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Sächsische Elbzeitung : 24.10.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-191810242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19181024
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19181024
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-10
- Tag 1918-10-24
-
Monat
1918-10
-
Jahr
1918
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 24.10.1918
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Der neue Kurs in Deutschland. Ride des Kanzlers im Reichstage. (199. Sitzung.) OK. Berlin, 22. Oktober. Die heutige Reichs,tagssitznng trug ein ganz besonderes Gepräge. Das Hans wußte, das; der Kanzler neue programmatische Erklärungen abgeben und seine alten vertiefen und ergänzen wallte. Alle Bänke und die Tribünen waren gut besucht und mit ungeheurer Spannung iah das Haus den Ausführungen des Kanzlers entgegen. Sitzungsbericht. Am Tilchc des Bundesrats: Reichskanzler Prinz Mar von Bade», v. Payer, Gras Roedern, Rüdlin. Lisko, Grocber, Scheidemann, Haußmann, Erzberger, Trim born, Scheuch, v. Mann, v. Breitenbach, Dr. Solf, Bauer, Schiffer. Nach einer kurzen Ansprache des Präsidenten Fehrenbach werden die kleinen Anfragen von der Tagesordnung abgelebt und der Gcicbcntwurf über die Ermächtigung des Bundes rats zu wirtschaftlichen Maßnahmen für die Übergangs wirtschaft wird auf Antrag des Abg. Dove (Vp.) dem Ausschuß für Handel und Gewerbe überwiesen. Zur Beratung gestellt werden dann die neuen Gesche zur Abänderung der Neichsvcrfassung, d. h. der Gesetzentwurf über die Stellvertretung des Reichskanzlers und die Vorlage über die Mitwirkung des Reichstages bei Kriegserklärungen und beim Friedensschluß. Im Anschluß an diese Vorlagen findet eine allgemeine politische Aussprache statt. Der Präsident erteilt sofort das Wort dem Reichskanzler Prinz Max von Baden. Seitdem ich zum ersten Male zu Ihnen sprach, sind in folge der Fricdensaktion, die die Regierung bei ihrem Amtsantritt cingcleitct hat, weitere Schritte von beiden Selten getan worden. Zunächst kamen des Präsidenten Wilsons Gegenfragen, unsere unzweideutige bejahende Ant wort hat zu erneuten Anfragen des Präsidenten geführt und unsere Antwort hierauf ist gestern veröffentlicht worden, Meine Herren, Das ganze deutsche Volk wartet darauf, zu höre», welche Aussichten die Negierung siir das Gelingen des Fricdcuöwcrlcö zu scheu glaubt. » Sie werden verstehen, daß ich mich hierüber nur mit größter Zurückhaltung äußern kann. Ich weiß, daß auch die Parteien den Wunsch haben, die Debatte möge sich eine dem Ernste der Stunde entsprechende Beschränkung aufcrlcgen. Das deutsche Volk ist vom Präsidenten Wilson angercdct worden. Diese Debatte gibt den Äußerungen der Vertreter aller Parteien erhöhtes Geivicht. Ich möchte daher heute über die internationale Lage nicht mehr als dieses eine sagen: die erste Antwort des Präsidenten auf den Friedensschritt der deutschen Negierung hat in allen Ländern den Kampf der Meinungen über die Frage: Ncchtöfriedcu oder Gcwallfricdc»? .auf den Höhepunkt geführt. Es handelt sich um den Gc- sinnungsstreit, der in jedem einzelnen Lande öffentlich aus- gefochtcn ivird, wie er auch in gleicher Lage bei uns aus gesuchten werden müßte. Ans der einen Seite erheben diejenigen lauter denn je ihre Stimme, die sich cinbildcn, der Augenblick sei da, in dem sie alle die angesammeltcn Leiden schaften, Len Hab und die Rachsucht, aus dem Boden unserer deutschen Heimat