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Allgemeiner Anzeiger : 26.09.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189409268
- PURL
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18940926
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-09
- Tag 1894-09-26
-
Monat
1894-09
-
Jahr
1894
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 26.09.1894
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P olM sch e Rund sch an. Deutschland. *DaS Rciscprogramm des Kaisers vom Freitag ab war: Der Kaiser begibt sich am Freitag abend von Swinemünde mittels Sonder zuges nach Thorn, wo das Eintreffen morgens früh 8 Uhr erfolgt. Dort besucht der Kaiser zuerst die Stadt und wohnt dann der Schieß übung bei. Später fährt der Kaiser zum Diner nach Ostrometzko zum Grafen Alvensleben und setzt in der Nacht zum 23. September die Reise nach Rominten fort. * Nachdem die Berufsgenossen schaften ihre Rechnungsergebnisse für das Jahr 1893 dem Reichs-Versicherungsamt eingereicht haben, wird in dem letzteren an der Zusammenstellung, wie sie alljährlich nach 8 77 des Unfallverficherungsgesetzes dem Reichstage vorgelcgt werden muß, gearbeitet. Die Nach weisung für 1893 dürfte dem Reichstage nicht lange nach seinem Wiederzusammentritt zugehen. *Wie das ,B. T/ hört, beschäftigen sich die Reichsregierung oder die zuständigen Refforts nicht mit dem Plane einer Zusammen legung der gesamten Arbeiterversiche rung. Man sei in den maßgebenden Kreisen der Regierung der Ansicht, daß eine Verein fachung dieser Art vielleicht in der Zukunft ein mal durchgeführt werden kann. Jedenfalls ge hören dazu aber noch die Erfahrungen einer Reihe von Jahren und gewisse Uebergangsstadien. * Die preußis che Regierung hat Er mittelungen über die Behauptung der russi schen Zollbehörde anstellen lassen, daß 114 Kähne, die von Preußen stromaufwärts ge schwommen, das russische Reich nicht mehr ver- lassen hätten. Die Erhebungen haben bestätigt, ' was bereits von Interessenten der Weichsel schiffahrt erklärt worden ist, daß nämlich, mit Ausnahme von vier, die Kähne sämtlich wieder stromab die Grenze passiert haben. Diese vier fehlenden Kähne aber sind in Rußland durch Feuer oder durch Havarie zu Grunde gegangen. Die russischerseits versuchte Begründung der Forderung von Kautionsstellung seitens der deutschen Weichselschiffahrt hat sich somit als haltlos erwiesen. * Die von der Sektion für Küsten- und Hoch seefischerei im Elbegebiet begründeten Fischer schulen haben sich sehr gut bewährt. Sie haben lebhaften Zuspruch gefunden. Infolge! dieses Ergebnisses will man die Schulen nicht auf das Elbegebiet beschränken, sondern es be steht die Absicht, sie nach und nach auf solche Stellen der Nord- und Ostseeküste auszudehnen, wo neben einer hinreichend dichten Fischerei bevölkerung für die Weiterentwickelung der See fischerei günstige Ansatzpunkte gegeben sind. In den Schulen soll auch ferner streng darauf ge halten werden, daß der Unterrichtsstoff, nament-! lich auch in nautischer Beziehung, nicht über das j Bedürfnis der Fischer hinausgeht. Die Fischer mit den für ihre Verhältnisse erforderlichen nautischen Hilfsmitteln bekannt zu machen, damit sie ihr Ziel auf dem kürzesten Wege erreichen und sich überall orientieren können, ist aber un erläßlich. Diese Aufgaben lösen die Fischer schulen in vollem Umfange. Für die Ostsee wird beabsichtigt, den Fischern auch einen Ein blick in die Betriebe des Räucherns und Marinierens zu verschaffen. Oesterreich-Ungarn. *Die Frage, ob eine internationale Verein barung