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Allgemeiner Anzeiger Zeitung für die Ortschaften Bretnig, Mauswalöe, Großröhrsöorf, KranKenthal und Umgegenö Redaktion, Druck und Verlag von N. Bchurlg, Bretnig. Mittwoch, -en 2V. Februar 1895 Nr. 15 5. Jahrgang Zeit darauf Lippmann seinem Lehrer in Dres- Die Arbeiter Schlott, Ring und nötig war. auch eine Freude. —t.— I. in der hiesigen Fortbildungsschule in flegel hafter Weise aufgetreten, wobei er an die Schulbänke schlug, daß die Tintenfässer heraus fielen und deren Inhalt Flecke verursachten. Als der freche Bursche deshalb von dem Leh rer zur Rede gestellt wurde, erging er sich in den gemeinsten Redensarten gegen denselben und entfernt« sich auch nicht, trotzdem er hierzu Riesaer Güterzuges kurz bei dem Uebergange bei Rossen. Er war beim Aufsteigen abge rutscht und so unglücklich gefallen, daß ihm der Kopf beschädigt und ein Arm und ein Bein abgetrennt wurde. Mittels Siechkorbes wurde der Bewußtlose in das Nossener Kran- sich in den Dienst der Sozialdemokratie gestellt habe. Der Verband will die Auflösung anfech ten. Marttpreif« in Kamenz am 14. Februar 1895. — Das Amtsgericht zu Zwickau hat gleichzeitig mit der Entziehung der Rechte einer juristischen Persönlichkeit auch die Auf lösung des Verbandes sächsischer Berg- und Hüttenarbeiter und seiner Sterbekaffe verfügt und diese Entscheidung zum Teil damit begrün det, daß der Verband eigenmächtig seine Ver ¬ mögen, dessen sich die Ermordete erfreute, nicht alles bekannt, und fo dürfte wohl ein hübsches Sümmchen als Strafe für Steuerhinterzieh ung von der Steuerbehörde eingeholt werden. Von der Auffindung des Mörders ist bis jetzt noch nichts bekannt. Wie behördlich festgestellt wurde, befand sich die Ermordete am Diens tag Abend noch am Leben, es könnte demnach möglicher Weise der Mord erst am Mittwoch verübt worden sein. — Die Aufregung, die sich anläßlich des Raubmordes in Loschwitz der Bevölkerung bemächtigt hat, ist eine hochgradige. Leider hat sich trotz der eifrigsten Nachforschungen noch keine zuverlässige Spur des Mörders entdecken lassen, was natürlich auch nicht zur Beruhigung beitragen kann. Einen Verhafte ten hat man wieder entlassen müssen. Was die Ermordete anbelangt, so trifft die Dar stellung, daß sie eine geizige und habsüchtige Person gewesen sei, die keinem Menschen etwas gegönnt habe, keineswegs zu. Sie war durch die unsäglichen Bitternisse, die sie in ihrem Leben zu erdulden hatte, mit der Wslt zer fallen und menschenscheu geworden. Eine end lose Quelle von Kummer und Leid war ihre zweite Ehe. Der Mann, der ihr soviel, ja alles zu verdanken hatte, hat ihr durch seinen Lebenswandel schweres Herzeleid zugefügt. Er starb vor ungefähr 8 Jahren. Die wenigen Personen, die ihr Vertrauen genossen, wissen, daß sie nicht Geiz und Habsucht in die Ein- ihres bisherigen, nach dem Durchschnitt der! Es wären im Gegenteil Fälle zu melden, die letzten drei Zähre zu berechnenden Jahresac-! beweisen könnten, daß sie trotz ihrer Verbitter- — Gutem Vernehmen nach hat der säch sische Bevollmächtigte im Bundesrate gegen das Tabaksteuergesetz gestimmt und zwar in Rücksicht auf die schädlichen Folgen, die für unsere Industrie daraus entstehen und in Berücksichtigung der vielen Kundgebungen gegen eine solche Versteuerung. — An Stelle des wegen Erkrankung ausgeschiedenen Abgeordneten Freiherrn von Stumm ist der Freiberger Abgeordnete, Geh. Bergrat Merbach, der nach glücklicher Opera tion von seinem Augenleiden wieder geheilt ist, zum Mitglied der