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Allgemeiner Anzeiger : 25.08.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189408251
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18940825
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1894
-
Monat
1894-08
- Tag 1894-08-25
-
Monat
1894-08
-
Jahr
1894
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 25.08.1894
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Keimgefunöen. H (Fortsetzung.) 5. Es war am frühen Morgen, als Johanna und Auguste in Begleitung eines jungen, schönen französischen Offiziers durch die blühende Land schaft dahin ritten, den nahen Bergen zu, um Lieschen einen Besuch abzustatten. Der Offizier war der Freiherr Erwin von Arnstein, der Tags vorher plötzlich und unerwartet in Meran er schienen. Er war durch den Tod seiner Eltern unabhängiger Gebieter seiner großen, im Norden Deutschlands gelegenen Güter. Als weitläufiger Verwandter des Barons Thurming hatte er ost als Gast auf dem Schlosse der beiden Schwe stern geweilt; zum letzten Male vor ungefähr Jahresfrist. Glühende Schwärmerei für Napo leon hatte ihn dazu bewogen, in die französische Garde einzutreten. Als Johanna den geliebten Mann in der von ihr gehaßten Uniform erblickte, da hätte sie laut aufschreien mögen vor Leid und Jammer. Als er sie gebeten, ihm das trauliche Du von ehemals zu gestatten, hatte sie voll Bitterkeit entgegnet: „Das Du, wie es hier zu Lande gebräuch lich, paßte wohl in den früheren Verhältnissen für uns, würde sich jetzt aber nie und nimmer schicken zwischen einem schlichten deutschen Mäd chen und einem prunkvollen französischen Offizier, der dem Feinde seines eigenen Volkes sein Schwert geweiht!" Arnstein war von ihren Worten ans das schmerzlichste berührt gewesen, hatte er sich das Wiedersehen mit Johanna doch so heiß ersehnt, denn auch er liebte sie über alles. Trotz dieser ernsten Verstimmung hate er sich doch, von Auguste dazu eingeladen, dem Ausfluge Lieschen zuliebe gern und freudig angeschlossen. Wie sie nun so dahin ritten, dauerte es nicht lange, so nahm sie der hohe Dom des Waldes auf und nun ging es in allmählicher Steigung immer bergauf. Bei einer scharfen Biegung fließen sie plötzlich auf einen anderen Reiter. Es war der ihm wohlbekannte französische Hauptmann DoMeu. Derselbe zählte ungefähr fünfunddreißig Jahre und war von mittlerem, aber feinem Wüchse. Sein olivenfarbiges Gesicht hätte für schön gelten können, wäre es nicht so welk und abgelebt gewesen. Aus seinen dunklen Augen leuchteten mitunter Falschheit und Tücke; Damen gegenüber vermochten sie jedoch recht sanft und schmachtend zu blicken, daß es war, als spiegle sich eine ganze Mondscheinlandschaft auS ihnen wieder. Er war ein Muster von Galanterie und wohlerfahren in allen Verführungskünsten. Den beü>en Mädchen war es ziemlich un bequem, daß er sich ihnen anschloß, da ihr Aus flug in erster Reche Lieschen galt. Mit Arnstein war es etwas anderes, da er für diese bereits ein alter Bekannter war. Johanna war gegen Dorbleu von großer Höflichkeit, aber auch ebenso großer Zurückhaltung. Er schien es jedoch nicht zu beachten, und wandte seine ganze Aufmerk samkeit ihrer Schwester zu, die er in ein recht fesselndes Gespräch zu verwickeln wußte, wobei er es nicht an überschwenglichen Galanterien fehlen ließ. Dagegen war die Unterhaltung zwischen Johanna und Arnstein eine ziemlich ein silbige. So ost es unbemerkt geschehen konnte, ruhten seine Blicke auf ihrem lieblichen, von der frischen Morgenluft sanft geröteten Gesicht. Als sie bei einem Bauerngehöft anlangten, stiegen