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Allgemeiner Anzeiger : 01.09.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189409012
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18940901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-09
- Tag 1894-09-01
-
Monat
1894-09
-
Jahr
1894
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 01.09.1894
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Politische Rundschau. Deutschland. Reichskanzler Graf v. Caprivi hat nun mehr seinen Urlaub angetreten und sich nach Karlsbad begeben. Seine Rückkehr wird anfangs Oktober erwartet. * Fiuanzminister Dr. Miquel ist in Berlin wieder eingetroffen. * Nach dem Urteil hervorragender fachmän nischer Autoritäten Deutschlands wie des Aus landes dürfte die Cholera-Epidemie, von der Osteuropa dieses Jahr stärker als sonst heimgesucht ist, im wesentlichen auf ihrem jetzi gen Ausbreitungsstand beschränkt bleiben, ob wohl der laufende und der nächste Monat im Hinblick auf genannte Seuche als die eigentlich kritischen gelten..Die Bestimmungen der Dres dener Sanitätskonferenz haben sich als zweckentsprechend bewährt, da überall, wo sie gewissenhaft zur Befolgung gelangten, es der Cholera unmöglich geworden ist, festen Fuß zu fassen. Diese Wahrnehmung leistet auch der Hoff nung Vorschub, daß es mit den Jahren immer mehr gelingen werde, die Cholera von den Grenzen der europäischen Kulturländer fernzu- haltcn und sie mit Erfolg selbst an ihren tradi tionellen Brutstätten zu bekämpfen. * Von neuen Schnellfeuerge schützen, die bei den diesjährigen Kaiser- manövcrn in Preußen versuchsweise von der Kavallerie benutzt werden sollen, wußten in den letzten Tagen verschiedene Zeitungen mit zahl reichen Ausschmückungen versehene Mitteilungen Zu bringen. Nunmehr erklärt der ,Reichs-Anz.' in der Lage zu sein, die Versicherung abgeben zu können, daß von solchen Versuchen bei den zuständigen Behörden nichts bekannt ist. * Die Kommission für Arb eiterstatistik hat beschlossen, eine Anzahl von Prinzipalen und Gehilfen zur Ergänzung der Erhebung über die bei einer gesetzlichen Regelung in Betracht kommenden Fragen mündlich zu vernehmen. Die Auswahl der zu vernehmenden Personen ist einem Ausschuß der Kommission übertragen. Vorschläge dafür sind von einer Reihe von kauf männischen Vereinigungen erfordert worden. *Die deutschen Militär-Invaliden haben beschlossen, die dem Reichstag über mittelte, aber unerledigt gebliebene Petition um Aufbesserung ihrer Lage und Erhöhung der Pension zu erneuern. * Am Sonntag ist in Köln der 41. deutsche Katholikentag eröffnet worden. Abends fand die Begrüßungsfeier im großen Gürzenich- saalc statt, bei der etwa 4000 Personen an wesend waren. Montag vormittag fand die erste geschlossene Versammlung und Konstituierung des deutschen Katholikentages statt. Zum Ehren präsidenten wurde Dr. Reichensperger, zum Präsi denten Dr. Orterer-Eichstädt gewählt. * Der „Exportverein für das Königreich Sachsen", der in nachahmenswerter Weise für die Interessen der Exportindustrie eintritt, hat sich neuerdings zur Aufgabe gemacht, Südafrika für den deutschen Ausfuhrhandel zu erschließen. Zu diesem Zwecke hatte er bereits im vorigen Jahre einen bewährten Reisenden zur Erforschung der Bedürfnisse und der Größe des Absatzgebietes entsandt und will denselben jetzt wieder hinausschicken, da sich die angeknüpften Handelsbeziehungen als lohnend und ausdehn bar erwiesen haben. Frankreich. *Jn einer vor seinen Wählern gehaltenen Rede