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Allgemeiner Anzeiger : 24.11.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189411243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18941124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18941124
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-11
- Tag 1894-11-24
-
Monat
1894-11
-
Jahr
1894
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 24.11.1894
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- Politische Rundschau. Deutschland. *Der Kaiser begab sich Montag früh vom Reuen Palais nach Berlin und hörte im Schloß die Vorträge des Chefs des Zivil kabinetts, des Staatssekretärs des Reichsmarine amts und des Chefs des Marinekabinetts. * Der Kaiser beabsichtigt dem Vernehmen nach, sich am Donnerstag zur Jagd nach Letzlingen zu begeben. * Dem Vernehmen nach hatPrinz Hein rich von Preußen eigenhändige Schreiben des Kaisers Wilhelm an den Kaiser Nikolaus und die Kaiserin-Witwe überbracht. Prinz Hein rich und Gemahlin verbleiben als nahe Verwandte noch über den 26. d. den nunmehr endgültig festgesetzten Vermählungstag hinaus, in Peters burg. Hierauf begleitet die Prinzessin Irene ihre Schwester, die Großfürstin Sergei, nach Moskau und bleibt dort mehrere Tage. *Das Befinden des Erbgroß herzogs von Sachsen-Weimar hat sich verschlechtert. Derselbe ist an Lungenent zündung erkrankt. * Zur Formulierung desBörs enreform- Gesetzes sollen im Laufe dieser Woche im Reichsamt des Innern die Sitzungen beginnen. Die Vorlage des Gesetzes dürfte daher, wenn es überhaupt noch in dieser Session geschieht, erst zu Ende der Session zur Beratung ge langen. *Von den fünf Büchern des Entwurfes eines bürgerlichen Gesetzbuchs zweiter Lesung liegt nunmehr auch das dem Familien recht gewidmete vierte Buch in der durch die Redaktionskommission festgestellten Fassung vor. Die drei ersten Bücher sind bereits im Früh jahr d. auf Veranlassung des Reichs-Justizamts in einer amtlichen Ausgabe im Buchhandel er schienen. Als Fortsetzung dieser Ausgabe wird in den nächsten Tagen das vierte Buch ver öffentlicht werden. Das fünfte Buch (Erbrecht) soll im Frühjahr 1895 nachfolgen. * Der Reichstagsabg. Leuß, der vor einigen Tagen in Hannover wegen dringenden Verdachtes des Meineides verhaftet wurde, ist nach Hinterlegung einer Kaution von 10 000 Mk. wieder auf freien Fuß gesetzt worden. *Der Plan zur Organisation des Handwerks ist endgültig als gescheitert be zeichnet worden. Dem wird jedoch von der ,Nordd. Allg. Ztg.' widersprochen und mitgeteilt, daß man hoffe, den Plan als preußischen Antrag, wenn auch nicht ^chon zur bevorstehenden Reichs- tagstagung, doch bis zur nächsten in den Bundesrat bringen. Um ihn definitiv fertig stellen zu können, solle im ersten Teil des nächsten Jahres eine Enquete veranstaltet werden. *Das bayrische Ministerium hat den Antrag der sozialdemokratischen Landtags fraktion auf Einberufung des Landtages zu einer kurzen außerordentlichen Tagung abge lehnt. Oesterreich-Ungarn. * Die Alt-Tschechen haben nach drei jähriger Fernhaltung vom öffentlichen Leben am Sonntag in einer Vertrauensmänner-Versamm lung zu Prag beschlossen, wieder in die politische Aktion einzutreten und eigene Kandidaten für die Landtagswahlen aufzustellen. Frankreich. *Die Hochverratsaffäre des Haupt manns Dreyfus gibt den Pariser Blättern nach wie vor Anlaß zu den unsinnigsten Ver mutungen, da amtlicherseits unverbrüchliches Stillschweigen gewahrt wird. Nachdem der deutsche