zur Bekämpfung desAnarchis- mus von den Regierungen ins Auge gefaßt sei, liegt immer noch in der Luft. In Budapest erUärte Graf Kalnoky auf bezügliche Anfrage im auswärtigen Ausschuß der ungarischen Dele gation, daß er die Frage mit einem einfachen Nein beantworten könne. Es sei mehr von der öffentlichen Meinung, als unter den Regierungen der Wunsch nach einer derartigen Aktion aus gesprochen worden. Bei den Regierungen herrsche ' die Ansicht, daß auf gesetzgeberischem Wege eine gemeinsame Aktion nicht zu stände käme. Jeder Staat habe unter Fühlungnahme mit den übrigen Staaten die nach seiner Gesetzgebung zulässigen ' Maßnahmen zu treffen, was eine Verständigung auf administrativem und polizeilichem Wege aller dings nicht ausschließe. Keimgefunöen. 15) (Schluß.) Unter der unermüdlichen Pflege Johannas war der zarte Lebensfunken, der noch in ihm geglimmt, wieder zur Flamme angewachsen. Da die Sennhütte nicht mehr die genügende Sicher heit gewährte, hatte er sich in einer Felshöhle verbergen müssen, wohin ihm Johanna, gekleidet als Bauernknabe, über Schutt und Felsgeröll die nötige Nahrung brachte, da sie nicht wagte, einem andern seinen Aufenthalt anzuvertrauen. Als er endlich kräftiger geworden, zogen die beiden inmitten des Winters unter unsäglichen Mühsalen auf den unwegsamsten Pfaden über Schnee und Eis dahin, oft verfolgt von den Häschern. Eben erhob sich eines Morgens die Sonne in majestätischer Pracht über den hohen Alpcnfirnen, als sie den Boden Oesterreichs be traten. Da schloß Arnstein Johanna innig an das Herz, indem er jubelnd rief: „Gerettet, gerettet durch deine treue, auf opfernde Liebe!" Kurze Zeit darauf gelangten sie nach Wien, wo bereits Auguste weilte. Als Johanna, die noch immer verkleidet war, bei ihr erschien, da blickte sie verwundert aus den schönen tiroler Bauernknaben. Gleich darauf lagen sich aber die Schwestern in den Armen, während ihre Thränen ineinander flossen, doch waren es diesmal Thränen seligen Glückes. Noch einmal erfaßte die beiden Jammer und Schmerz, als von Mantua aus die Trauerkunde die Welt durchzog, daß man Andreas Hofer Frankreich. * Präsident Casimir-Perier hat am Mittwoch bei einem Bankett in Chateaudun eine politische Ansprache in Erwiderung eines Toasts des Maires von Chateaudun gehalten. „Indem die Regierung," führte der Präsident u. a. aus, „das Vertrauen zu der Demokratie zu er halten und die Mitarbeit aller guten Bürger zu gewinnen strebt, wird sie die wesentlichen Rechte, die ihre Macht gewährt, auszuüben und getreu den Tradiüonen Frankreichs der Sache des Fortschrittes und der Zivilisation zu dienen wissen." Der Redner rief alle, die Frankreich lieben, auf, die Republik zu einem Gemeinwesen zu machen, in dem der Drang zum Guten die Worte und Thaten eingibt; er forderte sie auf, alten Zwist und vergangene Streitigkeiten zu vergessen. „Alle haben hier vor 24 Jahren ge kämpft, um eine Fahne geschart," schloß der Präsident, „heute fordert die Republik alle ihre Söhne auf, sich die Hand zu reichen zum Werke des Friedens und des gesellschaftlichen Fortschritts." * General Gallifet teilt in einem Tagesbefehl, in dem er an die Verteidi gung von Chateaudun im Jahre 1870 erinnert, mit, daß er, da er die gesetzliche Altersgrenze erreicht habe, von den Truppen Abschied nehme. Belgien. * Die Neuwahlen für die b el g i s ch en Kammern sind nach einem im Amtsblatt ver öffentlichten königlichen Dekret auf den 14. Oktober festgesetzt worden. Italien. * Die Presse des Vatikans beschäftigt sich sehr eingehend mit dervonCrispi in