betonte der französische Finanzminister Poincare die Notwendigkeit, jede unbesonnene Finanzreform zu vermeiden. Der Minister teilte mit, die Regierung werde der Kammer Steuergesetzentwürfe vorlegen, durch die das Kapital und das Einkommen unmittelbarer getroffen, die Erbschaftssteuer verbessert und die klein enSteuerzahler entlastet wer den sollen. * Dieser Tage wurden an der belgischen Grenze 100 Stück eines Schriftchens be schlagnahmt, das unter dem Titel „Leben Carnots" eine Verherrlichung des An archismus enthält. Keimgefunöen. 8) (Fortsetzung.) Dorbleu hatte mit zusammengekniffenen Lippen finster dabei gestanden und der Damen besonders aber Lieschens wegen stillschweigend alles geschehen lassen, obwohl er durchaus nicht einverstanden war mit Arnsteins stürmischem Vorgehen. Bei Auguste hatte das ruchlose Ge baren der französischen Soldaten eine mächtige Wandlung hervorgebracht; es war ihr auf einmal, als sei sie von einem Banne befreit, der sie so lange in seinem Zauberkreise festgehalten. Johanna aber blickte leuchtenden Auges nach dem geliebten Manne, und wie Frühlings ahnen durchzog es ihren Busen, meinte sie doch, seine edle und kühne That werde ihn in ihrer Mitwirkung wieder in die Arme seines Volkes führen und auch ihnen beiden daraus das reichste Glück erblühen. L Es war bereits spät am Abend und im Wohnzimmer des unfern vom Herrenschloß ge legenen Forsthauses lag mit eingefallenem Gesicht die Frau des Forstmeisters Johann Stoiber tot krank im Bett. Wie hatte sie doch in den rauhen Wintcrtagen auf den sonnigen Frühling gehofft, meinend, derselbe werde ihr die Gesundheit wieder bringen, und nun, nachdem er erschienen, wurde es immer schlimmer mit ihr. Es war keine ausgesprochene Krankheit, an der sie litt, sondern nur ein allmähliches Verlöschen. Den - England. * Ein am Sonntag abgehaltener Volks-! Meeting im Hydepark (London), woran sich etwa 100 000 Personen beteiligten, faßte ein stimmig den Beschluß, daß das Oberhaus ab geschafft werden müsse. Belgien. *Dem Vernehmen nach werden die inter nationalen Komitees der griechischen Staatsgläubiger in den ersten Tagen des künftigen Monats zu einer Konferenz in Brüssel zusammentreten. Schweiz. *Der 450. Gedenktag des Helden kampfes bei St. Jakob wurde in Basel durch Gottesdienst und großartigen Festzug ge feiert. 104 Vereine mit kostümierten Gruppen zogen nach dem Schlachtfeld, wo ein Volksfest gefeiert wurde. (Die Schlacht fand gegen eine 40 000 Mann starke französische Söldnerbande, Armagnaken, statt.) Schweden-Norwegen. * DieKr o np ri n z e ssin von S ch wed e n wird sich, da ihr die Aerzte eine Reise nach einem südlicheren Klima empfahlen, nach der Insel Mainau begeben und voraussichtlich am 15. September daselbst eintreffen. Italien. * Unter allem Vorbehalt gibt das ,B. T/ das aus Nom kommende Gerücht wieder, Crispi soll eine vertraute Persönlichkeit beauftragt haben, beim Papst dahin zu wirken, daß er der Ver mählung des italienischen Kron prinzen mit einer österreichischen Erzherzogin seine Zustimmung gebe. Crispi wolle dem Papst weitgehendste Zugeständnisse machen. Wie die ,Pol. Korr/ aus Rom von gut unterrichteter Seite erfährt, entbehrt das weitere Gerücht von der Errichtung eines Vizekönigtums Sizilien und der Ernennung des Prinzen von Neapel zum Vizekönig jeder Begründung. *Zu dem Attentat auf Crispi ist nach einer der Mol. Korr/ aus Rom zugehenden Meldung durch die bisherigen Ergebnisse der in der Affäre Lega eingeleiteten Untersuchung fest gestellt, daß