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Allgemeiner Anzeiger : 09.02.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189502098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18950209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18950209
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Bemerkung
- Beilagen für 1895 gesammelt in einer Ausgabe am 01.01.1895 Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-02
- Tag 1895-02-09
-
Monat
1895-02
-
Jahr
1895
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 09.02.1895
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ndschan. !l L. d. den Grasen M neucrnanmer ^^^^^Mie M dcr- Z^M be'rr- M : Ma iori - bcstchl M Man- Wfollen dabei Wür eine im k. Die Kosten chungsgebühren stskammern ist ang mitgeteilt M . '.ist ff .ff. .7 > ff.ff M M^ ch-M '' .ffff» ri l, - iu-^schnn Mur's imrelcu Ter Aus- ' Mmmg, das- die Klagen über ^W^ZWMMW^Trcue und Glauben über- Zcff'ff 'fff'^ ' Angehörigen des Handcls- ri^ "MVwder Industrie seien gewillt, die christ- M^lPstichten mit ernster Gewissenhaftigkeit zu Wien. *Wie kürzlich Ahl warbt, so ist auch Dr. Böckel wieder aus der deutschen Reform- Partei (Anrisem.) ausgeschieden. bnge in der Mr Süd- Mvon vier .M werden, des -.Mric die HKfMö-r 4r öffentlichen Arbeiten erklärte, er würde bei der Kammer beantragen, eine Gesetzesvorlage zu ge nehmigen, durch die die Bergges etzgebung abgcändert wird. Ministerpräsident Ribot erklärte, er würde den Gesetzentwurf über die Verantwortlichkeit bei Unfällen beschleunigen. Dejeante zog hierauf seinen Antrag zurück, womit der Zwischenfall erle digt war. * Nach Meldungen aus Majunga (Mada gaskar) vom 25. v. wurden die dortigen von Waffen entblößten Forts am 14. Januar bom bardiert. Die Howas leisteten keinen Widerstand und zogen sich ohne Verlust zurück. 450 Mann französischeMarineinfanteriebcsetztenam16.Januar die Stadt, über die der Belagerungszustand ver hängt wurde. Die Geschäfte stocken. Das fran zösische Geschwader bombardiert die Forts auf 'dem Flusse Jkopa. Schweiz. *Eine am Sonntag in der Schweiz voll zogene allgemeineVolksabstimmung wandte sich nicht gegen einen Gesetzentwurf, fondern gegen ein im Sommer 1894 von der Bundesversammlung beschlossenes Gesetz, das wie bisher die Ernennung und die Beauf- sichügung der Gesandten und Konsuln in den Händen des Bundesrats ließ, dagegen die Er richtung neuer Gesandtschaften von der Zustim mung des Stände- und Nationalrats abhängig machte. Bisher hatte die Bundesversammlung nur die „Geldseite" der Sache zu entscheiden. Ihr Versuch, ihre Vollmachten zu erweitern, hat nun die Konservativen und die Demokraten auf den Gedanken gebracht, dem Volke zu Gemüt zu führen, daß es solche Fragen selbst unmittel bar zu entscheiden habe, und sie haben damit Erfolg gehabt. Letzteres wurde wahrscheinlich dadurch ermöglicht, daß etwa 300 000 Stimm berechtigte gar nicht mitstimmten. Spanien. *Die Miglieder der marokkanischen Gesandtschaft in Madrid statteten am Montag der Infantin Eulalia sowie dem Minister des Auswärtigen einen Besuch ab und folgten später einer Einladung des Königs und der Königin-Regentin zum Thee. — Die Unter suchung in der Angelegenheit Fuentes dauert fort. Man glaubt, daß Fuentes einer Beobach tung auf seinen Geisteszustand unterzogen wird. Ruhland. *Vor einiger Zeit wurde gemeldet, daß russische Studenten beabsichtigen, dem Kaiser eine Bittschrift um Rückgcwährung