stillen können; auf der andern Seite sind sich die aufrichtigen Anhänger des Völkerbundes vollständig klar darüber, daß der Grundgedanke des neuen Glaubens heute seine entscheidende Probe besteht. Dieser Grundgedanke lautet: Ehe irgendeine einzelne Macht oder Mächtegruppe cö unternimmt, Zwangsmittel zur Durchführung deö von ihr vertretenen Ncchtcö gegen andere Stationen nnzuwcndcn, muß mit aller Gründlichkeit uud Ehrlichkeit der Versuch gemacht werden, auf dem Wege freiwilliger Übereinkunft de» Frieden zu erhalte» oder, auf die gegenwärtige inter nationale Lage »»gewendet, ihn z» erreichen. Dieser Kampf der Meinungen ist noch unentschieden. Wir können die seelischen Gewalten erkennen, die gegeneinander stehen, aber nicht ihr Kräfteverhältnis abschätzen. Die letzte Note deö Präsidenten Wilson hat dem deutschen Volke keine Klarheit darüber gebracht, wie der öffentliche Meinungsstreit auögchcu ivird. Vielleicht ivird die neue Antwort deö Präsidenten die endgültige Gewißheit bringen. Bis dahin müsse» wir unö i» alle» u»scrc» Gedanke» und allen unsere» Handlungen auf die beide« Möglichkeiten stützen: Erstens darauf, daß die fciudlichcu Ncgicrungc» den Krieg wollen und daß uns keine andere Wahl bleibt, als uns zur Wehr zu setzen mit der ganzen Kraft eines Volkes, das bis zum äußersten geht. Wenn diese Not wendigkeit cintritt, so habe ich keinen Zweifel, daß die deutsche Negierung im Namen des deutschen Volkes zur nationalen Verteidigung aufrufen darf, wie sie im Namen des dcntschcn Volkes sprechen durfte, als sie für den Frieden handelnd eingriff. (Beifall.) Wer sich ehrlich ans den Boden des NcchtSsriedcnö gestellt, hat zugleich die Pflicht übernommen, sich nicht kampflos dem Gewaltfricdcn zu beuge». (Lebh. Zustimmung.) Eine Negierung, die hierfür kein Empfinden hat, wäre der Verachtung des kämpfenden und arbeitenden Ävtkes preis- gegeben (Sehr richtig) und würde vom Zorn der Öffentlichkeit hinweggesegt. Aber auch die zweite Möglichkeit müssen wir schon heute in ihrer ganzen Tragweite ins Auge fassen. Das deutsche Volk darf nicht blind an den Verhandlungstisch ge führt werden, die Nation hat heute ein Recht, die Frage zu stellen: wenn nun ein Frieden auf der Basis der Wilsonschen Bedingungen zustande kommt — was bedeutet das für unser Leben und für unsere Zukunft? Erst unsere Antwort aus die Fragen des Präsidenten hat, nach dem Widerhall der öffent lichen Meinung zu schließen, dem deutschen Volke zum Be wußtsein gebracht, um was es sich handelt. Jetzt will cs Klarheit hüben. Ja, es ist ein Entschluß von gewaltiger Tragweite für unsere Machtstellung. Es soll nicht mehr gelten, was wir selbst für recht halten, sondern was in freier Aus sprache mit unseren Gegnern für recht erkannt wird. Eiue schwere Überwindung für ei» stolzes »od siegge wohntes Volk, den» die Rechtsfrage macht nicht Halt vor unseren LnndcSgrenzcn, die wir der Gewalt niemals frei willig öffnen dürften. Sätze, die wir als für uns maß gebend angenommen haben, berühre» auch Probleme inncr- halb des Reichsgebietes. Uns ist von vielen Seiten entgegen gehalten worden, daß die Annahme der Wilsonschen Be dingungen die Unterwerfung unter ein üeutschlandfeindliches Tribunal bedeutet. Wenn dem so wäre — warum scheuen denn alle die ertremenMachtpolitiker in der Entente dasMer- handlungszimmer wie der Schuldige das Gericht! Der Kernpunkt des ganzen Wilsonschen Programms ist der Völkerbund. Er kann gar nicht zustande kommen, wenn nicht sämtliche Völker