Suche löschen...
Allgemeiner Anzeiger : 03.11.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189411036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18941103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18941103
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-11
- Tag 1894-11-03
-
Monat
1894-11
-
Jahr
1894
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 03.11.1894
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Politische Kund scha«. Deutschland. *Der ,Reichsanzeiger' vom Montag abend veröffentlicht die Genehmigung der Rücktritts gesuche der Grafen Caprivi und Eulen burg, sowie die Ernennung des Fürsten Chlodwig zuHohenlohe - Schillingsfürst zum Reichskanzler und Preuß. Ministerpräsidenten und des bisherigen Staatssekretärs der Reichslande, v. Köller, zum preuß. Minister des Jnnem. Beide haben ihre Aemter bereits angetreten. *Als Statthalter für Elsaß- Lothringen soll nach der ,Köln. Ztg.' Generaloberst v. Los in Koblenz in Aussicht ge nommen sein. *Graf Caprivi hat am Montag seine Abschiedsbesuche gemacht. Bei sämtlichen Ministern und Staatssekretären hat er sich persönlich ver abschiedet, bei Graf Eulenburg hat er nur seine Karte abgegeben. Am Donnerstag, den 1. No vember, verläßt Graf Caprivi Berlin, um sich zunächst zu Verwandten nach Skieren zu be geben, von wo er später eine Reise nach Italien anzutreten gedenkt. *Das Stöcker'sche Molk' behauptet, nach der Absicht des Grafen Eulenburg sollte die Abänderung des Reichswahlgesetzes nötigenfalls „durch einen Akt der Bundcsfürsten" (also durch einen Verfassungsbruch) durchgesetzt werden! *Die Straßburger Blätter ohne Unterschied der Farbe bedauern den Weggang des Fürsten Hohenlohe, und erkennen sein mildes, ver söhnliches und dennoch zielbewußtes Regiment. DaS ,Elsässer Journal', das Organ der Alt-Elsässer, sagt: Der Fürst gewann aller Herzen, auch derer, welchen der letzte Krieg tiefe Wunden geschlagen. Der Weggang des Herrn v. Köller wird allge mein nicht bedauert. Sein „norddeutsches, junker liches Wesen", seine oft verletzende Schncidigkeit hätten ihm die Sympathien verscherzt. Man er hofft von dem neuen Kanzler Bemühungen für eine gerechtere Beurteilung der Elsässer und Auf hebung der Ausnahmegesetze. * Nachdem der Bau des Nordostsec- kan als soweit vorgeschritten ist, daß, auch ab gesehen von der schon im Betrieb befindlichen Strecke von Kiel bis Rendsburg, die Wasser straße im nächsten Sommer dem Verkehr über geben werden kann, ist es an der Zeit, die Ein leitungen für die Umwandlung der bisherigen Kanalbauverwaltung in eine ständige Organisation für die Unterhaltung und Verwaltung des Kanals zu treffen. Das Reich beabsichtigt, wie den Bau, so auch den Betrieb des Kanals selbst zu führen bezw. durch Reichsorgane leiten zu lassen, und zwar sollen die Funktionen durch eine in Kiel zu stationierende besondere Kanal behörde wahrgenommen werden, die der zustän digen Reichszentralstelle untergeordnet wäre. * Die jNeichskommisfion für Arbeite r- statistik tritt am 9. November wieder zu sammen zur Beratung über die Fragebogen erhebung, welche über die Verhältnisse der in Gast- und Schankwirschasten beschäftigten Per sonen angestellt ist. Ferner sollen unter Zu ziehung sachverständiger Beisitzer aus demHandcls- gewerbe 32 Prinzipale, 32 Gehilfen, 10 Haus diener und einige andere Personen vernommen werden über Arbeitszeit, Kündigungsfristen und Lehrlingszeit im Handelsgewerbe behufs Er stattung des Schlußberichts dieser Kommission an den