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Oer Wahsternnn. Nus politischen Kreisen wird uns geschrieben: Nm 16. Februar 1919 wird nicht gewählt werde» zur deutschen Nationalversammlung soviel kann man schon beute als feststehend anseben. Entweder die Negierung Ebert-Haase wird gestürzt; dann brauchen wir überhaupt nicht zu wählen, lind die Spartakusleute brauchen die Nationalversammlung nicht erst, wie sic es seht alle Tage laut und ungcschcut anküudigcn, nach russischem Muster mit bewaffneter Hand auseinanderzujagen. Oder die gegenwärtige Negierung bleibt am Ruder: dann darf, dann kann sie nicht bis Mitte Februar warten, ehe ein anerkannter Nechtsboden für die neuen, aus der Revolu tion bcrvorgegangcnen Zustände in Deutschland geschaffen wird. Einfach schon deshalb nicht, weil die Entente mit ihr keinen Frieden schlicht, solange sie sich nicht als die geschmähige Vertretung des deutschen Volkes ausweisen kann, und auch deshalb nicht, weil es ebenso wenig im Innern Ruhe und Ordnung geben wird, solange nur Ge walt gegen Gewalt in unserer Mitte um die Herrschaft ringen. Auf einer von beiden Seiten muh die Gewalt so rasch wie nur möglich durch das Recht ersetzt werden — dann ist wenigstens die Möglichkeit gegeben, wieder geordnete Zustände im Lande herbeizufübrcn und unter ihrem Schutze an die Arbeit zu gehen. Nichts aber tut uns dringender not als ausbauende Arbeit, nachdem so un endlich viel zerstört worden ist von dem was unsere Väter geschaffen haben. Erst, als die Wahlen zur Nationalversammlung aus geschrieben waren, freute man sich ziemlich allgemein darüber, daß dieser Entschlich gesagt war. Bald aber brach die Überlegung durch, dab der Termin viel zu weit hinausgeschoben war. „Mitte Januar — nicht Mitte Februar" wurde vereinzelt als Parole ausgerufen, und siehe da: die Regierung selbst folgte diesen Spuren. Sie hcgann mit der Veröffentlichung von Telegrammen aus dem Reich, in denen die ungleich schleunigere Anberaumung der Wahlen gefordert wurde. Negierungen von Bundes staaten, Soldatenräte, Volksversammlungen stimmten über ein in diesem Verlangen, weil mehr und mehr die Über zeugung durchdringt, dass wir sonst aus dem gegen wärtigen Elend überhaupt nicht mehr heraus kommen. Eine einzige Erwägung schon l>at eigent lieh zwingenden Charakter: unsere Feinde lehnen es ab, wohin sie jetzt auch kommen, mit Vertretern von ASN zu verhandeln. Der Vorwärts selbst muh berichten, das; die Franzosen in Straszbnrg diese Obrigkeitsvertreter, so weit sie sich nicht rechtzeitig in Sicherheit brachten, ver haften ließen, und das lediglich wegen ihrer Eigenschaft eben als Mitglieder eines ASN. In Ludwigshafen, in Mannheim, überall lautet ihre erste Forderung: Auflösung dieser Körperschaften, mit ihnen werden wir uns auf gar nichts eiulasscn. Dab die Engländer genau so verfahren, ist bekannt. Daraus mub mau aber den zwingenden Schluß ziehen, dab auch die Negierung Ehert-Haase von unseren Feinden nicht als verhnndlungsfähig anerkannt werden wird, da sie ja ihre Vollmachten lediglich vom Vollzugsausschnb herleitet und dieser wiederum nichts weiter ist als eine von dem Perliger ASN gewählte Körperschaft. " Als Weg aus dieser Situation heraus bezeichnete dieser Tage der bekannte deutsche Nechtslehrer Professor Dr. Karl Biuding in einem Zeitungsaufsatz den sofortigen Erlab eines Gesetzes über die Wahl eines Neichsvcrwesers durch Bundesrat und Reichstag, die eben für diesen einen Zweck nun doch noch einmal in Bewegung gesetzt werden ^müßten, und Wahl des Neichsverwesers durch dieselben 'Körperschaften bis. zum l. Januar. Sonst könnten die Feinde einfach über uns hinweggehen, da sic keine gesetz- mäbige Negierung im Lande vorfindcn, mit der sic einen dauernden Frieden