des früheren (etwas freiheitlicher gestalteten) Universi tätsstatuts in die Hände zu spielen. Dieser Tage erschien nun am Schwarzen Brett der . * Gegen Jubiläumsgeschenke an L o r ges etz t e hat der Finanzminister Miquel im Bereich der indirekten Steuerverwaltung die Bestimmungen der Versügung vom 14. Juni 1886 cingeschärft. In dieser Verfügung wird der Wunsch ausgesprochen, daß im Bereiche der Ver waltung der indirekten Steuern die Darbringung wertvoller Geschenke bei Dienstjubiläeu unter bleiben möge. Auch ist dabei bestimmt untersagt worden, daß diejenigen, welche dem zu be schenkenden Beamten dienstlich unterstellt sind, zur Leistung von Geldbeiträgen für solche Ge schenke aufgefordert werden. Frankreich. *Waldeck-Rousseau, der wohl zu nächst Kandidat der Gemäßigten für den Präsi- dentensesfcl der Republik wäre, hat am Sonntag in Lyoit eine Rede gehalten, in der er aus die schlimme Lage im Lande hinwies; der Grund derselben liege in dem Mangel eines Budgets und in den Angriffen auf den Präsidenten der Republik. Der Redner schloß in folgender Weise: Wir bedürfen einer Regierung, die regiert und den Namen einer „gemäßigten" nicht scheut; denn Gambetta, dessen Schüler wir sind, wäre ein „Gemäßigter", wenn er jetzt lebte, und nach ihm braucht man vor der Befolgung einer derartigen Politik nicht zurückzuschrecken. * Unter dem niederschmetternden Eindruck der neuen Grubcnkatastrophe von Monceau-lcs-Mines beantragte der Sozialist Dejeante am Montag in der Deputiertenkammer, eine Untersuchungs- Kommission zu ernennen. Der Minister der Universität in Petersburg ein Anschlag, in dem der Rektor die Studenten vor der Teilnahme an jenem Vorhaben einer „verbrecherischen Bande" (wörtlich) warnt und mitteilt, daß die Urheber bereits verhaftet seien. * Dem politischen Treiben der polnischen Studenten scheint die russische Regierung energisch entgegen zu treten. Neulich brachten Warschauer Blätter die Notiz, daß die Zahl der Studierenden an der Warschauer Uni versität gegenwärtig nur 884 betrage. Die Abnahme der Studierenden wird nun von der ,Nowojc Wremja' dadurch erklärt, daß im vorigen Jahre 150 Studenten wegen Teilnahme an den Demonstrationen anläßlich des 100. Jahrestages des Kilinskischen Blutbades ausgeschlossen wor den sind. Balkanstaaten. * Bei den am Sonntag stattgefundcnen zwanzig Nachwahlen zur bulgarischen Sobranje wurden 18 Gouverncmentale und 2 Oppositionelle, darunter Karawelow in Raz- grad, gewählt. Die Anhänger Stambulows, Radoslawows, Karawelows undZankowswählten an mehreren Orten gemeinsam. Die Wahlen vollzogen sich ohne ernstlichere Zwischensälle. * Das Regierungsblatt Ilir' hatte am Tage der Wahl behauptet, die Regierung ver schmähe jede Wahlbeeinflussung. Wie es in Wirklichkeit mit der angeblichen Nicht beeinflussung der Wahlen auSgesehen hat, zeigt folgende Meldung der Köln.' Ztg.': Bei den Nachwahlen schritt in Timowa, wo Stambulows Kanditatur ausgestellt war, die Reiterei gegen an geblich nicht zugelassene Wähler ein und ver ursachte mit blanker Waffe zahlreiche Verwun dungen. An anderen Orten wurden zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. Amerika. * DieUnruheninBrasiliensind nach amtlichen Meldungen aus Rio de Janeiro schon wieder beigelegt worden. Sie sollen sich nur auf die Hauptstadt beschränkt haben. Asten. * Die amtliche Erklärung über den Ab bruch derFriedensverhandkungen stellt fest, daß die Vollmachten der chinesischen