wie aus Washington gemeldet wird, sind die Kreuzer „San Francisco" und „Marblehead" beordert worden, die Vereinigten Staaten bei der Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals zu vertreten. * Die mittel- und südamerikanischen Republiken kommen nie zur Ruhe. An irgend einem Punkt ist immer Bürgerkrieg. So wird jetzt wieder aus Kolumbia gemeldet: Die Regierungstruppen wurden in Cucuta von den Rebellen geschlagen. Die Rebellen bemächtigten sich der Stadt. Acht hundert Mann wurden auf beiden Seiten getödtet. Das Pulvermagazin ist in die Luft geflogen, viele Häuser wurden vernichtet. Asien. * Die Vorbesprechungen zu den Fri edens- unterhandlungen zwischen China und Japan machen gute Fortschritte; dieselben be ziehen sich hauptsächlich auf den Inhalt der Beglaubigungsschreiben und Vollmachten der chinesischen Abgesandten. Es wird vorgeschlagen, daß die Abgesandten sich zunächst in Schimono- seki begegnen und daß, wenn die Beglaubigungs schreiben richtig befunden werden, die Verhand lungen in Hiroschima ssrtgeführt werden sollen. Australien. *Jn Hawai wurden verschiedene Ver haftete, die der Teilnahme an derRebellion derRoyalisten überführt sind, zu Gefängnis strafen von 5 bis 35 Jahren und schweren Geld bußen verurteilt. Deutscher Reichstag. Das Haus setzte am Montag die zweite Be ratung des Militärelats bei dem „Gehalt des Ministers" fort. Abg. Liebknecht (soz.) tritt nochmals für den sozialdemokratischen Antrag und für ein Milizheer ein. Die Kritiken der Volksheere seitens der anderen Redner seien unberechtigt und unbewiesen. Der Verfasser der angezogenen Broschüre über das schweizerische Milizsystcm urteile einseitig und sei auch ein Anhänger des zweierlei Tuches. Es handele sich im Endresultat darum, ob Volks- Heer oder Prätorianerheer. — Abg. Enneccerus (nat.-lib.) widerlegt die Ausführungen Liebknechts über die Kosten des schweizerischen Milizsystems und fragt dann, ob denn dasselbe schon in einem Kriege erprobt wäre? Schon Scharnhorst habe nachgewiesen, daß das Wehrsystcm eines Landes nicht ohne weiteres auf ein anderes Land übertragen werden könne. Die ganze Entwicklung unseres Heeres sei gerade das Gegenteil von Prätorianertum. Wir haben ein Volk in Waffen: bei 2'/^ Millionen Streitern könne von Fisher gleichen der armen Miß Mostyn. Es existieren eben Rätsel in dieser Welt; doch genug davon, ich sehe, wir werden alle trübsinnig bei diesen Betrachtungen, und ich trage die Schuld daran." „Sie haben recht," stimmte Pierrepoint zu, „lassen Sie uns das Thema abbrechen; wir haben heute noch viel zu besprechen wegen Ihrer Hochzeitsfeier, und da Sie, wie Sie mir so be stimmt erklärten, noch vor Abend nach London zurückfahren wollen, so bleibt uns nicht viel Zeit zur Feststellung dieser wichtigen Arrangements." Es wurden denn auch an diesem Tage alle Verabredungen wegen der Hochzeit des glücklichen Brautpaares getroffen, und sofort am folgen den Morgen begannen die Bestellungen für Terry Ausstattung, welche auf das geschmack vollste und reichlichste beschafft wurde. Hilda sowie ihr Gatte vergaßen auf Augenblicke ihr eigenes Leid in der Sorge für das Glück Terry Sugdens, welche alle Güte mit der wärmsten Dankbarkeit und Liebe lohnte. Der Hochzeitstag wurde