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sandle Abordnung geäußert Haven. Dagegen liegt eme neue Meldung mis Budapest vom 11. November vor, nach welcher der ungarische Kricgsmiuister ungeordnet habe, daß die deutschen Soldaten der Mackensen-Armee nicht entwaffnet meiden Der ReWruWkurs. Proklamation des Arbeiter- und SoldatenrateH. Berlin, 14. November. In der gestrigen Versammlung kn Zirkus Busch, kn der die Negierung und der Arbeiter- und Soldatenrat sich konstituierten, wurde zum Schluß eine Proklamation gut« geheißen, deren Leitsätze man als Programm für den Kurs der sozialistischen Negierung auffassen kann. Die Proklamation verwirft die Weiterexistenz der Dy. nasticn, stellt fest, daß Deutschland ein« sozialistische Re publik geworden, fordert Bauernräte auf dem Larve, sofortige« Frieden, Vergesellschaft»«««« der kapita- listische« Produktionsmittel. Die Verhandlungen haben vorläufig zu eiüem Siege der demokratischen Idee über den Bolschewismus, das beißt, eine einseitige Diktatur des Proletariats geführt. Die Unabhängige Sozialdemokratie hat wieder Anschluß an die alte sozialdemokratische Partei gefunden. In der Versammlung fanden Ebert und Haase den größten Bei fall, während Liebknecht sich nur mit Mühe und Not Gehör zu schaffen vermochte. Erst durch das Einschreiten der Soldatenvertrcter, die auf unbedingte Parität und Einigkeit bestanden, wurde daS Einvernehmen der Partei hergestellt. Die Soldaten erklärten, sofort eine aus gesprochene Militärdiktatur im Anschluß an die Mehrheits- sozialdcmokratic proklamieren zu wollen, wenn die anderen Flügel der Partei den Paritätsgcdanken nicht anerkennen würden. Llnier der Schreckensherrschaft^ Bilder aus der russischen Dölle. Rußlands Berliner Vertreter, Herr Joffe, ist nur unfreiwillig heimgekehrt nach Moskau. Aber er wird nicht tatenlos sein, denn die Bolschewikiherrschaft braucht gerade jetzt jeden Mann, da sie von mannigfachen Ge fahren bedroht ist. Wir haben in letzter Zeit nur wenig aus Rußland erfahren. Aber die Ent wicklung hat dort nicht stillgcstcmden. Das Schauerspiel geht fort und die Schreckensherrschaft feiert immer weitere und brutalere Orgien. Es ist ja nur noch das aller- verworfenste Gesindel, das sich zu den Polizei- und Henkcrsdiensten der russischen Gewalthaber hergibt. Immer weitere Volkskreise haben sich vom Bolsche wismus abgewandt. Selbst seine berüchtigsten Vor kämpfer, die lettischen Schützen, auf die sich die Diktatoren Rußlands noch im Sommer stützten, sind unsicher ge worden. Frcmdvölkische Söldner sind es heute, die das Schreckcnsregimcnt aufrechterhalten. Die Bauernschaft, und das ist mehr als oicrfünstcl Rußlands, ist zuerst ab- gcfallcn. Sie sah sich betrogen nach der lockenden Versprechung der Aufteilung des Großgrundbesitzes und geriet in scharfe Gegnerschaft zu den Arbeitern der Industriezentren. Als aber die verstaatlichten Fabrik- betricbe infolge der fortschreitenden Desorganisation der Wirtschaft in immer größerem Umfang stillstchcn mußten, und auch die erhöhten Löhne nicht ansreichten, Nahrungs mittel zu beschaffen, verzweifelte auch das großstädtische Proletariat an der bolschewistische» Führung. Von, Hunger getrieben, wanderten Himderttcmsendc ab aufs Land. 100 Gramm Brot für zwei Tage, das war alles, was die Sowjetrcgierung