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Allgemeiner Anzeiger : 15.08.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189408150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18940815
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18940815
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-08
- Tag 1894-08-15
-
Monat
1894-08
-
Jahr
1894
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 15.08.1894
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achtend: Jgnotus." Tatsächlich fanden sich die im Bries erwähnten, auf den Namen Teresa Moldano lautenden 17 Pfandscheine als Anlage des Schreibens. Massenvergiftung von Kindern. Dieser Tage entstand eine wahre Panik im Stadt viertel del Portillo zu Saragossa. Es hieß nämlich, die asiatische Cholera sei dort ausge brochen und habe bereits zahlreiche Opfer ge fordert. Der wirkliche Thatbestand war folgender: Etwa 20 Kinder, Knaben und Mädchen, denen ein Unbekannter auf der Straße überzuckerte Samenkörnchen ausgeteilt hatte, unter der Aus sage, es seien Aniskörner, waren, kurz nachdem sie von den Körnern gegessen hatten, unter choleraähnlichen Erscheinungen erkrankt. Die herbeigerufenen Aerzte erkannten bald die Ursache der Krankheit: es handelte sich um eine förmliche Vergiftung der Kinder; die Körner waren Bilsen krautkörner gewesen. Vermittels kräftiger Brech mittel gelang es, sämtliche vergifteten Kinder zu retten. Die Polizei fahndet eifrig nach dem Verbrecher. Menschenfresser. Im Ubangibecken, um dessen Besitz Frankreich und der Congostaat sich in den Haaren liegen, wohnen urwilde Stämme, die durchweg der Menschenfresserei huldigen. Belgische und französische am Ubangi stehende Offiziere haben schon oftmals Schauerliches hierüber berichtet, und es dürfte noch lange Zeit vergehen, ehe hierin Besserung zu erhoffen. Jetzt Ichildert Kapitän Dunod am Ubangi Selbst erlebtes. Tierfleisch ist verachtet, nur mit Salz und Pfeffer gewürztes Menschenfleisch gilt als würdige Nahrung und Hochgenuß. Die Be wohner fressen die wohlgenährten Sklaven auf, und die schwächlichen Sklaven werden gemästet, um für das Verspeisen vorbereitet zu werden. Den Weibern liegt es ob, die Opfer zu ent haupten und die gesuchtesten Teile, Kopf und Eingeweide, zuzubereiten. Der „Naturalismus" hat nunmehr auch m die Kirche Eingang gefunden. Natürlich macht damit Amerika den Anfang. In einer Kirche von Cincinnati hielt einer der Prediger die Sommerpredigt. Rings an den Wänden der Kirche waren Vogelkäfige angebracht, jedoch schwarz verhangen, so daß niemand wußte, was unter den schwarzen Tüchern verborgen sei. Als der Prediger nun zu der Stelle kam: „Die Vögel erfüllen mit ihrem Gezwischer die Welt und lobsingen dem Herrn", fielen wie auf einem Schlag die Hüllen und in demselben Augenblicke erfüllte der Sang und das Gezwischer der Vögel den Kirchenraum! Ein eigenartiger Diebstahl ist in Louis- wlle (Kentucky) ausgeführt worden, ein Dieb- nahl, mit dessen Beute eine ganze Eisenbahn längere Zeit in Betrieb gehalten werden konnte. Es war nämlich das Maschinenhaus der,,High land Bahn", einer elektrischen Linie, die den .Verkehr nach den Silberhügeln vermittelt, vom Blitz getroffen und die Dynamomaschinen brannten Ms. Die andere im Orte befindliche Straßen bahngesellschaft und die Kentucky und Indiana Brückengesellschaft, die beide ihre Linien mit Elektrizität betreiben, weigerten sich, der vom Brande betroffenen Bahn den notwendigen elektrischen Strom zu liefern. Da ließ der Ver walter der Highland Bahn heimlich eine Draht verbindung Herstellen und betrieb seine Bahn lustig mit gestohlener Elektrizität. Erst nach längerer Zeit kam man dem