durch das Wetter begünstigt. Freundlicher Sonnenschein beleuchtete die weiße Erde; der Sonnenschein der Liebe verklärte die Züge der schlichten Braut wie des braven Bräutigams, und voller Glück und Dank nahmen beide Abschied von dem gütigen Schloß herrn auf Cruxwold und seiner Gattin. Diese rüsteten bald darauf für ihren Weih nachtsaufenthalt bei den Mackenzies. Hilda hatte noch viel wegen ihrer Armen und Kranken im Dorfe zu schaffen und mit Mistreß Burtenshaw Rat zu pflegen, damit ihre Abwesenheit nicht zu schmerzlich empfunden werde; auch für Miß einer Prätorianer-Armec nicht die Rede fein. — Abg. Graf Oriola (nat.-lib.) hofft, daß man mit unserem Heere, auf das wir stolz sein können, nicht irgendwie experimentiere. Daß Reformen hier und da angebracht wären, bestritten die Freunde der Armee felbst nicht. So zeige z. B. unser Jnvalidcn- Versorgungswesen Mißstände. Die vielen Petitionen von Invaliden bezeugten das. Vielleicht empfehle sich statt ihrer eine Revision der ganzen Jnvaliden- gesctzgebung. — Generalleutnant v. Spttz beant wortet die Anfrage bezüglich der Fürsorge für Invaliden. Die Anforderungen an die Reichsfinanz verwaltung seien zu weitgehend, um sofort an eine solche Reform zu gehen. Im übrigen müsse die Militärverwaltung abwarten, bis formulierte Anträge Vorlagen. — Abg. Bebel (soz.): Der Antrag auf Einführung des Milizsystems werde nicht mehr von der Tagesordnung verschwinden. Die Armee dürfe nicht unter Umständen ein Werkzeug der Gewalt gegen Volksrechte und Volksfreiheit sein. Redner beschäftigte sich dann mit dem bekannt ge wordenen Erlasse des Kriegsministers über die Nichtbcschäfligung sozialdemokratischer Arbeiter in Betrieben der Militärverwaltung. Er müsse gegen diesen Erlaß den allerentschiedensten Einspruch er heben. Die ungeheure Mehrheit der Arbeiter in den Militär-, Marine- und Eisenbahn-Werkstätten sei sozialdemokratisch gesinnt, wie die letzten Wahlen bewiesen hätten. Redner verbreitete sich über das Duellwesen, das mit Religion, Sitte und Moral im Widerspruch stände. — Kriegsministcr Bronsart v. Schellendorff erwidert bezüglich des Er lasses wegen Nichtbeschäftigung von Sozialdemokraten in militärischen Betrieben, daß derselbe sehr notwen dig gewesen wäre. Redner berührte dabei die Ent wendung und Veröffentlichung amtlicher Aktenstücke und betonte, daß ein Beamter, der ein Schriftstück stehle, auch zum Landesverrat fähig sei. — Abg. Pachnicke (freis. Vgg.) bemerkte, daß er und seine Partei den Ausschluß von sozialdemokratischen Ar beitern nicht billigen könnten. — Abg. Bebel (soz.) nahm zunächst die Beamten, die solche Erlasse an die sozialdemokratischen Zeitungen gelangen lassen, in Schutz; man kenne sie nicht, und sie erhielten niemals Geld. — Abg. Rösicke (wild) würde es für einen Fehler halten, wenn die Militär behörden den Unternehmern die Verpflichtung auf erlegten, keine sozialdemokratischen Arbeiter zu be schäftigen. — Der Kriegsminister erwiderte, derartige Vorbehalte mache auch die Militärbehörde gegenüber den Unternehmern gar nicht. — Abg. Rickert behauptete, daß die Rayonkommission den Stadtverwaltungen gegenüber oft große Schärfe an den Tag lege. — Der Kr i e g s m i n i st e r sagte Erleichterungen in bezug auf