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Allgemeiner Anzeiger : 22.09.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189409220
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18940922
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-09
- Tag 1894-09-22
-
Monat
1894-09
-
Jahr
1894
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 22.09.1894
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Volttische Rundschau. Deutschland. *Als der Kaiser am Donnerstag in Swinemünde eingetroffen war, erwiderte er auf die Ansprache des Bürgermeisters Wegener: „Er sei schon als Knabe mit seinen Eltern in Swinemünde gewesen. Es freue ihn, daß Swine münde durch seine günstige Lage den Vorzug habe, die deutsche Flotte öfter in seinen Ge mässem zu sehen, und hoffe, daß Swine- münde und Stettin einmal auf dem Wasserwege direkt mit Berlin ver bunden werden würden." „Ob ich selber das aber noch einmal erlebe", fügte der Kaiser lächelnd hinzu, weiß ich allerdings nicht". , * Weimarische Zeitungen bestätigen, daß der Erb g ro ß h er z o g von Sachsen-Wei- mar leidend sei und zwar nach der Diagnose des Professors Seidel in Jena nierenleidend. Lebensgefahr soll nicht vorhanden sein. In den letzten Tagen ist eine Besserung eingetreten. *Der ,Reichsanzcigcr' bestätigt, daß Graf v. Wedel seinem Anträge gemäß von seinem bisherigen Posten als kaiserlicher Gesandte in Stockholm abberufen und in den einstweiligen Ruhestand versetzt ist. * Die Ausschüsse des Bundesrats werden, wie in früheren Jahren, so auch in diesem Jahre, bei Wiederbeginn der Sitzungen nach der Sommerpause neu gebildet. Hierbei sollen noch andere geschäftliche Beschlüsse gefaßt werden. Bezüglich der Protokollführer des Bundesrats soll gleichfalls eine Veränderung vor sich gehen, indem der Regierungsrat Dr. Richter, wie verlautet, an Stelle des Geheimen Ober- Regierungsrates Bartels Stellvertreter des Protokollführers werden soll. Protokollführer des Bundesrats während des letzten Jahres war der Geheime Regierungsrat Dr. Kelch, der sein Amt auch ferner behalten soll. Der Regierungs rat Dr. Richter gehört dem Reichsamt des Innern an, wie überhaupt die Protokollführer des Bundesrats stets dem Reichsamt des Innern entnommen werden. *Wenn vielfach bei Besprechungen über die nach dem Wiederbeginn der Sitzungen vom Bundesrat aufzunehmenden Arbeiten an dem neuen amtlichen Warenverzeichnisse zum Zoll tarif die Errichtung eines Reichs zolltarifamtes gewünscht wird, so dürfte dieser Wunsch den ,B. P. N.' zufolge gegen wärtig kaum mehr Aussicht auf Verwirklichung haben, als früher. * Eine befremdliche Spionage-Affäre will die ,Deutsche Tagesztg.' erfahren haben. Danach soll der russische Marineattachs in Berlin bei militärischen Erhebungen und Zeich nungen betroffen worden sein. Man solle den Herrn schon längst in dieser Hinsicht auf dem Korn gehabt haben. Seine Abberufung werde wahrscheinlich demnächst stattfinden. * Die Zwangserziehung fürjugend- liche-Verbrecher und verwahrloste Kinder soll nach der ,Rhein-Wests. Ztg/ von Reichs wegen neu geordnet werden in Verbindung mit der Wiedervorlegung des Trunksuchts gesetzes und der lex Heinze. — Die ,Freis. Ztg/ bezweifelt die Richtigkeit dieser Nachricht. Das Trunksuchtsgesetz und die lex Heinze haben an sich wenig Aussicht auf Annahme im Reichs tag. Diese Aussicht würde durch eine weitere Bepackung mit anderen Materien nur noch ver ringert werden. Im übrigen wird der Schwer punkt für die Regelung der Zwangserziehung immer in den ausführenden Landesgesetzen liegen. * Die