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Allgemeiner Anzeiger : 15.09.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189409158
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18940915
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-09
- Tag 1894-09-15
-
Monat
1894-09
-
Jahr
1894
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 15.09.1894
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Politische Rundschau. Deutschland. * Der Kaiser begab sich nach Beendigung des Manövers bei Elbing am 8. d., und nachdem er dort Kritik abgehalten hatte, nach Elbing und von da nach Marienburg, wo ein großes Gala diner für die Provinz Westpreußen staltfand. * Der deutsche Gesandte in Schweden, Graf v. Wedel, ist auf seinen Wunsch abberufen worden und bis auf weiteres zur Verfügung gestellt. Graf v. Wedel sollte am 12. d. vom König Oskar im Schlosse zu Christiania in Ab- schicdsaudienz empfangen werden. * lieber die zwischen Deutschland und Portugal streitige Grenze der beiderseitigen Gebiete in Ostafrika hat unter den beteilig ten Regierungen eine Verständiguu g statt gefunden. Als Grenzlinie ist der Breitengrad 10° 40 Min. von der Küste westlich bis zum Rovuma festgesetzt, so daß die Rovuma-Mündung und Kionga Deutschland zufällt, Kap Delgado dagegen den Portugiesen verbleibt. Der portu giesische General Gouverneur ist angewiesen wor den, Kionga zu räumen. * Das Gesetz zum Schutz der Waren bezeichnungen tritt am 1. Oktober d. in Kraft. Es unterscheidet sich von dem bisherigen Gesetz insbesondere dadurch, daß es behufs Ein heitlichkeit des ganzen Zeichcnwesens die Ein tragung aller Warenzeichen, die bisher den mit der Führung der Handelsregister betrauten Ge richten übertragen war, dem Patentamt überwies, eine amtliche Prüfung der angemeldeten Zeichen auf ihre Eintragungsfähigkeit einführte, den Kreis der zulässigen Zeichen durch Gestattung von Wortzeichen vergrößerte und den bisher auf die Inhaber von Handelsfirmen beschränkten - Schutz der Zeichen auf alle Verkehrskreise aus dehnte; endlich verschärfte es den Rechtsschutz und erweiterte denselben durch Bestimmungen gegen unredliche Nachahmung der Ausstattung fremder Waren wie gegen fälschliche Angaben über die Herstellung der Waren. * Die Kommission für Arb e i t er st a t i st i k wird demnächst ihre Erhebungen über Arbeits zeit, Kündigungsfristen und Lehrlingsverhältnisse im Handelsgewerbe durch eine münd liche Vernehmung einer großen Reihe von Hand lungsgehilfen und Prinzipalen zum Abschluß bringen. Die bei den Erhebungen zur Mit arbeiterschaft herangezogenen größeren Vereine sind aufgcfordert worden, Vertrauenspersonen für die mündliche Vernehmung zu bezeichnen, welcher Aufforderung die meisten der Vereine bereits entsprochen haben. Entsprechend den vor aufgegangenen Erhebungen ist auch für die münd lichen Vernehmungen das Reich in vier Regionen, und zwar in Nordost-, Nordwest-, Mittel- und Süddeutschland geteilt worden. *Die bayrische Regierung würde, wie die Münch. Reuest. Nachr/ Wester ausführen, aus innerpolitischen Gründen einer reichsgesetz- lichen Regelung des Vereins- und Versammlungs wesens nicht zustimmen. Dagegen würde sie nicht abgeneigt sein, sowohl Verschärfungen des Preßgesetzes als des Strafgesetzbuchs gutzuheißen, gleichwie auch Abänderungen einiger Bestim mungen der Reichsgewerbeordnung zur Einschrän kung des Koalitionsrechtes. Einen Anlaß, nach der einen oder der anderen Richtung hin Stellung zu nehmen, hat die bayrische Regiemng jedoch bislang nicht erhalten. *Aus Ostafrika kommt abermals eine