das Attentat durch ein Komplott vorbereitet wurde, an dem sich Personen auS der Romagna, aus Cesena und Bologna be teiligten. Es finden in dieser Angelegenheit noch immer neue Verhaftungen und Haussuchungen statt, bei denen kompromittierende Schriftstücke beschlagnahmt werden. * Einiges Aufsehen erregt es, daß der Oberstleutnant Berlet in Rom seine Entlassung eingereicht und dies damit be gründet hat, „er habe kein Zutrauen zu den monarchischen Einrichtungen." * Wegen Verrats militärisch er Ge heimnisse wurden in Brescia fünf Arbeiter des dortigen Arsenals verhaftet. Sie werden beschuldigt, einige Teile des neuen italienischen Militärgewehrs „Modell 1891" entwendet zu haben. Ruhland. *Ueber das Befinden des Zaren wird gemeldet, daß er geistig übermüdet und nervenüberreizt sei; die Niere sei etwas affiziert. Ein sechswöchiger ungestörter Landaufenthalt unter Aufsicht des Professors Sacharja werde die Uebelstände beseitigen. * In den Besprechungen der russischen Blätter über Zankows Verhalten macht sich eine Verstimmung gegen ihn bemerkbar. Selbst der ,Swett fragt: „Hat Zankow nicht allzu sehr mit der Anerkennung des Fürsten Ferdi nand geeilt?" DieMetcrsb. Wed/ meinen: „Zankow begann, wie Klement, mit der An erkennung des Fürsten, aber die Lage dieser beiden ist doch sehr verschieden. Zankows be sondere Beziehungen zur russischen Diplomatie und Staatsrentei (er erhielt eine Pension) müßten ihn abhalten, einen Fürsten anzuerkcnnen, den Rußland nicht anerkennt. Nach Bulgarien kann er jetzt nicht gehen; wie wird es aber, wenn er nach der erfolglosen Anerkennung des Fürsten nach Rußland zurückkehrt?" Asien. * Vom ostasiatischcnKriegss chau platze wird den Londoner ,Times' gemeldet: ganzen Tag über hatte sie sich so frei und leicht gefühlt, als trüge sie Engelsschwingen; und als die Sonne scheiden ging, war es ihr gewesen, als müsse sie empor fliegen zum blauen Himmels zelt. Sie hatte diese Botschaft verstanden und erkannt, daß sie die Nacht nicht überleben werde. Vor ungefähr einer Stunde war sie ein geschlummert und lag nun, kauni hörbar atmend, still und ruhig da. Wie ein letzter Traum des Glückes huschte ein leises Lächeln über ihre bleichen Lippen. Als der schöne Greis mit dem schneeweißen Haar und Batt, der mit gefalteten Händen an ihrem Bett saß, dies sah, hätte er laut auf schreien mögen vor Jammer und Schmerz. Vierzig Jahre war er mit ihr verheiratet und in Freud und Leid hatten sie treu zusammen aus gehalten und nun sollte sie ihn auf immer ver lassen. Bei diesem Gedanken flossen seine Thränen immer aufs neue. Er war still auf die Kniee gesunken, sein Gesicht in den Bett polstern vergrabend. Plötzlich legte sich ein Arm weich und lind um seinen Hals. Als er er schrocken auffuhr, sah er seine Frau halb auf gerichtet voll unnennbarer Zärtlichkeit auf ihn niederschauen. Ihre Augen leuchteten bereits in überirdischem Glanz. Unbemerkt war sie die Zeugin seines namenlosen Schmerzes gewesen; ihr gegenüber hatte er immer eine sehr frohe, zuversichtliche Miene zur Schau getragen. Er war nun ganz bestürzt darüber, daß sie sein Weinen gesehen. Mild lächelnd begann sie tröstend: „Erschrick nicht, Johann, weiß ich doch längst, daß es ans Scheiden geht, ich fühle aber General Jeh mit 4000 Mann vereinigte sich mit der chinesischen Hauptmacht bei Piöng-Aang, der Rest der chinesischen Streitmacht unter General Nieh soll in Kürze eintreffen. Der Rückzug von Asan wurde sehr gut ausgeführt; die Truppen marschierten 350 Meilen durch