Umsturz-Kommisiion gewählt worden. — Am Mittwoch Mittag verunglückte ein Bremser aus Rresa beim Ausfahren des Expedition: Bretnig Nr. 136 Inserate bitten wir für Vie Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag ' -11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Dresdner SchlachtviehmaE den 18. Februar 1895. Auf dem letzten Schlachtviehmarkt waren zum verkauf gestellt: 52s Rinder, jZZZ Schweine, 9^4 Hommel und 250 Kälber, in Summa 3058 Schlachtstücken. Für den Zent- ner Schlachtgewicht von Rindern bester Sorte wurden 60—64 Rik., für Riittelware einschließl. guter Kühe wurden 55—58 Rlk., für leichtere Stücke 45—50 Mk. bez. Lngl. Lämmer das j)aar im Gewicht zu 50 Kilo Fleisch 63—66 Rlk., das paar Landhammet in derselben Schwere 59—62 Rik. Der Zentner lebendes Gewicht von tandschweinen engl. Kreuzung galt 40—42 Rlk-, zweiter Wahl hiervon 36—38 Rlk. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeiner Anzeiger nehmen außer unserer Expedition in Bretnig dieHerren A! F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größerm Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft Bretnig. Wie die Einladung auf der Rückseite des Blattes, auf die hiermit noch einmal aufmerksam gemacht wird, zeigt, ist es doch möglich geworden, den bereits ab gesagten Familienabend noch zustande zu bringen. Dem schnellbereiten Ent gegenkommen der Herren Pfarrer von Ram menau und Burkau, die sofort und gern ein zutreten sich erklärten, ist das Zustandekommen zu danken. Nun wird es zwar keine Reis« nach Jerusalem sein, auf die wir mit genommen werden, — der März soll eine günstigere Reisezeit sein als der Februar, ge rade dorthin — aber von deutschen Landen, Städten und Dorfgemeinden läßt sich doch auch erzählen. Hoffen wir, daß die Familie zum Erzählen nicht fehlt. Vielleicht kommt e» manchem unerwartet, und der Abend ist schon für anderes bestimmt; aber das läßt sich wohl auch hier und da abändern. Ein Vorteil ist doch dabei, wenn man sich einmal schnell ent schließen muß, fortzugehen: man steckt etwas mehr ein, weil man es vielleicht doch gebrauchen kann. Nun, zum Familienabend kann man's doch gewiß gebrauchen. Wir sind einmal fürs erste darauf angewiesen. In den Städten bilden sich große Kirchenbauoereine, in denen viel gezeichnet wird. Unsere Kirchenbauver eine bestehen aus Mann und Weib und Kind; klein sind sie, aber um so zahlreicher, gezeich net wird noch nicht, aber gern gegeben; mag sichs hier auch bewähren: Viel Glieder, viel Segen. Und wenn einmal das Kirchlein da stünde, und wer vorübergeht, könnte sich sagen: .,Mir gehört es auch im besonderen mit, denn ich habe mit daran gebaut" — es wäre doch Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterüaltnngsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei frei er Zusendung durch Boten iw. aus 1 Mk, 20 Pf., durch die Post I M. exkl. Bestellgeld. einszwecke erweiterte und daß das von dem mehrfach aufgefordert worden war. Als einige Verein herausgegebene Fachblatt „Glückauf" wird noch fugendes mitgeteilt: Nachdem die __ Der neue Finanzminister v. Watzdorf Staatsauwabschast von dieser schaurigen Affaire zst am Freitag durch Se. Majestät den König in Kenntnis gesetzt worden war, hatte sich feierlich verpflichtet worden. dieselbe in Begleitung mehrerer Beamten, des ! GemeindevafftandeS, des Ortsrichtecs und des: Herrn Dr. Königsdörffer, dec glücklicher Werse kenhaus geschafft, wo er abends starb. Er gl»sch zur Stelle war, und des erwähnten ist Familienvater und hinterläßt auch uner-. Herrn