sie ab, um die Pferde einzustellen, da der weitere Weg nicht mehr für Reiter zu benutzen war. Zugleich mit einem Knechte, dem die Tiere übergeben wurden, kam eine ältere Frau mit einem gutmütigen Gesicht freundlich grüßend aus dem Hause. Kaum war es geschehen, so schlang Johanna herzlich den Arm um ihren Hals, indem sie lustig fragte: „Mutter Ernsbach, kennst du denn das Hannchen vom Schloß nicht mehr?" „O du mein, die Freud', die viele Freud'!" rief die alte Frau bewegt; dann fuhr sie zaghaft fort: „Du bist so schön und vornehm geworden, gnädiges Fräulein, daß ich dich wohl nimmer wie früher nennen darf?" „Geh', Mutter Ernsbach, wie kannst du nur so reden, warst du doch stets so gut zu mir! Weißt du noch, wie treu du mich gepflegt, als ich mir einst bei einem Sprunge den Fuß ver staucht und acht Tage hier im Bett zubringen mußte? Lieb und herzlich gleich einer eigenen Mutter warst du da zu mir. Wenn du mir weich und lind die Hand auf die Stirn legtest, da schwand aller Schmerz dahin, und wenn ich in tiefer Nacht erwachte, fiel mein erster Blick in deine treuen Augen! Sei gewiß, ich behalte dich lieb fürs ganze Leben!" Während Dorbleu Mühe hatte, seinen Spott über Johannas Verkehr mit dem Bauernvolke zurückzuhalten, stand, Erwin von Arnstein mit Politische Rundschau. Deutschland. *Der Kaiser hat am Sonntag den neu ernannten serbischen Gesandten Milan Boghitchewitsch in Audienz empfangen und aus dessen Händen ein Schreiben des Königs von Serbien entgegengenommen, durch das der genannte Gesandte in der gedachten Eigenschaft beglaubigt wird. Der Audienz wohnte der stell vertretende Staatssekretär des Auswärtigen Amts Frhr. v. Rotenhan bei. Unmittelbar nach der Audienz wurde der Gesandte auch von der Kaiserin empfangen. *Für die Annexion von Samoa wird jetzt unter den Kolonialfreunden agitiert. Infolge der Anregung der deutschen Kolomalge sellschaft kursiert jetzt unter den Deutschen in Samoa eine Peütion an den Kaiser für eine Annexion oder eine Protektoratserklärung seitens des Deutschen Reiches. *Es war kürzlich gemeldet worden, die von der russischen Regierung beabsichtigte Aufhebung der Halbpässe für Grenz bewohner sei mit der Einschränkung erfolgt, daß derartige Pässe fortan nur dreimal im Jahre mit je achttägiger Dauer verabfolgt werden. Wie die ,Nordd. Allgem. Ztg.' nach eingezogenen Er kundigungen erfährt, ist jedoch von den bisher bestehenden Bestimmungen über die Halbpässe nichts geändert worden. Vielmehr werden einer Person, gegen die sonst nichts vorliegt, nach wie vor Halbpässe ausgestellt, so ost sie es wünscht. Den Inhabern von Halbpässen ist es gestattet, während deren Gültigkeitsdauer beliebig oft die Grenze zu passieren. *Die ,N. A. Z.' veröffentlicht an leitender Stelle eine Zuschrift, in der dargelegt wird, daß das Versammlungs- und das Wahl recht die Sozialdemokratie groß gemacht habe und die Fordernng erhoben wird, alle Nichtwahl- bercchtigten von Versammlungen auszuschließen und nur „wirtschaftlich Selbständigen", die das 25. Lebensjahr erreicht haben, das Wahlrecht zu verleihen. Durch „Ausschluß bisheriger Wähler in nicht ganz geringem Umfange" soll das „Wahlrechtsbewußtsein gereinigt" werden. * Die Kommission zur Vorberatung der Maßregeln gegen die Cholera hat in ihrer diesjährigen zweiten Konferenz nur etwa sechs Stunden auf die Erledigung der ihr ge stellten Aufgabe verwendet. Der Oberpräsident der Provinz Ostpreußen Graf Stolberg-Wernige rode schöpfte aus seinen eigenen Anschauungen und Erfahrungen in der von ihm geleiteten Provinz und brachte reichhaltiges Material zur Klärung