Militär - Attache jede Verbindung der deutschen Regierung mit Dreyfus zurückgewicsen hat, heißt es jetzt, Dreyfus habe einem gemein samen Jnformattonsbüreau des Dreibundes in Berlin wichtige Nachrichten geliefert, u. a. einen französischen Eisenbahnfahrplan für Mobil machung und Aufmarsch an der deutschen und italienischen Grenze, und was derlei Mären mehr find. Man habe ihn schon seit einiger Zeit beobachtet und bei ihm eine Liste mit sekreten Schriftstücken gefunden, die zum Teil noch fehlen sollen. Dagegen behaupten die Die rechte Gabe. IS) i^ortieyuna.» Harald aber schaute wie entgeistert auf die junge Mädchengestalt in dem schlichten, dunklen Gewände, das in weichen, ungebrochenen Falten ihre hoheitsvolle, klassische Erscheinung umschloß. War ein antikes Gebild des Meisters dort lebendig geworden? Sie stand im Rahmen der offenen Hausthür. Sie mochte gerade aus dem Garten, der sich weit hinter der Villa hinzog, hcreingekommen sein. Einen Strauß dunkler Rosen in den schlanken Händen haltend, schaute sie, befremdet über den seltenen Besuch, den Fortgehenden nach. Bei dem plötzlichen Wenden Haralds er schrak sie heftig, als wäre sie auf sträflicher Neugier betroffen. In der Bewegung löste sich eine der Rosen aus ihrer Hand. Sie erwiderte Haralds bestürzten, ehrfurchtsvollen Gruß mit einem leisen Neigen der königlichen Gestalt — fast waren es nur die mächtigen Augen, die sich grüßend senkten — und zog sich dann hastig in das Vestibül des Hauses zurück. Harald machte eine Bewegung^ als wolle er die Rose, die vergessen auf dem Estrich lag, auf heben. In halber Höhe zog er die Hand zurück. Was sollte ihm die Rose? — Doch ein anderer mochte sie zertreten. Das war ihm eine pein liche Empfindung. Behutsam schob er sie mit dem Stocke zur Seite, wo kein Fuß sie berühren konnte. Dann folgte er seiner Braut, die ihn bereits an der Gitterpforte ungeduldig erwartete. .Das war wirklich das lebendige Original der Freunde des Angeklagten, daß gerade das Hauptbeweisstück gefälscht sei. * Wie verschiedene Blätter wissen wollen, soll der Präsident Casimir Pürier dahin zu wirken suchen, den jetzigen Ministerpräsidenten Dupuy durch Waldeck-Rousseau zu ersetzen. *DasFremdenlegion-Bataillon, das seit sieben Jahren zuerst in Tougking kämpfte, dann von Tongking nach Dahomey ge schafft wurde und nach Beendigung des Dahomey- Feldzuges im Sudan den Mohammedaner-Auf stand zu bewältigen hatte, wird jetzt nach Ma dagaskar geschickt, da seine Aufgabe im Sudan erledigt ist. — (Es bestätigt sich auch hier wieder, daß die Fremdenlegion stets dort verwendet wird, wo es voraussichtlich am blutigsten zugeht.) England. *Aus all den Angriffen auf das Oberhaus wird wohl schließlich eine gesunde Reform desselben herauskommen. Lord Salis bury ist nicht für Erhaltung des Hauses der Lords in seiner jetzigen Gestalt und Lord Rose bery ebenfalls nicht. Jetzt schließt sich ihnen auch der Herzog von Bedford, einer der größten Grundeigentümer in London, an. In einem Schreiben sagt der Herzog: „Ich bin für eine starke obere Kammer. Ich sehe das erbliche Prinzip für eine Quelle der Schwäche an und es würde mich freuen, wenn es aufgehoben würde. Anderseits möchte ich nicht gerade jetzt der gegenwärtigen Regierung dazu verhelfen, die Homerule-Bill durchzubringen. Man kann sagen, daß ich für die Abschaffung des erblichen Prin zips bin, sobald eine gute, starke erste Kammer daraus hervorgeht. Ich wünsche aber nicht, die Verfassung umzustürzen, bis ich weiß, was an die Stelle