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Allgemeiner Anzeiger : 05.12.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189412054
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18941205
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-12
- Tag 1894-12-05
-
Monat
1894-12
-
Jahr
1894
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 05.12.1894
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geben. auch Auch noch * Der Menschheit ganzer Jammer scheint schon den Kaiser von China, den „Sohn des Himmels", anzufassen; man höre und staune: Ein kaiserlicher Erlaß aus Peking entsetzt den Vizckönig Li-Hung-Tschang aller Ehren und Würden, beläßt ihn jedoch in der Stellung als Vizckönig! — Letzterer soll entflohen sein. Anträgen aus Einführung des allgemeinen Unterhandlungen mit Dctring einzugehen; es sei Stimm rechts niemals ihre Zustimmung denn, daß derselbe unbeschränkte Vollmacht hat. Asien. * Der Mikadohat an die japanische Armee und Flotte einen Erlaß gerichtet, in welchen: es u. a. heißt: „Port Arthur, das der Feind für einen Schutzwall seines Landes hielt, ist von Euch in einem Ansturm genommen worden. Wir würdigen Eure Dienste, da aber die Kälte zu nimmt und das Ende unserer Operationen noch fern ist, bewahrt Euch in guter Gesundheit, um Eure Leistungen fortzusetzcn." Danach scheinen also die Japaner an einen Frieden noch gar nicht zu denken. * Der chinesische Abgesandte Dctring ist der Ueberbringer eines Schreibens des Vizekönigs Li-Hung-Tschang andiejapanischeRegie- rung. Letztere ist jedoch nicht geneigt, auf Von Mich und Fern. Das neue Reichstagsgebäude ist jetzt noch ringsum vom Bauzaun umgeben, wird an der Außenseite der Hauptfront dann unter Verschluß nahm. Es wird nun ver mutet, daß der Lehrling bei jener Gelegenheit, bei welcher ihm das Gift zugänglich war, davon ein Teil beseitigte, und es soll bezeugt sein, daß er nm die nämliche Zeit sich in einer Wirtschaft äußerte, er habe jetzt seinem Prinzipal einen Streich gespielt, der diesem große Verlegenheit bereiten werde. Muttermord. Der Landwirt Lauermann V»litische Rundschau. Deutschland. *Der Kaiser gedachte am Montag in Kiel zur Besichtigung der ersten Division des Manövergeschwaders und zur Vereidigung der Marine-Rekruten cinzutreffen. *Die Beisetzung des Erbgroß herzogs von Sachsen-Weimar fand am Donnerstag vormittag in Weimar statt. An der Spitze des Leichenznges marschierte ein Bataillon des in Weimar garnisonierenden Infanterie- Regiments Großherzog von Sachsen, dessen Kapelle „Jesus meine Zuversicht" spielte. Es folgten die Hofdienerschaft und die Hofstaaten, sodann die Geistlichkeit. Hinter dem achtspäuni- gen Leichenwagen schritten der Erbgroßherzog zwischen dem König von Sachsen und dem Prinzen Friedrich von Hohenzollern, als Ver treter des Kaisers, es folgten die andern Fürstlichkeiten und Leidtragenden, militärische Deputationen, das Staatsministerium, Hofstaaten, zahlreiche höhere Offiziere und Beamte. * Von allen Seiten sind an den Fürsten Bismarck aus Anlaß des Hinscheidens seiner Gattin Beileidskungebungen einge- troffcn. Die erste war die des Kaisers, der zugleich im Namen der Kaiserin seiner Teil nahme warmen Ausdruck verlieh. Ferner trasen Telegramme ein von den übrigen deutschen Herrschern, vom Kaiser von Oesterreich, der Kaiserin Friedrich, dem Kronprinzen von Däne mark, ferner vom Reichskanzler Fürsten Hohen lohe, von Caprivi, Kalnoky, Crispi, endlich von unzähligen deutschen und ausländischen Behörden und Vereinen. Alle Besuche beim alten