Reichskanzler. * Die Erwartung, daß die Regierung in der Sache des Kanzlers Leist Berufung an den Reichs-Disziplinarhof in Leipzig einlegcn werde, ist nicht getäuscht worden. Wie die ,Lib. Korr.' hört, sind die bezüglichen Anordnungen bereits ergangen. Oesterreich-Ungarn. *Das ungarische Magnatenhaus hat am Montag die früher von ihm abgelchnte Vorlage über die freie Religionsübung nach längerer Debatte mit Aufnahme mehrerer Be stimmungen, die die religiöse Erziehung kon fessionsloser Kinder sichern, angenommen. * Der Sohn Kossuths traf am Sonn tag in Budapest ein und wurde dort auf dem Bahnhok von den Anhängern seines Vaters be- Aie rechte Kabe. Ij lForricyuua., „O, ich bin schön, ich kann mir jedes Herz gewinnen, sobald es mir darum zu thun ist," frohlockte Andy mit ihrem berückenden Lächeln. „An Anbetern allerdings fehlt es nicht, aber denke nach, mein Kind, befand sich unter ihnen ein ernsthafter Freier, der sich mit Prittwitz hätte messen können? Die Schönheit allein erschließt dir nicht die Welt, nach der du dürstest, ein armes Mädchen aber darf nicht zu wählerisch sein. Sei klug, Andy, du vermagst nur im leuchtenden Goldglanz der Welt zu leben. Und dann denke auch ein wenig an uns, an den Papa, der dich vergöttert. Er hat dir mehr geopfert als er durste, soll er nun dafür ent behren im Alter? Könntest du das dulden?" „Nein, nein, du hast ja tauseydmal recht," rief Andy, aber sie war seltsam blaß geworden. „Der arme, liebe Papa, wie könnte ich ihn zu Entbehrungen zwingen wollen. , Wirklich, Mama, nun werde ich doch noch meinem Namen Ehre machen," schloß sie mit einem schwachen Lächeln. „Nur thust du dir, gottlob, mit deinem soge nannten Opfer selber den größten Gefallen," tröstete die Gräfin. „Gewissennaßen ja," nickte Andy mit dunklen Blicken. „Ein außer meinen seitherigen Gewohn heiten liegendes Leben ertrüge ich schwer aber " Sie brach seufzend ab. Dann bändigte sie schweigend die schweren Locken unter den Kamm. grüßt. Kossuths Sohn hielt darauf eine An sprache, in der er ausführte, er beuge sich vor dem Willen der Nation, die sich mit der Dynastie versöhnt und einen Schleier auf die Vergangen heit geworfen habe. Ec wolle die Unabhängig keit Ungarns auf dem positiven Boden der Ge setze stehend erringen. Mit starrer Verneinung hätte selbst sein Vater nichts auszurichten ver mocht. Er hege volle Loyalität vor dem König von Ungarn, der ein Muster der Verfassungs treue sei, den er hochachte als Herrscher wie als Menschen. Er hoffe, derselbe werde einsehen, daß ein unabhängiges Ungarn die beste Stütze des Thrones sei. Frankreich. * Die Deputiertcnkammer genehmigte am 27. Oktober einstimmig den bereits vom Senat angenommenen Gesetzentwurf bctr. dieBildung landwirtschaftlicher Kreditgesell schaften, und nahm mit 319 gegen 143 Stimmen den Gesetzentwurf an, durch den der Einfuhrzoll auf Melasse auf 5 Frank erhöht wird. * Der Ernennung des Fürsten Hohen lohe zum deutschen Reichskanzler bringt die Pariser Presse gewisse Sympathien entgegen in Erinnerung an die freundschaftlichen Beziehungen, die Fürst Hohenlohe als Botschafter in Paris unterhalten hat. *Aus Toulon wird gemeldet, daß eifrige Vorbereitungen für die Expedition nach Madagaskar gemacht werden. Eine Summe von 200 000 Frank ist für die Verproviantierung der Schiffsdivision nach dem Indischen Ozean ausgeworfen worden. Es wird an der Armie rung zweier Kriegsschiffe unablässig gearbeitet. *Eine Spionage-Affäre wird aus Frankreich berichtet. In Versailles ist ein Deutscher, namens