Aufstandsmeldung. Ein Telegramm des stellvertretenden Gouverneurs aus Dar-es-Salaam meldet, daß am 7. d. aufrührerische Mawudji versucht haben, Kilwa zu überfallen, jedoch zurück geworfen worden sind. Lazarettgehilfe Telips und vier Askaris wurden verwundet. Um einer Wiederholung der Angriffe vorzubeugen, haben sich die Kriegsschiffe „Seeadler" und „Möwe" an Ort und Stelle begeben. Oesterreich-Ungarn. * Auf Einladung des Kaisers Wilhelm wird Erzherzog Karl Stephan von Oester reich in seiner Eigenschaft als Kontreadmiral der deutschen Marine in der nächsten Woche sich zu den deutschen Flottenmanövern begeben. Frankreich. *Der Kriegsminister, General Mercier, er- Keimgefunöen. irj IForljetzung.» s. Peter suchte auf seiner Flucht von drr Alpe der Schreckenskunde von seiner That zuvorzu kommen. Während er dahineilte, war es ihm, als sei alles nur ein Traum gewesen. Er nahm seinen Weg dem „Sandwirtshause" zu, um sich daselbst bei Andreas Hofer seiner That wegen Rat zu holen. Lieschen aber lag in zwischen jammernd und verzweifelnd in der Senn hütte auf den Knieen. Sie hatte bei Dorbleus ^scheinen nach Peters Weisung sofort in's Thal hiuuntergewollt, auf welches hin der Franzose nach gewohnter Weise durch unverschämte Keck heit zu siegen hoffte, die er mit seinem Leben büßen mußte. Der Sandwirt Hofer saß gerade mit dem Kapuzincrmönch Haspinger und Joseph Speckbachcr in beratendem Gespräch beisammen, als Peter totenblaß und verstört erschien. Nachdem er in fliegender Hast alles mstgeteilt, donnerte Speck- b ach er, seiner nicht mächtig vor Erregung, dem Burschen zu, indem er ihn derb an der Hand erfaßte: „Du meinst, Bub', nur einen Mord an einem Franzosen verübt zu haben, nein, du hast auch einen Mord am Vaterland begangen!" „Red' nicht so wüst daher!" rief Peter er schrocken. Was du gesagt, versteh' ich nicht! Was hat meine That mit dem Vaterland zu thun? Ich habe einen Räuber erschlagen, der mir mein Liebstes rauben wollte!" öffnete eine Disziplinaruntersuchung gegen 14 Offiziere, darunter 2 Obersten, die in voller Uniform einer royalistischen Messe für die Genesung des Grafen von Paris in der Magda- lenenkirche beigewohnt hatten. *Der Tod des Grafen von Paris hat in Frankreich im großen und ganzen keine sonderlich tiefgehende Erregung hervorgerufen. Nur die monarchistischen Blätter messen dem Ver storbenen und seinem Nachfolger eine große politische Bedeutung bei, während die republi kanischen Blätter dagegen dem Gedanken, daß die Regierungsform in Frankreich irgendwie in Frage stehen könne, von vornherein zurückweisen; höchstens geben einige Blätter die Möglichkeit zu, daß Unbesonnenheit des jungen Herzogs der Regierung mancherlei Verlegenheiten bereiten könnte. *Die Arbeiten am Panamakanal sollen, einer Meldung auS New Jork zufolge, nächste Woche wieder beginnen. Französische und amerikanische Kapitalisten haben in aller Stille während der letzten Monate die Vorbereitungen dazu getroffen. Es soll eine neue Gesellschaft gebildet werden. Der Ober - Ingenieur der Panama-Eisenbahn schätzt die Kosten zur Voll endung des Kanals auf 500 Millionen Frank. Die französischen Kommissäre hatten sie auf 900 Millionen veranschlag!. England. * Ueber die letzten Augenblicke des Grafen von Paris berichten die Blätter: Er war bei vollem Bewußtsein und erkannte jeden. Alle Prinzen und Prinzessinnen knieten am Sterbebett. Die Gräfin hielt die Hand ihres Gemahls in der ihrigen, bis der Tod ganz sanft eintrat. Dann küßte sie ihn auf die Stirn und sagte ihm Adieu. Hierauf traten nach einander die Herzöge von