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Allgemeiner Anzeiger : 12.09.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189409127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18940912
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18940912
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-09
- Tag 1894-09-12
-
Monat
1894-09
-
Jahr
1894
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 12.09.1894
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M ; sen h'v ! cts ' ine >ilk, 'M nt- uk- >ls- ner hrt. i isen gs- es- jer- ! Der >ver edi- licht chcr e er um ßig- star chte/ fand nde, uld- >al« iewe zur juche imeu )mch rung >cdcn hier nebsr >nen> ! der Nel- anrhe rar»' da-- und :gKc asgc' eiße» öade- laniur Diest sehr i vev rstän' rophe E tive« Biei- Pack amen- in die r sind ktiveu orige" Ritter : Art eignck - den> leben" sind, -mein' ve g<' tünck !t B eint ett A e M zeben- cini^ ndeck- r en ' Hand' «sp- ? "1 ies- ? i'! zeit S' streng herns 8 aüM ir nötigt, sich einer Strickleiter zu bedienen und den Weg durch ein Fenster zu nehmen, wenn sie ihre Wohnung verlassen wollen. Von zwei Millionenbräuten weiß der Pariser,Figaro' zu berichten. Die erste ist Miß Pullmann, die Tochter des bekannten amerika nischen Eisenbahn-Krösus, die der ,Figaro- um jeden Preis verloben will. Diesmal soll niemand geringeres als König Alexander von Serbien das Glück haben und die Dollars der Braut hcim- sühren. Königin Florence, geb. Pullmann, klingt übrigens nicht übler als Königin Natalie, geb. Keschko. — Ferner soll Fürst Scipio Borghese in Genua in Begriff stehen, sich mit der Herzogin Ferrari di Galliera, die eine Mitgift von 30 Millionen Lira besitzt, zu verloben. Die Ver lobung soll aus persönliche Intervention Leo XIII. erfolgen, dem gegenüber sich die Familie Borghese verpflichtet habe, ihren Palast in Nom, der an die Freimaurer verpachtet ist, von dem Pacht verträge zu befreien. (?) Die junge Königin der Niederlande har Furcht vor den Anarchisten. Sie wurde, wie dem ,Figaro- aus Amsterdam gemeldet wird, durch die Nachricht von der Ermordung Earnots ties erschüttert und wollte alle Einzelheiten der grausigen That kennen lernen. Tagelang sprach sie von nichts anderem, und man sagt, daß sie, als die erste Nachricht eintras, sich plötzlich einer anarchistischen Kundgebung erinnert habe, die kurz vorher in Amsterdam stattgefunden hatte. Dort hatte nämlich eine Bande betrunkener Individuen anarchistische Manifeste in den Wagen der kleinen Königin geworfen. Als sie nnn aus Lyon die Botschaft von der Ermordung Earnots erhielt, soll sie laut weinend ausgcrusen haben: „Ohne Zweifel wollten sie auch uns dasselbe anthun, — du weißt doch Mama, als wir nach Amsterdam fuhren." Diese schmerzlichen Ein drücke scheinen die Gesundheit der Königin Wilhelmine, die ohnehin einen sehr zarten Körper bau har und überaus nervös ist, ernstlich ange griffen zu haben. Ein Schiefiunglück wird aus den Nieder landen berichtet. Am Mittwoch feuerte ein Soldat an Bord des Rammschiffes „Guinea", das an den Sccmanövern bei Kijkduin teilnimmt, unvorsichtigerweise ein nicht gerichtetes Geschütz ab. Der erste Offizier und ein Soldat wurden schwer verletzt, ein Matrose getötet und einer verwundet. Bei dem Aufstieg des militärischen Fesselballons im Trnppenlager zu Aldershot (England), dem der Herzog und die Herzogin bon Connaught beiwohnten, entlud sich ein heftiges Gewitter. Der Blitz schlug in den Ballon, der unter furchtbarer Detonation platzte. Vier Soldaten wurden vom Blitz getroffen und tätlich verletzt. Ein Opfer der Spielwut. Der Grund besitzer Marlini aus der Umgegend von Turin, der sein bedeutendes Vermögen in Monte Carlo verspielt hatte, warf sich unter die Maschine eines Schnellzuges und wurde sofort getötet. Ein grauenhafter Vorfall hat sich, wie dem ,Ratib. Anz.