Neapel gehaltenen Rede. Der ,Osservatore Romano' schreibt: „Herr Crispi hat den heiligen Namen Gottes ausgesprochen, ja er hat noch mehr ge- than, er hat gesagt, daß er mit Gott sei und sein wolle. Es ist unnötig, zu bemerken, daß es nicht genüge, zu sagen, daß wir mit Gott seien; vor allem ist nötig, daß Gott mit uns sei. Das aber muß man verdienen mit Thaten, nicht mit Worten. Wir werden also zusehen, ob und wann man Gott in die Regierung, in den Unter richt, in die Schule, in die Rechtsprechung, in das Parlament, kurz überall da einsetzen wird, wo er sein muß. Wir werden auch sehen, ob man aufhören wird, Gott im Theater und andern öffentlichen Schaustellungen zu beleidigen. Erst wenn wir Gott in der Regierung sehen, werden wir glauben, daß die Regierung mit Gott ist, oder noch besser, daß Gott mit der Regie rung ist." Balkanstaaten. * König Alexander von Serbien wird am 9. Oktober die Reise nach Budapest, Wien und Berlin antreten. In der erstgenannten Stadt wird er dem Kaiser Franz Joseph einen Besuch abstatten und nach zweitägigem Aufent halt in der ungarischen Hauptstadt seine Reise fortsetzen. Seine Anknnft in Berlin, wo er Gast des deutschen Kaisers sein wird, erfolgt am 17. Oktober. In der deutschen Reichshauptstadt dürfte er fünf bis sechs Tage verweilen. Von der angeblichen Absicht des Königs, sich zum Besuche der Königin-Mutter nach Biarritz zu begeben, ist in unterrichteten Kreisen bisher nichts bekannt. Amerika. * Die demokratische Partei in den Ver. Staaten geht der bisherigen Wirtschafts politik scharf zu Leibe. Einen scharfen Gegensatz zu der Aeußerung^ der Republikaner von New Dark bildet der Wahlaufruf der Demokraten in Ohio. Derselbe erklärt den Proteksionismus für Betrügerei, erkennt die Vorteile der bereits vor genommenen Tarifherabsetzungen an und empfiehlt solche Herabsetzungen bis zur völligen Auf hebung der Schutzzölle. Asien. * Sobald der Damen (Staatsrat) in Peking die Nachricht von der Niederlage bei Ping-yang erhalten hatte, erhob sich ein allgemeiner Schrei der Entrüstung gegen Li-Hung-Tschang. Es kostete wenig Worte, dem Kaiser vorzustcllcn, daß der Vizckönig an allem schuld sei. Die Folge davon war, daß am standrechtlich erschossen, über dessen letzte Augen blicke sein Beichtvater, der Erzpriester Manifesti, schrieb: „Ich habe einen Mann bewundert, der zum Tode gegangen ist, als ein wahrer, christlicher Held, und den Tod erlitten hat, wie ein uner schrockener Märtyrer." Kein Makel ruht auf diesem edlen Volks helden, der auch als Oberkommandant in der Hofburg des Landes so schlicht und einfach ge blieben, wie es im Liede lautet: „Und als er saß zu Innsbruck, Umjauchzt vom ganzen Land Auch in der gold'nen Kette War's noch der Mann vom Sand." Abermals gab es ein Jubeln und Jauchzen, ein Schießen und Glockengeläute wie damals, als der Sandwirt Andreas Hofer mit seinen wackeren Streitern das Land befreit, und doch waren seitdem einige Jahre dahingeschwunden, was man nicht mehr für möglich gehalten, war zur Wahrheit geworden, und Tirol, nachdem Napoleon besiegt worden, wieder mit Oesterreich vereint. Erwin von Arnstein und Fritz Stoiber hatten ihre Ofstziersstellen niedergelegt, um fortan in stiller Häuslichkeit das Glück der Liebe zu ge- genießen; beide hatten noch in mancher blutigen Schlacht gekäinpft. Es war ein kleiner, aber festlicher Hochzeits zug, der sich an einem sonnebeglänzten Morgen vom Schlosse aus zum schlichten Dorfkirchlein bewegte. Noch immer waren Auguste und Jo Dienstag morgen in Peking eine kaiserliche Ver ordnung