sich zur n ationalen Selbstüberwindung aufrasfen. Das Zustandekommen einer solchen Völkergemeinschaft ver- iangt das Aufgeben eines Teiles der unbedingten Selbstän digkeit, die bisher das Zeichen der Staatshoheit war. von uns wie von anderen. Für unsere ganze Zutunft ivtro es von enhcheidcnder Bedeutung sein, in welchem Geist wir dieser notwendigen Entwicklung folgen. „ - Verharren wir innerlich auf der Basis des nationalen Egoismus, der bis vor kurzer Zeit die herrschende Kraft im Leben der Völker war, dann gibt eö für unö keine Wlrderanfrichtmig und Ernenerung. (Sehr richtig.) Dann bleibt rin Gefühl der Bitterkeit, daö unö für Generationen lahmlegcu wird. Aber wen» wir eingcsrhcn haben, daß der Sinn dieses furchtbaren Krieges vor allem der Sieg der RechtSidcc ist »nd wen» wir nnS dieser Idee nicht widerstrebend nntcrwerfcn, nicht mit inneren Vorbehalten, sondern mit aller Freiwilligkeit, so finden wir darin ein Heilmittel für die Wunden der Gegenwart und eine Auf gabe für die Kräfte der Zukunft. (Beifall.) An dieser Ausgabe wird das deutsche Volk mit allem sach lichem Ernst, mit aller Gewissenhaftigkeit Mitarbeiten, die unser Erbteil ist. Wir brauchen nur auf die Zeit vor zwei Generationen zurückzugrcisen, um alle notwendigen moralischen Triebfedern sür die neue Entwicklung vorznsiuden. Sind aber einmal diese Mcuschhcilszicle unser, so wird die Zusammenarbeit der Nationen zu einer großen befreienden Aufgabe. Ich möchte meine Worte zitieren, die ich am 1!>. Februar > sagie: „Der bloße Daseinskampf, wenn er allein steht, läßt große menschliche Kraftancllen nncrscblosscn. Wir müssen das Glück und das Recht unserer Völker in unser nationales Leben anfnehmcu." Wenn ich heute in dieser schweren Stunde unserem Volke den Völkcrbnndsgcdanken als eine Quelle des Trostes uud »euer Kraft vor Augeu stelle, so täusche ich mich keine» Augenblick darüber, daß noch gewaltige Widerstände zu überwinden sind, ehe der Gedanke Wirklichkeit werden kann. Kein Mensch kau» sagen, ob das rasch oder langsam gehen wird. Möge» uns die nächsten Tage oder Woche» zum weiteren Kampf ausrnfcn oder mag sich der Weg zmn Friede» eröffnen, darüber kann kein Zweifel sein, daß wir den Aufgabe» deö Krieges oder deö Friedens nur gewachsen sein werde» durch die Dnrchführnug unseres NcgierungSprogrammö, das die entschiedene Abkehr vom alten Wege bedeutet. (Bravo!) Damit bin ich zu den Fragen der inneren Politik gekommen, über die ich der.deutschen Volksvertretung Rechenschaft schuldig bin. Meine Herren, ich habe Ihnen schon am 16. Oktober die allgemeinen Grundsätze dargclegt, nach denen ich mein Amt als Kanzler zu führen gedenke und die dein Programm der Mchrhcitsparteicu entsprachen. Durch diese Grundsätze ge leitet habe ich mit meinen Mitarbeitern die Schritte getan, die im Innern Deutschlands freiheitliche Zustände herbcisührcn sollen. Die Reform deö Wahlrechts in Preußen ist durch das dankenswerte Entgegenkommen der Parteien aus die Vorschläge der Negierung soweit gefördert worden, daß die Einführung des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts dort gesichert ist. (Lebh. Bravo!) Dem Neichstag liegest zwei Gesetzentwürfe vor, die die neue Ne gierungsweise von den Vcrfassungsschrnukcn befreien soll, die mr noch im Wege stehen. Der erste Entwurf will den Mit gliedern dieses hohen Hauses die Möglichkeit schaffen, in die Neichsleitung cinzutrcten. ohne ihr Neschstagsmandat zu ver lieren. Das ist unerläßlich, wenn die Verbindung