- gemeldet wird, dieser Tage in Sielcc in Russisch-Polen zugetragen. Da selbst erkrankte ein 18 Jahre alter Arbeiter unter choleraverdächtigen Erscheinungen. Es wurde ihm eine so starke Dosis Opium ver abreicht, daß er in einen Starrkrampf verfiel. Es wurde die sofortige Beerdigung des ver meintlichen Toten angeordnet. Als jedoch der Sarg in das Grab hinuntergelassen wurde, drangen aus demselben menschliche Laute hervor Und anstatt nach der Ursache zu forschen, liefen die Anwesenden davon und überließen den Sarg seinem Schicksal. Erst mehrere Stunden daraus Wurde der Vorfall bekannt; einige beherzte Männer begaben sich auf den Fricdhos und rissen den Deckel des Sarges auf. Ein gräßlicher An blick bot sich ihnen dar. Der lebendig Be grabene schien alle Anstrengungen gemacht zu haben, um sich aus dem Sarge zu befreien. Mit zusanimengekrümmten Knieen und Armen lag er, mit Schaum bedeckt, auf der Seite und muß einen qualvollen Tod erlitten haben. Ein neuer Rohstoff für die Papier fabrikation. Bei der Zucker-Erzeugung aus Zuckerrohr ergeben sich holzige Bestandteile des letzteren als Rückstände, die gegenwärtig in Aegypten nur als Heizstoff Verwendung finden. Nach fremden Konsulatsberichten eignen sich in dessen diese Rückstände ganz vorzüglich zur Er zeugung von Packpapier und Karton, was bisher noch nicht beobachtet und ausgenutzt worden ist. Uedrr den Uogelmord auf Helgoland wird geschrieben: Auf Helgoland bestehen für den Vogelfang gewohnheitsrechtliche Vorschriften über die Lösung eines Erlaubnisscheines, der gegen Entrichtung von 8 Mk. im Gemeindebüreau verabfolgt wird und den Inhaber zum Gebrauch eines kleineren Vogelnetzes berechtigt. Von dieser Erlaubnis wird leider ein sehr ausgiebiger Ge brauch gemacht. Es ist geradezu empörend, täg lich mit anzusehen, wie emsig insbesondere die Schuljugend dem Vogelfänge obliegt und die zahlreichen Singvögel aller Art wegfängt. In der Regel ist das Netz über einem Bügel oder Rahmen befestigt, der nach rückwärts in einen an einer langen Schnur befindlichen, rechtwinke ligen, eisernen Haken so eingespannt ist, daß durch Ziehen an der Schnur der Bügel nach vorn überschlägt und mit dem Netz den oder die bei der Lockspeise befindlichen Vögel über deckt, die von dem am Ende der Schnur so lange auf der Lauer liegenden Knaben sofort ergriffen und getötet werden. Um die Vögel desto leichter herbeizulocken, wird ein großer Erdhaufen auf geschüttet und auf diesen das Futter gestreut. Solche Erdhaufen findet man überall am Rande der Insel und auf den Weideplätzen. Aber auch auf dem beackerten Teil der Insel sieht man die Knaben häufig hocken und zu den gestellten Fallen laufen, sobald sich der Vogel gefangen hat. Ist die' Falle wieder in Ordnung gebracht, so begeben sie sich abermals auf die Lauer, um im nächsten Augenblick wieder hinzuzuspringen, die unter dem Netz zappelnden Vögel zu er greifen, ihnen dm Hals umzudrehen, und sie in ihre Taschen wandern zu lassen. Sind dieselben gefüllt, so wird die Beute nach Hause getragen, gebraten und gegessen. Anderswo in Deutsch land beklagt man sich, daß die Vögel in den Wäldern immer seltener werden, und macht einen Vorschlag nach dem andern, um ihnen das Nisten und Brüten zu erleichtern — und hier dieser Massenmord! Sollte da nicht ein Ein schreiten zum Schutz der Vögel , geboten sein? Mischen Himmel und Erde. Wie bereits gemeldet, ist am 28. v. srüh 5 Uhr der Oberleutnant Dworak von der öster reichischen Luftschiffer-Abteilung auf dem Stein felde bei Wiener-Neustadt mit dem Ballon „Hannover" in die Lüfte entführt worden. Nach elfstündiger Fahrt landete der Ballon in Süd- Slavonien. Ueber seine Wahrnehmungen und Er lebnisse teilt der Offizier nach einem Bericht