der Sachlage bei. Man war allgemein der Ansicht, daß mit Besonnenheit und Ernst die Sache weiter zu verfolgen sei und bei Anwendung der erforderlichen Vorkehrungen die drohende Gefahr beiseite zu schaffen sein werde. *Den Handels- und Gewerbekammern ist der Gesetzentwurf bett, die Erweiterung des Unfallversicherungs-Gesetzes zur gutachtlichen Stellungnahme vorgelegt worden. * Ueber das neue Reichstagsgebäude wird dem,Reichsboten' von sachverständiger Seite mitgeteilt, es werde ganz unmöglich sein, das Gebäude schon im Oktober oder November dem öffentlichen Gebrauch zu übergeben. Die Male reien seien zum Teil noch so weit zurück, daß man zufrieden werde sein müssen, wenn das Gebäude im kommenden Sommer in allen seinen Teilen gebraucht werden könne. *Jn dieser Woche findet die Konferenz der p r euß i s ch e n Bis ch ö fe inFulda statt. Die Konferenz begann unter dem Vorsitze des Erzbischofs von Köln am 21. August und nimmt voraussichtlich zwei Tage in Anspruch. Oesterreich-Ungarn. * Prinz Arsen Karageorgiewitschwar dieser Tage in Budapest. Die Polizei, die mit ihm noch ein Hühnchen zu pflücken hat, war auf seiner Spur, aber er entkam. Der Prätendent soll auch in Belgrad gewesen sein! Bestätigt sich das, so ist weder die ungarische noch dieserbische Polizei auf dem Posten gewesen. Frankreich. *Das,Journal' veröffentlicht neue Einzel heiten über das Komplott gegenDupuy. Ein fremder Anarchist soll sich in voriger Woche mit einem Reisekoffer, in dessen doppeltem Boden Explosionsstoffe verborgen waren, nach Vernet begeben haben, um dort die Wohnung Dupuys in die Luft zu sprengen. England. *Die englische Regierung beschlag nahmte in Glasgow das ausgerüstete Schiff „Islam", das vermutlich nach China oder Japan gesandt werden sollte. Italien. * Der P ap st erfreut sichguterGesund- heit, wie ein Telegramm vom Sonntag meldet, und empfing anläßlich des Festtages deS heiligen Joachim 16 Kardinäle und mehrere Bischöfe und Prälaten. Der Papst unterhielt sich längere Zeit mit verschiedenen Persönlichkeiten und sprach unter anderem von der günstigen Aufnahme der letzten Encyklika im Orient, von der Reform des litur gischen Gesanges und der Reform des Prediger wesens. Rußland. * Ueber die Deportation nach Sibirien hat der Schriftsteller Jadrintsew interessante Zahlenangaben veröffentlicht: Von 1807 bis 1881 wurden 624 000 Personen nach Sibirien verschickt, wovon 100 000 freiwillig den Gefangenen folgten. Die Ausweisung hat ständig zugenommen. Von 1807 bis 1811 verschickte man 10175, 1857—61 36 831, dagegen 1877 bis 1881 86 336 Personen. Etwa 230 000 der hier in den Jahren von 1867—81 verschickten Personen wurden auf „administrativem" Wege zur Deportation verurteilt, d. h. auf Verfügung der Regierung oder des Gouvernements ohne voransgehende gerichtliche Verhandlung. Balkanstaaten. * In ganz Bulgarien fanden die Wahlen der Departementsräte ohne Zwischen fall statt; nur in Silistria und Trn kam es zu vorübergehenden geringen Ruhestörungen. Die bis jetzt bekannten Wahlresultate sind regie rungsfreundlich; die Listen des Klubs der Nationalliberalen drang überall durch. Der Wahlsieg wurde in vielen Gegenden von der Bevölkerung gefeiert. * Stam bulow hat an den Fürsten eine Beschwerde darüber gerichtet, daß sein Haus von 10 Uhr abends bis zum frühen Morgen von jedem Verkehr abgesperrt sei. Die vor seinem Hause postierten Gendarmen lassen wäh rend dieser Zeit niemand hinaus oder hinein. Die Polizei begründet diese Maßregel mit der Notwendigkeit des persönlichen Schutzes Stam- bulows. Amerika. *Jm nordamerikanischen Senate erklärte