veröffentlicht wurde, die Li-Hung-Tschang seiner dreiäugigen Pfauenfeder beraubt. Als Grund wird Unfähigkeit und Nachlässigkeit in den Kriegsrüstungen angegeben. Morr Uah «ad Fer». Kaiser Wilhelm trifft dieser Tage in Theer- bude ein, um in der Nominier Haide zu jagen. Die Hirschbrunst hat begonnen und weithin schallt das Geschrei der Tiere durch den Wald. Die Haide selbst bietet im Herbst den schönsten Schmuck. Von den Reizen einer Mondschein nacht in ihr wird jeder Naturfreund gefesselt. Der Kaiser hängt denn auch an diesem Fleck Erde mit besonderer Liebe. Die Zahl der Dampfkesselcxplosionen im Deutschen Reich ist im Jahre 1893 nach amt lichen Mitteilungen trotz der starken Zunahme der Dampfkessel gegen daS Vorjahr und auch gegen den Durchschnitt der letzten 16 Jahre er heblich zurückgeblieben. Es fanden nämlich nur 10 Explosionen statt gegen 18 im Jahre 1892 und 15 im Durchschnitt der Jahre 1877 bis 1892. Verunglückt sind bei den Explosionen 21 Personen gegen 41 im Vorjahr und 39 im Durchschnitt der 16 Jahre. Von allen früheren Jahren sind bezüglich der verunglückten Per sonen nur die Jahre 1888 und 1891 besser ver laufen. Dr. Hoffmann in Frankfurt a. M., der Verfasser des „Struwwelpeter", ist am Donners tag einem Schlaganfall erlegen. Erschießung eines Knaben in Stettin. Die beiden Brüder Struck, Knaben im Alter von elf und zwölf Jahren, gingen auf das Feld und setzten sich in einer Sandgrube zum Spielen nieder. Hierbei wurden sie von einigen jungen, etwa fünfzehnjährigen Burschen be ttoffen, die ihren Spielen zusähen und dann an diesen teilzunehmen wünschten. Die beiden Knaben antworteten ihnen jedoch abweisend: „So was gibt's nicht!" worauf jene sich zu nächst entfernten, bald aber wieder zurückkehrten und mit Steinen nach den beiden spielenden Knaben warfen. Plötzlich zog einer der jugend lichen Strolche einen Revolver hervor und schoß ohne weiteres auf die Brüder Struck los. Der eine von diesen konnte nur noch seinem Bruder zurufen: „Du, ich bin getroffen" und fiel in demselben Augenblick tot nieder. Der An geredete wollte nun die davonlaufenden Burschen verfolgen, kehrte aber auf den drohenden Zuruf: „Geh deiner Wege, oder du kriegst auch eins!" zu seinem toten Bruder zurück. Hoffentlich ge lingt es der Polizei, den Thäter recht bald ding fest zu machen. Eines ganz eigenartigen Todes ist vor einigen Tagen ein Mann in Czersk (Kreis Konitz) gestorben. Er war als Arbeiter in der Groß- schen Fabrik beschäftigt. Als er am Vorabend seines Todes seinen Heimweg anttat, sagte er seinen Kameraden Lebewohl, indem er ihnen er klärte: „Morgen komme ich nicht zur Arbeit, denn ich werde sterben." Nachdem er die Nacht hindurch ruhig geschlafen hatte, begab er sich morgens in die Kirche, um das Wendmahl zu empfangen. Da das Volksgedränge jedoch ziem lich groß war, begab er sich nach Hause, legte sich ins Bett und ließ sich den Geistlichen in seine Wohnung kommen. Da ihm dieser für gesund hielt und noch zauderte, erklärte ihm der Mann, sich zu beeilen, da er keine Zeit habe, er müsse sterben. Gleich nach Empfang der Sterbesakramente schloß er für immer die Augen und war eine Leiche. Einnahme von Gist oder dergl. seitens des Mannes ist, wie ein Könitzer Blatt versichert, ausgeschlossen. Ein eigenartiges Jubiläum wurde kürz lich in dem sächsischen Fabrikstüdtchen Merane begangen. In einer dortigen Herberge feierte nämlich ein Handwerksbursche im Kreise seiner Fechtkumpane das Fest seines 25. Fechtbesuchs in Merane! Seit 1870 befindet sich dieser würdige Fechtbruder „auf der Walze" und