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Allgemeiner Anzeiger Zeitung für die Ortschaften: Bretnig, Kauswalöe, Großröhrsöorf, AranKenthal unö UmgegenÜ Expedition: 1 3 « Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen „Illu strierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schatter 1 Mk. bei freier Zusendung durch Boten ins aus 1 Mk. 20 Pf., durch die Post iMk. exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeiner Anzeiger nehmen außer unserer Expedition in Bretnig dieHerren A. F. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi» Dienstag »»rmittag r/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag ' ,11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermertten Geschäft«stellen abgegeben «erden, »erde» an gedachten Lagen nur bi« vormittag« 9 Uhr angenommen. Nr. 13. Reötktisn, Druck unü Verlag »an Dl. Schurig, Drelmg. Mittwoch, den 13. Februar 1895. 5. Jahrgang. Wandergewerbescheine betreffend. Den Bügermeistern und Gemeindevorständen des amtrhauptmannschaftlichen Bezirks wird zur Nachachtung für die Zukunft hierdurch eröffnet, daß es nach Z 59, 1 der Ge werbeordnung zum blosen Feilbieten von Federvieh im Umherziehen eines Wandergewer bescheines »icht bedarf, der gewerbsmäßige An- und Aufkauf von solchem aber der Wandergewerbescheinpflicht unterliegt. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 30. Januar 1895. Von Erdmannsdorff. Montag, den 18. Februar Viehmarkt in Bischofswerda. Oertliches und Sächsisches. Bretnig, den 13. Februar 1895. Bretnig. Der Verein „Zephyr", dessen schöne Aufgabe bekanntlich darin be steht, in Krankheitsfällen sich zu unterstützen, lag am Sonntag dem Vergnügen ob. Der selbe feierte am genannten Tage im Gasthof zum „Deutschen Hause" sein Stiftungsfest, zu dessen Begehen sich die Mitglieder recht zahlreich eingefunden hatten. Der Ball, dessen Freuden man in reichem Maße genoß, dauerte bis zur festgesetzten Zeit. Bretnig. In dem Bericht über die letzte Sitzung unsres Kirchenbauausschusses wurde der Einzelbeträge gedacht, die in den hier und da zum Besten unsres Kirchenbau fonds ausgestellten Sammelbüchsen vorgefun den worden waren. Es waren kleinere Beträge, aber sie mehren doch die Mittel und halten die Hoffnung wach. „Die kleinen Minder wertigkeiten" sagt Fürst Bismarck, „sind doch meist sehr wertvoll". Es trifft auch hier zu. Wir können darum nur noch einmal deu herzlichen Wunsch aussprechen, daß doch an recht vielen Stellen Sammelbüchsen für un seren Kirchenbau angebracht werden möchten: Gelegenheit macht auch Liebe, und je älter die Liebe, d. h. je bekannter die Büchse, desto weniger rostet sie, weil sie gewiß um so häu figer gefüllt tmd geleert werden wird. Anderes hat gar manche Trau- und Tauffeier hin und her in den Häusern eingebracht, wenn der Teller in der Runde ging. Droben in der Kirche für die Armen in der Gemeinde, drun ten in der Gemeinde für die Kirche — warum nicht? Die Freude soll reich machen. Solche Groschen sind bislang noch von Keinem hin terher vermißt worden; übrigens auch solche Thaler nicht, man sollte es nur einmal mit einem Thaler probieren. Und ob nicht man ches Kind, das droben über den Taufstein gehalten wurde, doch drunten am Altar stehen wird? — Unser Kirchenbaufonds besteht nun mehr in 2129 Mk. 