preußisch c Regierung beabsichtigt, wie verlautet, sich mit der r us s i s ch e n wegen einer Verbindung der Warthe undWeichsel ins Einvernehmen zu setzen. Es soll geplant sein, zu diesem Zweck das Bett der Netze zu vertiefen und durch mehrere Seen einen Kanal nach Konin zur Warthe zu führen. *Die Höhe der Zoll- und sonstigen Ein nahmen in Deutsch-Ostafrika betrug nach dem amtlichen Deutschen Kolonialblatt' im Rechnungsjahre 1892/93 in den sieben Haupt zollämtern: Tanga, Pangani, Bagomojo, Dar- es-Salaam, Kilwa, Lindi, Mikindani zusammen 1105 450 Mk. 95 Pf. — und im Rechnungs jahre 1893/94 1 130 256 Mk. 96 Pf. Keimgcfunöen. I4j ^Fortsetzung.! Als Jakob in dumpfem Schweigen so dahin schritt, gelangte er an eine Stelle, wo sich ein kleiner Einschnitt in der Felsenwand befand und es ihn nur einen Sprung gekostet hätte, um frei zu sein. Gewaltig hob und senkte sich seine Brust, als er einen kurzen Kampf mit sich kämpfte. Gleich darauf raffte er sich zusammen und eilte weiter. Plötzlich war es dem Kom mandanten, als erblicke er droben ans hoher Felsenwand ein menschliches Antlitz, aus dem ihm dunkle Augen entgegen zu blitzen schienen. Er meinte jedoch, eine Ausgeburt seiner erhitzten Phantasie habe ihm ein Trugbild vorgespiegelt; gleich darauf glaubte er abermals droben ein Gesicht zu sehen. Rasch elltc er vorwärts, um Jakob zu erreichen; als es geschehen, rief er ihm mit leisem Beben zu: „Mir ist's, als hätte ich Feinde droben auf auf der Felswand gesehen! Wenn du uns ver raten, so hängst du an dem nächsten Baume!" „Jetzt gibt es Rache für mein Kind!" zischte Jakob gleich einer Schlange; gleich darauf er scholl aber mächtig und dröhnend seine Stimme durch die Felsenschlucht: „Tiroler, hackt die Stricke durch!" Kaum war dieser Ruf verhallt, so begann ein Prasseln und Dröhnen, ein Poltern und Kollern, als sei das Ende der Welt hereinge brochen. Baumstämme und Felsentrümmer, bis her durch Stricke festgehalten, sausten auf die Soldaten nieder, Unzählige zernialmend. Zugleich Frankreich. *Mit dem Tode des Grafen von Paris ist auch die Einigkeit unter den Monarchisten dahin. Jetzt ist bereits wegen der heutigen Politik des Herzogs von Orleans ein Streit aus gebrochen. Die Herzoge von Aumale und Char- treS widersetzen sich jeder Handlung des Thron bewerbers, die ihre Ausweisung aus Frankreich zur Folge haben kann, während der Herzog von Luhnes, ein Jugendfreund des Herzogs von Orleans, ein rücksichtsloses Vorgehen befürwortet. Letzteres scheint auch bevorzustehen, denn die monarchistischen Blätter in Paris nehmen den Mund recht voll. Der ,Gaulois' vergleicht in einem Artikel den Herzog von Orleans mit Kaiser Wilhelm und sagt, er sei mehr als je überzeugt von der Wiederherstellung der Mon archie. Italien. * Bei Pigna an der Alpengrenze wurde kürz lich der französische Hauptmann Ramau unter dem Verdacht der Spionage verhaftet. Der Verdacht scheint begründet zu sein. Raman ist dem Gericht in San Remo übergeben worden, das gegen ihn das Verfahren eröffnen wird. Aus den bei Ramau vorgefundenen Papieren soll hervorgehen, daß seine Spionage länger als einen Monat dauerte und daß er sich Nachrichten und Skizzen von hoher Wichtigkeit verschaffte. *Der,Figaro' will wissen, daß unter den italienischen Freimaurern eine Be wegung im Gange sei, vom Großmeister Lemmi dieAusschließungCrispis wegen seiner Neapeler Rede zu verlangen. Wenn Lemmi (der italienische Logen-Großmeister) der Aufforderung nicht entspreche, wolle die italienische Frei maurerei sich von ihin lossagen und unter die französische Großloge