schließen kvmllcn. Der Vorwärts er hob gegen diese dringende Forderung den Einwand, das; Bundesrat und Neichstag plötzlich wieder zum Leben er weckt werden sollten: davon will er, um, der möglichen Folgen willen, nichts wissen, und so schlägt er seinerseits eine regelrechte Volksabstimmung vor über die Frage, ob Ebert-Haase bis zur endgültigen Entscheidung durch die Nationalversammlung die Geschäfte weitersühren und Frieden schließen sollten oder nicht. Aber die Notwendig keit einer ungesäumten Entscheidung durch die Mehrheit des Volkes, also aus nicht-revolntwnärem Wege, erkennt auch der Vorwärts an, und in der Tat, wir werden auf sie nicht verzichten können. Dazu kommen mm noch die Freitagvorgängc in Berlin. Sie sind zwar nicht völlig geklärt, aber jo viel sieht man ganz deutlich: auch die Arbeiter und Soldaten haben teil« Vertrauen zu dem gegenwärtigen Staude der Dinge, sie drängen die Negierung dazu, endgültige Zustände zu schaffen, die Ruhestörer iw Laude zum Schweige« zu bringen und ein starkes Regiment aufzurichten, das Dauer verspricht. Bis zur Ausrufung Eberts znm Präsidenten der Republik hat sich vor dein Reichskanzlerpalais die er regte Stimmung einer bewaffneten Soldatengruppe ver stiegen — so rasch geht es nun allerdings doch nicht. Aber Ebert ließ in seiner Ansvrache keinen Zweifel darüber bestehen, daß er — für seine Perlon — bereit ist, die Wahlen zur Nationalversammlung früher, viel früher, womöglich sogar noch im Dezember stattfinden zu lassen. Die Entwicklung drängt nun einmal mit aller Macht nach dieser Richtung, und wer sich ihr ernstlich widersetzen wollte, über den wird sie hinwegschreiten. Es müßte denn sein, dab man es.um dieser Frage willen zum Bürger kriege kommen lassen wollte. Dieses Allerschrecklichste aber wird uns doch wohl erspart bleiben. Die Negierung braucht nur entschlossen zu handeln, dann wird die Ord nung in Deutschland sich von selbst durchsetzen. Die Putschversuche in Berlin. Soldatenkundgebung vor der Reichskanzlei. — Miß glückter Anschlag auf den Vollzugsrat. — Kampf zwischen Truppen und Spartakusleuten. — Zahlreiche Tote und Verwundete. Berlin, 7. Dezember. In den gestrigen Nachmittagsstunden kam es an ver schiedenen Stellen der Neichshauptstadt zu bewegten Szenen. Vor dem Reichskanzlerpalais kam es zunächst zu einer Soldatenkundgebung für die neue Negierung, in deren Verlauf Ebert die Präsidentschaft der deutschen Republik augeboteu wurde. Fast zu gleicher Zeit erschien — noch weiß man nicht, in wessen Auftrage — eine Trnppcnaüteilung im Abgeordnetenhaus«:, wo der Voll zugsrat des ASN seinen Sitz hat, und verhaftete den ganzen Vollzugsrat. Erst uach längeren Auseinander setzungen wurde die Maßnahme rückgängig gemacht. Als diese Vorgänge in den Versammlungen bekannt wurden, die der Spartakusbund einberufen hatte, veranstalteten dessen Anhänger einen Demonstratiouszug, der mit Re- gieruugstruppen zusammensti.cß. Es kam zu blutigen Kämpfen, in deren Verlauf Ül Personen getötet und eine große Anzahl verwundet wurden. Eine Ansprache Eberts. Unter Führung des Soldaten Spiro waren Soldaten und Matrosen in großer Menge vor das Reichskanzler palais gezogen, wo der Anführer eine zündende Ansprache hielt, in deren Verlauf er sich gegen den. Vollzugsrat wandte und den Volksbeaustragten Ebert zum Präsidenten der deutschen Republik nusrics. Von tausendstimmigen Hoch rufen begrüßt nahm Ebert das Wort und führte u. a. aus „Wir flehen vor ungeheuren Schwierigkeiten, die de: Krieg und die Wnsfeustillflaudsbevinguugcu unserem Volle auseilegt haben. Unsere Volkswirischafi iß der Grundstock unseres Lebens. Noch schwerer wird unser Wirlschaflslebc bedroht, wenn eigenmächtige Mabnabmen in den Betriebe« znm schließlichen Schaden der Arbeiterklasse