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Allgemeiner Anzeiger : 21.11.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-11-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189411211
- PURL
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18941121
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-11
- Tag 1894-11-21
-
Monat
1894-11
-
Jahr
1894
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 21.11.1894
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ftoh- der der Südflotte erhalten. — Neber den augenblicklichen Stand der diplomatischen Verhandlungen zwecks BeendigungdesKrieges liegen keinerlei positive Mitteilungen vor. gutmütig. „Also du führst mich zu ihm? lockte sic. ordnung der Eisenbahnräte eine umfassendere Vertretung der Interessen des Handels, der Industrie und der Gewerbe, als es bisher der Fall gewesen, einzuführen sei. * Dem Auftrage des bayrischen Ministeriums des Innern gemäß erstattete der Bezirksamtmann von Tirschenreuth, Wall, neuerdings einen aus führlichen Bericht über die Vorgänge in Fuchsmü h l. Der Bericht entspricht den bis herigen amtlichen Darstellungen und gibt an, daß dem Bczirksamtmann wiederholt Todes drohungen zugegangen seien. Oesterreich-Ungarn. * Die Sanktion der drei ungarischen kirchenpolitischen Gesetze (Zivilehe, ! staatliche Matrikelführung, Religion der Kinder) durch den „König" Franz Joseph ist, wie der ,Germ/ gemeldet wird, am Dienstag erfolgt. Frankreich. *Die Spio nenriecherei in Frankreich nimmt schon wieder überhand. In Paris wur den neuerdings zwei angebliche Deutsche, Schön beck und v. Cassel, und ein nicht genannter Franzose unter der Anklage des Spionierens verhaftet, und in Versailles verhaftete die Polizei einen spanischen Reisenden unter demselben Verdachte. *Jn der Madagaskarfrage werden der Regierung erhebliche Schwierigkeiten bereitet. Nicht nur die schutzzöllnerische Gruppe Meline macht Miene, die Madagaskarvorlage zu be kämpfen, sondern die Radikalen und Sozialisten haben schon direkt beschlossen, gegen dieselbe ein- zutretcn. * Die Regierung hat die Herabsetzung des gesetzlichen Zinsfußes auf drei Pro zent für Geld im bürgerlichen Verkehr und auf vier Prozent für Geld im Handelsverkehr be schlossen. England. * Gegen das Oberhaus wird die liberale Regierung, wie Lord Rosebery in einer am Mittwoch in Glasgow gehaltenen Rede wiederum bestätigte, in der nächsten Parlamentssession energisch vorgehen. Die Regierung werde sich, wie der Premierminister ausführte, in erster Linie mit der Frage der Beziehungen beider Kammern beschäftigen, um die V o rh e rrs ch aft deSUnterhausesherzustellen. Außer dem stellte Lord Rosebery Gesetzentwürfe bctr. die Trennung der Kirche vom Staat in Wales und Schottland, und betr. das Verbot des Ver kaufs alkoholischer Getränke in Aussicht. Italien. *Wie römische Blätter melden, werden die früheren Minister Giolitti und Rosano in der Voruntersuchung betr. die Unterschlagung von Urkunden in der Banca Romana - Änge legt n h e i t gerichtlich vernommen werden. Auf Antrag der Verteidigung sind auch Polizcibeamte gerichtlich vorgeladcn werden. Ruhland. * Die Hochzeit desZaren Nikolaus wird nach der ,Köln. Ztg/ bereits am 23. No vember stattfinden. Gleich nachher wird ein größerer Amnestieerlaß erwartet. Afrika. *Dcr Belagerungszustand über Marakesch (Marokko) ist aufgehoben. Der Stamm hat seine Unterwerfung erklärt. Amerika. * Der Zwischenfall an der Küste von Liberia, wo ein englisches Schiff von einem liberischcn Kriegsschiffe beschossen