Reichskanzler Fürsten Bismarck in Varzin find ärztlich verboten worden. i * Auf der Tagesordnung der Plenarsitzung des Bundesrats vom Donnerstag' stand die sog. Umsturzvorlage, die in den Aus schüssen mehrfache Abänderungen erfahren haben soll. Genaueres ist nicht zu erfahren, da die Vorlage streng geheim behandelt wird. Die durch die Presse gehenden bezüglichen Mitteilungen beruhen lediglich auf Mutmaßungen, der Gesetz entwurf soll erst am 5. Dezember, zugleich mit der Uebcrgabe an den Reichstag, durch den ,Reichs-Anz/ bekannt gegeben werden. * Der Inhalt der vom Reichsamt des Innern den Einzclrcgierungen zur Begutachtung zugestclltcn Grundzügc zum Reichs-Apo- theken-Gesctzentwurf deckt sich nach der,Südd. Apotheker-Ztg.' im wesentlichen mit den früher bekannt gewordenen Entwürfen der Preuß. Regierung. *Der Kolouialrat wird wahrscheinlich im Monat Dezember noch einmal einberufen werden. *Auf die Notwendigkeit, neben der Her stellung des Gleichgewichts zwischen Ucber- weisungen und Matrikularbeiträgen auch den Anfang mit der Tilgung der Reichs schulden zu machen, weisen die ,Berl. Pol. N.' hin. Zur Erreichung dieses Zieles wird bekannt lich beabsichtigt, die Uebcrschüsse der Reichs- haupikassc, sowie die Erträge der zu Uebcr- weisungen an die Bundesstaaten bestimmten Rcichsciunahmen, soweit sie den Etatsansatz übersteigen, zu einem Fonds zu sammeln, der zunächst zwar etwaige Fehlbeträge decken soll, damit zu diesem Ende nicht auf die Bundes staaten zurückgcgriffen zu werden braucht, weiter hin aber die Mittel zur Tilgung der Reichsschuld zu liefern bestimmt ist. * Die Börsenreformvorlage ist jetzt endgültig formuliert und dem Preuß. Staats- ministcrium unterbreitet, damit dessen Votum für den Bundesrat eingcholt werde. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird das Preuß. Staats- minisicnum dem Entwurf in seiner jetzigen Ge- .stalt zustimmen, da Preuß. Kommissarien an der Festsetzung teilgenommen haben. Nachdem das Sraatsministerium, was in Bälde der Fall sein wird, sich über den Entwurf schlüssig gemacht hat, geht die Vorlage an den Bundesrat und von dort an den Reichstag. Oesterreich-Ungarn. *Jm Wahlausschüsse des österreichi schen Abgeordnetenhauses erklärte Ministerprä sident Fürst Windischgrätz, die Regierung werde gearbeitet. Die Fraktionssitzungen, zu denen Einladungen ergangen sind auf Dienstag, den 4. Dezember abends, finden noch im alten Reichstagsgebäude statt. Der Brückenbau am Nordostseekanal ist mit der Vollendung der Levcnsauer Brücke, deren Eröffnung für den 4. Dezember in Aus sicht genommen ist, so gut wie abgeschlossen. Die Hochbrücke bei Grünenthal und die Eisenbahn drehbrücke bei Osterrönfeld sind bereits längere Zeit in Betrieb, die Eisenbahndrehbrücke bei Taterpfohl und die Straßendrehbrücke bei Rends burg sind im Laufe des Sommers fertig ge worden. Ucberdies sind die Fähren bei Otter moor, Burg i. D., Hohenhörn, Fischerhütte, Oldenbüttel bei den Rüsterbergen, Nobiskrug und Sehestedt bereits in Betrieb. Für das Durch schleppen der Schiffe durch den Kanal werden 16 Schleppdampfer zur Verfügung stehen, zwölf davon sind fertig oder im Bau, vier weitere Schleppdampfer sollen in nächster Zeit vergeben werden. Infolge des Hannoverschen Spieler prozesses sind bekanntlich mehrere Offiziere verabschiedet worden. Einer derselben, ein Baron W. v. Bettendorf, der als Premier-Leutnant dem 22. Dragoner-Regiment angehört hatte, ist nach der ,Volks-Ztg.' in der Armee, und zwar als Reserve-Offizier im 14. Ulanen-Regiment wieder angcstellt