Markus, sowie einiger hilfsbereiter zoaene Kinder. Einwohner ist es zu danken, daß die völlig Popp waren in demselben beschäftigt. Gegen Uhr nimmt der den Ofen bedienende Arbeiter Pfretzschner kein Zeichen der Arbeits- thätigkeit seiner Kollegen mehr wahr. Ein Unglück ahnend, eilte er m die nahe gelegene „Reichshalle", den Wirt und anwesende Gäste zur Hilfe rufend. Die Ahnungen Pfretzsch ners waren nur zu berechtigt, die drei genann ten Arbeiter waren durch ausströmendes Gas, dessen Wirkung sie vielleicht zu spät gemerkt haben, besinnungslos geworden. Der Gefahr nicht achtend, begab sich Pfretzschner, dem man zur eigenen Sicherheit ein Seil am Arme befestigt hatte, in den Stollen und es gelang ihm auch, zwei seiner Kollegen dem sicheren Tode zu entreißen. Als er den zweiten an die Oberfläche brachte, brach er jedoch, eben falls vom Gasgeruch betäubt, zusammen; nur dem Opfermut des zufälliger Weise anwesen- - den Kaufmanns Herrn Markus aus Berlin, der sich nun in die Unglücksstelle begab, ist es zu danken, daß auch der dritte Arbeiter ! gerettet wurde. Alle drei Verunglückten wur den in ein Zimmer der nahen „Reichshalle" gebracht. Den fortgesetzten-Bemühungen des Ocrtlichcs und Sächsisches. Bretnig, den 20. Februar 1895. Bretnig. Vorigen Sonntag hielt ber hiesige homöopathische Verein im Vereins lokale einen zahlreich besuchten Familienabend ab. Herr Kantor Neumuth-Hauswalde ver breitete sich in höchst interessantem uns an schaulichem Vortrage über „Die Haut, deren Pflege und über die homöopathische Behand lung verschiedener Hautkrankheiten". Reicher Beifall belohnte die treffliche Ausführung des Vortragenden. An diesen Vortrag schloß sich noch ein gemütliches Beisammensein an, bei welchem Anekdoten, kleine humoristische Vor träge und der Austausch homöopathischer Er fahrungen zum Besten gegeben wurden. — Zum Alters- und Jnvaliditätsver- sicherungsgesetz haben die Sozialdemokraten im Reichstage folgenden Antrag eingebracht: Der Reichstag wolle beschließen: die verbün deten Negierungen zu ersuchen, dem Reichs tage noch in dieser L-ession den Entwurf eines Gesetzes znzehen zu lassen, wodurch u) der H 157 des Gesetzes, betreffend die Jn- validitäts- und Altersversicherung dahin abge- — Alle Fortbildungsschüler, welche in Besinnungslosen wieder zu sich kamen, dem Wahn befangen sind, daß Flegeleien einem — Der 34 Jahre alte Bäcker und Hand jungen Menschen heutigen Tages sehr gut an- arbeiter Johann Heinrich Christian Knoch aus stehen, mag ein Urteil des Dresdner Amts-sPirk bei Hirschberg a- S., welcher in den gerichts eines anderen belehren und gleichzeitig! Jahren 1889 bis 1894 in Plauen i. V. viele zur Warnung dienen. Der 17 Jahre alte! Gartenhäuser ausgeplündert hat, wurde vom Handarbeiter und Fortbildungsschüler Max dortigen Landgericht nach zweitägiger Verhand- Ernst Lippmann aus Neugruna hatte sich ^or! lung wegen schweren uns einfachen, in wieder- dem Gericht wegen Beleidigung, Hausfriedens- holtem Rückfälle verübten Diebstahls in 35 bruch rc. zu verantworten. Der Angeklagte, Fällen zu 10 Jahren Zuchtha s und 10jäh- dem von seinem Lehrer das ungünstigste Zeug- rizem Ehrenrechtsperlust verurteilt, auch wuroe uis ausgestellt wird, ist am 15. Oktober m auf Zulässigkeit von Polizeiaufsicht erkannt. den begegnete, beleidigte er diesen auf der Straße zu Angehör einer Anzahl Kinder. Der freche Lümmel wurde zu einer Gefängnis strafe von zehn Monaten verurteilt. — In Ergänzung der früher von uns gebrachten Mitteilungen ist nachzutragen, daß! in der