und demselben eine größere Anzahl seiner Mannschaften getötet wurde, dürfte zu keinen Verwickelungen führen. Der Kapitän des Schiffes war von den liberi- schen Behörden vorher ausdrücklich gewarnt worden, Waren in Settra-Kru zu landen, und es war ihm angekündigt, daß jeder Versuch mit Gewaltmaßregeln erwidert werden würde. Asien. *Aus Chemulpo wird berichtet, die korea nische Regierung entwerfe eine Ver fassung nach dem Wunsche Japans, die Anfang nächsten Jahres verkündet werden soll. — In Tientsin verlautet, Hauptmann von Hanneken habe den Oberbefehl über die ge samte chinesische Seemacht einschließlich der Volttische Rundschau» Deutschland. * Bei der Rekrutenvereidigung Berliner Garnison am Donnerstag hat Die rechte Kerbe. (Fortsetzung.) ziehend sie sind, sie entbehren der klassischen Regelmäßigkeit. Glaube mir, gerade deine Hauptreize, die eigentümliche Farbe der Augen, das zarte Kolorit deines Gesichts, die liebliche Lebendigkeit des Mienenspiels würden im Mar mor verloren sein. Ich bi« überzeugt, Wallmor wird dir dasselbe sagen." „Nun, so lassen wir ihn entscheiden." „Weil du weißt, daß dein Köpfchen so ziem lich alles durchzusetzen weiß," lächelte Harald Komtesse Andy, die selber mit reicher Phan tasie und lebhafter Empfänglichkeit begabt war, vermochte sich sehr warm für hervorragende Pro dukte des Geistes oder des Genies zu begeistern. Sie war, so zu sagen, gleich Feuer und Flamme für den Schöpfer der Peri und ruht nicht eher, bis sie ihren Verlobten bewogen, sie schon in den nächsten Tagen zu dem Bildhauer zu führen. Zudem bot den Anlaß dieses Besuches eine interessante Unterbrechung ihres wenig be- „ Welche neue Laune, Andy! Könnte dann nicht wenigstens die Mama —" „Aber ich bitte ja dich, Harald." Sie sah, etwas Seltenes ihm gegenüber, mit überaus lieblichem Blick zu ihm auf. „So muß ich dir wohl zu willen sein; doch eine Bedingung dagegen: Keine Frage nach der Peri, Andy." „Es sei I Aber auch das ist nm eine Laune, Harald!« Don Uah und Fer«. Besuch des Kaisers in Island? Wie verlautet, bereitet man in Island eine Adresse an den Kaiser vor, die nichts Geringeres be zweckt, als eine Einladung an den Monarchen zu einem Besuch des märchenhaften Sagcnlandes. Der Isländer Dr. Jon Stefansson weilt zur Zeit in Berlin, um in dieser Angelegenheit eine Audienz beim Kaiser nachzusuchen. Daß der Kaiser eine Vorliebe für das nordische Eiland hat, dürfte bekannt sein, ist doch auch der „Sang an Aegir" dem Interesse des Kaisers für den isländischen Sagenkreis entsprungen. Ein bereits im letzten Sommer geplanter Abstecher des Kaisers von seiner Nordlandsfahrt nach Island unterblieb, weil keine telegraphische Verbindung zwischen dem Festland und der Insel besteht. Fischbevölkerung des Rheins. Nachdem der vor einigen Jahren im Rheine ausgesetzte Zander sich rasch entwickelt hat und bereits in recht stattlichen Exemplaren gefangen wird, hat es sich der Fischereiverein für das Großherzogtum Hessen zur Aufgabe gemacht, jetzt auch den Forellenbarsch im Rheine einzubürgern. Es ist dies ein edler Süßwasserfisch, dessen Heimat der Mississippi und andere nordamerikanische Gewässer sind, und von dem man seiner Natur nach an nehmen darf, daß er auch im Rheine gut ge deiht. In den letzten Tagen wurde die Brut des Forcllenbarsches an verschiedenen Stellen im Rheine ausgesetzt und in den nächsten Tagen sollen durch den rührigen Fischerei-Verein auch Lederkarpfen im Rheine zur Aussetzung kommen. Der Unvorsichtigkeit eines Offiziers burschen ist am Dienstag abend