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Allgemeiner Anzeiger : 02.02.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189502020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18950202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18950202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Bemerkung
- Beilagen für 1895 gesammelt in einer Ausgabe am 01.01.1895
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-02
- Tag 1895-02-02
-
Monat
1895-02
-
Jahr
1895
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 02.02.1895
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Mttische Kund scharr. Deutschland. * Unter den persönlichen Auszeich nungen, die der Kaiser anläßlich seines Ge burtstagsfestes verliehen, sind folgende von be sonderem Interesse: Der Staatssekretär des Reichspostamts Dr. v. Stephan hat den Rang eines Staatsministers erhalten; dem Wirkl. Geh. Rat Dr. v. Lucanus ist der Rang unmittelbar hinter den Staatsministern verliehen worden. Dem Chef des Militär - Kabinetts General v. Hahnke hat der Kaiser seine Marmorbüste zum Geschenk gemacht. Prof. Dr. v. Gneist hat den Charakter als Wirklicher Geheimer Rat mit der Bezeichnung Exzellenz erhalten. * Unter den vielen Erlassen und Aus zeichnungen, die der Kaiser an seinem Geburtstage veröffentlichen ließ, ist der jenige, der den Truppen aller im deutsch-französi schen Kriege ausgezeichneten Verbände an den betreffenden Gedenktagen die S ch mü ck un g der Fahnen und Kanonen mit Eichenlaub an ordnet, auch insofern von hoher Bedeutung, als er jenseits der Vogesengrenze nicht unbeachtet bleiben wird. Der Kaiser hat schon zu viele Beweise achtungsvoller Teilnahme und zarter Rücksichtnahme für Frankreich bei gegebenen An lässen an den Tag gelegt, als daß die Ehrung seines Kriegsheeres in Erinnerung an die Viertel jahrhundertfeier der großen Siege in Frankreich falsch ausgelegt werden könnte. * Nicht nur aus dem Jnlande, sondern auch aus allen europäischen Hauptstädten liegen Mel dungen vor, daß auf den Botschaften und Ge sandtschaften, in den dortigen deutschen Kolonien, sowie auch in allen größeren Städten, wo sich Bereinigungspnnkte für Deutsche gebildet haben, der Geburtstag des Kaisers feierlich begangen wurde. *Ein Gnadengeschenk von 45000 Mark hat der Kaiser aus Anlaß seines Geburts tages zur Hebung der Lage der schlesischen Weber in den Kreisen Glatz, Neurode, Reichen bach, Waldenburg und Schweidnitz bewilligt. * Ein Erlaß des Kaisers an den Kriegs minister fordert Vorschläge darüber, wie die bis herige militärische Dienstzeit der Lolksschullehrer (zehn Wochen) in einen vollen Jahreskursus umgewandelt und so gestaltet werde, daß die Heranbildung der Be treffenden zu thunlichst brauchbaren Unter offizieren erfolgen kann. (Es wird damit eine neue Klasse „Einjähriger", die aber nicht für ihren Unterhalt zu sorgen hätten, gebildet werden.) . * Eine kaiscrl. Ordre über die größeren Truppenübungen im Jahre 1895 be stimmt, daß das Gardckorps und das zweite Armeekorps Kaiser-Manöver haben; beim zweiten, sechsten und siebenten Armeekorps wird je eine Kavallerie-Deviston aufgestellt. * Während Minister Miquel im preuß. Ab geordnetenhause erklärt hat, wenn derAntrag K a n i tz dem Reichstage vorliege, werde es an einer deutlichen Meinungsäußerung derReichs - regierung nicht fehlen, hält die ,Nordd. Allg. Ztg/ eine beschleunigte Beratung des Antrages Kanitz im Reichstage für entbehrlich, da zunächst der Staatsrat die Vorschläge prüfen solle. „Naturgemäß," schreibt sie, „wird vor allem fcst- zustcllen sein, ob die Vorschläge mit der loyalen Ausführung der abgeschlossenen Handels verträge, die eine Pflicht für die verbündeten