das Nayongesetz zu. Das Ministergehalt wurde darauf bewilligt, der An trag der Sozialdemokraten betr. die Milizwehrordnung abgelehnt. Bei Kap. 17 (Militärgeistlichkeit) traten die Abgg. Lingens (Zentr.) und Schall (kons.) für Vermehrung der Militärgeistlichkeit ein; ersterer wünscht die Parität auch auf diesem Gebiet mehr ge wahrt zu sehen; Abg. Schall ist der Meinung, daß das bereits jetzt zur Genüge geschehe. Am Dienstag wird die Beratung desMilitär - Etats fortgesetzt. Kriegsminister Bronsart v. Schellendorff kommt auf ein am Montag vom Abg. Bebel angeführtes Duell zurück und er klärt, daß der Schuldige zu zwei Jahr Festung ver urteilt fei. Durch die Gnade des Kaisers sei die Strafe ermäßigt worden, aber man möchte doch nicht das Gnadcnrecht der Kroue kritisieren, wo man noch nicht wüßte, ob es nicht eines Tages der Sozial demokratie zu statten kommen könne. — Abg. Beckh (freis. Vp.) wendet sich gegen die Militärgerichts barkeit sowohl wegen ihrer Zusammensetzung als wegen des geheimen Verfahrens. — Abg. Bebel (soz.) wendet sich gegen die Ausführungen des Kriegsministers. Er könne nicht darauf verzichten, Abwesende anzugreifen, andernfalls könnten die meisten Mißstände im Reichtage gar nicht zur Sprache gebracht werden. Was nun das Gnaden recht betreffe, so erkenne dasselbe seine Partei nicht an; wenn eines ihrer verurteilten Mitglieder etwa die Gnade des Landesherrn anrusen würde, so werde es aus der Partei ausgeschlossen. Bezüglich der Reform des Militärstrafprozesses erhalte man seit 25 Jahren nichts als Vertröstungen. Im Falle Wendlandt habe die Militärverwaltung in unerhörter Weise die bürgerliche Strafe verstärkt. Die Miß handlungen in der Armee dauerten trotz aller hohen Erlasse und der darin ausgesprochenen schönen Grund sätze fort. Hieran sei das ganze System schuld, bc- fonders auch die milden Strafen, die auf Mißhand lungen gefetzt seien. Die Reform der Gerichtsbarkeit wird das Heer vor dem Einfluß der Sozialdemo kratie mehr schützen, als das llmsturzgcsetz. — Abg. Lenzmann fragt auch seinerseits wegen der Re form des Militärstrafprozesses an, namentlich ob dadurch die Mündlichkeit und die Oeffentlichkeit ein geführt werden soll. Noch wichtiger als diese Reform sei die Reform des Beschwerdeweges. — Kriegsministcr Bronsart v. Schellcndorf verwies bezüglich der Militärstrafprozeß-Reform auf sein: Erklärung Fisher sorgte sie in liebevollster Weise, denn diese hatte ihren Besuch in Eruxwold zum Weih nachtsfest zugesagt, da wahrend dieser Zeit eine Nichte der kranken Freundin ihre Stelle vertreten werde. Zu Hildas Erstaunen nahni Mistreß Burten shaw die Nachricht von Miß Fishers Besuch durchaus nicht freudig auf, sondern meinte, wenn Mistreß Hayes nun doch einmal in der Ferne das liebe Fest feiere, so würde sie es vorge zogen haben, es mit ihrem Mann und ihrer Gemeinde allein zu feiern. Hilda hatte die Mit teilung der guten Frau Rektor erst im Augen blick vor ihrer Abreise gemacht, um ihr noch vor der Trennung eine angenehme Ueberraschung zu bereiten; aber Mistreß Burtenshaw kehrte bei nahe verstört zu ihrem Gatten zurück, nachdem sie das Hayessche Ehepaar hatte abreisen sehen. „Denke nur, Philipp," klagte sie, „nicht nur daß Hayes' fortgehen, nein, nun