in Bitterfeld ein 18 jähriges Dienstmädchen zum Opfer ge fallen. Nach der Rückkehr von der Jagd übergab der Adjutant des Bezirkskommandcurs das ge ladene Gewehr seinem Burschen zum Reinigen. Dieser ging mit der Waffe in die Küche, wo das Dienstmädchen ihre Arbeit verrichtete. Auf welche Weise dann das Unglück sich ereignete, geht aus dem Bericht nicht hervor. Der Schuß durchbohrte den Kopf der Unglücklichen, so daß der Tod sofort eintrat. Die «vv jährige Gedenkfeier der Stadt Lauenburg ist auf den 23. April n. I. festgesetzt. Nach den ältesten Urkunden wird die Stadt unter dem 13. April 1295 zuerst erwähnt. Ober lehrer Dr. v. Nießen hat sich bereit erklärt, ein besonderes Festspiel dazu in Szene zu setzen, und von den Vereinen und der übrigen Bürger schaft Wird die Bereitwilligkeit zur Aufführung eines großartigen Festzuges erwartet. In der Kirche soll ein Festgottesdienst abgehalten werden. Ueber den Einsturz einer Kirche wird aus Fulda telegraphiert: In dem Dorf Wickers ist die neugebaute Kirche eingestürzt. Drei Maurer wurden verschüttet. Offiziers - Selbstmord. Premierleutnant Starck vom fünften bayr. Infanterie-Regiment in Bamberg hat sich erschossen. Das Mott» soll verletztes Ehrgefühl sein. Sonderbares Pökelfleisch wurde bei der Inventur der jetzt verkrachten Genossenschafts- Schlächterei in Nieder-Rabenstein bei Chemnitz gefunden. Wie man nämlich von dort mitteilt, fanden sich bei der Aufnahme des vorhandenen Pökelfleisches sieben Zentner gepökelte Steine vor, die allerdings schwer zu verdauen sind und den Genossenschaftern lange im Magen liegen werden. — Wohin mögen wohl die sieben Zentner Pökelfleisch gekommen sein, die so erfindungsreich durch Steine ersetzt wurden!? Eine Gespenstergeschichte. Die Wiener Blätter vom 14. d. erzählen: Gestern abends ging in der Mariahilferkirche etwas Unheimliches vor. Der Segen war vorüber, der Meßner hatte sich 'zurückgezogen, als er plötzlich aus dem Kirchenraume ein merkwürdiges Geräusch hörte, es war ein Klopfen und Fallen — da mußten Diebe eingedrungen sein. Kurz entschlossen rief er die Feuerwehr, die auch bald kam. Ein Teil der Leute hielt die Kircheneingänge besetzt, der andere durchsuchte alle Räume bis in die Türme hinauf. Es wurde aber niemand vorgefunden, und die Feuerwehr zog mit leeren Händen ab, zum Bedauern der massenhaft vor der Kirche angesammelten Menge, die sich auf die Eskor tierung der Kirchendiebe schon sehr gefreut hatte. Nachträglich soll sich herausgestellt haben, daß Meßnerbuben den ganzen Rummel in Szene gesetzt hatten. Sie wollten den Meßner, der sehr furchtsam ist, durch einen Gespenstcrspuk schrecken und hatten nicht däran gedacht, daß die Sache eine solche Ausdehnung nehmen werde. Blutthat. Die Krankenpflegerin Schwester Agostina, im Krankenhause zum heiligen Geiste in Rom, 26 Jahre alt und von großer Schön heit, wurde von dem Verbrecher Giuseppe Romanelli, der wegen seines, die andern Kranken belästigenden Betragens vor einigen Tagen von der Direktion des Krankenhauses fortgejagt wor den war, durch sechs Messerstiche erdolcht. Der Thäter ist entkommen. Ein netter Theaterdirektor scheint der Leiter der Opcrcttengcsellschaft Gargano zu sein, der im nächsten Frühjahr eine Kunstreife durch Deutschland unternehmen will. In Florenz wurde „Josephine von ihren Brüdern verkauft" zum ersten Male gegeben und der erste Akt ausgczischt. Da trat Gargano vor und erklärte, vor einem so dummen Publikum, das eine io schöne Musik und eine so gute Darstellung nicht zu schätzen wisse, spiele