schwieriges Terrain und durchbrachen, obwohl auf der ganzen Strecke beunruhigt, schließlich die Aufstellung der Japa ner bei Tschnngyu. *Die Japaner in China scheinen jetzt für vogelfrei betrachtet zu werden. Nach einer Drahtmeldung der,Times' aus Jokohama wurden auf Formosa fünfzig mit Verfertigung von Kampfer beschäftigte Japaner ermordet. Kein Wunder, daß das geschieht, nachdem der Gouverneur von For mosa Preise auf Köpfe der Japaner ausgesetzt hat. Von Unh und Fern. Cholera. In Ostpreußen sind 13 neue Fälle von Cholera zur amtlichen Anzeige gelangt, und zwar aus der Ortschaft Wilken bei Jo hannisburg 2 Erkrankungen und 1 Todesfall, aus der Stadt Osterode 4 Erkrankungen und 1 Todesfall, aus der Ortschaft Düngen (Kreis Osterode) 1 Erkrankung (betrifft 1 Flößer des Drewenz-Sees) und aus Agilla (Kreis Labiau) 1 Todesfall und 4 Erkrankungen. Der Todes fall betrifft einen Flößer, die 4 Erkrankungen Familienmitglieder. In Königsberg ist es bis jetzt bei den zwei gemeldeten Fällen geblieben. Unter dem Verdachte der Brand stiftung wurden zwei Bürger der Stadt Joachimsthal in das Gerichtsgefängnis in Ebers walde eingeliefert. Der eine der Verhafteten ist der Stadtverordnete Rücker, von Beruf Acker bürger und Holzhändler, der andere ist der Töpfer Schleyer. Rücker soll den Schleyer durch ein Trinkgeld von 20 Mk. bestimmt haben, auf seinem (Rückers) Grundstück Feuer anzu legen, vermutlich in der Absicht, sich für den an gerichteten Schaden die Versicherungssumme aus zahlen zu lassen. Am Sonntag hat sich Rücker in seiner Gefängniszelle mittels eines Hand tuches erhängt. Eine eifersüchtige Plätterin in Dresden schleuderte auf der Straße ihrem früheren Ge liebten, einem Hausdiener, ein Glas mit Schwefel säure ins Gesicht. Der Mann ist sofort er blindet. Um die That sicher ausführen zu können, hatte sich das Mädchen in Männerkleider gesteckt. Eine Schmugglerbande wurde nach Mel dungen aus Soldan beim Flusse Preszna von Grenzsoldaten abgefaßt; da sie flohen, so machte ein Soldat von der Schußwaffe Ge brauch und tötete einen von der Bande durch einen Schuß in den Kopf. Gattenmord. In dem Vorort Kalk bei Köln a. R. meldete ein Lumpenhändler den plötzlichen Tod seiner Frau an. Die Behörde schöpfte Verdacht und ordnete die Obduktion der Leiche an, wobei sich herausstellte, daß der Ehe mann im Streite seine Frau erwürgt hatte. Die Ermordete hinterläßt fünf Kinder. Der Mörder wurde verhaftet. Ein Schieferdeckermeister stürzte am Dienstag mit seinem Gesellen vom Dache der Kirche in Reifferscheid herab. Der Meister war sofort tot, während der Geselle andern Tags ge storben ist. Attentat? Vor der Wachtstube der Feuer wehr im Kaufhause zu Mannheim ist eine metallene, mit Pulver und Pech gefüllte Röhre mit heftigem Knall explodiert. Schaden wurde nicht angerichtet. Man vermutet ein anarchistisches Attentat. Ein eigenartiges Mittel, sich Gäste zu verschaffen, wandte kürzlich ein Gastwirt in Elbing an. Er ließ sich Formulare in der Form von Terminvorladungen drucken und sandte diese verschiedenen ihm bekannten Personen zu. Er hatte dabei aber die Rechnung ohne die Frauen gemacht. Unter den Geladenen waren einige, deren Frauen über die Verführung ihrer Ehe männer sehr ergrimmt waren und unter Ein reichung einer solchen Kneipvorladung Anzeige bei der Polizei erstatteten. Ein gefährlicher Krawall hat nach Privat meldungen aus Memel in dem russischen Nachbar städtchen Crottingen stattgefunden. Graf Tyszkie- auch, daß ich den heutigen Abend nicht über