dem Schwerarbeiter auf seine Lebens mittelkarte liefern konnte — und auch das nicht regel mäßig. Wenn man auch am guten Willen der Negierung nicht zweifelt, sic kann die nötigen Nahrungsmittel nicht herbcischafsen. Denn ihr Vcrwaltungsapparat taugt nichts, und alle Verkehrsmittel sind in die fürchterlichste Unord nung geraten. Welche seltsamen Formen das Leben unter dem Druck der großen Not in Petersburg jetzt angenommen hat, schildern Berichte heimlehrender Kaufleute. Sie erinnern an den Glanz strahlender Schaulädeu und Paläste, die früher das schöne Straßenbild Petersburgs schmückten, an die ununterbrochenen Reihen stolzer Karossen und Kraft wagen, die ehemals den berühmten Newski-Prospekt be lebten. Jetzt zieht hier und da ein einsamer, abgetriebener Droschkengaul mühsam seinen Karren. Wie in Moskau ist Hafer für die Tiere auch zu phautastischen Preisen nicht mehr zu bekommen. „Und haben wir einmal welchen — sagte ein Kutscher — so essen wir ihn selbst/ Aber nicht nur den Hafer, auch die Pferde ißt man jetzt selbst. So bleibt der Fahrdamm leer. Nur auf den Bürgersteigen herrscht in den Geschästsstundcn noch einiges Leben. Hier hat sich ein kleiner Markt entwickelt. Männer aus gebildeten Ständen verkaufen Zeitungen, Damen halten kleine Kuchon, spärliche Süßigkeiten, schwärzliche kleine Brötchen feil, die sie selbst gebacken haben. Aber dies nur unter stündiger Gefahr, daß ihnen die ärmlichen und doch kostbaren Waren konfisziert und sie selbst wegen „Spekulation" ins Gefängnis abgesührt werden. Ein grober Handel hatte sich in Möbeln entwickelt. Wirtschaften, die sich auflösten, weil die Regierung die Wohnung requiriert hatte, standen in „Liquidations-" nnd „Kommissionsgeschäften" zum Verschleiß. Nun hat die Sowjetregierung den Handel mit Möbeln, ja sogar jeden Transport von Möbeln verboten. Die Möbel sind jetzt an die Wohnung gebunden und harren der Arbeiter, die als Herren einziehen sollen. Aber sie werden meist leer' bleiben. Denn die Arbeiter müssen, wie schon gesagt, scharenweise in die Dörfer flüchten, um nur ihr Leben zu sristen. Mit fürstlichen Wohnungen ohne Nahrungsmittel ist ihnen nicht geholfen. Inzwischen verkaufen die Prole tarierfrauen wie die Fürstinnen alles, was noch Geldes wert hat. Es ist schrecklich — schreibt Vorst — an die Kinder zu denken, sie bekommen wohl Karten, aber keine Milch. Ihre Sterblichkeit muß furchtbar sei». Wie lange kann das Volk den Hunger ertragen, der immer schwerer wird? Wie war's möglich, daß ein Volk sich in solch furcht bares Elend stürzte und nicht die K ast findet, die Thrannei abzuschütteln, nachdem es sie, die angeblichen Heildringer als Verderber erkannt hat! Die Sowjetregiernng hat ja Ämte nicht einmal mehr I0V° der Bevölkerung hinter sich. Diese kleine Minderheit nennt sich aber die Vertretung des Volkes, obwohl sie nur mit den Gewaltmitteln des schrecklichen Zaren Iwan sich behauptet. Die sogenannte Bourgeoisie ist zerschlagen, das bäuerliche Eigentum aufs ärgste gefährdet, die proletarische Arbeiterschaft verkommt im Stillstand alles gewerblichen Lebens vor Hunger. So tief kann ein 100-Millioueuvolk sinken, daß es die Fähig keit verliert, den Widerstand zu organisieren, der die volksfremden Herrscher mit ihren Henkerbataillvuen weg fegen tonnte. ... -- Die Wohnungsnot. Eine