zwischen dem Parlament und der Obersten Reichsbchörde so fest bleiben soll wie die gemeinsame Arbeit und das gegen seitige Vertrauen cs erfordern. Der Entwurf schlägt ferner eine Änderung des Gesetzes über die Stellvertretung des Reichskanzlers vor. Bisher konnten nur die Leiter der Obersten Ncichsbehördc Stellvertreter des Kanzlers werden, in Zukunft sollen sich Ncichstagsabgcordnete au der Leitung der Reichspolitik beteiligen und namens des Reichskanzlers Rede stehen können, ohne zugleich ein Ressort bekommen zu haben. Wir sind überzeugt, daß sich dieser neue Weg als Zu bringer wertvoller bisher brachliegender Volkskräftc nicht nur für die Negierung, sondern mittelbar auch für das Parlament erweisen wird. Der Aufstieg geborener Führer aus allen freien Berufen ivird dadurch nicht versperrt. Im Zusammen hang hiermit stehen die Vorarbeiten zum rechtlichen Ausbau dc> politischen Verantwortlichkeit des Reichskanzlers, die durch die Einsetzung eines Staatsgerichtshofcs zu sichern märe. Man könnte cs zwar bezweifeln, ob es der Bekräftigung der Ver antwortlichkeit des Reichskanzlers durch einen Staatsgcrichts- hof noch bedarf, da kein Kanzler oder Staatssekretär im Amte bleiben kann, wenn er das Vertrauen der Mehrheit dieses Hauses verloren hat. (Sehr richtig!) Ich halte es aber doch für besser, wenn die politische Neugestaltung der deutschen Ncgierungssorm auch durch eine Neueinrichtung des öffent lichen Rechts bekräftigt und verbürgt ivird und ich hoffe des halb, dem Reichstag das Ergebnis der Vorarbeiten bald vor- tegcn zu können. (Bravo!) Das neue System der Neichsregicrung hat eine neue NegiernngSwcisc in den Rcichölandcn zur natürlichen Folge gehabt. Die Statthalterschaft in Elsaß- Lothringen hat ein Elsässer übernommen, ein Elsässer ist sein Staatssekretär geworden. In die Landesregierung sollen weiter führende Männer aus der zweiten Kammer des Land tages eintretcn. Ich nehme an, daß der neue Herr Statt halter mit den Parteiführern ein Programm für seine Regie rung aufstellen und es der Öffentlichkeit darlcgen wird. Der zweite Entwurf, der die Änderung des Artikels 11 der Neichsvcrfassung' bezweckt, enthält die Festlegung des Grundgedankens der neuen Negierungsweise. Er will, daß der Neichstag als die berufene Volksvertretung bei der Ent scheidung der wichtigsten Lebensfragen der ganzen Nation, bei der Frage von Krieg »nd Frieden ein volles Mitbcstimmungsrecht hat. (Lebh. Bravo.) Darin liegt eine Gewähr sür die friedliche Weiterentwicklung des Reiches und seiner Beziehungen zu den anderen Mächten. Im weiteren Ver- lausseinerNedcbefaßtsich derNeichskanzlermitdem Belagerungs zustand, den er während der Kriegszeit als noch nicht ent behrlich bezeichnet, und nimmt im übrigen Bezug auf Kin Programm von: 6. Oktober, das zum Teil bereits zur Aus führung gelangt sei. Der Reichskanzler fährt fort: Allen Schritten auf der neuen Bahn, die ich aufgezühlt habe, haben alle verfassungsmäßigen Instanzen einmütig zu gestimmt. Wenn Sie, woran ich nicht ziveisle, dem Verlangen auch Ihrerseits zustimmen, so wird die Volksregierung fest in den Neichsgcsetzen verankert werden. Gegenüber der Mehrheit des Reichstages stelle ich namens der Negierung fest, daß meine Kollegen und ich sowohl im Ziel als auch in der Art, in dem wir ihn nachstrebcn, voll ständig einig sind. D»S Ziel, den: wir »achstrcben, ist die politische Mün digkeit deö deutsche» Volkes. (Beifall bei der Mehrheit.) Das deutsche Volk sitzt seit langem im