muß auch noch diese Bliß Fischer uns das Fest verderben." Mister Burtenshaw drohte seiner Fran mit dem Finger: „Aber Minny, was hat dir die gute Miß Fisher gethan, daß deine ehemalige Freundschaft sich in Abneigung verwandelt hat?" „Ich belästige dich nicht gern mit dem Klatsch der Frauen, liebes Männchen; deshalb schwieg ich bisher, da Miß Fisher zudem aus Cruxwold gewichen war. Nun aber will ich dir doch er klären, was mein Urteil über sic so geändert, oder besser mein anfänglich nur leises Miß trauen bestätigt hat. Ich versichere dich, sie ist es, die Unheil über unsere liebe Schloßherrschaft sinnt und — schafft." „Das ist ein harter Vorwurf, Frau." vom vorigen Jahre; er habe die ehrliche Ab sicht, das Werk zu Ende zu bringen. Der Minister ging dann auf die Rede des Abg. Bebel ein. Er habe es nie bestritten, daß Soldatenmißhand- lnngen vorkämen, man suche auf alle Weise dem Uebel abzuhelfen. — Abg. v. Vollmar (soz.) kritisierte die unzureichende Beschwerdeordnung. Die Miß handlungen seien die Folge der Ueberanstrengung. — Der Kriegs Minister erwiderte, eine Be- schwcrdepflicht bestehe in unserer Armee nicht, nur ein Beschwerderecht, über dessen Umfang und An wendung kein Soldat ohne Instruktion bleibe. — Abg. v. Marguardscn (nat.-lib.) trat ebenfalls für eine Reform der Mititärstrasprozeßordmmg ein. — Abg. Bebel (soz.): Trotz dem Herrn Kriegs minister behaupte ich, daß nach wie vor wegen Nicht erstattung der Beschwerde Strafen verhängt werden. Der Herr Kriegsministcr hat aber zu den schneidigen Aenßerungen meines Parteigenossen Vollmar gegen die Offiziere, die sich Mißhandlungen zu schulden kommen lassen geschwiegen. Die von mir vorgebrachtcn That- sachen hat er nicht entkräftet, er hat mir nur Leicht gläubigkeit vorgeworfcn. Das ist kein Gegenbeweis. — Generalauditeur Ittenbach bemerkte, daß wegen Nichterstattung einer Beschwerde unmöglich jemals eine gerichtliche Verurteilung erfolgt sein könnte. Die neue Beschwerdeordnung werde in ausreichender Weise zur Kenntnis der Mannschaft gebracht. Die Soldatenmißhandlungen nähmen doch sicher in quali tativer Beziehung ab, die Strafe erfolge auch in jedem Fall durch die Kriegsgerichte. — Abg. von Kardorff (freikonf.): Daß bei einer fo großen Armee auch hier und da Mißhandlungen vorkämcn, sei menschlich, auch in der Schweiz fehle es nicht daran. Wenn die Leute ihre zwei Jahre in der Armee gedient hätten, kehrten sie zwar oft gern wieder an den häuslichen Herd zurück, seien aber auch stolz auf ihre Militärzeit. — Abg. Graf Roon (freikonf.) sprach sich in demselben Sinne aus. — Abg. Bebel suchte die Behauptungen der drei Vorredner zu widerlegen, worauf die Debatte geschlossen und das Kapitel genehmigt wurde. — Beim Kapitel „Gouverneure und Kommandanten" kam der Kriegsministcr kurz auf den Wegfall der Kommandantur in Altona zu sprechen, worauf dieser Titel an die Budgetkommifsion zurückverwicsen wurde. Preußisch«? Aandla». Das Abgeordnetenhaus beendigte am Montag die Beratung des Kultusetats. Beim Kapitel „Mcdizinal- wesen" teilte der Regierungsvertreter mit, daß dic Arbeiten an der Mcdizinalreform keineswegs ins Stocken geraten seien, indes gestatteten die Finanzen kein rascheres Vorgehen. Bezüglich der Apotheken- frage