dringende Zukunftsfrage. Eine der brennendsten Fragen der jetzigen Zeit für die Bevölkerung der Städte ist die Wohnungsfrage, denn durch das fast völlige Aussetze» der private» Bautätigkeit während der langen Kriegsjahre fehlt es in allen Städten, besonders in den Großstädten in bedenklichem Maße an Wohnungen, vor allem an Kleinwohnungen, die ans einem bis drei Zimmern bestehen. Die erste, ganz natür liche Folge davon ist, daß die Mictspreise außerordentlich hochgestiegen und noch fortwährend im weiteren Steigen begriffen sind. Schon lange vor dem Kriege konnte überall eine ständige Steigerung der Micts preise festgestellt werden. So stiegen zum Beispiel in Köln die Mietspreiss in den letzten zwanzig Jahren vor dem Kriege für zweiräumige Wohnungen um 48"> und für dreiräumige sogar uni 63°/°. Zwischen 1900 und >910 fand in der Stadt Posen eine durchschnittliche Er höhung deS Preises für Kleinwohnungen um 25°/° stakt Mari kaun im allgemeinen annehmen, daß in den letzten zehn Jahren bis zum Kriege die Wohmmgsprcise für kleine und mittlere Wohnungen in dcri Industriegebieten und großen Städten durchschnittlich um L5°/°, ja in vielen Fällen um 60 bis 60°/° und noch mehr gestiegen sind. Diese auffallende Steigerung erhielt währen der Kriegsjahre noch einen viel größeren Anstoß als vor her, denn da durch den Krieg sehr viele Familie», die früher eine größere Wohmmg patte», sich eirffchränken und eine kleine Wohnung beziehen mußten, wurde die Nach frage nach diesen immer größer, besonders da neue Wohmmgen nicht mehr gebaut wurden. Manche dei plötzlichen sehr hohen Steigerungssätze sind sicherlich un berechtigt, aber andererseits muß auch in Betracht gezogen werden, daß den Hauswirten durch die Kriegszeit erhöht, Lasten ausgebürdct sind. So ist es leider gekommen, das wir jetzt in einer Zeit großer Wohnungsnot stehen, di gerade die bedürftigen Kreise unseres Volkes am härteslei trifft und an- schwersten belastet. In erhöhtem Maße ist aber durch den Weltkrieg di, Erkenntnis durchgedrungc», daß für die arbeitende Be völkenmg gesunde Wohnungen geschaffen werden müssen, daß es nicht mehr angelst, die Familien in enge» Miels häilscrii znsammenzupferchen iii lusi- und lichtarmen Woh nungen, die bei ihrer Überfüllung eine Brutstätte von allerlei Krankheiten, sowie von körperliche» und sittlichen Schäden sind. Und gerade die lindcrrcichen Familie», die dock- die Zukunft misercs Landes bedeuten, sind an allerschlechteslen daran, denn ihnen werden von vielen Haus wirten überhaupt keine Wohnungen gegeben oder nm solche schlechtcstcrBeschafscnheii. Solche Zustände müssen aber unbedingt bekämpft und es muß alles getan werden, um genügend gesunde Wohnungen für die Arbeiter zu be schaffen. Die Bestrebungen verdienen daher di: größt, Unterstützung, die darauf ausgehen, den Minderbemittelten eine eigene Heimstätte zu schaffen, den Familien eine fest, Heimat zu geben. Leider stehen diesen Bestrebungen gcrad, bei unseren Industriearbeitern viele Hindernisse entgegen. alS deren größtes die außerordentlich hohen Äodcnpreisc in de» Industriegebieten anzuseheu sind, die ost direkt in Bodenwuchcr ausnrte», so daß ungezählte Tausende iln ganzes Leben laug von schlechten nnd teuren Wohnungen abhängen. Manche Gemeinden sind neuerdings m vorbildliche, Weise