Regierungen bildet, an der nicht gerüttelt werden kann, vereinbar sind." * Es wird von verschiedenen Seiten bestätigt, daß nach der Ablehnung der Vorschläge über die Lerschärfung der D is z i p l i n ar g e w al t des Rcichstagspräsidenten seitens der Geschäftsordnungskommisston die Möglichkeit einer Präfidcntenkrisis im Reichstage wieder näher gerückt ist. * In der Umsturzkommission hat der Staats sekretär Nieberding erklärt, es schwebten noch Erwägungen bei den verbündeten Regierungen, ob und in welcher Form der in der lex Heinze betretene Weg jetzt weiter zu ver folgen sei. Den bezüglichen Anträgen des Zen trums stehe er sympathisch gegenüber. * Der ,Reichsanz/ veröffentlicht jetzt die Formulare für die Berufs - Md Gewerbe zählung, die am 14. Juni dieses Jahres vorgenommen werden soll; es find vom kaiser lichen Statistischen Amt unter Mitwirkung der Vertreter der amtlichen Statistik der Bundes staaten Entwürfe zu Erhebungs-Formularen: 1) einer Haushaltungsliste, 2) einer Landwirt schaftskarte, 3) eines Gewerbebogens ausgearbeitet worden, die nunmehr vorliegen. Frankreich. * Die am Montag im Parlament zur Ver lesung gekommene Botschaft von Faure enthält einen Appell zur Beruhigung der Partei kämpfe und den aufrichtigsten Wunsch nach demokratischen Reformen; sie betont ferner die ausgezeichneten Bezie hungen mit den europäischen Staaten und den festen Willen Frankreichs, den Frieden zu erhalten und zu kräftigen. * Das neugebildete MinisteriumRibot hat sofort eine radikale, aber sehr volks tümliche Forderung erfüllt, indem es der Depu tiertenkammer eine umfassende Amnestie- vorlage zugehen ließ, die allen wegen eines Komplotts oder Attentats gegen die innere Sicherheit des Staates sowie den wegen Preß- und Streikvergehen Verurteilten vollen und ganzen Straferlaß bewilligt. Die Vorlage wurde angenommen. Nun wird auch Rochefort wieder nach Frankreich zurückkehren dürfen. *Am Montag hat Frankreich einen seiner erfahrensten Generale durch den Tod verloren : den allerdings schon 84 Jahre alten Marschall Canrobert. Er diente in den vierziger Jahren in Afrika, leitete beim Staatsstreich Napoleons die militärischen Maßnahmen in Paris und ' nahm als Divisionär am Krimkriege teil. 1870 wurde er mit in Metz eingeschlossen und war später einer der Hauptbelastungszeugen gegen Bazainc. Seit 1879 saß er im Senat und war dort einer der wenigen Bonapartisten dieser Körperschaft. Rußland. * Vom Zaren kommt endlich eine bestimmte programmatische Kundgebung. Das Kaiserpaar empfing am Dienstag im Petersburger Winter palais viele Abordnungen des Adels, der Stätde, der Dorfgenossenschaften rc. Der Zar hielt eine Ansprache, in der er den Wunsch nach Ver wirklichung absurder Träume ver urteilte, seine ganze Kraft der Wohlthat Ruß lands zn weihen versprach und setzte hinzu, daß er ebenso fest und beharrlich wie sein Vater das selbstherrliche Zarcnregiment auf- rechterhaltcn werde. *Nach amtlicher Meldung ist der bisherige Gehilfe des Ministers des Aeußern, Schischkin, zum interimistischen Verweser des Ministeriums des Auswärtigen Angelegenheiten ernannt worden. Derselbe hatte Herrn v. Giers während dessen langen Erkrankung schon mehrere Male selbständig vertreten. *Der am Sonntag verstorbene russische Minister des Auswärtigen, Herr v. Giers, der schon seit Jahren leidend war, hat sich wäh rend seiner langen Amtszeit zweifellos hohe Verdienste um die Aufrechterhaltung deS Frie dens erworben, was um so höher anzuschlagcn ist, als die Wogen des panslawistischen Chau vinismus zuweilen den Zaren Alexander III. heftig umtobten. Die Annäherung an Frankreich, wie sie die Namen Kronstadt und Toulon zum Ausdruck bringen, war