Adolf Ritzenthaler aus Metz, als angeblicher deutscher Spion festgehalten worden. Derselbe hatte sich bei den letzten großen Pariser Festungsmanövern einer Ordon nanz als russischer Zeitungsberichterstatter ange- freundet. An einer Wegcbiegung suchte er, so wird der Moss. Ztg.' berichtet, den Soldaten durch einen Schlag auf den Kopf zu betäuben und ihm einen die Papiere des Generals Saussier enthaltenden Depeschensack zu entreißen. Damals entwischte er, Sonntag aber wurde er in Versailles verhaftet. * Turpin veröffentlicht im ,Soir' eine Auseinandersetzung über seine Erfindungen; es handelt sich um eine Kanone, die mit einem Schüsse 33 500 Sprengstückc 3000 Meter schleu dert und verstreut, und eine Granate, die von oben herab Kartätschenladungen schüttet. Schweden-Norwegen. *Bei einer in Baden-Baden stattgehabten Konsultation über das Befinden der Kron prinzessin von Schweden und Nor wegen konstatierten die Aerzte, daß die Krankheit derselben wesentlich in Nervenschwäche und Blut mangel bestehe. Die frühere Lungenkrankheit sei noch nicht vollständig beseitigt. Die Aerzte raten zum Aufenthalt im Süden mit passender ärztlicher Behandlung; auch in den nächsten Jahren müsse die Kronprinzessin den Winter in südlicherem Klima zubringen. Rustland. * Ueber den Gesundheitszustand desKaisers Alexander liegen heute aus erster Quelle sehr befriedigende Nachrichten vor. Die Unter suchung der dem Oedem entnommenen Flüssigkeit ergab sehr günstige Resultate, so daß Grund zu der Annahme vorhanden ist, es könne auch -'n Aufsaugungsprozeß eintreten. Die Vermählung des Thronfolgers ist abermals verschoben worden und diese Verlegung ist ein weiteres Zeichen, daß der Zustand des Kaisers sich bessert; denn wäre eine ernste Gefahr im Anzuge, so würde der Kaiser eine Verzögerung nicht eintreten lassen. * Seltsamerweise ist jetzt schon von den Ver änderungen innerhalb des russischenMini- steriums die Rede, die nach einem Thron wechsel eintreten würden. So hat der russische Minister des Innern Durnowo verschiedenen Persones gegenüber seinen festen Entschluß er klärt, bei dem Tode des Zaren sein Abschieds gesuch einzureichen; in gut unterrichteten Kreisen - glaubt man aber, daß dieses Gesuch wenigstens für die ersten Wochen nicht genehmigt werden dürfte. *Die russische Presse lobt die vierjährige Thätigkeit Caprivis; er habe das Vertrauen aller Mächte besessen und es verstanden, das z u- gespitzteVerhältnisabzuschwächen. Das Bedauern über seinen Rücktritt ist ein all gemeines. Asien. * Die Erfolge der Japaner auf dem ostasiatischen Kriegsschauplatz mehren sich zu sehends. Ueber den entscheidenden Sieg bei Kiuren sind neuere Nachrichten noch nicht ein getroffen. An der Thatsache selbst ist aber nicht zu zweifeln und dürften demnächst wohl weitere Meldungen über das Vorrücken der Japaner in die Mandschurei eintreffen. Gin politisches Manifest in Rußland. Das Manifest der russischen Rechtspartei liegt nunmehr im Original vor. Dasselbe lautet in der Uebcrsetzung: M a n i f e st der sozial-revolutionären Partei des „Volksrechts" („Mroäriaveo prava"). Im Leben der Staaten gibt es Momente, wo eine Frage aufgeworfen werden muß, von deren Lösung auf die eine oder andere Seite hin die weiteren Geschicke des Volkes ab hängen. Ein solches Moment erlebt gegen wärtig Rußland, und die Frage, die hier auf geworfen wird, ist die über die Notwendigkeit einer politischen Freiheit. Die Autokratie, die in der Politik.Alexander III. ihre Personi fizierung erhalten hat, hat