vorgegangeu, tun den Arbeitern eigene Heimstätten zu schaffe», ebenso wie den heimlehrcndcn Kriegern. Diese Eigenheime sind praktisch gebaute Landhäuser, die in dci Regel zwei Wohnungen von je zwei Zimmern, Küche, Keller, Bodenraum und Stallung für Kleintierc enthalte». Die Mittelwand des Hauses trennt beide Wohnungen völlig voneinander und ebenso sind die Gärten, die den, Besitzer Küchenkräuter und einen große» Teil des Gemüses liefer», voneinmidcr getrennt. Der Besitzer eines solchen Eigenheims hat also eine auskömmliche gesunde Wohnung und sitzt auf seiner eigenen Scholle, die er fleißig bearbeite! und mit jedem Jahr lieber gewinnt. Selbstverständlich müssen von diesen Heimstätten die Bodenspekulanten voll ständig ausgeschloffen werden, es muß von: Reich 'qin Heimstättcngesetz geschaffen werde», auf dem Gemeinden und Behörden sowohl, wie Private und Gesellschaften weiterbauen können, auf daß uns ein kräftiges, freies Ge- ichlecht auf eigener Scholle heranwächst. L/rrbp. Verschiedenes. ci Wer ist minderbemittelt? Allem Streit über die vielfach in der letzten Zrit aufgeworfene Frage: „Wer ist minderbemittelt" will eine Bekanntmachung der Kleider stelle der Stadt Leipzig über die Versorgung der minder bemittelten Bevölkerung mit Bekleidungsstücken ein Ende machen. Daraus geht hervor, daß als Minderbemittelte zu gelten haben zunächst einmal alle Personen, deren Einkommen bis zu 3100 Mark jährlich beträgt; weiter aber — und das ist das bemerkenswerte — verheiratete Personen ohne Kinder bis zu einem Einkommen von 5300 Mark, solche mit einem unterhaltungsbedürftigen Kinde bis zu 6300 Mark, mit zwei Kindern bis zu 7300 Mark usw. Jedes weitere Kind wird dann mit 1000 Mark angerechnet. Ein Familienvater, der z. B. 9300 Mark jährlich verdient und vier Kinder zu unterhalten hat, gilt also im Sinne dieser Verordnung noch als minder bemittelt! Diese Staffelung, die hier praktisch durch geführt wird, ist sehr geeignet, die gewaltige Entwertung des Geldes vor Augen zu führen, Gehälter von 9300 Mark und mehr galten selbst für einen Familienvater ini Frieden als hoch und man war geneigt, den Bezieher eines Einkommens von 10 000 Mark mit Recht zu den „oberen Zehntausend" zu zählen. Heute muß er es sich unter Uniständen gefallen lassen, zu den Minderbemittelten gezählt zu werden! Die Wirtschaftsgeschichte dieses Krieges hat eben eine Entwicklung genommen, die üher alle, seihst die gewagtesten Prophezeihungen, hinweg geschritten ist. Man ist nnr immer wieder versucht, die bange Frage aufznwerfcn, wohin denn diese Schraube ohne Eude, unter der besonders diese Minderbemittelten schwer und hilflos seufzen, noch führen wird. iu „Erfundene" Lebensrnittel. Was alles in der Zeit der Knappheit an natürlichen Ernährungsmitteln „erfunden" und zusammengebraut wuroe, um einen Ersatz zu schaffen, geht ins fabelhafte. Eine soeben aus Anlaß des Verbots znm Weitervertrieb vieler Ersatzmittel herausgekommenc Aufstellung ergibt interessante Aufschlüsse. Am eifrigsten scheinen sich die Lebensmittel-Erfinder mit Limonaden und alkoholfreie» Getränke» beschäftigt zu haben; nicht weniger als 376 solcher Getränke wurde» angemeldet, davon 47 als unzulässig zurückgewiesen. Auch um Bierersatz hat man sich bemüht; von 166 eingereichten „Bier" - Proben wurden 33 als ungenießbar