leben werde." „Geh, Leni, und sprich nicht solches Zeug, denn nun geht es ans Gesundwerden, da die Krankheit endlich geschwunden!" „Du hast recht, mit der Krankheit ist's zu Ende, aber auch mit dem Leben, und es gilt den letzten Abschied zu nehmen. — Johann, wir haben ein reiches und glückliches Leben mitein ander verbracht und doch wollte man uns im Anfänge nicht zusammenkommen lassen, denn du warst ein schlichter Forstgehilfe, ich aber die Tochter des angesehenen Stadtrichters in Inns bruck. Sie nannten dich arm, ich wußte jedoch, daß du reicher warst als all die feinen Stadt herren, die man mir zur Ehe angepriesen, trugst du doch einen kostbaren Schatz an Liebe und Güte in deinem Herzen. Ich habe dich damals bereits so ganz erkannt, und hätte nimmermehr von dir gelassen. Am Schützenfeste sahen wir uns das erste Mal. Du warst König geworden und hattest dir als solcher deine Schützenkönigin zu wählen. Ein ganzer Himmel voll Sonnen glanz senkte sich auf mich nieder, als du mir die kleine Krone auf dem Haupte befestigtest. Von dem Augenblick an war es mir, als sei die ganze Welt in leuchtenden Rosenschein getaucht. Dann kam die Stunde, wo wir droben auf der kleinen Waldwiese beim Alpenglühen uns zum ersten Male fest umschlungen hielten: ich meinte damals, das Leben könne keine schönere Stunde mehr bieten. Und doch kam mir nach langen Jahren unserer Ehe die heiligste und glücklichste von allen, als mir mein Kind zum ersten Male am Herzen ruhte und ich in trunkener Mutterlust in wicz hatte den Bauern 30 Stück Vieh gepfändet, nachts erschienen 100 mit Gewehren und Sensen bewaffnete Bauern vor dem Schloß, um die Herausgabe des Viehes zu erzwingen, und ver suchten das Schloß zu stürmen. Es entstand zwischen ihnen und den gräflichen Beamten, Förstern und Gärtnern eine förmliche Schlacht unter lebhaftem Gewehrfeuer. Ein Forstbeamter und mehrere Bauern wurden schwer verwundet, die Bauern mußten zuletzt fliehen. Eine Wette, welche die Gemüter der Stadt Pillkallen und Umgegend in nicht geringe Aus regung versetzt hatte, kam kürzlich zum Austrage. Eine Dame aus Pillkallen begab sich in den Löwenkäfig einer auf dem Markte aufgestellten Menagerie und wohnte, eine Peitsche in der Hand haltend, im Käfig der ganzen Vorstellung bei. Kapitän Bades Expedition nach Spitz bergen auf dem Lloyddampfer „Stettin" passierte zweimal den 80. Grad nördlicher Breite und er reichte das erste Polarcis. Die Expedition be suchte Spitzbergen im Osten, Westen und Norden. Bei herrlicher Mitternachtssonne machte die Gletscherwelt einen großartigen Eindruck. „Gretchen und Helene" — diesen herzigen Titel trägt ein Buch, das am 23. d. von der Pilsener Staatsanwaltschaft beschlagnahmt wurde. Warum? Weil es eine anarchistische Druckschrift ist, die von Hochverrat, Majestätsbeleidigungen, Neligionsstörungen, Aufreizungen gegen die Staatsgewalt re. wimmelt. Der friedliche Titel war natürlich nur gewählt, um die Behörden in Sorglosigkeit zu wiegen. Wahrscheinlich aus demselben Gründe ist eine Dame als Verfasserin angegeben: Fräulein Mina Kanevi. Zum zweiten Mal. Folgender Fall wird auS Topolya gemeldet: Vor 23 Jahren ver ehelichte sich der O. Moraviczaer Großgrund besitzer Ludwig Ungar, der sich jedoch, da die Ehe keine glückliche gewesen, nach zehnjährige« Zusammenleben von seiner Frau scheiden ließ. Seit der durchgcführten Scheidung sind nunmehr volle dreizehn Jahre verflossen und plötzlich ent brannte in Ungar die Liebe zu seiner ehemaligen Gattin, was dahin