des ,Wiener Fremdenblatt' folgendes mit: Wir befanden uns auf dem Steinfelde. Dreißig Mann hielten den „Hannover" an Seilen fest, da verspürte ich einen heftigen Ruck, ein Windstoß fuhr von Norden über das Feld und gleich darauf hob sich der Ballon. „Ventil einziehen!" Dieses Kommando des Uebungsleiters drang noch an mein Ohr und blitzschnell fuhr der Ballon immer höher und höher. Dem Befehle gehorchend, fuhr ich mit der rechten Hand gegen das Seil des Ventils. Unter einem Geräusch, wie wenn der Dampf die Eisenbahnmaschine verläßt, strömte nun das Gas aus dem Ballon. Doch das Steigen nahm immer zu. Nun wollte ich wissen, wie hoch sich der Ballon schon in den Lüften befinde. Während die Rechte mit dem Ventil manipulierte, suchte ich mit der Linken nach dem Aneroid. Ich war so glück lich, es baldigst aus der Tasche zu bekommen. Allein es war nicht so leicht, aus dem Apparate die Lusthöhe festzustellen. Tiefes Dunkel lag noch über Wald und Feld; ich tappte daher nach dem Zeiger des Anerolds und konnte mich überzeugen, daß der Ballon über alles Er warten hochgestiegen war — fünftausend Meter über der Erde. Als ich beim ersten Strahl der Morgen sonne auf meine Uhr blickte, bemerkte ich, daß der Zeiger um einviertel Vier stehen geblieben war. Die Richtung war vom ersten Anbeginn Süd-Südost und auch nachher hielt der Ballon — kleine Schwankungen abgerechnet — diese Richtung ein. Die dünnen Wolkenschichten, die Ballon und Gondel fortwährend zu durch schneiden hatten, verdichteten sich zu einer kom pakten Masse. Der Ballon kühlte sich ein wenig ab und begann langsam zu sinken. Nunmehr zeigte das Aneroid 3500 Meter. Die Finsternis, durch den Wolkenschleier vergrößert, war noch immer so dicht, daß ich die Gegend, über der ich schwebte, nicht erkennen konnte; daß ich mich schon lange in Ungarn befinden mußte, das konnte ich aus der Flugrichtung schließen. Da mit einem Male drang von Osten ein goldener Lichtstrahl in mein Auge. Allmählig zerstob das Gewölk, die unangenehme Kühle, die mich bis zu diesem Augenblicke umfangen hatte, be gann zu weichen, der Ballon stieg wieder rasch in die Höhe und der Aneroid zeigte auf 4500 Meter. Nun war auch plötzlich der Nebel meinen Augen entschwunden und ich genoß von schwindelnder Höhe den ersten klaren Ausblick in die Tiefe. Ein grauer, breiter Nebelstreif, um geben von einer Unzahl dunkler Punkte, bot sich meinem Blicke dar. Ich gewahrte ein stellen weises Glitzern — unter mir lag der Platten see. Quer fuhr der Ballon über das ruhige Wasser hinweg, immer tiefer durch Ungarn, immer mehr die Richtung gegen Belgard ein nehmend. Eine Viertelstunde später umfingen mich wieder die Wolken und der Ballon sank wieder auf 3500 Meter herab. Ueberhaupt be wegte sich derselbe auf der ganzen Fahrt zwischen 3500 und 4500 Meter. Mittlerweile war die Sonne ganz hervorge- treten, und überall gewahrte ich ihre Strahlen. Jetzt erst war die Fahrt ein Genuß. Ueber Hügel und Berge ging es dahin, über grünende Fluren und reifende Aecker, über eine Anzahl höherer und niederer Kirchtürme. Da zeigte sich mir die erste größere Masse von Häusern, es war die Stadt Kaposvar. Der Ballon fuhr nun halblinks über dichte Wälder, Bäche und Wiesen dahin. Mein Auge ruhte fortwährend auf der festen Flächen der Erde. Ich konnte genau die weißen Reichsstraßen unterscheiden, oftmals auch die schlängelnden Wege der Landstraßen, hier und da gewahrte ich auch Fuhrwerke, die stille zu stehen schienen, aber Menschen konnte ich keine sehen . . . Bald darauf erkannte ich die zweite Stadt — Fünfkirchen. Auf der weiten Fahrt gegen die kroatische Grenze drangen mitunter militärische Signale an mein Ohr. Es mußten irgendwo in der Nähe Exerzierübungen abgehal ten werden, denn ich hörte Trommelschläge und Horntöne. So