Streich auf die Spur und jetzt erwartet man ein gerichtliches Nachspiel, wenn die Betreffenden es nicht vor ziehen sollten, sich gütlich zu einigen. Summarische Hinrichtungen in Brasi lien. Der brasilianische Ex-Abgeordnete Dr. Seabra, der, da er in die brasilianische Revo lution verwickelt war, nach Uruguay entfliehen wußte, hat in dem in Madrid erscheinenden Blatt ,El Siglo' unter einem heftigen Protest gegen we brasilianische Regierung eine Liste der in Desterro auf Befehl des Marschalls Floriano Peixoto ohne jegliches Prozeßverfahren füsilierten Revolutionäre, veröffentlicht. In dieser Liste, die 35 Namen von Offizieren des Heeres und der Marine, von Richtern rc. umfaßt, fallen be- wnders auf, die Namen des Schiffskapitäns D. Lorena und des Marschalls Lobo d'Eca, Varon v. Batowy, die nacheinander Chefs der provisorischen revolutionären Regierung waren. Eine von den Hingerichteten Personen, der Polizei chef von Desterro, Don Veira Catdas, wurde schrecklich verstümmelt. Man schnitt ihm die Zunge und die Hände ab, und nach der Hin richtung wurde seine Leiche in einen Sack genäht und ins Meer geworfen. Dr. Seabra versichert, daß eine Anzahl Personen, die im Staate Para- nama ihre Sympathien für die Aufständischen kundgegeben hatten, von den Felsen, die den Schienenweg von Paranagua nach Curitiba ein säumen, in die Tiefe gestürzt worden seien. Das Blatt ,O Paiz' in Rio de Janeiro veröffentlicht seinerseits eine Liste von Parteigängern Peixotos, die von den aufständischen Truppen Somercindo Saraivas, der wahre Greuelthaten begangen haben soll, füsiliert oder abgeschlachtet worden seien. Gerichts Halle. München. Die ,M. Ncust. Nachr.' bringen folgende originelle Gerichtsverhandlung: Sperr angelweit springt die Thür des Sitzungssaales aus und herein tritt eine gewichtige Persönlich keit: der etwa 130 Kilo schwere Musikmeister A. von hier. Er schiebt die Akten eines Anwaltes vom Tische weg, legt seinen Hut an deren Stelle und beginnt eine Brille mit massiver Gold einfassung energisch zu säubern. Nachdem dieses wichtige Geschäft beendet ist, wird die Brille auf die Nase gesetzt und mit einem langen Blick die Umgebung gemustert. Dann erst kommt mit tiefster Stimme ein „Grüaß Gott beianand" unter dem borstenartigen Schnauzbart hervor. Der Richter sowohl als die Herren Beisitzer be ttachten mit Erstaunen den vor ihnen stehenden Koloß, der in die Hintere Rocktasche greift und mit der Grazie eines vorsintflutlichen Ungetüms eine Schnupftabaksdose herauszieht und den Herren hinhält mit den Worten: „A Priserl g'sällig?" Der Richter schüttelte den Kopf, der Staatsanwalt kann nur mühsam ein Lächeln ver beißen, der Sekretär dagegen blickt ehrfurchtsvoll auf das hohe Kollegium und entschließt sich dann zu einer riesigen Prise, die zur Hälfte auf das bereits vorbereitete Sitzungsprotokoll fällt. Auch der Herr Rechtsanwalt am Seitentische nimmt eine Prise und der Gerichtsbote wird nicht über sehen. Nun kommen von allen Seiten laute und halbunterdrückte „Hatziiii", worauf der Herr Vorsitzende strenge bemerkt: „Hoffentlich ist die Schnupferei jetzt zu Ende, so daß in die Ver handlung eingetreten werden kann! Herr D! Ihre Dose hat nun auf die Dauer der Verhand lung in der Tasche zu bleiben." Im selben Momente hat aber der Angeklagte schon wieder seine Dose zur Hand, gibt mit drei Fingern auf dem Deckel ein Trommelsignal als Avis für seinen mächtigen Gesichtsvorsprung und zieht ein halbes Lot Tabak ein. Dann bemerkte er indigniert: „Erstens, Herr Rat, steh i' net in der Front, zweitens därf mer sogar in der Kircha schnupfen, drittens hat mir's der Dokter Nuß baum scho' vor zwanz'g Jahr'n z'weg'n meini