mit unumstößlicher Klarheit ihre Kraftlosigkeit bewiesen, indem sie die geistige und materielle Entwickelung hemmt. Die Richtung der jetzigen Regierung, die sich scharf ausprägt sowohl in den Reformen der letzten Jahre, wie z. B. in der Organisation von Landhauptleuten und in der Organisation der örtlichen Selbstverwaltung, als auch in der systematischen Unterstützung kapitalistischer Exploitationen, beweist, daß die Regierung, nicht nachgebend, in der Politik admini strativer Willkür und der Wahrung der Inter essen der Klassen privilegierter Stände fort fährt. Das Resultat einer solchen Politik ist eine allgemeine Demoralisation und ein öko nomischer Verfall. Der Teil der russischen Gesellschaft, der sich die ganze Gefahr der gegenwärtigen Lage klar vor Augen stellt, sieht keinen anderen Ausgang als eine Ver änderung der Autokratie durch Einrichtung einer freien Vertretung. Da aber keine Hoff nung da ist, daß die Regierung diesen ihr gezeigten Weg gutwillig einschlagen wird, so bleibt dem Volke nur übrig, dem Zaudern und den eng dynastischen Interessen der Autokratie eine organisierte Kraft der öffentlichen Meinung entgegenzustellen. Die Schöpfung einer solchen Kraft hat die Partei des Volksrechts im Auge. Nach der Meinung der Partei schließt der Begriff über das Volksrecht sowohl die poli tische Freiheit in sich, als auch eine Sicher stellung der materiellen Interessen des Volkes. Als Garantie dieses Rechtes stehen da: Ein allgemeines Stimmrecht. Glaubensfreiheit. Unabhängigkeit des Gerichts. Preßfreiheit. Versammlungs- und Assoziationsfreiheit. Unantastbarkeit der Person und ihres Rechtes als Mensch. In anbetracht dessen, daß Rußland ein zusammengesetzter politischer Körper ist, er scheint als unumgängliche Bedingung der politi schen Freiheit die Anerkennung des Rechtes auf politische Selbstbestimmung aller Nationali täten und Gebiete im Reiche. So das Volksrecht auffassend, stellt die Partei sich die Aufgabe, eine Vereinigung aller Oppositionselemente und eine Organisation einer solchen Kraft herbeizuführen, welche mit allen ihr zu Gebote stehenden moralischen und materiellen Mitteln die Befreiung von dem politischen Druck der Autokratie erkämpft und die Rechte des Menschen und Bürgers festsetzt. Tief überzeugt, daß dieses Streben den wahren Forderungen des historischen Momentes entspricht, hofft die Partei, daß dieser Aufruf in den Herzen aller derjenigen, die das Ge fühl ihrer Menschenwürde nicht verloren haben, in denen die Autokratie noch nicht das Be wußtsein ihrer bürgerlichen Rechte vernichtet hat, die unter dem Druck der Autokratie leiden und die die höchsten Ideale des Rechts und der Gerechtigkeit erstreben, einen heißen Wiederhall finden wird. 19. Februar 1894. Typ. Partei des „Volksrechts." Dieses revolutionäre „Manifest" ist im Quartformat auf gewöhnlichem Zeitungspapier erschienen und ist gedruckt in einer angeblichen „Typographie der Narodnawo Prawda" und trägt das Datum des 19. Februar 1894. Bekanntlich ist der 19. Februar der alljährige Gedenktag, an dem durch Kaiser Alexander II., gesegneten Andenkens, 1862 sein hochherziges „Reglement für die aus der Leibeigenschaft aus- tretendcn Bauern" erschien. Daß derartige Pro klamationen bei den Empfängern durchweg gar keinen Eindruck machen, ist selbstverständlich, die selben werden manchmal als „Kuriosa" aufbe wahrt, meistens aber achselzuckend zerrissen, indem die Empfänger sich sagen: „Alles hohles Ge schwätz, die schönen Phrasen und Redensarten kennen wir, die