vielbesprochenen Strafsache gegen den! Anstreicher Bruno Hemprich aus Zittau, den! Bruder des. vom Kriegsgericht zu Dresden wegen Verbrechens gegen das Gesetz vom 3. Juli 1893, betreffend den Verrat militärischer Geheimnisse, zu 8Jahren Zuchthaus verurteilten früheren Zahlmeister-Aspiranten Hemprich, Ter min vor dem vereinigten zweiten und dritten Strafsenate des Reichsgerichts auf kommenden 4. März anberaumt worden ist. Hemprich ist der Beihilfe zum versuchten Verbrechen gegen 8 3 des Spionagegesetzes vom 3. Juli 1893 und des Vergehens gegen 8 9 daselbst ange- klagt. — Ern höchst bedauerlicher Unglücksfall, dem leicht drei Menschen zum Opfer fallen konnten, ereignete sich am Freitag Vormittag in der Neundorfer Straße in Plauen i. V. Daselbst waren vor der Wirtschaft zur „Reichs-! Kreisobergeidarms, an den Thatort begeben, um die zur Ermittelung des Mörders unbe dingt nötgen Momente protokollarisch fest stellen zu äffen. Bei Besichtigung der Ermor deten sah man, daß dem Mörder ein Schlag auf die ktirn genügt hatte, um sein Opfer zu übcrnältigcn. Bei der vorgenommenen Durchsuchung fand man in einem im Neben zimmer bfindlichen schwarzen Ebenholzschränk chen ca. 200 M.:rk in bar, und zwar in I00- und 50-Harkscheinen und auch in 20-Mark- stücken. Außerdem wurden noch Rentenscheine und ein Hypothekenschein über 18,000 Mark vorgefuven. Trotzdem die Ermordete allein wohnte und ihre leichten häuslichen Arbeiten selbst bsorgte, sah es in den Wohnräumen ganz oyentlich aus. Man fand viel Wäsche vor, 5k Paar Schuhe, und gute, schöne Mö- bel schockten das einsame Heim. Die Witwe war eie sonderliche Frau, sie kleidete sich stets -modisch; als man sie ermordet auffand, trug ß zweierlei Strümpfe rc. Früher, in den siebzig: Jahren, als ihr Mann noch lebte, sah ff» diese Leute in den besseren Kreisen ver!eken. Der Herr Gemahl soll ein leichtes Lebeheführt haben. Der in Berlin wohnende Vtiebhn war bei der ermordeten Dame ganz n Ugnade gefallen, oenn laut Testament, wel- Hesst zwei Exemplaren vorhanden ist, das ^«v^!n Gerichtsstelle, das andere bei einem -anwalt in Dresben, ist die Diakoniffen- lt als Universalerbin eingesetzt worden, »esem Entschlusse ist die Dame infolge äden Lebenswandels ihres Stiefsohnes zlaßt worden. Der Steuer-Einschätzungs- ,Mission mar von dem beträchtlichen Ver ¬ ändert wird, baß jeder Versicherte, welcher das 70. Lebensjahr vollendet hat, einen Rechtsanspruch auf Altersrenten erhält und b) die 88 9 Lbs. 3 und 156 des genannten Gesetzes dahin abgeändert weroen, daß dte- jenigen Versickerten, welche infolge ihres geist igen oder köiperlichen Zustandes nicht mehr samkeit trieb, sondern ein schwerer seelischer imstande sind, sich in ihrem Beruf die Hälfte! Druck, der sie die Menschen meiden hieß. Sastre zu berechnenden Lahresac-j beweisen könnten, daß sie trotz ihrer Verbitter-! Halle" eine Anzahl Gasarbeiter mit der Aus-j beitsverdienstis zu erwerben, Invalidenrente ung rmmer noch Gefühl für ihre Mitmenschen i besserunz eines Rohrbruchs beschäftigt, zu wel- erhalten. hatte. Man wiro ja sehen, wie ihre letzt-! chem Behuse das Graben eines kleinen Stollen! — Zu )cr Loschwitzer Raubmordaffaire willigen Verfügungen lauten. nötig war. Die Arbeiter Schlott, Ring und ! höchsterßniedri-ster Preis. Preis 50 Kilo. L jkk. «l kk. I.jk Korn 5 69 5 62 Heu 50 Kilo 3 — Weizen 7 6 6 88 Stroh 1200 Pfund 20 - Gerste 6 78 6 43 Rutter 1 Ic sechster 2 — Hafer 5 20 5 — Rutter 1 Kl^rM 1 70 Heidel, n 7 - 6 65 Erbsen 50 Kilo 10 - Hirse 12,- 11 35 Kartoffeln 50 Kilo 2 5L