weit ich auch mein Auge an strengte, einen Offizier oder einen Mann konnte ich nirgends entdecken. . . . Bald darauf passierte ich die Drau bei Essegg und befand mich in Kroatien. Unwillkürlich griff ich nach der Uhr, um zu sehen, wie hoch es an der Zeit war. Merkwürdigerweise ging sie wieder, allerdings erst seit fünf Stunden, denn der Zeiger wies auf stF Uhr. Indes mußte es schon gegen Mittag gewesen sein, wie ich nach dem Stande der Sonne annehmen konnte. Ungefähr zwei Stunden später, als ich bereits die Stadt Vinkovce und die Save hinter mir hatte, flog ich schon über das Land der Bosniaken dahin. Der Ballon schwankte wieder in der Gegend zwischen Doboj und Gradacac. Zwischen den genannten zwei bosnischen Orten änderte sich binnen wenigen Minuten die Windrichtung. Es begann auf die entgegen gesetzte Seist zu wehen und der „Hannover" schlug nun den Rückweg ein, gegen Nord-Nordwest. Wieder ging es zwischen Wolken und Sonnen strahlen dahin — zur Save. Kaum hatte ich dieselbe passiert, begann der Ballon dicht ober halb eines slavonischen Waldes rapid zu sinken. Immer tiefer ging es hinab, ich konnte schon ge nau die einzelnen Gegenstände unterscheiden und auch auf der langen Fahrt die ersten Menschen erblicken. Ungefähr 200 Schritte vom Waldrande entfernt, senkte sich der Ballon zwischen die knor rigen Neste eines alten Eichenbaumes herab. Nun begann der übelste Teil meiner Reise, die Schleiffahrt. Alle Augenblicke erhielt ich einen Stoß: der Ballon war an einen Ast angeflogen, der dann? von der Kraft des Anpralles ge brochen, Lachend zu Boden stürzte. Ich versuchte durch Steigen aus dem Walde zu kommen und warf etwas von den sechs Säcken Ballast ab. Es nützte nichts, wieder krachten die dicken Neste, wieder wurde ich hin- und hergestoßen, da — mit einem Male ein überaus heftiger Ruck: der Ballon war an einem uralten dicken Eichenbaume hängen geblieben. Nun wand ich, so schnell es mir möglich war, die Seile an den Zweigen fest. Während dieser Arbeit hörte ich fortwährendes Geschrei, das immer näher kam. Eine Schar von Bauern und Bäuerinnen, die das Sinken des Fahrzeuges bemerkt hatten, war herangeeilt, um zu sehen, was es da gäbe. „Der Teufel kommt!" riefen sie ein um das andere Mal. Da ich des Kroatischen mächtig bin rief ich den Furchtsamen in ihrer Mutter sprache zu: „Das ist kein Teufel, sondern ein Mensch." Nun erst erblickten sie mich und ge trauten sich etwas näher zu kommen. In respekt voller Entfernung vom Ballon blieben sie aber dennoch stehen. „Brennt's dort?" fragten die Leute wieder. Ich versicherte, daß für sie keine Gefahr vor handen sei. Da erst getrauten sie sich ganz in die Nähe zu kommen und sahen mit Staunen zu, wie ich den Baumstamm hinabglitt nnd auf die Erde sprang. Meine Landung war eine halbe Gehstunde entfernt vom kroatischen Marktflecken Zupanje erfolgt. Der Ballon, der in einer Höhe von 40 Metern schwebte, wurde losgebunden und ich ließ ihn von Bauern nach Gradiste transpor tieren. Von hier aus trat ich die Rückreise nach Wien an." Kuntes Allerlei. Ernst Curtius als Fahrgast. Der be rühmte Gelehrte, der dieser Tage seinen 80. Ge burtstag feierte, hatte einmal, so erzählt man dem ,B. T.', zur Fahrt nach der Universität eine Droschke benutzt und sich sofort in den Hörsaal begeben — es war damals noch das früheren Curtius-Schülern wohlbekannte Auditorium 13. Der Professor hatte schwungvoll seine Vorlesung begonnen, und atemlos lauschte die Korona seiner lebensvollen Schilderung der Akropolis. Plötz lich thut sich die Thür aus und auf der Bild- ' fläche erscheint ein — Droschkenkutscher „zweiter Güte", der ohne weiteres den Geheimrat mit den Worten unterbricht: „Männeken, na, endlich hab' ick Ihnen jefunden — wie is et denn eijent- lich mit det Fahrjeld?" . . . Der