tritt." — Die Iren verhalten sich der Agitation gegen das Oberhaus gegenüber höchst kühl. Belgien. * Der König von Belgien wird nicht, wie es die belgischen Sozialdemokraten wünschten, einen Arbeitsminister emennen, sondern nur ein Arbeitsamt schaffen. Dieses Amt wird eine Abteilung des Ackerbau-Ministeriums bilden. Die neue Abteilung wird auf die Lösung sozialer Fragen und alle Angelegenheiten der Arbeüer bezügliche Gesetzvorlagen vorbereiten. Die erste Anregung zu dieser Neuerung war von dem Progressistenführer Paul Janson ausgegangen. Holland. - Nach einer Depesche der Meuwes van den Dag' aus Lombok griffen fünf Bataillone Tjakra-Negara an und eroberten die Stadt bis zum Poeri (Palast des Radscha). Der Kampf war einäußersterbitterter. Die Holländer verloren 150 Tote und Verwundete; vom Feinde wurde mehrere Hundert getötet. Weder der Radscha noch dessen Schatz wurden gefunden. Rußland. * Nun ist die Leiche des verstorbenen Kaisers Alexander III. endlich zur Ruhe gekommen. Seit fast 3 Wochen wurde dieselbe von Ort zu Ort geführt, zu Schiff, zu Wagen und per Eisenbahn, vom Bahnhof in eine Kathedrale und dann wieder zum Bahnhof zurück. Nachdem sie noch fünf Tage lang in der Peter-Pauls- Kathedrale in Petersburg ausgestellt war, fand am Montag die feierliche Beisetzung statt. — Am Freitag soll die Hochzeit des Zaren Nikolaus sein. Die fürstlichen Gäste, die zur Beisetzung nach Petersburg gekommen sind, werden auch dieser Feier beiwohnen, die sich indessen in dem engsten Rahmen halten wird. * Der Minister des Auswärtigen v. Giers hat nach der,Franks. Ztg.' nunmehr seine Ent lassung eingereicht. *Rußlands Verhältnis zu Bul garien bleibt unverändert gespannt. Nach der .Times' empfing die bulgarische Regierung aus Petersburg die Mitteilung, der Zar sei ent schlossen, an der Haltung seines Vaters in der bulgarischen Frage festzuhalten. Die bulgarische Abordnung würde, wenn sie nach Petersburg komme, nicht empfangen werden. Das Tele gramm des Zaren an den Fürsten Ferdinand war rein persönlicher Natur ohne politische Be deutung. schönen Peri, Harald. Wie ernst und interessant sie aussieht, als ob sie garnicht in unsere moderne Zeit gehöre. Sie paßt wundervoll in dies stille, sonderbare Künstlerhaus. Natürlich ist sie Wallmors Tochter, und ich brenne darauf, sie kennen zu lernen. Mn und du? Gereut es dich noch, mich herbegleitet zu haben? Es ist selten, daß du deine köstliche Ruhe verlierst. Deine tiefe Bewunderung der Marmorgestalt machte mich in der That erstaunen, und nun fügt sich's, daß sie gar Leben gewinnt und dir Ge legenheit werden wird, interessante Studien zu machen. Wer wirklich, Harald, ich gönne dir deinen Kunstenthusiasmus und bin garnicht eifer- süchtig." „Das ist sehr liebenswürdig, Andy. Doch bitte ich dich, nicht zu vergessen, daß meine Be geisterung lediglich dem wundervollen Kunstwerk galt, und ich gar kein Verlangen trug, seinem Ursprung nachzuforschen. Die Entdeckung, die uns da eben wurde, überraschte mich allerdings ebenso wie dich. Ich wüßte indes nicht, wie mich dies weiter beeinflussen könnte. Ich bin es ja nicht, der sich modellieren lassen will. So mit hat es mit diesem einen zufälligen Begegnen sein Bewenden, und ich lasse mir die Kunst freude an meiner marmornen Peri nicht Wester trüben durch etwaigen Vergleich mit jener leben digen!" „Du wolltest mich nicht zu den Sitzungen begleiten? Das ist absurd, ich kann doch nicht allein hingehen." „Warum denn gerade ich, Andy?" „Ist das nicht