führte, daß sich das Paar wieder versöhnte und vor einigen Tagen vor de« Topolyaer Rabbiner zum zweiten Male getraut wurde. Der letzte französische Henker aus der Provinz, Henri Desmorest, ist dieser Tage in Paris im Alter von 83 Jahren gestorben. Desmorest war bis zum 25. November 1870 „Henker von Bordeaux", führte jedoch im ganzen Süden Frankreichs die Hinrichtungen aus. Seit seinem — infolge Crsnneux' Dekret — erfolgten „Rücktritt aus dem aktiven Dienst" lebte er in großer Zurückgezogenheit in Versailles und zu letzt in Paris, wo er sein ehemaliges Handwerk mit äußerster Sorgfalt zu verbergen suchte. Er war Mitglied einer „Akademie der Hygiene gegen Kinderkrankheiten" und hegte überhaupt eine große Neigung zu Kindern. Eisenbahnunglück. Am Sonntag abend um 11 Uhr fuhr der Zug von Ostende im Bahn hofe zu Brügge auf einen anderen Zug auf- Drei Personen wurden leicht verwundet; der Materialschaden ist bedeutend. In Antwerpen verhaftete die Polizei am 25. d. zwei Deutsche mit Namen Philipp Royer und Heinrich Müller aus Limburg au der Lahn, die in ihrer Heimat wegen Betrügerei zu längeren Freiheitsstrafen verurteilt und ent sprungen waren. Sie hielten sich bereits mehrere Wochen in Belgien auf. Der Magen eines Irren. Im Landes- Jrreuhause zu Lancaster wurde an einem In sassen, der dauernd über Magenleiden klagte und dessen Magen sich spitzig anfühlte, die Oeffnung des Magens vorgenommen. Der Befund ergab die unerhörte Thatsache, daß der Magen 142 rostige Nägel, einzelne über zwei Zoll lang, teils spitz, teils verbogen enthielt; außerdem fand man darin verfilztes Haar, ein Stück Teppich, einen Knopf und ein Stück Metalldraht, i« ganzen über 11 Pfund wiegende Gegenstände. Die Operation war überaus mühevoll, da jedes Stück einzeln entfernt werden mußte. Das Be finden des Patienten ist unsicher. holzende fast unglaubliche Duell geschichte wird aus Venedig berichtet: Zwischen seine Hellen Aeuglein schaute. Da wurde mir ganz heilig zu Mute und eine solch überirdische Liebe hielt Einkehr bei mir, daß ich meinte, be reits im Himmelreich zu sein." Die Kranke mußte erschüttert innehalten und es herrschte eine lange Weile tiefe, feierliche Stille, durch nichts unterbrochen als durch das leise Ticken der Wanduhr. Dem Forstmeister war das Herz zum Brechen voll und er ver mochte nicht zu sprechen; er hatte füll die Hand seiner Frau gefaßt, sie mit Thränen und Küssen bedeckend. Endlich fuhr sie fort: „Viel Lust und Leid habe ich an unsere« Kinde erlebt und seine Freude, sowie seinen Schmerz tausendfach mitempfunden. Ich sah ihn emporwachsen zum fröhlichen Knaben, zum statt lichen Jüngling und immer höher schwellten Stolz und Freude über ihn mein Mutterherz. Ich sah aber auch allmählich die Liebe in ihm erblühen zu unserer schönen Herrentochter und sah die gleichen Gefühle auch aus ihren Augen ih« entgegenleuchten. Ich hätte ihn warnen mögen, aber ich vermochte es nicht und meinte, der schöne Jugendtraum werde einst sanft entschwinden, w« er gekommen. Es geschah nicht und als das strenge Verbot unseres Herrn kam, trieb ihn die unglückliche Liebe in den blutigen Krieg hinaus Und nun ist er kaiserlicher Offizier. O, könnt« ich ihn doch ein einziges Mal vor meinem Tom als solchen schauen." Dann kam die Kranke zu sprechen, daß das Herrenfräulein durch den Tod ihrer Eltern fr« und ungebunden sei. „Johann, ich meine, nun könnten die beiden,, da unser Sohn jetzt Offizier, noch glücklich werden!^
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