er überhaupt nicht mehr. Das Publikum möge in den Zirkus gehen und sich die Clownspäße ansehen, für die reiche sein Verständnis vielleicht aus. Ein ungeheurer Lärm folgte seinen Worten; man wollte die Bühne stürmen. Mit Mühe nur gelang es der Polizei, das Theater zu räumen. Tags darauf stand in allen Zeitungen ein de- und wehmütiger Brief, in dem Gargano „das so gebildete und intelligente" Publikum von Florenz um Ver zeihung bat. „Versuchs"-Hinrichtung. In Amerika hat man seit Einführung der elektrischen Hin richtungen häufig die Frage aufgeworfen, ob die Elektrizität nicht auch vielleicht nur Schein tod erzeugt. Die Ansichten der Aerzte darüber sind sehr geteilt. Der Gouverneur deS Staates New Aork hat deshalb eingewilligt, diese Frage endgültig entscheiden zu lassen. Im nächsten Monat wird ein Mörder namens Wilson mittels Elektrizität hingerichtet werden. Es soll den Acrztcn erlaubt sein, zu versuchen, den Mann nach der Hinrichtung wieder ins Leben zurück zurufen. Gelingt ihnen das, so soll Wilson be gnadigt werden. Als vor 4 Jahren die ersten Hinrichtungen auf elektrischem Wege stattfanden, ergriff ein Grauen das Volk bei der Nachricht, daß die Delinquenten nach Anwendung des elektrischen Stromes noch atmeten und ächzten. Nach Einführung verschiedener Verbesserungen gaben sich diese Symptome nicht mehr kund. Vorsichtshalber läßt man den elektrischen Strom mehrere Male durchlaufen, wenngleich der erst!/ Schlag genügen sollte. Das Spielzeug eines MMonärsohnes. Ein reicher amerikanischer Bankier hat seinem siebenjährigen Sohne kürzlich ein Geburtstags geschenk gemacht, das seinesgleichen bisher noch nicht aufzuweiscn hat. Das kostspielige Präsent besteht in einer elektrischen Eisenbahn von 180 (?) Meter Länge, 35 Zentimeter Spurbreite und dient zum „Transport" von Reisenden und Waren unter Leitung des jungen Millionär- sprößlings. Diese kleinste elektrische Eisenbahn der Welt ist zu White Bear Like in der Nähe von Saint-Paul erbaut worden. Die mit einem Motor von zwei Pferdekräften versehene Loko motive zieht einen bis zwei kleine Waggons und braucht zum einmaligen Abfahren der Strecke etwa eine halbe Minute. Das Millionärsöhnchen versieht in eigener Person die verantwortlichen Funktionen eines Stations-Chefs, Lokomotiv führers, Kondukteurs und Bremsers dieses elek trischen Zuges, dem die Eisenbahnstatistikcr von nun ab wahrscheinlich ihre ganz besondere Aufmerksamkeit widmen werden. Daß dieses „auf solider Grundlage ruhende" Unternehmen von dem kürzlich in Amerika ausgebrochenen Streik der Eisenbahnbeamten nicht geschädigt worden ist, sondern regelmäßig eine „angenehm berührende" Dividende zahlen wird, darf man Wallmors ernstes Gesicht, als er erwiderte, ein Beifall aus so lieblichem Mund und kunstbe geistertem Herzen thue ihm wohl. Auch Harald gab mit überzeugender Auf richtigkeit sein inniges Gefallen an dem Werke zu erkennen. Er würde sich glücklich schätzen, das selbe käuflich zu erwerben, sofern der Meister nicht schon darüber verfügt habe. „Es war im Grunde nicht meine Absicht- mich dessen zu entäußern," versetzte Wallmor zögernd. „Eine letzthin austretende Schwäche meiner Gesundheit läßt mich indes anders darüber denken. Ich habe wohl nicht mehr viel von meiner Kraft zu erwarten und besitze eine Tochter, die ich in möglichst gesicherter Lage zurücklassen möchte.". „So bitte ich dringend, die Peri unter jeder Bedingung erwerben zu dürfen," ereiferte sich Harald. „Ich überlasse sie in der That keinem lieber, Herr Graf," versetzte Wallmor