Abgesandten diese nicht ermächtigten, einen Friedensvertrag zu unterzeichnen. Sie waren vielmehr dahin beauftragt, die Einwilligung Japans dazu zu erbitten, daß alle Bedingungen der Regierung in Peking unterbreitet würden (immer noch stolz!); hieraus gehe hervor, daß China kein Verlangen nach Frieden trage. Es wird indessen versichert, daß Japan bereit sei, die Verhandlungen mit einer genügende Voll machten besitzenden Gesandtschaft wieder auf zunehmen. *Nach einer Depesche aus Ao ko Hama vom Dienstag ist die Stadt Wei-hai-wei selbst am 2. d. von der zweiten japanischen Division genommen worden. Die Chinesen sind nach Chefoo geflüchtet, die Flotte befindet sich noch im Hafen. Deutscher Reichstag. Am Dienstag stimmte das Haus zunächst den Vorschlägen der Geschäftsordnungs-Kommission hin sichtlich der Reihenfolge zu, in der die I n l t i a t l v- Anträge zur Beratung kommen sollen. Auf der Tagesordnung steht sodann der Antrag Ancker und Gen. (freis. Vp.) wegen Vorlegung eines Reichs - gesetzes über die Abgrenzung bezw. Neueinteilung der Reichstags-Wahlkreise. Abg. Hermes (freis. Vp.) führt aus, es sei eine Thatsachc, daß unter den heutigen Verhältnissen von einem gleichen Wahlrecht nicht mehr die Rede ist infolge des ver schiedenen Wachstums der Bevölkerung in den Wahlkreisen. Die Zahl der Wahlberechtigten ist in einzelnen Kreisen seit 1870 ganz außerordentlich ge stiegen, so in Breslau, Berlin, Lennep-Mettmann, Düsseldorf, Essen, Duisburg, München, Leipzig und Leipzig-Land u. s. w. Während früher auf je 100 000 Einwohner ein Abgeordneter gerechnet wurde, hat beispielsweise der Wahlkreis Berlin VI 486 000 Einwohner und etwa 121 000 Wähler! Die Zahl der Wähler sei in einzelnen Kreisen acht mal so groß wie in anderen, in Berlin VI sogar vierzehnmal so groß wie in Lippe-Schaumburg. Im Reichswahlgesetz sei ja schon eine anderweitc Abgren zung der Wahlkreise in Aussicht genommen worden. Da auf eine Vermehrung der Abgeordneten bei dem Bau dieses Hauses nicht gerechnet worden war, so könne anders als durch veränderte Abgrenzung der Wahlkreise nicht geholfen werden. — Abg. Tutzaucr (soz.): Seine Freunde glauben, daß es überhaupt einer veränderten Abgrenzung der Wahlkreise nicht bedürfe, wenn man, wie sie es wünschen, das Pro- portional-Wahlsystcm einführt. — Im Schlußwort bittet Abg. Richter (frs. Vp.) als Mitantrag steller, angesichts der Leere des Hauses die Abstim mung über den Antrag zu vertagen. Demgemäß unterbleibt die Abstimmung. — Es folgt die erste Beratung der Anträge Pachnicke und Ancker betr. die Volks-Vertretung in den Bundesstaaten. Der Antrag Pachnicke will hinter Artikel 3 der Verfassung folgenden Zusatz ein schalten: „In jedem Bundesstaat muß eine aus Wahlen der Bevölkerung hcrvorgehcnde Vertretung bestehen, deren Zustimmung zu jedem Landesgesetz und zur Feststellung des Staatshaushalts erforder lich ist." Der Antrag der Preis. Volkspartei will darüber hinaus die Bestimmung getroffen wissen, daß die Wahlen gleiche, direkte, allgemeine mit geheimer Ab stimmung sein müssen. In Verbindung damit wird ein Antrag Auer beraten, deni zufolge das Wahl recht allen Reichsangehörigcn im Alter von über 20 Jahren und ohne Unterschied verliehen werden soll.