Gelehrte wurde über und über rot, und ohne ein Wort zu sprechen, Winkte er den Kutscher zu sich heran und drückte ihm ein größeres Geldstück in die Hand. Es dauerte eine Weile, ehe er wieder mit der alten Begeisterung den Zauber klassischer Kunst ent hüllte . . . Wrangels Ahnengalerie. Als Wrangel noch als General in Stettin kommandierte, be stellte er sich eines Tages den Blaler Most und erteilte diesem den Auftrag, ihm für seinen Speisesaal einige Ahnenbilder zu malen. Der Künstler bat um einige Porträts, die er bei seiner Arbeit benutzen könnte; aber Wrangel er klärte mit größter Seelenruhe: „Dat is nich nötig, lieber Freund, geben Sie sie man 'n bisken Aehnlichkeit mit mich und zieh'n Sie se recht propper an; jekannt hat se ja doch keener!" Im Konzert. Erster Kritiker: „Ich weiß nicht, wen ich eher loben soll, die Sängerin oder den Klavierspieler?" — Zweiter Kritiker: „Loben Sie vor allem die Geduld des Publikums!" Streng vertraulich. Sie: „Ihre Frau hat den Brief gelesen! Sic sagten doch, sie öffne Ihre Briefe nicht." Er: „Im Prinzip aller dings, aber warum haben Sie auch auf die Adresse „streng vertraulich" geschrieben!" Empfindsam. „Um Himmels Willen, ein Glas Wein!" ruft der alte Diener Johann, der mit allen Zeichen einer gehabten Erregung in den Saal tritt. Die Dame des Hauses gießt selbst ein Glas Wein für den alten Diener ein, den die übrigen Anwesenden erwartungsvoll an starren. Johann trinkt das Glas aus und seine Herrin fragt ihn, was geschehen sei. „Ach, ich ' bin so erschrocken, Exzellenz! Aber der Wein ! hat mir gut gethan und ich fühle mich besser. ! Stellen sich Exzellenz vor, ich habe dero beide - kostbaren Vasen zerbrochen!" „Fahr' nur ohne Kuß zu Thale!" „Wird sofort geschehen, darfst mir nur sagen, was der Knecht am Samstag hrraufzubringen hat. Behüt Gott!" Damit nahm er mit gewaltigen Schritten den Weg zwischen die Beine, daß Lieschen ihm kaum nachkommen konnte. Als sie ihn erreicht, fragte sie schäkernd: „Gelt, Peter, wir sehn uns erst zum Herbste wieder?" „'s könnt schon so sein!" bmmmte er ver drossen. Da blinzelte sie ihm schelmisch zu, indem sie recht verlockend ihre Lippen spitzte. Da konnte er seinen Groll nicht länger ausrecht halten und gleich darauf herzte und küßte er sie, daß sie gar nicht mehr zu Worte kam. Wie mit Purpur übergossen faßte sie hierauf seinen Kopf, nachdem er sie abermals gefragt, was der Fremde zu ihr ge sprochen, und verschämt flüsterte sie ihm ins Ohr: „Wenn's in unsrer zukünftigen Ehe einmal einen Buben geben sollt', wollte er dafür sorgen, daß sein Herr, welcher gar hochgestellt sei und Johann heiße, die Patenstelle übernehme, was derselbe mit Freuden thun würde, da du ein so wackerer und steuer Tiroler bist!" „Lieschen." rief Peter jubelnd, indem er sie stürmisch in vie Anne schloß, „Sonntags gibt's bereits das erste Aufgebot in der Kirche und drei Wochen darauf die Hochzeit! Ach, wie freuesich mich doch schon auf unser kleines Hansel!" „Geh, du bist ein Narr, Peter!" rief sie, während ihr aber doch das Helle Glück aus den Augen leuchtete. Bald darauf wanderte er rüstig dem Thale zu, um den Auftrag des Barons Hormayr zu besorgen. Es war ihm, als er so dahin schritt, als säßen Lerchen in seiner Brust. Als er an eine offene Stelle des Waldes gelangte, riß es ihn gewaltsam zurück, denn von unten her kamen ihm einige französische Soldaten ent gegen. Da war es ihm auf einmal, als brenne ihm das Päckchen mit dem gedruckten Aufrufe des Erzherzogs Johann wie Feuer auf der Brust, meinte er doch, sie seien heraufgekommen, um zu spionieren. Ging er seines Weges weiter, so lief er ihnen in die Hände und sie mußten, wenn sie Verdacht schöpften und ihn untersuchten, die Drucksachen bei ihm finden. Kehrte er aber um, so war es ihm nicht mög lich den