Orleans, Chartres, Nemours, Aumale und Alengon, der Prinz Join ville, der Graf von Eu ans Bett, knieten nieder und küßten die Hand des Toten. Als die Tri- kolore am Parkgitter sich auf Halbmast senkte, begannen die Glocken in der kleinen Kirche in Stowe zu läuten. Auch die Glocken der Kirchen zu Dadford und Buckingham läutetest. *Der junge Herzog von Orleans will den Schein aufrecht erhalten, daß ein König von Frankreich gestorben, daß ein König von Frankreich zur Regierung gelangt sei. Er hat den Chefs der regierenden Häuser den Tod seines Vaters telegraphisch angezeigt und gleich zeitig sich von seiner Verwandtschaft und Um gebung förmlich huldigen lassen. Balkanstaaten. *Der amtliche Draht weiß von einem an geblichen, gegen den König Alexander von Serbien gerichteten Bubenstreiche zu melden. Als nämlich der König von einem Aus fluge mit der Eisenbahn nach Nisch zurückkehrte, wurde kurz vor Nisch bei der Station Appello- watz der königliche Salonwagen von mehreren Leuten mit Steinen beworfen. Fast sämtliche Fenster des Wagens wurden zertrümmert, aber weder der König noch jemand des Gefolges wurde verletzt. Den Leuten gelang es, unter dem Schutze der angebrochenen Nacht zu ent kommen und es ist bisher noch nicht gelungen, sie wieder ausfindig zu machen. Amerika. * Die Aufstandsbewegung inBra- silien scheint wieder neu aufflackern zu wollen. Nach einer Meldung aus Rio de Janeiro ziehen sich die Aufständischen in Rio Grande do S u l zusammen. Admiral da Gama sei in thäti- gem Verkehr mit Salgado. Die Rebellen haben die Stadt Tarnest eingenommen und die Be satzung niedergemetzelt. Aste«. *Nach einer Meldung des ,Reuterschen Bureaus' sind die Chinesen in Nord- Ko r e a von den Japanern eingeschlossen, leiden Mangel au Vorräten und töten, um sich zu ernähren, die Kavallerie-Ponies. * Der Kaiser von China scheint un gemein thatendurstig zu sein. Der Vizekönig Li-Hung-Tschang schlug vor, die Vermittelung Englands und Rußlands nachzusuchen. Wie die chinesischen Zeitungen nntteilen, wiesen sowohl der Kaiser wie die Kaiserin-Witwe diesen Vor- „Was deine That mit dem Vaterland zu schaffen hat, das werden wir wahrscheinlich heut noch schrecklich genug erfahren! — Du wirst fliehen und in Sicherheit gelangen, die Franzosen und Bayern aber werden das ganze Land durch ziehen und in jeder Hütte Md in jedem Haus nach dir suchen und anstatt deiner viele wackere Männer finden, die sich in Tirol verborgen halten und die der Kaiser hiehcrgesandt, um des Auf standes wegen alles mit uns zu beraten. Be vor wir sie noch warnen können, wird man sie fangen und als Spione erschießen. Aber auch Gewehre, Pulver und Blei, gradgeschmiedete Sensen, nägelbeschlagene Dreschflegel und auch manche Schriften, die dem Feinde alles enthüllen, werden in ihre Hände geraten. Vorüber ist's durch dich mit unserer ersehnten Freiheit und Kerker und Banden harren der besten Männer unseres Vaterlandes und viele gehen dem Tode durch Henkershand entgegen!" Entsetzt starrte Peter den Sprecher an, dann rief er verzweifelt: „Sandwirt, sag' du mir, ob der Mann hier die Wahrheit spricht; denn dir vertrau' ich wie meinem eigenen Vater!" In namenloser Angst hingen Peters Augeu an Andreas, welcher trotz aller bangen Sorge mild und gütig sprach: „Es ist, wie Speckbacher dir gesagt: deine Unglücksthat Witt, Tirol ins Verderben stürmen und dem Feinde das verraten, wozu sich bisher kein Verräter fand!" Da verwandelte sich die tiefe Blässe, die Peters Gesicht überzogen, in glühende Röte der Erregung und seine Augen begannen auszuleuchten; schlag mit Entrüstung