sichtlich befriedig „Es ist mir tröstlich, gerade dieses Weck wahrhaft gewürdigt und nicht lediglich ms Schaustück betrachtet zu wissen, mit dem man M brüstet — weil der Künstler zufällig in der Mod^ ist. Viele meiner Werke habe ich leider ist pietätlose Hände geben müssen, und doch, w e schmerzt es, sie gewissermaßen nur zu Götzen der Eitelkeit geschaffen zu haben." „Solcher Profanismus liegt mir wahrlich fern," versicherte Harald ernst. „Ihre edle Kunst ist mir heilig und Ihre Pen wird zu den Kleinodien gehören, die man mit dem Herzen hütet." „Diese Gesinnung thut mir herzlich wohl, Es war die furchtbare Tragik der Sünde, gleichsam mit dem Schleier der Gnade um das reuevoll gebeugte Haupt. Harald starrte noch immer wie verzückt auf das wunderbare Antlitz der Peri. Als Andy endlich ungeduldig zum Fortgehen drängte, murmelte er träumend: „Ob ein solches Gesicht unter den Lebenden atmet?" „Davon magst du dich leicht zu überzeugen, wenn du einfach den Meister, der ja hier in Karlsruhe leben soll, fragst, ob er nach einem Modell geschaffen hat." „Das Wort klingt hier völlig profan. Ein gewöhnliches Modell konnte unmöglich diesen er greifenden Ausdruck geistiger Oual wagen. Nein, cs muß ein Bild genialer Phantasie sein." „Fragen wir doch. Suchen wir den Meister Wallmor auf, auch ich möchte ihn wohl kennen lernen." „Ein Erfahren nach dem Urspmng dieser Peri möchte die Illusion stören," wehrte Harald — ich wünsche in der That nichts zu erfahren, was sie mir menschlich näher bringen könnte." „Du bist sonderbar. Bitte, begleite mich zu dem Meister," beharrte Andy mit ihrem üblichen Widerspruchsgeist. „Wir brauchen schließ lich gar nicht nach der Pen zu fragen, wenn dir das so peinlich ist. Wallmor mag meine Büste modellieren." „Deine Züge find entschieden weniger wirk sam für die Skulptur als die Malerei. So an friedigten Lebens, an dem Reue und Sehnsucht heimlich zehrten. Sie fanden den Künstler augenscheinlich leidend in seinem Atelier. Er saß bleich und fröstelnd vor dem Kamin, in dem, trotz des milden Herbsttages, ein mächtiges Feuer loderte. Vor seinem Sessel stand ein mit Papierrollen be deckter Tisch, die er müde durchsah. Andys Fuß zögerte unwillkürlich auf der Schwelle des düsteren Ateliers. In ihrem er wartungsvollen Gesicht spiegelte sich unverkenn bar eine große Enttäuschung, als ihr Blick den unheimlichen Raum überflog und auf der zu sammengesunkenen Gestalt des Meisters haften blieb, der in seinem Aeußeren so wenig den ge waltigen Künstler verriet, als den sein Werk ihn erscheinen ließ. Da man sie indes bereits gemeldet, so war eine Flucht nicht gut möglich. Es blieb nichts übrig, als sich dem kränkelnden Meister zu nähern und so that sie das entschlossen mit der ihr eigenen unwiderstehlichen Liebens würdigkeit. Und Andy verbreitete Lichtwellen um sich her, wo immer sie hinkam. Das schwarze, ge spenstische Atelier schien wie belebt von ihrer blendenden Erscheinung, und Wallmors düsteres, leidendes Gesicht hellte sich auf, als sie ihn mit ihrem sonnigen Lächeln nun begrüßte und mit ihrem lieblich klingenden fremden Accent, mit dem sie das Deutsche redete, ihr Entzücken über sein herrliches Werk aussprach. Sie könne nicht anders, sie müsse ihm selber danken für die geniale Schöpfung. Ein gewinnend freundlicher Zug milderte Kaiser in seiner Ansprache die Rekruten be sonders darauf hingewiesen, daß sie christ liche Soldaten seien nnd neben der Vaterlands- Verteidigung als ihre Aufgabe bezeichnet, dem Vaterlande auch die Religion, Ordnung und gute