30Pf.; noch 10mal mehr, dann kann schon ernstlicher nicht nur ans Sammeln, sondern auch ans Bauen gedacht werden. Aber auch diese 2100 Mk., so be scheiden der Anfang noch ist, sie ermutigen doch. Sind doch allein seit dein 31. Mai v. I. 830 Nik. 76 Pf. eingekommen. Und gerade in dieser Zeit haben wir unsre Glocken beschafft; aber sie sammeln und mahnen nun selber mit, Tag für Tag. Drunten in Galizien sammelt eine luth. Gemeinde zum Bau einer Pfarre. Blutarm ist sie; aber sie fängt an mit 4 M. 3M. und hat ein ganzes Jahr lang nicht mehr in ihrer Kasse. Aber sie hofft doch! Dai Weihnachtsfest hat ihr jetzt 100 M. gebracht, sie weiß nicht woher? Wenn sie hoffet — warum wir nicht? — Mittwoch über acht Tage — am 28. Febr. — soll wieder ein Familienabend gehalten werden zum Besten unseres Kirchen baufonds. Herr Oberps. Dr. Wetzel-Bischofs werda ist dafür gewonnen worden und wird über seine „Reise nach Jerusalem" sprechen. Das ist gewiß für Alt und Jung etwas, zu mal wenn so fesselnd erzählt und geschildert wird, wie er es versteht. Es ist eine selbst lose Gabe, die uns hier geboten wird. Hoffent lich fehlen ihr nun die Geber unter uns nicht. Gilt es doch den Bau unsrer Kirche, gilt es doch den Bau der Gemeinde! —t.— Hauswalde. Die hiesige Feuerwehr beging am Sonntag im Hartmannschen Gast hofe ihr diesjähriges Stiftungsfest. Beson ders zahlreich hatte sich die Nachbarfeuerwehr Bretnig zu diesem Feste eingestellt. Einge leitet wurde dasselbe mit einem Musikstücke, nach welchem Herr Fichte sich zu einer An sprache erhob, um darin unseren allverehcten König als Protektor über Sachsens Feuer wehren zu feiern. Ein kräftiges, auf densel ben ausgebrachtes Hoch krönte diese wohl- durchdachte und beifälligst aufgenommene Rede. Im weiteren Verlaufe des Abends kam auch der Humor durch das Stück „Die Feuerwehr von Knüppelhausen" so richtig zur Geltung. Auch die Darsteller des Feuerwehrlustspieles „Ein Knoten" halten beizeiten die Lachlustigen auf ihrer Seite. Im Großen und Ganzen zeigte der Verlauf des Abends ein recht kameradschaftliches Gepräge und mancher Feuerwehrmann, der ob seines Alters schon längst den Freuden Terpsichores Valet gesagt hat, trat mutig in die Reihen der Tänzer. — Nach der vom Statist. Bureau des Königl. Ministeriums des Innern zusammen gestellten „Uedersicht der bei den Sparkassen im Königreiche Sachsen erfolgten Ein- und Rück zahlungen" geschahen im Monat Dez. 1894 bei der Sparkasse zu Kamenz 1064 Einzahl ungen im Betrage von 96868 Mark, 570 Rückzahlungen im Betrage von 117806 Mk., bei der Sparkasse zu Elstra 117 Einzahlungen im Betrage von 8676 Mk., 44 Rückzahlungen im Betrage v»n 7689 Mk., bei der Spar kasse zu Königsbrück 368 Einzahlungen im Betrage von 3604 Mk., 144 Rückzahlungen im Betrage von 31267 Mk., bei der Sparkasse zu Pulsnitz 440 Einzahlungen im Betrage von 42721 Mk., 191 Rückzahlungen im Be trage von 30851 Mk., bei der Sparkasse zu Großröhrsdorf 379 Einzahlungen im Betrage von 24894 Mk., 97 Rückzahlungen im Betrage von 12966 Mk., bei der Sparkasse zu Bret nig 101 Einzahlungen im Betrage von 12948 Mk., 54 Rückzahlungen im Betrage von 5638 M.,bei der Sparkasse zuOhorn 20 Einzahlungen im Betrage von 988 Mk., 5 Rückzahlungen im Betrage von 721 Mk., bei der Sparkasse zu Königswartha 42 Einzahlungen im