Aug'n verschrieb'n und viertens hab i' meine Dos'n von cin'm hohen Herrn extra zum Schnupfa verehrt kriagt!" Gleich darauf nahm der Mann wieder eine Riesenprise. Richter: Ihre Tabaks dose spielt in der gegenwärtigen Verhandlung eigentlich die Haupttolle, und Sie werden die selbe wohl nicht zum Schlagen, sondern zum Schnupfen erhalten haben. So aber haben Sie mit der Dose einem Mann mehrere Verletzungen am Kopfe beigebracht. — Angekl.: Schnupfer san S' koaner, dös hab i' scho' g'spannt, also könna wir uns über'n Wert von aner guet'n Pris aa gar net aussprecha. I' begreif' über- haupts net, daß net a jeder, der a trockenes G'schäft hat, von Polizeiwegen schnupf'n muaß. Herr Sekretäri! gelt a so a Tabakerl hoaßt Hanns? Die feinste Mischung: Wirschini, Bahia ! und Bäri, um fuchzeh' Pfennig 's wenigste. Meine Dos'n a echter Stoanbock silberb'schlag'n mit drei Auswüchs! Also sehg'n's Herr Rat, mit so an G'schirr hoaßt's fein umgeh'n, da därf koana darnach g'langa, sonst sag' i': D'Händ' von der Butt'n! Also da bin i' im Dingskeller draußt und trink a drei, vier Maßl, siech aber ka bekannts G'sicht, und die, wo dader g'wen san, waren meine Leut net. Sie wiss'n ja, wia's heutzutag is', da hörst nixn mehrer von aner Grüebigkeit! Jetzt gibt's nur lauter Mass'nstreik, Bierboykott, Achtstunden arbeit, und a jeder Patzer hält an andern a Bierpredigt und that an Bürgersmann dahe- ampeln, wenn so aner net glei' sein Eid schwört, daß derselb', der d' Arbeit erfunden hat, net glei' in d' Luft g'sprengt wird. Um den Diskurs hat es sich also bei mir am Tisch ebenfalls g'handelt. I' sag' gar nixen und wenn der grosgreane Maler, der 's Wort am ganz'n Abend g'führt hat, wieder auf mich g'schrie'n hat: „Net wahr, Herr Nachbar, i' muaß recht Ham," na' hab' i' auf d' Seit'n g'schaugt und a Priserl g'numma. Auf amal hat der Bursch an Griff g'macht, packt mei' Dos'n, schaugt eina, nimmt a Pris und wirft's weg und sagt: „Pfui Teufel, Fliag'nköpf!" „Meine Dos'n herer! sag i', „augen blicklich oder 's schnackelt"; der wirft mir d' Dos'n schier in d' Photographie und mamst über d' Protz'n und dergleichen Amphibien. „Sie san an solchenen Tabak gar net wert!" hab' i g'sagt, Ehna soll ma' a Baamrind'n reib'n und mit Kunstbutter aufschmelz'n, nacher ham's das Richtige!" Damit hab ich's ttoffa. „Freili'," schreit er, „für an Arbeiter is' alles guat g'nua, san ja nur Arbeiter, i' hätt' guate Lust, i' zoaget Eahna was!" und da g'langt er mir scho' nach'm Krawattl. Das weitere können's Eahna selber ausmalen; mit der Dos'n hab i' halt abg'wehrt! Auf Grund dieser Vorgeschichte erfolgte Freisprechung des Angeklagten. Derselbe hielt eine mächtige Prise krampfhaft in den Fingern und zog sie erst dann ein, als er das Urteil samt Begründung vernom men hatte; dann machte die Dose nochmals die Runde und sogar ein verhafteter Vagant erhielt eine Prise. Mit einem mitleidsvollen: „'s is' schad', daß S' net schnupfa, Herr Rat", trat der Mann ab. Der Humor im Reichstag. Aus der Schrift von T. Szafranski über den Humor im deutschen Reichstag, soeben in zweiter Auflage im Verlag von Hermann Walther (Berlin, Kleiststraße 14) erschienen, entnehmen wir folgende Redeblüten: Die übrigen deutschen Länder, kleinere und größere, hatten die einen Kriegsschatz? Ich weiß es nicht, so viel ich aber weiß, hatten sie keinen. — Es ist ein äußerst großer Mißstand, wenn der Angeklagte schlauer ist als der Untersuchungsrichter. — Königsberg ist jetzt, um nur das beiläufig zu erwähnen, die erste Theestadt des Kontinents, und was unter „Karawanenthee" verstanden wird, das bringen uns meist Königsberger Kamele. — Meine Herren, der 8 40 schaut äußerlich