oder schädlich befunden. Wenig Glück scheinen die Erfinder mit Backpulver gehabt zu haben; obgleich es eigentlich kein Mebl gibt »um Kuchenbacken, hat man nicht weniger als 365 Backpulver angemeldet; aber fast zwei Drittel dieser Mittel, 226, mußten als miznlässig erklärt werde», Die Blütezeit des sonst — von den Verkäufern! — so beliebten Ersatzbrühwürfcls scheint aus absteigender Linie; cs gibt nnr 1l4 neue Würfel, und von denen sind nur 73 genießbar. Au den Ersatzmitteln für die notwendigste und gesuchteste Nahrung scheint aller dings auch der Erfindergeist der Betriebsamsten zu ver zweifeln; Fleisch ließ sich nur durch drei Biittel künstlich dar stellen, zwei der angemeldeten wurden zurückgewiesen. Und Fleischextralte gab cs mir 18, davon 10 ungeutcß- barc. Die fetthaltigen Lebensmittel scheine» am schwierigsten zu erfinde» zu sein: von sechs nugemcldeteil Fcttersatz- mitteln wurde nur eins zngclassen, von zwei Milchersatz stoffen wurde einer äbgelehnt, der einzige angemeldete Marzipanersatz blieb imgenjeßbar. Für Kaffee gibt es 16 (von 43 angemeldeten), für deutschen Tee sogar 96 (von 127), für Heißgctrcmke 151 (von 198), für Gewürze 60 (von 113) nnd für Vanittinzuckcr 17 (von 62) Ersatzmittel. Am meisten Kopfzerbrechen scheint die Erfindung von Würsten bereitet zn haben; es würden zwar 90 verschiedene Würste „erfunden", aber nnr von 28 ist der Inhalt als „wurstähnlich" nnd genießbar festgestcllt worden. Auch die Tätigkeit der Henne scheint nicht ohne weiteres zu ersetzen zu sein: von 42 eingereichten Eiersatzmitteln wurden nur sechs.zum Verkauf zugelassen. O Sparsamkeit bei der Eiscubalmbelemhtnng. Schon vor einiger Zeit ordnete der preußische Eiscnbahumiuister an, die Abteile der Personenwagen nur solange es un bedingt erforderlich ist, zu beleuchten und von der Klem- stellung der Flammen soviel wie möglich Gebrauch zu machen. Jetzt werden auch die Einschränkungen in der Personenwageilbclenchtung während der Fahrt durchgcführt. Bei den mit Gasglülstichi beleuchteten l>-Zugwagen solle» alle Lampen im Seitengange bis ans chic de» Ubergangs- brücken zunächst liegenden Lampen unbeleuchtet bleiben. Bei den elcltrisch beleuchteten Wagen werden zwei Lampen im Scitengangc und die Lampen in den Abteilen über den Fenstern nicht mehr gebrannt werden. I» den Personenwagen 2., 3. und 4. Klasse, in denen zwei Abteile durch eine halbhohe Wand getrennt sind, wird eine der beiden Lampen außer Betrieb gesetzt. In den Abteilungen mit drei neheneinanderliegenden Abteile», die durch halb hohe Wände getrennt sind, wird nnr noch die nnttelstc Lampe benutzt. Die Aborte werden wie bisher beleuchtet bleiben. Im Berliner Stadt-, Ning- und Vorortverkehr wird von einer Einschränkung der Abteilbeleuchtung ab gesehen. o Die Berliner Börse bleibt mit Rücksicht auf die noch ungeklärten Verhältnisse bis auf weiteres geschlossen. Der Tag der Wiedereröffnung wird durch den Aörsen- vorstand später bekanntgegeben werden. o Sämtliche Kriegsgefangene« i« Berlin durften am Sonntag, den 10. November, frei ausgehen. An ver schiedenen Stetten der Stadt kam es zwischen Arbeiter», Soldaten und Kriegsgefangenen zu Verbrüderungsszenen. Nach Anordnung des Sicherheitsausschusses des AuSNatcS sind jedoch sämtliche Kriegsgefangenen, einschließlich der russischen, im Interesse