getroffen werden Wir «vollen unser soziales Programm nicht mit einzelnen Erpcrimentcn. sondern im Nahmen der NcichSgcsetzgebune durchführen. Ein einbcitlicher Wille muß die Geschicke des ganzen Reiches leiten. Wenn ihr jetzt stürmisch die Ein bernsung der Nationalversammlung begehrt, so vergeßt ««ich daß eure Kameraden erst ans dem Rückmarsch sind und da sie, die mit euch alle Kricgsnole geteilt haben, auch wählen «vollen. Geduldet euch bis zur Tagung aller deulschcn ASR an; 16. Dezember, die sich über den technisch früheste« Termin der Nationalversammlung schlüssig werden sollen." Eliert schloß mit einem stürmisch aufgenommencu Hoch auf die junge Republik. Nun nahm ein Matrose ans Flensburg das Wort, um an Ebert die Frage zu richten, ob er dem Rufe, Präsident zu werden, folgen «volle odei nicht. Nachdem Ebert erklärt hatte, er wolle bis zur Nationalvcrsammluug gemeinsam mit den andern Volks- beaustragtcn die Regierung weitersühren, zogen die Masse» in größter Ordnung in geschlossenem Zuge ab. Tie Vorgänge im Vollzugsausschuss. Während die Kundgehuug vor dem Reichskanzlerpalais stattfand, erschienen plötzlich in« Abgeordnetenhause im Zimmer des Vollzugsrates ^Soldaten und erklärten alle Anwesenden im Namen der Negierung für verhaftet. De- einzige Leutnant, der die Soldaten führte, versierte dcu Auftrag ans der Reichskanzlei telephonisch erhalten zu habe» Es stellte sich bald heraus, daß eine dreiste Irreführung vvrlag. Die Negierung hatte natürlich einen solchen Aus tra«; nicht erteilt und ordnete die sofortige Enthaftung des Vollzugsrates an. Der Leutnant wurde zur Klärung der Angelegenheit in Haft genommen. Der Vollzugsrat ordnete ferner die Verhaftung des Feldwebels der Gardepionierc, eines Offizierstellvertreters «nid einer Reihe weiterer Personen wegen dringenden Verdachtes gegenrevolutionärer Umtriebe an. In dem sogleich vorgenommenen Verhör wurde festgestellt, dab den Mannschaften b Mark pro Person versprochen worden mar, wenn sie sich an dem „Umzug", von dem die Führer lediglich zu ihnen gesprochen hatten, beteiligten. Ebenso wurde ein geipisser Franz ver haftet, der vorgeführt wurde unter der von ihm zuge standenen Beschuldigung, an der Spitze eines Trupps Soldaten in die Redaktion der Noten Fahne eingedrungcn zu sein und eigenmächtig den Betrieb aufgehoben zu haben. Der Straszcukampf. Der Spartakusbund hatte für den gestrigen Abend drei Versammlungen der Urlauber, Deserteure und Front soldaten veranstaltet. Als in den Germaniasälen, wv eine der Versammlungen — stattfand, ein Soldat die Ver haftung des Vollzugsrates mitteiltc, bemächtigte sich aller Anwesenden große Erregung, und als einer der Teil nehmer rief: Laßt uns die Neichstanzlerbnde stürmen, eilte alles auf die Straße. Als der Zug bis zur Chausseestraße gekommen war, wo er sich mit einein anderen Demonstrantenzuge zu vereinigen strebte, traten ihm regierungstreue Truppen entgegen. Die-Ansforde rung, auseinanderzugehen, wurde mit einem Nevolver- schuß aus den Reihen der Demonstranten beantwortet. Darauf eröffneten die Soldaten Maschineugewehrfeuer. Es entstand in der Menge eine unbeschreibliche Panik. 16 Tote und viele Schwerverletzte blieben auf dem Platze. Nach anderen Nachrichten soll die Zahl der Toten noch höher sein. Die Nachricht, daß das Vorgehen des Militärs auf einen Befehl des Generalkommandos der Gardetruppen zurückzuführen ist, wird durch eine Erklärung des Kriegs- Ministeriums widerlegt. Auch das Kriegsministerium hat keinerlei Anordnung ergehen lassen, die das Vorgehen der Gruppen beeinflussen konnte. * Noch feine Klärung. Berlin, 7. Dezember, abends. Heute mittag traten die Reichsleitung und der Voll- zugSrat zusammen, um gemeinsam über die gestrigen Vorgänge zu beraten. Die