nicht nach seinem Ge schmack; er hat die vollendete Thatsache aber als weitere Friedensbürgschaft zu verwerten gewußt. Balkanstaaten. *Die von der Sobranje eingesetzte parla mentarische Kommission zur Untersuchung von Stambulows politischen Verbrechen erließ mittels Anschlags in ganz Bulgarien die Aufforderung, jeder, der Klage gegen Stambulow zu führen habe, solle sich bei der Kommission melden. Danach scheint die tolle Absicht, Stam bulow gerichtlich zu verfolgen, noch keineswegs aufgegeben zu sein. Amerika. * Nach der Meldung eines New Iorker Blattes ist Freitag inCundinamarca(Columbien) ein Aufstand ausgebrochen und im ganzen Lande das Standrecht proklamiert worden. Bogota ist in Belagerungszustand erklärt worden, da das Andringen der Aufständischen befürchtet wird. In der Provinz Tolima herrscht gleich falls Aufruhr. Der Präsident von Columbien erklärte, daß die Ordnung in einigen Tagen wiederhergestellt sein werde. * Die Regierung von Mexiko lehnte den Vorschlag des Staatsdepartements in Washington ab, die Grenz st reitigkeiten mit Guatemala einem Schiedsspruch zu unter breiten. Mexiko nahm den Vorschlag höflich ent gegen und dankte für das freundliche Interesse. Asien. * Vom oftasiatis chen KriegsschÄu- platz liegen neuere Nachrichten vor, die be weisen, daß in der chinesischen Armee völlige Zügellosigkeit eingerissen ist, sodaß die Japaner schon von den Chinesen selbst zum Teil um Schutz angegangen werden. In Haitsching sind mehrere Petitionen der Eingeborenen aus der Gegend von Diayang angekommen, in denen eine schleunige Besetzung des Landes durch die japanische Armee erbeten wurde. Die Stärke der chinesischen Armee in der Nähe von Niutjchuang wird auf 10 000 Mann angegeben. Deutscher Reichstag. Auf der Tagesordnung der Dienstag-Sitzung steht die zweite Beratung der kaiserlichen Verord nung betr. Zollzuschläge auf spanische Einfuhrartikel in Höhe bis zu 50 Prozent. Es liegt dazu die vom Abg. Salisch und Gen. beantragte Resolution vor, die Regierung um Vor legung eines Gesetzentwurfs zu bitten, wonach unter den Voraussetzungen des ß 6 des Zolltarif- Gesetzes auch zollfreie Waren mit Zöllen sollen be legt werden dürfen. — Vom Abg. Hammacher (nat.-lib.) liegt ferner ein Antrag vor, daß die Zoll zuschläge bis zu 100 Prozent, also bis zum doppelten Betrage des Zolles normiert werden können. In der Debatte bemerkt zunächst Abg. Barth (frs. Vgg): Das Recht, auf Grund des Z 6 Zollzuschläge vorzu nehmen, hat ja die Negierung ohnehin schon, und sie hat es ja auch schon ausgeübt. Aber solche Be fugnisse soll man möglichst eng fassen, und es ist deshalb nicht richtig, diese Befugnisse noch in dem Sinne der Resolution von Salisch oder des Antrags Hammacher zu erweitern. Wir bitten deshalb, beide Anträge abzulehnen und es bei dem, was durch die kaiserliche Verordnung bereits geschehen ist, bewenden zu lassen. Die Abgg. Hammacher und v. Salisch be fürworten die Annahme ihrer Resolutionen. Nach kurzer weiterer Debatte werden die Zollzuschlägc im Sinne der Regierung genehmigt und die Resolution von Salisch und der Antrag Ham macher der Zolltarif-Kommission überwiesen. — Es folgt die erste Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. die Abänderung der Gewerbe ordnung (Wandergewerbe.) Abg. Schädler (Zentr.): Seit 10 Jahren beschäftigt die Negelung des Wandergewerbes (Hausierhandels) den Reichs tag. Endlich ist ein Gesetz vorgelegt, und zwar auf Initiative der bayrischen Regierung. Leider ist der Anregung der bayrischen Negierung nur zum Teil gefolgt, obwohl man drei Jahre herumberaten hat. Ich sehe daraus, daß der Bundesrat sehr langsam arbeitet, wenn es sich um soziale Gesetze handelt. Die