— Abg. Pachnickc (frs. Vp.): Ich spreche hier für meinen Wahlkreis und für ganz Mecklen burg. Vor 30 Jahren wurde uns dort die Rege lung einer Verfassung in Aussicht gestellt: wir warten noch immer darauf. Geben sie Sic uns von Reichswegen, sonst werden wir sie nie bekommen und inmitten der Konstitution eine Insel des Absolutis mus und in der Gewalt der Ritterschaften bleiben. Im mecklenburgischen Landtag finden wir keinen Schutz. Ebenso verderblich wie für den Bauernstand ist der Mangel der Verfassung für die Volksschule. Mit Mühe hat die Regierung durchgcsetzt, daß die Lehrer in dm Städten 1050 Mk. Maximalgchalt be ziehen. Daß der Lehrermangel groß ist, ist natürlich; wie die Schulen sind, kann man sich leicht denken. Das neue Lchrerpensionsgesctz gibt 400—700 M. Pension; der Landtag hatte da der Regierung noch 50 M. abgehandell. — Der mecklenburgische Bundcs- ratsbcvollmächtigte v. Oertzen bestreitet die Zu ständigkeit des Reichstags, innere Angelegenheiten Mecklenburgs zu entscheiden, und weist nach, daß man sich in Mecklenburg uutcr der jetzigen Verfassung ganz wohl befinde. Im gleichen Sinne äußert sich der Abg. v. Buchka (kons.). Darauf ging der An trag des Abg. v. Fregc ein, über sämtliche Anträge zur Tagesordnung überzugehen, worauf Abg. Singer (soz.) beantragte, die Sitzung zu vertagm, indem er die Beschlußfähigkeit des Hauses anzweiselte. Der Namensaufruf ergab die Anwesenheit von nur 166 Mitgliedern; das Haus war also nicht beschlußfähig. Kandtag. Im Abgeordnetenhause wurde am Montag die zweite Beratung des Etats der Landwirtschafts- Verwaltung ohne besondere Debatte erledigt. Bei der darauf folgenden ersten Beratung des Gesetz entwurfs betr. die Errichtung einer neuen Gencral- kommission für Ostpreußen wurde die Beschwerde laut, daß die Gcncralkommission in Bromberg der Ansiedelungs-Kommission entgegenarbeitc. Minister v. Hammerstein sprach diesen Beschwerden nicht jede Berechtigung ab und erklärte, daß die Regierung die Sache einer eingehenden Prüfung unterziehm werde. Am Dienstag überwies das Abgeordnetenhaus nach kurzer Debatte den Gesetzentwurf über die neue Gencralkommission für Ostpreußen einer Kommission von 14 Mitgliedern. Der Etat der Gestütsverwal- tung wurde ebenso wie der Domänen-Etat nach kurzer Debatte erledigt. Uon Uoh und Fern. Eine sensationelle Entdeckung ist im Keller eines Hauses der Wallnertheaterstraße in Berlin fettens des zuständigen Polizeireviers auf Grund einer anonymen Denunziation gemacht worden. Es wurde dort eine vollständige Patronenfabrik ermittelt, die sich in vollem Be triebe befand. In welchem Umfange die Farbri- kation betrieben worden war, erhellt daraus, daß etwa 14 Zentner Pulver in dem Keller lagerten. Die Arbeiter — 8 an der Zahl — wurden sofort verhaftet; der Keller wurde amt lich geschlossen, und das Pulver wurde im Laufe der Nacht an einen geeigneten Aufbewahrungs ott gebracht. Ueber die Bestimmung der Patronen verlautet, daß sic im Auftrag eines Unternehmers zur Lieferung an die chinesische Regierung heim lich angefertigt würden. Außer der „Fabrik" in der Wallnertheaterstraße hat die Polizei noch drei andere Etablissements entdeckt. Der ganze Viehstand erstickt. Das Dienstpersonal eines Gutsbesitzers in Rüstem bei Liegnitz hatte das gesamte, in einem Stalle untergebrachte Vieh abgefuttert und eine Laterne, in der eine Petroleumlampe brannte, wie ge wöhnlich aufgehängt, um alsdann ins Wohn haus zum Abendbrot zu gehen. Nach etwa einer Stunde ging man nochmals nach dem Stalle, wo man das gesamte Vieh tot vorfand. Das selbe war erstickt. Die Lampe war herunter gefallen, explodiert und hatte den Dünger in Brand