Note Fahne, das Organ der Spartakusgrnppe, forderte zum Generalstreik ans. Die Arbeiterschaft in ihrer Masse folgte diesem Rufe nicht; nur in einzelnen Betrieben, wo- die Spartakuslente in der Mehrzahl waren, wurde die Arbeit niedergelegt. Besonders in Neukölln, wo die Anhänger Liebknechts fast ungehindert herrschen, machte sich starke Erregung bemerkbar. Ein Trupp von etiva 2000 Personen zog nach Berlin. — Im Tiergarten hielt Liebknecht vor einer Versammlung von Munitionsarbeitern eine Ansprache, in der er heftig gegen die gestrigen Vorgänge protestierte und die Negierung angriff. Ans den Straßen herrschte nachmittags noch Nuhe, obwohl man mehr bewaffnete Patrouillen sah und man auf der Kommaudantnr mit weiteren Zusamnienstößen rechnet. Die Freiheit, das Blatt der Unabhängigen, er greift offen die Partei der Spartakusleute und wettert fast noch mehr als diese gegen die Richtung Ebert- Scheidemann. Die Lage erscheint sehr verworren. Für morgen, Sonntag, sind sowohl von den Mchr- heitssozialisten, wie den Unabhängigen nnd dem Liebknecht- Gefolge Massenversammlungen an verschiedenen Stellen einbcrnfen. Knechtung des besetzten Gebietes. Mißhandlung eines deutschen Unterhändlers. Die Feinde, namentlich Franzose» und Belgier, führen sich in den von ihnen besetzten Gebiete«« in; Weste«« in einer Weise auf, die jeder Gesittung Hohn spricht. BA 'Aachen wurde der Adjutant des Leiters der deutschen Eisciibahnablieserungskommission, ein Offizier, von belgischen Soldaten auf der «straße mißhandelt und ihm die Achsel stücke abgerissen. Dabei sollte man meinen, daß Mitglieder der WaffenslillstnndSkoiniwssion ein besonderes Anrecht auf Schutz hätten. Ganz schamlos Hanse«« die Franzosen in Elsaß-Lothringen gegen die dortigen Deutschen, die zum großen Teil biimen 24 Stunden ausgewiesen werden uni^ ihr Hab und Gut einfach zlirücklasscn müssen. Herzzerrcisicudc Klagen. Die Nachrichten über die feindlichen Greuel sind keinesivegs einseitig von uns anfgebauscht. Das beweist das „Berner Tagblatt", dnÄ die ihm in dieser Beziehung zngehenden Nachrichten als herzzerreißend bezeichnet und fortsährt: Nachdem man die Welt vier Jahre lang mit zum Teil erfundenen deutschen Greueln gegen die „Barbaren" aufgebracht hat, scheuen sich gcivisse Träger der Zivilisation nicht, in den friedlichen Gebieten, die ihnen die Wilsonschen Bedingungen zur vorübergehenden Besetzung ausliefcrn, Ausschreitungen zu begehen, die härter nnd gewaltsamer sind, als man je der« deutschen Truppen während deS Krieges vorwerfen konnte. All dies geschieht nach Be endigung des Krieges bei Beginn der Friedensverhund- lnngen, nicht etwa im Nanschc der Kriegswnt, am Beginn eines Feldzuges, sondern im Frieden. Man erstarrt, wem« ii^m von solche«« unerhörten Gransanikeiten liest, und man fragt sich, wie diejenige^. die jahrelang mit ihrer Propaganda von deutschem Gioll hausieren gingen, nach diesen Untaten vor der Kulturwelt noch bestehen wollen. In erster Linie ist es, wie schon gesagt, die franzö sische „Kultur", die hier Siegesorgicn feiert und Neger und sonstiges Gesindel auf deutsche Frauen und Mädchen losläßt. Man wird sich erinnern, daß die „große Nation" daL diesen schwarzen „Kulturträgern nnd Kämpfern für die Zivilisation" versprochen hatte für den Fall sie nach Deutschland käme««. Die HesrcSftärken im Krieg. In London hat inan eine Aufstellung der im Kriege befindlich gewesenen Heere gemacht nnd kommt dabei zu. folgendem Ergebnis: England .... 8 000 000 Mau«; Frankreich. . . . 6 600 000 Dcntfchlaiid ... t2 000 000 Österreich .... 6000000 „ Amerika .... 2000000 . Rußland .... 10000000 H Italien 3 600 000 . Türkei 1 000 000 . Serbien .... 600000 . Griechenland . . 300 000 „ Belgien .... 600000 „ Rumänien . . 