stellen. Spanien. *Ganz Sevilla befindet sich in Auf regung. Am Sonntag wurde in einer dortigen Buchhandlung eine Blechbüchse aufgefunden, die 100 mit Kugeln geladene Dynamit patronen enthielt. Der Inhaber der Buch handlung behauptet, durchaus nicht zu wissen, wie die Büchse in den Laden gekommen ist. Rustland. *Jn Petersburg läuft, wie der Köln. Ztg.' berichtet wird, das Gerücht um, das Verbot der Belehnung russischer Werte durch die deutsche Reichsbank sei bereits aufge hoben. Dies sei jedoch nicht richtig, wahr da gegen, daß in naher Zeit ein beiderseits be friedigendes Ergebnis erwartet werden kann. Deutschland sei geneigt, den russischen Wünschen betreffs Aufhebung des Verbots zu entsprechen und Rußland wiederum werde, wie es früher war, deutsche Reichsbank-Noten an seinen Zoll kassen in Zahlung annehmen. Man vermutet, daß die' Vereinbarung über dieses neue Zeichen freundnachbarlicher Gestaltung zwischen beiden Staaten mit der Rückkehr des Finanzministers Witte, die über Berlin anfangs Oktober erfolgen dürfte, zusammenfallcn werde. Balkanstaaten. * In Konstantinopel sind Berichte eingelaufen, nach denen im Bezirk Erzerum der Wider stand der Armenier gegen die türkischen Steuereintreiber Ruhestörungen und blutige Straßcnkämpfe von solchem Umfang hervor gerufen hat, daß Truppenverstärkungen notwendig wurden. Afrika. *Ein englischer Kreuzer ist vor Tanger (der Europäerstadt in Marokko) ein- gctroffen, wie anzunehmen, um Genugthuung für den räuberischen Angriff auf den englischen Vize-Konsul zu verlangen. Asien. * Nach einer Depesche aus Söul haben die Japaner am 15. d. bei Tagesanbruch die Stellung der Chinesen bei Ping-yang an gegriffen. Es entwickelte sich eine mehrstündige Schlacht, die damit endete, daß die Japaner Ping-yang durch einen Angriff auf beiden Flanken einnahmen. Von den 20 000 Mann chinesischer Truppen, die Ping-yang verteidigten, sollen 16 000 tot, verwundet oder gefangen ge- gab es droben ein Jubeln und Jauchzen, als sei die ganze Hölle losgelaffen, und dann er folgte ein Knallen der Büchsen, als habe ganz Tirol sich zu einem Festschießen eingefunden, und eine jede Kugel riß blutige Todeswunden in den zusammengedrängten Menschenklumpen. Angst geschrei und Verzweiflungsrufe erfüllten die wette Felsenschlucht. Plötzlich gellte die Stimme des Kommandanten durch den betäubenden Lärm: „Vorwärts, es gibt kein Zurück, nur vor uns liegt die Rettung!" Nun stürmten alle in unentwirrbarem Knäuel dahin, während Baumstämme, Felsentrümmer und Kugeln verderbenbringend unter ihnen wüteten. Endlich durchhallte ein markerschütternder Schreckensruf die Schlucht, denn den Vorderen im Zuge gähnte ein schauerlicher Abgrund ent gegen, der jeden Weitermarsch sperrte. „Zurück, zurück, wo wir hergekommen!" er schollen die Jammerrufe. Doch die Hinteren Massen stürmten mit Riesenkraft noch immer vor wärts und zu Hunderten stürzten die Unglück lichen unter gellenden Todesrufen in den Ab grund. Nur langsam hörte das Drängen endlich auf, als den Nachfolgenden die Schrcckenskunde von dem Abgrunde wurde; inzwischen hatte der selbe bereits unzählige Opfer verschlungen. Nun ging der fürchterliche Todeszug dahin, von wo er hergekommen und ein jeder Schritt mußte mit Blut und Menschenleben erkauft werden. Die Soldaten hätten sich gern ergeben, allein alles Rufen verhallte in dem Lärm und das Winken mit den Taschentüchern vermochten die Tiroler vor Pulverdampf nicht zu sehen. In dem allgemeinen Gedränge ivurde Jakob,. nommen sein. Die Japaner hatten angeblich 30 Tote und 270 Verwundete. * Dieser Sieg derJapaner wird durch andere, aus verschiedenen Quellen eingegangene Nachrichten dahin bestätigt, daß die Chinesen in einer zweitägigen Schlacht, am 15. und 16., bei Ping - Yang vollständig geschlagen wurden. 