gesteckt, der nun infolge der Feuchtigkeit nur langsam kohlte, dabei aber so viel dicken Rauch entwickelte, daß das Vieh ersticken mußte, weil die Luftabzüge verstopft und die Thür des Winters wegen dicht mit Stroh verpackt war. Der Schaden ist sehr bedeutend. Ein rätselhafter Fund ist vor einiger Zeit in einem Eisenbahnzuge gemacht worden und bisher nicht aufzuklären gewesen. In einem Güterzuge, der von Essen in Mühlheim a. Ruhr eingetroffen war, entdeckte man unter dem Sitze eines Bremsers mehrere stark mit Blut besudelte männliche Kleidungsstücke. Es waren eine dunkel blau karierte, an den Acrmeln abgetragene Joppe, ein braunes Beinkleid, ein buntes Hemd und ein Paar zerrissene kurze Schuhe. Joppe und Hemd zeigen an den Rückenteilen ein anscheinend von einem Messerstich herrührendes Loch. Man weiß weder, wem die Kleidungsstücke gehören, noch auch wo oder wie sie in den Eisenbahn zug gekommen sind. Die Untersuchungsbehörde vermutet, daß der eigenartige Fund mit einem Verbrechen zusammenhängt, hat aber bisher keinen Angriffspunkt finden können. Kulturbild aus Westpreusten. Im Kreise Gekettet. 17) (Fortsetzung.) Hilda gab sich unbefangen der Freude über den Besuch hin, nur etwas störte sie in Hugos Auftreten. Es war, daß er ihre frühere Einladung auf acht Tage ganz ignorierte, dagegen alles that, um eine improvisierte Ein ladung auf einige Zeit von ihr zu erlangen. Sie mochte ihn nicht bloßstellen, ging daher auf seinen Wunsch ein, indes merkte er durch, wie sie dies Benehmen befremdete. Indem sich die Herren am Abend verabschiedeten, nahm er daher Gelegenheit, ihr zuzuflüstern: „Wundere dich nicht, Hilda, daß ich deines freundlichen Briefes nicht erwähnte; wenn ich länger bei dir bin, werde ich dir alles erklären." 1«. Lie letzte Woche des September glich in diesem Jahr mehr einem Frühling an der Riviera, als einem Herbst in England. Hugo Mackenzie kam nach Cruxwold. Tag für Tag saßen oder wandelten er und Hilda in dem gemütlichen Elisabeth-Gatten, alte Erinne rungen austauschend »der lässig beieinanderfitzend in behaglichem Schweigen. Ost saß Hugo ihr gegenüber m Bewunderung vertieft. Hätte sie schon früher diesen schwärmerischen Ausdruck in ihren Augen, diese zurückhaltende Würde in ihrem Wesen gehabt, wer weiß, welche Thorhett erbe- gangen hätte, so dachte er manches Mal, in ihren Anblick verfunken. Miß Fisher arbeitete meist f» fleißig an einer feinen Stickerei, daß sich weder Hugo noch Hilda in ihrer Gesellschaft geniert fühlten. Eines Tages erzählte Miß Fisher, sie habe Mistreß Burtenshaw getroffen und diese habe sie um ihre Hilfe im Nähverein ersucht. Hugo lächelte etwas ironisch und sagte: „Das ist wohl nicht Ihr Fall, Miß Fisher?" „Im allgemeinen nicht," gestand sie freimütig, ^aber Mister und Mistreß Burtenshaw haben sich meiner so liebevoll angenommen, daß ich die Gelegenheit gern ergreife, mich ihnen dankbar zu beweisen; ich würde also der Aufforderung jeden falls nachkommen, wenn Mistreß Hayes glaubt, mich öfter auf einige Stunden entbehren zu können. Der Verein kommt dreimal wöchentlich zusammen." „Natürlich gehen Sie. Ich würde Sie gern begleiten," antwortete Hilda lebhaft, „aber Mistreß Burtenshaw hat mich nicht eingeladen." Miß Fisher hütete sich wohl, zu bekennen, daß Mistreß Burtenshaw sie gefragt hatte, ob sie glaube, Mistreß Hayes werde sich geneigt zeigen, an dem Nähverein teilzunehmen. Sie hütete sich wohl, zu bekennen, daß sie der