worden. Vorläufig ist Herr v. V. zu einer einjährigen Dienstleistung bei dem Regiment kommandiert worden. Nach Ab lauf derselben wird er voraussichtlich als aktiver Offizier wieder angestellt werden. An verschiedenen Orten des Netzebruchs sind in letzter Zeit Rinder auf unbekannte Weise an der Zunge durch Schnitte unheilbar verletzt worden. Das Gerücht führte die Thäterschaft auf Fleischer zurück, die diese Verletzung ausge führt hätten, um auf diese Weise billiges Vieh erstehen zu können. Am 25. November war ein Fleischermeister aus der Umgegend zur verant wortlichen Vernehmung in dieser Angelegenheit vor das Amtsgericht zu Friedeberg N.-M. ge laden worden. Nach dem Termin wurde er sofort zur Untersuchungshaft in das Gerichtsge fängnis abgeführt. Duell. Dieser Tage fand in der Nähe des Pielborgsees in den sogenannten Blocksbergen bei Neustcttin ein Pistolenduell zwischen dem Hauptmann a. D. v. Z.-Lubow nnd dem Ritter gutsbesitzer Leutnant der Landwehr L. aus Alt mühl statt. Rittergutsbesitzer L. erhielt einen Schuß in den Unterleib, doch soll das Befinden des L. bisher ein gutes sein, so daß er voraus sichtlich mit dem Leben davonkommen wird. Vereitelter Mord- und Selbstmord versuch. Die in Liegnitz lebende Frau des in Breslau wegen des Mordanfalls auf den Geld briesträger Hübner verhafteten Malers Teichert ist durch das Verbrechen ihres Mannes derartig in Verzweiflung geraten, daß sie beschloß, sich und ihre Kinder zu töten. Sie trank Dienstag morgen eine Mischung von Schwefelhölzern und entzündete einen Topf voll Kohlen. Die älteren Kinder errieten jedoch die Absicht der Mutter, erhoben lautes Geschrei und riefen dadurch Hausgenossen herbei, die die ganze Familie in den Betten fanden, die Frau mit Schaum vor dem Munde und sehr schwach, von den Kindern eins schon bewußtlos. Der sofort eingetretenen ärztlichen Behandlung und Pflege wird es vor aussichtlich gelingen, alle am Leben zu erhalten. Die arme Frau aber, die bisher fleißig und ehrlich den Lebensunterhalt für sich und ihre Juanita sich leise wieder entfernte. Draußen aber murmelte sie tief betrübt: „Sie ist der Kunst wiedergegeben, dem harmlosen, genuß frohen Leben aber verloren! Ach, Anita, wie wenig ist sie doch dein Kind!" Inez arbeitete, bis das fliehende Tageslicht Einhalt gebot. Sie überschaute ernst die Kom position, sie fühlte beseeligt, daß sie gelungen war. „Ich will sie dem Vater zeigen, er wird die Seele nicht mehr vermissen, Ms tiefem Leid ist sie geboren." Ms sie das Atelier betrat, rief der Bild hauer ihr verwundert entgegen: „Kind, was machst du mir heute für Geschichten? Erst ver hindert dich ein Kopfschmerz hier an deiner ge wohnten Beschäftigung — die Komtesse fragte hundertmal nach dir, ich wußte sie kaum mehr zu beruhigen, — dann sagt Juanita, du könntest nicht einmal zum Essen herunterkommen, du arbeitest, niemand solle dich stören, — wie soll ich mir diesen Widerspruch erklären?" „Ich habe Schweres erlebt, Vater!" ent gegnete sie leise. „Mein Herz leidet sehr, ich habe hart gerungen in diesen Stunden, aber die Kunst, Vater, gottlob, sie hilft mir nun über winden." „Du liebst, Inez?" fragte Wallmor bewegt. „Ja!" erwiderte sie ruhig, die mächtigen Augen sonder Scheu zu ihm ausschlagend. „Das Schicksal hat es mir versagt, eine glückliche, ge liebte Frau zu werden, und du sollst mir nun sagen, ob ich mich immerdar der Kunst weihen darf, sie allein hilft mir, das Leid zu tragen." Der Künstler sah ihr tief forschend in die nun so klaren, seelenvollen Augen. Wie schmerz- Jtalien. *Ueber das Nachspiel zum Banca Ro mana-Prozeß melden römische Blätter, daß die Anklagesektion die Untersuchungsakten in dem Prozeß wegen Entwendung von Dokumenten der Banca Romana am Dienstag dem General prokurator übermittelt hat. Balkanstaaten. * Der bulgarische Ministerrat genehmigte die Baupläne für den Hafen von Varna und ordnete eine Bauausschreibung für die Arbeiten an. Die hierzu nötige Summe wird auf acht Millionen Frank geschätzt.