20 000 Chinesen haben sich ergeben. Adrnhümgsgeschafte. Auf einen neuen „Geschäftskniff", durch welchen das neue Gesetz über die Abzahlungs geschäfte umgangen werden soll, macht ein Be richterstatter aufmerksam. Er schreibt: Die bisher üblichen Kaufverträge werden in Mietsverträge umgeändert, die der Verkäufer behält; außerdem erhält der Käufer ein Quittungsbuch, in dem ihm die geleisteten Mietszahlungen als Abzahlung für den Kauf bescheinigt werden. Da nun aber das neue Gesetz es nicht gestattet, daß bei Nicht innehaltung der Abzahlungsfristen die durch die geleisteten Zahlungen vom Käufer erworbenen Gegenstände wieder in den Besitz des Verkäufers gebracht werden, so ist folgender Ausweg ge wählt worden: Gleich bei dem Abschluß des Geschäftes muß sich der Käufer damit "einver standen erklären, daß der Verkäufer sofort einen Zahlungsbefehl über die ganze Kaufsumme er wirkt, der nach 14 Tagen vollstreckber wird, da der Schuldner (dem Abkommen gemäß) keinen Widerspruch erheben darf, wohl aber noch die Kosten des Verfahrens tragen muß. Bleiben nun Abzahlungen aus, so wird, selbst wenn die Gegenstände bis auf einen kleinen Bruchteil ab gezahlt sind, der vollstreckbare Zahlungsbefehl dem Gerichtsvollzieher übergeben und die Sachen werden einfach abgeholt und schließlich auf der Pfandkammer versteigert. Da nun der Verkäufer, dem ja trotz der geleisteten Abzahlungen auf Grund des Zahlungsbefehls noch die ganze Kaufsumme zusteht, aus dem Erlös der verstei gerten Sachen niemals befriedigt werden wird, so behält er den Käufer in Höhe der Restsaldo- rung, obgleich diese durch die Abzahlungen längst gedeckt ist, in der Hand. Sonach verliert der Käufer trotz des ihn schützenden Gesetzes die Ab zahlungen und die Möbel, hat noch die Kosten des Zahlungsbefehls und der Versteigerung zu tragen und bleibt außerdem noch Schuldner des Verkäufers in Höhe des Unterschiedes zwischen Kaufsumme und dem Versteigerungserlös!! — Sollten die Angaben wirklich zutreffen, so kann man nur wünschen, daß die Behörden bald ein Mittel finden möchten, diese Hinterthür zu verschließen. Don Uah und Few. Freimaurerzerchen in Kirchen. Die Frei maurerzeichen in Kirchen anzubringen, ist in Berlin jetzt zum ersten Male gestattet worden. Es haben nämlich die drei preußischen Großlogen zur Stiftung von Kirchenfenstern mit Glasmale reien in der Kaiser Wilhelm I. und Kaiser Fried rich-Gedächtniskirche 20 000 Mk. aufgebracht. Graf Mirbach, der Vorsitzende des Kirchenbau- Komitees, hat nun vor einiger Zeit an zuständi- ger Stelle mitgeteilt, daß in den Fenstern neben dem Siegel, das von dem kaiserlichen Protektor Wilhelm I. geführt wurde und die Wappen der drei Berliner Großlogen vereinigte, die Darstel lung Johannes des Täufers gewünscht werde. Ein Doppelgänger des Grafen Caprivi. Ein Badegast schreibt der ,N. Bahr. Landesztg.' über den Aufenthalt des Grafen Caprivi in Karlsbad: Das Lustigste war, daß der Reichskanzler einen Doppelgänger in der Person eines ehemaligen, reich ge wordenen Berliner Hofschneiders hatte, der ihm akkurat gleich sieht und auch dessen Kleidung, Haltung und Manieren getreulich kopiert. Wo sich der Hosschneider blicken läßt, wird er für Caprivi gehalten und Exzellenz tituliert, was sich auch ein Hofschneider gefallen lassen kann. So erzählte mir eine Kellnerin, daß der Reichs kanzler auch