un schuldig aus und liegt da wie eine schlafende Katze. — Den heuügen Aerzten kommt es bei ihren Pattenten auf ein paar Beine mehr oder weniger nicht mehr an. — Unter Realinjurien faßt man diejenigen Mißhandlungen ins Auge, die nur symbolisch gemeint sind. — Das Volk, der gemeine Mann, weiß, daß es außerordent lich schwer ist, im Wege der ehrlichen Arbeit rasch reich zu werden, die Fälle einer Erbschaft oder Heirat natürlich ausgenommen. — Einer aber, der Schulden machen kann, der ist ein Mann. — Meine Herren, das sind Auslegungen, die ich gewohnt bin, in Blättern zu finden, die ich nicht lese. — Altmeister Goethe hat schon gesagt: „Eines paßt nicht für alle", und dieses Wort ist ganz speziell auf die Branntweinsteuer gesetzgebung anzuwenden, an die Goethe wahr scheinlich damals noch nicht dachte. — Für das Sterben und Kranksein ist man nicht auf die notwendige Mitwirkung deS Arztes angewiesen. — Ein fast tragisches Geschick, tragisch, wenn es nicht so sehr traurig wäre. — Die Sache ist nämlich die, das Auswärtige Amt befindet sich nicht eigentlich, wenn ich so sagen dars, in einer dauernden Ehe mit diesem Institut, sondern in einem vorübergehenden Verhältnis. — Von der Regierungsbank hören wir auch nichts, nur ein tiefes Schweigen. — Ich erkenne das ja voll ständig an, daß die Zeitungen ein gewisses Recht haben, indiskret zu sein, da es ihr Beruf ist. — Gewissermaßen wie die Erde sich um sich selbst dreht und sich nichts daraus macht, wenn ihre Vorderseite zur Hinteren geworden ist. — Ich glaube, wenn Sie hier 20 Herren aus diesem Hause zusammennehmen, die Grenze der Unsitt lichkeit wird nicht festgestellt werden können. — Ein Komma bei Dezimalbrüchen, das ist immer so ein bedenklicher Punkt. — Der Kiebitz ist ein komischer Vogel; er legt diese Eier nur, wenn er überhaupt existiert. — Alexander der Große hatte mit 30 Jahren bereits eine Welt erobert, und Napoleon mit 25 Jahren seinen ersten großen italienischen Feldzug" bereits hinter sich; mancher aber bleibt ein Esel sein Leben lang. — Wir (in Süddeutschland) sind viel besser, als die Herren in Berlin, der Metropole der Intelli genz, wie man sie so boshafterweise nennt. — Alles das, was Ihnen die Juristen und die anderen Leute sagen mögen, meine Herren, das ist — Unsinn. — Herr Präsident, ich bin schon einmal hier um eine Rede gekonimen. —. Ueber- haupt bitte ich die Herren, mich nach dem zu beurteilen, was ich hier sage und wie ich selbst vor Ihnen erscheine, und nicht nach dem Bilde, das der Hohlspiegel des Herrn v. Wöllwarth zurückwirft, den er mir überall, wo ich gehe und stehe, nachttägt. — Ja, lachen Sie nur; der letzte Tag, da man lacht, wird auch noch kommen. — Wir wissen sehr gut, daß die kauf männischen Finessen auch dahinter liegen, daß man etwas unter schöner Verpackung verbirgt; da geht es gerade so, wie bei unseren Damen. — Man muß sich stets so halten, daß man auch den Schein meidet und niemand auch nur die geringste Veranlassung gibt, auch nur einen Zweifel in die Zurechnungsfähigkeit des einzelnen zu setzen. Gemeinnütziges. Ein bewährtes und schnellwirkendes Mittel bei Bienen-, Wespen- und anderen In sektenstichen ist nach der ,L. Ztg.' Zwiebelsaft. Sobald man von den genannten Insekten ge stochen worden ist, ist die betreffende Stelle mit einer Zwiebel einzureiben. Der Schmerz wird bald nachlassen, die Röte und Anschwellungen werden bald verschwinden. Lüftet die Kellerräume! Viele Leute sind der thörichten Ansicht, man müsse im Sommer die Kellerfenster ja geschlossen halten, um zu verhindern, daß die heiße Luft in die Keller dringe und die Luft auSttockcne. Nichts verkehrter als das! Wird die Lüftung der