Sherman, daß sich im Tarifgesetz 50 bis 100 sch were Versehen befänden. Wenn das auf Zollfreiheit des zu gewerblichen Zwecken benutzten Alkohols bezügliche Versehen nicht richtig gestellt würde, so würde der Regierung eine jährliche Einnahme von 20 bis 30 Mill. Dollar entgehen. Der Senat nahm sodann eine Resolution an, wonach er die Annahme weiterer Gesetze über streitige Fragen in der gegenwärti gen Session für unmöglich und für angebracht hält, sich sobald als möglich zu vertagen. Die „Fehler" behalten also einstweilen Gesetzeskraft. * Bei den Wirren in Brasilien, die noch immer, namentlich in der unruhigen Provinz Mo Grande do Sul fortdauern, haben besonders die dort ansässigen Deutschen schwer zu leiden. Ein Beispiel davon gibt nach der,Köln. Ztg.' die schöne, blühende und wohlhabende deutsche KolonieTeutonia, die ungefähr 2500 Be wohner umfaßte.^ Eines Tages brachen Regie rungstruppen herein und zwangen die Leute, mitzugehen. Ms nun diese Truppe sich in landes üblicher Weise zurückzog, kam die andere Partei und nahm Rache dafür, daß die unglücklichen Teutonen, wenn auch Wider Willen, gegen sie gekämpft hatten. Nun wurden sie gezwungen, mit diesen zu gehen, und dieses Spiel wieder holte sich so lange, bis Teutonia verarmt und zu Grunde gerichtet war. Asien. *Der Krieg zwischen Japan und China fängt bereits an zu versumpfen. Die Mitteilung des,Standard', daß Rußland Truppen nach Korea schicke und auch in der koreanischen Frage ein Spezialabkommen mit Frankreich ge troffen habe, ist, wie offiziös aus Petersburg gemeldet wird, unrichtig. Die russische Regie rung fährt nur fort, im Verein mit den anderen europäischen Mächten für baldige Wiederher stellung des Friedens zu wirken. Als Beweis dafür, daß man in Rußland keine Verschärfung der koreanischen Frage erwartet, wird der Um stand angesehen, daß der Direktor des asiatischen Departements, Graf Kapnist, dieser Tage einen mehrwöchigen Urlaub antritt. *Ein Londoner Blatt will wissen, daß in dem Gefecht bei Man eine Anzahl Koreaner auf Befehl ihres Königs auf Seiten der Ja paner fochten. Die Koreaner sollen sich während des Gefechtes gut benommen haben. Das Blatt schließt daraus, daß die Koreaner für ihre Unabhängigkeit gegen China, das Korea annektieren will, fochten. — Die Mel dung ist mit Vorsicht aufzunehmen. Ganz un glaublich ist es jedoch nicht, daß der König von Korea sich jetzt freundlicher zu den Japanem stellt. Uon Uah und Fern. Verluste der Berliner Bauhandwerker. 5 080 556 Mk. betragen, wie eine Lokalkorrespon denz angibt, die Verluste der Bauhandwerker Berlins nach den bis jetzt eingelaufenen Anmel dungen bei dem Vorsitzenden des Bundes für Bodenbefitzreform, Heinrich Freese. Und zwar ist dies das Ergebnis von 218 Anmeldungen, vom 22. Juni bis 18. August d. Da aber etwa 3000 Bauhandwerker und Lieferanten in Berlin existieren, so dürsten die Verluste im Bauhand werk ganz gewaltige sein; zweifellos haben viele Handwerker, um ihren Kredit nicht zu schädigen, die Anmeldung ihrer Verluste unterlassen. Zur Choleragefahr. Der Staatskom missar in Danzig meldet: Cholera ist bakteriolo gisch festgestellt bei einer verstorbeuen Frau in Weichselmünde und bei einem Posthilfsboten in Garnsee (Kreis Marienwerder). — Auch in Königsberg i. Pr. ist ein Cholerafall vorgekom men. Bei einem Kutscher Seidler, der am 15. d. vormittags unter verdächtigen Erscheinungen er krankt und am Abend desselben Tages verstorben war, ist asiatische Cholera bakteriologisch festge stellt worden. Die Ruhr tritt im Kreise Lyck an verschie denen Orten epidemisch auf. In Prostten sind 37 