bei „ihr" gewesen wäre. Auf meine Frage, ob er ihr ein feines Trinkgeld bezahlt habe, meinte sie: „Ja, für an solchen Berliner Hungerleider war's gut g'nug, a Zchnerl hat er mir geb'n!" Der Reichskanzler war wirk lich der Hofschneider. der bisher unversehrt geblieben, von dem Menschen knäuel willenlos mit sortgeriffen. Eben kam er wieder bei der Stelle an, wo sich der kleine Einschnitt in der einen Felsenwand befand und er sich mit einem kühnen Sprunge hätte retten können. Er wollte es nun versuchen. Mit aller Macht drängte er sich an den Rand des Felsens und gleich darauf schnellte er empor, und er war ihm geglückt, der mächtige Sprung. Aber im selben Augenblicke, als er weiter fliehen wollte, wurde er zurückgerifsen und als er aufblickte, starrte er in das erdfahle Gesicht des Komman deurs, der wutbebend rief: „Du sollst deinem Führerlohne nicht ent gehen! Soldaten, sorgt dafür, daß der Ver räter nicht entwischen kann!" Mit Kolbcnstößen wurde Jakob fortgestoßen und er sah sein Schicksal bereits erfüllt; er er sehnte es, von einer Kugel, einem Baumstamm oder Felsblock vernichtet zu werden, allein er blieb unversehrt. Zweitausend Mann stark war die Heeresab teilung ausgezogen und bis auf die Hälfte zu sammengeschmolzen kehrte sie aus der Felsen schlucht zurück. Als sie dieselbe endlich hinter sich hatte, blieb ihr nichts übrig, als sich zu er geben. Während es geschah, hing Jakob bereits mit verzerrten Zügen an dem Aste einer mächtigen Tanne. Der sonst so schimpfliche Tod des Hängens, dem er einstmals schon so nahe gewesen, war nun für ihn zum Ehrentod geworden, hatte er ihn doch als Märtyrer fürs Vaterland erduldet. Als man ihn dann unter demselben Bäume, an welchem er das Leben hatte lassen müssen, Massenverhaftung. Der Graudenzer.Ge sellige' bringt aus Elbing folgende Mitteilung: „In eine nicht geringe Aufregung wurden die Truppen des 17. Armeekorps kurz vor Beginn des Manövers versetzt. Es wurden nämlich sämtliche Mannschaften aus allen Truppe«' gattungen verhaftet, die den Namen „Kowals« tragen. Der Grund für diese Verhaftung wurde weder den Truppenteilen noch den Verhaftete selbst bekannt gegeben. Die Verhaftung erfolgte auf Veranlassung eines Offiziers aus dB Generalstabe und es wurde bei den Verhaftete« eine sehr eingehende Untersuchung nach SchrW vorgenommen. Unter sicherer Deckung wurde« die Verhafteten, deren Zahl bei dem ganze« Armeekorps 30 bis 40 betragen soll, nach dB Garnisonen zurückbefördert. Es handelt sich «« diesen Verhaftungen, wie verlautet, um den Bev dacht anarchistischer Umtriebe. Für die durch das Brunnenunglück Schneidemühl Geschädigten stehen erhebliche Summen zur Verfügung. Die Brunnenlotter« erzielt einen Ueberschuß von 301090 Mack Von den eingegangenen Unterstützungen aus' wärtiger Gemeinden sind noch 57 000 Mk. u«' verteilt. Ferner hat die Schneeballkollekte 12 000 Mk. cingebracht und an Briefmarken M 3000 Mk. eingegangen, zusammen 373 090 M I Der abgeschätzte Wert der beschädigten Grund' i stücke ohne Gebäude beträgt 147180 Mk., dB I ist es noch fraglich, ob dieser Wert voll r Berechnung kommen wird, da der Baugr««° i nach dem Gutachten von Sachverständigen nicht k vollwertig ist. Der Gesamtschaden mit EinschlE der Gebäude beträgt 526 350 Mk. Wenn nB die Baustellen mit 147180 Mk. zur Berechn««? kommen, dann bleibt für die Stadt nur noch ein Zuschuß von 6000 Mk. Glück im Unglück. Auf dem Zentra^' bahnhof in Frankfurt a. M. geriet der Ka«ß mann Goldschmidt aus Kosten auf der Rückfahrt von Karlsruhe, von wo er seinen schwerkranke« ! Bruder