600 000 „ Zusammen 60 800000 Mam« Danach haben anf gegnerischer Seite etwa 82 Millionen' und bei de» Mittelmächten (ohne Bulgarien) 19 Millionen Mann unter Waffen gestanden, macht für die Gegner ein Plus von 13 Millionen. Verlängerung -es Waffenstillstandes. Abschaffung der Wehrpflicht? Im Einverständnis, mit dem französischen Ober kommando findet voraussichtlich nm 12. od^c 13. Dezember auf Anregung unserer Wasfenstillstandskommission eine Zusammenkunft statt, die über die Verlängerung des Waffenstillstandes beraten soll. — Der Minister Churchill erklärte, die englische Negierung würde auf der Friedens konferenz die allgemeine nnd vollständige Abschaffung der militärischen Dienstpflicht' fordern. Kein Verständignngsfrieden! Was nns von dcu Feinden, insbesondere den Franzosen nnd Engländern, droht, darüber ist man sich wohl all gemein ilar. Diese Befürchtung wird aber jetzt auch von neutraler Seite geteilt. Haag, 7. Dez. Der holländische Minister deS Aus wärtigen hat sich gegenüber der Kannncr schriftlich folgender maßen geäußert: „Der Friede, der in Aussicht steht, wird wahrscheinlich nicht so sehr den Charakter eines Vcrstäudi- gnngofriedcnö haben als eines Friedens, bei dein die Neu ordnung vor allen Dingen dnrch die Meinung einer der kr«cgsührcndcn Parteien bcstiiunit werden, mindestens aber in starkem Maße nntcr den« Cinflnssc derselben stehen wird." Wie weiter aus Paris gemeldet wird, fordert die große Mehrheit der öffeutticheu Meinung in Frankreich die Wiederherstellung der Grenze gegen Deutschland, wie sie ungefähr 1814 bestand, so daß die Erzbecken von Saar brücken und Lauter gegenüber Karlsruhe zu Frankreich geschlagen würden. Weiter müßten die deutschen Pro- viuzeu links des Rheins neutralisiert werden. Diplomatischer Verkehr"mit der Entente. Die feindlichen Regierungen haben seit etwa vier Wochen, also seit Beginn der Revolution, jeden direkten diplomatischen Verkehr mit der Ncichsregierung oder mit einzelstaatlichen Negierungen Deutschlands vermieden. Auch eine Mitteilung darüber, daß die Entente die deutsche Schiffahrt in der Ostsee «licht mehr zulasseu wird, ist in Berlin nicht eingegangeu, wohl aber hat man die dänische Negierung davon amtlich benachrichtigt. Das läßt fast darauf schließen, daß die Entente die gegenwärtige Ne gierung vor Zusammentritt der Nationalversammlung nicht als verhandlungsfähig betrachtet. Die neue Stellung unserer Wcstarmee. Nachdem nunmehr alle unsere Truppen des Westhceres den Nhein überschritten haben, verläuft die vorderste Lime, der Heimat zu, folgendermaßen: Jppenbürcu—Längcricb-Lippstadt—Salzkotten—Brilon— Biedenkopf—Marburg—Gießen—Schotten-Hauswurz - Gcln- lmuien—Epelbach—Aschaffenburg—Wertheim—Osterburken- Heilbronn—Calw—Tübingen—Pfullendorf—Bodeusee (nördlich Konstanz). Ludwigshafen wurde an« 6. Dezember von Fran zosen besetzt. Es gehört in den Bereich der 8. französischen Armee. Die augenblickliche englische Besatzung in Köln, die aus Kavallerie besteht, ist nur eine vorläufige, da sic durch andere Truppen ersetzt wird. Nach allen Meldungen von dort benehmen sich die Engländer einwaudsfrei. Neue englische Forderungen. Eine durch nichts gerechtfertigte neue Forderung der Engländer stellt das Verlangen dar, nach den neuesten Quellen eine Liste aller fertigen und im Ban befindlichen Kriegsschiffe, einschließlich der Fluszfahrzeuge und Hilfs kriegsschiffe, sowie aller fertigen und im Bau befindlichen U-Boote, die jetzt in deutschen Marinehäfen liegen, zu übergeben. Ferner innerhalh 48 Stunden eine Mitteilung, bis wann der Panzerkreuzer „Mackensen" znm Geschleppt werden nach einem bestimmten Hafen bereit sein wird: weiter soll eine Erklärung abgegeben werden, dab mit Abschliebung des Waffenstillstandsvertrages keine deutschen