zurück. Sehr streng ver fährt der Kaiser auch gegen seine erfolglosen Truppenbefehlshaber. So ist Admiral Ting, Kommandant der Flotte im Golf von Petschili, der die Besetzung der in der Nähe von Pott Arthur gelegenen Insel durch die Japaner nicht verhindert hatte, wegen Feigheit und Unfähigkeit degradiert und auf einen untergeordneten Kom mandoposten bei der Landarmee versetzt worden. Von Uah und Fern. Die Ueberführung des Reichstags-In ventars nach dem neuen Gebäude am Königs platz hat bereits begonnen. Der Anfang ist mit dem Archiv gemacht worden, das seinen Platz in einem großen nach der Sommer- und Dorotheen- straße zu gelegenen Eckzimmer des Unter geschosses und den darunter befindlichen Räumen erhält. Gegen den streust. Eisenbahnfiskus werden jetzt Massenprozesse angestrengt, die durch die Erhebung eines Platzgeldes bei Benutzung der Harmonikazüge veranlaßt werden. Seitdem in dem bekannten Prozeß des Theaterdirektors Wallner ein rechtskräftiges Erkenntnis zu un- gunsten des Fiskus erstritten worden, ist W.s Rechtsbeistand von einer großen Anzahl von Personen beauftragt worden, auf gleicher Grund lage Klagen auf Herauszahlung des Platzgeldes in Höhe von 2 Mk. anzustrengen. Es handel: sich in allen diesen Fällen um Fahrkarten mit dem Aufdruck „Giftig für alle Züge." Grund bedingung für den Erfolg solcher Klagen ist, daß die Reisenden sich weigern, die 2 Mk. zu zahlen und den Bettag nur unter Protest ent richten. Ein schweres Eisenbahnunglück hat sich am Sonntag nachmittag im französischen Departe ment Oise ereignet. Auf den: Bahnhof Apilly, zwischen Noyon und Chauny, ist der Schnellzug Paris-Köln entgleist, indem die Lokomotive des Schnellzuges auf eine Rangiermaschine stieß. Genaue Angaben über die Menschenverluste fehlen noch. Der Wahrheit am nächsten scheint die Angabe zu kommen, daß 10 Personen getötet und etwa 20 verletzt seien. Ein Eisenbahnunfall, der glücklicherweise nur Materialschaden im Gefolge hatte, fand am Sonntag auf dem Bahnhof Ingolstadt statt. Ein drittes Unglück betraf am Sonntag in Braunschweig den Blitzzug Köln-Berlin, dessen Lokomotive infolge falscher Weichenstellung in einen leeren Harzzug hineinfuhr. Es wurden viele Wagen beschädigt, auch der Postwagen, der entgleiste. Der Rangierer Boockmann wurde, am Postwagen hängend, zwischen den zwei Zügen zerquetscht und getötet. Begnadigung. Der Kaiser hat den vom Schwurgericht zu Nordhausen zum Tode ver urteilten Arbeiter Grunewald aus Brücken be gnadigt und die Todesstrafe in lebenslängliche Zuchthausstrafe umgewandelt. Jugendliche Ausreister. In Plauen wurden drei junge Leute vermißt, zwei Schüler des königlichen Schullehrer-Seminars und ein Kaufmannslehrling. Die drei Abenteurer haben eine Reise nach Persien unternehmen wollen. Bereits bis Kronstadt vorgedmngen, sind sie nach Budapest zurückgekehrt und haben von dort ihren Eltern geschrieben. Der Flüchtling von Weichselmüude. Die Annahme, daß der aus der Festung Weichsel- münbe entwichene russische Baron Nicolai von Rummcll über die See nach Rußland entkommen sei, bestätigt sich nicht. Er ist vielmehr mit der Eisenbahn über Königsberg nach Eydtkuhnen ge fahren und hat von hier aus per Brief Nachricht von dem Gelingen seiner Flucht gegeben. Rummell hat übrigens gleich bei seiner Ein lieferung in die Festung geäußert, er werde derselben bei der ersten sich ihm bietenden Ge legenheit den Rücken kehren. Man hielt seine Watte jedoch nur für einen Scherz. Mit großer Kühnheit hat er aber doch seinen Plan aus geführt. Das Ende eines Defraudanten. Vor etwa drei Monaten verschwand