^ *Preßfreiheit in Bulgarien wird das Kabinett Stoilow gewähren. Die Regierung brachte in der Sobranje einen Gesetzentwurf ein, durch den alle auf die Presse bezüglichen Sonder gesetze sowie sämtliche die Presse einschränkenden Verfügungen aufgehoben werden. * In Griechenland gibt sich die Kammer- Opposition alle erdenkliche Mühe, den großen Schuldcnmacher und Staatsbankrotteur Trikupis möglichst zu ärgern. In einer der letzten Sitzungen verlangte sie die Vorlegung zahlreicher Staats dokumente über die bisherigen Verhandlungen mit den Gläubiger - Ausschüssen. Der Minister- Präsident lehnte sich trotzig dagegen auf und stellte die Vertrauensfrage, worauf sich 105 Ab geordnete für, 79 gegen ihn erklärten. — Atan darf indessen diese Abstimmung nicht so auffassen, als sei in einer starken Minderheit griechischer Deputierter nun doch eine Empfindung deL finanz politischen Anstandes aufgetaucht, als wollten wenigstens sie den Staatsgläubigern zukommen lassen, was ihnen gebührt. In der Frage des Pumpens und des Nichtbezahlens eingegangener Schulden sind sich alle griechischen Politiker einig. Amerika. *Ueber die Zusammensetzung des amerika nischen Repräsentantenhauses nach den letzten Wahlen wird nunmehr endgültig gemeldet, daß die Republikaner 245, die Demokraten 105, die „Populisten" 6 Sitze innehaben. Afrika. *Ein Manifest der Königin der Howas (Madagaskar) fordert die Unterthanen auf, den Eindringlingen Widerstand zu leisten. Das Manifest wurde in Andohalo, in der Nähe der Hauptstadt, öffentlich verlesen und enthusiastisch ausgenommen. Die katholischen Howas bilden Komitees zum Schutze der Kirchen für den Fall des Krieges. Die norwegischen und englischen Missionare sandten Deputationen an den Premierminister, der ihnen seinen Schutz zusagte. Frankreich. * Die von einem Ausschüsse der Frauen Frankreichs eingeleitete Sammlung für ein dem Andenken des ermordeten Präsidenten Carnot gewidmetes wohlthätiges Unternehmen hat 300 000 Frank ergeb.n. Mit der Summe wurde eine Carnotstiftung gegründet, deren Zinsen alljährlich unter kinderreiche Arbeiterwitwen verteilt werden. England. *Der,Truth' bringt die sensationelle, wenig glaubhafte Nachricht, daß die Königin von England den Zaren Nikolaus eingeladen habe, auf einige Tage nach London zu kommen. Der Besuch werde Mitte Juni statt finden. Kinder erworben hat, wird sich wegen des auZ Verzweiflung begangenen Mordversuchs vor dem Gericht zu verantworten haben. „Grüneberger 94." Trotz der geringen Güte der diesjährigen Grünebergcr Trauben sind doch 6633 Fünf-Kilo-Senduugen im Betrage- von 19 900 Mk. von der Post in Grüneberg, versandt worden. In Abwesenheit der Eltern brach in der Wohnung eines Arbeiters in Dresden FMiec aus. Zwei Kinder wurden von Feuerwehrleuten unter Lebensgefahr gerettet, doch trugen die Kinder starke Brandwunden davon. Ein sieben jähriger Knabe sprang aus dem vierten Stock werk in den Hof hinab und wurde schwerverletzt nach der Diakonissenaustalt geschafft, wo er hoffnungslos daniederliegt. Ueber die 16jährige Tochter des Ehe paares Gerlach wird der,Nordh. Ztg.' aus