guten Rektorfrau geraten habe, Mistreß Hayes nicht mit solchen Dingen zu belästigen, da sie einen wahrei^Widerwillen vor dem Vereinswesen habe, wenn sie auch viel zu liebenswürdig sei, um ihre Meinung vor Mitgliedern eines Vereins auszu sprechen. So wanderte Miß Fisher allein zur Rektorei und zog dort -aü> die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich, zunächst durch ihre außerordentliche Ge schicklichkeit im Nähen, noch mehr durch ihre Aeußerungen über ihre Brorgebenn. „Ich weiß gar nicht, wie wir ohne Ihre fleißigen Hände bestehen sollten," sagte Mistreß Leith verbindlich, „hoffentlich entbehrt Sie Mistreß Hayes nicht zu sehr?" Miß Fisher lächelte bedeutungsvoll und sagte: „O, Mistreß Hayes wird keine Sehnsucht nach mir empfinden; sie hat so liebenswürdigen Be such von einem Vetter und Jugendfreund. Die beiden Leutchen schwärmen so selig in Jugend erinnerungen, daß sie keiner dritten Person be dürfen. Sie sagte es wiederum mit so unschuldig süßem Ton, aber die Damen am anderen Ende des Tisches horchten hoch auf. Annette Wallase, eine junge Dame, die die Tugenden und Laster ihrer Mitmenschen stets als Lieblingsthema wählte, rief entrüstet: „Sie wollen doch nicht sagen, Miß Fisher, daß Mistreß Hayes sich von dem jungen Offizier den Hof machen läßt?" Miß Fisher versetzte sanft: „O, wie könnte ich so etwas behaupten! — Wissen Sie, Mistreß Hayes ist so jung, ich begreife nicht, wie Mister Hayes dies junge Frauchen sich selbst über lassen kann." „Ich begreife noch weniger," fiel Miß Annette ein, „wie Mister Hayes ein so junges. Ding, ein reines Kind heiraten konnte!" „Kind?" wiederholte Miß Fisher, „da irren Sie sehr; Mistreß Hayes ist eine gewandte Weltdame." In diesem Augenblik^trat Mistreß Brutenshaw an den Tisch: „Haben Sie die arme Mistreß Hayes nun genug seziert, meine Damen? — Wir haben fÄ heut unsere Arbeit vollendet. Miß Fisher, Ihr Fleiß und Ihre Geschicklichkeit be schämen uns alle." Die Gesellschaft brach auf; nur Bliß Fisher blieb und wäre noch länger geblieben, hätte Mistreß Burtenshaw ihr nicht ihren Hut gereicht und ihr angeboten, sie durch den Gatten zu be gleiten. Während sie auf dem schmalen Gattensteig dahinwandelten, hob Mistreß Burtenshaw an, nachdem sie lange gesonnen hatte, wie sie ihre Worte setzen möge, ohne Miß Fisher zu ver letzen: „Ich würde in Ihrer Stelle nicht in der Weise über Mistreß Hayes und ihren Vetter reden. Ich glaube, daß Sie nichts Böses damit beabsichtigt haben; aber die Leute sind immer bereit, das Schlechteste zu denken." Miß Fisher rief ganz verwundert: „Meine liebe Mistreß Burtenshaw, was soll denn die böseste Wett Böses herausfinden, wenn ich er zähle, daß Mistreß Hayes gern mit ihrem rechten Vetter und Jugendfreund verkehrt?" Mstreß Burtenshaw sagte sehr ruhig: „Ich will Ihnen sagen, wie die Menschen Ihre Rede auf gefaßt haben. Miß Annette wird alle Ihre Worte im nächsten Kaffee wiederholen und wird einige selbstcrfundene Kombinattonen hinzufügen und so werden schnell allerhand Gerüchte über eine un glückliche Ehe der Hayes' in Umlauf geraten, und wer weiß was noch, was Sie gewiß am allerwenigsten wünschen. Ich rate Ihnen daher bei Ihrer Freundschaft für Mistreß Hayes, den Namen der jungen Frau nicht öfter in Verbin dung mit Mister Mackenzies Namen zu nennen." Miß Fisher stand einen Augenblick schweigend, wie unentschlossen vor der braven Rektorftau;
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