sind nur für Dumme berechnet, denn nach den Erfahrungen in Rußland ist das denkbar Schlechteste die sogenannte „Selbstver waltung" von gewählten Persönlichkeiten; des Pudels Kern ist und bleibt in besagter Pro klamation Krapotkins und Netschajews Lehre von der Anarchie — das ist fraglos das verhüllte Endziel der betr. Proklamation!" Don Uah und Fern. Der Reichskanzler-Wechsel macht sich bereits geschäftlich bemerkbar. Die größeren Berliner Kunstanstalten nnd Handlungen haben bereits so viel Aufträge auf Lieferungen der Bilder des neuen Reichskanzlers und Minister präsidenten Fürsten Hohenlohe sowie des Ministers des Innern Herrn v. Köller erhalten, daß es ihnen vor acht Tagen nicht möglich sein wird, alle Bestellungen zu erledigen. Vornehmlich französische und englische Zeitungen erteilen solche Aufträge. Eine einzige Kunsthandlung soll 130 telegraphische Bestellungen erhalten haben. Eine unangenehme Erbschaft ist einem Kaufmann W. in Berlin zugefallen. Er war von cineni kürzlich verstorbenen, kinderlosen ent fernten Verwandten zum Universalerben testa mentarisch eingesetzt worden. W. trat in seiner Harmlosigkeit freudigst die Erbschaft an und hat nun, wie sich herausstellt, nur altes wettloses Gerümpel, eine altmodische Taschen-Repctier-Uhr und für etwa 20 000 Mark . . . Wechselschulden des Verstorbenen übernommen! Der unglückliche „Universalerbe" hat behufs Tilgung der ererbten Schuld mit den Gläubigern einen Zwangsver gleich schließen müssen und wird obendrein in seinem Bekanntenkreise mit dem „reichen Erb onkel" weidlich gehänselt. Ein verspäteter Orden. In seiner Nummer vom 24. d. teilte der ,Reichsanzeiger' mit, daß dem Ministerialrat Dr. Adalbert Hof mann im österreichischen Handelsministerium der preußische Kronen-Orden zweiter Klasse mit dem Stern verliehen worden sei. Ministerialrat Hof mann hat aber bekanntlich schon am 16. d. seinem Leben durch Selbstmord ein Ende ge macht. Die 11VV vvv Austern-Setzlinge, die kürzlich von der Westküste Frankreichs nach Schleswig-Holstein cingcführt wurden, sind nun mehr auf den zahlreichen Austernbänken des schleswigschen Wattenmeeres untergebracht. Die Regierung hat jetzt eine zweijährige Schonzeit für die Austernbrut festgesetzt und den Austern- i fischern, denen im Herbst aus der Befischung der Austerngründe reichlicher Verdienst erwuchs, den Fang bis zum Jahre 1896 untersagt. Da die Bodenbeschaffenheit und die Flutverhältnisse an der französischen Westküste denjenigen des schleswig-holsteinischen Wattenmeeres ähnlich sind, erhofft der verdiente Professor Möbius (Berlin), der das Unternehmen eingeleitet und In ihren Nixenaugen schlief ein fruchtloses Träumen. . * „Laß mir Zeit zur letzten Entscheidung," hatte Harald auf das Drängen seiner Stief mutter, nun die Werbung zu beschleunigen, ge beten. Sie richtete nichts weiter aus, bemerkte dagegen mit heimlicher Genugthuung, daß er trotzdem einen lebhaften Verkehr mit den Elk- ströms unterhielt. Nur störte es ihre Zufrieden heit, daß auch Felix — als unzertrennlicher Be gleiter Haralds — denselben teilte, ja, sich selbst nicht entblödete, der schönen Komtesse eifrig den Hof zu machen. Das thaten nun freilich alle Herren, die ihr im zwanglosen Badeleben vorgestellt worden waren, und Andy schien diese Huldigungen auch gar nicht entbehren zu können. Die schöne Schwedin schien überhaupt über die Maßen ver wöhnt Und von einer ganz unberechenbar launi gen Veränderlichkeit, wie sie herausgefunden. Dabei war sie von einer so bezaubernden