im August desselben Jahres beglückte er Merane zum ersten Mal mit seinem Besuch. Bemerkens wert ist, daß, wie der „Jubilar" erzählte, jetzt in den Zeiten des schlechten Geschäftsganges die milden Gaben in Merane sehr reichlich Hanna von allem Zauber anmutsvollen Lieb reizes umflossen. Heller Jubel umbrauste die beiden Brautpaare, als sie zur Kirche gelangten; war das Volk doch von allen Seiten herbei- gesttömt, um ihnen zu zeigen, wie lieb sie allen dadurch geworden, daß sie in den Tagen der Not und Gefahr so treu zu ihnen und zu Tirol gehalten. Dem Hochzeitszuge voran schritt mit Blumen bekränzt ein liebliches, ungefähr neun Jahre altes Mädchen, es war das Enkelkind des ge wesenen Raubmörders Jakob Burgmaicr, dessen sich die beiden Schwestern auf das liebevollste angenommen und dem sie so viel über den auf opferungsvollen Heldentod des Großvaters zu berichten wußten, während sie über seine Ver gangenheit tiefes Schweigen wahrten. Jakobs Mutter lag bereits in kühler Erde. Als die Brautpaare die Ringe wechselten und die Klänge der Orgel weich und Md durch den gewölbten Raum der Kirche drangen, da rannen perlengleich die Thränen der Rührung über die Wangen einer jungen Nonne, die hinter einem Pfeiler verborgen kniete. Leise murmelte sie einen Segensspruch für das Glück und Wohl ergehen der geliebten, vornehmen Freundinnen. Trotz aller Rührung lag über ihrem lieb lichen Gesicht aber auch ein Zug Men, innigen Friedens. Und als der Wend hereingebrochen, da schimmerte im bleichen Mondenscheine auf dem einsamen Grabe des armen Peter ein frischer Kranz Vergißmeinnicht, welchen Lieschen in treuem Gedenken dem geliebten Toten darge bracht. Auf dem hohen Söller des Schlosses fließen, während bis Ende der siebziger Jahre die Fechtreise durch die Stadt weniger er giebig war. Zum diesjährigen Oktoberfest in München wird von den dortigen Turnern ein Drachensteigen arrangiert werden, was von Seiten deS Magistrats als ein erfreulicher An fang korporativer Beteiligung begrüßt wurde. Dies hübsche Vergnügen, das bisher nur von Knaben betrieben wurde, da Erwachsene doch nicht gut einen Drachen durch die Stadt tragen konnten, kann sich leicht zu einem neuen gesunden und amüsanten Sport ausbilden, da ein Mün chener einen zusammenrollbaren Drachen kon struiert und patentiert hat, der in der Tasche überall hin mitgenommen werden kann und, auf gespannt, als quadratmetergroße Fläche ohne Anstrengung die höchsten Regionen besteigt. Ferdinand Lassalles Tagebuch soll in Berlin öffentlich versteigert werden. Die Hand schrift stammt aus den Jahren 1840 und 1841 und umfaßt einen Quartband von 367 eng be schriebenen Seiten. Bekanntlich wurde das Tage buch im Jahre 1891 von Paul Lindau heraus gegeben und mit einer Einleitung versehen. Nur ist das jetzt zum Verkauf gelangende Original insofern noch interessanter, als es verschiedene Aufzeichnungen enthält, die Lindau mit Rücksicht auf einige noch lebende Familienmitglieder nicht veröffentlichen durfte. Nur mit dieser ausdrück lichen Bedingung wurde Lindau s. Z. das Manu skript, das ihm anfangs entschieden verweigert wurde, zum Druck überlassen. Um so wunder barer ist es, daß jetzt die ganze Handschrift zum öffentlichen Verkauf gelangt. Die Brüsseler Staatsanwaltschaft stat tete, was nicht geringes Aufsehen hervorrief, der belgischen Nationalbank einen Besuch ab. Zwei internationale Jndusttieritter Oestermann und Cohn hatten vor einiger Zeit die Juweliere und Edelsteinhändler Brüssels gründlich gebrandschatzt und sodann das Weite gesucht. Alle Bemühun