Betrage von 4230 Mk., 30 Rückzahlungen im Betrage von 9020 Mark. — Zu den Aenderungen der Gewerbe ordnung hielt Herr Abg. Gräfe im Reichstage am 1. Februar eine längere Rede, in welcher er den von der Regierung vorliegenden Ge setzentwurf als durchaus ungenügend bezeich nete und meinte, daß diese hiermit Steine anstatt Wasser und Brot biete. Zu den ein zelnen Paragraphen bemerkte er, daß der Han del mit Droguen erweitert werden müßte und die überwiegend meisten Artikel nicht den Apotheken allein belasten werden dürften, sonst schaffe man ein neues Privilegium für die Apotheker und führe den völligen Ruin von vielen tausenden Droguisten herbei; 2) trat er für Beschränkung der schädlichen Kon sumvereine ein und 3) des Hausierhandels in seiner gegenwärtigen schädigenden Gestaltung; 4) beleuchtete er das Sonntagsruhegesetz, das unendliche Schäoigungen des soliden Handels und Gewerbes verursache und besonders dem viele Existenzen schwer bedrohenden Hausier handel auf dem Lande Thür und Thor öffne; man müsse denselben hauptsächlich auf selbst gefertigte Waren beschränken, auch müste Wandel geschaffen werden, daß die in Zucht häusern angefertiglen massenhaften Artikel sehr vielerlei Branchen nicht hausierend ver trieben werden. Er schloß seine Rede damit: Wir meinen, auf dem hier vorgeschlagenen Wege wird nichts erreicht werden. Das Mi nimum, das wir zu fordern haben, wenn wir den großen Schichten Rettung bringen wollen, ist in den Anträgen des Zentrums niederge legt. Sorgen Sie dafür, daß dies wenigstens Gesetz werde. Geschieht dies nicht, so möchte ich allerdings mit meiner Partei wünschen, daß lieber gar nichts geschieht, und daß wir noch warten; denn wenn jetzt etwas Halbes geschieht, so müssen wir wieder 5 oder 10 Jahre warten, bis ein weiterer Schritt ge- than wird, und in dieser Zeit werden wieder Tausende und Abertausende von Existenzen ruiniert. Es ist Zeit, höchste Zeit, daß that- sächlich mit der Gewerbefreiheit und, wo es nötig ist, auch mit der Freizügigkeit gebrochen wird. Meine Herren, das muß geschehen, wenn überhaupt etwas für Rettung der gro ßen Schichten geschehen soll; sonst könnte ein gewisser Akt aus der Geschi^te stich wie derholen. — Von einem aufregenden Raubmord wird uns aus Loschwitz berichtet, woselbst am Sonntag nachmittag die 63 Jahre alte Privata Kobrzinswski in ihrer Villa am Riß- berge 133 mit gespaltenem Schädel und einen Besen in der Hand haltend, aufgefunden wurde. Die Nachbarn hatten die Dame seit einigen Tagen nicht in ihrem Garten gesehen und da auch in dem Briefkasten Zeitungen und Briefe seit einigen Tagen lagerten, so glaubte man an ein Verbrechen und setzte die Behörde von dem Verdachte in Kenntnis. Die Polizei ließ die Villa durch einen Schlosser öffnen und man begab sich in dieselbe. Hier bot sich ein entsetzlicher Anblick. Die Dame lag mit gespaltenem Schädel in einer großen Blutlache auf dem Booen. Nach Lage der Sache ist anzunehmen, daß der Mord schon seit einigen Tagen geschehen ist. Die Dame lebte ganz für sich allein und hielt nicht ein mal Dienstboten, trotzdem sie sehr begütert war. Der Mörder mußte mit den Lebens gewohnheiten der Dame sehr vertram gewesen sein. Die Villa wurde während der Nacht polizeilich bewacht und am Montag fand die! gerichtliche Aufhebung durch