Hauptsache im Entwurf ist die Regelung des Hausierergewerbes. Die Regierung kommt unserem Wunsche entgegen, wenn sie den Detailhandel den Hausierern gleichstellt. Die Zahl der Hausierer ist von 1887 enorm gestiegen. Wir wollen nun das Hausieren im Hause und draußen gleich behandelt wissen. Besonders sollte aber die Bedürfnisfrage örtlich geprüft werden, davon steht in der Vorlage nichts. Das Hausieren durch Mädchen, besonders das durch Kinder, müßte verboten oder beschränkt werden; was bekommen diese Kinder in der Nacht auf den Straßen und in den Kneipen der Groß städte alles zu sehen. Ziehe ich das Ergebnis, so sage ich, was die Regierung bietet, ist sehr wenig. Der Hausierhandel muß auf das thatsachliche Be dürfnis beschränkt werden, und das Bedürfnis ist bei den modernen Verkehrsmitteln gering. Dl- Interessen des seßhaften Handwerkers gehen vor. - Aba Krüger (nat.-lib.): Wiederholt hat meine Partei zur Frage des Hausierhandels Stellung ge nommen und die Grunde für und wider klargelegt. Den Maßnahmen der Regierung zur Einschränkung des Hausierhandels stimme ich zu, doch scheint mir die Regierung noch nicht weit genug zu gehen. Der Zentrums-Abgeordnete Gröber (Be schränkung der Giltigkeit des Gewerbescheins, Be dürfnisnachweis) geht mir aber zu weit Vor allem müssen die örtlichen Verhältnisse berücksichtigt werden. — Abg. Schneider (frs. Pp): Wir sind gegen die Vorlage. Man hätte doch wenigstens die Er gebnisse der Gewerbefreiheit abwarten sollen. Den Interessen der Gesamtheit ist die Gewerbefrerheit zu träglich. Die Gewerbetreibenden und Handwerker sind nicht der Mittelstand, sondern nur ein Teil von ihnen. Mit einzelnen Bestimmungen der Regierungs vorlage sind wir aber einverstanden. — Nachdem die Konservativen durch den Abg. v. Holleuffer sich für den Entwurf erklärt haben, mit dem sie beson ders eine Regelung des Hausierhandels der Kinder auf den Straßen verbunden sehen wollen, wird ein Schlußantrag angenommen und die Sitzung vertagt. Pr-utzifch-r Landtag. Im Abgeordnetenhause begann am Dienstag die zweite Beratung des landwirtschaftlichen Etats. Der landwirtschaftliche Minister Frhr. v. Hammerstein kündigte ein neues Zuckergesctz an mit Erhöhung der Vcrbranchsabgabe für die Konsumenten, Erhöhung der Ausfuhrprämien für die Zuckerfabriken und mit Stcuerzuschlägen für die größeren Zuckerfabriken zur Erleichterung der Konkurrenz der landwirtschaftlichen Fabriken. Von Uah und Fern. Wetter- und Verkehrsnachrichten. Lon allen Seiten West- und Mitteldeutschlands werden große Schneeverwehungen gemeldet. In der Eifel liegt der Schnee anderthalb Meter hoch. Auf den Bahnstrecken Worms-Alzey und War burg-Arolsen blieben Züge im Schnee stecken. Im Sauerland ist der Verkehr allenthalben unterbrochen. Auch bei Köln sind mehrere Züge unterwegs stecken geblieben. Nachrichten Ms Elsaß-Lothringen und Württemberg melden die Fortdauer der Schneeverwehungen. Aus dem Zuchthaus entlassen. Aus dem Zuchthaus zu Werden ist am 24. Januar der seit dem Jahre 1868 inhaftierte Sträfling Schneider zufolge Begnadigung entlassen worden. Derselbe war wegen Totschlags, begangen an seiner Ehefrau, zu lebenslänglicher Zuchthaus strafe verurteilt worden. — Im Zuchthause war er sowohl bei Gefangenen als auch bei Beamten eine beliebte Person geworden, infolge seiner tadellosen Führung. Wiederholt waren daher schon vor Jahren sowohl von der Direktion als auch von der Firma Rud. Teschemacher Söhne in Werden Gnadengesuche eingereicht, jedoch vom Ministerium zurückgewiesen mit dem Bemerken, daß es bedenklich sei, das Gnadengesuch vorzu legen. Schneider ist zur Zeit 54 Jahre alt, und da sich die gen. Firma erboten hat, ihn für die Zukunft