Sondershausen geschrieben: Sie ist nach Aus sage ihrer sämtlichen Lehrer und Lehrerinnen während ihrer Schulzeit eine Schülerin von her vorragender Begabung und gewissenhaftestem Fleiß gewesen, die nie den leisesten Anlaß zu irgendwelcher Klage gab, aber durch ihr scheues und gedrücktes Wesen auffiel. Obwohl schon durch Aussagen völlig einwandfreier Zeugen fest- gestellt ist, daß sie von der Mutter, deren Züge sie übrigens in überraschender Aehnlichkcit trägt, zu wiederholten Malen die grausamste Behand lung erfahren hat, so hängt sie doch an letzterer mit fast abgöttischer Liebe und hält in geradezu < rührender Kindcstreue an der Hoffnung fest, daß die volle Unschuld ihrer „herzensguten Eltern" ' an den Tag kommen müsse. Thatsache ist es,- ) daß sie am Schlußtage der Erfurter Schwur- gerichtsverhandlungen zum Empfange der Elten deren Freisprechung bei ihr zweifellos feststau Haus- und Stubenthüren hatte bekränzen laff Spielwut. Mit einer seltenen Ausda! die einer besseren Sache würdig wäre, haben ostpreußischcr Gutsbesitzer, sein Bruder, ein Ag> und ein Pferdehändler während der vorjährig ,'D landwirtschaftlichen Ausstellung in Königsbe dem Spiel gehuldigt. Der Agent und l ! Pferdehändler hatten den Gutsbesitzer und sein! Bruder im Spiel um zusammen 1600 Mk. e 4 leichtert; es wurde gegen sie Anklage wege . m gewerbmäßigcn Glückspiels und Betruges beim I Spielen erhoben, aber beide wurden auf Antrag > der Staatsanwaltschaft freigesprochen, da die Z Beweisaufnahme nichts Belastendes ergab. Ge- j spielt haben die vier Personen die verschiedensten I Glücksspiele, und zwar vom Abend des 25. Mal 4 an die ganze Nacht, am 26. Mai den ganzen V Tag, die darauf folgende Nacht und den Vor- I mittag des 27. Mai, ohne zu schlafen und nur I mit einer Unterbrechung von drei Stunden, die I auf den Besuch der landwirtschaftlichen Aus- I ftellung verwendet wurden. i Reuige Diebe. Dieser Tage erhielt eine Dame in Mayen einen Geldbrief mit 400 M i mit der Erklärung, daß ihr dieser Bettag vor I langen Jahren gestohlen worden sei. Der Ab- i sender bat um Verzeihung und um Annahme des Geldes als Eigentum. An demselben Tage wurde durch eine Wertsendung auch ein dortiger Uhrmacher überrascht. Derselbe erhielt von einem auswärtigen Geistlichen eine wertvolle Uhr, die aus einem bei ihm früher verübten Diebstahl herrührt. Die Verhaftung des Apotheker-Lehr lings in Freiburg wegen der bekannten Ver giftungsgeschichte, bei welcher ein Student das Opfer war, erfolgte, weil der Lehrling im Ver dacht steht, die Sublimatpulver absichtlich unter i die Antipyrinpulver gemischt zu haben. Die i Untersuchung hat nämlich ergeben, daß der Apothekenbesitzer einige Tage vor dem Vergiftung?' fall eine Sendung Sublimat empfing, dieselbe durch den Lehrling im Hofe abwägen ließ und sich auch diese schönen Augen um das versagte Glück geweint, jetzt ruhte in ihnen ein edler Friede. „Mein Kind, du bist größer als ich," sagte Wallmor erschüttert. Er nahm den Karton aus ihren Händen und bettachtete ihn lange in ge waltiger Bewegung. Sein Blick schimmerte feucht, und wieder sagte er nur, beinahe ehr furchtsvoll: „Du bist größer als ich." „Vater, ich bin würdig, der Kunst in deinem Sinne zu dienen?" rief fie atemlos. Er war tief ergriffen. „O Kind, dies hätte ich nicht zu vollbringen vermocht. Und wenn die Welt mein Werk, „Die gerichtete Peri", und das deine, „Die erlöste, in Gnaden aufgenommene Peri" vergleichen wird, so mag sie dir, wie auch ich es in neidlos dankbarem Entzücken thue, die Palme