Kellerräume vermieden, so verdirbt die Lust der selben, sie wird „müssig", wie man im Volks munde sagt und wirkt sehr nachteilig auf den Wohlgeschmack der Speisevorräte ein. Darum: Lüftet die Keller! Kuntes Allerlei. Die Haselnufternte verspricht in diesem Jahre eine so große zu werden, wie wir sie in diesem Jahrzent noch nicht gehabt haben. Die Büsche sind sämtlich dicht behangen und Büschel von vier, füns ja sechs und mehr Stück sind keine Seltenheit. Auch die Wallnüsse versprechen eine sehr gute Ernte. Eine eigenartige Methode zum Reini gen von Fußböden, Treppen, Teppichen rc. kommt, wie das Patent- und technische Büreau von Richard Lüders in Görlitz schreibt, in Amerika immer mehr in Anwendung, von der behauptet Wird, daß sie im stände sei, Bürste, Besen und Kardätsche ganz zu verdrängen; das Verfahren besteht einfach darin, daß ein Gefäß mit stark komprimierter Luft gefüllt und diesem ein Schlauch angeschlossen wird, der in einem Mund stück endigt. Das Gerät wird nun gerade wie eine Spritze gehandhabt. Bei einem Druck von etwa 5 Atmosphären soll der Luftstrahl ebenso wie eine Bürste allen Staub aus den engsten Falten, aus TeppiHen, Samt, aus den Fugen der Dielen und Möbel ausblascn, ohne dabei die Sachen im mindesten zu beschädigen. Ebenso würde hierdurch die beschwerliche und lästige Handarbeit des Teppichklopsens ganz beseitigt werden können. Schüchtern. „Mein Fräulein, sobald ich in Ihrer Nähe bin, klopft mein Herz so, daß ich immer „herein" rufen möchte!" Zu spät! Fräulein: „Sie wollten mir j schon lange eine Locke verehren, Herr Leutnant!" i — Leutnant: „Gerade gestern letzte abgeschnitten, - gnädiges Fräulein . . . müssen schon nächste ! Ernte abwarten!" «» und uns daran gemahnt, daß wir unter lieben Freunden uns befinden? Erinnerst du dich noch, als wir zum ersten Male hoch oben in tiefster Einsamkeit inmitten der Bergcsriesen nns be- landcn und von hier aus das Alpenglühen sahen? Da war es uns, als öffne sich das Himmelreich, ueberwältigt von der hohcitsvollen Pracht quoll uns das Herz über, die Thränen stürzten uns aus den Augen und uns fest umschlungen haltend, "eßen wir sie ineinander fließen!" Leidenschaftlich hatte Johanna die schöne Schwester an sich gezogen und mit feuchten Augen blickte sic ihr bittend ins Gesicht. Auguste Aar selbst ergriffen und drückte einen Kuß auf Johannas blühende Lippen; dann begann sie uebevoll abwehrend: . „Vergib mir, daß ich deine Ueberzeugung uicht auch zu meiner machen kann; du hast deine Götter, ich die meinen! Trotzdem wollen wir ttrtan wieder so einträchtig sein, wie wir es ttuher waren!" Mit schmerzlich bebender Stimme entgegnete Johanna: „Wärest du nie in Paris gewesen! Das Jahr, welches du dort verbracht, hat dich unserm Volke und dem Vatcrlande entfremdet! Blicke hmaus auf die Berge und auf die friedlichen Wohnstätten, die sich dort befinden und in die Mord und Brand getragen wurden, als man Tirol seinen! rechtmäßigen Herrn geraubt. Weiber und Mädchen und hilflose Greise warf man in Flammen und unschuldige Kinder spießte Man an Bajonette. Und nicht Henkersknechte Lerübten solche Grauel, sondern die Soldaten ihn hassen, den falschen Ruhmesschein der Unterdrücker, und lerne wieder deutsch denken und empfinden und unser Vaterland über alles lieben!" „In Ewigkeit! Amen!" erklang da plötzlich eine volle Männerstimme. Ms die beiden Mädchen sich erschrocken um wandten, erblickten sie inmitten des Zimmers einen Kapuzinermönch, der unbemerkt herein gekommen war und alles gehört hatte. Hoch aufgerichtet stand er da uüd aus seinem vor Er regung blassen Gesicht leuchtete ein Strahl der Begeisterung. „Verzeiht, ihr edlen Fräulein, daß