Sattel, nun soll es reiten. (Beifall bei der Mehrheit.) Unser Volk hatte schon längst eine Reihe von Rechten, um die es mancher seiner politisch reisen Nachbarn beneidet hat. Die deutsche kommunale Selbstverwaltung war von jeher in jeder Hinsicht vorbildlich auch sür andere Völker. (Sehr richtig.) Das Reichstagswahlrecht war lange Zeit das freieste Wahlrecht der Welt, aber das deutsche Volk machte von seiner Macht an den entscheidenden Punkten keinen Gebrauch. Seine Hauptkraft zeigte sich in großen Etnzelletstungen außer halb der Politik. Nicht der Willkür der cingesetzien Gewalten, sondern dem Mangel an politischen Willen verdankt das deutsche Volk, daß eS so lange alö der ObrigkcitSstaat galt (Sehr richtig.) Seit dem Juli 1917 reifte der Entschluß zur politischen Verantwortung und Ende September 1918 kam es zum Durchbruch. Jetzt soll dieser Beschluß gesetzliche Fest legung erhalten. Darin liegt die Gewähr für den Bestand und die Daue^ des neuen Systems. Wir dürfen nicht «in dcö Auslandes willen, auch uicht nm der Not deö Augenblicks Herr zu werden, zst Ncgiernngö- sormcn greifen, hinter denen nicht unsere innere tibcr- DQS Angebot QN rvilson ist kein Zeichen cieutscher Schwäche, vis cleistsche Front wirst stansthalten, wenn ster Feinste vcrMchlttngsmillc stie stargcreichte Friestenshanst znrtickweist. Untreue eines vnnstcsgcnossen starf keine Uresche schlagen m unsere einheitssront. vor Erfolg ster !). iiriegs-Knleihe sei ein Beweis für stes stentschen Volkes eisernen willen, sich zu behaupten. zcugnng sicht und die nicht der Anödrnck unserer Eigen art sind. (Sehr richtig.) Um unsere Eigenschaften ruhig zu entwickeln, müssen wir unser Hausrecht wahren können. Vor den Toren sicht der Feind, unser erster und letzter Gedanke gehört den Tapfern, die sich gegen eine Übermacht verteidigen und die ivir gegen ungerechte Anklagen verteidigen. (Lebhafter Beifall.) Unsere Soldaten haben es heute furchtbar schwer, sie kämpsen mit der Sorge um die Heimat, sie kämpfen mit dem Gedanken an den Frieden, aber sie halten Stand. Wir danken ihnen, wir ver trauen ihnen, wir rufen ihnen zu: Die Heimat läßt euch uicht im Stich, was mir ciu Volk euch gebe» kann, dnö sott euch werde». (Stürmischer Beifall.) Die Aussprache. In der folgenden Aussprache verliest Abg. Herold (Ztr.) eine Erklärung seiner Partei, die noch einige Wünsche ver fassungsrechtlicher Natur vorbringt. Sie schließt mit dem Ausdruck der Zuversicht, daß sich das deutsche Volk nicht ver nichten läßt. Wenn es nötig sei, müsse der letzte Mann zur Rettung des Vaterlandes ausgcboten werden. Abg. Ebert lSoz.): Die Demokratie hat in Deutschland die Macht ergriffe», well nur sic das Land zu retten vermag. Die verjunkertc Äureaukratie und das burcaukratisierte Junkertum habe» ausgespiclt, die Militärgemalt darf nicht länger Staat,im Staate sein, für das persönliche Regiment ist kein Nnum'mehr. Am Schluffe seiner Rede sucht der Abg. Ebert den Eintritt seiner Partei in die Negierung zu erklären, gewissermaßen zu entschuldigen. Abg. l). Nauman» (Vp.) beschäftigt sich mit dem alten und neuen System in unserer Politik. Das alte System sei zusnmmcngcbrochc», »her das, was wir jetzt an Neuerungen erleben, sei nicht der Anfang einer neuen Epoche, sondern erst der Übergang zum Anfang. Morgen ivird die Aussprache fortgesetzt. Siegreiche Abwehr bei Le Caieau. Mitteilungen des Wolffschen Tclegrapben-BurcauS Grosres Hauptquartier, 21. Oktober. Westlicher Kriegsschauplatz. < Heeresgruppe