aus Berlin der in einem Butter-Engrosgeschäft angestellt gewesene Reisende B., nachdem er etwa 1000 Mk. der nach einer Weile sprach er fest, während aber doch leise Rührung aus seiner Stimme bebte: „Sandwirt, das Land wird meinethalben nicht zu schänden werden und auch die heilige Sache unseres Volkes soll durch mich nicht leiden!" „Wie willst du es verhindern?" fragte Hofer bitter. „Wie ich's verhindern will?" Man sucht nur den, den man nicht hat,' mich zu suchen, wird man aber nicht nötig haben!" „Was hast du vor?" „Mich den Franzosen in der Stadt zu stellen!" sprach Peter, dem es begeistert in seinen Augen aufleuchtete. Erschrocken rief Hofer: „Weißt du auch, was dich erwartet ?" „Man wird mich erschießen, vielleicht auch hängen! Der kaiserliche Hofkommissar hat mich einen treuen, wackeren Tiroler genannt; er soll keine Ursache haben, seiner Worte sich zu schämen!" Lange herrschte tiefe Sülle in dem Zimmer und in den Augen der drei Männer standen Thränen, als sie auf den unglücklichen Burschen sahen, der so heiter dreinblickte, als sollte es zum Traualtäre, nicht aber zum Tode gehen. Sie vermochten ihn jedoch nicht von seinem Vorhaben abzuhaften, so trostlos sie darüber waren, sahen sie doch wirklich keinen andern Ausweg, um das Vaterland vor dem Verderben zu bewahren. Als Peter jedoch weiter sprach, da war es vorüber mit seiner Festigkeit und leises Weinen erstickte seine Stimme. „Sandwitt, noch eine Bitte hätte ich an dich. Geh' zu Vater und Mutter und sag ihnen, sie möchten mir vergeben, daß ich so schweres Leid über sie gebracht, und meinem Lieschen sag, daß ich sie lieb gehabt, mehr als mein Lebe» und daß ..." Er vermochte nicht mehr weiter zu spreche»' sondern vergrub schluchzend das Gesicht in seine» Händen. Als er wieder etwas ruhiger geworden, kniete er vor dem Kapuziner Haspinger nieder, der ihm seinen Segen erteilte. „Gott wird dich stärken, dem Vaterland das schwere Opfer zu bringen! Du bist nur em schlichter tiroler Bauernburschc, aber deine Th»' steht so leuchtend da wie wenige in der Web" geschichte!" Andreas Hofer und Speckbachcr vermochte» Peter beim Abschiede nur in wortloser Rühr»»^ an das Herz zu schließen, während ihnen unaM haltsam die Thränen über die Wangen ranne»- Als derselbe dann der Stadt entgegen sch^ da trug er den Kopf hoch aufgerichtet und a»s seinen Augen leuchtete es wie Heller Sonne»" schein. Wenige Tage nachher wurde Peter Tode verurteilt, trotzdem der Baron Thurn»»« auf Bitten seiner beiden Nichten Auguste »»" Johanna alles ansgeboten, ihn zu retten; kl hatte mchts erreichen können, als daß d> schimpfliche Strafe am Galgen in die des El schießcns umgewandelt wurde. Als man gefragt, warum er sich selbst gestellt, hatte e angegeben, daß er nicht gewollt, daß scinevveg^ ein andrer ins Unglück gerate. Der Grund er schien den Betreffenden so edel und glaubwürdig' daß keiner an der Wahrheit des Gesagten zweifett Frei und kühn wie ein Held stand er vo dem Kriegsgerichte und ebenso frei und kühn spr»^ er auch. Als die Offiziere zur UtteilsfälluNL Firma veruntreut hatte. Die Spur des Flücht lings war nicht aufzufinden. Am jüngsten Frei tag früh wurde in Königsberg i. Pr. in der Laube eines Restaurationsgattens die Leiche eines Mannes aufgefunden, der sich erhängt hatte. Aus den bei dem Toten ausgefundenen Legiti mationspapieren wurde die Identität des Selbst mörders mit dem flüchtigen Defraudanten B- festgestellt. Vatermord. In Unterhausen bei Neuburg erschlug ein Geschwisterpaar den eigenen greisen Vater, den Zimmermann Neumaier. Die un natürlichen Kinder