in Arbeit zu nehmen, so möchten ihm noch einige Jahre ohne Kummer nach so schwerer Buße beschieden sein. Einem uralten Brauch folgend, kamen die Jenenser Burschenschafter am 24. d. wieder nach Weimar, um die Vorstellung von Schillers „Räuber" im Hoftheater zu „kommandieren". In langem Schlittenzuge rückten sie um die Mittagsstunde, ein Musikkorps und zwei Reiter in Wichs an der Spitze, in die Stadt und machten zunächst eine Rundfahrt durch die Haupt straßen bis zum Hotel Chennitius, wo ein ge meinsames Mittagessen eingenommen wurde. Um '/-5 Uhr nachmittags marschierten sie im Gänsemarsch nach dem Theater, wo ihnen im Parkett Plätze reserviert waren und „eröffneten" die Vorstellung durch Absingen des „Gauäeamus ixitur". Nachdem der Präses der führenden Burschenschaft „Teutonia" mit den Worten: „Silentium, das Spiel kann beginnen," die Er laubnis zum Anfang gegeben hatte, ging der Vorhang in die Höhe und die Darstellung wickelte sich normal ab bis zu der Szene des zweiten Aktes, wo die Räuber im Walde lagern. Sobald der erste Vers des Räuberliedes „Ein freies Leben führen wir" auf der Bühne ge sungen war, gebot der Präsidc wieder Silentium, worauf die Korona stehend sämtliche Strophen des Räuberliedes sang. Nachdem schließlich noch offiziell erklärt war, daß die Vorstellung „ex sei, ging der Studeutenzug nach dem Markt, wo „Deutschland, Deutschland über alles" ge sungen wurde; ein solenner Kommers beendete die studentische Theaterfahrt. Das eigenartige Schauspiel lockt stets viele Neugierige auf die Straßen und ins Theater. Das größte Kaffeekränzchen der Welt. 500 Kaffeeschwestern — wohl das größte Kaffee kränzchen, das je stattfand — waren dieser Tage im Schramensaal in Würzburg versammelt, um KekeLLeL. »15) (Fortsetzung.) „Das glaube ich," sagte leise Hilda, die der Erzählung mst dem Ausdruck atemloser Spannung gefolgt war. „Der Name Peter Haynes wurde seitdem von den Goldgräbern nur mst Ehrfurcht ausgesprochen." Die Erwähnung des Namens brachte mit qualvoller Pein die Tragödie von Edinburg , wieder in Hildas Gedächtnis zurück. Sie fragte: „Weshalb veränderte er seinen Namen?" Watson erwiderte: „Zuerst thaten es andere aus Unwissenheit, und als er erkannte, in welcher Gesellschaft er sich befand, benutzte er den Irrtum gern. Uebrigens nennen sich die wenigsten Leute dort bei ihrem richtigen Namen. Da höre ich seine Stimme; verraten Sie meine Geschwätzig keit nicht, Mistreß Hayes l" Sehr nachdenklich begab sich heute Hilda in ihr Zimmer, um sich anzukleiden. Man hätte nicht meincri sollen, bei ihrem Verhältnis zu ihrem Mann, daß ihr Herz von Stolz auf diesen Mann erfüllt war. Miß Fisher, zu der sie auf dem Wege ging, , bemerkte das sofort. . „Sie sehen brillant Ms, Mistreß Hayes, Sie müssen sich sehr gut unterhalten haben," sagte sie, sobald Hilda in das Zimmer trat. Die junge Frau errötete. „Ja, ich bin etwas erregt, angenehm erregt, meine ich. Ein alter Freund meines Mannes hat mst Ereignisse aus dessen Leben erzählt, die — nun die mich stolz auf meinen Mann machen." „Das muß Sie natürlich beglücken, ant wortete Miß Fisher im süßesten Tonfall ihrer Stimme; aber sonderbarerweise machten die Worte, in diesem Ton gesprochen, einen er kältenden Eindruck. Sic beschloß, nie wieder zu Miß Fisher ein vertrauliches Wort über ihren Gatten zu reden. Sie überzeugte sich, daß es der Dame an keiner Art von Pflege fehle, und verließ sie bald. In der Thür fragte sie noch einmal, ob sie irgend etwas für sie thun könne. Miß Fisher dankte: „Mir geht es ja unter Ihrer gütigen Obhut so gut, es bleibt mir nichts zu wünschen übrig, doch als ob ihr plötzlich etwas emfiele, fugte sie hinzu: „ich hörte heute Fußtritte auf dem Korridor; wohnt in meiner Nähe icmand?" Hilda entgegnete; „Allerdings, Mr. Watson logiert in Ihrer Nahe." Dann möchte ich Ihnen wirklich noch eine Bitte aussprechen, Mrs. Hayes. Dürfte mir wohl mein Mädchen einen Bettschirm bringen, inwendig vor die Thür zu stellen? -- Es wäre mir peinlich, wenn der Fremde Herr mich im Vorubergehen in meinem invaliden Zustand be merkte." Hilda gewährte den Wunsch bereitwillig und klingelte sofort nach Esther, Miß Fishers Mäd chen, damit sie den Schirm besorge. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in Cruxwold fetzte sich Hilda heut nach dem Essen an den Flügel. Die beiden Herren gingen mit der Zigarre unter ihrem Fenster auf und ab; sie hörte ihre Stimmen, und der Zigarrenrauch drang ab und zu durch die offenen Fenster ein Sie phantasierte leise. Die Erzählung Mr. Watsons klang ihr un Geist wieder an ihr Ohr. Konnte dieser Mann, der solcher Heldenthat fähig war, ein Werb dem Flammentod preisgebcn, sein Weib? — Ach, hätte ich es nie vernommen! So dachte sie und übersetzte die Worte in Musik. Als sie mit Spielen innehielt, traten die Herren ein und baten um ein Lied. Sie sang einige einfache Volksweisen, dann gmg sie wieder zum Spiel über und vertiefte sich m eine Chopinsche Polonaise, aus der Sttlle im Zimmer schließend, die Herren seien hmausgegangen. Sie schrak leicht zusammen, als Wilberforx den Kaffee brachte und sie ihren Gatten allein am Fenster sttzen sah. Er brachte ihr selbst eine Tasse Kaffee, den Diener durch einen Wink entlassend, und sagte: Ich danke dir, Mg I» Horsmanton spielte uns ein berühmter Pianist den Chonpin, aber du entlockst dem Instrument mehr Musik als er." H'lda fand keine Antwort; sie senkte ihr Haupt und verbarg ihre Verlegenheit, indem sie schwelgend ihren Kaffee löffelte. Er unterbrach das Schweigen nach einiger Zeit durch seine Frage, wer ihr die Gesellschaftsdame empfohlen habe. Ehe sie antworten konnte, sprang Pierrepoint mst dem Ausruf auf: „Um Gotteswillen, Mal colm, was gibt es? Hast du einen Geist ge sehen?" " Malcolm Watson stand im offenen Fenster, das Antlitz aschfarben. Er bemühte sich, seine Fassung wiederzugewililien, was ihm langsam „Beunruhigen Sie sich nicht, Mrs. Hayes," sagte er, lächelnd Hildas angstvollem Blick be gegnend, „es war nur ein kleiner Anfall meines alten Leidens; ich will nachsehen, ob ich noch ein Chininpulver in meinem Koffer finde." Hilda erhob sich schnell: „Bleiben Sie Mistreß Westedging besitzt eine ganze Apotheke. Ich hole Ihnen etwas Chinin." Sobald sie das Zimmer verlaffen hatte, wandte sich Mr. Watson an seinen Freund: „Gestehe, Peter, habe ich zu Mittag etwas mehr, als gut ist, gestunken?" „Du? — nein, kaum drei Glas. Warum?" „Lache nicht, Peter, über das, was ich r* erzählen habe. In meiner Familie gibt es mehrere Ahnen, die zu verschiedenen Zeiten Geister gesehen haben wollten. Ich habe d-S nie geglaubt; deshalb wollte ich wissen, ob mst vielleicht der Wein zu Kopfe gestiegen sei. Demi ich habe soeben einen Geist gesehen." „Pierrepoint lächelte: „In Cruxwold gehen keine Geister um." Watson ließ seine Stimme zum Flüstern finke«: „Dennoch habe ich einen gesehen, es war — Alice." „Was ?" fragte Pierrepoint immer noch lächelnd. „Sie stand draußen vor dem Fenster und schaute hinein. Ich kam über den Rasen, da sah ich sie und ihre Gestalt frappierte mich. Ich ging näher, sie hörte meine Schütte, sie sah um. Peter, diese Augen gibt es nur sic konnte mich im Finstern nicht sehen, « stand im Licht. Sie war es, ich könn" schwören." „Aber Malcolm!" h° di er ge m E di bc li- Li st- dc B se! th hc w K< N tz' w so W ihi chi
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