Hold seligkeit, daß man garnicht das Herz hatte, ihr jemals böse zu sein. Sie gehörte indes zu jenen, die den Mann nicht zur Ruhe kommen lassen. Sie würde Harald beständig in Atem halten. Der aber sah mit merkwürdiger Ge lassenheit ihrem Treiben zu. Er schien nicht im geringsten eifersüchtig zu sein, obwohl Andy zuweilen den Maler auffallend bevorzugte. Er schob sich stets in den Hintergrund. Glücklicher weise war das dennoch immer ein Goldgrund, wie sich die Gräfin tröstlich sagte; Andy würde diesen schließlich, trotz allen scheinbaren Vorbei gaukelns, nicht übersehen können und es auch garnicht wollen. Zudem erinnerte sich die Gräfin, daß der Maler in nächster Zeit Wiesbaden verlassen mußte, um einen Schloßherrn in Ostpreußen zu porträtieren, und sie wußte, der „arme Bursche" durfte sich den lohnenden Auftrag nicht entgehen lassen. So war Haralds fataler Freund schließ lich nicht weiter zu fürchten und es Mr ver drießlich, daß Harald es scheinbar vor dessen Abreise nicht zur Verlobung kommen lassen wollte. Felix selbst lag diese nun bevorstehende Abreise wie ein Alp auf der Seele. Er mußte gehen, es wäre unverantwortlich gewesen, den Auftrag abzulehnen. Noch war es ihm nicht gelungen, Andys Herz zu ergründen — sie war in der That jeden Tag eine andere, wie sie es ihm gleich in der ersten Stunde gesagt. Sie glich einer schillernden Libelle, die, über den Wassern schwebend, sich in jeder Welle spiegelt, aber nirgends rastet. Nur seines thörichten Herzens war er sicher, das nicht mehr diese reizende, launenhafte Kom tesse zu lassen vermochte. Und da kam über ihn der Trotz deS Titanen. Er wollte dieses hochgeborene Mädchen zwingen, ihn anzuhören, das Recht, selbst der vermessensten Frage, es stand ihm zu. Harald, der den Freund unter Andys selt samem Gebaren leiden sah, beschloß, ihm jeden falls Gelegenheit zu dieser Schicksalsfrage vor seiner Abreise zu schaffen. Er hätte diesen höchsten, selbstlosen Freund schaftsdienst unter allen Umständen geleistet, selbst wenn ihm der mögliche Verlust der ihm heimlich bestimmten Braut sehr schmerzlich ge wesen wäre. An der Ruhe indes, mit der er dieser Entscheidung entgegensah, erkannte er, daß er selber nicht von dem Liebreiz und der Eigen art der Komtesse in solchem Maße bezaubert sei, um nicht Felix neidlos ihren Besitz zu gönnen. So zögerte er keinen Augenblick mehr, einen Ausflug in die nahen Berge der Umgegend anzuregcn, in der Annahme, daß sich auf einer derartigen Partie unschwer die kostbare Gelegen heit für Felix herbeiführen lassen werde. Sein Vorschlag wurde allseitig mit großem Beifall angenommen und bereits am nächsten Tage unter reger Beteiligung, nicht nur der Familie Elkström, sondern auch des ferner stehenden Bekanntenkreises, zur Ausführung ge bracht. Das herrlichste Sommerwetter unterstützte die frohsinnige Stimmung der Gesellschaft. Es war ein Tag, wie geschaffen zu sorglosem Genießen all des Schönen, des Guten, was die Erde für den Menschen hat. Man hatte sich zum Picknick im Walde ge- lagert und freute sich der Nadir, der guten Gesell schaft, der man angehörte, der trefflichen Wahl der Speisen und Weine, die man mitgeführt, w heiterer Genußfähigkeit. Nur Komtesse Andy, sonst das Leben spen dende Element derartiger Geselligkeiten, erschien heute seltsam wortkarg, fast träumerisch. , . Gräfin Elkström bemerkte die ungewohnt weiche und nachdenkliche Stimmung ihrer Tochter mit einiger Besorgnis, hatte sie doch auf dielen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)