gen, der Gauner habhaft zu werden, scheiterten, aber ein ganz besonders geschädigter Juwelier in der Königstraße ließ auf seine eigenen Kosten in Amerika Nachforschungen vornehmen und ein dieser Tage in Brüssel eingegangener Drahtbe richt meldete, daß Oestermann in Uruguay fest genommen worden ist und daß noch Wertgegen stände bei der belgischen Nationalbank lagern. Die sofort vorgenommcne Untersuchung ergab eine für die geschädigten Juweliere erfreuliche Entdeckung. Die Staatsanwaltschaft beschlag nahmte Schmucksachen und Silbergeräte im Werte von 400 000 Frank. Die Auslieferung Oestcr- manns ist sofort beantragt worden. Nnglücksfälle in den Dolomiten. Wie die ,Gäz. Piemontese' meldet, sind in den letzten Tagen in den Bergen um Cortina im Ampczzo- thale drei Unglücksfälle vorgekommen. Ein schweizer Tourist wurde samt seinem Führer von einer Lawine verschüttet; vor zwei Tagen stürzte am Monto Cristallo ein deutscher Tourist ab, der sich nicht am Seil befestigen lassen wollte, und endlich konnte ein vor sechs Tagen in Gesell schaft eines Führers aufgebrochener englischer Tourist trotz eifriger Nachforschungen nicht ge funden werden. Es unterliegt keinem Zweifel, daß beide umgekommen sind. Einen schrecklichen Ausgang hat ein Streit zwischen zwei Schwägern in dem russischen Grenzdorfe Laznia gehabt. Wegen eines Wiesen grundstücks begann der Streit beim Mähen. Die Frau des einen, die vermitteln wollte, wurde von ihrem Bruder mit der Sense durchbohrt, so daß der Tod sofort einttat. Dann stürzte sich der Wütende auf den Schwager und tötete auch diesen. Die 15 jährige Tochter der Ermordeten wurde dem Tobenden nur mühsam entrissen. Ein Räuberstück aus Griechenland wird wieder einmal gemeldet. Die Bande des Bri ganten Papakyritzopoulo bemächtigte sich bei Lamia eines Wagens, in dem sich der Gcncral- Prokurator, ein Untersuchungsrichter und zwei Gerichtsschreiber befanden. Die Räuber ver wundeten den General-Prokurator und nahmen alle Insassen des Wagens als Gefangene mit in die Berge. Drei Berittene, die den Wagen be gleitet hatten, alarmierten alsbald eine in der Nähe befindliche Truppenabteilung, die innerhalb einer Stunde di" Bande umzingelte. Die Räuber aber standen innig umschlungen die beiden neu- vermählten Paare und blickten in seliges Träu men verloren in die märchcnstille Nacht hinaus- Und in diesem Augenblick erklang es plötzlich vom Thale herauf leis verhallend im G«- sänge: „Wir hatten einst wildfremde Stunden, Die lösten das heiligste Band, Nun haben wir heim uns gefunden, Zu dem teueren Vaterland!" Ende. Opiumhohle« in Kalkutta. Ein Ostindienfahrer erzählt in der ,K. Vztg.': Wir landen in Kalkutta; nachdem wir uns i« Gasthof etwas ausgeruht haben, schlenderten wir ein wenig herum, uns die Stadt zu besehen. Wir kommen dabei auch in das Viertel der Ein geborenen. Eine zerlumpte Gestalt, mit bleichem Gesicht, triefenden Augen und scheuem Blick murmelt uns etwas zu. Mr bedauern den armen Kerl nnd geben ihm ein Geldstück. So fort verschwindet er in einer engen Straße- Bald sehen wir ihn in einer niederen Thür ver schwinden. Wir treten auch in dieselbe und sehen, daß es eine von Chinesen getestete Opium-Höhle ist. Ein Polizist, der gesehen hatte, daß wir dem Bettler ein Almosen gaben, kommt lachend näher und fordert uns auf, sol chen Opium-Rauchern doch ferner nichts mehr zn geben. Auf unsere Erklärung, wir hätten g^ glaubt, der Mann sei krank, zeigt er uns noch mehrere solcher Gestalten, die hier herumlungern,
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