die Staatsan waltschaft statt- — Eine Fahrt wider Willen mußte die ser Tage ein ziemlich großer Feldhase aus führen. Derselbe war durch irgend welche Umstände auf das Elbeis bei Meißen geraten und trieb nun auf einer ziemlich großen Scholle stromabwärts. Um nicht fest zu frie ren, sprang der Hase auf der Eisscholle um her, hütete sich aber natürlich, die Grenze zu überschreiten. Wie mitgeteilt wird, ist der reisende „Lampe" unterhalb von Fischergaffe, gegenüber dem Gasthause zur Knorre, glück lich gelandet und hat also nur einen Revier- wcchsel unternommen. Die verlassene Witw« wird sich hoffentlich zu trösten wissen. — Ahlwardt und Böckel beabsichtigen nach einer Zeitungs-Meldung demnächst auch in Dresden öffentliche Vorträge zu halten. — Mit Freisprechung der Uhrmachers Georg Hermann Jyrch endete das Wieder aufnahmeverfahren in Sachen des seiner Zeit wegen Sittlichkeits-Verbrechens zu 2jähriger Gefängnisstrafe verurteilten Angeklagten. Un ter Aufbietung eines gewaltigen Zeugenappa- rateS gelang es in zwölfstündiger Sitzung des Dresdner Schwurgerichts, die Unschuld des Angeklagten an dem ihm zur Last gelegten Verbrechen zu beweisen und wurde derselbe, nachdem er schon 3 Monate in der Strafan stalt Hoheneck zugebracht hatte, nachts 11 Uhr in Freiheit gesetzt. — Die neueste Meldung über den Raub mörder Kögler ist nach weiteren Mitteilungen aus Reichenberg immerhin mit Vorsicht auf zunehmen, und man wird vorerst abzuwarten haben, was die behördlichen Ermittelungen in dieser Angelegenheit ergeben. Sollte in dem Fremdenlegionär Gimpel aber thatsäch- lich der RäubmörSer Kögler festgestellt wer den, so wird es auch noch gute Weile ha ben, bevor die heimischen Gerichte denselben werden in Empfang nehmen können. Frank reich und dessen überseeische Provinzen lie fern allerdings gemeine Verbrecher aus, und es kann keinem Zweifel unterliegen, daß Kög ler, wenn dessen Identität sichergestellt ist, ausgeliefert wird. Nach dem Auslieferungs- Verträge hat jedoch ein Ausländer, wenn er sich in dem Staate, wo er sich aufhält, eines Verbrechens schuldig macht, die ihm zudik- tierte Strafe zuvor abzubüßen, bevor seine Aus lieferung erfolgt. In dem gegenwärtigen Falle müßte also Kögler seine zweijährige Festungs haft zuvor abbüßen und erst nach dieser Zeit würde er den österreichischen Behörden aus- geliesert werden. — Für das Fleischergewerbe verdient folgende Reichsgerichts-Entscheidung Beacht ung. Dieselbe lautet: „Enthält die Wurst Mehlzusatz, so ist sie als verfälscht anzusehen." Danach unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß jeder Mehlzusatz (auch 1, 2—3 Proz.), auch nur als Bindemitteljverwendet, verboten ist. — Der zum Tode verurteilte und be gnadigte Mörder Kretzschmar wurde am Frei tag früh durch zwei Transporteure mit dem Nossener Zuge nach dem Zuchthaus Wald heim überführt. — Die Leiche des Freiberger Bergstu denten Louis Curt Kleinschmrdts, welcher sich auf der „Elbe" nach seiner Heimat Helena- Montana begeben wollte, ist am Donnerstag früh in Lowestoft gelandet. — Der Dienstknecht Johann Stehbach, welcher im Verdachte stand, den Dienstknecht Kaiser in Weißensand bei Treuen erstochen zu haben, ist aus der Haft wieder entlasten worden, da ihm das zur Last gelegte Ver brechen nicht bewiesen werden konnte.