selbstverständlich? Von den Meinen werde ich niemand dazu bewegen können. Balkanstaaten. *Der Jahrestag der Schlacht von Slivnitza wmde am Montag in Sofia in üblicher Weise durch eine gottesdienstliche Feier und darauffolgende Truppenschau auf dem Platze vor der Kirche begangen. Prinz Ferdinand wohnte der Feier bei. *Blutige Vorgänge in Armenien, wo gegen 10 000 Personen von türkischen Truppen niedergemetzelt worden sein sollen, haben der Pforte auf Andrängen der englischen Regierung Veranlassung gegeben, eine Untersuchungs kommission einzusetzen. Damit wirklich Klarheit erzielt werde, wäre es freilich sehr wünschenswert, wenn die europäische Diplomatie der Kommission etwas zur Hand ginge. Andern falls könnte die Untersuchung leicht eine bloße Formalität bleiben. Die englische Regierung hat sich ja der Sache bereits angenommen, und das natürliche Interesse, das Rußland an den Zu ständen und Vorgängen im türkischen Armenien besitzt, legt es auch dieser Macht nahe, derselben ihre Aufmerksamkeit zu widmen. Die durch den Berliner Frieden den Armeniern verheißenen Reformen sind bis heute lediglich auf dem Papier stehen geblieben. Man Uah «nd Fern. Major v. Wißmann feierte am Dienstag in Köln seine Hochzeit. In weiten Volkskreisen wird man anläßlich dieses Festes des einsichtigen, tapferen und erfolgreichen Vorkämpfers der deutschen Kolonialpolitik gedenken und dabei die Hoffnung festhalten, ihn doch noch von neuem für Deutschlands koloniale Interessen wirken zu sehen. Eine neuer „Dowe" in Sicht! Schon seit geraumer Zeit wurdem im Schützenhause zu Anklam auf einen vom Hutfabrikanten Albert Schmock erfundenen „kugelsicheren" Panzer Schießversuche unternommen, die ein überraschend günstiges Resultat lieferten. Kürzlich fanden derartige Schießproben unter Beteiligung ein zelner Offiziere der Kriegsschule auf einen solchen als Scheibe dargestellten Panzer statt. Geschossen wurde hierbei aus Dienstgewehren Modell 88 mit ebenfalls von der Direktton der Kriegsschule gelieferten scharfen Patronen. Der Erfolg war ein überraschender. Bei Abgabe von Schüssen auf 50, 100 und 150 Meter Entfernung wurde der Panzer von keinem Geschoß durchschlagen. Eine Zersplitterung am Panzer war durchaus nicht zu bemerken, die Treffstelle des Schusses war nur als ein dem Geschoß entsprechendes kleines Loch sichtbar. Bei dem Brande einer Wollkämmerei in Friedersdorf bei Zittau verbrannten am Montag früh die Tochter, die Gattin und eine alte Ver wandte des gleichfalls schwer verletzten Besitzers. Es wird Selbstentzündung der Wollballen ver mutet. Von eigenartigen Familiennamen wird aus verschiedenen Harzorten berichtet. Dahin zählt auch eine Mitteilung aus dem großen großen Dorfe Wolfshagen. Danach gibt es unter dessen 1629 Einwohnern nicht weniger als 65 Familien, die den Namen „Bauerochse" führen, und unter ihnen 16 männliche Glieder mit dem Vornamen Heinrich. Doppelmord und Selbstmord. In Grabow bei Stettin hat der 44jährige Handels mann Karl Kliewe die gleichaltrige verwitwete Friederike Lemke, mit der er zusammenlebte, sowie deren 16jährige Tochter Auguste in der Nacht zum Sonntag mit einem Beile erschlagen und sich dann erhängt. Der Mörder war ein dem Trünke ergebener, arbeitsscheuer Mensch, der schon vielfach wegen verübter Gewaltthätigkeiten bestraft war. Als die Domkirche zu Schwerin am ersten November-Sonntag in diesem Winter zum ersten Mal geheizt wurde, wollten die Oefen nicht recht funktionieren, und infolgedessen war während des Gottesdienstes