übernommenen Auftrag auszuführcn. Einen einzigen Ausweg sah er vor sich. Rechts von ihm zog sich an einem tiefen, steilen Ab hange ein kaum handbreiter Pfad dahin, der ungemein gefährlich war. Rasch entschlossen be trat er denselben. Er mochte jedoch kaum hundert Schritte gekommen sein, als eine drohende Stimme an sein Ohr schlug. „Zurück, oder es wird geschossen! Wer ein gutes Gewissen hat, braucht vor Soldaten nicht davonzulaufen!" Peter blickte nicht erst hin, woher der Ruf gekommen, sondern suchte schnell über den Ab hang zu gelangen; bevor er jedoch sein Ziel erreicht, sah er auch auf der anderen Seite einige Soldaten ihn erwartend stehen, während einer der ersteren ihm abermals zudonnerte: „Zu uns herüber, oder ich kommandiere Feuer! Eins, zwei..." Bevor das Drei erklang, dem die Schüsse folgen sollten, sauste Peter mit einem gellenden Aufschrei den steilen Abhang über das Schutt geröll und Felsgestein hinab, sich mit dem Berg stöcke mühsam im Gleichgewicht erhaltend. Unten angelangt, befühlte er rasch seine Glieder, ob sie noch alle ganz; er war für sein Wage stück mit einigen tüchtigen Hautabschürfungen davongekommen. Entsetzt hatten die Soldaten dagestanden. Als sie aber merkten, daß Peter nicht viel ge schehen, forderten sie ihn auf, heraufzukommen, auf welches hin er ihnen zurief, daß er wohl so manchen hinunter, keinen aber hinauffallen gesehen habe. Die Wahrheit dieser Worte ein sehend, ließ man ihn laufen, da man meinte, daß er höchstens ein Wilderer sei. Peter rannte nun, was er nur immer konnte und erst als er sich in voller Sicher heit befand, hielt er inmitten des hohen Waloes ausruhend seine Schritte an. Da zog er das Päckchen Drucksachen hervor und gleich darauf begann er den Ausruf des Erzherzogs Johann zu lesen. Und da es geschah, begannen seine Augen in überirdischem Glanze zu leuchten; der Schluß des Aufrufes lautete: „Im Hochgefühl unserer steuvereinten Kraft, im Hochgefühl der allgerechten Sache pflanze ich wieder den österreichischen Adler in die Tiroler Erde, in welcher die Gebeine so vieler meiner glorreichen Ahnen ruhen. Tiroler, ich kenne Euch, wie ich keinem Eurer Thäler und keiner Eurer Alpen fremd bin. Ich bin gewiß, Ihr werdet Euch des allerhöchsten Verstauens, Ihr werdet Euch unserer großen Erwartungen würdig bezeigen." „Als Peter zu Ende war, rief er ergriffen, während ihm die Thränen über das Gesicht rannen: „Ach, warum habe ich denn nur das eine Leben, um es für das Vaterland und Oester reich dahinzugeben! Du sollst sehen, mein guter Erzherzog, daß in meiner Brust ein Herz schlägt, wie's in ganz Tirol kein treueres mehr gibt!" Einige Stunden nachher lagerten die Sol daten, welche Peter auf dem Hinunterwcg ge troffen, dicht unter der Alp, auf welcher Lieschen sich befand. Lustig ließen sie die Flasche kreisen, welcher sie wacker zusprachen. Plötzlich hörten sie über sich ängstliches Hilfegeschrei eines Mäd chens und als sie empor blickten, sahen sie Lies chen mit dem Hauptmann Dorbleu ringen, der sie fest umschlingen wollte, um ihr einen Kuß zu rauben. Plötzlich sprang mit einem gellenden Aufschrei panthergleich ein Bauernbursch auf den Franzosen zu, hob ihn aus und schwang ihn leicht wie einen Federball über seinen Kops und schleuderte ihn in den gähnenden Abgrund hinab. Entsetzt schrieen die Soldaten auf, denn dicht neben ihnen flog der Körper auf den Felsen, wo er zerschmettert liegen blieb. Oben aber stand Peter und schaute auf sein Opfer hinab, dann eilte er gleich einer flüchtigen Gemse über Stein und Schuttgeröll ins That hinab. Die Soldaten umringten sprachlos vor Ent setzen die blutüberströmte Leiche Dorbleus, dessen glanzlose Augen empor zum blauen Himmel starrten. j H cc (Fortsetzung folgt.»
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