Erkrankungen und 3 Todesfälle vorgekommen. Auch in Lyck selbst sind einige leichte Fälle zu verzeichnen gewesen. Zur Erhaltung der Rebhühnervölker auf ihren Jagdterrains haben die Weidmänner des Jülicherlandes (Rheinpreußen) folgendes probate Mittel gefunden: Jeder ländliche Arbeiter, der auf dem Felde und auf der Wiese ein Rebhühnernest findet und es sorgsam be hütet, erhält für jedes Ei, sobald das Küchlein ausgeschlüpft ist, eine Prämie von 15 Pf. Wenn aber derselbe beim Mähen ein Nest abschneidet und die Eier dem Jagdbesttzer bringt, so erhält er pro Ei 10 Pf., die Eier werden dann den Haushühnern untergelegt und die ausgebrüteten Küchlein später in das Feld gebracht. Auf diese Weise wurden auf einer einzigen Jagd parzelle im Laufe des Jahres nicht weniger als 348 Rebhühner gerettet. Unheilvolle Nachrichten werden aus Lippstadt gemeldet: Innerhalb acht Tagen hat es nicht weniger als fünf Brände gegeben; an den Bürgermeister und andere Personen sind Drohbriefe geschrieben worden, laut welchen man mit Brennen und Sengen nicht aufhören werde, bis die halbe Stadt in Asche läge. Drei Brände haben ein großes Schadenfeuer verursacht. Ferner sind auf den Kanaldämmen 100 Obstbäume ab gehauen, neun Pferden auf der Weide die Schwänze abgeschnitten, einem Fabrikanten die Treibriemen an zwei Maschinen durchschnitten, große Spiegelscheiben eingeschlagen worden und noch manche andere Schandthat geschehen. Sechs Geheimpolizisten sind in Lippstadt anwesend, haben aber noch nichts entdeckt. In der Stadt herrscht große Erregung. Eine umfangreiche Diebesbande, be stehend aus Bahnrangierern, ist jetzt von der Kriminalpolizei in Braunschweig ermittelt und : verhaftet worden. Seit Jahren wurden die Güter- k sendungen, die auf dem dorügen Ostbahnhofe k durchkamen, in frechster Weise geplündert, ohne l daß es gelingen wollte, die Thäter zu ermitteln, k Alle Klagen der Bewohnerschaft über diesen ( Uebelstand waren vergeblich. Oft wurde, wo es s sich um bedeutende Stücksendungen handelte, ein r Irrtum des Versenders oder Empfängers an- l genommen, in vielen Fällen aber, wo das Ab- Z Handenkomnien auf der Bahn nachgewiesen werden ( konnte, mußte letztere Entschädigung, einmal für einen Posten Buckskin 150 Mk., leisten. Infolge eines in jüngster Zeit wieder vorgekommene« Diebstahls stellte die Polizei Ermittelungen an, j die zur Entdeckung der Thäter führten. Warnung. Am Kreuzwege der Birken- ! felder und Heßberger Chaussee ist folgende Warnungstafel aufgestellt: „Es wird jeder Obst- fresser bei 10 Mk. Strafe gewarnt. Birkenfeld, r Ortsvorstand." Explodierende Kirschen. Am Montag ! mittag explodierte auf dem Marktplatze z« Sttiegau ein mit sauren Kirschen gefülltes Stück- ; faß, das mit der Bahn aus Lissa gekommen und kurz vorher spediert worden war. Aus de« Kirschen scheinen sich starke Gährungsgase ent wickelt zu haben, die den Fatzboden mit laute«! , Knall querdurch entzwei sprengten und nebst einem Teil des Faßinhaltes umherschleuderten, glücklicherweise ohne größeren Schaden anzu richten. Fischsterben nach Gewitter. Der etwa neun Morgen große Mühlteich von Mosigkau im Dessauischen nahm nach einem heftigen Ge witter eine milchweiße Farbe an. Es dauerte wenige Minuten, so kamen sämtliche Fische an die Oberfläche, senkrecht stehend und nach Lust schnappend; sie sanken indessen bald wieder i« die Tiefe, um nach wenigen Minuten tot, nstt . geschwollenem Körper, wieder an die Oberfläche zu kommen. Der Wasserspiegel war mit Fisch' lcicheu bedeckt. Nur die Fische starben, die sonstigen Teichbewohner, wie Frösche, Käfer, Wasserhühner