abgeholt hatte, zur Nachtzeit auf das Bahngeleise gerade vor einen Güterzug ««" wurde von diesem der Länge nach zwischen d« s Schienen geworfen, worauf der ganze Zug «bä ihn hinwegrollte. G. fiel jedoch so glücklich, da» ihm nur ein Stück Haut vom Hinterkopf ab' gerissen wurde und er mit einigen anderen Ab' schürfungen und dem Schrecken davonkam, st daß er in einigen Tagen aus dem Krankenha«' zu Frankfurt a. M., wohin er überführt worde«, ' wird entlassen werden können. Ein recht konservativer Wohnung?' Inhaber, wie er selbst unter den Hausbesitzer« ! selten zn finden sein dürfte, starb dieser zu Dresden in der Person des Rentier Pappr^ Er wurde aus derselben Wohnung zu Grabt getragen, in der vor siebzig Jahren seine Wirkst ! gestanden. In seinem ganzen Leben HE Pappritz keine andere Wohnung inne gehabt, als j diese in seinem vom Vater ererbten Hause g^' legene und als er nun kürzlich sein HauS ver kaufte und die liebgewordenen Räume verlasst« sollte, mag die Aufregung hierüber wohl seine« Tod herbcigcführt haben. D»e bronzene Büste des Prinz-Regente« von Bayern ist in der Nacht zum Sonntag i« der Münchener Vorstadt Neuhausen vom Sockel gestoßen, ohne aber beschädigt zu werden. M der That verdächtig wurden ein Tagelöhner ««« ein Kesselschmied verhaftet, die geständig si««- und ein weiterer Tagelöhner, der den Aufpasser spielte. Der Pony der Prinzessin Pauline- Man schreibt aus Stuttgart: Ein biederer Färber- ! meister von Ofterdingen, der seine Produkte jeden Tag mühsamerweise in einem Karren am die Bahnstation in Mössingen ziehen mußte, las dieser Tage im ,Schwarzwälder Boten' eine Annonce, wonach aus dem königlichen Marsw« in Stuttgart ein Pony um den Preis von 40b Mark zu verkaufen sei. Bewogen durch sil« Alter, das ihm das Ziehen des Karrens all mählich beschwerlich machte, und vertrauend am' die Güte des Königs, richtete der Mann 0« Schreiben an den König, worin er bat, b-! Majestät möchte ihm einen Ausnahmspreis HE' Gnadcuprcis machen und ihm mit Berück sichre gung seiner Lage den ausgeschriebenen Pony «!" 200 Mk. geben. Kurze Zeit nachher traf^ in die Erde senkte, da knallten über seinem Grabe die Büchsen der Tiroler als letzter EhrengE Und als man die Bitte Jakobs las, die w« auf dem Zettel stand, den er durch den Knabe« den Tirolern zugesandt, und welche lautest- „Verlaßt nicht meine alte Mutter und wer« liebes Enkelkind!" da rief man bewegt: lange es noch treue Tirolerherzen gibt, sollen m weder Not noch Mangel leiden!" 11. Während es überall gewaltiges Kämpfen und Ringen im Lande gab, war auch das Schw« der Schwestern Johanna und Auguste nicht vev schont davon geblieben. Wer würde in dem frischen Tiroler Heldenmädchen in den kurze« Röcken und dem spitzen breitränderigen HE wohl Auguste wiedererkannt haben, die zu M ginn des Frühjahrs als schwärmerische Ber ehrerin Napoleons aus Paris gekommen! Berm Mädchen hatten dem Vaterlande die größte« Opfer gebracht und den Aufstand durch Gem und Waffen unterstützt. Der Feind hatte schon bei der ersten N Hebung der Tiroler ihr Schloß belagert, E aber mit Hilfe der eigenen Leute und einer A« teilnng Landsturmmänner siegreich zurückgeschlaE worden. Und nun bedrängten es die Franzost aufs neue und bei der großen Anzahl dcrstM schien keineAussichtvorhanden zu sein, es zu halst'. Wo Gefahr drohte, da war Auguste A finden, mit feurigem Mut die Ihren aufiE haltend, während Johanna unermüdlich war, w Verwundeten zu pflegen. Schon war das HE lein der Tiroler zusammengeschmolzen, daß « :
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