zuerkennen. Ich darf nun ruhig sterben, ich weiß dich geborgen im Schutz des Genius, mein edles, großes Kind." In überströmender Empfindung schloß er das zitternde Mädchen in die Arme. Sie schmiegte sich an das Vaterherz, das sie zum ersten Male in voller, starker Liebe für sich schlagen fühlte. Mn erst hatte fie sich ganz gefunden. „Inez," unterbrach Wallmor endlich das weihevolle Schweigen, „sag' mir eines, Kind, sollen wir die Stadt verlassen, wo du so Schwe res erlebt?" Sie erbleichte. Nichts mehr von Harald ver nehmen? Doch es mochte recht sein, der heim lichen Sehnsucht jede Nahrung zu entziehen. So entgegnete sie seufzend: „Laß uns gehen, lieber Vater, sobald du die Büste vollendet. Die rechte Gabe. 18) (Fortsetzung.) Wenig später verließ auch Harald den Gatten, ohne nochmals das Haus zu betteten. Er durfte die heilige Schwelle des Ateliers nicht mehr überschreiten und schickte mit einem Wort der Entschuldigung einen Wagen, der Komtesse Andy in ihr Hotel zurückführen sollte. Qualvolle Stunden verlebte Inez, wie fie der Mensch in seiner Schwäche durchringen muß, wenn sein Erdenglück der Pflicht zum Opfer fallen soll. „Uebcrwinden! Ich will stark sein und es nicht nur geschienen haben," sagte sie endlich gefaßt. „Gott helfe mir! Und dich habe ich nun wieder, dich, meine Kunst," rief sie plötzlich wie beseligt, „Herr, mein Gott, es ist Licht in mir geworden. Die Gewalt des Schmerzes hat meine Seele losgerungen aus den Fesseln starrer Unempfindsamkeit. Ich bin erlöst, begnadet, zu schaffen, denn meine Seele lebt!" Ein wundersames Leuchten strahlte in ihren Augen auf. Ihr Blick fiel auf einen leeren, ausgespannten Karton, und mit plötz lichem Impulse zur Kohle greifend, begann sie hastig das Gebilde, welches in diesem Moment höchster Weihe in ihrer Seele entstand, festzuhaltcn. Stunden verrannen, Inez zeichnete noch immer. Juanita kam, fie an die Mahlzeit zu mahnen, jene bat ängstlich, sie nicht zu stören. Auf ihrer hohen Stirn, in ihren vergeistigten Wenn du mich in das Land meiner Mutte! führen möchtest," fügte sie zögernd hinzu. Er schreckte zusammen. „Kind, du verlang? viel, doch, es sei dir gewährt." „Nicht, wenn es dir zu schmerzlich ist, i Vater." „Was alles erlitt ich dort. Der unerbittliche I Tod raubte mir die geliebte Frau, — des ft Freund, der mir lieb war wie ein Bruder, der > schnöde Verrat. Er nahm teil an allem, was st mir Geist und Seele bewegte. Ich schaffte kam» ! etwas, ohne ihm nicht alle Pläne und Ent' würfe vorgclcgt zu haben, keine Regung meines künstlerischen Strebens blieb ihm verborgen. So zog mir einst eine Komposition durch de» ! Sinn, von der ich mir Großes versprach, fie mochte ein neues Blatt im Kranze meines Ruhmes bedeuten. Mit gewohnter Offenheit redete ich dem Freunde hiervon. Er geriet in eine wahre Ekstase über de» Entwurf, den ich ihm vertrauensvoll vorlegte, nannte mich den genialsten Meister der Welt j und — ging hin, mein geistiges Eigentum für . sich selber auszubeuten, stahl mir den göttlicher / Funken, den seine niedere Seele nimmer zur reinen Flamme anzufachen vermochte. So bot er der Welt ein Zwitterding, das seinen Ursprung von mir herlcitete, in der Ausführung jedoch seine plumpe, pfuschende Diebeshand verriet. Ich schwieg, er wußte wohl, daß ich den einstigen Freund nicht bloßstellcn werde. Aber mein Herz verhärtete sich in nagender Bitterkeit, und so wurde ich mit den Jahren der finstere Sonder ling-, als den du mich so lange gekannt, mein , armes Kind.' >
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