Sitte zu schirmen. * Prinz Heinrich, der ani Donnerstag abend nach Petersburg zur Teilnahme an der feierlichen Bestattung Kaiser Alexanders abreiste, wird dort bis zur Feier der Vermählung seiner Schwägerin, der Prinzessin Alix, bei dem jungen Zaren bleiben. Prinz Heinrich nahm auch die Hochzeitsgcschenke des Berliner Hofes mit, überaus kostbare und ganz ungewöhn lich prächtige, kunstvolle Erzeugnisse der königl. Porzellan-Manufaktur. * Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe hat nun doch noch von Straßburg aus den badischen Hof besucht. Wie aus Karlsruhe gemeldet wird, ist der Fürst und seine Gemahlin am Freitag vormittag zum Besuch des groß herzoglichen Paares in Baden-Baden eingetroffen. * Ueber Deutschlands Stellung zu China wird geschrieben: „Bekannt ist, daß sich China durch den Gesandten Hsü-Tsching-Tscheng an das hiesige auswärtige Amt gewandt und die Vermittelung Deutschlands in dem Kriege zwischen Japan und China nachgesucht hat. Die deutsche Regierung hat sich dahin ausgesprochen, daß sie nicht in der Lage sei, dem Ansuchen Folge leisten zu können; eine Vermittelung könne nur ein treten, wenn beide kriegführenden Mächte darum nachsuchten: Japan habe ein solches Ansinnen nicht gestellt, und so müsse Deutschland es ab lehnen, irgendwie diplomatisch einzugreifeu. Im großen und ganzen dürfte die Antwort Deutsch lands sich mit der von anderen Mächten erteilten decken; die Antwort Deutschlands entspricht durch aus der Haltung, die es von Anfang an in dem Streit zwischen den beiden ostasiatischen Mächten gewahrt hat. Es ist von der Linie der strengsten Neutralität nach keiner Richtung hin abgewichen." * Der Bundesrat hielt am Donnerstag eine Plenarsitzung ab. Es wurden der Marine etat, die Etats der Post- und Telcgraphenver- waltung und der Reichsdruckxrei genehmigt. *Es heißt, baß die ganz am Schluß der vorigen Reichstagssession eingebrachte und nicht einmal zur ersten Beratung gelangte Vorlage über Abänderungen des Zolltarifs dem Reichstag von neuem zugchen wird. Es handelt sich namentlich um eine bedeutende Er höhung des Zolls auf Baumwollsamenöl, das in neuerer Zeit in großem Umfang Verwendung zu Speisezwecken, besonders Kunst butt er findet, um Erhöhung des Zolls auf Kakaoöl, Parfümerien, Aether und dergleichen. *Jn das Gebiet freier Erfindung verweist der ,Hamb. Korr? die Nachricht, in dem Gesetz entwurf gegen die Umsturzbestrebun- gen seien nach dem Kanzlerwechsel wesentliche Aenderungen vorgenommen worden, denen die bayrische Regierung entgegcnzutreten beabsichtige. Die bayrische Regierung wird dazu keinen Anlaß haben, da von sachlichen Verschärfungen der Caprivischcn Vorlage nicht die Rede ist. That- sache ist, daß die bayrische Regierung sich gegen die Eulenburgschen Vorschläge erklärt hat, weil diese zu einem Konflikt zwischen Bundesrat und Reichstag hätten führen müssen, was nach ihrer Meinung von der Caprivischen Vorlage nicht zu erwarten ist. *Herr v. Koscielski erklärt die Nach richt des ,Goniec Wielkopolski', eine von ihm erbetene Audi c n z sei vom Kaiser abgelehnt worden, für „vollständig aus der Luft gegriffen"; er habe sich nicht um eine Audienz beim Kaiser beworben. *Jn der nächsten Sitzung des Preuß. Landeseisenbahnrats, die im Dezember stattfinden soll, wird als Hauptgegenstand der Tagesordnung auch die am 1. April 1895 in Kraft tretende Neuordnung der Eisenbahn- direktioncn zur Beratung gelangen und in bezug darauf auch erwogen werden, ob bei der Neu-
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