rc. blieben verschont; auch die , Pflanzen im Wasser litten in keiner Weist , Fische, die später aus einem in den Teich i einmündenden Bach hinüberschwammen, starben nicht ab. Auch ein Schwabenstreich. Der Bürger > meisterdeswürttembergischenStädtchens Dettingen - blieb mit drei zu seinem Stammtisch gehörende« Bürgern des genannten Städtchens über die? Polizeistunde hinaus im Wirtshaus sitzen. Als gewissenhafter Beamter verurteilte er alle viel, auch sich selbst, zu einer Geldstrafe von je ein« ! Mark wegen Ueberttetung der Polizeiverordnung' Bald erfaßte ihn aber Reue. Er gab jede«! seine Mark zurück und vernichtete die Straf verfügung, was ihm jedoch schlecht gelohnt wurde, denn das Landgericht, das von dem Be gehen des Bürgermeisters Kenntnis erhielt, klagte ihn wegen Beseitigung von Urkunden an Ulst verurteilte den biederen Bürgermeister kürzlich st eineni Monat Gefängnis. So berichtet wemg- stens der ,Lokal-Anz.' Ein verwegenes Gaunerstückchen. N einem Koupee 2. Klasse des KurierzugeS, der kürzlich nachts von Budapest uach Wien abging, saßen zwei Reisende, die sich über das Thema „Geld" unterhielten. Der eine der beiden Herre« verriet, daß er mehrere Tausender bei sich trage, worauf der zweite bemerkte, noch niemals ist Leben eine solche Note gesehen zu haben. Ver trauensvoll zog nun der Tausend-GuldenmaMl seine Brieftasche heraus und reichte eine« Tausender seinem Gegenüber, der nun aufstand, ans Fenster trat und so that, als ob er hü Note beim Licht genau besehen wollte. Plötzlich öffnete er die Koupeethür und lief auf den schmalen Gang des Waggons hinaus, ohne da« der andere sich rührte, da er das ganze füll einen Scherz hielt. Da öffnete aber jener die Gangrhür, schwang sich blitzschnell die Treppt hinab und war im Dunkel der Nacht ver schwunden. Der so unvermutet seines Tausenders entledigte Passagier zog sofort die Notleine u«d in der Station Totis machte der Zug Halt, m« er volle acht Minuten stehen blieb, da man alles. genau durchforschte — aber vergebens. MV dann setzte sich der Kurierzug wieder in Be leuchtenden Augen ernst beiseite; unter seiner französischen Uniform schlug noch immer eM deutsches Herz. Nach kurzer Rast wanderten sie wieder weiter, und bald ging es, da sie den richtige«, bequemeren Weg verfehlt, auf schwindlige« Felsenpfaden aufwärts, so daß die beide« Begleiter der Damen diesen öfter ihre anbieten mußten. Dorbleu, der ein geübter Bergsteiger war, schritt mit Auguste voraus «ist suchte durch Scherz und gute Laune ihr st- Unannehmlichkeiten des Weges weniger fühlst« zu machen. Erwin von Arnstein folgte ««. Johanna hinterdrein und bei ihnen ging es me« kleinlaut und befangen zu. Mitunter geriet «« losen Stellen ihr Fuß ins Rutschen, und er mußte, um sie vor dem Stürzen zu bewahre«, sie fest umfangen. Wenn sie für Augenblicke« seinen Armen ruhte, durchflog ein leises MA ihren Körper und ihm ging es gleichfalls st Endlich gelaugten sie zu eineni schmalen Fels^ grat, zu dessen beiden Seiten es steil in w«, gründliche Tiefe ging. Aus der Not en« Tugend machend, schloß Auguste auf Dorbleu Aufforderung hin die Augen und ließ sich duldig von ihm hinüber tragen. Als es st' schehen, schritten sie auf dem nun besseren WcS leicht und sicher weiter und bald waren sie st Nachfolgenden aus den Augen entschwunst". Nun langten auch diese an der gefährlich^ Stelle an. Schnell wollte Johanna darüst t schreiten, doch kaum hatte sie den Fuß dar« gesetzt, so hielt sie zagend inne, indem sie mütig sprach: . . , „Durch das verweichlichende Leben m
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