noch etwas Rauch in der Kirche. Man schob dies darauf, daß er fahrungsgemäß alle Oefen wegen der Feuchtig keit in den Schornsteinen das erste Mal nicht gut ziehen. Da es aber am letzten Sonntag noch schlimmer und der Rauch in der Kirche Deiner obere mere darf ich erst recht nicht mit dieser Bitte kommen, die hat ja für nichts weiter Sinn oder Zeit als die Zurüstungen im Schlosse. Wirklich, Harald, ich kann da nur auf dich rechnen." „Eine hübsche Zumutung für den Unbeteiligten, dort vielleicht stundenlang ohne eine Beschäfti gung zu verweilen," grollte Harald. „Bitte, suche irgend einen anderen Ausweg," drängte er ernstlich. Sie zuckte die Achseln. „Es geht nicht anders, du mußt einmal ein Opfer bringen," beharrte sie lächelnd. Dann plötzlich sah sie seltsam ernst in sein verschlossenes Gesicht. „Glaubst du, ich dürfte immer das thun, was mir gerade lieb und leicht wäre?" Ein schmerzlicher Zug grub sich um ihre Lippen, der ihm völlig fremd war. „Mn, so tragisch wollen wir die Sache doch nicht nehmen, das ist sie kaum wert," scherzte er gezwungen. „So werde ich dir zu Gefallen meine Unlust überwinden, liebes Kind." * * * Komtesse Andy kam der jungen Tochter des Bildhauers, deren ernste Schönheit und große künstlerische Begabung sie neidlos bewunderte, mit liebenswürdiger Offenheit entgegen und ließ es sich eifrig angelegen sein, Inez' Freundschaft zu gewinnen. Das war nicht allzu leicht. Es gab für diese so verschieden gearteten Naturen zu wenig Anknüpfungspunkte für einen wärmeren Verkehr. Es gelang Andy trotz aller schmeichelnden Gewandtheit nur in langsamen Graden, der scheuen, weltfremden Inez Vertrauen zu erwerben. während des Gottesdienstes sehr unangenehm l war, wurden die Oefen und die Rauchrohre durch Sachverständige genau untersucht und dabei in den Rohren nicht weniger als drei bereits verendete und vollständig gebratene Eule« ge funden. Falschmünzer. Der Münchener Polizei bericht teilt mit, in München feien fünf Personen, in Stuttgart eine Person verhaftet, die fest dem Frühjahr 1893 gefälschte Fünfzigmarkschcine her- gestellt und vielfach verbreitet haben. Ein siebentes Mitglied der Bande ist flüchtig, ein achtes ist bereits verstorben. Die gesamten Werk zeuge sind beschlagnahmt. Vergiftet. Der Studiosus Boetticher in Freiburg im Breisgau, ein Sohn des Ober bürgermeisters von Magdeburg, ist an einer Dosis Antipyrin zu Grunde gegangen. Er hatte sich das Antipyrin in einer Apotheke ohne Rezept verabreichen lassen, um einen geringfügigen Schmerz zu stillen. Das Mittel führte leider, da Boetticher mit einem Magengeschwür behaftet war, nach einigen Tagen trotz aller ärztlichen Bemühungen in der Klinik seinen Tod herbei. Es sind über die Affäre die unsinnigsten Gerüchte im Umlauf. Auf Grund des Sektionsbcfundes begab sich eine Gerichtskommisston in die be treffende Apotheke. Der Apothekergehilfe ist verhaftet worden; es verlautet, er habe Sublimat mit Antipyrin verwechselt. Die Kaiserkirche zu Kürzel-UrvMe ist soweit vollendet, daß sie in einigen Wochen unter Dach kommt. Die Einweihung wird vor aussichtlich Mitte Juni nächsten Jahres statt finden und zwar in Gegenwart der kaiserlichen Familie. Die Kaiserin wird dann mit den Kindern einige Wochen auf Schloß Urville zu bringen. Die erste Meisterin. Fräulein Mathilde Tischler in Wien hat als erste ihres Geschlechts die Bewilligung erhalten, als Anstreichermeister das große väterliche Geschäft fortzuführen. Attentat auf einen Eisenbahnzug. Bei Lobbes wurde der