ich ein unfreiwilliger Lauscher war. Der Herr Baron Thurming hat mich hierherbestellt, um mir von Amtswegen eine Rüge zu erteilen, meiner letzten Predigt wegen, die zu feuerglühMd und patriotisch gewesen sein soll. Er würde Wohl stillschweigend darüber hinweggegangen sein, als Beamter muß er jedoch auf die. ge hässige Anzeige hin seiner Pflicht genügen. Auch ich weiß den Mann von seinem Amte zu unterscheiden. Ich bin der Pater JoachtM Haspinger." Pach einem stummen Gruße entfernte sich Auguste, um den Kapuzinermönch beim Onkel anzumelden. Kaum war sie fort, so trat Haspinger rasch auf Johanna zu, und indem er innig ihre beiden Hände faßte sprach er tief bewegt: „Der liebe Gott hat in reichster Fülle holden Liebreich über dich vergossen, den kostbarsten Schatz jedoch in deine Brust gelegt, welche ein vorhin gesprochen, sie flammen heiß in mir wieder und ich will sie auf den Bergen und im Thale von Haus zu Haus, von Hütte zu Hütte tragen!" Nach kurzem Besinnen flüsterte Pater Haspinger dem Mädchen zu: „Schwöre mir aufs Kreuz, daß du schweigen willst, so sollst du ein Geheimnis von mir ver nehmen." „Ich bin Tirolerin, und da braucht es wohl nicht des Schwures!" „Verzeihe, edles Fräulein, du hast recht! So wisse denn: unser Volk wird mit eigener Hand seine Ketten brechen und sich wie ein Mann erheben; der Bund ist bereits geschlossen und wir warten nur noch auf den Ausbruch des Krieges zwischen Oesterreich und Frankreich. Ich habe deiner zarten Seele Großes anvertraut, aber ich konnte mir es nicht versagen, dir die Freudenkunde mitzuteilen!" Leuchtenden Auges blickte der Kapuzinermönch auf Johanna, dann legte er ihr segnend die Hand aufs blonde Haupt. Als nach einer Weile Auguste wieder er schien, dem Mönch bedeutend, er möge sich zum Onkel begegen, sprach er inmg zu ihr: „Du holdes Kind, lasse auch meine Bitten sich mit denen deiner Schwester einen und schenke gleich ihr unserm armen Tirol dein Mitgefühl, Gott wird dir's sicher lohnen." Mit einem frommen Gruß entfernte er sich gleich darauf. Während Johanna schwärmerisch hinüber zu den hohen Bergen blickte, schaute Auguste gedankenvoll nach der Thür, durch die Als dieser eben das Gemach des Barons Thurming betrat, bei dem er mit einer höflichen, aber eindringlichen Verwarnung davon kam, begab sich Jakob Burgmaier, der gewesene Raub mörder, zum Polizeirat Pirou, wo er sich zu melden und die seine Freilassung betreffenden Papiere abzugeben hatte. Derselbe war ein Franzose und ein gewiegter, in allen Schlichen wohlbewanderter Beamter, der Iakob ganz allein in seinem Privatgemach empfing. Als dieser nach ungefähr einer Stunde sich wieder entfernte, da war sein Antlitz totenblaß, aber aus seinen Augen blitzte wilder Hohn und düstere Entschlossenheit. Und während er dann durch die Straßen der Stadt schritt, überzählte er vorsichtig mehrere blitzende Goldstücke und nachdem es geschehen, ließ er sie in seiner Hosentasche aneinander klingen und freute sich an dem verlockenden Ton derselben, indem er vor sich hin murmelte: „Für dieses Geld gibt es kein Kerkerelend; dasselbe soll aber nicht ins Wirtshaus wandern, sondern meiner alten Mutter und dem lieben Enkclkinde zu gute kommen!" Aber kein einziger Gedanke an sein armes, geknechtetes Vaterland fand Raum in seiner Brust. Als er zur Kirche gelangte, an deren Außenseite die Leidensgeschichte des Heilands in Bildern angebracht war, erschauerte er, als er auf einem derselben Judas erblickte, der grin send die für den Verrat empfangenen Silber linge überzählte. Da war es ihm auf einmal, als gelle es hinter ihm einher: „Judas, Judas Jschariot!"
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