erklärte Ministerialdirektor Bartsch, daß der dem Bundesrat vorliegende Entwurf einer einheitlichen Regelung für das ganze Reich vor allem auf dew Grundsatz der Personalkonzession beruht. Auch eine neue Medizinaltaxe würde den Acrzten zur Prüfung vorgclcgt werden. Am Dienstag erledigte das Abgeordnetenhaus den Etat der Berg-, Hütten- und Salinen verwaltung. Die Debatte zersplitterte sich zumeist i« Einzelsorderungen von nur lokalem Interesse. Ferner kam cs zu einer nachträglichen Besprechung des Teils der Interpellation Paasche, der die billigere Abgabe von fiskalischen Kalisalzen im Interesse der Land wirtschaft forderte. Don Uah and Fern. Ein Fall von Gehorsamsverweigerung aus Religionsbedenken, der sich im Kaiser Alexandcr-Gardegrenadierregiment zu Berlin ab' spielt, hat großes Aufsehen hervorgcrufen. IS Herbst wurde in das Regiment ein elsässischer .Rekrut namens Tröhner eingestellt, der zur Sekt« der Menoniten gehörte. Diese Sekte verwirft den Eid und den Krieg. Bei der Vereidigung machte Tröhner schon Schwierigkeiten. Als aber den Rekruten die Gewehre übergeben wurde« weigerte er sich, das seinige anzunehmen, weft er den Gebrauch der Waffe mit seiner Religio« nicht vereinbaren könne. Die Folge war, das er wegen Gehorsamsverweigerung mit zM Monaten Festungsarbeit bestraft wurde. W 2. d. wurde er wieder in den Truppenteil ei«' gestellt. Montag morgen ist er jedoch bereit wieder in das Militärarresthaus cingelicfc« worden, weil er auf die Frage des Kompanie' chefs, ob er jetzt das Gewehr annehmen wM mit „Nein" erwiderte. Der Buchhalter der Bismarcksche« Gutsverwaltung wird vermißt. Herr Fritz« Sekretär der Bismarckstiftung und Buchhaltä der Bismarckschen Gutsverwaltung, ein 60 Iah«' alter Herr, wollte einen Abstecher nach Berl« machen, doch ist jede Spur von ihm verlos „Hart, aber wahr. Höre: Als damals junge Mackenzie Gast im Schloß war, da «s unseren Nähverein versammelten, bat ich M Fisher, meine Einladung dazu an MM Hayes zu übermitteln. Da ersuchte sie E davon Abstand zu nehmen, weil Mistreß Ha«' alle Vereinsthätigkeit verabscheue. Vor wenig' Tagen nun spreche ich mein Bedauern daM zu Mistreß Leigh aus. Da sieht sic mich gK verwundert an und sagt, M'strcß Hayes N erst kürzlich geäußert, sie würde sich so gern : unserem Nähen beteiligen und habe es schmerz" empfunden, nicht dazu aufgefordert zu sein;.! habe sich aber vorgenommen, sich im nach!" Jahre geradezu anzubieten." Der Rektor nahm bei diesem Bericht « Pfeifchen aus dem Munde und sah seine N ganz erschrocken an. „Das ist ja eine IM Was kann die Dame zu solcher Unwahrheit einen Grund haben?" Mistreß Burtenshaw fuhr erregt fort: / weiter. Als sie nun hier bei meinen DSs saß, deutete sie an, daß es Mistreß Hayes gelegen komme, ihre Gesellschaft einige SM zu entbehren; sie habe nämlich Besuch von ci« Jugendfreunde, da sei dic Gcgcnwart Dritten überflüssig. Siehst du, lieber Mann, / seitdem flüstert man hier und dort über W, Hayes Verhältnis zu dem Herrn Mackenzie, das verschuldet nur Miß Fisher, die nM Ursache hätte, der guten Mistreß Hayes bar zu sein." „Das ist ja eine Schlechtigkeit, gerat eine Schlechtigkeit!" rief Mister BurtenshcM rüstet.
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