fuhren dann die Leiche zur Donau und warfen sie hinein. Die Empfindungen eines Sterbenden. Der 20jährige Private Otto L. in Wien, Sohn I einer Hosgärtnerswitwe, sprang am 7. September i abends in den Donaukanal, wurde jedoch ge- ! rettet und der psychiatrischen Klinik übergeben. ! Der junge Mann gab an, er habe, was W i selbst unbegreiflich sei, den Selbstmordversuch, den er jetzt bereue, lediglich zu dem Zwecke verüb:, r um die Empfindungen eines freiwillig Sterbenden - kennen zu lernen und um zu erfahren, wie einer: solchen im Kampfe um Tod und Leben zu Mute sei. Nun aber habe er genug gefühlt und werde ! in der Folge nie mehr an einen Selbstmord , denken. Er fügte hinzu: Wenn die Selbstmord- kandidaten beiderlei Geschlechts seine entsetzlichen .. Erfahrungen kennten, würden sie von der Bei- ' wirklichung ihrer Selbstmordgedanken Abstand i nehmen. Es sei ein unbeschreiblich grauenhaft^ ! Gefühl dort unter den schauderhaft rauschenden - Wellen. Da die Geistesstörung des reuigen Selbstmord-Experimentators von bloß vorüber gehender Natur zu sein scheint, so dürfte er bald - wieder aus der Anstalt entlassen werden. Gefastt. Die Brüder Fritz und Julius i Siegl, die, wie berichtet, nach Kontrahierung be- I trügerischer Schulden von 300 000 Gulde» I flüchteten und auch deutsche Firmen schädigten, ! wurden vor der Landung in New Porl auf dem Dampfer verhaftet; sie werden nach Oesterreich ! zurückgebracht. In ihrem Besitz wurden blök 700 Gulden vorgefunden. In den Karwiner Schächten, die am 18. Juni der Schauplatz eines grauenvollen Grubenunglücks waren, sind die Gcwäftigungs- arbeiten in dem Johannis- und Franziskaschachs ausgenommen worden, und ist es gelungen, drei Jsolierdämmc aufzuführen und, durch diese ge- schützt, in das Innere der verbrochenen SchM einzudringcn. Schritt für Schritt wird nun an die Aufräumung der durch die Explosion erfolg ten Verbrüche gegangen, und es dürften wohl »och Monate vergehen, bevor alle Hindernisse beseitigt, die Grube wieder befahrbar sein und in Betrieb gesetzt werden wird. Eine der Hauptschwicrig- keiten wird die Entfernung und Bergung bet Hunderte von Leichen bilden, die derzeit noch!» den Grnbeu liegen. Es find in dieser Beziehung , seitens der Landesregierung die umfassendste» Einrichtungen getroffen, um diese schreckliche Arbeit ohne Schaden für die Lebenden aus führen zu können. In Paris traf dieser Tage Herr Oleta ei»' der in Guinea das doppelte Geschäft eines JägerS und eines Sanitätsbcamten versieht. Oleta impft gegen Schlangenbisse: Wenn jemand von einem dieser Reptilien gebissen worden ich bringt Oleta eine Pomade eigener Erfindung >» die Wunde, und jede Gefahr ist vorüber. De» Gebissene hat drei oder vier Tage lang Fieber, aber nachher kann er ungestraft alle Urwälder der Welt durchwandern und sich ruhig von jeder beliebigen Giftschlange beißen lassen. Das Gift kann ihm nicht mehr schaden: er ist geimpft- Oleta erfreut sich in Guinea natürlich einer großen Berühmtheit und die Eingeborenen halte» ihn j für einen Zauberer. Dieser Wohlthärer dec Menschheit weilt jetzt in Paris, um das ärztliche Diplom zu erlangen. Sehr lohnend scheint unter Umständen das Henkershandwerk zu sein. Ein in der WohmE des vor wenigen Tagen in Vincennes S^. storbenen Ex-Henkers Demorest gefundener BnU gibt einige Aufschlüsse über das Vermögt» Deiblers, des gegenwärtigen Henkers von Pans und ganz Frankreich. Er besitzt 400 000 Fra»» An Gehalt und Kosten zahlt ihm die Regierung 18 000 Frank jährlich und sein Sohn oerdiew
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