der öffentlichen Ordnung sofort aufzugreifen und dem nächsten Gewahrsam (Kaserne, Internierungslager) zuzuführen. o Pakctverkchr nach der Westfront gesperrt. Der gesamte Privatpaketverlchr der Heeresangehörigen von der Heimat znr Westfront (Fcldpakctc bis 10 Kilo, Frachtstücke über 10 bis 50 Kilo) ist mit Rücksicht auf die Verkehrs lage bis etwa Mitte November gesperrt. Die Wieder zulassung dieses Verkehrs wird betanntgegeben. Der Privatverkehr der Heimat zu den übrigen Fronten und der gesamte Verkehr vom Felde nach der Heimat bleibt bestehen. 0 Lchrkurse für Zeitungswesen. An der Fürst- Leopold-Akademie zu Detmold wird mit dem 1. Dezember eine Abteilung für Presse- und Werbewesen errichtet, deren Leitung als ordentlicher Dozent Arthur Jung, Chef redakteur des Stadt-Anzeigers zur Kölnischen Zeitung übernimmt. Jung ist der Gründer und Leiter deS Seniinars für Reklame und Organisationskunde an der Handelshochschule zu Köln, dessen Arbeiten künftig in Detmold weitergeführt werden. O Elektrische Wahl. In München wurden in den letzten Lagen mehrfach gelbe Plakate an Haustoren usw. mit Reißnägeln befestigt, auf denen die geheimnisvolle Aufforderung zu lesen war: „Alles wählt jetzt elektrisch! Der Kandidat der Elektrischen wird noch genannt werden." Viele vermuteten in dem Plakate ein Geheimzeichen; eL ist jedoch mit Sicherheit anznnehmen, daß daS Plakat keine politische Bedeutung hat, sondern von einem Geistes kranken stamnit. S Sechs Millionen veruntreut. Der Präsidialchef der früheren Landesregierung Salzburg, Negierungsrat Nam- bousek, wurde wegen Veruntreuung von sechs Millionen Kronen verhaftet. Das Geld wurde noch bei ihm ge- fanden. s Eisenbahnkatastrophe in Österreich. Bei der Süd bahnstation Pettau entgleiste ein Zug mit heimkehrenden Truppen. Man zählte achtzig Tote und zweihundert Schwerverwundete. G Die Fronen in der politischen Öffentlichkeit. In Graz wurde Frau Martha Tausk, die Gattin des Psyäw- analytikers Dr. Tausk, von den Sozialdemokraten als erste deutsch-österreichische Frau in die Landesoertretuna mtsandt. 0 Erhöhter Besuch der Ostseebädcr im vierten Kriegsjahr. Der Verband deutscher Ostseebäder hielt in Berlin eine stark besuchte Mitgliederversammlung ab. Aus dem Jahresbericht geht hervor, daß die dem Verband angeschlossenen Ostscebäder während des vergangenen Sommers von 264 670 Gästen besticht wurden, das ist ein Mehr von 15 000 Gästen gegenüber dem Sommer 1917. o Mir den Reiseverkehr nach Holland treten ab 16. November infolge Lebensmittelmangcls in Holland ver änderte Bestimmungen in Kraft, wonach die Genehmigung der Einreise in jedem einzelnen Fall durch den Minister des Außer» im Hang gegeben werden muß. Anträge ans holländische Sichtvermerke sind daher sehr zeitig, am zweck mäßigsten zugleich mit dem au die deutschen Behörden zu richtenden Antrag auf den deutschen Sichtvermerk, an die holländischen Konsulntsbehörden zu richten. D Zunahme der Diebstähle auf schwedischen Eisen bahnen. In schwedischen Zeitungen wird über ganz unheimliche Zunahme der Diebstähle an Eisenbahngut geklagt. Im Laufe dieses Jahres sind bisher nickt weniger als 13 000 Diebstähle auf der Eisenbahn angezeigt worden; das macht etwa 60 Diebstähle jeden Tag. Auch hier schiebt man die Schuld dem neuauaenommeuen AusMs- verioual zu. ' ,