verbrecherische Versuch ge macht, durch Losschrauben mehrerer Schienen und Ueberlegen von Schwellen den Pariser Nachtschnellzug zum Entgleisen zu bringen; ZUM Glück vereitelte die Umsicht des Bahnwärters eine Katastrophe. Raubmord an einem Priester. Auf der Straße zwischen Brüssel und Mecheln wurde der Pfarrer Vermeulen, Sekretär des Erzbistums Mecheln, der eine große Geldsumme für die Diözesankasse einkassierte, überfallen, durch Messer stiche tötlich verletzt und beraubt. Die Räuber entwendeten 16000 Frank Bargeld und viele Wertpapiere. Ueber ei« verunglücktes Bravourstück wird aus London berichtet: Der Kunsttaucher Fuller sprang vor einer großen Menschenmenge von der Zinne des 240 Fuß hohen Turmes der Londoner Towerbrücke in die Temse und blieb auf der Stelle tot. Das Hochwasser im Themse-Thal nahm am Sonntag eine Besorgnis erregende Aus dehnung an. In Windsor versagte die Gas beleuchtung; die Umgegend glich einer Anzahl Von Seen. Die Königin Viktoria besichtigte das von der Ueberschwemmung heimgesuchte Gebiet und spendete 50 Pfund für den Untcr- stützungsfond. Frauenmord. Am 18. November wurde in Whitechapes wieder ein brutaler Frauenmord be gangen, und zwar in einem obskuren Kaffeelokal der Thomas - Street 5, die einem Ehepaar Matthews gehört. Hier wurde eine 52 jährige Nachtwächtersfrau verstümmelt nnd mit durch schnittener Kehle auf der Treppe liegend aufgc- funden. Als des Mordes verdächtig ist der Be sitzer des Kaffeelokals Matthews verhaftet worden. Derselbe soll schon einmal als geistes krank im Jrrenhause Aufnahme gefunden haben und erst vor einiger Zeit als geheilt entlassen worden sein. Das Erdbeben, von dem am Sonntag weite Strecken Süditaliens heimgesucht wurden, hat unsägliches Elend im Gefolge. König Humbert übersandte dem Präfekten von Messina 20 000 und dem Präfekten von Reggio 20 000 Frank zur Linderung der Notlage der durch das Erd- Das verschlossene, nur in ernstem, idealen Schaffen lebende Mädchen vermochte daher schwer die elegante, exentrische Salondame zu verstehen, wenn es auch nicht ohne Reiz für sie war, nun durch Vermittelung der temperamentvollen Kom tesse einen Blick m das moderne Welttreiben M thun, das sie kaum kannte. Da sie indes bemerkte, wie überaus woh>- thuend die heitere Gegenwart der schönen Schwedin auf ihren Vater wirkte, der mit verjüngter Kraft seine gegenwärtige Schöpfung förderte, so be mühte sie sich, Andys liebenswürdige Annäherung nicht mehr so schroff abzuweisen. Sie hatte seit der Vollendung ihrer Ariadne noch immer nicht den Mut zu einer anderen großen Arbeit gefunden. Sie beschäftigte sich seither mit dem Zeichnen und Modellieren von Kinderfiguren, und Wallmor ließ sie gewähren- Er begriff, daß ihre Schaffensfreudigkeit und Tüchtigkeit nur von gewaltigem inneren Drange wieder gehoben werden könne und lediglich ew großer seelischer Affekt ihr die Meisterschaft bringen werde. Auf Juanitas ernste Vorstellung, die ihn! von Inez' allzuzarter Gesundheit sprach und dringend einen zeitweiligen Lebenswechsel anriet, hatte er einige Sommermonate hindurch mit chr in einer schön gelegenen Sommerfrische verbracht, und in diesem engeren Zusammenleben waren sie sich endlich näher getreten. Inez lebte sichtlich auf in dem neuen, freund lichen Verhältnis, das ihr gestattete, alle, JaR hindurch zurückgehaltene Liebe und Sorgfalt pw ihren Vater ohne Zagen zu beweisen; Wallmor > aber fühlte schmerzlich, daß der bessere, schönere.
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