Kronprinz Nupprccht.c/ In Flandern wurde vor und nm den LyS-Nbschnit! zwischen Ursel und Kortrik heftig gekämpft, k In Zomergcn vorübergehend eingedrungenen Fein! warfen wir im Gegenstoß wieder zurück. Beiderseits vor Deynze setzte sich der Gegner auf dein Westufer der Lys fest. Teile, die südlich der Stadt über den Fluß vor- drangen, wurden zum größten Teil gcfangengenommen. Ein Franzoscnnest blieb auf östlichem Ufer zurück.. Östlich von Kortrik stieb der Feind über Dcerlijk und Zwevegem vor. Auf den Höhen westlich und südwestlich von Vichte brachten wir seine Angriffe zum Stehen, nördlich der Schelde wiesen wir den Feind vor unseren Linien ab. Nördlich von Tournai hat der Gegner die Schelde erreicht. Südlich von Tournai standen wir mit ihm in der Linie St.^ Amand—östlich von Denain und auf den Höhen östlich und nordöstlich von Haspres in Gefechtsfühlnng. Beiderseits von Solcömeö und Le Catcau griff der Engländer gestern irr Ausdehnung feiner am 17. und 18.1U. zwischen Le Catcau uud der Oise geführte» Angriffe mit starken Kräften an. Zwischen Sommaing und Vertain blieben seifte An griffe auf den Höhen westlich der Harpics-Niederung in unserer Abwehrwirkung liegen; beiderseits von Solesmes brachten wir den über unsere vorderen Linien hinaus vor- dringendeu Feind auf den Höhen östlich und südöstlich der Stadt zum Stehen. Nomeries und Amerval gingen ver- Nie Zukunft Litauens. Erklärungen des Reichskanzlers Prinz Mar von Baden. Berlin, 21. Oktober. Der Reichskanzler empfing gestern vormittag das Präsidium der litauischen Taryba, den Präsidenten Smetona, Dr. Schaulis und Professor Woldemar, die ihm die Wünsche des litauischen Volkes für die Nengestaltung des litauischen Staates vortrngen. Der Reichskanzler machte den Herren über die Auffassung der deutschen Regierung folgende Mitteilung: t Wie im Reichstage verkündet, will daö Deutsche Reich dem litauischen Volke selbst die Regelung sciucr Verfassung und seiner Beziehungen zu den Nachbarvüllcrn überlassen. Nachdem daö Deutsche Reich dnö Selbstbestimninug-rccht der Völker anerkannt hat, umß gemäß den abgegebenen Er klärungen der Wille der Bevölkerung selbst über die staat liche Zugehörigkeit entscheiden. ES liegt daher auch nicht in der Absicht der Neichölcitnng, selbständig eine Ent- schcidttng über die Grenzen Litancnö und Polens zu.tresfeu. Ebenso ist beabsichtigt, die gesetzgebende Gewalt einer eigenen titanischen Negierung z» übertragen. Es wird Sache der Taryba sein, diese vorläufige Ne- gierung unter Hinzuziehung aller Schichten und Natio- nalilätcn der Bevölkerung zu bilden. Die Bildung der in Aussicht gestellten allgemeinen Volksvertretung auf breiter Grundlage wird Aufgabe der vorläufigen litauischen Negierung sein. Die von der Kaiserlich deutschen Negierung verheißene Umwandlung der Militär- in eine Zivilverwaltung ist bereits in die Wege geleitet. Diese deutsche Zivilverwaltung wird nur die vollziehende Gewalt so lange ausüben, bis die litauische Negierung nach Aufbau ihrer einzelnen Ressorts in der Lage ist, sie selbst zu übernehmen. Obwohl die Neichsleitung den Wunsch hat, die ge samten deutschen Truppen sobald wie möglich ans Litauen zurückzuziehen, ist sie bereit, den vielfachen aus dem Lande geäußerten Wünschen entsprechend, Truppen und Verkehrsmittel einstweilen im Lande zu belassen. Der vorläufigen litauischen Negierung würde die Schaffung einer Miliz und Polizeitruppe obliegen.
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